Autor: Kim
1. Kapitel
"Und er kehrte zurück um seine verlorenen sieben Jahre nachzuholen
Ende"
"Erzähl sie noch mal, bitte Opa!" bettelte der kleine Junge.
Der alte Mann lachte: "Benny, du hast die Legende schon so oft gehört,
du kennst sie doch schon in- und auswendig." "Sie ist so schön.
Was wohl danach passiert ist?" "Frag ihn doch! Du musst nur ein paar
Jahrhunderte zurückreisen.", meldete sich Lin zu Wort. Sie lag auf
dem Bett und genoss die wohltuende Wärme der Sonnenstrahlen, die durchs
Fenster fielen. Sanft streichelten sie über ihre Haut.
Wunderbar, endlich Ferien. Sie spürte wie sich jemand über sie beugte.
Ihr Bruder schaute sie mit himmelblauen Augen an. Sein kurzes, blondes Haar
legte einen Schatten über ihr Gesicht. "Soso, du kannst das natürlich,
wenn du schon so klingst."
Schnell drehte er sich um und biss ihr in den Fuß. Sie sprang auf. "Hey
was soll das?" fragte sie mit gespielter Wut und warf ein Kissen nach ihm.
"Haha, ich bin der mächtige Ganon und ich werde dich jetzt zur Strecke
bringen." "Ah, das versuch mal du Möchtegern-Bösewicht."
Eine wilde Kissenschlacht begann. Lächelnd beobachtete der Alte das fröhliche
Treiben der Kinder. Beide hatten sie dieselben blauen Augen wie er und auch
dieselben blonden Haare. Nun ja, jetzt da er ins hohe Alter gekommen war, hatten
sich seine Haare natürlich grau gefärbt.
Doch viele Generationen hindurch hatten alle Familienmitglieder diese Merkmale
geerbt, die, an denen der Held der Zeit zu erkennen gewesen war.
"Opa?", riss ihn Lin aus seinen Gedanken. "Du weißt doch
was Übermorgen für ein Tag ist
" "Keine Sorge, ich
habe deinen Geburtstag nicht vergessen. Ja du wirst 15
Ach wie schnell
doch die Zeit vergeht. Mir kommt es vor als wäre es erst gestern gewesen,
als du noch auf meinem Schoß saßt und wir ´Hope-Hope-Reiter´
spielten."
Lin schüttelte den Kopf. Solche übertriebenen Schwärmereien von
der Vergangenheit kannte sie schon.
"Lin hast du heute nicht Training? Es ist schon dreiviertelzwei.",
drang die Stimme ihrer Mutter zu ihnen hoch. "WAS? Verdammter Mist verdammter
"
"Lin, wie oft habe ich dir schon gesagt du sollst nicht fluchen."
Mit enttäuschter Miene blickte Opa sie an.
"Ja ok, ich werd´s mir abgewöhnen, ciao bis später."
Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, ihren Bruder einen Klaps und flitzte los.
Der alte Mann wusste, dass das nur leere Versprechungen waren. Lin war viel
zu stur und energiegeladen. Man kannte sie eben nicht anders. Ihre Lebhaftigkeit
und Wildheit würde sie aber mit der Zeit unter Kontrolle bringen.
Der 8-jährige Benjamin dagegen war ein stiller und ruhiger Junge. Er hatte
eine für sein Alter erstaunliche Geduld und Intelligenz, und manchmal kam
es einem so vor, als würde ihn eine mysteriöse Aura umgeben.
Der Großvater lehnte sich zurück und schloss die Augen. Schon von
seinem Großvater hatte er die Legende von Link, seinem Vorfahren, erzählt
bekommen. Nun lag es an ihm die Tradition fortzuführen. Und das tat er
auch.
Lin war gerannt wie selten. Ganz außer Atem zog sie ihren Traininganzug
an. Hektisch band sie ihre bauchlangen Haare zu einem zerzausten Knäuel
zusammen. Auf einmal packte sie ein eigenartiges Gefühl. Alles um sie herum
schien sich zu verändern. Die Wände verformten sich. Aus dem viereckigen,
kleinen Umkleideraum wurde eine riesige Halle, die acht Kanten bildete. Spärliches
Licht fiel durch ein Fenster ganz oben. Von irgendwo her erklang engelsgleicher
Gesang. Sie sah ein dreistufiges Podest, auf dem ein gerader Stein lag. Und
in ihm eingeschlagen war ein Schwert. Lins Augen weiteten sich, als sie es sah.
Langsam ging sie darauf zu, Stufe für Stufe. Sie streckte ihren Arm danach
aus. Ihre Fingerspitzen kribbelten. Nur noch einen fingerbreit entfernt! Plötzlich
wurde ihre Hand von einem Sog erfasst. Das Schwert zog sie an. "NEIN!"
schrie sie. Es ließ sie los und der Raum löste sich auf. Sie zitterte
am ganzen Körper und war überglücklich wieder in ihrer vertrauten
Kabine zu stehen. Die Tür ging auf und ihre Freundin stürmte herein.
"Was ist los? Warum schreist du so?" Lin war bleich im Gesicht. "Lin...
geht`s dir nicht gut?" Besorgt blickte Jenni sie an. "Nein nein, alles
in Ordnung. Wirklich!" Skepsis lag in Jennis Visage.
Trotzdem drehte sie
sich um und ging Lin voraus, in die Turnhalle. "Da bist du ja, Lin. Du
kommst nicht ZU früh.", stellte die Lehrerin fest. "´Tschuldige
Mona, hab mal wieder zu viel geträumt", antwortete Lin wahrheitsgemäß.
Monika Ebner war ihre Tanzlehrerin doch nach 4 Jahren war die ganze Gruppe schon
so stark zusammengewachsen, dass sich alle duzten. Theatralisch zog Lin eine
alte, grüne Zipfelmütze hervor und setzte sie sich auf den Kopf. Man
traf Lin eigentlich nie ohne sie. "Wieso setzt du diesen komischen Stofflumpen
immer auf?", fragte Maria im gespielt angewiderten Ton.
Lautes Gelächter
brach aus. "Ja ja, lacht ihr nur. Das ist die Kappe vom legendären
Helden der Zeit. Vor vielen Jahrhunderten rettete er unsere Welt. Ihm ist es
zu verdanken, dass wir alle heute leben. UND ich bin stolz darauf, direkt von
ihm abzustammen." Lin würdigte sie keines Blickes mehr. "Hach,
du glaubst dieses Ammenmärchen auch noch. Dir ist nicht zu helfen.",
stöhnte Jenni. "So meine Damen, jetzt ist aber Schluss. Fangen wir
an." "Ich möchte heute etwas Neues ausprobieren.", sagte
Mona. "Musik wird spielen und jede von euch soll dazu tanzen. Aber es soll
etwas eigenes,
spontanes sein." Der Reihe nach tanzten alle Mädchen.
Als letztes war Lin dran. "Also los." Sie schloss die Augen und lauschte
der Musik. Es war schöner Hip-Hop mit tiefem Bass. Ihr Körper begann
leicht zu vibrieren. Sie setzte einen Fuß vor dem anderen. Jetzt fing
sie richtig an zu tanzen. Eilens schliff sie nach links, dann nach rechts. Sie
setzte sich auf die Knie und rutschte ein Stück diagonal nach vorne, schwang
ihr Bein kraftvoll und im weiten Bogen über das andere und sprang auf.
Ihre Arme rissen zu allen Seiten
und dann stand sie still aber bereit zum
Weitermachen da. Sie öffnete ihre Augen wieder und schaute in die erstaunten
Gesichter der Anderen. "Wow", kam es aus allen Mündern. "Das
hab ich dir nicht beigebracht.", erwiderte die Lehrerin. "Woher kannst
du das?" Doch Lin wusste selbst nicht was über sie gekommen war. Wie
hatte sie das gemacht?
Später am Abend saß sie in ihrem Zimmer und kämmte ihr langes Haar. Die Stoffmütze lag vor ihr auf der Kommode. Jemand klopfte an die Tür. "Herein.", murmelte sie. Ihre Mutter trat ein. Sie nahm Lin die Bürste aus der Hand und kämmte weiter. "Wie geht es dir?" "Gut." Lin blickte durch den Spiegel direkt auf ihre Mutter. Von ihr hatte sie die tiefen, wasserblauen Augen. Und nicht zu vergessen; die geschmeidigen, blonden Haare. Es war nicht goldblond, nein, eher wie die Farbe der aufgehenden Sonne, wenn sie am frühesten Morgen ihre Strahlen auf die Erde schickte. Lin pflegte ihre Haare jeden Tag und sehr sorgfältig, denn sie wollte das auch ihre so schön wurden wie die ihrer Mutter. Mutter fing an zu summen. Die Melodie hörte Lin jeden Abend, schon seit sie denken konnte. "Sag mal Mam, was ist das für ein Lied?" "Es ist ein uraltes Wiegenlied. Schön nicht war?" "Ja, sehr schön."
2. Kapitel
Sie lag auf der Seite und krümmte sich vor Schmerz. Die Kälte des
Steinbodens drang in ihre Knochen. Der komische achteckige Raum! Sie blickte
auf, direkt in ein grässliches Gesicht, das hämisch auf sie herabsah.
Die glühenden, gelben Augen stachen wie Dolche. Der dazugehörige Mann
war groß und muskulös, hatte rotes, kurzes Haar. Seine Haut schimmerte
grünlich. UND er machte ihr Angst. Ein lederner schwarzer Anzug bedeckte
seinen gesamten Körper. Weiße Stulpen, bestickt mit roten und blauen
Mustern, waren über seine Arme und Beine gezogen. Ein blutroter Umhang
wiegte sich leicht in seinen Bewegungen. Aber am auffälligsten war ein
golden schimmernder, großer Stein auf seiner Stirn.
"Du mieser Dreckskerl!", hörte sie sich schreien, mit einer jungen
Männerstimme. "Was fällt dir ein mich
." "Hast
du wirklich geglaubt du kannst dem Schicksal entrinnen? Wie töricht von
dir, hahaha." Das Lachen klang dunkel und bedrohlich. Neben ihr lag das
Schwert. Das, das sie schon kannte. Sie versuchte danach zu greifen. Doch der
andere war schneller. Er feuerte eine glühende Energiekugel ab, die sie
traf. Das Schwert wurde aus ihrer Reichweite geschleudert. Eine tiefe Wunde
verlief ihren linken Unterarm entlang. "Jetzt reicht es. Verabschiede dich
von deinem Leben.", sagte der Mann. Kaum waren die Worte verklungen umgaben
sie plötzlich Schatten. Die wurden materiell, zu einem schwarzen Schleim.
Langsam hüllte er sie ein. Mit aller Kraft werte sie sich, doch es half
nichts. Sie schrie, wie sie noch nie geschrieen hatte und auf einmal erhellte
ein grünes Licht die Halle
und dann wurde alles schwarz. Der Schleim
hatte sie gänzlich verschlungen
Lin riss die Augen auf und sprang
hoch.
Kalter Schweiß ran ihr die Stirn herunter. Was war das eben gewesen? Keuchend
erhob sie sich vom Bett. Irgendwas stimmte nicht, das spürte sie ganz genau.
Jemand weinte leise. Es kam aus dem Schlafzimmer ihrer Eltern. Knarrend ging
die Tür auf und gab den Blick frei, auf eine liegende Frau und einen Mann,
der neben ihr kniete. "Papa, was ist passiert?" "Mam wacht einfach
nicht mehr auf, mein Schatz! Sie ist einfach umgefallen und
" Sie
ging ans Bett und rüttelte sanft an den Schultern derer, die noch vor kurzem
summend in ihrem Zimmer gestanden hatte. "Mama, Papa!" Benny kam hereingestürzt.
Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Opa ist TOT!" er brach
heulend zusammen. Lin stürzte sofort in den Raum in dem sie ihren Opa immer
zu schlafen wusste. Er lag ruhig da. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust. Zum
Glück! Da sie das Herz noch schlagen hörte, konnte er nicht tot sein.
Tief schlafend, das war es was er war. Doch auch er wollte einfach nicht aufwachen.
Ihr Vater lief den Gang auf und ab. Er versuchte sich zu beruhigen. Ihr Bruder
lag in ihrem Schoß und schlief. Sie selbst versuchte sich genau an ihren
Traum zu erinnern. Wer war der bösartige Mann gewesen? Und wer sie? Auf
jeden Fall kein Mädchen, das hatte sie selbst zu hören bekommen. Benny
klammerte sich fest an sie. "Nein, lass mich in Ruhe.", flüsterte
er. Tränen rannen ihm die Wangen hinunter. Der Arzt kam aus dem Krankenzimmer.
Erwartungsvoll trat Vater auf ihn zu. Als der Arzt das sah ergriff er gleich
das Wort: "Nun, wir haben ihre Frau und ihren Schwiegervater medizinisch
versorgt. Aber leider wissen wir noch nicht was der Grund dieses
Komas
ist. Es wäre das Beste, wenn sie jetzt nach Hause fahren und später
wieder kommen." Auf dem Rückweg sprach niemand ein Wort. Wieder in
ihrem Haus ging es Vater nicht besser.
Lin vergrub ihr Gesicht ganz in ihre grüne Mütze aus Stoff. "Ich
fahre jetzt zurück ins Krankenhaus. Wann ich wieder komme weiß ich
nicht, aber stellt euch schon mal darauf ein, die Nacht alleine zu verbringen."
Mit diesen Worten knallte die Türe zu. Die Geschwister hörten noch
das aufbrummen eines Motors und wie sich das Auto immer weiter entfernte. Irgendwann
sah Lin aus dem Fenster, um festzustellen, dass es bereits dunkel war. Ihr Bruder
lag sicher schon tief schlummernd in seinem Bett. Sie zog sich ihren dunkelblauen
Lieblingspulli, der ihr viel zu groß war, über und stieg, so angezogen
wie sie war, in ihr Bett. Aber da lag schon jemand. "Benny! Was machst
du in meinem Zimmer?" "Ich kann nicht schlafen. Darf ich bei dir?"
"Aber nur heute, klar!" Fast wäre es ihr gelungen einzuschlafen,
da riss sie die Nervensäge aus ihren Träumen. "Ich hab durst!"
"Dann hol dir was." "Bitte mach du.", flehte er.
"Hättest du nicht was trinken können, bevor du in mein Bett stiegst
",
murmelte Lin und rieb sich die Augen wach. Taumelnd lief sie dir Treppe runter,
in die Küche. Mit dem halbvollen Glas in der Hand wollte sie wieder hoch,
da fiel ihr Blick in den Spiegel neben dem Brotschrank. Gutgütiger, sehen
meine Haare schrecklich aus, dachte sie. Plötzlich lies sie das Glas los.
Mit lautem Klirren zerschellte es auf den Fließen und der Inhalt verteilte
sich. Gelbglühende Augen funkelten sie an. Lin zitterte und drehte sich
mit einem Ruck um. Da war niemand
Wieder blickte sie in den Spiegel. Nur
ihr eigenes Spiegelbild. Hatte sie sich die Augen nur eingebildet? Das komische
Gefühl war wieder da. Alles schien zu verwischen. Und sie hörte eine
Stimme. Jemand rief nach ihr. Es war ihr Bruder. Ein Ruf reiner Panik und Angst.
Stürmisch rannte sie die Treppe hoch öffnete die Tür und
blickte
direkt durch ein riesiges Skelett. "Sie sind zu zweit.", sagte es.
"Dann schnapp du dir den andern."
Ein anderes packte ihren weinenden Bruder. Der an der Tür, streckte die
Arme nach ihr aus, doch Lin war schneller. Trotz ihres Schocks und ihrer Ungläubnis
war sie im Stande einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie fiel auf die Knie,
rutschte zwischen den Beinen des Skeletts hindurch und riss ihr Bein in einem
Bogen herum. Dadurch hatte sie das Skelett das ihren Bruder festhielt von den
Beinen gerissen. Flink nahm sie Benny, hob ihn auf ihre Schultern und öffnete
das Fenster. Hinter sich spürte sie wie sich das eine Skelett umgedreht
und das andere erhoben hatte. "Halt dich jetzt gut fest, Benny.",
hechelte sie und kletterte aufs Fensterbrett. Sie griff nach der Regenrinne
und kletterte daran herunter.
Wobei sie kaum festen Halt hatte und sich, um nicht runter zu fallen, mit den
Händen festklammerte. Leider kam ihnen das nicht zu Gute. Blut rann ihr
über die Arme. Von oben schauten ihr die Wesen mit äußerstem
Ärgernis nach, was ihr trotz allem ein flüchtiges Lächeln entlockte.
Eins das zu früh kam. Kaum hatte sie wieder festen Boden unter den Füßen,
sprangen die Skelette herunter. "Scheiße!", keuchte sie und
raste davon, die Monster hinterher. "Beeil dich! Sie holen auf." Ihr
Bruder blickte zurück. "Wenn es dir nicht passt dann können wir
ja Plätze tauschen. Du rennst und ich hetze." Vor ihr tauchten weitere
dieser Kreaturen auf. Stalfos kam es ihr in den Sinn. Sie waren umzingelt. Lin
setzte ihren kleinen Bruder ab und flüsterte: " Ich lenke sie ab und
du rennst weg." "Aber
", wollte Benny protestieren. Doch
seine Schwester ballte bereits die Fäuste, bereit zum Angriff. "Ergreift
sie!"
Ein Stalfos trat aus der Menge genau auf sie zu. Er hatte auf seinem Helm eine
Art rote Feder. Bestimmt ist er ein General oder so, überlegte Lin und
schlug zu, wobei sie in ihrer Torheit noch hoffte die Rippen ihres Gegners würden
brechen, ehe sie den großen Schmerz in der Faust spürte. Bei ihm
probierte sie die gleiche ´Beinbogentechnik´ und auch er fiel zu
Boden. Alle anderen kamen auf sie zu. Sie rollte sich weg, ergriff die Hand
von Benny und setzte sich wieder in Bewegung. Erschöpft wie sie war, konnte
sie ihn nicht mehr tragen. "JETZT REICHT ES!" brüllte der General.
Und ehe sie sich versah stand er neben ihr und versetzte ihr eine gewaltige
Rechte. Hart schlug sie auf der Erde auf. Dann spürte sie nichts mehr.
Sie war ohnmächtig.
3. Kapitel
Welcher Tag war heute? Ja, genau ihr Geburtstag!!! Jetzt stehe ich auf und alle
singen ´Happy Birthday´, war Lins erster Gedanke und sie öffnete
voller Vorfreude die Augen. Ein kleiner, kalter Raum mit Steinwänden, kein
Fenster. Eine Fackel erhellte, zwischen dicken Eisenstäben hindurch, spärlich
das Gefängnis. Sie lag unbequem auf dem Boden. Irgendetwas piekste ihr
in den Rücken. Stöhnend hob sie ihren Oberkörper, nur um sich
schnell an ihre schmerzende rechte Seite zu greifen. Sie tastete mit der anderen
Hand nach hinten und holte den Gegenstand auf dem sie gelegen hatte hervor.
Eine Schleuder? Was hatte eine Schleuder hier zu suchen? Was hatte sie hier
zu suchen? "Lin?", flüsterte eine vertraute Stimme. Ihr Bruder
kam auf sie zu. Sein Gesicht glänzte nass im Schein der Flamme. Er musste
schrecklich geweint haben. Sie umarmte ihn und versuchte ihn zu beruhigen.
Doch eigentlich konnte sie sich selbst nicht mal beruhigen. "Benny, wo
sind wir?", fragte sie nach einer Weile. "Die Monster haben uns durch
so einen Lichtschleier gebracht, in so eine schwarze Burg auf der anderen Seite.
Ich hab Angst!" "Keine Sorge, irgendwie kommen wir hier raus
irgendwie
" Suchend lief sie den Boden mit den Augen ab. Überall
lagen winzig aber spitz, Steine verteilt. Vorsichtshalber steckte sie einige
davon in ihre Hosentasche, zusammen mit der Schleuder und zog ihren langen Pulli
drüber. Keine Sekunde zu früh, denn schon hörten sie schwere
Schritte. Die zwei Skelettkrieger die die Geschwister schon kannten öffneten
das Gitter und der blöde General trat in die Zelle. Der hatte ihr doch
so einen ordinären Hieb verpasst; das würde sie sich merken. "Ihr
habt die Ehre um eine Audienz." "Mit wem?", fragte Lin frech.
Er führte eine befehlende Handbewegung aus und die beiden anderen kamen
auf sie zu und schupsten sie brutal vor sich her. Durch unzählige Gänge
und Hallen wurden sie, wenn man die Brutalität nicht erwähnte, geführt.
Ein roter Teppich eilte ihnen stets voraus. Überall an den dunklen, kalten
Steinschichten waren Fackeln angebracht, die den Weg einigermaßen erleuchteten.
Lin sah Statuen aus Marmor. Zähnefletschende Monster, richtige Dämonen.
Ein Schauder spukte in ihren Gedanken. Hier fühlte sie sich ganz und gar
nicht wohl. Unzähliger Treppen schritten sie empor, bis sie vor einem gewaltigen
golden verziertem Tor standen. Mit einem Mal wusste sie, dass sie dort nicht
rein wollte. Es interessierte sie nicht mehr dem Geringsten wer sich dahinter
befand. "Geh schon!" Das Tor ging auf und sie stolperte in den Saal.
Das Licht war hier noch schwächer als im Kerker obwohl sie im höchsten
Raum sein mussten. Was auf der anderen Seite war konnte sie, egal wie sich ihre
Augen anstrengten, nicht erkennen. "Verneigt euch ihr Unwürdigen!",
sagte der General und stieß Benny zu Boden. Doch ehe er Lin das gleiche
antun konnte, wich diese aus. Sie nahm ihre Kampfstellung ein, die sie bei der
ersten Begegnung mit ihm schon gehabt hatte. Böse funkelte er sie an. "Lass
sie Karos. Sie dürfen ruhig stehen.", sagte eine Stimme, die aus der
Dunkelheit drang.
Lin lief es kalt den Rücken hinunter, so kalt wie diese Stimme. Ein Fingerschnips
hallte durch den Raum und die Fackeln brannten blitzartig auf. Ein schmuckloser
Thron kam zum Vorschein. Ihr stockte schlagartig der Atem. Die Person die darauf
saß, war kein geringerer als der Mann, den sie in ihrem Traum gesehen
hatte. Wieder sah sie die unangenehm durchdringenden Augen auf sich gerichtet.
Die Stalfose traten gebeugt ein paar Schritte nach hinten. Benny sprang auf
und versteckte sich hinter Lin. "Er ist es, aus den Erzählungen von
Opa." flüsterte er angsterfüllt. "Gestatten! Ich bin Ganon,
Herr über Hyrule.", majestätisch neigte er seinen Kopf. "Dürfte
ich auch eure Namen erfahren?" Schweigen erfüllte den Saal, dann holte
Lin tief Luft und antwortete: "Hören Sie, das nennt man Kindesentführung.
Wenn Sie uns nicht frei lassen dann
"
Ganon lachte laut auf. "Was dann? Glaubst du eure - wie hieß das?
- POLIZEI wird euch retten? Haha, die gibt es hier nicht." Natürlich
nicht! Das konnte niemals ihre Welt sein
"Was wollen sie von uns?",
fragte Lin und versuchte bestimmt zu klingen. "Eure Namen?", fragte
er noch einmal. "Lin und Benjamin." "Nun, ich weiß, dass
zwei eurer Familienmitglieder sehr krank sind. Ich kann ihnen helfen und bin
auch gern bereit zu verhandeln
" "DAS IST GELOGEN! ", warf
Benny ein. "Sie sind daran schuld. Sie haben Link. Und wenn er nicht mehr
existiert, werden wir, mit dem selbem Blut, uns auflösen!" Ganon stand
mit einem Ruck auf, was den Kleinen veranlasste sich schnell wieder hinter seiner
großen Schwester zu verkriechen. Automatisch griff sich Lin an den Unterarm,
der in ihrem Traum auf so real wirkende Weise aufgeschlitzt worden war. War
das die Bedeutung? War es wirklich passiert? Das hieße dann ja, dass ihre
Jungenstimme
Doch woher wusste Benny davon? Sie erinnerte sich wie er in ihren Armen im Schlaf
gesprochen hatte. Ob er genau dann den gleichen Traum gehabt hatte? Langsamen
Schrittes lief Ganon auf die beiden zu, Benny fixierend. Als er nahe war, streckte
Lin ihren Arm zur Seite. "Lassen Sie ihn in Ruhe!", sagte sie. Als
ältere Schwester hatte sie nicht nur die Pflicht, sondern auch das Verlangen
ihren kleinen Bruder zu beschützen. Ganon setzte ein süßliches
Lächeln auf, das bei ihm extrem falsch aussah. Er legte seine Hand an ihr
Kinn und hob es, sodass sie ihm genau in die Augen blickte. Sie fletschte leicht
die Zähne und versuchte stolz und mutig zu wirken. Dabei hoffte sie ihr
stark pochendes Herz war nicht zu hören.
Im Augenblick konnte sie sich an keine Szene mehr erinnern in der sie mehr Angst
gehabt hatte als jetzt. Ihr war heiß und das nicht wegen der Zimmertemperatur.
Hinter ihr vergrub Benny seinen Kopf noch tiefer in ihren Rücken. Sie fühlte
wie sich seine Fingernägel tiefer in ihre Haut bohrten. "Für
eure Frechheit könnte ich euch einfach töten." "Kannst du
nicht", warf Lin ein. "Sonst hättest du es schon längst
getan." Das war's mit dem höflichen Siezen. Ganon zog die Hand zurück
und drehte sich um. "Ihr habt eine ausgezeichnete Kombinationsgabe. Das
muss man euch lassen." Lin hielt ihren Blick noch kurz hoch und da kam
ihr endlich der rettende Einfall. Zumindest hoffte sie das. "Also was hast
du jetzt mit uns vor?", fragte sie und kratzte sich mit dem rechten Zeigefinger
den linken Handrücken.
Ihr Bruder wurde hellhörig. Er kannte diese Geste seiner Schwester. Immer
wenn sie das tat, schmiedete sie einen Plan. Wenn jetzt alle so reagieren wie
ich es mir ausmale, dann könnte es klappen, überlegte sie. "Nun,
ihr wist bestimmt vom Triforce. Es ist uns etwas abhanden gekommen. Ich bin
mir aber sicher, ihr könnt es finden." Jetzt war es an Lin zu lachen.
Ihr Gelächter klang etwas schriller als beabsichtigt. Plötzlicher
Zorn stieg in ihr auf von dem sie nicht wusste woher er kam. "Du glaubst
wirklich wir würden dir helfen? Ausgerechnet dir! Jetzt reicht´s
MIR!!!" Sie holte blitzschnell ihr Zeug, das sie hatte mitgehen lassen,
spannte einen Stein auf die Schleuder und zielte auf Ganon. Der war von dem
lächerlichen Manöver so überrascht worden, dass er einfach stocksteif
stehen blieb. Im Gegensatz zu den Wachen. Die eilten herbei. Ja, genau wie Lin
es geplant hatte. Noch ein kleines Stück, JETZT.
Sie änderte schlagartig ihr Ziel. Mit einem Ruck drehte sie sich um ihren
Bruder bis sie mit ihrem Rücken an seinem stieß. Benny war so perplex,
dass er sich krampfhaft zusammenzog und Lin schoss mit aller Kraft. Bitte lass
es klappen, bitteeeee, dachte sie. Der Stein traf das dicke Seil und durchtrennte
es mit der scharfen Kante. Lin zog ihren Bruder eng an sich. Die drei schwer
aussehenden Kronleuchter stürzten gen Boden. Der erste stürzte auf
die Gruppe von Skeletten herab, die nicht mal die Zeit hatten zu erschrecken.
Der zweite auf die Geschwister. Lin drückte ihren Bruder fest an sich und
sie konnten durch eines der Löcher im Kronleuchter schlüpfen. Sie
stiegen drüber und rannten zum Ausgang. Der dritte fiel direkt auf Ganon,
der ihn unbeeindruckt durch Magie zur Seite stieß. "Lauft nur, weit
kommt ihr nicht."
4. Kapitel
Lin zog ihren Bruder hinter sich her und blickte sich hektisch zu allen Seiten
um, mit dem guten Vorsatz, sie beide heil hier raus zu bringen. Ständig
ging es Treppen hinunter. An einer Kreuzung angekommen wollte sie geradeaus
weiter laufen. Ihre Orientierung war gleich null. "Nein, hier lang. Dort
geht es raus!" Ben schlug den rechten Weg ein. Und tatsächlich gelangten
sie ans Tageslicht? Besonders hell war es eigentlich nicht. Das Schloss sah
von außen noch scheußlicher aus als von innen. Verblüfft fragte
sie ihren Führer woher er sich denn bitte hier auskannte. " Kann ich
dir nicht sagen.", kam die Antwort. "Ich weiß es einfach."
Sie blickte nach oben und erkannte ein Fenster. Also befanden sie sich doch
nicht im obersten Raum, denn der in dem sie gewesen waren hatte keines. Dahinter
huschte ein Schatten vorbei. "Wir müssen eine Etage höher!"
kommandierte Benny. Zeit blieb ihr nicht mehr über den Schemen nach zu
denken. "Ok." Sie bildeten eine Räuberleiter und ihr Bruder kletterte
hinauf.
Viele schnelle Schritte kamen hörbar näher. "Beeil dich!"
kreischte der Kleine. Sie sprang und hielt sich an der Kante der Mauer fest.
Jetzt musste sie sich ja nur noch hochziehen, was für eine Ironie. Ganon
stand noch höher. Belustigt schaute er zu wie sich das Mädchen abmühte,
angefeuert von dem Jungen. Man sah ihr an, dass sie am Rande ihrer Kräfte
war. Ihr eiserner Wille war bemerkenswert und trotzdem umsonst. Er sprang hinunter,
genau hinter Benny und packte dessen Oberarm. Benny zuckte erschrocken zusammen.
"Nein, lass!" Er wand sich in Ganon´s Griff. Lin sah erschrocken
auf ehe ihr der Burgherr auf die Hand trat. Instinktiv lies sie los und knallte
hart mit dem Hintern auf den Steinboden. Schon waren diese Biester von Wachen
angekommen. Wie sollten sie jetzt noch entkommen? "Gib auf, Kleine. Ihr
werdet nie wieder einen Fuß in eure Dimension setzen." Ganon´s
Lachen lies sie frösteln. Die Stalfose drängten sie bis an die Wand.
In ihrer Verzweiflung schlug sie um sich. Sie kratzte und biss, was ihr mehr
schadete als den Monstern aus reinem Kalk.
Mit einem Ruck riss sie einem von ihnen die Hand ab und drängte sich auf
die andere Seite. Der Stalfos, wutendbrand, verpasste ihr so einen Schlag, dass
sie mit ihren Beinen gegen die Randwand der Etage stieß und noch mehr.
Der Schwung reichte aus um sie über die Brüstung zu werfen. Sie verlor
das Gleichgewicht und stürzte kopfüber in die Tiefe. "NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!",
hörte sie ihren Bruder schreien. Die Dunkelheit umhüllte sie und die
Burg wurde immer kleiner. War jetzt alles aus? Nie wieder würde sie ihre
Eltern umarmen, nie wieder den alten Geschichten ihres Großvaters lauschen,
nie wieder würde sie tanzen. Flügelschläge drangen an ihre Ohren
Eine riesige Eule erschien am wolkenbedeckten Himmel und stürzte auf Lin
herab. Sie packte das Mädchen an der Talje und flog eilends davon ehe es
wusste wie ihm geschah. "Du Idiot!", brüllte Ganon und schleuderte
eine leuchtende Kugel, die den Skelettkrieger verpuffen lies.
Er hörte das leise Wimmern des Jungen. Doch unverkennbar war da eine gewisse
Erleichterung in der schniefenden Stimme. Flüchtig strich er mit der Handfläche
über seine Stirn und flüsterte: "Schlaf!" Benny überkam
eine starke Müdigkeit. Seine Knie gaben nach und er schlief auf der Stelle
ein. Der Mann fing ihn auf. "Ashanti!" Sofort stieß eine schöne,
junge Frau zu ihnen. Sie war im gelbfarbenem Wüstenstil gekleidet. Eine
lange, dünne Pumphose und ein trägerloses Top. Ihre roten Haare, wie
sie alle Gerudos hatten, waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. "Was
wünscht ihr, mein Gebieter?" sagte sie und verbeugte sich. "Ich
gebe den Jungen in deine Obhut. Kümmere dich um ihn und pass auf das ihm
nichts geschieht." "Sehr wohl." Sie nahm den Kleinen entgegen
und trug ihn zurück in die Burg. Nachdem sie verschwunden war blickte Ganon
hoch. Hoch zu dem Schatten der das gesamte Geschehen hier draußen beobachtet
hatte.
5. Kapitel
Lin wusste nicht wie lange sie schon geflogen waren, ohnehin hatte sie jedes
Zeitgefühl verloren. Sie konnte nur noch an ihren Bruder denken. Benny
war immer noch gefangen, in der Hand dieses Mannes. Natürlich hatte sie
schon versucht mit der Eule zu sprechen, in dieser verrückten Welt durfte
man ja nichts unversucht lassen, aber der Wind lies all ihre Worte zurück.
So konnte sie nichts tun außer abwarten. Nach einer halben Ewigkeit nahm
der große Vogel endlich Anflug auf die Erde. Alles Grün! Wo man auch
hinsah, spross und wuchs ein wildes Durcheinander, ein Chaos aus Holz und Blättern.
Ungefähr einen Meter über dem Boden wurde sie losgelassen und stürzte
darauf. "Danke für die sanfte Landung.", meinte sie ironisch
Also wirklich, sei mal etwas dankbarer, Lin. Immerhin
hat sie dich gerettet :( und blickte sich um. Sie befand sich mitten
auf einer Lichtung. Eine, von der Zeit, zertrümmerte Ruine fiel ihr sofort
ins Auge. Ein morscher Baum ohne Blätter und Äste, auf der linken
Seite, bot die einzige Möglichkeit zum Eingang des Gebäudes zu kommen.
Auf der anderen vergrub ein Stumpf noch seine toten Wurzeln in der Erde. Überall
schwirrten buntleuchtende Staubkörner, oder was immer das auch waren, herum.
Ihr Hintern tat weh und als sie ihn rieb bemerkte sie, auf was sie saß.
Auf einem großen Plateau. Träge stand sie auf um es genauer zu betrachten.
Ein großes graues Dreieck und in der Mitte eine komische Strudelförmige
Verschnörkelung. Sah aus wie ein Wappen. Plötzlich hörte sie
ein Stimmengeschwirr. Viele Leute flüsterten eifrig miteinander. Doch wie
sie sich auch drehte und wendete, sie konnte niemanden entdecken. Auf einmal
verstummten alle und eine schreckliche Stille legte sich über den Ort.
Ein besonders großes strahlendes Etwas umflog ihren Kopf. Aus Spaß
fing sie es mit der Hand und quetschte es. "AU, HEY BIST DU VON ALLEN GUTEN
GEISTERN VERLASSEN?" Erschrocken ließ sie los.
Das Etwas stieß mit so einer Geschwindigkeit gegen ihre Stirn, dass sie
rücklings umflog. Ihr Kopf brummte und für kurze Zeit sah sie alles
doppelt. Die Lichtkugel erschien wieder in ihrem Gesichtsfeld. "D
du
sprichst?" "Natürlich, du Dummkopf. Ich bin nicht dein Spielball,
ich bin eine FEE!" Erst jetzt bemerkte sie die winzigen, fast durchsichtigen
Flügelchen. Schuldbewusst
Was? Total überfordert blickte Lin
die Fee an. "Mann, bist du dämlich! Steh auf und kuck mal etwas intelligenter!",
befahl die Stimme aus dem Leuchten. Lin sprang auf. "Und du sollst uns
retten? Na danke." Musik ertönte und von einer Sekunde auf die andere
erschien ein Mädchen auf dem Baumstumpf. Sie hatte grünes Haar, das
ihr bis zum Halsanfang reichte. Ihre Kleidung bestand aus einem kurzen, hellgrünen
Kleid und darunter ein langer dunkelgrüner Pullover. Sie spielte auf einer
Okarina. Lin hatte diese Melodie noch nie gehört und dennoch kam sie ihr
so vertraut vor. Das Mädchen setzte das Musikinstrument ab und sprach:
"Taya, sei doch nicht gleich so streng mit ihr. Sie weiß nicht warum
sie hier ist." "Sei du doch nicht so nachsichtig! Außerdem,
wir wissen gar nicht ob sie die Richtige ist."
Lachend trat sie auf Lin zu. "Auch wenn wir die falsche in Augenschein
genommen hätten, spielt das keine Rolle. Wir haben sie nicht hergebracht.
Ganon ist uns zuvorgekommen und ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich
dermaßen irrt." "Das sehe ich genau wie Salia." Eine junge
Frau in weißer Kleidung und mit rotem, langem Haar erschien. Auffällig
waren die schneeweißen Lippen. "Na schön. Dann soll sie es beweisen.",
trotzte die kleine Fee. Das grüne Mädel überreichte Lin siegessicher
die komische Flöte. "Bitte spiel." "Aber
" "Mach
schon!", kommandierte sie das fliegende Fünkchen. Sie hob die Okarina
an ihre Lippen und blies ein paar Töne, zum Test. Es war einfacher als
sie anfangs gedacht hatte. Sie spielte das einzige Lied das ihr einfiel. Um
sie herum entspannten sich alle, selbst die bösgesellte Fee hörte
zu, ohne ihren üblichen Kommentar. "Ja, das ist es. Das ist das Wiegenlied
der Königsfamilie Hyrules. Nur Familienmitglieder können es."
Eine schöne, junge Frau mit hellen, himmelblauen Augen gesellte sich zu
ihnen.
Darüber befand sich ein prächtiges Diadem, das sie eindeutig als Prinzessin
ausweiste. Sie trug ein weißes Kleid, darüber eine rosane Tunika,
mit einem Symbol darauf. Lin kannte es sehr genau. Die drei goldenen Dreiecke,
die sich übereinander stapelten und dadurch ein großes Dreieck bildeten.
Das Triforce! Das furchtbare Ding, weshalb sie anscheinend hier war. Weshalb
Benny in Gefangenschaft saß. Die Frau fiel ihr um den Hals. "Oh,
es ist alles so schrecklich.", seufzte sie. "Und es tut mir so leid,
dich da mit hineinziehen zu müssen." Das gab Lin den Rest. Sie schrie
die Prinzessin an: "Dir tut es Leid? Mein Bruder ist immer noch bei
und
und
ich kann ihm nichts als Gegenleistung geben
er wird Benny umbringen!"
Sie sank zu Boden und schlurzte. Kräftige Arme hoben sie wieder hoch. "Sei
nicht traurig, ihm passiert nichts." Ein gorillaartiges Wesen mit einer
weißen Mähne und unglaublich großen Muskeln tätschelte
tröstend ihre Schulter, was sie gleich wieder hinfallen lies. "Genau!
Ganon ist kein Narr. Er wird den Kleinen bei sich behalten und seinen Vorteil
ausnutzten." Eine weitere Frau erschien. Sie trug eine Art Rüstung
und hatte kurzes weißes Haar. "Du musst dir wirklich keine Sorgen
machen.", meinte die Prinzessin.
Lin sah auf. Das blonde Haar! Es fiel ihr so geschmeidig und schimmernd über
die Schultern, genau wie bei Lins Mutter. "Zelda!" Sie sprang die
Frau förmlich an und umarmte sie. "Oh, schau sich einer das arme kleine
Ding an, das vor Selbstmitleid schon am Anfang ihrer Reise zerfließt.",
höhnte Taya. "Schwester, sei nicht so gemein." Eine weitere Fee,
diesmal mit dunkellila schimmerndem Licht, umschwirrte das von ihren Gefühlen
überwältigte Mädchen. "Sie hat auch ohne deine Kommentare
genug durchzumachen." Taya schwieg. "Also wir sollten so langsam mal
aufbrechen.", sagte eine neue weibliche Stimme und, einem Fisch sehr ähnlich
aussehendes, Wesen kam wie aus dem Nichts zum Vorschein. "Aber erst mal
sollten wir dir alles erklären
", meinte ein weiterer Erscheinender.
Er war sehr alt und hatte eine goldbraune Robe an. Er erinnerte Lin an einen
Priester. Sie unterbrach ihn bevor er seinen Satz beenden konnte. "Muss
ich noch was wissen außer: Ihr seid die Weisen Impa, Naboru, Ruto, Salia,
Darunia, Rauru, Zelda, " dabei zeigte sie auf die jeweilige Person. "Euer
Siegel ist gebrochen und eure Macht verschwunden, Link ist weg und Ganon sucht
das Triforce?" Die Weisen sahen sich an, dann sagten sie einstimmig: "Nein."
Sie gingen einen schmalen Weg entlang, durch ein Labyrinth aus Tunneln und kamen
schließlich an einem Dorf an. Die Gebäude bestanden aber nicht aus
Stein und Lehm, sondern aus ausgehöhlten Bäumen. Richtig gemütlich,
wie Lin fand. Viele Kinder in ihrem Alter kamen wild rennend auf sie zu. "Salia,
da seid ihr ja
und ihr habt ihn mitgebracht!", sagte eines der Mädchen.
Wie im Chor folgte ein Jubelsruf: " Der Retter ist daaaaaa!" "Hey
ihr Doofen, schaut genauer hin. Es ist ein Weib." Großes Staunen
ging durch die Runde. Der Junge, der die grausame Wahrheit verkündet hatte,
trat aus der Menge. "Na toll, wir legen unser Schicksal in die Hände
dieser Pseudo-Heldin, " mäkerte er. "Was soll das heißen,
Mido? Zweifelst du an ihr? An der Person, zu dessen Begleiterin ich bestimmt
wurde?"
Auf einmal war Tayas Stolz und Tatendrang geweckt. Oder ihr gefiel es nicht,
dass jemand anders außer ihr an Lin etwas auszusetzen hatte. Noch viele
weitere Beschimpfungen fielen, was Mido allerdings unbeeindruckt lies. Salia
nahm Lin an der Hand und führte sie zu einem Haus, das anders als die anderen
den Eingang nicht am Boden hatte. Man musste erst eine Leiter hochklettern.
Taya gesellte sich dazu und umschwirrte Lins Kopf. "Na das kann ja heiter
werden.", sagte Mido an Tael, der lila Fee gewandt. Währendessen waren
Salia, Taya und Lin in dem Baumhäuschen angekommen. Der einzige Raum war
sehr klein und nur ein Bett, ein Waschbecken und ein Stuhl standen herum. "Da
auf dem Bett sind frische Klamotten, zieh dich um. Lass dir Zeit.", sagte
Salia und schnipste mit den Fingern. Sofort erschienen Sachen auf der Decke.
"Ach ja, wie heißt du eigentlich?" Zögernd kam die Antwort.
"Lin!" "Lin? Was für ein hübscher Name."
Die Kokiri ging. Jetzt war sie völlig allein im Zimmer, mal abgesehen von
dem Lichtkügelchen, das dauernd ihren Kopf umkreiste. Langsam begann sie
sich auszuziehen. Etwas kritisch beäugte sie die Sachen auf dem Bett, zog
sie aber dann doch an. Ein weißes, kurzes Kleid, darüber eine grüne
Tunika und eine grüne Radlerhose. Die Schuhe waren aber immer noch das
Beste. Stoffstiefel, so weiß wie das Kleid. In sie musste man hineinschlüpfen
und mit einem grünen Band fest um die Beine binden. Etwas aufgeheitert
versuchte sie die Melodie, die Salia gespielt hatte nach zu pfeifen. Als sie
fertig war ging sie wieder nach draußen, wo alle auf sie warteten. Mit
großen Augen sah die ganze Runde sie an. "Sie sieht ihm so ähnlich!",
schwärmte ein Mädel.
"Nur das Haar sieht aus wie bei Zelda.", rief ein anderes begeistert.
Lin bekam bei der ganzen Aufmerksamkeit, die ihr zu Teil geworden war, rote
Wangen. "Aber es fehlt noch etwas." Einer der Jungen, der mit den
dicken Backen, wollte ihr gerade zwei eingewickelte Gegenstände übergeben,
als Mido ihm seine Ware aus der Hand riss. "Ich mach das schon. Also mit
Kraft meines verliehenen Amtes überreiche ich dir hiermit
" Salia
verdrehte genervt die Augen. "Komm zum Punkt, Mido." Er entschloss
sich dann doch es kurz zu machen. "Hier!" Gespannt begann Lin auszupacken,
obwohl sie schon ahnte, was sich darin befand. Tatsächlich, ein kleines
eisernes Schild und ein Schwert, in dessen Griff ein winziger kleiner Smaragd
eingegeben war. "Ihr erwartet also wirklich, dass ich kämpfe.",
sagte sie, eigentlich mehr zu sich selbst. "Also zeig mal was du kannst.",
rief ihr irgendjemand zu und schon schoss ein Deku aus der Erde.
"Na los! Schlag auf ihn ein.", kommandierte die Stimme, die ihr schon
tief ins Gehirn gebrannt war. Nicht schon wieder Taya! "Achtung, schütz
dich!" Doch die Warnung kam zu spät. Der Deku sprang ihr auf das Schild.
Lin verlor den Halt und knallte auf den Boden. "Also so wird das nichts.",
stellte Ruto unnötiger Weise fest. "Sie muss einfach noch üben.",
verteidigte sie Zelda. "Na wenn sie so gut schießt wie sie ihr Schwert
führt, dann kann sie gleich wieder in ihre Welt zurück." Naborus
Rücksichtslosigkeit versetzte allein einen Schock. Aller Blicke waren stumm
auf sie gerichtet. "Was denn? Sie anzulügen nützt nichts. Die
Lage ist dafür zu ernst." Als diese Worte ausgesprochen waren, erschienen
Bilder vor Lins geistigem Augen. Ihr Bruder, der nun um sich schlug, um sich
die Untergebenen Ganons vom Leib zu halten. Mutter und Großvater die immer
durchsichtiger wurden. Vater, der mit dicken Augenringen am Krankenbett seiner
Ehefrau saß. Und schließlich LINK, in seiner Agonie alleine gelassen.
"Sie hat recht.", sagte Lin und stand entschlossen auf. "Wenn
ich jetzt nicht anfange, wann dann?" Darunia lachte auf. "Anscheinend
siehst du Link nicht nur erstaunlich ähnlich, sondern hast auch noch seine
Charakterzüge. Ich hätte nie gedacht, das es zwei Menschen gibt die
sich so gleichen können." Lin runzelte die Stirn. Was sollte das heißen?
"Genug geredet.", Naboru drückte ihr plötzlich Pfeil und
Bogen in die Hand. "Mal sehen
Aha! Schieß das Schild dort drüber
an der Flussmündung ab." Auf Befehl spannte Lin den Pfeil auf den
Bogen und konzentrierte sich. Opa war ein begnadeter Schützte.
Ein Regal in seinem Zimmer stand voll mit Pokalen. Immer erster Platz. Oft hatte
er sie mitgenommen und ihr genau gezeigt wie es funktionierte. "Du wirst
mal noch besser als ich, du hast einfach das Talent dazu.", hatte er ihr
versichert. Nun war der Zeitpunkt gekommen, um zu sehen ob seine Prophezeiung
eintraf. "Das schafft sie nie, das Ziel ist doch zu weit weg." Zustimmendes
Gemurmel
Lins Augen verengten sich zu Schlitzen. Ihre Fingerspitzen spannten
sich an. Sie brachte ihren rechten Arm zum Stillstand. Dann lies sie los. Der
Pfeil zischte durch die Luft und traf wenige Millisekunden später sein
Ziel. Das Schild spaltete sich. Sofort raste Mido davon und kam mit den Holzstücken
zurück. Erstaunt berichtete er:
"Genau in der Mitte getroffen!" Die Leute drängelten um sich
selbst zu überzeugen. "Tatsächlich." Naboru legte Lin eine
Hand auf die Schulter. "Ich hab auch nichts anderes erwartet." Erleichtert
stöhnte Lin auf. Die Sonne stand mittlerweile schon sehr weit unten am
Horizont und verlieh dem Land wunderschöne, feurige Farben. "Genug
für heute, wir sollten jetzt zu Bett gehen. Und du Lin solltest dich besonders
gut ausruhen nach so einem langen, harten Tag.", sagte Rauru. Lin nickte
und gähnte anschließend herzhaft. Sie wünschte allen eine gute
Nacht und drehte sich ohne ein weiteres Wort um. Taya und Tael umschwirrten
immer noch ihren Kopf, aber irgendwie hatte sie sich schon daran gewöhnt.
Müde schlurfte sie in das Bett in dem einen höher stehenden Häuschen
und lies sich, angezogen wie sie war, einfach darauf fallen. Rasch schlief sie
ein.
6. Kapitel
Der Schatten schlich lautlos die Treppe hinunter. Nur der lange, schwarze Mantel
in dem er eingehüllt war, machte schleifende Geräusche. Er dachte
über das nach, was er noch vor wenigen Stunden gesehen hatte. So einen
Amateur wie diesen Schwächling hatte er noch nie erlebt. Erst sich im Kampf
anstellen und dann noch über die Brüstung fallen. Ein solcher Feigling
hatte nicht das Recht zu leben
Ashanti kam ihm entgegen. Als sie ihn bemerkte
verbeugte sie sich rasch, was nicht so einfach war. Sie hielt eine kleine Gestallt
fest an sich gedrückt.
Der Schatten betrachtete den Jungen jetzt genauer. Eigentlich war an ihm nichts
ungewöhnliches, nur seine Kleidung sah merkwürdig aus. Eine lange
schlabbernde Hose, die zu groß wirkte, und dazu noch aus einem sehr komischen
Stoff. Und ein kreuzförmiges Hemd mit einer Schrift darauf. S. Oliver?
Wer oder was sollte das sein? Soll jetzt keine eingebaute
Markenwerbung sein "Wo bringt ihr ihn hin?", fragte die Stimme
aus der Kapuze heraus. "Es tut mir leid, aber der Herr hat mir ausdrücklich
verboten, diese Information an dich weiter zu geben.", sagte die Frau ehrfürchtig.
Der Schemen trat zur Seite. Einerseits um ihr Platzt zu verschaffen, andererseits
um ihr verständlich zu machen, dass er nicht weiter nachbohren werde. Er
ging weiter Richtung Thronsaal. Doch da war niemand. Wo konnte Ganon nur sein?
"Was machst du hier?" Karos betrat den Raum. "Wo ist der Meiser?"
Er drehte sich nicht um. Das Skelettwesen beäugte ihn misstrauisch. "Was
hast du vor?" Blitzschnell stand er vor dem Monster und packte es an den
Knochen des Brustkorbes. "Deinen Fehler wieder gut zu machen. Also wo ist
er?" Natürlich, fiel es ihm wie Schuppen von den Haaren. Der Burgherr
befand sich sicher im Keller und spielte Orgel. Er ließ los und schritt
davon. "Dir fehlt der nötige Respekt.", rief ihm Karos nach.
"Dir gegenüber? Das ich nicht lache." Schnell schweiften seine
Gedanken wieder zurück zu dem Geschehnis. Ein solcher Schandfleck hatte
nicht das Recht zu leben,
musste beseitigt werden. Er faste einen Entschluss.
Schon schallte Musik an den Wänden und wurden durch das Echo noch verdoppelt.
Es klang irgendwie grusselig und das immer wieder aufs Neue, obwohl er es schon
unzählige Male wahrgenommen hatte. Die Tür öffnete sich von allein.
Für einen kurzen Moment hatte er die Möglichkeit in Betracht gezogen,
bereits erwartet zu werden. Das Orgelspiel hörte abrupt auf. Er ging auf
seinen Meister zu und vor ihm auf die Knie. Ganon jedoch machte sich nicht die
Mühe sich zu ihm umzudrehen. Stadtessen erwartete er was die verhüllte
Person zu sagen hatte, als diese das nach kurzem Schweigen bemerkte. "Ich
gehe!" Der Ton in der Stimme lies Jedem klar werden, dass eine Meinungsänderung
nicht in Frag kam. "Was willst du machen?" Die dunkle Gestallt überlegte
kurz, um sich die richtigen Worte zu Recht zu legen.
Doch warum es sich so kompliziert machen. "Ich werde diesen idiotischen
Kerl, der entkommen ist, zur Strecke bringen." "Kerl?" Ganon
drehte sich doch noch um und blickte amüsiert auf die Gestallt vor ihm.
Allerdings wusste diese nicht was daran so witzig sein sollte. "Nun gut,
wenn das dein Begehr ist, ich halte dich nicht auf." Mit einem tiefen Kopfnicken
stand der Schemen auf und ging. Das Licht der brennenden Fackeln flimmerte.
"Schatten.", sagte Ganon und seiner fing an sich selbstständig
zu bewegen. "Folge ihm! Lass mich sehen was du siehst." Der Schatten
löste sich von seiner wahren Existenz und schoss aus dem Raum. Der Schatten
erreichte die Person, die eben noch dort gewesen war und verschmolz unbemerkt
mit dessen Schatten. Mit festem Ausdruck im Gesicht ging er seinen Weg. Endlich
ein Grund den düsteren Wänden eine Zeit lang zu entrinnen.
7. Kapitel
"Ich weiß nicht ob das so gut war, dass wir einfach abgehauen sind."
"Tael du nervst. Wenn du das für soho falsch hälst, warum bist
du dann mitgekommen?", machte Taya ihren Bruder fertig. "Ich kann
euch ja nicht alleine lassen.", erwiderte er kleinlaut. Lin war in aller
Herrgottsfrühe aufgestanden, hatte sich Schwert, Schild, Kocher und Bogen
auf den Rücken gebunden und sich, ohne Jemandem Bescheit zu sagen, auf
den Weg gemacht. Wohin wusste sie nicht. Nur eins; sie wollte Benny finden.
Und -zugegeben- glücklicher Weise hatten sich die Feengeschwister entschlossen
sie zu begleiten. Nun liefen sie in der hyrulianischen Steppe herum. Sie genoss
den frühmorgendlichen Tau und die Frische. Jeder Atemzug war so entspannend
und angenehm wie ein heißes Bad. Nur der Nebel war etwas unpassend. Aber
vorher lag ihr noch eine Frage auf der Zunge
"Taya, Tael?" "Ja?", kam es wie aus einem Mund. "Wisst
ihr wer ich bin?" "Was soll das denn jetzt? Leidest du unter Identitätskomplexen?",
war Tayas Antwort, wie immer frech und unverschämt. Tael stupste sie warnend
an und sagte: "Du bist geholt worden um den Helden der Zeit zu retten.
Nur du bist dazu in der Lage." "Nein, das meinte ich nicht",
Lin schüttelte heftig den Kopf. "Warum sehe ich Link so ähnlich?"
Die beiden Lichtkugeln über ihr sahen sich an. Taya nahm zu dieser Frage
Stellung "Naja, ich nehme an, dass das Schicksal deine Form deswegen so
gewählt hat, um uns die Suche nach dir zu erleichtern
oder unserem
Feind." Das bestätigte ihre Vermutung. Keiner wusste also, dass sie
und Benny direkte Nachkommen von Link waren. Abgesehen von Ganon. Aber warum
er sie beide hierher, in die Vergangenheit, entführt hatte, wusste sie
immer noch nicht.
Warum war sie nur so voreilig gewesen. Sie hätte noch etwas warten sollen
um genaueres zu erfahren. Aber es hatte mit dem Triforce zu tun. "Da vorne
ist jemand!", riss sie Tael aus ihren Selbstvorwürfen. Lin beugte
sich vor und kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können. Tatsächlich,
einige Meter von ihnen entfernt bewegte sich ein dunkler Schemen. "Hey
du da vorne! Hallo
" "Schhhhhht! Sag mal hast du sie noch alle?
Was machst du wenn das ein Anhänger von Ganon ist und er dich angreift?",
Taya gestikulierte heftig mit ihrem ganzen Körper. Lin schlug sich mit
der Hand vor den Mund. Ihre Einsicht kam leider zu spät, den die Gestallt
drehte sich zu ihnen um. Wer hatte da so laut gerufen? Er blickte nach allein
Seiten. Dann sah er etwas. Er beute sich vor und kniff die Augen zusammen um
besser sehen zu können.
Tatsächlich, einige Meter vor ihm bewegte sich etwas und darüber leuchteten
zwei kleine Lichter. Mit noch konzentrierterem Blick, erkannte er die Person.
Eine grüne Kokirimütze, die Mütze, die er auf dem Kopf dieses
Tölpels gesehen hatte. Er hatte sich ja vorgestellt, dass es einfach wird
ihn zu töten, aber dass dieser sich gleich freiwillig ans Messer lieferte?
Wie dumm konnte ein Mensch nur sein? Auch gut, je schneller es vorbei ginge,
umso weniger seiner kostbaren Zeit musste er verschwenden. Mit riesiger Geschwindigkeit
eilte er in Richtung seines Opfers. Im Rennen zog er sein Schwert aus der Scheide,
die an seiner Hüfte befestigt war. Es hatte einen Pechschwarzen Griff und
auf der Klinge waren Runen eingraviert. Die alte Sprache, nur die Gerudos konnten
sie noch lesen. Auf seinem Schwert stand geschrieben: Der mit der dunklen Macht
Gesegnete.
"Er hat sein Schwert gezogen. Er greift an!", schrie Tael. Lin wusste
nicht wie sie sich jetzt verhalten sollte. In Panik zog sie ihr Schwert, aber
etwas damit anzufangen wusste sie nicht. Schon stand der Gegner vor ihr. Sie
konnte sein Gesicht unter dem Mantel nicht erkennen. Die Schneidefläche
brauste schon auf sie hernieder. Reflexartig hob sie ihre Waffe über ihren
Kopf in die Waagerechte um sich vor der Entzweispaltung zu schützen. Die
gewaltige Kraft drückte sie fast bis in die Hocke. Mit einem siegessicheren
Kichern schlug er Lin das Schwert aus der Hand. Es flog in einen hohen Bogen
und landete mit der Spitze voraus in der Erde, zu weit um es sich blitzschnell
wieder zu holen.
Angsterfüllt blickte sie in das Dunkle unter der Kapuze. Er war um mindestens
einen Kopf größer als sie. Triumphal hob er zum erneuten Schlag aus.
Was Lin das Leben rettete, war die blitzschnelle Reaktion von Taya. Sie flog
mit voller Pulle gegen seinen Kopf so wie sie es schon einmal gemacht hatte.
In seiner Überraschung wurde er unachtsam. Lin zögerte nicht und nutzte
ihre Chance. Wie eine Katze sprang sie ihren Gegner an und riss ihn zu Boden.
Sie biss ihn mit aller Macht in den rechten Unterarm und stieß das schwarze
Schwert mit ihrem Fuß weg. Nun saß sie auf der Brust dessen, der
noch drauf und dran war sie umzubringen. Wie schnell sich doch das Blatt wendet,
dachte sie
bis sie herumgerissen wurde und ebenfalls auf dem Boden knallte.
Der Unbekannte schlug beide Feen mit einer Handbewegung k.o., griff nach seiner
Waffe, presste Lin nach unten und hielt ihr die Klinge an die Kehle.
Doch durch den plötzlichen Ruck rutschte ihr die grüne Mütze
runter. Ihre langen Haare übergossen den Boden als hätte jemand blondes
Wasser ausgeschüttet. Ihre Brust hatte zwei Wölbungen nach außen
und die Figur war nicht gradlinig. Als er das sah hielt er mitten in der Bewegung
inne. Mit riesigen wunderschönen blauen Kulleraugen sah sie ihn an. "Du
bist ein Mädchen!", staunte er. Darum also hatte Ganon so belustigt
ausgesehen. Er hatte ja nicht ahnen können, dass der Entkommene eine SIE
war. Oben vom Fenster hatte er das nicht erkennen können und sie automatisch
für einen Jungen gehalten. "Du mieser
" Lin stieß
ihm kräftig mit den Beinen gegen den Oberkörper. Benommen setzte er
sich wieder auf und starrte auf das Mädchen, das ihm mit beiden Händen
seine Waffe hinhielt. Nur mit der scharfen Seite! Das Schwert des Fremden wog
um einiges mehr als ihr einiges, wie sie merkte. Das ging ganz schön auf
die Armmuskeln. "Wer bist du? Antworte!", brüllte sie, in der
Hoffnung cool und furchtlos zu klingen.
"Genau! Wer bist du?" Taya und ihr Bruder hatten sich einigermaßen
wieder aufgerafft. Der Fremde nahm die Kapuze des Mantels runter. "Ein
Junge?", flüsterte Lin perplex. Sie hatte ja alles erwartet von A
bis Z, aber ausgerechnet einen stinknormalen Boy? Seine schwarzen, kurzen Haare
zottelten ihm wirr ums Gesicht. Seine Haut war zwar etwas unnatürlich blass,
aber einen so schönen hatte sie im Leben noch nicht gesehen. Und erst seine
Augen. Sie glitzerten so atemberaubenden gelblich. Und die Pupillen waren nicht
rund, sondern schlitzförmig - wie bei einer Katze. Wo hatte sie die schon
mal gesehen? "Na los! Gib mir schon den Gnadenstoß.", forderte
er. Sie ließ das Schwert sinken. "Warum tötest du mich nicht?"
"Warum hast du es nicht gemacht?", entgegnete sie seiner Frage. Abfällig
drehte er den Kopf "Ich töte keine wehrlosen Mädchen." "Gut
ich auch keine eingebildeten Machos." Sie lächelte ihm ins Gesicht.
Er erhob sich und schüttelte sich den Staub aus dem Umhang. Na toll, und
jetzt? Was sollte er machen? Er konnte doch nicht zurück zum Schloss marschieren
und Ganon erzählen, er habe es nicht übers Herz gebracht seinen Feind
umzubringen, weil der weiblich war. Für seine Dummschwätzerei, von
wegen er gehe mal kurz weg um das zu erledigen, hatte er es jetzt doppelt zu
büssen. Auslachen werden ihn die anderen. Das Beste war es wohl, er ginge
zurück und löge ihnen das blaue vom Himmel runter. Ihm würde
schon etwas einfallen.
Der schwarzhaarige Junge drehte sich um und wollte schon verschwinden. Nicht
mal ein Machs gut! oder sonst was kriege Lin zu hören. Allerdings hatten
sie ja auch kein Kaffeekränzien gehalten, sondern gegeneinander gekämpft.
"Hey du kannst doch nicht einfach gehen." "Und warum nicht?"
Er drehte sich genervt wieder zu ihr um. Mann, dem sein Blick ist ja noch schwärzer
als seine Klamotten, dachte sie. Was hat er bloß? "Äh, wie heißt
du?" Er musste ungefähr so alt sein wie sie, vielleicht ein Jahr älter
oder so. Der Knabe stöhnte gelangweilt. "Was geht dich das an."
Lins Miene verfinsterte sich. "Du könntest ruhig etwas netter sein."
"Und du solltest nicht vergessen, dass ich dich beinahe getötet hätte."
"Hast du aber nicht." "Werde ich aber gleich, wenn du mich nicht
in Ruhe lässt." "Du bist echt gemein.", sagte sie mit einer
weinerlichen Stimme Sie gab schlurzende Geräusche von sich. Dann liefen
ihr Krokodilstränen übers Gesicht. Er erschrak. Warum weinte sie jetzt?
Es gab doch gar keinen Grund dazu. "Hey du, beruhig dich.", sagte
er in gedämpftem Ton.
"Ok, aber nur wenn du netter bist, ja?" Plötzlich strahlte sie
ihn mit allen Farben des Regenbogens an. Er verzog sein Gesicht. Sie hatte keine
Ahnung wie er jetzt weiter reagieren würde. Ausdruckslos starrte er sie
an, dann begann er lautstark zu lachen. Seine Augen veränderten sich. Nicht
die Form oder die Farbe. Lin wusste nicht genau was, aber sie wirkten jetzt
irgendwie warm. Ein Gefühl breitete sich in ihr aus. Es war wie damals
als sie auf dem Bett gelegen und die Sonne genossen hatte. Und genau das gleiche
Prickeln, nur kam es diesmal nicht von außen, sondern von innen. "Du
bist komisch.", verkündete er ihr. "Danke...Aber wie heißt
du denn jetzt?" Er wurde ganz ernst. Wenn er ihr das jetzt sagte
Betrübt wendete er seinen Blick von ihr ab. "Schon verstanden, aber
dann denk ich mir eben einen Namen für dich aus." Sie fuhr sich mit
dem rechten Zeigefinger über die linke Handfläche. Es musste ein sehr
schöner sein, für den tollsten Jungen, den sie je gesehen hatte. Bei
dem Gedanken wurde sie ganz rot im Gesicht. Ihre Wangen glühten. "KIM!"
Sie hatte den Namen mal in einem schönen Buch gelesen. Stirnrunzelnd guckte
er sie an. "Na, wenn du willst.", meinte er schulterzuckend und nahm
sein Schicksal gelassen an. "Also wenn ihr bitte zum Ende kommen wollt.
Wir kriegen Besuch.", riss Taya sie aus ihrem Gespräch. Gleichzeitig
drehten sie sich um und sahen die Kreaturen auf sich zueilen. "Knochengänger!",
schoss es ihren Hals hoch und zum Mund heraus. Sie wunderte sich immer noch
darüber. Warum fielen ihr ständig Bezeichnungen für diese vielen
Wesen ein? "Ich dachte die sind nur nachts aktiv.", wunderte sich
Kim. Ich nenn ihn jetzt einfach mal so ;) Wieder
mal in Panik geraten zog Lin ihr Schwertchen aus der Erde und stellte sich auf.
Sie hatte doch erst gerade einen Kampf hinter sich gebracht.
Die neue Bekanntschaft stützte die Arme hinter den Kopf und setzte sich
gelassen in Bewegung. "Hey, du willst doch nicht gehen?" Fragend blickte
der Junge zurück. Wo war die Wärme in seinen Augen geblieben? "Bitte,
du darfst mich jetzt nicht alleine lassen. Ich schaff das nicht." Gelangweilt
erwiderte er: "Was geht mich das an. Wenn du unterliegst, stirbst du eben.
Das ist ja wohl dein Problem." "Bitte! I
ich
habe Angst."
Plötzlich war alle Farbe aus ihrem Gesicht verschwunden. Ihre großen,
runden Augen glitzerten feucht und sie zitterte. Da war kein Übermut und
keine freche Art mehr.
Zum ersten Mal, fühlte er sich schuldig. Es war ihm ein Leichtes ihr zu
helfen, aber warum sollte er es tun? Warum hatte er auf einmal Mitleid mit ihr?
Was sollte sie nur tun. Kim wollte ihr nicht beistehen. Nur die Feen blieben
ihr, aber was konnten sie schon ausrichten. Tayas Kopfnuss schadete nicht jedem.
Aber warum hatte sie solchen Schiss? Wo war all ihr Mut hin? Aus dem Boden vor
Kim sprang einer der Monster heraus. Doch sein Reaktionsvermögen war bestens
ausgebildet. Schwungvoll sprang er zurück und schlug den Knochengänger
in zigtausende kleiner Stücke. Sofort lösten die sich in blauen Flämmchen
auf. Lin dagegen fiel es nicht so einfach mit ihren Gegnern fertig zu werden.
"Nein, nicht so. Du musst das Schwert gerader halten. Pass auf!",
brüllte ihr Taya ins Ohr.
Verzweifelt versuchte sie den Armschlägen auszuweichen. "Da musst
du hinschlagen!" Die kleine Fee schwebte vor dem Brustkorb der Kreatur.
Schreiend stieß sie ihre Waffe nach vorne, direkt in die Rippen ihres
Gegners. "Vorsicht, hinter dir!!!" Tael flog wild hinter ihr herum.
Zu spät! Ein weiteres Monster holte zum Angriff aus. Sie kniff die Augen
und wartete auf den Schmerz. Doch der kam nicht. Verwundert machte sie sie wieder
auf. Kim hatte seine Klinge in den Schädel des Monsters gebohrt. Er zog
es heraus und trat auf das Wesen ein. Lin, von Erleichterung durchdrungen, schwang
ihr Schwertchen in einem Bogen herum und zerschmetterte auch den letzten verbliebenen
Feind. Sie konnte ihr Glück kaum fassen, sie hatte es überstanden
und -lebt. "Danke!", sagte sie etwas verlegen zu Kim gewannt. Mit
herablassendem Ausdruck erwiderte er: "Du bist eine Schande." Die
härte in seiner Stimme erdolchte Lin fast. Das was Naboru gesagt hatte,
war ihr im Gegensatz zu dem was sie jetzt hören musste wie ein Scherz vorgekommen.
Schwer erschüttert schluckte sie. Kim schlug sie zur Seit und lief an ihr
vorbei, ohne sie noch eines letzten Blickes zu würdigen.
8. Kapitel
Kim war auf dem Weg zurück zum Schloss und zerbrach sich den Kopf darüber,
was für eine Ausrede
Abrupt blieb er stehen und Lin donnerte ihm
voll in den Rücken. Mit knallrotem Kopf drehte er sich um und schrie sie
an: "Hör auf mir hinterher zu laufen!!! Wie oft soll ich dir das noch
sagen." Mit Unschuldsmiene funkelte sie ihn an. "Aber ich weis nicht
wo ich hin soll, ich kenn mich hier doch nicht aus. Und wenn du schon mal da
bist
" "Frag doch deine leuchtenden Insekten um Rat. Für
irgendwas müssen die ja gut sein." Taya flog ihm auf die Nasenspitze
und Kim faste sich mit einem kurzen "Au!" daran und rieb sie. "Erstens
sind wir FEEN und zweitens; wir kommen aus Termina. Das liegt am anderen Ende
der Welt." Tael wippte nach oben und unten, wie um das Gesagte zu bestätigen.
Kim zog eine Augenbraue hoch. "Ihr seid lästig. Vielleicht sollte
ich euch doch einfach beseitigen. Also zischt ab, wenn euch euer Leben lieb
ist." Er wedelte mit der Hand, drehte sich um und setzte sich wieder in
Bewegung. UND schon wieder hörte er Schritte hinter sich. "Also gut!
Was willst du von mir?" Hatte sie nicht erst gestern, die gleiche Frage
nur in der Mehrzahl gestellt? Sie ergriff seine Hand und drückte sie fest.
"Lehre mich die Schwertkunst! Bring mir das Kämpfen bei!" Dann
fuchtelte sie wild mit den Armen. "Ich flehe dich an!" Kim verschränkte
die Arme vor dem Körper und rümpfte die Nase. "Was habe ich davon?"
"Naja
Du hast meinen größten Dank
und
die wohltuende
Gewissheit, jemandem etwas Gutes getan zu haben. Ist das nicht Grund genug?"
Kim sah sie hoffnungslos an und fing an zu lachen. Er krümmte sich schon.
Seine rechte Hand legte sich auf Lins Schopf und zerzauste ihr, durch heftiges
Reiben, das Haar. "Bitte; gewöhn dir deine Wahnvorstellungen ab."
Dieses Mal war es Lin, der die Röt ins Gesicht stieg. Irgendwie musste
sie ihrer Wut Luft verschaffen. "Ich bin total unfreiwillig hier und deine
saublöden Beleidigungen gehen mir so was von auf die Nerven. Wenn bitten
und betteln nichts bringt, dann werde ich dich eben zwingen. DU WIRST JETZT
SOFORT TUN WAS ICH VERLANGT HABE, SONST LASS ICH DICH ÜBER MEINE KLINGE
SPRINEN!"
Völlig unerwartet riss sie sich den Bogen vom Leib, spannte einen Pfeil
auf und hielt ihm die Spitzte an die Kehle. "Wag es, dein Schwert zu ziehen
und ich bin das letzte was du in deinem Leben gesehen hast." "Uihh,
du kannst einem ja richtig drohen." Kim kniff die Augen zusammen. "Na
los, mach schon. Aber wahrscheinlich traust du dich gar nicht mich umzubringen."
"Ach du hirnabotierter Depp!" "Was?" Gereizt blickte sie
über die Zugbrücke bei der sie standen und die Mauer hinauf. Jeweils
eine Fackel brannte links und rechts vom großen Torbogen. Sie hob den
Bogen an und schoss gezielt auf eine. Der Pfeil zischte und trennt das obere
brennende Holz ab. Keine Spliter fielen in das Wasser des Grabens, nur das plumpe
Stück, dessen Flamme sofort, bei Berührung der nassen Substanz, erlosch.
Ein sauberer Schnitt und das mit einer Pfeilspitze. "Wow, hast du darauf
etwa gezielt?" "Wenn nicht, würde das Teil nicht im Wasser liegen.",
sagte Lin, immer noch im zornigen Ton. Mit einer uneleganten Drehung wendete
sie sich ab und stampfte davon. Kim überlegte, erst später wieder
in die Burg zu gehen. Es erwarte ihn sowieso niemand so früh.
Außerdem war er das allererste Mal seit langem außerhalb dieser
düsteren Mauern. Und irgendwie hatte das Mädchen was an sich. Er setzt
sich in Bewegung und folgte ihr. Lin schlenderte völlig orientierungslos
in der Gegend herum. Ein gigantischer Bauernhof trat irgendwann aus der Weite
dieser Steppe hervor und ihr blieb nicht viel mehr übrig, als darauf zu,
zu laufen. "Hm
willst du zur Lon Lon-Farm?" Erschrocken sprang
sie auf, trat sich aber auf den Fuß und fiel der Länge nach hin.
Selbst die Feen fuhren, überrascht von der Lautlosigkeit Kims, herum. Noch
wütender blickte Lin ihn an. So eine miese Anschleichmethode. Wobei nicht
seine Fähigkeiten infrage gestellt wurden, sondern ihre. Er folgte ihr
wohl schon die ganze Zeit. Wieso hatte sie ihn nicht früher bemerkt? Seine
Mundwinkel zuckten. Mit einem Satz stand sie wieder. "Hör auf mir
zu folgen."
"Ach
du darfst mir nachlaufen, ich dir aber nicht." Skepsis!
"Das ist was anderes.", konterte sie billig. "Und warum?"
Ohne ihn noch eines Blickes, geschweige denn einer Antwort, zu würdigen
drehte sie sich um und ging weiter, die Nase hoch gen Himmel gestreckt. Leider
übersah sie dadurch den großen, dicken, eigentlich unübersehbaren
Baum und knallte mit voller Wucht gegen den Stamm. Die Feen brüllten vor
Lachen. Lin rieb sich lachend ihre Nase. Abrupt hörte das Gelächter
aus als die drei Kims Gesicht sahen. Ernst und ausdruckslos. "Eigentlich
solltest du auch drüber lachen." "Ach so, haha.", sagte
er tonlos. Eine Weile herrschte Stille. "Gefühlsmäßig biste
ja nicht grade stark
"
Wenn Taya ein menschliches Gesicht hätte, würde sie jetzt die Stirn
runzeln. "Ich bin wirklich eine lausige Heldin." Ein breites Grinsen
zog sich über Lins rundförmiges Gesicht. Kim sah sie plötzlich
ganz anders an. Wieder seine Augen. So weich und warm. Der gelbe Schimmer tat
so gut, am liebsten würde Lin einfach da stehen und ihn in die Augen schauen.
Es blieb ihr beinahe nichts anderes übrig als darin zu ertrinken. Sie schüttelte
heftig den Kopf. Das fehlte ihr gerade noch
"Also was ist? Kommst
du oder nicht?", hörte er von weiter vorne.
Also echt; erst folgte SIE ihm, dann war sie trotzig als sie die Rollen tauscht
und jetzt forderte sie ihn regelrecht auf sie zu begleiten. Etwas stieß
ihn in den Rücken und eine Stimme sagte: "Na los, du bist der einzige
der ihr wirklich helfen kann." Ein übergroßes, lila Glühwürmchen
machte sich daran, seine Runden um Kims Kopf zu drehen. "Wir begleiten
sie, aber wirklich nützlich sind wir wohl nicht." Haufenweise Fragen
spuckten im Gehirn des Jungen herum, aber die Antworten blieben leider aus.
Langsam ging auch er endlich den Weg in die Farm entlang.
9. Kapitel
Lin setzte einen Fuß vor dem andern, wurde aber immer langsamer. Das Entsetzten
lähmte sie. Die Lon Lon-Farm! Dort wo Link Malon und Epona das erste Mal
getroffen hatte. Den Ort, den Opa immer als so friedlich und lustig beschrieben
hatte. Was war aus ihm geworden. Ein dunkles, verlassenes Gehege. Kein Wiehern,
kein Gagern, kein Stöhnen hart arbeitender Bauern. Eine kalte Brise wehte
Staub auf. Kim trat neben sie. "Ziemlich einsame Gegend hier.", war
sein erster Eindruck. "Aber
ich verstehe das nicht. Hier müsste
Vollbetrieb herrschen."
"Woher willst du das so genau wissen? Es hat sich alles verändert
seit der Held der Zeit verschwunden ist.", kommentierte Taya. "Ja
genau,", bestätigte Tael. "Schlagartig, von einem Tag auf den
andern, verfinsterte sich ganz Hyrule." "
und darüber macht
ihr euch Sorgen?", fragte Kim. Er wirkte etwas irritiert. Taya allerdings
brannten bei so einer Frage die Sicherungen durch. "Ob wir uns darüber
Sorgen machen? BIST DU BLIND? Schau doch! Dunkelheit und Einsamkeit wo man nur
hin sieht. Das ist noch schlimmer als damals, als uns fast der Mond auf den
Kopf gefallen ist." Kim blickte zu Boden, trotzdem verstand er nicht was
die kleine Fee ihm sagen wollte. Was war denn so viel anders als normal? Lin
war schon weiter - vor der Koppel. Stumm machte sie sich ihre Gedanken. Die
Erde war von Fugen und herausgerissenen Grasbüscheln geradezu übersäht.
Egal was auch passiert war, es war in Eile und Hektik geschehen. "Das ist
der perfekte Platz!" Wieder schreckte sie auf und ein erstickter Schrei
drang aus ihrem Mund. Wie schaffte es dieser Typ nur sich so, ohne jegliches
Geräusch zu verursachen, anzuschleichen? "Für was?", keuchte
Lin. "Willst du sagen du hast vergessen, dass du mich noch vor kurzem zwingen
wolltest, dir die Schwertkunst beizubringen?" "Ach so, ja klar."
Er schritt zur Mitte des eingezäunten Gebietes. Jetzt ging es an den Speck;
den sie gar nicht hatte - hehe. "Also, zeig mal wie du dein Schwert schwingst."
Sie zog ihre winzige Waffe - "So?" - und holte im hohen Bogen aus.
Das einzige was sie dann noch mitbekam war, wie Kim zurücksprang.
Ein langer Riss durchzog seinen schwarzen Mantel. Mit wütender Miene funkelte
er sie an. Man konnte die Dampfwolken schon sehen, die aus seinem Schädel
entwichen. "Gib her, bevor du mich noch aufspießt!" Er entriss
ihr das Kokirischwert. "Entschuldigung
", stammelte Lin und setzte
ihr unschuldigstes Lächeln auf. Leider zog das bei dem überhaupt nicht.
Er streifte sich den kaputten Mantel ab. Jetzt erst kam seine Form zum Vorschein.
Lins Augen vergrößerten sich um das dreifache. Seine Kleidung bestand
aus einer schwarzen anliegenden Hose und einem ebenso schwarzen Hemd. Das brachte
seine Muskeln richtig zur Geltung. Breite durchtrainierte Schultern, lange starke
Beine und Hände. Und um ein großzügiges Stück größer
als sie. Wow, so sehen meine Klassenkameraden aber nicht aus, überlegte
sie und ihre Stirn fühlte sich warm an. Doch sie ermahnte sich, nicht oberflächlich
zu denken! Immerhin hatte sie ihn noch nicht einordnen können. Jäh
riss sie etwas, das mit einer hohen Geschwindigkeit auf ihr Gesicht zusteuerte,
aus ihren Gedanken. Überrascht duckte sie sich weg. Kims Faust! Sein ausgestreckter
Arm hielt inne, seine Hand blieb an der Stelle, wo sich gerade noch Lins Kopf
befunden hatte.
Geschockt lachte sie: "Haha, ich dachte schon du wolltest mich treffen."
Nun zog er sie zurück und blickte etwas verblüfft darauf. "Das
hatte ich eigentlich vor, aber anscheinend sind deine Reflexe doch besser als
ich dachte. Ist ein Anfang." Hysterisch sprang sie auf. "Du
du
wolltest
?" Noch ein Schlag! Nicht mal ihren Satz konnte sie zu Ende
bringen. Immer wieder prasselten Fäuste auf sie nieder und immer wieder
wich sie flink aus. Gerade fragte sie sich was das zu bedeuten hatte als auch
schon die nächste Faust in Richtung Gesicht kam. Aber Lin war vorbereitet
EINE
FINTE! Er traf sie schmerzhaft in die Magengrube; so heftig, dass sie zurück
baumelte und erst einmal tief einatmen musste. "Tja, nur mit Ausweichen
kannst du nicht gewinnen. Zum Beispiel die Knochengänger; die werden nicht
müde. Was denkst du wie quälend der Kampf sein wird!" "Spinnst
du! Was sollte das? Warum prügelst du so auf sie ein?"
Aufgeregt flog Taya wild im Zickzack. "Du fieser
" Lin trat einen
Schritt nach vorn ballte die Faust und schlug nach Kim. Der wich amüsiert
aus. Die kleine weibliche Fee aber wurde brutal durch die Luft geschleudert.
Tael flog neben sie. "Anscheinend kommt sie dadurch erst richtig in Fahrt."
"
mieser
" Dasselbe Spiel noch mal. "
gemeiner
"
Dem dritten Angriff wich Kim nicht aus sondern blockte ihn ab. Erstaunlich war
es ja nicht, mit was für einer Mühelosigkeit er ihre Hand fing und
quetschte. Sofort zog sie sie zurück. Kein Thema, dass er sein Schwert
so leicht schwingen konnte, während sie fast einen Krampf bekommen hatte.
"Danke für deine netten Komplimente, aber mit Schleimerei kommst du
bei mir nicht weit." "Ach schade, langsam gehen mir die Ideen aus.",
lachte Lin, noch etwas sauer. Wieder ernst zog Kim sein Schwert und hielt es
ihr an die Kehle. Er warf ihr ihres hin. "Das war die Aufwärmphase.
Jetzt wird's hart! Bereite dich vor." Bei dieser Kälte in der Stimme
zitterte Lin, aber tat wie ihr geheißen.
Kaum hatte sie ihr Schwertchen fest in der Hand, schlug ihr schon das des Jungen
entgegen und entwaffnete sie. "Mann, stell dich nicht so an", maulte
Kim. "Schon wie du dein Schwert hälst ist falsch. Du hälst es
zu weit vom Heft weg, dadurch verlierst du an Kraft, und der Schwung ist zu
groß um ihn zu kontrollieren." Währenddessen hatte Lin es wieder
aufgehoben. "Wie soll ich es den packen?" Er ließ sein Schwert
wieder in den Halter gleiten und kam auf sie zu. Vorsichtig ergriff er ihre
Hände und legte sie in die richtige Position an. "So." Kims Haut
fühlte sich rau und etwas ausgetrocknet an, erstaunlich - weil er doch
so eine helle, schon bleiche, Haut hatte. Wie sanft sich Lins Haut anfühlte,
zart und weich, es erinnerte ihn an die, des gerade geborenen Säuglings,
das er vor langer Zeit mal in der Hand gehalten hatte. Leicht umschloss er ihre
Hand mit seiner.
Ein paar Sekunden schien alles still zu stehen. Lins Herz bummte und in ihrem
Bauch fuhren ihre Hormone Achterbahn. Auf einmal guckte er sie verwundert an.
"Mir ist gar nicht aufgefallen, dass du Linkshändler bist. Ist das
häufig in eurer Familie?" "Nein, eigentlich bin ich die Einzige."
"Also, jetzt musst du es nur noch richtig fest halten." "Eye
eye, Sir.", spaßte sie. Ob Kim das allerdings verstand, bezweifelte
sie. "Hm? Was heißt das denn?" "Ach vergiss es. Nix wichtiges."
Kim zuckte mit den Schultern. Doch nutzte er Lins augenblickliche Unachtsamkeit
und griff blitzschnell nach seiner Waffe und an. Total perplex fuchtelte sie
herum. Die nächste Attacke folgte. Diesmal werte sie aber erfolgreich ab.
Und wieder die nächste
und die nächste
und wieder
und
wieder. Lin schloss die Augen und blieb zittrig bewegungslos auf der Stelle.
Sie merkte jeden Schlag, denn der Wind des Schwunges pustete ihr um die Ohren
und wirbelte ihr Haar auf. Auf der Stelle brauch auch der Dauerangriff ab. "*Seufz*
so wird das nie was", Lin blinzelte.
"Wieso bemühst du dich nicht mal ein kleines bisschen?" Kims
Ton verriet ihr, dass er der Verzweiflung nah war. "Es tut mir leid. Ich
streng mich ja an, ganz dolle, aber ich
bin als Kämpfer wohl doch
völlig ungeeignet. So werde ich meinen Bruder nie retten können
"
Ihre Augen glänzten. Irgendwas stach ihm ins Herz. Nun wusste er, dass
er es hasste wenn sie weinte. "Hm
probieren wir es einfach noch einmal.
Es klappt schon irgendwann." Und mit unhörbarem Flüstern fügte
er hinzu. "Hoff ich für dich." "Bist du bereit?", mischte
sich jetzt auch Taya ein. Wild flog sie ihre Kreise über Lins Kopf, der
jetzt nach unten und oben fuhr - ein Nicken. "LOS.", schrie Tael,
der sich über Kim platziert hatte, mit pfeifhoher Stimme.
Nein, nicht schon WIEDER, dachte Lin. Aber was nützte der Gedanke, besser
wurde sie dadurch ja leider nicht. Der silbern schimmernde, grauenhafte Gegenstand
kam wieder gefährlich auf sie zu. Eilens trat sie einen Schritt zurück.
Dann wich sie zur Seite aus. Blockte ab. Wich wieder aus. Jaaaaa, jetzt hatte
sie den Bogen raus. Darum konnte sie beim ersten Durchgang auch einmal blocken.
Wusste sie doch, dass ihr da was bekannt vorkam. Jetzt hatte sie auch endlich
bemerkt was. Nämlich: Kim griff in einem bestimmten Rhythmus an. Und sie
kannte sich schließlich in solchen Dingen aus. Immerhin tanzte sie ja
schon seit Jahren. Nun fiel es ihr immer leichter seine Attacken vorauszusehen
und abzuwehren.
Während das so weiter ging, fragte auch Kim erstaunt was in sie gefahren
war. "Das hab ich alles vom Tanzen.", meinte Lin stolz. "Na klappt
doch. Jetzt probier mal anzugreifen.", erwiderte Kim. Kaum hatte er seinen
Satz beendet kam ihm schon ihre Waffe entgegen. Trotzdem war er vorbereitet.
Geschickt duckte er sich und stieß Lin die flache Seite auf die Hüfte.
Ein kleines ´Au´ entfuhr ihr, mehr aus Überraschung als aus
Schmerz; davon konnte gar nicht die Rede sein. "Du darfst deine Deckung
nicht so leicht vernachlässigen." Die Worte klangen streng, aber deutlich
hörte man das Lachen daraus. "Ich werd mich bessern, Herr Lehrer."
"Nenn mich Meister, das klingt höher stehend." "Oh Göttlicher!"
"Ja, das beschreibt mich am ehesten." Riesengroßes Gelächter
erfüllte die staubige Luft. "Hey hört auf mit dem Blödsinn!
Ihr seid noch längst nicht fertig.", holte sie die ockerfarbene Kugel
zurück zu ihrer eigentlichen Sache. "Los, jetzt wird richtig gekämpft
"
Wie viele Zeit war schon vergangen? Ein paar Tage? Ein paar Wochen? Genau wusste
er es nicht. Sein Zeitgefühl hatte er jedenfalls schon sehr früh verloren.
In diesem blöden Tempel war ja kein einziges Fenster eingebaut. Und raus
ging er nur ungern, die trockne Luft war voll von Sandkörnern und die machten
ihn zu ganz schön zu schaffen. Außerdem brannte die Sonne zum umfallen
Benny lag auf einem großen, dicken und runden Kissen, von rot- und blaufarbenen
Stickereien verziert. Eingekringelt wie eine Katze. Seine alte Kleidung hatte
er schon seit langen nicht mehr. Stattdessen trug er nun eine weiße Kutte
mit schwarzem Band. Ganon hatte ihn in den Geistertempel bringen lassen, soviel
war ihm gesagt worden. Und auch, dass er gar nicht daran zu denken brauchte
einen Fluchtversuch zu starten. Falls doch, erwartete ihn da draußen eine
riesige unüberwindbare Wüste.
Tolle Aussichten! Er starrte auf die Wände, des gigantischen, viereckigen
Raumes. Alte Runen in einer Sprache, die Benny nicht verstand, schmückten
sie. Vier Säulen befanden sich hier und inmitten eine erhöhte Plattform
mit einem aufgemalten Muster aus verschiedenen Gelb- und Rottönen darauf.
Genau dort lag auch das große Kissen mit dem kleinen Jungen. Sehnsüchtig
wartete er. Bis jetzt hatte der angsteinflössende Mann ihn noch nicht besucht.
Benny erwarte ihn aber. Nicht weil er scharf drauf war wieder die schrecklichen
Augen sehen zu müssen, sonder weil er sich erhoffte, dass Ganon mit einer
guten Nachricht kommen würde. Wie zum Beispiel: "Deine Schwester ist
gekommen um dich zu befreien."
Oder noch besser: "Deine große Schwester hat meine Pläne vereitelt,
mich besiegt und jetzt steht sie vor der Tür um dich abzuholen." Aber
das war so abstrakt, das kaufte nicht mal Benny ihm ab, wenn er das sagen würde.
Plötzlich hörte er Ketten rasseln. Jemand ging den Gang vor diesem
Raum entlang. Sofort sprang Benny hoch und fixierte das Eingangtor. Es ging
auf und eine junge Frau betrat den Raum. Sie hielt ein Tablett in der Hand.
Schade, also sehr wahrscheinlich nichts Neues von draußen. Andererseits
war er auch erleichtert. Es machte ihm Spaß sich mit Ashanti zu unterhalten
und zu spielen. Sie war ungefähr 7 Jahre älter als Lin. Wenn er eine
zweite große Schwester hätte dann bitte wie Ashanti. Und na ja, Lin
könnte auch ein bisschen was von ihr vertragen. Aber psst
Benny rannte
zu der Kletterfläche hin und half ihr beim letzten Stückchen hoch.
"Hallo Kleiner.", sagte sie fröhlich und lächelte ihn an.
Auch sein Gesicht hellte sich etwas auf. "Sag schon, weist du was über
meine Schwester? Ist sie wieder gefangen worden? Geht's ihr gut?"
"Nicht so schnell, komm mal wieder runter." Sie setzte sich auf das
große Kissen und reichte ihm das Tablett. Darauf standen ein kleiner,
mit klarem Wasser gefüllter Krug, ein Tonbecher und zwei Brötchen.
Noch immer erwartungsvoll blickte er Ashanti an. "Greif zu!", kam
es als einziges aus ihrem Mund. Mit gierigen Händen langte er nach dem
Essen. "Also, noch habe ich nichts erfahren. Weder über Lin, noch
sonst was." "Heißt das, ich muss noch länger in diesem
Loch hocken und die ertragen?" Die Frau lachte; "Ja das heißt
es wohl", und fuhr ihm durchs Haar. "Keine Sorge. Dir geschieht nichts."
"Das ist es nicht. Um Lin habe ich Angst. Ich habe so eine schlimme Vorahnung,
dass ihr was zustoßen könnte." Sie nahm in den Arm. "Ashanti,
du sollst ihn nur versorgen, nicht bemuttern.", schallte eine grässlich
schrille Stimme. "Genau Ashanti, nicht bemuttern!" Zwei Wolken, rot
und blau, erschienen wie aus dem Nichts. In Windeseile nahmen sie Gestallt an,
zu zwei alten hässlichen Weibern auf Besen. Die eine hatte einen roten
Stein auf der Stirn und Flammen als Haar, die andere einen blauen und einen
Eisbatzen als Haar. Sie flogen ihre Runden. "Was machen wir mit einer Ungehorsamen,
Koume? Hihihi.", kicherte die Blaue.
"Was denn, Kotake?", fragte die andere. "Das stimmt nicht",
verteidigte sich die rothaarige Frau. "Der Herr hat mir aufgetragen mich
um ihn zu kümmern und genau das tue ich." "Hihihi, wie rührend,
nicht wahr Kotake?" "Natürlich Koume. Versuchen wir es noch einmal!"
Sie ließen jeweils eine blaue und eine rote Kugel entstehen und schleuderten
sie auf Benny. Das war er schon gewöhnt und fasste sich automatisch um
die linke Hand. Gleich würde der Schmerz wieder pochen. Die Kugeln erreichten
ihn, aber verblassten kurz vor dem Zusammenstoss mit ihrem Ziel.
Und da brannte auch schon sein Handrücken. "Wieso funktioniert es
nicht bei ihm, Koume? Warum funktioniert unser Kontrollzauber nicht bei dem
Bengel? Sonst klappt es doch auch immer." "Weis nicht, weis nicht,
Kotake." "Das reicht. Verschwindet endlich!", brüllte Ashanti
mit befehlender Stimme. "Hört, hört. Das junge Fräulein
wird schon aufmüpfig. Sie genießt, trotz ihrer Jugend schon hohes
Ansehen in ihrem Volk und große Gunst bei Ganon, genau wie ihre Schwester
damals." "Wollen wir hoffen, dass sie nicht auch zur Verräterin
wird wie ihre Schwester, Kotake."
"Ja, ja." Wieder das grelle Rot und Blau, und weg waren sie; zum Glück.
"Sag mal Kleiner, wie machst du das eigentlich?" "Ich weis wie
ich es mache und auch warum ich das weiß." Vielsagend war seine Antwort
ja nicht, aber sein Geheimnis behielt er lieber für sich. Er stopfte sich
das letzte Stück Brot in den Mund, nahm einen Schluck Wasser, legte seinen
Kopf auf Ashantis Schoss und schloss die Augen. Das ganze hatte ihn etwas erschöpft
und müde war er auch schon wieder. "Soll ich dich etwa auch noch streicheln?",
fragte die junge Frau scherzhaft. "Klar, mein Tagesbedarf an Streicheleinheiten
muss doch gedeckt werden." Noch an der Schwelle zum Land der Träume
betete er, dass es Lin gut ginge.
10. Kapitel
"Ich kann nicht mehr!" Erschöpft ließ sich Lin in den Heuhaufen
fallen. "Du hast in den letzten drei Tagen aber doch echte Fortschritte
gemacht, oder?" Tael setzte sich auf ihre Nasenspitze. Es war ein lustiger
Anblick, als sie mit den Augen schielte um ihn sehen zu können. "Pah,
ihr wisst nicht was euch noch bevorsteht.", kommentierte Kim und setzte
sich auf eine der Kisten mit dem Lon Lon-Wappen drauf. Sie hatten haufenweiße
Kisten mit Milchflaschen darin gefunden und sich die ganze Zeit hauptsächlich
davon ernährt. Was würde Lin nicht alles für einen saftigen Hamburger
in XXL-größe geben. "Also eins muss man dir schon lassen. Du
weist es einen zu motivieren.", erwiderte sie trotzig. Sie hatten jede
Nacht in der kleinen Scheune hinter der Koppel verbracht, da Kim meinte, wenn
ein Kontrolltrupp vorbeikomme, seien sie hier am sichersten.
Im Haus schauten die Monster als erstes nach. Er nahm einen großen Schluck
aus einer Flasche. Doch Lin griff in den Heuhaufen und holte einen blauen Gegenstand
heraus. "Was haste denn da?", fragte Taya, ohne wirkliches Interesse.
"Eine Okarina. Hab ich im Farmhaus gefunden, unter dem Bett." Um das
Mundstück des Instrumentes war eine dünne silbrige Linie gezogen und
sie ließ sich gut in der Hand halten. Sie spielte das alte Wiegenlied.
Ruhe und Gelassenheit breiteten sich im Raum aus. Kim lehnte sich entspannt
zurück und atmete tief ein. Und dann geschah es auch
ein schiefer
Ton. Alle Anwesenden schreckten hoch. "´Tschuldige!", sagte
Lin, streckte die Zunge aus und schlug sich sachte die Faust gegen die Stirn.
"Hey probier du doch auch mal.", schlug sie vor und reichte ihm die
Okarina. Zögernd blickte Kim auf den Gegenstand.
"Na? So schwer ist das gar nicht." Nun nahm er sie doch, noch einen
Moment und legte sie an den Mund. Aber was sollte er denn spielen? Ach klar!
Die ersten Töne folgten, dann erfüllte die Melodie den engen Raum.
Plötzlich fröstelte Lin. Die zwei Feen verkrochen sich blitzschnell
unter ihre Zipfelmütze. Lin fing an zu schreien. Abrupt brach Kim ab und
riss das Instrument weg. Erschrocken starrte er sie an. "Das
äh
ich
hab
versucht mitzusingen?" Eine bessere Ausrede fiel ihr auf die Schnelle nicht
mehr ein. Kim grinste über beide Ohren. "Ist schrecklich nicht wahr?
Als ich es immer gehört habe, wollte ich auch einfach schreien." Mit
einer kleinen Handbewegung warf er ihr den Gegenstand zu.
"Na ja, es ist wirklich gruselig
und durstig macht bin ich jetzt auch."
Sie stand auf und ging zu einer der hinteren Kisten. Jetzt musste sie nur noch
den Deckel öffnen. Auf weitaus geschicktere Art als am ersten Tag, zog
sie ihr Schwertchen und stach damit in die Rinne zwischen einer Seite und dem
Deckel. Trotz ihres Hilfsmittels tat sie sich schwer. Zu allem Übel rutschte
die Kiste auch noch nach vorne weg und Lin fiel hinterher und schlug sich das
Kinn an. "Au! Du verdammte, blöde, dreckige, bescheuerte, unnütze,
unbrauchbare, doofe, im Weg herumstehende Kiste!" "Wow, für die
Heldin dieser Geschichte fluchst du aber ganz schön arg." "Ach,
sei ruhig." Lins Lippen kräuselten sich, sie versuchte angestrengt
ein Lachen herunterzuschlucken. So was passierte wieder einmal ihr. Die Leuchtbälle
flitzten aus ihrer Kopfbedeckung und flogen, etwas schief, davon. Entweder die
haben auch was abbekommen, oder sie machen sich über mich lustig, überlegte
Lin, rieb sich das schmerzende Kinn und riss die Augen auf. Sah sie Halluzinationen
oder war die Kiste tatsächlich in die Wand gerutscht.
Mit ungläubiger Mine zog sie die Kiste nach vorn. Keine Magie, kein Visualisieren,
sondern eine Nische! Sie krabbelte in das kleine Loch. Kim der zum ersten Mal
in ihre Richtung schaute, rieb sich ungläubig die Augen. "Bist du
unsichtbar oder hast du dich in Luft aufgelöst?", fragte er. "Nein,
ich bin hier." Besonders hilfreich war die Ortsangabe hier für ihn
aber nicht. Tael erblickte die Öffnung in der Wand und flog hinein, direkt
gegen Lins Schädel. "Aua, hey pass auf, es ist ziemlich eng."
Zusammen kamen sie wieder auf der Seite des "Tunnels" an, auf der
die andern Beiden sie erwarteten. Fragend schaute Kim sie an. Nein nicht sie,
sondern das graufarbene Ding, das sie in den Händen hielt. Lin folgte seinem
Blick, hob es hoch und meinte:
"Kuck mal, was ich gefunden habe. Ein Ei!" "Bist du sicher? Ich
hätte es für nen geschliffenen Steinblock gehalten.", bemerkte
er sarkastisch. "Haha, das erkennt doch ein Blinder mit Krückstock.
Jedenfalls
" "Nein!", sagte Kim. "Genau, nein!",
erwiderte auch Taya. Verwunderung stand Lin ins Gesicht geschrieben. "Ich
hab doch noch gar nichts gesagt." "Wir wissen eh was du sagen wolltest.
Nämlich, dass du das Ei mitnehmen willst..." "Und auch, dass
du es trotz unseres ´Verbotes´ machen wirst.", ergänzte
die kleine Fee. "Hm
du scheinst ziemlich durchschaubar zu sein. Schon
nach so wenigen Tagen können die deine Gedanken lesen." "Danke
Tael für deine charakteristische Analyse." Konnte man da etwa ein
bisschen Beleidigtsein heraushören? "Genau dass werde ich machen.
Und ich werde es ausbrüten und pflegen und
" "Was wird da
überhaupt rauskommen?", fragte der Junge.
"Ach ich mag Überraschungen.", sagte Lin fröhlich und verlies
den Raum um sich ja nicht weiter ein schlechtes Gewissen einreden zu lassen.
Sie ging ein wenig gebückt, also war das Ei wirklich so schwer wie es aussah.
Kopfschüttelnd folgte Kim ihr, umschwirrt von den beiden Lichtkugeln. Was
dem Mädchen nicht alles in den Sinn kam. Eins war jedenfalls sicher, langweilig
ist es ihm bis jetzt noch nicht geworden und wird es sicher auch nicht. "Also
wollen wir unser Training fortsetzen?" "Aber erst muss ich das Ei
warm einpacken." Kim nuschelte etwas, das Lin nicht verstand, machte ihr
aber mit einer Handbewegung deutlich sie könne, solle sich aber damit beeilen.
Doch wie aus dem Nichts, trabte ein braunes Pferd auf sie zu.
Es blieb vor Kim stehen und baute sich vor ihm auf. Mit hektischem Wichern und
wilden Hufstößen, war es drauf und dran ihn umzubringen. Kim wich
zurück. "Was ist denn mit der los?" Lin eilte zu ihm, drückte
ihm das Ei in die Hand und griff nach den Zügeln des überdrehten Pferdes.
Sie schloss aus seinem Ausruf, dass es sich um ein Weibchen handelte. "Ruhig
Süße, beruhig dich." Mit leiser und sanfter Stimme redete sie
auf die Stute ein. Und tatsächlich wurde das Tier immer stiller bis es
sich ganz beruhigt hatte. Sie fing an, an einer von Lins Haarsträhnen zu
lutschen. Das Mädchen spürte die warme Luft, die aus den Nüstern
hervorgepustet wurde. Es kitzelte. Das Pferd bewegte sich etwas nach vorne,
fing dann wieder an hysterisch zu wiehern und zu fuchteln. "Was ist bloß
los mit dir?" "Sie hat etwas im hinterem Huf.", erwiderte der
Junge neben ihr darauf. Er tätschelte dem Tier zutraulich auf den Hals.
Lin schaute verwundert. Er winkte sie heran und beugte sich runter. "Siehst
du wie das rechte Hinterbein etwas absteht. Sie verlagert das Gewicht mehr auf
das andere."
Stimmt, jetzt sah sie es auch. "Also hör zu, du musst sie fest halten,
während ich das Teil rauskratze." "Verstanden!" Lin legte
die Arme um den großen, flauschigen Hals, Kim holte ein kleines Messer
aus seinem Stiefel und hob das Bein auf sein Knie. "Ich sehe es. Ein Dorn."
Das Pferd merkte anscheinend, was ihm bevorstand, denn es wurde merklich, immer
unruhiger. "Dann hol ihn schon raus!", keuchte Lin. Mit aller Kraft
versuchte sie es still zu halten. Behutsam legte Kim das Messer an und kratzte
um den Schmerzverursacher herum. Er kratzte lange herum bis der Dorn so locker
war, dass er ihn rausziehen konnte - und das tat er auch. Langsam setzte er
das Bein wieder ab und steckte das Messer wieder weg. Das Pferd setzte sich
erst vorsichtig in Bewegung, wieherte aber erfreulich auf und galoppierte um
die ganze Koppel. "Haha, du kennst dich aber gut mit Pferden aus.",
merkte Lin ihm an.
"Oh naja, ich hatte schon mit vielen zu tun." Die Pferdedame gesellte
sich wieder zu ihnen und stupste sie in den Rücken. Nur Saumzeug, kein
Sattel. Aus dem spielerischen Stupsen wurde ein richtiges Schupsen. Es wieherte
laut und aufgeregt, aber nicht mehr schmerzverzehrt. Lin war total verwundert.
"Ich glaube es will dir was zeigen.", schloss Kim gleichgültig.
"Ja? Na dann, zeig es uns.", sagte Lin aufmunternd in das lange Tiergesicht.
Das Pferd baute sich quer vor ihr auf. "Hä? Ich soll... Aber ich kann
nicht reiten!" Doch ehe sie sich versah wurde sie schon an der Talje gepackt
und auf den Rücken gehoben. Von oben blickte sie herab, auf Kim. Ein flüchtiges,
schüchternes "Danke!" entschwand ihren Lippen. Er nahm das dimensionale
Ei und schwang sich geschickt ebenfalls auf den Rücken, direkt hinter Lin.
Dann übergab er ihr den Klotz und fragte: "Saßt du wenigstens
schon mal auf dem Rücken eines Pferdes?" "Nein." Ohne ein
weiteres Wort nickte er, nahm mit einer Hand die Zügel und griff mit der
anderen Hand um ihren Bauch.
Sofort stieg ihr Hitze in den Kopf. Ihr Herz fing wie wild an zu schlagen. "Los
jetzt.", schrie Kim und das Pferd setzte sich in Bewegung. Und schon peitschte
ihr der Gegenwind ins Gesicht. Sie kniff die Augen zu. Durch die gewaltige Wucht
konnte sie sich nicht halten und wurde nach hinten geschleudert, gegen Kims
Brust. Sie sah hoch und für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke.
Seiner war weich und das Glänzen in den Augen durchfuhr sie, wie eine wunderbare,
kühle Brise an schwülen Sommertagen. Doch das Gefühl war so schnell
verschwunden wie es gekommen war.
Seine Augen schauten wieder konzentriert gerade aus, ausdruckslos und kalt.
Mühevoll stemmte sie sich nach vorne. Jetzt bemerkte sie, dass Kim zwar
die Zügel in der Hand hatte, sie aber locker hielt. So konnte das Pferd
die Richtung bestimmen. Er kicherte. "Was ist?", brüllte sie
gegen den Wind. Das erinnerte sie an den Flug mit der Eule, ein paar Tage zuvor,
nur war es diesmal nicht so unbequem. Im Gegenteil, dachte sie und die Röte
schoss ihr ins Gesicht. "Deine Haare kitzeln. Bind sie gefälligst
zusammen.", meinte er, mehr fröhlich als böse, was sie erleichtert
aufatmen lies. Wie viel sie schon aus seinem Munde zu hören bekommen hatte,
besonders während des Trainings. Nach einer kleinen Weile, wurde das Traben
langsamer und sie bogen um eine Ecke.
Vor einem dunklen Tunnel blieb die Stute stehen. "Da sollen wir rein?"
"Ja, der Eingang zum Kokiriwald. Von dort sind wir auch gekommen.",
dokumentierte Lin. "Genau!", sagte eine Piepsstimme und die zwei Feen,
die sich während dem Ritt unter Lins Kappe verkrochen hatten, flogen davon
ins Dunkle. Lin schwang ein Bein auf die andere Seite und sprang herunter. Klappte
aber unter dem Gewicht ihres Gepäcks zusammen. "Shit!" Sie rieb
sich ihren schmerzenden Hintern, stand aber schnell wieder auf. "Worauf
wartest du?", fragte sie den Jungen. Der starrte schnurgerade aus, doch
sein Blick war glasig. "Ich glaube ich bleibe hier und warte auf euch."
"Warum?" "Die kennen mich doch nicht, vielleicht wollen sie mich
gar nicht dort haben
" "Ach Blödsinn, komm schon."
Schließlich stieg auch er, etwas zögerlich, herunter, nahm ihr die
schwere Fracht ab und gemeinsam liefen sie durch den Gang, dicht gefolgt von
der Stute.
11. Kapitel
Kaum standen sie wieder im vertrauten Sonnenlicht rannte ihnen eine junge Frau
entgegen. Das etwas ins rötliche übergehende hellbraune Haar flatterte
ihr um den Kopf. Ihr langes weißes Kleid wirkte schlicht und ihr orangefarbenes
Halstuch wurde von einem golden schimmernden Monsterschädel gehalten. "Epona,
oh Epona du hast sie gefunden." Die Frau lief mit ausgestreckten Händen
auf die kleine Truppe zu und das Pferd brauste an ihnen vorbei, direkt zu ihr.
"Das hast du sehr gut gemacht.", lobte sie und streifte über
die Stirn des Tieres.
Bei dem Namen machte es ´Klick´ in Lins Gehirn. Epona hieß
doch die treue Stute, die den Helden der Zeit immer in Windeseile von Ort zu
Ort gebracht hatte. Das zumindest waren immer Opas Worte gewesen. "Seit
gegrüßt, ich bin Malon, die Besitzerin der Lon Lon-Farm." Malon
nahm Lins Arm und schüttelte ihn kräftig durch. "Du bist bestimmt
die Heldin aus der anderen Welt", sie wandte sich an den Jungen. "Aber
dich habe ich noch nie gesehen (oder von dir gehört), wer bist du?"
Doch eine Antwort konnte sie nicht mehr abwarten, denn schon kam eine ganze
Fußballmannschaft an Kokiri zu ihnen. Auch die Weisen waren zwischen den
grünen Kindergestallten. Zelda fiel Lin sogleich um den Hals und erdrückte
sie fast.
"Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Was fällt dir ein einfach zu verschwinden.
Du hättest wenigstens jemandem Bescheit sagen können oder
",
schimpfte Zelda und musste tief Luft holen, weil ihr die Puste ausging. "Beruhigt
euch Prinzessin, sie lebt doch noch.", sagte Impa und zu dem von der Umarmung
gefesselten Mädchen fügte sie hinzu. "Was hast du so lange gemacht?"
Lin befreite sich. "Ich habe Unterricht genommen.", erwiderte sie
stolz und griff sich hinter den Kopf um auf ihre Ausrüstung zu klopfen.
"Darf ich vorstellen; mein Lehrer.", bezog sie Kim ins Gespräch
mit ein. Alle traten einen Schritt zurück und glotzten doof aus der Wäschen,
so als hätten sie erst jetzt gemerkt, dass jemand neben ihr stand. "Na,
ob das wirklich was gebracht hat?", merkte Mido frech an. "Pah, darauf
kannste aber wetten, ich hab es selbst gesehen.", mischte sich auch Taya
ein.
Der Goron kam auf Kim zu. "Danke, dass du auf unseren Neuling aufgepasst
hast.", scherzte er und schlug ihm auf die rechte Schulter. Die Menge,
inklusive Lin, atmete tief ein. Oh nein, jetzt bricht Darunia ihm die Schulter,
dachte sie noch bevor sie sich verwundert die Augen rieb. Kim stand immer noch
da, wie zuvor und verzog nicht mal das Gesicht. Er nickte einfach nur ernst.
"Wow", Salia zwängte sich zu ihnen durch. "Du musst echt
stark sein, wenn du das gerade so schadlos überstanden hast.", lachte
sie. "Also komm, so wenig Gefühl hab ich auch nicht in den Armen."
"Welche Arme? Das sind doch Pranken.", ärgerte jetzt auch Ruto
den Goronen. Ein kurzes Gelächter bahnte sich den Weg durch die Runde.
"Woher kommst du?", fragte Salia. Stille
Anscheinend erwarteten
sie eine Antwort von ihm. "Aus dem Norden.", redete sich Kim geschickt
raus. Zum Glück gaben sich auch alle damit zufrieden. "Was ist das
denn?", Ruto zeigte auf den Gegenstand. "Ein Ei!", präsentierte
Lin. "Wo hast du das denn her?", fragte Salia erstaunt.
"Es war in der Scheune auf der Farm." Bei dem Wort Farm hellte sich
Malons Gesicht auf. "Wie geht es meinem Vater und Basil und den Kühen
und den Pferden und den Hühnern?" Etwas verdutzt sah Lin sie an, dann
sagte Lin traurig: "Als wir dort ankamen, haben wir alles verlassen und
zerstört vorgefunden." Ein "Oh nein." Und dicke Tränen
folgten auf die Auskunft. "Ich hätte nicht fortgehen sollen.",
machte sich die Frau Vorwürfe. "Malon die Leute von den Dörfern
und der Stadt haben dich gebraucht. Bestimmt haben sich dein Vater mit allen
anderen auch nach Kakariko begeben." Darunia übereichte ihr ein Stofftuch,
damit sie sich die Tränen abwischen konnte. "Wir werden erst wieder
Frieden haben, wenn der Held der Zeit Ganon endgültig besiegt hat."
"Wenn wir nur wüssten wo er steckt." "Und was ihm zugestoßen
ist, ich meine der wird sich ja wohl nicht von allein in Luft auflösen.",
erwiderte Mido. Kim senkte den Blick und starrte auf seine Schuhspitzen. Er
hatte, noch bevor er Lin traf, einen seltsamen Traum gehabt, indem
"Ich
hab
da so eine Vorahnung wo Link ist.", sagte sie auf einmal etwas schüchtern
und vorsichtig. Alle, inklusive Kim, drehten ihre erstaunten Fratzen zu ihr.
"Naja, ich denke
ich glaube
"
Sie schüttelte heftig den Kopf und startete einen neuen Anlauf. "Ich
weis das Ganon ihn gefangen hat!", sagte sie schließlich. "Was?
Woher? Weißt du auch wo er sich aufhält?", fragte Zelda eifrig.
Hysterie breitete sich aus. Aber Kim starrte sie nur stumm an. Woher wusste
sie davon? Und, hieß das der Traum war Tatsache? Lin aber schüttelte
betrübt ein weiteres Mal den Kopf. "Wenn wir schon mal übers
Verschwinden reden, wo ist eigentlich Naboru?", fragte der dickbackige
Kokiri. Kaum aber waren die Worte verklungen, hüpfte eine Silhouette über
sie hinweg, etwas blitze auf und ein klierendes Geräusch schallte durch
den großen Wald. Es ging so schnell, dass niemand es richtig wahrnahm,
außer Impa und Darunia.
Als Lin endlich in der Lage war wieder ihre Umgebung zu registrieren, schluckte
sie schnell und laut. Naboru stand direkt vor Kim und hielt ihren Säbel
in Richtung seiner Kehle. Kurz vor dem tödlichen Angriff musste er die
Waffe aber abgefangen haben, denn er hielt die Spitze mit seiner linken Hand
fest umklammert. Eine kleine Blutbahn floss von seiner Hand über die metallene
Kante und tropfte geräuschlos zu Boden. Mit der anderen zog er gelassen
sein Schwert und teilte den Säbel, wie ein Küchenmesser die Butter.
Selbst Naboru war zutiefst erstaunt und wich keuchend zurück. Die Grafierungen
endlang der Klinge, schimmerten in den schmalen Sonnenstrahlen, die verloren
durch die Kronen der vielen Bäume fielen. Als er sein pechschwarzes Schwert
zurück in die Schwertscheide gleiten ließ, halte ein klierendes Summen
durch das Dorf. In diesem Augenblick war sonst nichts zu hören, nicht mal
ein Grashalm, das sich im Wind bewegte. Wütend aber gezwungen respektvoll
durchbrach die Weise der Geister die Totenstille: "Wie heißt du,
Fremder?".
Wobei sie das letzte Wort besonders negativ betonte. Er gab keine Antwort, stattdessen
warf er die abgeschnittene Spitze vor ihre Füße. "Kim, er heißt
Kim." Lin stellte sich zwischen den Beiden aus Angst, Naboru starte einen
weiteren Versuch. Tat sie nicht, dafür aber drehte sie sich um und sagte
abfällig: "Du solltest ihm nicht so leichtfertig trauen, Lin. Sein
Herz könnte schwarzer sein als seine Aura." Und schon war sie in einem
der kleinen Häuser verschwunden. "Warum hat uns Epona eigentlich so
eilends hier her gebracht? Ist was passiert?", wandte sich Lin zu der schönen
Thronfolgerin um das Thema zu wechseln. Diese drehte sich zu ihr um und erwiderte:
"Am Besten schaust du es dir selbst an." Also, schon mal bereit machen
zum Erschrecken und geschockt werden, spaßte Lin in sich hinein. Andererseits
sollte man wirklich immer auf eine schlimme Überraschung vorbereitet sein,
denn davon gab es hier ja genug. Die Kokirigruppe teilte sich und die Weisen
gingen auf eine kleine Schlucht zu, die westlich an das Dorf anschloss. "Wartet
ich nehme das, wenn ihr erlaubt", sagte Malon und nahm das Ei entgegen.
"Ich werde es warm einpacken." "Danke dir.", lächelte
Lin und ging los.
Als sie vorbei gingen flüsterte eines der Mädchen zu ihrer Freundin:
"Der Junge ist aber unheimlich süß!" Mittendrin war es
übersät von dunkelblauen, nussförmigen Blumen -Dekublumen-, die
klappernde Geräusche verursachten, wenn sie ihre Mäuler schnell auf
und zu klappten. Lins Vorsicht war eigentlich unnötig, denn die Pflanzen
hatten anscheinend nichts gegen die Eindringlinge. Jedenfalls bis auf einen.
Immer wenn Kim an einer vorbeikam schnappte diese nach im und versuchte ihn
zu beißen. Tael flog ständig im Zick-Zack und stieß mit lauten
Ausrufen gegen die Blumen: "Hey lasst ihn gefälligst in Ruhe!"
Aber Kim schien die Angriffe gar nicht wahrzunehmen, geschweige denn zu stören.
Langsamen Schrittes folgte er der bunt gemischten Gruppe. Lin beobachtete dies
eine ganze Weile, bis er schon einige Meter zurücklag, dann schaute sie
zu Taya. Die kleine Fee deutete ein Nicken an, indem sie auf und ab flog. Lin
rannte in die entgegen gesetzte Richtung, direkt auf den sehr willkommenen Gast
zu.
Sie lief hinter ihn und schupste ihn kichernd weiter. Ganz verdutzt folgte er
dennoch der sanften Gewalt. Auf der anderen Seite des Durchganges war alles
- doppelt so groß. Die Dekublumen waren jetzt nicht mehr die niedlichen
klappernden Pflänzchen, sondern Ranken, die sogar Darunia noch um ein gutes
Stück überragten. "Keine Sorge", sagte der Weise des Feuers.
"Die Pflanzen sind die Beschützer des Waldes, sie werden uns nichts
tun." "Ach ja? Dann schau mal nach hinten.", meinte Tael wütend,
aber in einem Flüsterton, sodass nur seine Schwester, Lin und Kim ihn hörten.
Die Ständigen Attacken auf den Jungen ärgerten ihn, noch dazu dass
der nichts dagegen unternahm. Ein gigantischer, überdimensionaler Baum!
Seine Rinde war grau und die Blätter hatten die Farbe des dunkelsten Braun,
das Lin je gesehen hatte. Tot, schoss es Lin durch den Kopf. Der Dekubaum aus
den Geschichten von ihrem Großvater. Der Baum starb schon damals als Links
Reise begonnen hatte. Sein Mund stand immer noch offen; nach all den Jahren.
Die Weisen aber versammelten sich um etwas anderes. Sie öffneten ihren
Kreis um den Blick auf ein kleines, dickes Bäumchen frei zu geben. Es hatte
kaum Blätter und seine zwei Äste, die vom Stamm zu den Seiten ragten
waren noch sehr dünn und elastisch. Doch sah es merkwürdig aus. Die
Rinde war farblos und bröcklig und die winzigen Knopfaugen nur zur Hälfte
geöffnet. Es bewegte seinen Mund, aber seine Worte waren kaum zu verstehen;
ein heißeres Flüstern. "Sei gegrüßt
neue Heldin!
Ich
bin
der Spross
" "
des Dekubaumes, ich weiß.
Rede nicht weiter, wenn es dir so viel Kraft raubt." Genau, lachte Kim
für sich. Das war die richtige Definition - Kraft rauben -! "Was ist
mit ihm?", fragte Lin nach einer Weile und kratzte sich den linken Handrücken,
der anfing höllisch zu brennen. "Nun", antwortete Rauru, der
aus dem offen stehenden Mund des toten Riesen heraustrat.
"Wir wissen es selbst nicht." Lin starrt perplex auf den Boden. "Hat
es was mit der grünen Linie, die vom Spross aus, da entlang verläuft
zu tun?" Sie deutete auf die Linie und fuhr sie demonstrativ in der Luft
entlang. Alle starrten sie überrascht an. Aber am meisten Kim. "Welche
Linie meinst du?", fragte Salia suchte den Boden ab. Wo sollte sich die
Linie denn befinden? Genauso erging es den drei Feen wir
dürfen Salias Fee nicht vergessen! und fast allen Weisen. "Die
ist mir noch nie aufgefallen.", staunte Zelda und beugte sich runter, um
die Linie abzutasten. "Du kannst sie auch sehen.", nahm Ruto zur Kenntnis.
"Aber warum wir nicht?" Kim erschrak innerlich. Heldin in allen Ehren,
aber Lin war immer noch ein normales Mädchen, ohne irgendwelche besonderen
Merkmale oder Fähigkeiten. Und ausgerechnet sie hatte den Energiefluss
bemerkt.
"Und wieso fragt ihr IHN nicht, ob er sie sehen kann?" Naboru hatte
sich zu ihnen gesellt und deutete mit dem Finger auf Kim. Er wurde das Gefühl
nicht los, dass diese Gerudo etwas gegen ihn hatte. "Ja kann ich!",
antwortete er wahrheitsgemäß und fügte auch hinzu: "Eurem
Baum wird die Energie entzogen, dass sieht man daran, weil der Fluss von ihm
weg geht." "Und wo fließt der hin?", fragte Impa interessiert.
"Kommt lasst uns das herausfinden und auch gleich den Schergen besiegen!"
Tayas Abendteuerlust war geweckt und steckte auch gleich Lin an. "Ja, los.
Auf geht's! Wir müssen dem Dekuspross helfen." Urplötzlich dröhnte
ein lautes Geknurre auf der Lichtung. Lin rieb ihren Magen und sagte kleinlaut:
"Aber vorher, könnten wir vielleicht noch etwas zu Futtern haben?"
12. Kapitel
"Der Energiefluss führt in den Waldtempel.", stellte Lin fest.
Sie waren auf der Lichtung mit der alten Ruine angekommen. Lin stopfte sich
gierig den Rest ihres mickrigen Apfels in den Mund und schaute verstohlen auf
Kims, der seinen noch gar nicht erst angebissen hatte. "Sieht so aus. Da
halt mal." Er übergab ihr seinen Apfel und riss eine Efeuranke ab,
knotete eine Schlaufe und warf sie über den abstehenden Ast des abgestorbenen
Baumes auf der einen Seite des Gebäudevorsprungs.
Mit einem kräftigen Ruck testete er die Stabilität des improvisierten
Seiles und begann daran hochzuklettern. "Das solltest du lieber bleiben
lassen!", flüsterte Taya Lin zu, als sie sie bei einem Verbrechen
beobachtete. Kim war währenddessen oben angekommen und rief Lin zu, sie
solle es ihm gleich tun. Mit äußerster Mühe kletterte auch sie
hoch. Kim reichte ihr die Hand und sie hielt sich daran fest und stemmte sich
auf die Platte. "Puh", keuchte sie. "Danke!" Als er aber
immer noch ihr seine Hand vorhielt blickte sie ihn fragend an. "Schon gut,
aber eigentlich wollte ich mein Essen zurück." Sofort setzten die
Schuldgefühle ein und Lin wurde ganz klein. Kim verschränkte die Arme
und guckte sie erwartend an.
"Also
ähm
*tief Luft hol*. Es tut mir unendlich Leit. Ich
konnte einfach nicht widerstehen." Sie verbeugte sich tief. Er zog sein
Schwert und holte aus. Das Entsetzen stand Lin ins Gesicht geschrieben. "Kim,
ist es wirklich so schlimm? Ich
besorg dir einen neuen aber
"
Er schlug zu. Sie schloss die Augen und schrie. Die Klinge peitschte und ein
Windzug traf sie mit voller Wucht, aber nicht das, was sie eigentlich erwartet
hatte. Sie blinzelte und neben ihr ging etwas in blauen Flammen auf. Ein komisches
Gesicht, das aussah wie eine Flamme schwebte davon. "Ein Irrlicht, war
drauf und dran dir den Kopf abzuschlagen.", erwiderte er mit tonloser Stimme
und wandte sich zum Gehen um. Lin kicherte auf: "Puh, und ich dachte schon
DU wolltest mir den Kopf abschlagen." Sie hätte schwören können
ein "Das kommt noch früh genug!" vernommen zu haben.
Mit trotziger Miene riss sie ein Stück von den Efeuranken die von dem Vorsprung
schlaff herabhangen ab und begann ihre Haare zu flechten. "Was machst du
da?", fragte er, nachdem er sie eine Weile dabei beobachtet hatte. Ihre
Finger ziepten flink und geschickt zwischen den drei dicken Haarsträhnen
hindurch. "Du hast doch gesagt, ich soll mir einen Zopf machen.",
gab sie zur Antwort und band das Pflanzenband um das Ende. Stimmt, daran konnte
er sich noch erinnern. Wenigstens etwas das sie bestens beherrscht, dachte er
und lachte gehässig vor sich hin. Kim betrat das Gebäude und ging
den ersten Flur entlang, dicht gefolgt von Lin, die sich etwas unsicher und
ängstlich nach vorn gebeugt umblickte. "Na komm schon.", flüsterte
Tael ihr zu. Er wollte den Anschluss an seine Schwester und Kim nicht verlieren.
Ein kleiner Schatten lies sich hinter Lin herab. Sie schreckte auf als sie ein
komisches malmendes Geräusch hörte. Dann umklammerten sie lange, dünne
Beine und etwas Flaches legte sich auf sie.
Ihr stiegen Tränen in die Augen und sie schrie auf. So schnell sie konnte
rannte sie geradeaus, in Kims Rücken. Wild um sich schlagend schrie sie:
"NIMM ES WEG!!! NIMM ES WEG!!!" Sie war nicht im Stande sich zu beruhigen
und schlug unkontrollierbar zu allen Seiten. Kim musste sich mehrmals unter
ihren Armen hinwegducken, doch schließlich entdeckte er die Ursache für
ihren Ausbruch. Mit schadenfrohem Ausdruck nahm er das kleine Spinnenwesen von
ihrem Rücken. Es fing sofort wieder an geräuschvoll zu zittern. Sie
klammerte sich an ihm und vergrub ihr Gesicht tief in seiner Schulter. "Du
brauchst keine Angst zu haben, das ist doch nur eine kleine Skulltula!"
Zögerlich blickte sie auf seine Handfläche, auf der dieses Etwas saß.
Es hatte acht Beine und sein gesamter Körper bestand aus Knochen. Aber
das Seltsamste war, das sich sein Gesicht auf den Rücken befand und es
drehte sich um sich selbst. Verzweifelt versuchte es sich zu befreien, indem
es ein gefährlich lilanes Glühen annahm, aber Kim machte es nichts
aus.
Behutsam setzte er sie auf der Wand ab. Lin zitterte immer noch am ganzen Körper.
"Ich will nicht mehr. Können wir nicht einfach umdrehen?" "Na
hör mal. Du warst doch die erste die meinem Vorschlag zugestimmt hatte.",
beschwerte sich Taya. Betroffen schaute sie zu Boden. Da musste sie jetzt durch,
ob sie wollte oder nicht. "Lass uns doch erst mal weitergehen", munterte
Tael sie auf. "Außerdem hast du die Riesenskulltula noch nicht gesehen.",
erwiderte Kim, als sei es ein beiläufiges Anhängsel. Geschockt sah
sie ihn an. Er grinste über beide Ohren. Und wieder funkelten seine Augen
wunderschön. Seine zerzausten, schwarzen Haare ließen sie noch mehr
wie Sterne am dunklen Nachthimmel wirken.
Doch im nächsten Moment war alles vorbei und wieder wie vorher. Kalt und
teilnahmslos! Er packte sie an der Hand zog sie hinter sich her. Sie folgte;
was blieb ihr anderes Übrig. Während sie den Gang entlang liefen hörte
man ständig von der hohen, pflanzenüberwucherten Decke die malmenden
Geräusche. Ihr wurde speiübel als sie sich die Efeuranken wegdachte.
Kim öffnete eine hölzerne Tür und schob sie, natürlich auf
seine brutale Weise, hindurch. Doch Lin fürchtete sich zu sehr, als dass
sie sich wehren konnte. Als die Tür in die Angeln fiel herrschte absolute
Stille. Kein einziger Ton dieser Viecher drang bis hierher durch und auch im
Raum selbst musste sich also keine der Skulltula befinden.
Erleichtert atmete Lin auf und sah sich entspannt um. Sie befanden sich in einer
riesigen Halle von denen drei Treppen hoch zu einer Tür führten, die
aus der sie kamen mit einbezogen. Auf einer der vier Wände allerdings befand
sich nur ein Balkon, zu dem keine Treppe hinaufführte. In der Mitte waren
vier kleine L-förmige Säulen auf denen jeweils ein Fackelhalter stand.
Die Fackeln waren an! Eine gelbe, eine blaue, eine grüne und eine lilane
Flamme, stellte Lin fest. Doch sie umringten ein hölzernes Quadrat, das
in den Boden eingebracht war. Interessiert wollte Lin schon losstürmen,
um es zu inspizieren, da es sehr auffällig war, doch Kim hielt sie immer
noch fest und lies sie nicht weg.
Sie guckte ihn aus einer Mischung aus Verwunderung und Ärgernis an. "Hör
doch.", sagte er, ohne sie dabei anzusehen. Sie lauschte aufmerksam. "Ich
höre aber nichts.", sagte sie, immer wütender werdend. "Das
ist es ja gerade, es ist zu Still!" "Stimmt, das kann nichts Gutes
bedeuten.", pflichtete Tael ihm bei. Kim trat vorsichtig und leise auf
die erste Stufe. Mit den Augen fuhr er den gesamten Raum ab. Als er keine Veränderung
wahrnehmen konnte, begann er die Treppe herunterzusteigen - auf alles vorbereitet.
Immer noch zog er Lin hinter sich her. Das passte dem Mädchen aber gar
nicht. Als ob sie eine kleine unüberlegt handelnde Göre wäre,
die nicht auf sich selbst aufpassen konnte. Je näher er der Platte kam,
desto spürbarer wurde das Ding, in das der Energiefluss mündete. Vor
lauter Konzentration und Unterdrückung seiner Aufregung spannten sich seine
Muskeln an. Lin verzog ihr Gesicht. "Kim!" flüsterte sie ihm
zu.
"Was ist denn?" Gereizt wendete er seinen Kopf nach hinten. "Du
tust mir weh." "Ach ja, entschuldige." Er ließ los und
drehte sich wieder um. Lin rieb sich ihre schmerzende Hand. Vor sich hinnuschelnd
folgte sie ihm. Als sie sich um die Platte versammelt hatten, beugte sich Kim
runter um sie abzutasten. Plötzlich erloschen die vier Lichter und an deren
Stelle formten sich vier Wesen. Sie hatten schwarze Gesichter, wenn man Köpfe
nur mit Augen so bezeichnen konnte. Je nach Farbe der vorherigen Flamme waren
ihre Gewänder. In seiner Hand hielt Jedes eine Öllampe. Kichernd umschwebten
sie die kleine Gruppe. "Wieder Irrlichter!", rief Taya aus. "Ihr
kommt hier nicht lebend raus!"; offenbarte das Lilane. Und mit diesen Worten
stürzten sich die anderen drei auf Kim. Der hatte darauf aber nur gewartet
und zog sein Schwert. Er blockte die ersten Angriffe ab und schlug mit voller
Wucht zurück. Die Kreatur, die vorher besprochen hatte, anscheinend die
Anführerin hob die Hände. Lin rieb sich die Augen und schüttelte
ihren Kopf.
Hatte sie jetzt Halluzinationen? Nein! Tatsächlich teilte sich das Irrlicht
in vier auf und begann, alle um sich selbst drehend, um Lin zu kreisen. Kim
verlor sehr schnell den Spaß am Kämpfen. Die Biester mit ihren jämmerlichen
Versuchen ihn zu verletzten, langweilten ihn. Er hob sein Schwert und riss es
in einem Halbkreis herum, dabei legte er seine ganze Kraft in den Schwung. Alle
drei Irrlichter lösten sich gleichzeitig in Flammen auf. Wieder kamen die
vier gleich aussehenden Wesen auf sie zu und eine verpasste ihr einen Schlag
auf die rechte Schulter. Doch bevor sie sich auch nur zur Echten drehen konnte,
vergrößerten sie den Kreis wieder aus Lins Reichweite. Taya war total
überfordert, sie wusste nicht was sie ihrem Schützling raten sollte.
"Verdammt was mache ich nur?" Hilfesuchend blickte Lin sich nach Kim
um. "Wir müssen ihr helfen!!!", schrie Tael ihn an.
Selbst das Irrlicht hielt für einen Augenblick inne, es rechnete mit einem
weiteren Gegner. Doch Kim blieb bewegungslos stehen. "Nein." Die jetzigen
Geschehnisse entwickelten sich doch hervorragend. Die ganze Zeit hatte er sich
den Kopf darüber zerbrochen, warum er es nicht schaffte das dumme Mädel
zu töten. Und nun war das Problem doch gelöst. Ganz einfach - jemand
anders erledigte das für ihn. Er verschränkte seine Arme vor der Brust
und lächelte sie auf abstoßende Weise an. Wieder war da diese gleichgültige
Kälte in seinen Augen. Lin stiegen bei dem Anblick fast die Tränen
in ihre. "Hehe", entriss die schleierhafte Stimme der Kreatur sie
den Fesseln seines stechenden Blickes. Einerseits war sie erleichtert, andererseits
war sie etwas ängstlich, denn nun wusste sie, dass sie keine Hilfe von
Kim erwarten durfte. Schon setzte es die Attacken auf Lin fort. Ein Schlag in
den Rücken, einen gegen den Kopf und einen direkt in die Magengrube. Sie
kämpfte nicht nur gegen das Irrlicht sondern mittlerweile auch um ihr Bewusstsein.
Kim wurde mit jedem Treffer übler. Verdammt was war mit ihm los? Sein ganzes
Leben wurde er fürs Kämpfen und Töten ausgebildet.
Sehr viel Blut klebte an seinen Händen und nie hatte er etwas für
die Sterbenden empfunden. Warum jetzt? Warum für sie? "Du blöde
Kuh, konzentrier dich gefälligst.", brüllte er Lin an. Er hatte
Recht. Mühevoll stellte sie sich wieder in Kampfposition, ihr Schwertchen
mit beiden Händen fest umklammert. Hektisch schaute sie sich um. Welche
ist bloß die Richtige? Nein, ermahnte sie sich. Du musst jetzt einen kühlen
Kopf bewahren! Als sie das dachte, bemerkte sie es - wieder der Rhythmus. Doch
etwas stimmte nicht. Sie klopfte den Takt mit ihrem Fuß nach. Alle drehten
sich im 4/4, bis auf eine. Die etwas schneller. Noch während sie sich innerlich
freute den Schwachpunkt ihrer Gegnerin herausgefunden zu haben setzte diese
zu einem weiteren Angriff an. Blitzschnell drehte sich Lin nach rechts und warf
ihr das Kokirischwert ins Gesicht. Völlig überrascht war das Wesen
nicht in der Lage auszuweichen und gab ein helles Pfeifen von sich. Es betatschte
den durchbohrten Kopf und gestikulierte so lange bis es sich vollständig
zu einer lilafarbigen Flamme aufgelöst hatte. "Nein, nein, nein! Wie
konnte das geschehen?" Mit diesen Worten verschwand es spurlos.
Lin machte sich nicht die Mühe ihre Waffe zu holen, das war unnötig,
denn diese lag in viele glitzernde Teilchen zersprungen herum. Stattdessen lies
sich Lin hechelnd auf die Platte plumpsen, wie ein Sack Kartoffeln. Mit einem
Aufschrei des Erschreckens stellte sie fest, dass diese sich unter ihr bewegte
und sie um so zirka einen Meter hochgefahren wurde. "Super! Der Weg wurde
soeben freigegeben." Kim eilte herbei und stellte sich in den aufzugartigen
Holzkasten. Schon fuhr der mit seinen Passagieren nach unten und mit einem leichten
Aufschlag kamen sie im Untergeschoss an. Nun befanden sie sich in einem großen
runden Raum von dem vier lange Vorsprünge abstanden. Der Boden war gesäumt
von roten und blauen Teppichen und einer führte einen Gang entlang zu einer
Tür. Und der Energiefluss strömte genau in das Zimmer dahinter. "Na
komm schon oder willst du dort oben versauern?" Kim starrte erwartungsvoll
auf das Mädchen, das immer noch reglos auf der Decke des Liftes saß.
Er musste, wenn's auch schwer fiel, zugeben, dass er sie unterschätzt hatte.
Und auch noch, dass er erleichtert und froh war nicht mit einer Leiche zu sprechen.
Die kraftvollen blauen Augen wanderten in seine Richtung und aus der erschöpften
Visage Lins, brach blanker Zorn hervor. Wutendbrand nahm sie ihren Bogen und
einen Pfeil vom Rücken, spannte ihn und ließ los. Verwundert sprang
Kim einen Schritt nach hinten. Gerade wollte er wieder zu ihr aufblicken und
sie fragen was der Scheiß sollte, da flog schon der nächste auf ihn
zu. "Hey lass das.", befahl er ihr. "Du Blödmann! Hättest
mich einfach jämmerlich krepieren lassen." Noch zorniger geworden,
warf sie im ihren Bogen hinterher, den er leider mit Leichtigkeit fing und drehte
ihm den Rücken zu. Die zwei Feen zogen kurz aber demonstrativ an seinen
Haaren und flogen in empörter Gestik zu Lin.
Breiter als jemals zuvor grinsend sprang er auch auf die Platte, legte ihr den
Bogen wieder um und flüsterte ihr ins Ohr: "Du bist richtig süß,
wenn du dich aufregst." Geschmeidig schwang er sich zurück und landete
auf seinen Füßen. Mit schleifenden Schritten lief er zum Tor und
lehnte sich dagegen. Jetzt hieß es warten, Lin würde sich sicher
gleich beruhigen. "Dieser
Sehe ich richtig? Steigt dir die Röte
ins Gesicht?" Aufgebracht flog Taya hin und her. Aber besonders ansprechbar
war Lin eh nicht. "Er findet mich süß!", brachte sie als
einziges hervor. Das war zwar nicht das erste Kompliment von einem Jungen, aber
das erste das sie dermaßen in Verlegenheit brachte. Langsam rutschte sie
zur Kante und landete ebenfalls auf den Füßen, aber nicht ganz angenehm.
Es durchzuckte sie und Schmerzen stiegen in den Beinen hoch. "Mann, tut
das weh!", sagte sie und lief auf der Stelle. "Du Dummkopf! Beim Sprung
aus solcher Höhe musst du dich abrollen." Gestresst nahm sie ihre
Zipfelmütze vom Kopf, fing das nervende Glühwürmchen und setzte
sie sich, die wütenden Proteste ignorierend, wieder auf. "Lin! Bitte
sei vorsichtig. Wir haben alle ihm zu schnell vertraut.
Ich meine, nach der Sache grade eben, wer versichert uns, dass er auf unserer
Seite ist." "Ist er nicht, das hat er uns doch auch ausdrücklich
gesagt. Er ist ja nicht mein Bodyguard, er bringt mir nur das Kämpfen bei."
Ja, fiel es ihr wieder ein. Genau das hatte er von Anfang an klar gestellt.
"Sei trotzdem vorsichtig." Noch von den eben gesprochenen Worten beflügelt,
hopste sie glücklich auf Kim zu. "Da biste ja.", bemerkte er
und öffnete. Dahinter befand sich ein kleiner, runder Raum, der fast ganz
von einem hohen Podest ausgefüllt wurde, einem sehr hohen! Es musste einmal
eine Treppe gegeben haben, die hinauf führte, denn es waren noch Bruchstücke
vorhanden. Leider konnte die schon lange nicht mehr ihren Zweck erfüllen.
"Wie kommen wir da rauf?", fragte Tael ratlos. "WIR kommen da
ganz leicht rauf, aber wie die andern Beiden das machen wollen, weis ich auch
nicht." Taya hatte sich gewaltsam aus ihrem Gefängnis befreit. "Aber
ich! Wir bilden eine Art Räuberleiter." Lin freute sich wahnsinnig
über ihre Idee. "Gut steig auf meine Schultern.", meinte Kim
gelassen. Kraftvoll griff er ihr um die Talje und hob sie über seinen Kopf.
Ungeschickt versuchte sie auf seine Schultern zu stehen. Dabei trat sie ständig
anderswo hin und verlagerte ihr Gewicht unpraktisch. Kim verzog das Gesicht,
sagte dazu aber noch nichts. Lin klammerte sich an die Kante und versuchte sich
daran hochzuziehen. Leider, immer wenn sie sich schon zur Hälfte hoch gezogen
hatte, ließen sie ihre Kräfte im Stich und Kim bekam wieder ihr Gewicht
zu spüren. Langsam aber beständig ging es ihm auf die Nerven. "Mann,
du bist schwerer als du aussiehst, also mach schon!" Das musste jetzt einfach
raus. "Ja ja, ich hab es gleich." Sie spürte seine ansteigende
Ungeduld und zog sich mit einem letzten Ruck nach oben, riss das eine Bein ebenfalls
auf die Plattform. "Ich
hab es
fast geschafft." "Na
endlich.", erwiderte er entnervt und blickte nach oben - direkt unter ihr
Kleid. Schlagartig und mit knallrotem Kopf wollte er zu Boden schauen, hatte
aber nicht einkalkuliert, dass er vor einem Podest stand und donnerte mit seinem
Schädel dagegen.
Sein einziger Gedanke: Den Göttinnen sei Dank, hat sie noch eine Hose an!
Endlich vollständig oben drauf suchte sie nach Kim. Sie reichte ihm die
Hand und wartete bis er damit fertig war seine rote Stirn zu reiben. Er griff
danach und sobald er die Kante zu packen bekam, zog er sich - was Lin immer
wieder beeindruckte - ohne jegliche Mühe hoch. "Also, was ich dir
noch sagen wollte.", begann Kim und klang etwas komisch. "Haste gut
gemacht, die Sache mit dem Irrlicht." "Findest du?" Lins Augen
leuchteten auf. Ihr Herz machte Freudensprünge. Wenn sie an ihre erste
Begegnung zurückdachte hatte sich seine Einstellung ihr gegenüber
wohl um mindestens 150° gedreht. Rund um waren an der Wand Bilder. Dunkle
Farbtöne bildeten einen einsamen Waldpfad bis zum Horizont. Auf allen das
gleich Motiv. "Und jetzt?", fragte Taya.
"Der Energiefluss mündet genau in der Mitte." Lin wollte schon
losstürmen. "Warte!" Instinktiv brachte sie ihre Hände aus
seiner Reichweite, denn sie wollte nicht wieder unter Quetschungen leiden. Kim
tippte mit seinem Zeigefinger in die Luft und es bildeten sich leichte Wellen.
"Ein Bannkreis!", war er sich ziemlich sicher und wandte sich nach
rechts. Er begutachtete jedes einzelne Gemälde, dann entschied er: "Schieß
auf das!". Lin tat wie ihr geheißen. Ohne dass sie es bemerkte grinste
er voller Vorfreude und legte sich die Handflächen schützend auf die
Ohren. Kaum hatte sich die Metallspitze darin gebohrt, zerbrach der unsichtbare
Bannkreis mit einem grollenden Bersten. "Shit, mir bimmelt es in den Ohren.",
beschwerte sich Lin. Sie drehte sich Kim zu. Der spielte den ebenfalls Überraschten.
Theatralisch putze er sich mit dem kleinen Finger das eine Ohr. "Das musst
du laut sagen." Innerlich aber krümmte er sich vor Lachen. Die zwei
Feen flogen weiter über sie, aber ihre Bewegungen glichen eher einem der
traditionellen Wecker, die immer so zitterten, während sie Alarm schlugen.
Ein spitzer Schrei entfuhr Lin als sie sah was sich hinter dem Bannkreis befand.
Eine Säule, die aus grüner Flüssigkeit? bestand. Darin ein riesiger
brauner Kern. Eigentlich glich der eher einer gigantischen Hasselnuss. "Ein
Siegel!", rief sie.
Ihr war wieder eingefallen was ihr Opa ihr immer erzählt hatte. "Um
den Teufelsturm betreten zu können musste Link sechs Siegel brechen, indem
er den Kern durchschoss
" Kim stand total ratlos da, er hatte keine
Ahnung was sie als nächstes Tun mussten. Aber Lin spannte sofort einen
neuen Pfeil an, zielte und schoss. Ihr fiel die Kinnlade herunter, als das Geschoss
einfach abprallte. Was? Wieso? "
mit Lichtpfeilen!" Woher sollte
sie die nehmen? Noch Einen schoss sie, mit demselben Ergebnis. Warum? Warum
geht es nicht trotzdem? Sie wollte es ein weiteres Mal probieren, obwohl sie
die Hoffnung schon aufgegeben hatte, als sie fremden Atem hinter sich spürte.
Kim legte seine Hände auf ihre. "Versuchen wir es gemeinsam.",
sagte er. Um das Siegel zu zerstören wollte er dem Pfeil etwas von seiner
schwarzen Magie übertragen.
Auf einmal wurde Lin eisig. Auf ihrer Haut stellten sich die Härchen auf
- Gänsehaut. Die Kälte schien von Kims Handflächen auszugehen
und sich in ihr schnell auszubreiten. Wenn das so weiter ging würde sie,
wegen dem Zittern, nicht mehr zielen können. Nur an einer Stelle war ihr
nicht kalt sondern heiß - ihr linker Handrücken. Der kribbelte und
brannte. Gerade eben hatte er so getan, als ob er unangenehm überrascht
worden wäre, nur war er es wirklich. Er konnte seine Energie nicht kontrollieren,
sie ging viel schneller und in größerer Menge in den hölzernen
Stab mit der Spitze über, als er überhaupt beabsichtigt hatte. Oder
doch nicht? Nein! Sie ging in LIN über.
Lins Körper zapfte ihm seine Magie ab. Sie fühlte sich unglaublich
Stark. Nichts konnte sie aufhalten, nichts besiegen! In ihr stieg Wut und Hass
auf. Auf Maria, wegen ihrer blöden Bemerkungen über ihre Mütze;
auf Ganon, weil er sie gegen ihren Willen hierher gebracht hatte und auf Link,
weil er einfach spurlos verschwunden war
Sie ließ los. Der Pfeil
bohrte sich tief in den Kern. Und weiter? Kim riss sich los, drehte sie um und
packte sie an ihren Schultern. Blutrotleuchtende Augen blickten ihm entgegen.
"Verdammt." Er schüttelte sie brutal durch. "Lass los, LASS
LOS!" Das tiefe Wasserblau mischte sich ins Rot, bis es das völlig
überdeckte. Lin hatte ihre schöne blaue Iris wieder. Der Kern schwoll
an, bis er sein Maximum erreicht hatte und explodierte - in Millionen von winzigen
Teilen. "Puh, was war denn das?", fragte Lin, noch immer benebelt.
Sie kicherte irre.
Dann knipste sich Kims Gehirn wieder ein. Er ließ sie unerwartet los und
sie fiel wie ein Stein. Entsetzten kennzeichneten die Züge seines Gesichtes
aus. Was hatte er nur getan
Nicht nur dass er seinen selbst gestellten
Auftrag nicht erfüllt hatte und den Feind zu größerer Stärke
verholfen hatte, jetzt hatte er auch noch eine der sechs Siegel und somit eine
wichtige Energiequelle zerstört. Hintergangen hatte er seinen Herren und
Meister. Nun tat er das einzige, das ihm einfiel - er rannte! "Warte, wo
willst du hin Kim?" Sprang von der Plattform herunter, die Tür hinaus
rannte
und rannte. "Was ist dem denn über die Leber gelaufen?", wunderte
sich Taya. "Jedenfalls keine Maus; was größeres.", setzte
Tael hin zu. "Gehen wir hinterher, sonst holen wir ihn nicht mehr ein."
Kim saß vor dem Eingand zum Waldtempel und ließ die Beine baumeln.
Für das was er gerade angerichtet hatte, fühlte er sich unheimlich
gelassen und zufrieden. Sowieso, seit er Lin begegnet war, entdeckte er Gefühle
und Gedanken in ihm, von deren Existenz er nur gehört hatte. Je länger
er bei ihr blieb und sie kennen lernte, desto mehr zerbrach sein jetziges Weltbild
und er wurde immer verwirrter. "Da biste ja.", äffte eine sehr
bekannte Stimme ihn nach. Lin setzte sich dazu und schenkte ihm das bezaubernste
Lächeln, das sie bis jetzt jemals zustande gebracht hatte. Er sprang herunter
und rollte sich geschmeidig ab. OK, sagte sie sich. Das schaffe ich doch wohl
auch; und sprang ebenfalls.
Als sie den Druck auf ihre Beine spürte zog sie sie an und fiel gekrümmt
nach vorne. Ihr tat zwar jetzt der Rücken weh, aber wenigstens nicht die
Füße. "War fast perfekt.", lachte die lila Fee. "Klar,
was hast du erwartet.", lachte sie zurück. Und zusammen machten sie
sich auf den Weg zurück, ins Kokiridorf
Als sie ankamen wurden sie
bereits eifrig erwartet. Großer Jubel schallte durch die Kronen der Bäume.
"Ihr habt es geschafft, ihr habt es wirklich geschafft!" "Dem
Dekuspross geht es wieder gut, er muss sich nur erholen.", brachte sie
Darunia auf den neusten Stand. "Kommt jetzt ruht IHR euch erst einmal aus."
Zelda winkte sie zu sich. "Ähm
danke, aber wir müssen weiter,
oder?" Lin blickte in ihre eigene kleine Gruppe. "Ja, schließlich
müssen wir noch den Helden der Zeit finden." "Und deinen Bruder.",
ergänzte Tael den Satz seiner Schwester.
"Ich habe schon alles vorbereitet.", rief ihnen eine weibliche Stimme
zu. Malon führte Epona an den Zügeln zu den Vieren. An dem Sattel
waren eine Tasche mit Proviant und eine mit
dem warm eingepackten Ei befestigt.
Lins Gesicht erhellte sich und die Frau lächelte sie an und zwinkerte.
"Hab mir gedacht, dass du es gerne dabei haben möchtest. Ach und noch
etwas", sie holte tief Luft und sang ein Lied. "Kannst du das auch
singen?" "Brauch ich nicht
" Lin nahm ihre Okarina heraus
und spielte das Lied, wenn auch anfangs mit einigen falschen Tönen. Epona
reagierte kaum dass sie fertig war und stupste sie mit der Schnauze an. Lin
kicherte und streichelte sie hinter den Ohren. "Wo
woher hast du die
Okarina der Zeit?", fuhr Zelda überrascht auf. "Die hab ich unter
einem der Betten auf der Lon Lon-Farm gefunden. Echt? Die Okarina der Zeit?"
Die Prinzessin nickte begeistert. "Also wollt ihr wirklich nicht noch hier
bleiben?", fragte Salia, fast schon enttäuscht. Aber sie wusste, dass
es an erster Stelle stand, Hyrule zu retten. "Also wünscht uns Hals
und Beinbruch, Leute!" Lin winkte Allen, die blickten sie aber geschockt
an. "Hach
auf Wiedersehen!" Die gesamte Runde rief ihr zurück
und winkte ebenfalls zum Abschied. "Noch etwas! Malon geh mit ihnen.",
sagte Rauru bestimmt. "Da der Spross seine Kraft wiedererlangt hat, wird
auch der Fluch, der den Wald umgibt bald wieder einsetzten und ich sehe dich
lieber als Mensch als, als Pflanze." Gelächter schwoll an wie das
Wasser eines ansteigenden Flusses. Die Truppe wandte sich zum Gehen um.
Kim suchte noch einmal Blickkontakt mit der Gerudo, merkte jetzt, dass sie gar
nicht unter den ganzen Leuten war. Am anderen Ende des Tunnels angelangt, blieb
Lin abrupt stehen. Vor ihren Augen drehte sich alles und ihr Handrücken
brannte wieder. "Was ist los?", fragte Malon besorgt und hielt sie
an den Schultern. Gestresst stieß Kim die zusätzliche Begleiterin
von Lin weg. Wieder das Rot in ihren Augen! Also war seine übertragene
Magie noch nicht vollständig verbraucht. Er stellte sich so hin, dass die
anderen Lins Gesicht nicht sehen konnten. Die Umgebung verschwamm und wieder
sah sie das Schwert in dem Stein vor sich. Dieses Mal würde sie nicht zurückweichen,
sie wollte es unbedingt herausziehen. Zittrig streckte sie ihren linken Arm
danach aus, doch ihr Griff ging ins Leere. Stattdessen leuchtete ihr Handrücken
kurz auf. Als sie aufblickte, spürte sie den Hauch von Kims erleichtertem
Stöhnen - ihre Augen waren wieder wässrig blau. Plötzlich gaben
ihre Knie nach und sie übergab sich an Ort und Stelle.
Etwas bahnte sich durch ihren Körper, die Speiseröhre entlang nach
oben. Lin erbrach Wasser, reines klares Wasser. Was soll ich tun?, dachte Kim.
Es ist meine Schuld, ich hätte ihr nichts übertragen dürfen!
Es kommt, es kommt! Sie holte tief Luft für ein letztes Mal. Die Flüssigkeit
übergoss sich über ihre Oberschenkel. Endlich war es vorbei, sie hatte
es überstanden. Sie wischte sich mit dem Unterarm über den Mund, aus
dessen Winkel es noch immer tropfte. "Geht's wieder?" Malon beugte
sich zu ihr runter. Anscheinend dachte sie sich nichts dabei, dass sie von dem
Jungen weggestoßen worden war. "Was ist das?", fragte Tael verwundert.
"Du hast einen Schwertgriff gekotzt!", stellte Taya, etwas sarkastisch
klingend, fest.
"Hä, wie hast das denn gemacht. Das Teil passt doch nicht in deinen
Mund
" Mit gerunzelter Stirn - und natürlich mit einer Beule
- nahm Kim ihn in die Hand. Böser Fehler! Kaum hatte er den blauen Griff
berührt, bekam er einen heftigen Stromschlag. Automatisch zog er seine
Hand zurück, weg von der Schmerzensquelle. Von Kims negativer Erfahrung
vorgewarnt, tippte Lin kurz auf eines der weiten Flügel - kein Schlag.
Vorsichtig umklammerte sie das Ding und hob es hoch. Und im nächsten Augenblick
begann es zu vibrieren. Sie musste auch noch die andere Hand benutzen um dem
Druck stand zu halten. Eine mächtige, glänzende Klinge schoss aus
dem Heft. Ein Triforce war oben darin eingraviert. Alle waren von dem Anblick
so überwältigt, dass ein paar Minuten kein Wort fiel. "Geht schon!",
sagte Malon um die Stille zu durchbrechen. "Ich verstehe zwar nicht was
das Alles zu bedeuten hat, aber sehr wohl, dass nur ihr uns helfen könnt."
"Aber wo gehst du hin?" "Ach ich werde, denk ich, nach Kakariko
gehen. Macht schon, ich will euch nicht unnötig aufhalten." Sie nickten
ihr zum Abschied, stiegen auf die unberuhigte Epona und ritten los. "Viel
Glück euch Vieren
"
13. Kapitel
Dunkelheit! Überall wo er nur hinsah, DUNKELHEIT. Sie war über ihn,
unter ihm, vor ihm, neben ihm - in ihm. Er hatte es schon längst aufgegeben
sich zu wehren, das brachte doch nichts. Was sollte er denn auch schon tun können?
Schritte? Ja, Schritte durchbrachen die Stille
Ganon stand in einem Raum
mit einem großen Becken. Vier Säulen ragten aus dem etwas trüb
aussehenden Wasser. Er sprang auf eine der Plattformen, streckte einen Arm nach
oben und zeichnete mit dem Zeigefinger Kreise in die Luft. Das eben noch stille
Wasser geriet sofort heftig in Bewegung und verfärbte sich pechschwarz.
Eine gewaltige Masse schoss in die Höhe, wie bei einem Geysir. Langsam
ging sie zurück und brachte ein Gesicht zum Vorschein. Dann den ganzen
Kopf, den Oberkörper
Stück für Stück löste sich
der Schleim von dem grün gekleideten jungen Mann. Link hustete und spuckte
das schwarze Zeug aus. Er lachte etwas heißer. "Bist du gekommen
um mich wieder dasselbe zu fragen?" Er wollte aufstehen, aber sein Körper
gehorchte ihm nicht. "Darf ich dir helfen?", fragte Ganon spöttisch,
packte seinen Erzfeind am Kragen und zog ihn hoch.
Für einen Moment, auch wenn sie auch nicht selbst aufeinander losgingen,
fochteten doch ihre Blicke miteinander. "Wo sind sie?" Link kniff
seine Augen zu Schlitzen zu und antwortete mit flüsternder Stimme: "Selbst
wenn ich es wüsste, du wärst nicht mal der Letzte dem ich's verrate!"
Ganon schüttelte, mit gespielter Fürsorge, den Kopf. "Wieso quälst
du dich so? An deiner Stelle zöge ich einen schnellen, schmerzlosen Tod
vor." Link spuckte ihm ins Gesicht. "Vor dir gehe ich ganz sicher
nicht auf die Knie." Langsam wischte Ganon die Spucke weg. "Na schön,
dann trag die Konsequenzen!" Er packte Links rechten Unterarm und begann
ihn zu drücken. Die Nerven schossen die Information in sekundenschnelle
an Links Gehirn. Und dann war ein Knacken zu hören, das selbst von den
Wänden wieder halte. Mit größter Genugtuung ließ Ganon
los und Link griff sich sofort an den Arm, versuchend ihn möglichst stillzuhalten.
Schweißperlen rannen seitwärts am Gesicht hinunter.
"Kennst du eigentlich den zweiten Teil der Legende?" Ohne eine Antwort
abzuwarten sprach Ganon weiter: "Es heißt - wenn ein Mensch mit reinem
Herzen das Triforce berührt, so legt sich Glück und Zufriedenheit
über die Welt. Nimmt aber ein schlechter Mensch es in Besitzt, so verfinstert
sich der Himmel und ihm bleibt nur das Fragment an das er am meisten glaubt."
"Pah, da sagst du mir nichts Neues!", brachte Link mit einer Stimme
hervor, die von Schmerz verzerrt war. "Ich sprach ja auch von einem zweiten
Teil, du Idiot." Link wurde hellhörig. "Und zwar sollen die Fragmente
mit dem Blut fließen! Weist du was das bedeutet?" Link überlegte
kurz, gab es aber auf, weil sein Arm nicht zuließ, dass er sich konzentrierte.
Ganon wandte sich derweil zum Gehen um. "Ach ja, noch etwas.", erwiderte
er ohne sich noch einmal umzudrehen. "Deine Nachfahrin schlägt sich
bis jetzt recht gut." "Meine wer?" Seine Frage war das Letzte
was Link hörte; der Schleim übergoss sich wieder über ihn und
zog ihn wieder in sich. In die Dunkelheit
14. Kapitel
"Brrrr
ist das kahalt!", lachte Lin. Sie hatte ihre Sachen ausgezogen
und planschte im See von Hyrule herum. Das sie sich mal wieder wusch war bitter
nötig. "Brauchst du noch lange?", beschwerte sich Kim. Er lehnte,
auf der anderen Seite, am Baumstamm auf der Insel, zu der man über die
Brücken kam. Seine Augen waren fest geschlossen. "Ja, ich stinke immer
noch nach Schweiß." Und mit äußerster Betonung fügte
sie hinzu: "Dir täte es auch gut!" "Lass mal gut sein. Ich
muss nicht jeden Tag meine ach so tolle Babypopohaut pflegen." Er kratze
sich an der Nase. Keine zehn Pferde brachten ihn ins Wasser. "Außerdem
war es doch deine Idee, auf Nachtschwärmerjagt für diese Geisterverkäuferin
zu gehen, oder?" "Immerhin haben sich meine Schüsse verbessert."
"Mag sein. Und jetzt mach hine!" Er spitzte die Lippen und pfiff vor
sich hin.
Lin hatte ihm das Wiegenlied beigebracht. Die Feen spielten Fangen rund um den
Baum und Epona graste in der Nähe. Lin nahm noch ein letztes Mal eine Pfütze
Wasser und rubbelte sich gründlich das Gesicht ab. Innerlich war sie etwas
enttäuscht. Jeder Junge hätte sich die Chance nicht entgehen lassen,
aber Kim
Jetzt hatte sie die ganze Zeit schon den Baum beobachtet, aber
er hatte nicht einen einzigen Versuch gestartet zu kucken. "So fertig."
Eilens schwamm sie in Richtung der Insel um schnell ihre trockenen Kleider anzuziehen.
Plötzlich wirbelte das Wasser auf und es bildete sich ein Strudel, der
sie erfasste. Sie hatte keine Möglichkeit zu entkommen. Immer schneller
wurde sie in Kreise gerissen und immer näher kam sie dem Mittelpunkt. Sie
schrie. Ohne zu überlegen sprang Kim auf. Und als er Lin nicht entdecken
konnte sprang er ohne zu überlegen Wasser. Der Strudel packte auch ihn
und riss ihn unerbittlich in die Tiefe. Auf einmal fiel ihm etwas ein
Panik
breitete sich in seinem Körper aus
;)
Vorsichtig tastete er um sich. Fester Boden, fester Boden! Das gab ihm die
Sicherheit, die er brauchte um wieder sein volles Bewusstsein zu erlangen. Langsam
stemmte er sich hoch und blickte sich um. Lin lag ein paar Meter von ihm entfernt
auf den Bauch. Sie war immer noch ohnmächtig. Er krabbelte auf allen vieren
zu ihr um sie zu wecken. Erst dann merkte er, dass sie immer noch nackt war.
Beschämt kniff er die Augen zusammen. Dann musste er aber doch blinzeln.
Was tust du da nur?, klagte ihn eine Stimme in seinem Kopf an. Ihre Arme waren
von ihr gestreckt. Das nasse Haar klebte auf ihrem Rücken. Lins Kopf schmerzte,
als ob sie hart gegen etwas geschlagen hätte.
Benommen öffnete sie ihre Augen. "SPANNER!!! PERVERSER!!!" Das
nächste was Kim sah, waren Sterne. Richtig schön golden und mit fünf
Zacken. Perplex strich er über die Wange auf der sich ein knallroter Abdruck
von Lins Handfläche abzeichnete. Hinter ihm blühte sie richtig auf.
"Ich wollte doch nur nachschauen ob du noch atmest.", erwiderte er.
"Ach echt? Ich wusste gar nicht das man das auch am Hintern erkennen kann.",
blockte sie seine schwache Verteidigung ab. Nun blieb Kim kein Argument mehr.
Lin hatte ihn zum ersten Mal besiegt. Zwar hatten ihre Waffen dieses Mal aus
Worten bestanden, aber Sieg ist Sieg. "Mann.", murmelte er und schämte
sich in Grund und Boden. Erst als er sich umsah erkannte er wo sie sich befanden.
Im Wassertempel!!! Er rieb sich seine schmerzende Backe und versuchte was um
ihn herum war, zu vergessen. "Mist der Ausgang ist versperrt." Lin
sah auf das dicke Eisengitter, das im Wasser hinter ihnen lag. Sie blickte auf
den Boden vor ihr.
Das merkwürdige Schwert lag zu ihren Füßen, aber sie hatte jetzt
nicht den Nerv, darüber nachzudenken, wie es hier her kam. Sie hob es einfach
auf und band es sich um die Hüften. Ausnahmsweise Mal, weil ihr Schild
nicht dabei war. "Dann müssen wir einen anderen suchen." "Du
hast leicht reden. Ich bin splitterfasernackt! Schon vergessen?" Wieder
stieg das Gefühl der Scham in ihm hoch. Er zog sein Hemd aus und warf es
nach hinten. "Da...falls du dich nicht zu sehr ekelst.", setzte er
bissig nach. Sie überhörte seine Worte und kam zu ihm rüber.
Präsentierend stellte sie sich vor ihm auf. "Na? Wie steht mir schwarz?",
sagte sie lachend. Das um einiges zu große Hemd hing an ihr herunter und
tropfte. Kim schüttelte heftig den Kopf. "Du bist echt komisch!"
Lin überlegte noch was sie darauf erwidern sollte als auf einmal das Wasser
brodelte.
Eine grässliche bleiche Hand schoss heraus, packte Kim an der Schulter
und zerrte ihn mit sich. Kopfüber fiel er ins Wasser und wurde immer tiefer
hineingezogen. Nicht einmal wehren konnte er sich, so groß war seine Angst
- seine Panik. Ihr stockte der Atem. Was war das? Egal, sie musste hinterher
und ihm helfen. Sie holte noch einmal tief Luft und sprang. Ob ihr der Amateurtauchkurs,
an dem sie vor 3 Jahren teilgenommen hatte half, müsste sie gleich merken
Jetzt war alles aus
Er sah eine Silhouette über ihm. Na wartet, dachte
Lin. Sie ergriff die glitschigen Finger, die sich wie die eines vermoderten
Toten anfühlten, zumindest stellte sie sich das vor, und versuchte sie
zu lösen. Als das nichts nützte zog sie ihr Schwert. Ja, genau! Das
Schwert das aus ihrem eigenen Magen gekommen war. Da ihr vorheriges nun aus
hunderten von Einzelteilen bestand, hatte sie einfach dieses an sich genommen.
Es war sowieso besser, wenn auch schwerer zu bedienen. Nun machte sie es sich
ganz einfach, sie schlug die Hand ab. Diese ließ sofort los und schrumpfte
- in die Tiefe. Die Gewinnerin packte Kim und schwamm nach oben. Langsam aber
sicher ging ihr die Luft aus, hoffentlich erreichten sie die Oberfläche
bevor ihre Kräfte sie verließen. Endlich, sie reckte ihren Kopf aus
dem Wasser und schnappte nach Luft. Wunderbare frische Luft! Kim hustete und
keuchte und klammerte sich krampfhaft an ihren Arm. "Lass nicht los, bitte.
Lass mich nicht los!" "Kim, mach die Augen auf, wir sind am Rand."
Sofort sprangen seine Lider nach oben und er schwang seinen ganzen Körper
auf den Steig der um eine gigantische Säule herum führte.
Er wandte ihr den Rücken zu. Lieber wäre er ertrunken als mit so einer
Schande leben zu müssen. Sie lehnte sich gegen die Steinwand. "Warum
hast du nicht versucht dich zu befreien?" Er wurde roter als eine Tomate.
Plötzlich dämmerte es Lin und sie kniff die Augen zu Schlitzten zusammen.
"Kim.", sagte sie auffordernd. "Kannst du etwa nicht schwimmen?"
Eine Welle toter Stille überflutete den Raum. "Ja, so ist es.",
stöhnte er auf. "Na los, lach mich aus. Ich hab es verdient."
"Warum denn? Du hast mir doch auch geholfen, als ich mich mit dem Schwert
angestellt habe wie sonst was. Außerdem", sagte sie und legte ihm
vertraulich die Hand auf die Schulter. "Jeder hat seine Schwächen.
Ich, zum Beispiel, hatte bevor ich hier her kam, wahnsinnige Angst, die nächste
Matheschulaufgabe zu versauen
" "Matheschulaufgabe?" Kim
drehte sich langsam zu ihr.
"Ach ja, du weist ja nicht was das ist. Also in Mathe macht man alles Mögliche
mit Zahlen. Subtrahieren, multiplizieren. Es gibt auch Brüche und Dezimalzahlen
und
" Lin wurde mit jeder Silbe ihrer Erklärung leiser. Die Begriffe
sagten Kim natürlich überhaupt nichts, wenn er nicht wusste was Mathe
war. "Stimmt ja, du bist aus einer anderen Dimension.", meinte er
grinsend. Sie erwiderte und lächelte zurück. "Naja, danke jedenfalls!",
seufzte er. Dann fiel ihr Blick auf seine Brust. Erschüttert schluckte
sie den Schrei wieder herunter der sich den Weg durch ihren Kehlkopf bahnen
wollte. Eine hässliche, tiefe Narbe verlief von einer Seite zur anderen.
Drei Schlitze, die zu einer Tierpfote mit riesigen Klauen passen könnte.
"Was
was ist dir passiert?" Er schaute an sich herunter und antwortete
gelassen: "Ach, das ist ohne Bedeutung..." "Von was für
einem Tier hast du das?" Mit zitterndem Ernst erwiderte er. "Es war
kein Tier." Sie hob den Finger und fuhr, geistesabwesend, sachte über
die Narbe. Ihre Hand war warm und angenehm. Sein Herz fing an rasend zu pochen
und ein Kloß verstopfte seine Kehle. Er ergriff ihre Hand. Sie schaute
ihm in die Augen. "Entschuldige
" Jäh wurde ihr zähes
Gespräch beendet, als Lin jemanden schreien hörte. Sie stellte ihre
Ohren auf, soweit das bei einem Menschen ging. "Hast du das auch gehört?",
fragte sie angespannt. "Was denn?" "Da hat jemand geschrieen,
als ob er Schmerzen hat." Nun lauschte auch Kim. "Das bildest du dir
doch ein. Lass uns lieber einen Ausgang suchen." "Nein, ich bin mir
ganz sicher. Wir müssen ihm helfen." "Oh nein. Sag diesen Satz
nie wieder, ich hasse das." "Hey, ich hab dich diesmal gerettet. Jetzt
bist du wieder dran. Ich gehe und du wirst wohl oder übel mitkommen müssen,
da mir ja was passieren könnte." "Sag mal, wovon träumst
du in der Nacht? Ich werd dich ganz sicher nicht beschützen."
Lin hob die Hand zum Protest, ließ sie aber urplötzlich wieder sinken
und machte ein Gesicht, wie Cäsar bei seinen Triumphfahrten nach einer
erfolgreichen Eroberung. "Meinetwegen, dann finde mal einen Ausgang. Ganz
allein, umgeben von all dem tiefen, gefährlichen Wasser." Kim lief
es eiskalt den Rücken runter. "Das meinst du doch nicht ernst?",
wollte er sich vergewissern. "Aber absolut! Oder du hilfst erst mir, dann
verschwinden wir gemeinsam von hier." "Das ist niederträchtige
Erpressung. Du nutzt deinen Vorteil total aus." Sie streckte frech die
Zunge heraus und nahm ihn an die Hand. Zusammen gingen sie um die Ecke. Auf
der anderen Seite des Wassers führte eine große Tür, was wissen
die Beiden wohin die führte. Aber das Schreien kam ganz eindeutig daher.
"Wir müssen irgendwie dort rüber!", forderte sie ihn auf.
"Also so weit kann ich nicht springen, du etwa?" "Aber wir müssen,
wir müssen, wir
" Er hielt ihr die freie Hand vor dem Mund. "JA
JA, ich überleg ja schon
Vielleicht führt diese Tür ja über
einen Tunnel da rüber." Er zeigte auf eine viel kleinere Tür
hinter ihnen. Lin nickte und öffnete sie. Was dann geschah, passierte so
schnell das beide es nicht registrieren konnten. Jedenfalls knallte die Tür
vor Kims Nase wieder ins Schloss und Lin befand sich schon auf der anderen Seite.
Er rüttelte am Knauf und zog daran, bekam sie aber nicht wieder auf. Fest
verschlossen! "Verdammt!" Kim hatte sich angewöhnt, wie Lin zu
fluchen. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig als zu der Plattform gegenüber
zu gelangen und zu hoffen, Lin finde einen Weg dort hin. Nicht das es ein Problem
für ihn darstellte rüber zu kommen, aber er hasste es zu
"Hey mach verdammt noch mal auf!", schrie sie und hämmerte mit
der Faust gegen das Holz. Aber es nützte trotzdem nichts. Sie bewegte sich
nicht einmal einen Zentimeter. Lin atmete pfeifend aus, drehte sich um und lief
los. Hoffentlich fand sie einen Weg, der sie wieder aus der Säule herausbrachte.
Ziemlich dunkel hier, stellte sie fest. Kaum hatte sie den Gedanken endgültig
erfasst, trat ihr Fuß ins Leere und sie flog nach vorne. Mit schreiender
Kehle rutsche sie auf den Bauch etwas hinunter. Wenn sie bei sich zu Hause gewesen
wäre, hätte sie es für eine Rutschbahn im Schwimmbad gehalten,
die spiralförmig verlief. Am Ende angelangt knallte sie mit ihrem Gesicht
gegen etwas Hartes, Glattes.
Ihr Nacken schmerzte höllisch. Sie tastete in der Dunkelheit die Wand?
entlang nach oben. Eine Klinke! Also stand sie vor einer weiteren Tür.
Langsam und auf alles vorbereitet drückte sie sie herunter. Strahlendes
Licht fiel ihr entgegen und blendete sie. Ihre Augen gewöhnten sich nur
nach und nach daran. Ein großer wunderbarer Raum. Oder doch keiner. Es
sah eher aus als befände sie sich draußen. Der Himmel über ihr
war grau und der Boden mit knöcheltiefem Wasser beflutet. Aber etwas Besonderes
hatte es schon an sich. Es schimmerte milchig und spiegelte alles richtig deutlich
wieder. Als sie nach unten blickte konnte sie auch ihr eigenes Gesicht sehen
und ihre zerzausten, tropfenden Haare, die schrecklich wucherten. Sofort nahm
sie alle zu drei dicken Strängen zusammen und begann sie notdürftig
zu flechten.
Zwar hatte sie nichts zum zubinden, aber wegen der Feuchtigkeit hielten sie
auch so zusammen - außerdem war das ihre kleinste Sorge. Inmitten der
endlos scheinenden Weite befand sich eine winzige Insel mit einem abgestorbenen
Baum. Seine Rinde war fast schwarz. Lin trat auf die plumpe Erde. "Und
was jetzt?", dachte sie laut. "Weiß nicht, du?" Lin sprang
erschrocken zur Seite und drehte sich um. "Was kuckst du so?", fragte
eine ihr bekannte Stimme. Sehr bekannt - es war ihre eigene. Und um das noch
stärker zu verdeutlichen stand sie sich selbst gegenüber. Das Mädchen
sah genau so aus wie sie. "Wer bist du?", fragte Lin misstrauisch.
"Wer bist du?", fragte die andere Lin ebenso misstrauisch. "Also
ich gehe jetzt, ok?" Schon spürt sie, wie etwas knapp an ihr vorbeistreifte.
Die Doppelgängerin hatte ihr Schwert gezogen.
"Ich werde dich umbringen!", sagte sie. "Hast du sie noch alle?
Lass mich in Ruhe." Sie wollte davonlaufen, aber das Mädchen hielt
sie an den Haaren fest. Lin wollte sich beschweren als das Schwert auf sie nieder
prasselte um ihren Kopf zu spalten. Sie drehte sich blitzschnell, um dem mörderischen
Schlag zu entkommen. Zapp
Ihr Zopf fiel auf den Boden. Ihr einstmals bauchlanges
Haar fiel ihr nur noch knapp bis über die Schultern. Entsetzt blieb sie
stehen. Wie lange hatte sie sich gequält und sie gepflegt. Jedes Mal hatte
sie den Frisör angeschrieen so wenig wie möglich abzuschneiden. Alles
nur um so lange und schöne Haare zu haben wie ihre Mutter. Das Werk jahrelanger
Arbeit und Warterei, zerstört in einer Sekunde. Ihre Gefühlslage wandelte
sich in Wut um. Blanker Zorn hüllte ihren Körper aus. "Wie kannst
du es wagen
", quetschte sie die Worte heraus.
Sie hatte sehr große Mühe sich unter Kontrolle zu halten. Die andere
Lin lächelte sie belustigt und hochnäsig an. Die echte zog auch ihre
Waffe und griff mit einem Kampfschrei an. Die Doppelgängerin blockte gelassen
ab. Doch der nächste Angriff kam zu schnell. Dann noch einer. Die Doppelgängerin
startete ebenfalls eine Attacke, doch Lin wich geschickt aus. Kim hatte ihr
gesagt, dass sie besser dem Gegner ausweichen als abblocken sollte, da er immer
mehr Energie verbrauchte, den Schwung zu stoppen als nach einem Abprall neu
zu starten.
Lin stieß der anderen mit dem Schwertgriff hart in den Magen, sodass diese
ihre Waffe fallen ließ und von den Füßen gerissen wurde. Lin
hielt ihr die Spitze ihres Schwertes hin. "Nimm verdammt noch mal deine
wahre Gestallt an du Vieh. Tu nicht so als seihst du ich!", befahl Lin
mit autoritärem Tonfall. Die Doppelgängerin löste sich zu ekligem,
schwarzen Schleim auf. "Igitt!", brachte die Gewinnerin des Kampfes
erschrocken hervor. Wie als ob das das Kommando gewesen wäre, verblasste
die Gegend zu einem einfachen leeren Raum. Aus war es mit den Spiegelungen und
der weißlichen Umgebung. Doch, zu Lins übergroßer Freude, erschien
eine Tür am anderen Ende. Ohne zu überlegen rannte sie hin, öffnete
sie und
trat wieder in die Luft.
Doch bevor sie ihre Unüberlegtheit bereuen konnte, ergriff sie eine Fontäne
und schoss sie nach oben, durch das Wasser und landete genau vor der Plattform
mit der großen Tür. Vor Freude und Glück fast platzend raste
sie drauf los, blieb aber abrupt stehen. Sie blickte sich kurz um. Wo war Kim
bloß? Aber wieder hörte sie das Schreien. Er würde schon zu
Recht kommen, wenn er sich möglichst an den Wänden hielt. Sie trat
in den Gang, hoch zu einem gigantischen, goldenen Tor. Jetzt klang das Schreien
unerträglich laut in ihren Ohren.
Das Tor fuhr nach oben. Kaum hatte sie sich umgeschaut fiel das schwere Tor
wieder hinunter. Tja jetzt konnte sie nicht mehr zurück. Mitten im Raum
befand sich ein riesiges Becken, aus dem vier eckige Säulen hervor ragten,
umgeben von klarem Wasser. Es bewegte sich nicht, war ganz ruhig. Sie trat bis
an den Rand. Wenn sie nicht das Gefühl gehabt hätte, das etwas nicht
stimmte, hätte ihr der Anblick gefallen. Die Flüssigkeit war zu matt
und schimmerte nicht. "Das ist kein normales Wasser!", sagte eine
Stimme. Sie erschrak so heftig, dass sie fast hineingefallen wäre. Wild
mit den Armen rudernd bangelte sie um ihr Gleichgewicht. Eine Hand zog sie zurück.
Mit hochrotem Kopf drehte sie sich um und schrie Kim an.
"WIE OFT SOLL ICH DIR NOCH SAGEN, DAS DU DICH NICHT SO AN MICH RAN-SCHLEICHEN
SOLLST!" "Krieg dich wieder ein." Sie keuchte. Wie schaffte er
es nur immer, sich so geräuschlos zu bewegen? "Und vor allem - wie
bist du hierher gekommen?" "Vorsicht!!!", warnte Kim sie. Ein
unförmiges Ding sprang zwischen ihnen hindurch und wieder ins Wasser. Dort
wirbelte es heftig im Kreis herum. Ein Tentakel schoss in die Höhe. Er
bahnte sich seinen Weg zu ihnen. "Steh doch nicht so doof rum!", brüllte
Kim und stieß sie weg. Dadurch hatte er aber keine Zeit mehr, sich selbst
in Sicherheit zu bringen und wurde von dem Tentakel umklammert und in die Höhe
gerissen.
Er zog sein Schwert und schlug drauf. Aber wie sollte man ein flüssiges
Wesen besiegen? Immer wieder durchdrang sein schwarzes Schwert das Wasser ohne
eine Wirkung zu erzielen. Zu seinem Schrecken stellte er auch fest das der Tentakel
ihn ins Becken zog. Panisch holte er noch ein letztes Mal Luft, dann war er
völlig unter Wasser. "Oh, nein!" Was sollte sie tun? Es war ihre
Schuld, dass Kim jetzt wieder dem Ertrinken nah war. Irgendwas musste sie unternehmen
und am Besten schnell. Mehrere Tentakel drangen hervor und jagten sie. Keuchend
rannte sie um das Becken herum. Dann sah sie es wieder, das Ding. Es war ein
schwabelliger, rosafarbener Ball. Er drehte sich immer im Kreis und dadurch
kam das Wasser in Bewegung, bis zum Entstehen der Wasserranken. Das musste der
Schwachpunkt des Monsters sein. Wenn nicht gar es selbst.
"Na warte!", schrie Lin und begann einen großen Fehler. Sie
sprang auf eine der Platten im Becken. Augenblicklich umzingelten sie die Tentakel.
Jetzt konnte sie nicht mehr entkommen. "Mist, Mist, Mist!", hechelte
sie, als sie gepackt und in die Luft gewirbelt wurde. Doch hatte sie von hier
oben einen unglaublich guten Ausblick. Das Teil! Sie zog ihr Schwert zielte
und lies es, mit kräftigem Schwung, fallen. Die Spitze durchdrang den Schwabel.
Kim hatte alles, einigermaßen ruhig, beobachtet und begriff sofort. Seine
Luft ging zu Ende und ein Knoten bildete sich in seiner Brust. Nur nicht schlapp
machen, bleib ruhig! Mit paddelnden Händen und Füßen kam er
auf den Unhold zu und stach ihm auch sein Schwert in den Körper. Das war´s.
Der Ball schüttelte sich und wirbelte herum. Doch er wurde immer langsamer
und verlor immer mehr von seiner festen Masse, bis er sich ganz aufgelöst
hatte. Lin sprang ins Wasser und holte die Waffen und Kim heraus. Er hustete,
kein Wunder nachdem er mehr als einen Liter unfreiwillig getrunken hatte.
Lin schlug ihm sachte auf den Rücken. "Das war knapp, nicht?",
fragte sie fröhlich. Es klang als seien sie eher mit der Ware von einem
Ladendiebstahl davon gekommen und nicht mit dem Leben. Kim schaute sie ganz
komisch an. Dann mündete seine Fratze in Verwunderung. "Was hast du
mit deinen Haaren gemacht?" Sofort fiel Lin ihr ungewollter Frisörbesuch
wieder ein. "Super!", setzte er nach. Sie wurde rot. "Gefallen
dir wohl kurze Haare an Mädchen?" "Hähh? Nein, ich meine
nur, dass dir andere jetzt nicht mehr so leicht an den Haaren ziehen können."
Beleidigt schimpfte sie: "Du taktloser Trottel!" Was hatte sie nun
schon wieder? Plötzlich wurde das Wasser trübe, dunkel
schwarz!
Eine Fontäne schoss vor ihnen in die Höhe. Wieder vernahm sie das
Schreien. Es kam aus
Sie griff in das schleimige Zeug. Scheu und Eckel
erfüllte ihr Gedanken.
Der Schleim verschluckte sie langsam, das spürte sie genau. "Spinnst
du? Was machst du da?" "Er ist da drin. Der, der schreit. Es ist ein
Mann, ich bin mir ganz sicher
" Mehr brachte sie nicht mehr heraus.
Und weg war sie. Eigentlich könnte sich Kim doch freuen. Juhu, endlich
war er sie los! Aber nein, natürlich hatte er den inneren Zwang sie zu
beschützen. Er hatte sich angewöhnt, sein schlechtes Gewissen in den
hintersten Winkel seines Gedankengewirres zu verbannen. Automatisch griff auch
er in den Schleim und zog sie raus. Krampfhaft hielt sie etwas fest umklammert.
Ein Arm? "Ich hab ihn. Zieh!", befahl sie. Er tat wie ihm aufgetragen.
Ein lebloser Körper schlug dumpf auf den Boden auf. Kim verzog das Gesicht.
"Der sieht dir aber ziemlich ähnlich, findest nicht?" Lin aber
hörte ihm nicht zu. Sie war nicht in der Lage irgendetwas wahrzunehmen.
"Er ist es, ", flüsterte sie. "LINK!" "Das ist
der Held der Zeit?", fragte Kim ungläubig. "Jedenfalls sieht
sein Arm nicht gut aus. Er deutete auf den rechten Arm der unnatürlich
abstand und angeschwollen war. Auf einmal zitterte der Boden; der Wasserspiegel
stieg rapide an. Ein Strudel bildete sich und zog sie mit sich. Sie fanden sich
mitten im See wieder. Lin versuchte ans Ufer zu schwimmen, was sich als äußerst
anstrengend herausstellte, da sie sogar zwei Personen über Wasser halten
musste. Gemeinsam zogen sie ihn aufs Gras. Vor Erschöpfung plumpste Lin
wie ein Stein, neben ihren Vorfahren nieder. "Tja, die Aktion war umsonst.
Er atmet nicht mehr." Kims tonlose Stimme verriet, wie egal es ihm war.
Lin aber nicht. "Nein, das darf nicht sein." Sie hielt Link die Nase
zu und öffnete ihm den Mund. Eine kräftige Ladung Luft pustete sie
ihm in die Lungen - 2 Mal.
Dann suchte sie die richtige Stelle am Brustkorb und drückte ihn schnell
15 Mal. Sind die erste Hilfe Regeln. Link hustete
und Wasser floss aus seinen Mundwinkeln. Seine Brust hob und senkte sich rasch.
Gott sei Dank, er lebt! Lin wollte Freudensprünge machen. Er öffnete
leicht seine Augen. Alles tat ihm weh, besonders sein Arm. "Link!",
sagte eine sanfte Stimme. "Link!" Blondes Haar fiel in sein verschwommenes
Blickfeld. "Zelda?", fragte er heißern, bevor ihm endgültig
schwarz vor Augen wurde. "Hey wo ward ihr so lange?", fragte Taya,
dann sah sie ihren alten Freund aus jungen Tagen. "Link?", stotterte
sie. Ihr Leuchten nahm drastisch ab. "Wir müssen ihn schnell ins Kokiridorf
bringen." Lin spielte Eponas Lied, die daraufhin in Windeseile herbeigeeilt
kam. Verdammt was mache ich, dachte Kim. Er war gerade dabei, dem schlimmsten
Feind seines Meisters zu helfen. Allerdings hatte er ihn zuvor gerettet. Also
konnte er ja das auch noch schnell hinter sich bringen. Er hob den Mann auf
Eponas Rücken.
"Das Pferd kann unmöglich gleich drei Personen tragen. Du sorgst dafür,
dass Link nicht runterfällt, während ich renne." "Nein,
das kann ich nicht. Ich bin doch noch nie alleine geritten." "Ich
kann auch nicht schwimmen und bin heil aus dem Wassertempel gekommen, oder?"
Lin kräuselte ihre Lippen, murmelte: "Du kannst aber wenigsten lange
die Luft anhalten.", ließ sich aber dennoch auf den Rücken der
Stute heben. Die Feen klammerten sich in Lins, jetzt kurzem Haar fest. Und auf
geht's. Der Wind peitschte ihr um die Ohren. Sie stützte ihre Ellbogen
auf Link und klammerte sich fest in Eponas Mähne. Das schaffe ich, redete
sie sich gut zu. Das schaffe ich!
15. Kapitel
Nun war es ihm zu viel geworden. Er konnte einfach nicht mehr. Die Sandkörner,
die durch die schwülen Böen aufgewirbelt wurden, stachen in die Augen
und versperrten ihm die Sicht. Er konnte nur einen Meter weit sehen. Sein Mund
war schon ganz trocken. Wasser, Wasser! Benny hatte wahnsinnigen Durst, aber
was sollte er tun? Zurück zum Geistertempel gehen und wieder die zwei Hexen
ertragen müssen? Nie im Leben! Ohnehin würde er den Weg gar nicht
mehr finden. Schon zu tief war er in die Wüste gelaufen. Lin? Warum bist
du nicht gekommen? Egal, jetzt hatte er selbst den ersten Schritt in die Freiheit
gemacht, oder in den Tod! Nur um Ashanti tat es ihm Leid. Sie bekam sicher großen
Ärger, da der Gefangene entkommen war. Benny fiel der Länge nach hin.
Die Hitze zerrte an seinen Kräften. Er durfte jetzt nicht aufgeben - er
durfte nicht.
Mühsam stand er auf. Schweißperlen liefen seine Wangen herunter.
Müdigkeit krabbelte ihm langsam die Beine hoch und jedes Mal, wenn er einen
Fuß anhob um weiter zu treten, fühlte der sich an als hinge noch
ein Bleiring dran. Benny fing an zu rennen, aus Angst umzufallen und nie wieder
aufstehen zu können. Er schloss die Augen, die ihm sowieso nichts nützten.
Plötzlich stieß er gegen etwas Hartes. So stark, dass er von den
Beinen gerissen wurde und auf seine zwei Buchstaben landete. Er öffnete
seine Augen. Nein!, schoss es ihm durch den Kopf. Er krabbelte rückwärts,
weg von der schwarzen, großen Gestalt. Ganon hob die Hand und um sie herum
löste sich der Sandsturm.
Wie bei einer Kugel, in der - wenn man sie schüttelte - es schneite. Nur
war es anders herum. Benny sprang auf und wollte weglaufen, doch der Mann war
schneller und packte ihn an der Schulter. "Deine Torheit wächst dir
noch über den Kopf.", sagte er streng. "Suchst du hier den qualvollen
Tod?" Benny wollte nicht drüber nachdenken und schrie. Sein linker
Handrücken brannte. Ein kleiner Blitzt zuckte und traf Ganons Hand. Überrascht
ließ er los, doch bevor der Junge seine Chance nutzten konnte, ergriff
er ihn mit der anderen Hand. Ganon lachte: "Du hast erstaunlich schnell
magische Kräfte entwickelt." "Lass mich los!" Mit belustigtem
Blick sah er auf Benny herab. Derselbe Ausdruck, wie bei dem Mädchen damals.
"Hat die Aktion deiner großen Schwester deinen Mut geweckt?"
Noch lauter wurde das Lachen. Benny zappelte und kratzte um sich dem Griff zu
entreißen. Ganon überlegte, ob es nicht günstig sei den Jungen
zu verfluchen. So hätte er ihn stets unter Kontrolle; wer weis als wie
nützlich er sich noch erwies.
Der Großmeister des Bösen berührte Benny mit dem Zeigefinger
am Nacken. Etwas floss in seinen Körper. Ihm wurde kalt, unglaublich kalt!
Mitten in der Wüste kam Dampf aus seinem Mund und er zitterte am ganzen
Leib. Er fiel auf den Sand und kringelte sich ein, so sehr fror er. Der Mann
wickelte ihn in seinen roten Umhang, hob ihn hoch und trug ihn zurück zum
Tempel. Benny konnte nicht aufhören zu zittern. Als sie ankamen, rannten
ihnen Ashanti und die beiden alten Weiber entgegen. "Sagte ich dir nicht,
du sollst auf ihn aufpassen?" Ganon blickte die Frau mit eiskalten Augen
an. "Du hast mich enttäuscht." Sie senkte den Kopf. Koume und
Kotake allerdings stießen ihr spitzes, schadenfrohes Lachen aus. "Und
ihr", er wandte sich den beiden Hexen zu. "Ich habe euch nicht wiedererweckt,
damit ihr sie in ihrer Aufgabe behindert!" "Aber wir wollten nur
",
begann die Rote zu erklären. "Was ihr wolltet ist mir egal, es zählt
was ich will. Verschwindet kommt und dem Jungen nie wieder zu nahe, habt ihr
mich verstanden?"
"Ja
Herr.", antworteten sie im Chor. Sie flogen durch das große
Tor, in das Gebäude. "Da erzieht man, unter jahrelanger Arbeit, einen
widerspenstigen, ungezogenen Bengel und am Ende ist er es, der rumkommandiert!",
nörgelte Kotake, so leise, dass nur ihre Zwillingsschwester sie hörte.
Ashanti verbeugte sich tief und stotterte: "Es
tut mit Leid. Er ist
einfach verschwunden
ich hab gesucht und
" "Schweig!"
Auf der Stelle presste sie ihre Lippen aufeinander, dass es wehtat. "Wenn
das noch einmal vorkommt, verlierst du deinen Stand." Mit diesen Worten
übergab er ihr den Ausreißer und schritt auch in Richtung Eingang.
Mit zittrigen Knien sah sie ihrem Herren nach, bis dieser nicht mehr zu sehen
war. "Hab ich dir viel Ärger gemacht?", flüsterte Benny
schuldbewusst. Seine Augen waren nur zur Hälfte geöffnet, aber wenigstens
fröstelte er nicht mehr so stark. Ashanti seufzte. Sie trug ihn in die
Halle mit der riesigen Skulptur. Ketten raschelten und ein Teil der Decke kam
herunter. Die junge Frau stellte sich darauf und die Ketten zogen sie nach oben,
bis sie auf gleicher Höhe waren, wie das steinerne Gesicht. Sie trat einfach
durch das Gestein hindurch, durch einen Gang und eine Tür. Nun war Benny
wieder da, wo er angefangen hatte. Er schüttelte den roten Umhang ab. Sie
stellte ihn ab und wollte ihn mit nach oben ziehen.
Aber ohne, dass er ebenfalls mitkletterte, schaffte sie es nicht ihn nach oben
zu bringen. Noch heftiger zog Ashanti an ihm. "Na jetzt komm schon."
"Nein! Ich will hier endlich weg." Sauer und zugleich etwas ängstlich
blickte sie ihn an. "Bitte, ich hab schon genug Schwierigkeiten wegen dir."
Zögerlich begann auch er den Aufstieg. Auf der Plattform angekommen sah
er sich immer wieder aufmerksam um. "Was ist denn nun schon wieder?"
Vor Gram drückte sie seine Hand noch arger. "Da ist noch jemand!"
"Ganz genau." Ganon stand so abrupt hinter ihnen, dass beide aufschreckten.
Er packte Benny am Oberarm und zog ihn mit. Irgendwas hatte er in der andern
Hand. Als sie beim Kissen in der Mitte des Raumes angekommen waren, ließ
Ganon den Sand aus seiner Hand rieseln. Es landete mehr am Boden, als hätte
sich in seiner Hand befinden können.
Dabei sprach er Worte in der alten Sprache. Der Sand bewegte sich, formte sich
zu einer Art Seil, das sich mit einem Ende tief in den Steinboden bohrte. Benny
ahnte schon was passieren würde und schlug wieder um sich. Er baute ein
Schild um sich, das den Zauber von ihm abhalten sollte. "Glaubst du, du
kommst gegen mich an?", lachte Ganon. Das noch freie Ende schoss vor, durchbrach
die Barriere und schlang sich um Bennys Hals. Er versuchte es abzureisen und
zerrte daran, aber ohne Erfolg. Es saß fest. "Jetzt werden wir ja
sehen, wie leicht du ein zweites Mal entkommst." Ganon tätschelte
ihm den Kopf. Benny schlug den Arm weg und rannte. Das Seil spannte sich, aber
hielt was es versprach. Sein eigener Schwung richtete sich gegen ihn und riss
ihn von den Füssen. Aber komischerweise schnitten die Fesseln ihm nicht
in den Hals. Ganon lachte und wandte sich zum Gehen um. Als die Tür nach
unten gefallen war, begann Benny wie wild an dem Seil herum zu beißen
und zu ziehen. "Lass gut sein, das nützt nichts." Ashanti umarmte
ihn. Er fing an zu weinen. "Ich will Lin wieder sehen
"
16. Kapitel
Lin konnte es nicht glauben, dass sie den ganzen Ritt überstanden hatte,
ohne sich oder Link runterfallen zu lassen. Und noch mehr staunte sie über
Kims Schnelligkeit und Ausdauer. Den gesamten Weg quer durch Hyrule war er gesprintet
und stand noch immer wie ein Fels in der Brandung. So sportlich müsste
man sein! Epona schritt langsam über die Hängebrücke die den
Wald von der Steppe trennte. Sie hörte Gesang. Es klang aber eher wie Trompetengedudel
und ging sicher nicht von menschlichen Wesen aus. Bestimmt sind es Dekus, überlegte
Lin. Sie konnte sich noch an ihren allerersten Kampf erinnern, in dem einer
dieser kleinen Baumwesen ihr Gegner gewesen war. Als er auf ihr Schild gesprungen
war, hatte er genau so einen Ton erzeugt. Das war ein gutes Zeichen dafür,
dass sich der Spross erholt hatte und im Wald wieder der Frieden eingekehrt
war - zumindest einigermaßen. Die Stute wurde immer langsamer, bis sie
zum Stillstand kam. Kim ebenfalls und ließ sich zum ersten Mal gehen.
Plump setzte er sich auf die Erde und hechelte wie ein erschöpfter Hund.
Lin guckte kurz kichernd zu ihm, wurde aber sofort wieder ernst und schrie:
"Zelda! Salia! Irgendjemand muss uns helfen, schnell!" Schwerfällig
rutschte sie vom Rücken des Tieres herunter. Ihre Oberschenkel taten weh,
wie noch nie. Reiten war nicht so einfach wie Viele dachten, dass hatte sie
selbst zu spüren bekommen. Die Kokiri unterbrachen ihre Arbeit (bauen,
Unkraut jäten usw.) und das, was sie sonst so taten und streckten die Köpfe
aus allen Ecken und Winkeln, in die Richtung aus der die Rufe kamen. "Was
ist denn hier kyahhh
" Salia konnte ihren Satz nicht beenden, denn
als sie die bewusstlose Person sah, musste sie schreien. Ihr stieg Feuchtigkeit
in die Augen. Darunia rannte auf ihn zu und hob ihn vom Rücken runter.
Lin sah wie er seinen Mund zu Fragen ansetzen wollte und meinte schnell:
"Später, wir müssen erst seinen Arm schienen, bevor er noch mehr
anschwillt." "Das machen wir!", sagten drei Kokirimädchen
gleichzeitig. Und schon trug der Goron Link in die Krankenhütte. Kim schüttelte
abwesend den Kopf. Taya und Tael schwirrten aufgeregt herum. "Wo ist Zelda?",
fragte Lin erstaunt. Dabei hatte sie sich doch schon auf eine stürmische
Umarmung vorbereitet. "Und die Weise der Geister?", flüsterte
Kim, mehr zu sich selbst. "Nun, ", antwortete Rauru. "Ehrlich
gesagt - wir haben keine Ahnung." "Pah, ich werd sie jetzt sofort
herbestellen.", trotzte Ruto und legte sich die Fingerspitzen an die Schläfen.
Sie kletterte auf das Dach eines der zerstörten Häuser, immer darauf
bedacht, unentdeckt zu bleiben. Eigentlich hasste sie die Dunkelheit, aber jetzt,
im Augenblick war sie ihre stärkste Verbündete. Doch es gab jemanden,
den sie noch mehr hasste. Sie ballte die Fäuste. Ein Trupp von Stalfosen
marschierte davon, auf die entzweigebrochene Zugbrücke zu. Allen voraus,
dieser arrogante General. Sie hatte schon einmal das Vergnügen mit Karos
gehabt, als sie sich zu ihrem eigenen Schutz Ganon angeschlossen hatte.
Damals konnte sie sich wenigstens noch auf die Hoffnung stützen, dass der
Held der Zeit ihr bald zur Hilfe kommen würde, aber nun
Auf Zehnspitzen
trippelte sie weiter, bis zum Weg, der zum Schloss führte. Zum Schloss
auf dessen Erde einmal ihres gestanden hatte. Shiek war fast blind vor Wut.
Sie wollte sich gerade wieder in Bewegung setzten, als jemand sie von hinten
packte, ihr den Mund zuhielt, um ihre Schreie zu ersticken und sie in eine enge
Gasse zog. "Das solltest du dir noch einmal genau überlegen.",
sagte Naboru ernst. "Lass mich, ich werde ihm den Kopf abschlagen, für
all das, was er uns angetan hat
Für das was er Link angetan hat.",
setzte sie nach kurzem Zögern hinzu. "Glaubst du, er ist tot?"
"Warum sonst können wir ihn nicht finden." Naboru seufzte. "Eure
Hoheit, ihr handelt nicht mit vollem Bewusstsein.
Euer Zorn und euer Hass verleiten euch zu überstürzten Handlungen,
", erwiderte sie förmlich. "Außerdem tut Ganon nichts was
ihm im Moment als nutzlos erscheint." "Ach sei ruhig, du kennst ihn
doch nicht genug, um das zu beurteilen." Zu spät merkte Shiek wie
dumm ihre Worte waren. Sie schämte sich für das, was sie gerade eben
behauptet hatte. Wenn jemand überhaupt auch nur ansatzweise verstand, was
im Kopf des Großmeisters des Bösen vorging, dann ja wohl die Weise
der Geister. Und um das zu bestätigen rümpfte Naboru die Nase. "Hütte
deine Zunge, du naive Kuh.", meinte sie wütend. Auf einmal spürten
beide, einen leichten Druck, der sie Südostwerts presste. Als ob sie der
Wind dort hin blasen wollte. "Ruto?" Das war eher eine Feststellung
als eine Frage. "Sie rufen uns, gehen wir.", brachte Naboru matt heraus.
"Da seid ihr ja
oh netter Aufzug, Zelda." Ruto hatte nie versucht
Zelda gegenüber höflicher zu sein, warum auch. Weil sie eine Prinzessin
war? Das war Ruto schließlich auch. Shiek überkreuzte die Arme und
ihr ganzer Körper wurde in ein grelles Licht getaucht. Als es verschwunden
war stand die Thronfolgerin da, wie man sie kannte. Ihr langes Kleid schliff
wieder am Boden und ihr langes, blondes Haar fiel ihr gepflegt bis zum Bauch.
Ihr Diadem betonte das alles noch. "Ihr erratet niemals, wer wieder unter
uns weilt..." "Ruto, fass dich kurz!", ächzte Zelda entnervt.
"Link!" Ihr fiel die Kinnlade runter. "WER?" "Bist
du taub, ich sagte LINK, der Auserwählte, der Erretter von Hyrule, der
Held der Zeit
" "Wo ist er, sag schon, wo?" "In der
Krankenhütte." Und mit diesen Worten rannte Ruto auch schon los. Naboru
verschränkte zufrieden die Arme. Zelda verdrehte die Augen. "Was soll
ich jetzt sagen, he? Oh Ganon, du lieber Kerl. Ich verzeihe dir alles, nur weil
ich mich einmal in dir getäuscht habe?"
"Nein, aber wie wäre es mit: Naboru, ich verehre dich. Du kennst dich
ja so gut mit Menschen aus." Nun war es Zelda, die die Nase rümpfte.
"Prinzessin!" Lin lief schnurstracks und heftig mit den Armen wedelnd,
auf sie zu. Schlagartig verbesserte sich Zeldas Laune. "Lin, Kleines!"
Eifrig folgte sie ihrem Begrüßungsritual - ein große Umarmung
und dieses Mal erwiderte Lin sie, naja so gut es eben mit dem Riesenei in der
Hand ging. "Was hast du mit deinen Haaren angestellt?" Erstaunt schreckte
die Thronfolgerin auf. "Ach, das ist eine lange Geschichte." Hinter
Lin tauchte auch Kim auf. "Du schon wieder. Ich dachte ich habe dir klar
gemacht, dass du dich von ihr fernhalten sollst!"
Finster blickte die Gerudo den Jungen an. Kim schaute ihr direkt in die Augen.
Kurz ließ er seine Zähne aufblitzen. "Du Monster, verschwinde!
Ich will dich hier nie wieder sehen." Kims Herz klopfte. Ihm wurde flau
im Magen, als ihm daraufhin einfiel, warum er eigentlich das Schloss verlassen
hatte. "HÖR AUF!", brüllte eine Mädchenstimme. Das
Echo der Worte verlor sich im Gestrüpp des tiefen Waldes. "Ich hasse
dich, Naboru." Lin stellte sich vor Kim und streckte eine Hand zur Seite,
als müsse sie ihn schützen. "Du kennst ihn doch gar nicht, um
das zu beurteilen. Kim hat mir geholfen, in allen Lagen. Ohne ihn hätte
ich Link nie retten können, er hat mir immer beigestanden
"
Sie hatte alles herausgebrüllt, sodass ihr die Puste ausgegangen war. Einmal
noch holte sie Luft. "Ich hasse dich!" Naboru machte einen Schritt
zurück. Kim rann Schweiß von der Stirn. Das war ihm noch nie passiert.
Dabei stand die Weise der Geister doch auf Lins Seite, was nicht für ihn
galt. Warum? Warum bist du nur so komisch, Lin? Plötzlich vibrierte der
brockenschwere Gegenstand in Lins Händen. Vor Überraschung hätte
sie es fast fallen lassen. Die Schale riss an einer Stelle auf und eine kleine,
harte Schnauze schaute heraus. Ein Piepsgeräusch entfuhr dem kleinen Baby,
was auch immer es sein mochte. Lin ging in die Hocke und legte das Ei vorsichtig
ab. Die Schnauze zog sich wider ein und brach wo anders durch. Für den
Moment vergaßen alle Anwesenden das Wortgefecht. Lin begann, mit ihren
Fingern ebenfalls behutsam die Schale abzumachen. Langsam wälzte sich das,
vom Fruchtwasser ganz klebrige, Tier aus seinem Behälter. Überall
übersäten Schuppen die Haut, nur am Bauch war es weich.
Kurzes, strohiges Fell ragte ihm vom Kopf und an den Forderpfoten hatte es spitze
Krallen. Hinterbeine besaß es nicht. Nur einen langen, schlangenartigen
Schwanz. Das winzige Gebiss war schnabelartig angelegt Unterhalb der Lider bildete
sich die Haut zu einer dicken Hornschicht aus. Zwei nach hinten gebogene Hörner
sprossen ihm aus dem Kopf. Piepsend öffnete es die Äuglein und blickte
zu Lin hoch. "Wie niedlich!" Sie nahm es in die Arme. "Das ist
doch nicht etwa
" "Ein Drache.", sagte Kim und versuchte
so beiläufig wie möglich zu klingen. Er beugte sich herunter um selbst
das Neugebrütete zu beäugen. Zelda schob Naboru davon, zum Gebäude
wo sich Link angeblich aufhielt. "Lassen wir sie mal allein, oder?"
Die Prinzessin war besonders darauf hinaus, den Streit zu schlichten. "Hm
ich
glaub ich nen dich
" "Dir macht es wohl sehr großen Spaß
allen Namen zu geben.", lachte Kim. "Tja, bin eben kreativ, also ab
jetzt heißt sie Volvi." "Bäh, willst du ihn einlullen?
Besser ist
Valoo." "Woher willst du denn wissen, dass es männlich
ist?", trotzte Lin. "Woher willst du wissen, dass es weiblich ist?",
trotzte Kim zurück. Das Mädchen überlegte kurz und kam zu einem
Kompromiss:
"Ok, wenn es ein Weibchen ist nennen wir es Volvi und wenn es ein Männchen
ist Valoo." Kim war einverstanden und nickte. "Jetzt brauchen wir
nur noch einen Experten, der uns das sagen kann." "Jetzt gehen wir
es erstmal waschen, ja?" Lin hob demonstrativ ihren Arm, der über
und über mit klebrigem Fruchtwasser war, dass in lang gezogenen Fäden
heruntertropfte. Zelda stürmte in das Zimmer und blickte sich hektisch
nach allen Seiten um. Alle waren bei ihrer lauten Ankunft aufgeschreckt und
verbeugten sich nun flüchtig. Darunia winkte sie heran. Er stand am Fuße
eines kleinen Bettes. Eilens trat sie näher, gefolgt von der Weise der
Geister. Der blondhaarige, junge Mann, der darauf lag war platschnass vor Schweiß.
Sein freier Oberkörper bewegte sich schnell, stockend. Sein rechter Arm
war, mit einer Schiene zusammen, einbandagiert. "Link!", flüsterte
sie, dann brach sie in Tränen aus. Sie legte sich die Handflächen
aufs Gesicht und sank in die Knie. Zwischen ihren Fingern hindurch starrte die
Prinzessin ihren Geliebten an. Naboru konnte es nicht glauben. "Und Lin
und dieser Junge haben ihn wirklich gefunden?" "Und befreit!",
ergänzte die kleine, freche Lichtkugel.
"Selbst dabei waren wir nicht, aber du kannst Lin ja fragen, was genau
passiert ist.", sagte Tael. Links Hand bewegte sich und seine Lider zuckten.
Zelda erhob sich rasch und versuchte ihre Tränen wegzuwischen, dass man
ihr möglichst wenig von ihrem Anfall ansah. Sie wandte sich den Kokiri
zu. "Bitte, Mido und ihr anderen, holt die restlichen Weisen her."
Die Kinder sprangen auf und taten wie ihnen geheißen. Mido warf noch einen
letzten Blick auf Link, den auf den er immer so eifersüchtig gewesen war.
Früher, als beide noch kindisch und naiv gewesen waren. "Und ihr bitte
auch." Salia schaute zu den Feen herauf. "Ich auch?", fragte
ihre eigene Fee skeptisch. Murmelnd flogen alle drei davon.
Bald darauf betraten Impa und Rauru den Raum. "Wie geht es ihm?",
fragte Impa besorgt. "Gut genug!" Diese Antwort kam vom Helden der
Zeit selbst und Alle sahen ihn etwas erschrocken an. Er öffnete die Augen,
sprang mit einem Ruck auf und lehnte sich über die Kante. Er hustete und
würgte. Schwarzer, ekliger Schleim rann aus seinem Mund und tropfte zu
Boden. Nachdem endlich auch wirklich alles draußen war ließ er sich
wieder auf das Kissen sinken. Seine Wangen waren gerötet und er griff sich
an den schmerzenden Arm. "Still! Ruh dich lieber noch aus." Zelda
fuhr ihm zärtlich mit dem Finger über die Wange und strich ihm eine
Strähne aus dem Gesicht. Link lächelte schwach: "Wie habe ich
deine Stimme vermisst, Zelda." "Lin hat uns alles erzählt. Du
warst im Wassertempel gefangen, in dem Schleim oder was das ist." "Lin?"
"Ach ja", dem älteren Mann fiel ein, dass Link sie nicht kannte.
"Das Mädchen aus der anderen Welt, das uns prophezeit wurde."
Link erhob sich. "Was machst du da?"
"Na mich bedanken gehen, was sonst." Naboru schüttelte den Kopf.
"Tu nicht, als ob du in der Lage bist zu gehen." Er blickte sie mit
verspielten, kindlichen Augen an. "Da fällt mir etwas ein! Kennt ihr
den zweiten Teil der Legende um das Triforce?" Rauru fuhr auf. "Du
meinst, dass es heißt, die Fragmente fließen mit dem Blut?"
"Davon wusste ich ja gar nicht.", wunderte sich die Prinzessin. "Das
liegt daran, dass der zweite Teil so unbedeutend ist, dass er gar nicht mehr
weiter überliefert wurde. Nur die Ältesten kennen ihn noch."
"Wieso ist er so unbedeutend?", wollte Impa wissen. Darauf wusste
der Weise des Lichtes keine Antwort. "Wahrscheinlich, weil es noch nie
vorgekommen ist, dass sich das Triforce spaltet. Wir waren die ersten Träger.",
meinte Link. "Stimmt das ist logisch.", nickte Rauru. Zelda sah ihm
voller Ernst in die Augen.
"Link! Was ist zwischen dir und Ganon vorgefallen? Warum bist du nicht
sieben Jahre zurückgereist?" Der Held der Zeit wendete den Blick ab
und sah aus dem Fenster. Wieder im Licht, wieder frei! "Ich will nicht
darüber sprechen.", sagte er ernst. Plötzlich pochte der Schmerz
wieder. "Verdammt
", pfiff er zwischen den Zähnen hervor.
"Hier können wir nichts für dich tun. Du musst zu Asa, der alten
Heilerin gebracht werden." "Hey, ich brauche keine Babysitter, ich
gehe selbst hin." Der Held der Zeit machte ein Gesicht, wie ein trotzendes
Kind. "Link, jetzt hör aber auf. Was ist bloß los mit dir? Du
bist so anders." Zelda legte ihm eine Hand auf die Schulter, doch er stieß
sie weg. ´"Ich hab Angst, Zelda! Vor dem was mich erwartet, wenn
ich Ganon wieder begegne!"´ Das zumindest wollte er sagen aber: "Ach
lasst mich doch in Ruhe!" Er drehte ihnen allen den Rücken zu und
zog sich sogar noch die Decke über den Kopf. "Mit dem Kitzkopf können
wir heute nicht mehr reden, gehen wir lieber." Naboru schritt voraus und
sie folgten ihrem Beispiel.
Benny war an einem dünnen Faden gefesselt und hang über einem tiefen,
kläffenden Loch. "Hilf mir, Lin!", schrie er seiner Schwester
zu, sein Gesicht von Panik verschändet. Lin stand am Rande des Abgrund.
"Wir müssen ihm helfen." Link, Zelda und die Weisen traten neben
sie. "Aber wie?" Lin konnte sich nicht zurückhalten. Für
einen kurzen Moment schien die Zeit still zu stehen, keiner bewegte sich. Plötzlich
gingen alle in Flammen auf. Elendig verbrannten sie und Schreie zischten wie
Blitze. Lin hielt sich die Hand vorm Mund um nicht auch zu schreien.
"Lin hilf mir, HILF MIR!" Der Faden riss und ihr kleiner Bruder fiel
in die Tiefe. "Nein, Beeeenny." Sie weinte. Finde das Triforce!, befahl
eine Stimme. Nur du kannst es finden, nur du! "Aber ich weis nicht wo es
ist." Verzweifelt schaute sie nach allen Seiten. Auch nach hinten, wo eine
Gestallt auf sie zukam. Kim! Er packte sie hart an der Schulter. Seine Augen
waren kalt und glanzlos. Gleichgültig und herabblickend sah er sie an.
"Hast du nicht gehört? Finde das Triforce! Finde es! Finde es
"
Sie schreckte aus dem Schlaf. Dicke Tränen kullerten über ihr Gesicht.
Lin und Kim hatten sich dazu entschieden die Nacht draußen beim toten
Dekubaum zu verbringen.
Der kleine Drache hatte sich beim Dekuspross eingekringelt. Zwar war ihnen Links
Baumhaus angeboten worden, in dem Lin erstmals geschlafen hatte, doch hatten
sie sich schon zu sehr daran gewöhnt, beieinander zu schlafen. Ja, Lin
konnte sich Nächte ohne Kims gleichmäßiges Atmen nicht mehr
vorstellen und auch nicht ohne, das er sich an sie schmiegte. So wie auch jetzt.
"Warum zuckst du so? Hab ich dich erschreckt?", fragte er verschlafen.
Sie überging seine Frage. "Ist dir wieder kalt?" Sie spürte
ein nicken. Ebenso wie sie seinen warmen Atem im Nacken spürte, seine Hand
an ihrer Schulter und seine Brust in ihrem Rücken. "Mein Körper
hat sich noch nicht regeneriert.", und etwas beleidigt klingend fügte
er hinzu:
"Nachdem du mir die Magie abgezapft hast. "Das war doch nicht absichtlich!"
"Das weis ich doch nicht
", grinste er und vergrub seinen Kopf
noch tiefer. Seine Strubbelhaare kitzelten sie. "Du bist angenehm warm.",
brachte er noch heraus bevor er wieder seelenruhig einschlief. "Ach ich
mache mir solche Sorgen um Benny. Ich weis nicht wo er ist
und wo das Triforce
sein soll schon gar nicht. Dabei brauchte ich es so dringend. Ganon erpresst
mich, ich muss es für ihn finden, weist du.", meinte sie zu dem schlafenden
Jungen. Nicht das sie wollte, dass er es mitbekam, einfach nur um es endlich
loszuwerden. Sie wusste nicht, dass sie gehört wurde. Das Licht des Vollmondes
fiel durch die toten Blätter des riesigen Baumes und ließ sie Schatten
werfen. Ebenso wie Kim. Doch seiner war nicht alleine
17. Kapitel
Link hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Ständig hatte er über
sein Verhalten gegenüber Zelda und den Weisen nachgedacht. Blöd! Blöd,
blöd, BLÖD! Was hatte er sich dabei gedacht? Seine Wut über sich
selbst einfach an den Anderen auszulassen. Dabei sorgten sie sich alle um ihn.
Sein Arm tat immer noch weh und war noch weiter angeschwollen. Trotzdem; es
war an der Zeit aufzustehen. Langsamen Schrittes ging er die Umgebung ab. Als
er fast am Ende des Ganges war, der zum Dekubaum führte hörte er einen
Kampfschrei. Der aber eher ein bisschen gequält und schief klang. Im Schutz
der Schatten beobachtete er zwei Jugendliche, die er noch nie zuvor gesehen
hatte. Das mussten seine Nachkommin sein und
aber wer war der Junge? Kim
hieß er, wenn er sich an Zeldas Worte erinnerte. Lin rannte auf Kim zu,
einen Stab in der Hand.
Gerade wollte sie zuschlagen, als Kim den Fuß hob. Ihr Kopf donnerte dagegen
und sie konnte nicht weiter. Ihr Angriff war abgeblockt. Er griff nach ihrer
Waffe und verpasste ihr eine schöne Flanke, die sie noch ziemlich lange
spürte. Kim seufzte: "Warum willst du nicht hören? Ich sagte
dir doch, du sollst beim Angreifen deine Deckung nicht vernachlässigen."
Lin blies die Backen auf. "Wie soll ich das denn machen?" "Wie
wäre es, wenn du als erstes nachdenkst, bevor du blind auf deinen Gegner
losgehst!" Er streckte sein Bein blitzschnell, sodass sie taumelte, ihr
Gleichgewicht verlor und auf den Hosenboden fiel. "Du könntest ruhig
netter sein." "Das macht dich nur noch weicher als du eh schon bist."
Mit einem Satz sprang sie auf. "Auf was willst du damit hinaus?" Link
konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Plötzlich fing etwas
unter ihm an, wild zu pfeifen. Ein rotes, kleines Bündel flitzte zu dem
Mädchen. Beide Jugendliche verstummten und drehten sich in seine Richtung.
Sein Versteck war aufgeflogen. Er räusperte sich und kam auf sie zu. "Entschuldigt,
ich habe nicht absichtlich gelauscht." "Das macht nichts.", meinte
Lin und verbeugte sich kurz. Sie konnte es nicht glauben. Ihrem eigenen Vorfahren
stand sie gegenüber. Dem Ursprung ihrer ganzen Familie. "Also warum
ich eigentlich hier bin; ich wollte mich bei euch bedanken. Dafür das ihr
mich gerettet habt." "Ich habe dich schreien gehört.", sagte
sie. Zögerlich legte er dem Mädchen die Hand auf den Kopf und es begann
schüchtern zu lächeln. Die gleiche Mütze wie er sie hatte, thronte
auf ihrem Kopf. Er zweifelte nicht daran, dass es aus der Zukunft kam, er kannte
sich in Punkto Zeitreisen ja sehr gut aus, aber etwas seltsam fühlte er
sich schon. Jetzt erst erkannte der Held der Zeit was das Bündel war. Ein
kleiner Drache, der pfeifend auf Lins Armen herumkletterte. Nun wandte er sich
dem Jungen zu.
Er reichte Kim die Hand. Dann schrak Link innerlich zusammen. Die gelb schimmernden
Augen sahen erst ihn und dann seine ausgestreckte Hand an. Link konnte die Kälte
und den Hass auf seiner Haut spüren. Kim machte sich ganz sicher nicht
die Mühe und erwiderte die Geste. Das würde bedeuten, er stellte sich
auf die Seite des Helden der Zeit und dem ganzen Haufen von nervigen Dummschwätzern.
Ja, warum war er überhaupt noch hier? Lin kämpfe jetzt gut genug,
er konnte ihr nichts mehr beibringen. Nur üben, aber dafür konnte
jeder, der die Schwertkunst beherrschte, einspringen. Als sich Link zu hundert
Prozent sicher war, dass er von dem Jungen nicht ebenfalls die Hand gereicht
bekam, ließ er sie sinken. Wenn Blicke töten könnten, dachte
Lin, die die ganze Prozedur mitangesehen hatte. "Da seid ihr ja!",
rief ihnen die kleine ockerfarbene Fee zu.
Hektisch umkreiste sie Lins Kopf. "Ach hallo Link.", meinte Taya betont
unbeeindruckt. "Ganz die Alte was.", gab dieser zurück. Sie flog
ihm aufs linke Ohr. Platz genug ist ja! "Mann, hab ich dich vermisst."
"Warum seid ihr überhaupt hier, du und Tael?" Plötzlich
wirkte sie etwas traurig. "Anju hat von ihrer Zwillingsschwester aus Kakariko
einen Brief bekommen. Und da konnten wir dich ja nicht alleine lassen."
Kurz erfüllte Stille die Luft. "Sag mal, warum hast du dich ganze
sieben Jahre lang nicht gemeldet?" Links Augen wurden groß. "Hehe,
sagen wir mal - das ging schlecht." Wenn man Tayas Gesicht hätte sehen
können
"Die anderen erwarten dich am Eingang." Link nickte
und schritt auf den Gang zu, neben ihm Lin.
Kim folgte ihnen etwas abseits. Misstrauisch fixierte er Links Rücken.
Eines stand fest: Kim konnte ihn nicht leiden! Wie um ihn abzulenken und aufzumuntern
sprang der kleine Drache von Lin herunter und krabbelte flink auf seine Schulter.
Drachen waren schon erstaunlich, nach erst einem Tag war der Knirps aufgeweckt
und lebhaft. Ein menschlicher müsste dafür bis zu 2 Jahren warten.
Alle im Dorf erwarteten sie bereits am Eingang. "Also gehen wir los?"
"Juhu ich war schon lange nicht mehr in Kakariko.", freute sich Ruto,
wie ein Kleinkind. Link hatte eine Idee. "Willst du nicht auch mitkommen,
Lin?" "Ich?", in ihr stieg Aufregung und Freude gleichzeitig
auf. "KLAR
ich mein, wenn ich darf."
"Naja dann siehst du auch etwas von der Vergangenheit." Rauru sah
den Helden verständnislos an. "Wie meinst du das?" "Sie
ist unsere - was weiß ich wie viele Ure dazwischen liegen - Enkelin."
Link zwinkerte Zelda zu, die sofort rot anlief. Lin aber sah kurz und unauffällig
zu Kim. Ihm schien das nicht zu beeindrucken, im Gegensatz zu allen anderen,
denen die Kinnlade herunterfielen. "Das hätte uns doch einfallen müssen,
bei der Ähnlichkeit.", lachte Darunia. "Also, willkommen in unserer
Familie, Lin. Bin ja auch gewissermaßen ein Teil davon." Sein Lachen
erinnerte Lin an den Weihnachtsmann. So stellten sich die Kinder die Stimme
von dem netten Geschenkeausteiler vor. Nachdem sich alle wieder einigermaßen
beruhigt hatten wandte sich die Prinzessin an Kim. "Kommst du auch mit?"
Der Junge funkelte Link kalt an. "Nein, danke. Ich gehe dahin zurück,
wo ich herkomme." Er wollte sich gerade in Bewegung setzten als eines der
Kokirimädchen aufschrie: "Jetzt schon? Bleib doch noch." "Ja
genau, bitte bitte." Die ganzen Mädchen umkreisten und zogen an ihm.
Er wurde lautstark aufgefordert und angebettelt zu bleiben. Eine leichte rosa
Färbung bildete sich auf seinen Wangen.
Eigentlich war er es seit er 2 war gewöhnt, von Frauen umgeben zu sein,
aber naja... Das zwang ihn anzuhalten. Das Drachenbaby fachte und knurrte. Lin
stieg eine ganz andere Farbe ins Gesicht. Das blonde Kokirimädchen, mit
der Zwei-Bommel-Frisur, grinste triumphal zu ihr rüber. Iva, so hieß
es, hatte als erstes gesprochen und der erste Schritt ihres Planes war erfolgreich.
Böse schaute Lin Iva an. Taya hätte schwören können Blitzte
zwischen ihren Blicken zucken zu sehen. "Also, es wird Zeit. Nehmen wir
noch das Nötigste mit und ab geht's." Ruto war fast in Partystimmung.
Die Runde teilte sich auf und jeder ging seinen Weg - sozusagen. Die Mädchen
zerrten Kim wohin sie wollten; "Komm wir zeigen dir was!" Zähneknirschend
musste Lin feststellen, dass er nicht einmal versuchte sich zur Wehr zu setzten.
Lin packte Iva an der Schulter und riss sie zurück. Als Lin sicher war,
dass niemand sie hören konnte, flüsterte sie laut. "Was soll
das? Schmeiß sich gefälligst nicht so an Kim ran." "Hör
ich da etwa Eifersucht raus?"
"Pah, von wegen. Ich finde es einfach nur eklig von dir." "Na
dann, schau halt einfach nicht hin.", sagte Iva höhnisch und rieb
sich demonstrativ ihre Fingernägel am grünen Kleid. "Den angle
ich
" "LASS IHN IN RUHE, DU SCHLANGE!" Lin schlug sich auf
den Mund. Iva kicherte schrill. "Du hast keine Chance gegen mich. Du hast
eben einfach keinen weiblichen Scharm, hahaha." Lin stiegen fast die Tränen
in die Augen. Immer hatte sie Kim für sich gehabt, nie hatte sie daran
gedacht, auf Konkurrenz zu stoßen. Wieso denk ich so etwas?, fragte sich
Lin als sie der lachenden Iva nachsah. Ich bin doch nicht
Naboru schüttelte
heftig den Kopf. Sie hatte die beiden Mädchen beobachtet. Vielleicht hatte
sie Kim doch zu voreilig eingestuft. Unbedingt musste sie mit dem Jungen reden.
Jetzt merkte sie wie unwissend selbst sie war
Lautstark piepsend kam Lin
das schuppige Wesen entgegen und kletterte auf ihre Schulter. "Du solltest
es mitnehmen. Die alte Asa kennt sich sicher auch mit Drachen aus." Sie
drehte sich um. Link und Zelda kamen gemütlich auf sie zu, während
Ruto fröhlich herantrippelte. Gefolgt von Impa und Darunia, der einen großen
Sack aufgeschultert hatte.
"Wird eine ziemliche Reise. Kommen Salia und Naboru nicht mit?" "Nein.
Salia tut es nicht gut, wenn sie unnötig vom Wald weg bleibt, bei Rauru
ist das klar man soll ja nicht über Ältere spotten
hehe und Naboru
keine Ahnung warum sie nicht mitgehen will.",
meinte Zelda auf Impas Frage. Zusammen schritten sie durch den Tunnel. Am andern
Ende graste die Stute seelenruhig. "Hey Epona wie geht's dir?" Link
tätschelte ihren Hals und wollte weiter, als Zelda ihm an seiner Mütze
und dadurch automatisch auch an seinem kurzen Zopf darunter zurückriss.
"Au, was soll das?" "Warum denkst du steht Epona da?", fragte
die Prinzessin ohne Reue. "Ich sagte doch, ich laufe selber." "Und
ich sage, du steigst sofort auf - oder ich fange an zu SCHREIEN!" Proteste
brummend, tat er was ihm befohlen wurde. "Immer muss ich machen, was andere
sagen." "Es ist nur zu deinem eigenen Besten." Tayas Worte klangen
übertrieben, pure Absicht. "Wo ist eigentlich dein Schild, Lin?",
fragte der Weise des Feuers. Sie hatte es Kim gleichgetan und trug das Schwert
ebenfalls um die Hüften - Schild blieb natürlich aus. Sowieso hatte
sie wegen dem Ding immer wieder Rückenschmerzen gehabt. "Oh, ich brauch
es eigentlich gar nicht." "Ja ja schön, gehen wir endlich."
Ruto wurde zusehends ungeduldiger. "Also auf geht's!"
18. Kapitel
"Wir sind da!", schrie Ruto, die schon voraus geschwommen war; an
ihrem Weg führte ein Fluss vorbei. "Puh, ich war schon halb am zusammenbrechen.",
keuchte Lin. "Also deine Ausdauer
" "Halt die Klappe, Taya!"
Immerhin hatte sie wegen des Babys, zusätzlich Gewicht zu tragen. Sie liefen
auf einer Brücke über den Fluss auf eine breite Schlucht zu. Der Eingang
befand sich am andern Ende. Ein Schild auf dem groß Kakariko geschrieben
stand. Dahinter befand sich das gemütliche kleine; eher große - ganz
große Dorf. Eine junge Frau kam ihnen entgegen. Sie trug einen langen,
blauen Rock und ein kurzes Hemd drüber. Ihre braunen Haare, hingen ihr
knapp über die Schultern. Lin stieg bei diesem Anblick die Wut wieder hoch.
IHRE Haare waren jetzt auch so kurz - zum heulen. "Link! Gott sei Dank.
Wir haben uns schon gefragt warum du nicht mehr vorbeikommst."
Sie wandte sich der Prinzessin und den Weisen zu und verbeugte sich immer wieder
hektisch. "Ich habe allen gesagt, dass ihr ihn finden werdet, Hoheit."
Zelda winkte höflich ab. "Es war nicht unser verdienst, sondern ihrer."
Sie zeigte auf Lin. Die Augen der Frau wurden groß. Link lächelte
sie an. "Wie geht es deinen Hühnern, Anji?" Wenn man sie über
ihre Hühner ausfragte, vergas Anji alles andere. "Oh, sehr gut. Und
Kiki erst! Die kleine ist die munterste. Sie gagert und hüpft durch die
Gegend." Auf einmal zog Zelda an Eponas Zügeln. "Du willst ja
nur die Operation hinauszögern. Wir kommen dich dann besuchen, in Ordnung?"
Anji war ganz aufgeregt und stotterte: "Aber ich hab ja gar nichts gekocht.
Und wie sieht denn das Haus aus." Sie rannte davon. Link schüttelte
gut gelaunt den Kopf. "Sie ist genau wie ihre Zwillingsschwester."
Sie liefen zum Brunnen und bogen dort links ab das Gitter
ist jetzt weg, eine Treppe hoch. Die Weisen liefen zu Anjis Haus, nur
Impa kam mit ihnen. Der Raum, den sie betraten war stickig und ein grüner
Rauch hing in der Luft. "Was wollt ihr?" Am andern Ende des Zimmers
erschien eine alte Frau hinter einer Theke, eine sehr alte Frau. Ihre Nase war
lang und nach unten gekrümmt. Ihre grauen Haare waren zu einem Zopf nach
hinten gesteckt. Sie war damit beschäftigt einen dicken Kater zu streicheln.
"Ah, Held der Zeit, wie kurz ist es her." "Ähm ja, Asa
"
"Sein Arm ist gebrochen und er schwillt immer mehr an! Kannst du ihn nicht
heilen?" "Natürlich kann ich! Und wir haben vier Neulinge?"
Sie sah zu den Feen. "Ihr seid die vorlauten Feengeschwister aus Termina,
ich habe von euch gehört. Aber wer seid ihr?" Zelda wollte zu einer
Antwort ansetzen, aber Link kam ihr zuvor.
"Das ist Lin, Zeldas Cousine. Sie ist zu Besuch hier." "In so
dunklen Zeiten?", fragte die Hexe Asa, gab sich aber damit zufrieden. Sie
zog den Vorhang hinter der Theke weg. Ein Tisch mit vielen Decken überzogen
befand sich dahinter. Viele verschiedene Instrumente glänzten blank. "Komm
doch mal her, Schätzchen." "Ich?", fragte Lin unsicher.
"Ja. Ich brauche nur einen kleinen Funken." Lin lief zur Hexe, die
sich zu einem Kessel, mit Wasser gefüllt, runtergebeugt hatte. Unter ihm
waren Holzstücke ausgebreitet. Asa hob die Hand und kraulte den Drachen
unterm Kinn. Das schien ihm zu gefallen, denn es piepste sachte und hob den
Kopf. "Lass dein Feuer raus." Das Baby zielte auf das Holz und öffnete
das Maul. Eine winzige Flamme schoss aus seiner Kehle. Lin war erstaunt. "Drachen
brauchen das nicht zu lernen, sie können es instinktiv. Nur das Fliegen
muss ihnen jemand beibringen." Zelda flüsterte Link zu: "Warum
hast du gelogen?" "Es ist besser, dass so Wenige wie möglich
wissen, wer sie ist." Lin setzte zu einer Frage an.
"Ich
ähm
" "Ich untersuche das Kleine gleich."
"Danke." Asa drehte sich zu Link. "Also Held der Zeit."
Link legte sich auf den Tisch und Asa überreichte ihm eine Flasche. "Als
erstes musst du betäubt werden." Er trank den Inhalt in einem Zug.
"Puh, das Zeug ist echt schnell, ich sehe schon alles verschwommen."
"Das ist Alkohol, du Dummkopf. Das Betäubungsmittel hinterlässt
im nüchternen Zustand bleibende Nervenschäden." "Aso
"
Er trank das zweite Fläschchen leer, das ihm gereicht wurde. Zelda setzte
sich auf den Hocker neben ihm und umschloss seine Hand. "Waren die Schmerzen
sehr groß?", fragte sie. "Ich
hatte doch gar keine."
"Von wegen, du kannst dich mir gegenüber nicht verstellen. Ich habe
sie dir angesehen, als du auf Epona saßt." Sie blickte ihn warnend
an. "Ach halb so schlimm, ehrlich." Beide schwiegen und hörten
Asa und Lin zu. Asa war damit beschäftigt das Drachenbaby abzutasten. "Nun,
es ist kerngesund. Ein Dracontias. Der Stein, den die Könige des Volkes
der Wüste auf der Stirn tragen, ist nach ihnen benannt.
Es ist eine alte Legende
Und es ist ein Männchen!" Sie deutete
auf die Hörner. "Bei Weibchen sind sie heller als bei Männchen.
Und dieser hier hat Schwarze." Die Untersuchung war abgeschlossen. Lin
nahm ihn in den Arm. "Na dann heißt du Valoo. Gefällt dir der
Name, Valoo?" Piepsend klatschte er die Pfoten zusammen. "Aber woher
kommt er überhaupt? Hier gab es doch nur einen einzigen Drachen. Wie soll
denn da ein Ei herauskommen?", wunderte sich Link. "Die Weibchen tragen
schon bei ihrer Geburt das entstehende Ei in sich. Es muss nur über Jahrhunderte
heranwachsen. Ein Männchen wird nicht benötigt." Link blieb fast
die Luft weg. "Das bedeutet - Vulvagia war weiblich!" Asa schaute
ihn ärgerlich an. "Bei den Göttinnen, die Jugend heutzutage!
Man hat mir mein Wissen unter Prügel eingetrichtert." Plötzlich
fiel Link nach hinten und lag seelenruhig da. "Asa, der Trank fängt
an zu wirken.", stellte Impa fest. "Na schön und jetzt raus mit
euch!" Sie wedelte mit der Hand. "Puh, hab ich einen Hunger! Gegen
wir zu Anji und schlagen uns den Bauch voll." "Prinzessin, benutze
bitte einen Wortschatz deines Niveaus.", sagte Impa. Beide lachten laut.
Als sie merkten, dass Lin es ihnen nicht gleich tat, fragte Zelda: "Was
ist denn? Du siehst traurig aus." "Ich mach mir wieder Sorgen um Benny."
"Wir finden ihn schon, hab Vertrauen."
"Ich wünschte das wäre so leicht
" In Anjis Haus erwartete
sie ein reich gedeckter Tisch um den die anderen Weisen schon saßen. "Und?",
fragte Anji. "Asa ist gerade mit ihm beschäftigt." Im nächsten
Moment setzte wildes Geschnatter ein. "Ach diese Hühner
"
Die Frau verließ das Haus und rief ihnen noch hinterher. "Lasst es
euch schmecken." Aber anstatt zuzuschlagen, fragte Darunia: "Was hat
er wohl vor?" Zelda seufzte. "Ich habe mit Naboru gesprochen, aber
sie hat nicht die leiseste Ahnung." Die Zora schlug mit der Faust auf den
Tisch. "Warum greift er nicht an?" Lin begriff erst jetzt von wem
die Rede war. "Ich glaube, Ganon sucht etwas." Verwundert drehten
sich alle zu ihr um. "Sucht?" "Natürlich, die Triforcenfragmente
sind ja verschwunden.", Impa ging ein Licht auf. "Nein, das ist es
nicht
" Lin schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. "Und was
dann?" Sie sah Ruto in die Augen. "Das weis ich nicht. Aber ich sag
es dir sobald ich es herausgefunden habe." Sie wusste nicht warum sie so
gereizt reagierte, aber sie stand auf und lief zur Tür hinaus. Valoo krallte
sich in ihr Schulter. Zum Glück waren seine Krallen noch klein. "Was
ist jetzt los?", wunderte sich der Weise des Feuers. Bevor die Worte verklungen
waren fiel die Tür ein zweites Mal in die Angeln. Die Prinzessin rannte
Lin hinterher.
Die Sonne war schon sehr weit in den Westen gewandert. Und mit ihr Lin, wenn
auch nicht in die gleiche Himmelsrichtung. Nicht, dass es ihm etwas ausmachte,
dass sie nicht da war
Er schüttelte heftig den Kopf. "Also wie
findest du unser Dorf?" Bei den Göttinnen, konnte diese Iva nicht
einfach ihren Mund bewegen, ohne dass Töne daraus kamen? Die ganze Zeit
schon hatten sie und ihre Mädchenclique ihn belagert und zugequasselt.
Er hatte sich auf eines, der kleinen Flächen in der niedrigen Flussmündung
hingesetzt. "Ganz nett.", sagte er gelassen. "Ach komm, gib zu
dass es dir hier richtig gefällt." Sie begannen laut zu Kichern. Am
Anfang hatte er nicht gewusst wie er sich verhalten sollte, aber jetzt war er
sich sicher, dass er lieber Lin am Halse hatte als von einem Haufen gagernder
Hühner
nicht dass es ihm was ausmachte, dass sie nicht da war.
"Wenn ihr mich dann in Ruhe lasst
" "Sag mal, ", das
blonde Mädchen setzte sich plötzlich auf seinen Schoss. Sie spielte
mit ihrem Haar. "Findest du mich schön?" Kim sprang so schnell
auf, dass sie nicht die Zeit hatte sich irgendwo festzuhalten und ins Wasser
plumpste. Gemeinsame Aufschreie drangen ihm ans Ohr .Er rannte davon zu dem
toten Dekubaum. Zum Glück war die Rinde rissig, er konnte gut daran heraufklettern
und mit etwas Hilfe seiner Magie, sehr schnell. Die Mädchen rannten ebenfalls
auf die Lichtung. "Wo ist er?", fauchte Iva eine ihrer Freundinnen
an. Kim beobachtete sie zwischen dem dichten graugrünen Blättergewerke
hindurch. "Er ist doch hierher gelaufen, oder?" "Es ist niemand
hier vorbeigekommen.", meinte der Dekuspross und gähnte herzhaft.
Erleichtert atmete Kim aus. Das Bäumlein hatte ihn ganz sicher gesehen
und nicht verraten. Enttäuschst zogen sie ab. Nur Iva hatte ein vom Zorn
verzerrtes Gesicht. Der Junge lehnte sich entspannt zurück und fing an
zu pfeifen.
Wie lange Lin wohl noch wegblieb? Wieder schüttelte er heftig den Kopf.
"Ist dir langweilig?" Die Stimme der Weisen der Geister riss ihn so
heftig aus seinen Gedanken, dass er fast vom Ast gefallen wäre. War sie
schon die ganze Zeit auf einem der Äste gewesen? Warum hatte er sie nicht
schon früher bemerkt? Seit er mit Lin zusammen war, war er unvorsichtiger
geworden. Misstrauisch verengte er seine Augen zu Schlitzen. "Woher weist
du
" "Ich weiß viel über dich, mehr als dir lieb ist."
Naboru setzte sich neben ihn. Seine Gefühle in diesem Moment waren seltsam
und gingen auseinander. Einerseits war ihm die Nähe unangenehm, doch empfand
er eine unbeschreibliche Zuneigung, die er sich nicht erklären konnte.
"Weißt du auch wer ich bin?" Kim nickte ohne sie anzusehen.
"Also hat dir Ganon von mir erzählt. Ich, die Verräterin, die
mein Volk im Stich gelassen hat."
Sie bemerkte den verwirrten und perplexen Blick des Jungen. Wieder wandte er
sich ab. "Das hat er nie gesagt. Er hat mir erzählt, dass du deinen
Weg selbst bestimmt hast und er hat es akzeptiert." Naboru lachte unerwartet
auf. "Ja, das sieht ihm ähnlich." Das klang keines Wegs mehr
neutral. "Was hast du mit ihm zu tun?" Kim verlieh seiner Stimme einen
lauernden Klang. "Was hälst du von Lin?" Bei diesem abrupten
Themawechsel wäre er fast wieder vom Baum gefallen. "Was?" "Ich
habe dich gefragt, ob du sie magst?" Er drehte ihr den Rücken zu und
rümpfte die Nase. "Ich kann sie nicht leiden. Sie ist nichts weiter
als ein unvorsichtiges und naives Kind!" Naboru runzelte die Stirn. "Meinst
du? Ich glaube sie weiß genau was sie tut. Und ich glaube auch, dass sie
weiß woran sie bei dir ist
" Kim drehte sich schlagartig um.
"Wie meinst du das?" Sie zwinkerte ihm zu, machte sich zu einer orangefarbenen
Kugel und schwebte davon. "Warte, was meinst du damit?" Schon weg!
Er betastete ein winziges Loch im toten Baum, direkt vor ihm. Zu sehr war er
damit beschäftigt, das Gesagte zu verarbeiten, dass er die bizarre Energie
nicht registrierte, die von dem Loch ausging.
Zelda und Lin standen vor einem großen Grabstein, am höchsten Punkt
des Friedhofs. "Da drunter liegt mein Vater, der König von Hyrule."
Sie setzte sich im Schneidersitz hin. "Er war ein großartiger und
gerechter Herrscher, der vom Volk geliebt wurde
Aber ich
ich habe
versagt. Das Volk hat sich auf mich verlassen und ich habe es nicht nur enttäuscht,
sondern auch viele Unschuldige mit in meinen Kampf gezogen." "Das
stimmt doch gar nicht.", tröstete Lin sie. Sie wollte noch etwas sagen
um Zelda wieder aufzubauen, aber ihr fiel nichts ein.
Eine Weile saßen sie einfach nur da. Die Sonne war schon so tief, dass
Kakariko im Schatten lag. Dann: "Es ist ein seltsames Gefühl, seiner
Nachfahrin, die erst in vielen Jahrhunderten geboren wird, gegenüber zu
stehen.", Zelda lächelte. "Ich glaube anders rum ist es noch
komischer.", setzte Lin nach. Jäh durchbrachen laute Schreie die Stille.
Beide sprangen gleichzeitig auf, sahen sich an und rasten zum Dorf zurück.
Die Bewohner rannten aufgewühlt und angsterfüllt durch die Gegend.
Überall tauchten Stalfose auf. Sie versteckten sich hinter dem Torbogen.
Die Weisen waren damit beschäftigt die Gegner zu bekämpfen. Plötzlich
erblickte Lin ihren alten Feind. "Na warte!" Sie übergab Zelda
den Drachen und rannte los.
Die Weisen bezwangen einen nach dem Anderen. "Ha verschwindet!", brüllte
Ruto und schlug einem ihre Floße drauf. "Halt! Gebt auf oder ich
schneide ihm die Kehle durch.", drohte der General. Er hatte sein breites
Schwert direkt vor einen Jungen gesetzt. "Boris Junior! Oh nein!",
kreischte eine Mutter "Bitte, helft meinem Liebling." Keiner wagte
es sich zu rühren. "Was machen wir jetzt?", flüsterte Darunia.
"Hey Karos!", rief eine Mädchenstimme. Lin stand auf dem Dach
der Schießbude. "Warum legst du dich nicht mit jemandem in deiner
Größe an!" Sie sprang herunter und landete leichtfüßig
am Boden. Kim hatte ihr den Trick beigebracht, weil sie jetzt ja ein bisschen
seiner Magie besaß. Er hatte sie zwar gewarnt, die Magie würde bald
aufgebraucht sein, aber noch war was vorhanden. Das sorgte in diesem Augenblick
für den richtigen Auftritt.
"Ach, wen haben wir den da!", lachte der Stalfos und ließ den
Jungen los, der sofort zu seiner Mutter rannte. "Hat dir der Seitenschlag
nicht gereicht? Willst du dich noch einmal mit mir anlegen." Lin rümpfte
die Nase. "Pah! Ich hab dazu gelernt, darauf kannste wetten." Sie
wurde ganz ernst. "Ich fordere dich heraus. Wenn ich gewinne, ziehst du
mit deinem ganzen Haufen ab
" "Wenn du verlierst, werde ich das
Letzte sein was du siehst." Lin zog ihr Schwert. Erst jetzt bemerkten Zelda
und die Anderen, was es für eins war. Die Thronfolgerin schlug die Hand
vorm Mund. Schon raste Karos auf sie zu. Sie stellte sich in Verteidigungsposition.
Einem Schlag nach dem anderen wich sie aus.
"Der Gegner verbraucht mehr Energie, wenn du ausweichst als abblockst!",
hatte Kim gesagt. Er holte von der Seite aus, doch sie rollte sich nach hinten
und schwang das Schwert quer nach vorne. "Beim Angreifen nicht die Deckung
vernachlässigen!" Der Stalfos wollte sie von unten durchbohren, aber
sie zog ihr Schwert waagrecht nach unten und blockte. Blitzschnell sprang sie
auf das Becken des Skelettes und riss ihre Waffe mit sich. Die Kante trennte
dem Skelett den Kopf ab. Mit einem Rückwärtssalto sprang sie nach
hinten aber ließ ihre Waffe noch einmal treffen - teilte den Körper
von Karos. Im lodernden Blau löste dieser sich auf. Vor Schrecken gepeinigt
sah der Schädel zu ihr hoch. Bevor er weg springen konnte stellte sie ihm
den Fuß drauf. Karos kannte den Stil, er wusste jetzt von wem sie gelernt
hatte, so gut zu kämpfen.
"Na wer ist jetzt der Schwächling." Sie sah die anderen Skelette
an. "Verpisst euch - und nehmt das da mit." Sie nahm den Fuß
runter, holte aus und schoss Karos im hohen Bogen. Triumphfahl winkte sie ihm
hinterher. Die Monster verschwanden so schnell wie sie gekommen waren. Als die
Gegner außer Sichtweite waren begann sie sofort ihren schmerzenden Fuß
zu massieren. Fröhliches Gejubel erfüllte die Luft und Lin wurde hochgehoben
und durch die Stadt getragen. Shiek erschien neben den Weisen. "Sieht aus,
als brauchte sie uns nicht."
19. Kapitel
Die erste Begegnung
Der 16 jährige Junge saß auf einer ausgestreckten Handfläche
der Riesenstatue, die zu Ehren der großen Wüstenpriesterin Shjra
erbaut wurde. An einer Wand der gigantischen Halle, mitten im Wüstentempel.
Er sah sich seine Zeichnungen an. Auf allen Pergamenten das gleiche Motiv. Immer
die gleiche Person, in allen möglichen Perspektiven. Die Bilder waren zwar
nur mit Schwarzkohle gemalt, aber er wusste genau wie der abgebildete Junge
aussah. Blondes Haar, hellere Haut, blaue Augen, wie stilles, tiefes Wasser
Voller Zorn zerriss er die Papiere und ließ seine Hand durch seine Magie
aufflammen. Knisternd verbrannten die Fetzen und die Asche rieselte davon.
Er fuhr sich mit der Hand durch seine roten, zotteligen Haare und musste unweigerlich
niesen. Jede Nacht träumte er von ihm, vom Kampf den sie führten.
Dieser Junge hatte die Macht, seinen Plan zunichte zu machen - falls dieser
überhaupt gelang. Aber noch war der Junge sehr klein, noch hatte er leichtes
Spiel mit ihm. Wenn er ihn doch nur endlich fand
"Ganon-dorf!"
Ein Mädchen kam, heftig winkend, durch die untere Tür in den Saal.
Naboru bewegte sich etwas schwerfällig. Die Rundung ihres Bauches konnte
nicht einmal ein Blinder noch ignorieren. Sie war schwanger und wer der Vater
des ungeborenen Kindes war, wusste er nur all zu gut. Bei diesem Gedanken lief
er leicht rot an.
"Lass das! Nenn mich gefälligst nicht so!" Naboru fing an zu
lachen. Ihr machte es Spaß, ihn mit dem Wortspiel zu ärgern. Sein
Name Ganon bedeutete in der alten Sprache `Der Überlebende`, wenn man aber
-dorf noch anhängte, etwas ganz anderes. Er sprang von der Hand - die mindestens
30 Meter hoch lag - und landete leichtfüßig am Boden. Das Mädchen
fiel ihm um den Hals. "Sind diese zwei grässlichen Weiber nicht da?
Ein Glück." Sie lächelte ihn an und gab ihm einen Kuss auf die
Wange. Ganon merkte wie seine Augen feucht wurden und stieß sie unsanft
von sich. Sie blickte ihn fragend an und wollte etwas erwidern, doch er kam
ihr zuvor. "Naboru, ich will dass du mich in Ruhe lässt. Wenn du das
Kind entbunden hast, übergibst du es mir sofort!" "Ganon."
Naboru erschrak als sie seine Augen sah. Kalt und gefühllos.
Ganon verließ den Raum und auch den Tempel. Naboru war nicht wie die Andern,
die ohne Widerworte taten was er verlangte. Und er war sich auch sicher, dass
sie sich irgendwann gegen ihn stellen würde. Also war es am besten, ihr
gar nicht erst zu zeigen, dass er sie liebte. Er folgte seinem Plan. Doch zuvor
musste erst dieser kleine Junge sterben
Naboru starrte immer noch auf
die Tür, hinter der Ganon verschwunden war. Ihre Knie gaben nach und sie
rutschte auf den kalten Steinboden. Warum war er nur immer so abstoßend
zu ihr? Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und fing an zu weinen. Ganon
schritt eilends durch die Wüste, auf seine Stadt zu.
Die Sonnenstrahlen knallten ihm aufs Gesicht. "Noch brauner kann ich ja
wohl nicht werden.", murmelte er. Endlich erkannte er in der flackernden
Luft das Gitter, das zwischen ihm und dem Gerudotal stand. "Macht das Tor
auf!", schrie eine Frauenstimme und es fuhr gleich darauf nach oben. Alle
Frauen an denen er vorbei kam, verbeugten sich tief. Das Volk der Gerudos -
sein Volk - bestand nur aus Frauen, mit Ausnahme von ihm. Und genau darum war
er auch ihr König. Was für ein bescheuertes Gesetzt! So konnte jeder
Trottel, der zufällig von einer Gerudo geboren wurde, über alle regieren.
Ein kleines Mädchen rannte auf ihn zu und fast um. Abrupt hielt sie inne,
trat einen Schritt zurück, verbeugte sich flüchtig und umarmte ihn
wieder. "Wo ist denn Naboru?" Er zeigte nach hinten. Das Mädchen
ließ von ihm ab und wollte loslaufen. Ganon hielt sie am Kopf auf und
drehte sie wieder um. "Seit wann dürfen so kleine Gören wie du,
allein in die Wüste, Ashanti?" Er bohrte seinen Finger in ihr Ohr.
Glucksend vor Spaß wedelte sie mit den Armen. "Da fällt mir
was ein.", meinte sie auf einmal und kramte in ihrer Hose herum. Als sie
gefunden hatte, wonach sie suchte, reichte sie ihm das eingewickelte Bündel.
Er öffnete es und musste unweigerlich grinsen. "Danke.", sagte
er und verstaute das Geschenk in seinem Stiefel. Eine Truppe von Kriegerinnen
auf ihren Pferden ritt auf sie zu. Die Vorderste stieg hektisch ab und verbeugte
sich: "Herr, eine feindliche Gruppe ist in unser Gebiet eingedrungen."
"Du kannst den König doch nicht mit so was belästigen, dumme
Nuss. Ich kümmere mich darum." Eine Gerudo mit kürzerem Haar
trat vor. "Ich habe gar nicht bemerkt, mich belästigt gefühlt
zu haben."
Ganon versuchte seine Stimme so gelassen wie möglich klingen zu lassen.
Verwundert wanderten alle Blicke zu ihm. Die Frau verstummte beschämt.
Er schob das Mädchen an. "Ashanti sei doch so gut und bring Thunder
her. Ein bisschen Spaß schadet ja nicht
" Die Gruppe bestand
eindeutig aus Spähern des Königs von Hyrule. Das erkannte man an dem
eingravierten Triforcensymbol im Brustpanzer. Sein Rabe schnaufte. Ganon klopfte
ihm auf den Hals. "Nicht so ungeduldig, es geht gleich los." Er drehte
sich um. "Also keine Gefangene, ich will sie alle tot sehen, verstanden?",
zischte er den Frauen zu. Eine flüsterte ihrer Nachbarin zu: "Der
hat heute aber eine Laune." Sie kicherten. Anscheinend glaubten sie felsenfest,
er habe sie nicht gehört, aber das war egal. Es interessierte ihn nicht
was diese Hühner von ihm dachten, Hauptsache die Ehrfurcht stimmte.
Er warf einen Stein nach unten, auf die Eindringlinge. Überraschte Köpfe
hoben sich nach oben. Der König schrie: "ANGRIFF!" Seine Leute
ritten an ihm vorbei und stürzten sich auf die Gegner. Er suchte Blickkontakt
mit dem Leutnant der Truppe und fand ihn auch gleich. Das Gesicht drehte sich
in seine Richtung. Völlig perplex konnte sich Ganon für einen Atemzug
nicht rühren. Die Pupillen mit der tiefblauen Iris fixierten ihn. Er erkannte
die Augen aus seinen Träumen. Sicher war dieser Soldat der Vater des Jungen.
Also lebte er irgendwo in der Nähe des Marktplatzes in Hyrule. Der Mann
zog sein Schwert und baute sein Schild vor der Brust auf. Ganon lachte und zog
ebenfalls seine Waffe. Die verzierte Klinge des pechschwarzen Schwertes schimmerte
im Schein der Sonne. Die beiden rasten aufeinander zu und um sie herum stoppte
der Kampf augenblicklich. Der Leutnant stellte sein Schwert schräg. Jämmerlich!
Versuchte er etwa ihm den Kopf abzuschlagen? Ganon blockte geschickt ab.
"Du bist der König der Gerudos, nicht war? Es wäre schade um
dein Leben. Trete den Rückzug an und ich werde dich gehen lassen. ",
keuchte der Mann. "Glaubst du, ich greife an, ohne zu wissen wie meine
Chancen stehen. Ihr seid keine Gegner für uns." Ganon setzte ein hämisches
Grinsen auf. "Aber sag, hast du nicht einen 4-jährigen Sohn?"
Der Anführer der feindlichen Truppe wurde kreidebleich im Gesicht. Jetzt
war sich Ganon sicher. Er stürmte auf seinen Gegner zu und durchbohrte
ihm das Schild, die Rüstung
und die Brust. Ein Stich genau ins Herz.
Dem Mann floss Blut aus den Mundwinkeln. Mühsam flüsterte er, mehr
zu sich selbst: "Mein König
Hyrule
Link
" Er
fiel vom Pferd. Das Gras auf dem er lag, verfärbte sich rot. "Tötet
die Restlichen!" Erneut fielen die Frauen über die Späher her.
Jetzt war es soweit, jetzt! Der Boden war überschwemmt von Blutpfützen.
Die Körper der Männer lagen leblos auf dem Boden. "Los, holt
die anderen. Wir greifen Hyrule an."
"Aber
", setzte die Gerudo Risaku an. "Wagst du es mir zu
widersprechen?" Sie verstummte wieder und schüttelte den Kopf. "Worauf
wartest du dann noch? Trommle alle zusammen!" Sie schickte sich an und
ritt ins Tal zurück. Er stieg vom Pferd ab und lachte. "Du kannst
nicht entkommen, ich finde dich. Und dann werde ich dich vernichten!" Der
Wind trug seine geschrieenen Worte weit in die Steppe hinaus
"Mama,
MAMAAA!" Weinend rannte Link zu seiner Mutter. "Was ist denn? Warum
schreist du so?" Er vergrub sein Gesicht in ihrem Schoß und weinte
laut. "Der große Junge, Mama. Der mit den gelben Katzenaugen!"
"Nicht schon wieder." "Aber er war es. Er hat ganz viele kleine,
weiße Flecken auf der Nase." Link tupfte auf seiner herum, um es
zu verdeutlichen. "Schatz, sag nicht wieder, dass er dich umbringen will."
"Aber es ist so. Weil ich die Aufgabe habe, ihn zu töten." "Du
träumst zu viel." "Nein, warum glaubst du mir nicht." Er
fing wieder an zu schluchzen. Die blonde Frau schüttelte den Kopf und rieb
seine Wange. "Na gut, dann zaubern wir ein bisschen, ja?" Sie nahm
eine Hand voll Salz, öffnete das Fenster und warf es hinaus.
"So Böser, du kannst meinem Kleinen jetzt nichts mehr tun, also brauchst
du gar nicht erst zu kommen." Ungläubig schaute Link sie an. "Und
das hilft ganz sicher?" "Natürlich." "Hey Link, komm
raus. Wir wollen in die Schießbude, den Profis zuschauen.", rief
ihm einer seiner Freunde zu und die anderen bejahten lautstark. "Na geh
schon.", befürwortete seine Mutter. Fröhlich rannte er den andern
Jungs nach. "Komm schon, lahme Schnecke!" "Ich hol schon auf,
keine Sorge." Jäh blieb er stehen. Die Andern merkten es nicht, es
war viel zu laut auf dem überfüllten Marktplatz. Die Leute drängelten
an den Ständen, überboten sich gegenseitig. Die Verkäufer riefen
ihnen zu wie toll ihre Waren seien.
Unterhaltungen wurden lautstark geführt. Eine schwarze Katze saß
auf dem Brunnenrand. Mit den Augen folgte sie jeder seiner Bewegungen. Erleichtert
atmete er aus. Grüne Augen, nicht gelbe. Link hob einen Stein auf und warf
ihn nach dem Tier. "Verschwinde du Vieh." Fauchend lief sie davon.
"Magst du keine Katzen?", fragte eine weibliche Stimme freundlich.
Die dazugehörige Frau saß auch auf dem Gestein, das den Brunnen abgrenzte.
Sehr helle Haare vielen in Strähnen auf ihre Schultern. Sie hielt ein kleines
Kinds in den Händen. Es musste gerade mal 1 Jahr alt sein. "Nein,
ich hasse sie!" Er beäugte das müde Baby. Die Frau folgte seinem
neugierigen Blick und lächelte. "Willst du es streicheln?"
Link nickte heftig. Er setzte sich ebenfalls auf den Rand, neben sie und blickte
direkt in ein kleines, rundes Gesicht. Vorsichtig streckte er den Arm aus und
berührte die rosige, weiche Haut. Blonde Haare klebten ihm auf der Stirn.
"Es ist ein Mädchen.", offenbarte ihm die Dame. Das Kind lachte
und sagte: "Link, Link!" Links Augen wurden ganz groß. "Sie
kennt meinen Namen?" "Sie hat geheimnisvolle Kräfte." Die
Frau zwinkerte ihm zu. "Und wie heißt sie?" Sie beugte sich
runter und flüsterte ihm ins Ohr. "Zelda!" Plötzlich rannte
ein Mann auf den Platz. Er schwankte arg. Überall klafften Wunden und sein
Gesicht war blutüberströmt. Die Kleidung zerfetzt und nass. "SIE
KOMMEN!", schrie er. Es wurde ruhig und alle drehten sich zu ihm. Fenster
gingen auf und Köpfe lugten heraus. Die Leute bildeten einen Kreis um den
Mann. "Holt einen Arzt.", rief jemand.
"SIE KOMMEN!" Er ließ sich nicht beruhigen. Link zwängte
sich durch die Menge an Füßen, zu ihm durch. "Wer kommt?",
schrie er. Anders konnte man sich nicht verständigen. Link kannte ihn,
er war ein sehr guter Kamerad und Freund seines Vaters. Ehe er sich versah wurde
er an den Schultern gepackt. "Er will dich töten, Link. Ich habe es
gehört! Er kommt um dich zu
" Der Mann fiel zur Seite. "Oh
Göttinnen! Er ist tot!", kreiste eine Frau. Wilde Wortkrämerei
brach aus. Die Hände lösten sich von Links Schultern. Er war nicht
in der Lage sich zu rühren. Sein Herz klopfte. Vor seinem geistigen Auge
erschien das belustigte Gesicht. Die feuerroten Haare - die Augen wie bei einer
Katze.
"Nein.", sagte er. "NEIN!" In seinem Augenwinkel sah er
wie eine Wache sich anschickte, zum Schloss zu gelangen. Die Frau, die eben
noch am Brunnen gesessen hatte, war verschwunden. Die Wachen platzieren sich
auf ihren Posten. Selbst die normalen Bürgermänner hatten sich bewaffnet.
"Bleib im Haus!" Die Stimme seiner Mutter zitterte vor Aufregung und
Angst. "Aber Mama, ich kann nicht. Er kommt wegen mir und
" "LINK
HÖR AUF MIT DEM BLÖDSINN!" Wieso glaubte sie ihm nicht? Er wusste
genau wovon er sprach und trotzdem hielten alle, denen er von seinen Träumen
erzählte, sie für Ausgeburten seiner blühenden Fantasie. Eine
Weile, die Link wie eine Ewigkeit vorkamen, geschah gar nichts. Dann hörten
sie von Draußen, laute Schreie und das Klirren von Metall. Er rannte ans
Fenster. "Komm sofort wieder her!", kreischte seine Mutter. "Nein!"
Er drehte sich zu ihr um. "Mama, bitte! Wir müssen fliehen, dann hört
auch das hier auf." Sie beäugte ihn und nickte letztendlich. Ganon
wartete ab.
Während seine Kriegerinnen mit den Hyrulianern kämpften, konnte er
sich Zeit lassen. Sich jetzt zu beeilen wäre ein Fehler. Thunder trank
aus dem Wassergraben. Langsam lief er über die Zugbrücke. Eine Frau,
in dunkle Kleindung gehüllt rannte aus dem Tor genau auf ihn zu. Sie sah
nach hinten. "Wohin des Weges, Madam?" Er schmückte seine Worte
mit Ironie. Sie wäre fast hingefallen vor Schreck. "Bitte, lasst eine
arme Mutter mit ihrem Kind fliehen. Habt erbarmen junger Mann.", bettelte
sie ihn an. Doch sie wusste ganz genau wer vor ihr stand. Und das galt auch
für Ganon. "Du bist als Schauspielerin sehr geeignet, Impa."
Er lachte auf. Es war dumm und zwecklos sich noch weiter zu verstellen. "Ist
das die Prinzessin?", fragte Ganon, obwohl er sich sicher war. Die Frau
starrte ihn wütend und gleichzeitig ängstlich an. Das Baby, das sie
an ihre Brust gedrückt hatte, wurde unruhig und begann zu strampeln. Er
trat einen Schritt beiseite und machte eine ausladende Geste Richtung Steppe.
"Bitteschön, flieh wohin du willst." "Du lässt uns
gehen?" Misstrauen lag in Impas Stimme. "Warum nicht? Ich bin an jemand
anderem interessiert. Aber
"
Er sah sie gehässig an. "Pass lieber gut auf sie auf. Irgendwann werfe
ich bestimmt auch auf sie ein Auge." Die Frau verschwand in der Dunkelheit
der Nacht. Nun wandte er sich wieder der Stadt zu. Unweigerlich betastete er
die Schwertscheide an seiner Hüfte. Er konnte es kaum erwarten, den Jungen
am Boden zu sehen und sein Flehen zu genießen. In seinen Fingerspitzen
kribbelte es, als er sich vorstellte wie sein Schwert den kleinen Körper
des Jungen durchbohrte. Er konnte das feine, weisliche Fleisch vor seinem geistigen
Auge sehen, er würde sich Zeit nehmen um es ganz sauber zu durchtrennen.
Er überlegte sogar, eine Hand seines Opfers zu behalten. Überraschend
drangen Laute von Pferdehufen an sein Ohr. Noch bevor er registrierte was geschah
sprang ein braunes Pferd über ihn hinweg. Der Reiter war eine blonde Frau.
Und vor ihr klammerte sich etwas an sie. Es war nur kurz, aber ihre Blicke trafen
sich. Die runden, tiefblauen Augen, die wie stilles Wasser wirkten
Die
gelben Augen, senkrechte Schlitze als Pupillen, genau wie bei einer Katze
"Mama, er ist es. Der große Junge." Link zitterte. Die Mutter
trieb das Pferd noch mehr an. Endlich hatte er ihn gefunden und nun konnte er
ihm nicht mehr entrinnen. Ganon rannte ihnen nach und pfiff. Thunder setzte
sich in Bewegung, dem andern Pferd folgend. Im Rennen sprang er seinem Raben
auf den Rücken und stieß ihm die Füße in die Flanken.
Seine Mutter wusste nicht wo sie waren, geschweige denn wo sie hin sollten.
Sie trieb das Pferd weiter an, bis sie um eine Ecke bogen. Dann blieb das Tier
mit einem Fuß an einer starken Wurzel hängen und fiel zu Boden. Seine
Mutter umschloss ihn und schützte ihn vor dem Aufprall, allerdings knallte
sie mit voller Wucht auf die Erde. "Es ist nichts!", erwiderte sie
sofort und stand auf. Hand in Hand liefen sie in den Tunnel hinein, der vor
ihnen lag.
Sie kamen in einem Wald voller weiterer Tunnel und Labyrinthe hinaus. Die Frau
stolperte. Schweißperlen liefen ihr das Gesicht herunter. "Mama!"
Er packte ihre Hand und wollte ihr hoch helfen. "Lass mich liegen, ich
kann nicht mehr." "Nein! Ich werd dich stützen
" "Ach
Link, ", sie lächelte ihn an. "Du
sollst
leben!"
Ihr Kopf erschlaffte und weißes Licht hüllte sie ein. "MAMA!",
schrie er. Ihr Körper verformte sich immer mehr bis er die eines kleinen
Bäumchens annahm. Seine Mutter hatte sich in eine Pflanze verwandelt. Weinend
rannte er davon. Sein Schluchzen hallte als Echo wieder. Er hielt sich die Hand
vorm Mund um jedes Geräusch zu vermeiden was sich vermeiden ließ.
Doch wo sollte er lang laufen? Sicher war der große Junge auch schon irgendwo
im Wald. Er entschied sich mal für links, mal für rechts. Er rannte
aus dem Gang auf eine Lichtung - IN EINE SACKGASSE.
Nur ein gigantischer Baum befand sich hier. Die Ritzen in der Rinde kamen ihm
vor, wie ein Gesicht und was noch schlimmer war, weder sie noch sonst etwas
konnten ihm als Versteck helfen. "Bitte nicht
", krächzte
er. Jetzt war alles aus! Das einzige was er noch tun konnte ist auf sein Ende
zu warten. Und das kam sicher gleich
Er drehte sich um und versuchte seine
Atmung zu regeln. Die katzenartigen Augen leuchteten fast im Dunkeln des Ganges.
Langsam wich die Finsternis und die Gestallt klärte sich. Der rothaarige
Junge kam langsam auf ihn zu. Link blieb steif wie ein Brett. Ganon grinste
beim Anblick des Kleinen. "Link, so heißt du doch, oder?", fragte
er. Der Junge antwortete ihm nicht. Gemächlich zog er sein Schwert und
richtete es auf Link. Ganon runzelte die Stirn. "Weißt du nicht was
dich erwartet?" "Doch." "Hast du keine Angst? Willst du
nicht um dein Leben betteln?" In Links Gesichtsausdruck mischte sich etwas
Trotz. "Mein Vater hat mir gesagt, dass ich nie betteln soll. Egal wie
schlimm meine Lage ist."
Ganon kicherte und schuppste den Winzling mit der freien Hand, so heftig, dass
er rücklings auf den Boden aufschlug. Link wollte aufstehen, aber der Junge
setzte seinen Fuß auf seine Brust. Zappeln und Zerren erhöhten den
Druck auf seinen Oberkörper nur. Er sah das Schwert genau über sich.
"Dein Vater war ein Narr, genau wie deine Mutter. Beide haben sich für
dich geopfert, obwohl es von Anfang an sinnlos war." Wut stieg in Link
hoch und überlagerte sogar seine Angst. "DAS IST NICHT WAR!",
schrie er und schüttelte sich heftig. Die Metallspitze zischte auf ihn
zu. Sein Herz setzte aus und jeder Widerstand verpuffte. Blut floss über
die Klinge, die ihm einen Schnitt in die Wange verpasst hatte.
Das Schwert war genau neben ihm, in die Erde gedrungen. Die Stille war schrecklich.
Er war wie gelähmt. Tränen stiegen ihm in die Augen, vor Angst. Er
hörte das Schlagen seines Herzens in seinen Ohren - er wollte nicht sterben
Ganon zog das Schwert heraus. Seine Zunge fuhr über die beschmierte Klinge.
Genüsslich betrachtete er den Jungen. Nun las man ganz deutlich die Furcht
und die aufsteigende Panik in den blauen Augen. Ganon steckte das Schwert wieder
in die Schwertscheide und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.
"Du hast eine gesunde Naivität, für dein Alter." Er lachte
auf. "Du gefällst mir
Nun gut, ich gebe dir eine Chance.
Genau 7 Vollmonde nach der 12ten Neujahrsfeier in deinem Leben hast du Zeit.
Dann wirst du den Wald verlassen müssen und gegen mich antreten!"
Ihm fiel noch etwas ein. "Ich hab was für dich!" Ganon griff
in seinen Stiefel und holte das eingewickelte Bündel von Ashanti hervor.
"Ein Geschenk von mir! Aber pass gut drauf auf, ich will es wieder haben."
Link widerte der Ton in der Stimme des Jungen an und er dachte nicht daran irgendwas
von ihm anzunehmen. Doch der Druck wurde unerträglich, sodass er zögerlich
die Hand ausstreckte und das Päckchen entgegennahm. Der Inhalt fühlte
sich leicht und weich an. "Vergiss unsere Abmachung nicht, klar?",
höhnte Ganon.
Er nahm den Fuß von Links Brust. Link blieb regungslos. "Heißt
das, du tötest mich jetzt nicht?" Ganons Lächelten wirkte fast
freundlich. "Ja, genau das heißt es." Link dachte er könne
jetzt aufstehen, aber das war falsch. Ganon stieß ihm mit voller Wucht
in den Magen. Er überschlug sich in der Luft, prallte gegen den Baum und
landete auf den Boden. Blut rieselte aus einer Platzwunde am Kopf. Link rührte
sich nicht mehr - er war bewusstlos. Befriedigt blickte Ganon hoch. "Und
du bist der Behüter des Waldes, der alte Dekubaum, ja?"
Die Rinde, die tatsächlich das Gesicht des Baumes war, bewegte sich. "So
ist es. In dir steckt doch ein Fünkchen Gutes; du hast den Helden der Zeit
am Leben gelassen." "Held der Zeit? Gebt ihr den Menschen, die ihr
unter den Vorwand, sie sollen die Welt retten, ausnutzt auch noch Extranamen?"
Voller Abscheu fixierte Ganon den Jungen. "Junger König! Du magst
es vielleicht glauben, aber noch lange hast du nicht die Kraft, die Weißheit
und den Mut eines erwachsenen Mannes erlangt." Er wusste es nicht genau,
aber er könnte schwören, der Baum machte sich über ihn lustig.
Wütend hielt er dem Riesen seinen Handrücken hin. "Schau dir
meine Hand an und merk sie dir. Denn schon in ein paar Jahren wird dort ein
vollständiges Triforcensymbol sein." "Das Schicksal wählt
die Zukunft
", sprach der Dekubaum poetisch. Ganon schwebte hoch auf
einen seiner dicken Äste. Er lachte in sich hinein. Wie dumm doch alle
waren! Alle glaubten, er wolle in den Besitzt des Triforce gelangen, nur der
kleine Junge wusste was er wirklich vorhatte
Kurz darauf kam eine kleine Gruppe von grün gekleideten Kindern auf die
Lichtung. "Du hast gerufen, großer Dekubaum?", rief ein Mädchen
mit grünen Haaren. Von ihr ging eine seltsame, aber starke Aura aus. Iva
schrie auf: "Wer ist das?" Sie deutete auf den am Boden liegenden
Jungen. "Ein fremder Junge, der sich nicht in eine Pflanze verwandelt?
Das habe ich ja noch nie gesehen." Skeptisch begutachtete Mido den Unbekannten.
Salia seufzte: "Wir sind sowieso die Einzigen, die du je gesehen hast."
"Sein Name ist Link. Sorgt für ihn und behandelt ihn wie einen von
euch!" "Klaro, machen wir. Aber
" "Keine Fragen!"
Verwirrt nahm Salia den Kleinen auf den Arm und trug ihn in das Dorf. Als sie
außer Sichtweite waren:
"Der Held wird tun was du verlangt hast!" Ganon kicherte. "Ich
werde persönlich dafür Sorgen, dass er sich an die Abmachung hält."
Während er das sprach formte er, vom Baum unbemerkt, aus seiner Magie ein
Wesen. Er setzte die winzige Spinne ab, die auf der Stelle begann, sich durch
die Rinde zu fressen. Der König der Gerudos sprang herunter und lief auf
den Tunnel zu. Im Gehen hob er die Hand zum Abschied. "Leb wohl, Alter!"
Link hörte Stimmen um ihn herum. Viele, fremde Stimmen. Automatisch schlug
er die Augen auf. "Er ist wach!" Ein Junge mit überlangem Pony
fragte: "Hey was ist dir denn passiert?" Link fasste sich an den Kopf,
der einbandagiert war. "Wer seid ihr?", fragte er perplex.
"Ach und wer bist du?" Link dachte angestrengt nach. "Ich
ich
kann mich nicht erinnern!" Salia begriff sofort was der Dekubaum gemeint
hatte. "Natürlich kannst du nicht, bei dem Sturz!" Mido checkte
ebenfalls was Salia vorhatte. "Mensch Link, warum kletterst du auch immer
auf hohe Bäume. Das haste nun davon - Gedächtnisverlust! Mit Fee wäre
dir das nicht passiert." Er streckte ihm die Zunge raus. "Ach lass
ihn, Mido." Iva legte frische, grüne Klamotten auf das Fußende
des Bettes. "Ruh dich noch etwas aus und zieh dich um." Link nickte
und die Anderen verließen das Zimmer. Erst jetzt bemerkte er das Bündel,
das er schon die ganze Zeit krampfhaft umklammert hielt. Er öffnete es.
Eine dunkelgrüne Zipfelmütze! Er betrachtete sie von allen Seiten.
Innen drin war ein verziertes G eingestickt. G? Aber sein Name war doch Link,
oder? Der fing weder mit G an, noch beinhaltete er den Buchstaben. Link umklammerte
seinen schmerzenden Bauch. Warum tat ihm nur der Magen so höllisch weh?
Er musste ja ganz schön blöd gefallen sein. Am 7 Vollmond nach dem
12ten Neujahrsfest in deinem Leben! Er setzt sich die Mütze auf den Kopf
und versuchte sich vergeblich zu erinnern. Was passierte da? Irgendwas Wichtiges
auf das er sich vorbereiten musste. Für das er stark werden musste. Egal
jetzt. Er hatte noch Zeit. Er war Link! Link der Kokiri
20. Kapitel
Link sprang auf, riss sich die Mütze vom Kopf und schmiss sie soweit weg
wie er konnte. Keuchend legte er sich wieder hin. Sein Arm schmerzte höllisch.
"Was ist Held der Zeit? Warum bist du so aufgebracht?" Die Hexe wusch
ihre blutüberströmten Instrumente. "Ich habe nur schlecht geträumt."
"Und darum schmeißt du deine Sachen durch die Gegend?" Asa durchschaute
alle Worte, von allen ihren Patienten. Doch mehr als die Frage zu stellen, machte
sie nie. Es interessierte sie nicht dem Geringsten. Link war darüber mehr
als erleichtert. "Also ich geh jetzt." Vorsichtig stand er auf, setzte
sich die Mütze wieder auf und ging zur Tür. "Und schone dich
in der nächsten Zeit
", rief ihm Asa nach. Die zwei Feen flogen
um seinen Kopf. "Hey Link! Wie lief die Operation?" Taya nahm bei
Impas Frage einen ungesunden Ton an.
"So was schau ich mir nie wieder an
" "Also ich fand es
ganz interessant." Tael flog begeistert seine Runden. "Wenn du wüsstest
was Lin gemacht hat.", wechselte Darunia das Thema, weil Taya drauf und
dran war ihrem Bruder eins zu verpassen. "Dieser bescheuerte General hat
schon seit langem eine Abreibung verdient.". Ruto klopfte Lin freundschaftlich
auf die Schulter. "Ach naja", Lin kratzte sich am Hinterkopf. "Eigentlich
ist es Kim der was geleistet hat. Sein Training hat was gebracht." Link
sah auf das Schwert in ihrer Hand. Zelda folgte seinem Blick. "Es ist tatsächlich
das Masterschwert, Link!" "Was?" Lin horchte auf. "Oh Entschuldigung,
ich hab nicht gewusst
" "Wo hast du es her?" Tayas Licht
wurde noch grüner. "Glaub mir, das willst du gar nicht wissen."
"Hier! Es gehört dir Link!" Seine Ur
enkelin hielt
ihm das Masterschwert hin. Er starrte es an. Seine linke Hand verkrampfte sich
und er ballte sie zur Faust. Er wollte es nicht haben - es nie wieder führen
müssen. "Behalt du es noch.", sagte er und lief an ihnen vorbei.
Zeldas Gesicht wurde ganz traurig und sie schüttelte abwesend den Kopf.
"Gehen wir schlafen, Morgenfrüh machen wir uns auf den Weg zurück."
Ganon saß an einem Tisch. Er zeichnete etwas auf ein Pergament. Es war
nur eine Skizze - noch war es zu früh um die Zeichnung fertig zu stellen.
Das Tor wurde aufgestoßen und Stalfose brachten die sechs Eindringlinge
herein. Ganon räumte seine Utensilien weg und drehte sich um. "Glückwunsch
meine Herren, ihr steht eurem Feind gegenüber. Jetzt braucht ihr mich nur
noch umzubringen." "Dein Lachen wird dir schon noch vergehen. Irgendwer
wird dich besiegen.", sagte einer der Männer. Ganon belächelte
ihn. "Ihr jedenfalls nicht. Wie fühlt man sich so als Verräter?"
Er sah zu dem Mann ganz rechts. Dieser Mann hatte, als er entdeckt wurde, um
sein Leben gebettelt und seine Verbündeten an den Großmeister des
Bösen ausgeliefert. Die Anderen sahen ihn erschrocken und entsetzt an.
"Du hast was?" "Das stimmt nicht, sag dass es nicht wahr ist
",
sagte der Eine, der noch gerade eben die scharfe Drohung geäußert
hatte. Sie konnten es nicht glauben. "Ihr
habt gesagt
ihr lasst
mich am Leben!", stotterte der Denunziant.
"Ich habe gesagt, du bekommst was du für deine Hilfe verdienst."
Ganons Augen wurden kalt und voller Abscheu blickte er auf das Häufchen
Elend herab. "Wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann ist es jämmerlicher
Abschaum, der alles tut um sein Leben zu retten." Er winkte mit der Hand
und dem Mann wurde ein breites Schwert überreicht. "Nun hast du die
Chance um dein Leben zu kämpfen." "Nein
bitte
",
kreischte der Mann. "Lasst mich an seiner Stelle kämpfen!", schrie
ihm der Mann, der als erstes gesprochen hatte, zu. Noch einmal machte er eine
Handbewegung und die Anderen wurden zur Seite geschafft. Nun hatten er und der
Verräter genug Platz.
Ganon setzte sich in Bewegung und ging auf sein Opfer zu. Seine Hand verlor
die menschliche Form. Die Fingernägel wuchsen zu harten, messerscharfen
Krallen, die Hand schwoll zu einer gigantischen Klaue an. Der Mann ließ
die Waffe fallen und schrie
Ganon zerfetzte ihm mit einem Streich die Brust.
Er fiel nach hinten. Eine Blutpfütze breitete sich rund um den Leichnam
aus und nasses Fleisch schimmerte aus den Stofffetzen hervor. Blindes Entsetzen
stand den andern Männern ins Gesicht geschrieben. Ganon sah zu ihnen. "Mut
wird von mir immer belohnt, ", er räusperte sich. "Begleitet
doch bitte unsere Gäste wieder hinaus. Und schafft mir diesen Dreck aus
den Augen."
Er nahm das Papier wieder heraus und versank in Gedanken. Dieses Mädchen
Karos´ Kopf kam, von seiner Truppe begleitet und einem davon getragen,
herein. "Karos was ist los, du siehst nach so wenig aus.", scherzte
Ganon. "Herr das Mädchen hat...", Karos konnte sich nicht beruhigen.
"Herr, er ist zum Feind übergelaufen! Eu
" "Erzähl
mir nicht was ich schon weiß. Sag, wie hat sich das Mädchen gemacht?"
Er sah, dass Karos nicht verstand worauf er hinaus wollte. "Nun es wird
Zeit, dass ich die Geschehnisse selbst in die Hand nehme."
"Na endlich, da seid ihr ja.", rief ihnen Salia entgegen. "Mir
geht's wieder gut, siechste?" Link wedelte mit dem einbandagierten Arm,
worauf er von Zelda einen Klaps auf den Hinterkopf bekam. "Du sollst ihn
nicht unnötig bewegen!", ermahnte sie ihn. Lin machte sich nach einem
kurzen "Hallo!" auf die Suche nach Kim. Auf halbem Weg rief ihr von
Hinten jemand zu. Piepsend deutete Valoo nach hinten. Lins Miene verfinsterte
sich. "Na wie war es in Kakariko?", lachte Iva, begleitet von ihrer
Mädchenclique. Sie drehte sich sauer um.
"Lass mich in
" Iva beugte sich zu ihr rüber und flüsterte
ihr zu: "Also ich hab schon alles für dich in die Wege geleitet."
"Hähh?" "Meine Güte, der hat die ganze Zeit nur an
dich gedacht, dass hat man ihm sofort angesehen." "Ja genau, ",
meldete sich ein Anderes. "Dann macht er immer so!" Erst setzte sie
einen gläsrigen Blick auf, dann schreckte sie auf und schüttelte heftig
den Kopf. "So und jetzt schnapp ihn dir." Lin sah verdutzt drein.
"Ich dachte du wolltest das machen." Iva winkte ab. "Also bitte,
was soll ich den mit einem der wächst und groß wird, während
ich so klein bleibe? Außerdem ist er viel zu jung für mich
Na
los, worauf wartest du?" "Hey Moment, ich bin gar nicht in ihn ver
"
Unauffällig stellte Iva ihren Fuß hinter Lins und stieß sie
an. Rücklings taumelte sie und stolperte. Zwei Arme fingen sie auf. "Pf
",
machte Iva und lief, mit erhobener Nase an den Beiden vorbei. Ihre Freundinnen
taten es ihr gleich. Lin sah hoch in die gelblichen Katzenaugen. Sie spürte
wie sie rot anlief. "Danke!" "Du musst besser aufpassen."
Piepsend klatschte der Drache in die Hände. "Ah, wie geht's dir kleine
Echse?" Kim streichelte ihn. "Es ist ein Männchen.", Lins
Stimme klang aber kein bisschen enttäuscht. "Ha, jetzt heißt
er Valoo!" Sie lachten. "Valoo, Vallllloooo!", machte das Drachenbaby.
Lin und Kim sahen sich an. "Sag mal Lin/Kim!", sagten sie gleichzeitig.
"Na komm, sag Kim." "Im, Kim Kim!"
"Er spricht, und jetzt Lin." "Link, Link!" "Nein, nicht
Link, LIN, ohne das K." "Link, Link." "Nein, ohne K, nur
LIN!" "Link!" Lin funkelte ihn zornig an. Valoo sprang piepsend
auf Kims Schulter, der grinsen musste. "Hab Geduld mit ihm! Er ist doch
noch klein." "Aber deinen kann er aussprechen, ja?" Urplötzlich
wurde Kim ernst. "Du suchst doch deinen Bruder, oder?" Lin zuckte
zusammen. Wie konnte sie ihn nur vergessen haben. Sie hatte vergessen wen sie
wirklich hatte retten wollen. "Ich dachte er ist noch in dieser schwarzen
Burg, aber Naboru meinte, dass das sicher nicht der Fall sei
" "Es
gibt eigentlich nur noch einen Ort, wo er sein kann - die Wüste!"
21. Kapitel
"Sollen wir den Andern nicht Bescheit sagen?" "Auf keinen Fall!",
stieß Lin die Worte heraus. "Womöglich wollen sie uns noch überreden
zu bleiben. ´Es ist zu gefährlich!´" äffte sie. "Na,
wenn du meinst." Lin hatte Epona mitgenommen und stieg mühevoll auf.
"Worauf wartest du?" Er nahm den Daumen und den Zeigefinger zwischen
die Lippen und pfiff. Der Pfiff hallte durch die Steppe. Ehe er verklungen war,
trabte ein Pferd auf sie zu. Es war ein Rappe mit schwarzer Mähne und Schweif.
Nur die Hufen waren weiß. "Ist das dein Pferd?", staunte Lin.
"Nein, eigentlich nicht." "Wow, es ist wunderschön!"
"Naja, unser Thunder ist nicht mehr der Jüngste.", lachte Kim.
Der Rappe stupste ihn an und blies Luft aus den Nüstern entgegen. Kim setzte
sich auf seinen Rücken. "Na? Wie wäre es mit einem kleinen Wettrennen."
"Pah, ich weiß ja nicht mal wo die Wüste
" Epona wieherte
und rannte los. Mit einem kleinen Aufschrei klammerte sich Lin an sie fest.
Anscheinend wusste die Stute den Weg. Kim stieß seinem Pferd die Fersen
in die Flanken. Sie brausten an Lin und Epona vorbei. Das Mädchen ließ
sich weiter nach vorne und Epona wurde schneller. Ein ganzes Stück rasten
sie Kopf an Kopf. Beide rannen um den ersten Platz. Kim beugte sich zu Thunders
Ohr und flüsterte: "Lassen wir sie gewinnen." Sein Pferd wurde
kaum merklich langsamer. Lin sah schon das Ende der Steppe und einen Aufstieg.
Epona rannte hoch sprang über den niedrigen Zaun und - gewonnen! "Juhu,
wir sind die Besten!"
Epona wieherte lautstark und sprang auf. Wie schnell Lin doch zu begeistern
war. Und irgendwie machte es ihm auch Spaß sie lachen zu sehen. Er stieg
ab und tätschelte Thunders Hals. Lin machte genau das Selbe. "Bis
bald, Epona!" Der Rappe trabte davon, was sich Epona nicht gefallen ließ.
Sie setzte ihm nach. "Da haben sich zwei gefunden
" "Ja,
zwei Konkurrenten." "Kim, Link!", piepste Valoo, den Lin auf
der noch Schwertfreien Seite ihrer Hüften festgebunden hatte. "Ruhe,
sprich erst wieder wenn du das K weg lässt." Der Drache wurden noch
lauter. Sie balancieren über ein dünnes Brett, das nach oben führte
und über eine Brücke. Tief unten, am Boden der Schlucht lief ein reißender
Fluss entlang. "Ein Glück, das ich schwindelfrei bin.", stotterte
Lin. "Schau doch nicht noch nach unten!" Kim packte sie an der Schulter
und schuppste sie mit, für seine Verhältnisse, sanfter Gewalt weiter.
"So wir sind gleich im Gerudotal
" Weiter kam er nicht, denn
eine schreiende Gruppe von Kriegern stürzte sich auf sie. Die Männer
bewarfen sie mit Steinen und schlugen mit Äxten nach ihnen. Beide zogen
ihre Schwerter. "Bleib ruhig, es sind nur mehr Gegner, sonst nichts."
"Ja, das schaffe ich schon." Sie atmete und wich einem Hieb aus. Einem
andern schlug sie die Waffe aus der Hand. Kim besiegte gleich mehrere mit einem
Schwung. Einer griff ihn von Hinten an. Er beugte sich zur Seite und stellte
dem Widersacher ein Bein. Der drehte sich im Fall noch auf den Rücken,
verlor seine Waffe aber trotzdem. Der Mann hob die Hände schützend
hoch und schloss panisch die Augen. Kim hob sein Schwert. Schon lange hatte
er nicht mehr so viel Freude am Kämpfen empfunden, er spürte wie ein
Drang ihn trieb. Lin sah zu ihm rüber, sah die Mordlust in seinen Augen.
Ihr wurde ganz anders, sie nahm zum ersten Mal etwas in ihm wahr. Etwas Schwarzes,
Böses
"NEIN!!!", schrie sie, gerade als er zustechen wollte.
Er hielt mitten in der Bewegung inne. Lin weinte. Dicke Tränen rannen ihr
aus den großen Kulleraugen. Der ganze Kampf hörte augenblicklich
auf. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Töten war für ihn selbstverständlich
geworden. Aber als sie angefangen hatte zu weinen, setzte sich ein ganz anderes
Gefühl bei ihm ein. Als ob er beinahe etwas Schlimmes getan hätte.
Kim wurde so abrupt zu sich selbst zurückgeholt, dass ihm ganz schlecht
wurde. Er zuckte krampfhaft zusammen, als ihm bewusst wurde, was er soeben getan
hatte. Er hatte zugelassen, dass seine Macht von ihm Besitz ergriff. Er taumelte
zu ihr rüber und sank vor ihr auf die Knie. "Es tut mir Leid
"
"Was fällt euch ein!", rief eine heißere Stimme. Eine alte
Frau, auf einem Stock gestützt, schritt auf sie zu. "Wie könnt
ihr Kinder angreifen." "Aber Maaku, sie sind in unser Gebiet eingedrungen
und wir haben gedacht
"
"Ach, habt ihr sie überhaupt angehört? Wisst ihr warum sie hier
eingedrungen sind?" Die Männer blickten schuldbewusst zu Boden. "Du
brauchst nicht zu weinen, mein Kind. Euch wird keiner mehr was tun." Lin
wischte sich mit dem Arm übers Gesicht. Valoo befreite sich und rannte
zu der Frau. Diese beugte sich mühsam runter und kraulte ihm am Kinn. Kim
stand auf und meinte: "Sieht aus als könnten wir ihr vertrauen."
Er wagte es nicht Lin in die Augen zu sehen. "Hey, helft uns. Helft uns!",
grölten viele Stimmen. Fünf Männer liefen ihnen entgegen. Sie
trugen etwas Großes. Die ehemaligen Angreifer rannten ihnen entgegen,
nahmen ihnen die Last ab und stützten sie. "Maaku
wir haben es
nicht
geschafft."
"Schone dich, Goden! Kommt und ruht euch aus." Sie wandte sich an
die Zwei. "Ihr seid natürlich auch willkommen." Lin schlug sich
auf den Mund um den Schrei zu unterdrücken, der sich, beim Anblick der
Last, den Weg nach oben bahnte. Ein toter Mann! Seine Brust war in Stücke
gerissen und übersät von eingetrockneten Blutkrusten und abgetrenntem
Fleisch. Es war das Grausamste was sie je gesehen hatte. Kim sah sich die riesige
Wunde genau an. Keine Waffe und kein Tier konnte einem Menschen eine derartige
Verletzung zufügen. Nur einer - sein Meister. In der Steinfestung hatten
früher einmal die Gerudos gehaust, jetzt wohnten Flüchtlinge dort.
Kinder spielten auf den sandigen Wiesen, Jungen übten am großen Kampfplatz
das Schießen und Frauen webten draußen an großen Webstühlen.
Die Männer legten die Leiche ab.
Eine Frau rannte kreischend auf ihn zu und beugte sich runter. "Wir konnten
ihn nicht retten.", erklärte Goden und ballte die Faust. "Der
Großmeister des Bösen hat ihn kaltblütig umgebracht." Maaku
klatschte in die Hände. "Macht essen und versorgt die Wunden, danach
erzähl uns was passiert ist, Goden." Es war schon spät geworden,
die Sonne lag tief. Sie ging aber nur langsam unter, denn die Wüste lag
im Westen. Auch Lin und Kim saßen am Feuer und hörten den Worten
des Anführers der Truppe zu, die einen Anschlag auf Ganon versucht hatten.
"Ganon hat ihm eine Waffe geben lassen und ihn dann angegriffen und getötet."
"Wie hat er euren Freund getötet?", unterbrach ihn Kim auf einmal.
"Wie?" "Ich meine hat er ihn mit bloßen Händen getötet?"
Goden überlegte. "Ja, jetzt wo du es sagst. Seine Hand wurde so anders.
Das war keine menschliche Hand mehr
" Er schüttelte entsetzt
den Kopf, als er sich das Bild wieder in Erinnerung rief. Lin sah Kim im Augenwinkel.
Sie merkte, dass er großes Interesse an dem kurzen Kampf zeigte. Maaku
fixierte die knisternden Flammen, die genüsslich das Holz verzerrten. "Ich
hatte euch davor gewarnt ihn mitzunehmen. Er war noch nie als Kämpfer geeignet.
Und nun ist er nicht nur tot, sondern hat noch Schande über uns gebracht."
"Bitte, Maaku gestatte, dass wir trotzdem ehrenhaft Abschied von ihm nehmen.",
bat die Frau, die anscheinend die Gattin des Toten war. Maaku wägte schnell
ab und meinte dann: "In Ordnung." Alle jungen Frauen und Mädchen
standen auf und liefen in die Festung.
Eines der Mädchen zog an Lins Kleid. "Komm mit, ihr nehmt doch hoffentlich
auch teil." "Trödel nicht so, Junges!", trieb sie Maaku,
die Anführerin dieses komischen Stammes an. Etwas verwirrt folgte Lin den
Andern. Die Frauen zogen sich um. Alle zogen sich gleich an - einen langen,
fladernden Rock und ein golden besticktes, trägerloses Top. Alles weiß,
alles aus dünnem Stoff. "Na los, zieh dich auch um." Ihr wurden
dieselben Sachen, in passender Größe, zugeworfen. "Ähm
ja
gut." Die Frauen kamen endlich mit Tamburinen wieder heraus. Alle waren
gleich angezogen. Automatisch suchten Kims Augen Lin und sie wurden größer
als er sie erblickte. Lin stand die Wüstenkleidung sehr gut.
Die Männer hatten die Trommeln schon aufgestellt und begannen den Takt
anzugeben. "Also mach wie wir es dir gezeigt haben." Lin nickte. Alle
Mädchen und unverheirateten Frauen stimmten mit ihren Tanz der freien Seelen
an. Sie tanzten um das Feuer und klatschten auf das Tamburin. Die alte Maaku
sprach Worte, die Lin nicht verstand. Keiner verstand sie, denn sie waren in
der alten Sprache. Nur Kim - und er lauschte aufmerksam
"Rote Göttin
Din, schenke dem Toten deine Kraft. Damit seine Seele seinen leblosen Körper
verlassen kann
Blaue Göttin Nayru, schenke dem Toten deine Weisheit.
Damit sich seine Seele von seinem alten Leben befreien kann
" Lachen
unterbrach ihre Gebete, als Valoo piepsend und klatschend zwischen den Füßen
der Tänzerinnen herum sprang. Lin schob ihn sachte mit dem Fuß weg
und er lief beleidigt zu Kim rüber.
Die Alte sprach weiter: "Grüne Göttin Faore, schenke ihm deinen
Mut. Damit er die Lebensenergie seiner Seele weitergibt, nur so kann neues Leben
geboren werden
" Sie endete in einem Summen, in dem nun alle Jungen
und unverheirateten Männer einstimmten. Der Tanz der Frauen wurde immer
träger, bis er schließlich ganz aufhörte. Sie setzten sich wieder.
Als Lin ihren Platz neben Kim einnahm, stieß ihr der Drache einen spitzen
Piepser entgegen und wechselte die Schulter. "Bist du immer noch sauer
auf mich, Valoo?" Sie lächelte. "Wir haben noch etwas zu feiern!",
eröffnete Maaku. Sie hob die Hände in die Luft. "Die Verlobung
unseres neuen Liebespaares in unserer Mitte." Sie zeigte auf Lin und Kim.
"Oh, wir sind kein
", setzte Lin an, spürte aber wie sie
gezwickt wurde und verstummte. Lautes Gejubel brach aus. Kim flüsterte
ihr zu: "Lass sie doch, so entstehen wenigstens keine unangenehmen Fragen."
"Ich hab die Farbe!", verkündete ein 7-jähriges Mädchen
und stellte eine Schüssel mit schwarzer Farbe und zwei Pinseln ab. Zwei
ältere Mädchen nahmen jeweils einen Pinsel und tauchten ihn in die
Farbe. "Bitte Fuß freimachen!", lachten sie im Chor.
"Wie ist der Name deiner zukünftigen Frau?", wurde Kim gefragt.
"Äh
Lin." "Also ein L!", sagte das Mädchen
und begann ein verziertes L oberhalb Kims Fußknöchel aufzumalen.
"Und deines Mannes?" "Ein K, von Kim.", antwortete Lin.
"Nein warte, ", unterbrach sie Kim. "Mein richtiger Name fängt
mit G an!" Die Malerin nickte und machte sich ebenfalls ans Werk. Ein G
also, überlegte Lin und rief unzählige Männernamen, die mit G
anfingen in ihr Gedächtnis. Die Farbe trocknete unglaublich schnell. "Und
jetzt fehlt noch das Letzte um die Verlobung abzuschließen.", redete
Maaku. "Steh auf, Lin. Du musst noch tanzen!" "Ich? Ich soll
tanzen?" "Klar, die Verlobte muss einen eigenen Tanz vorführen."
Die Trommeln erklangen wieder und alle klatschten dazu. Na toll, ich blamiere
mich auch noch, dachte sie panisch. Komm schon, irgendwas müssen die 4
Jahre Kurs doch gebracht haben. Sie versuchte eine Mischung aus Hip-Hop, Bauchtanz
und Samba. Bei jeder ihrer Drehungen flatterte ihr mehrschichtiger Rock und
ihre Bewegungen waren geschmeidig. Als ob sie selbst zum Wind wurde. Der Staub,
der durch ihre Füße aufgescheucht wurde umflog ihr ganzes Antlitz
und tauchte ihre Siluette in einen weichen Schleier. Ihre Augen erinnerten an
einen Stein, den man über Wasser springen ließ. In diesem Augenblick
gab es für ihn nichts Schöneres
"Da hast du dir aber ein
tolles Weib ausgesucht!", wisperte ihm ein Junge, der so in seinem Alter
war, zu. Kim nickte, konnte aber seinen Blick nicht von Lin nehmen. Ihr Tanz
war beendet. Sie schnaubte erleichtert. "Wow!"
"Das war super!" "Echt klasse!", beifalten ihr viele Stimmen.
Sie lächelte schüchtern und setzte sich wieder. "Damit ist die
Zeremonie vollendet!", sprach Maaku und klang irgendwie heilig. Lin wusste
nicht ob sie das jetzt tun sollte, aber sie nahm ihren ganzen Mut zusammen -
und ergriff Kims Hand. Er drehte sich nicht zu ihr, aber erfreut sah sie wie
er ihre ebenfalls nahm und ihm eine leichte Röte ins Gesicht stieg. Und
selbst wurde sie auch rot. Sein Schatten wurde immer länger und nahm eine
andere Form an. Als ob sich dahinter noch jemand befand. Das Fremde Gesicht
sah sie beide an, wie scheu sie Händchen hielten und lachte. Kim drehte
sich abrupt um. Nichts - nur ihre eigenen Schatten auf dem sandigen Boden
"Was ist?", fragte ihn Lin. "Ach nichts. Ich dachte nur ich hätte
etwas gehört
"
22. Kapitel
"Müsst ihr uns wirklich schon so früh verlassen?", fragte
die kleine Schüsselträgerin. "Ja, wir suchen jemanden."
"Seid vorsichtig, die Wüste ist voller Gefahren
", setzte
Maaku an, aber Kim unterbrach sie. "Ihr müsst keine Angst um uns haben,
glaubt mir!" Er zwinkerte der alten Frau zu. Das Tor fuhr nach oben und
sie liefen in die Wüste. Lin hatte die Sachen anbehalten, da diese sie
besser vor der heimtückischen Hitze schützte. Als Kim andere Kleidung
angeboten wurde, hatte er gelacht und dankend abgelehnt, obwohl schwarz echt
die ungünstigste Farbe für diese Gegend war. Valoo hatten sie bei
dem Stamm gelassen, ein Baby überlebte solch eine Wanderung nicht, egal
welcher Art von Wesen es abstammte. Schon nach kurzer Zeit nahmen die Stürme
Lin die Sicht. Die Winde wehten ihr Sandkörner in die Augen. Kim bemerkte,
dass sie Schwierigkeiten hatte.
Ihm machten sie nichts aus - erstens war er in der Wüste aufgewachsen auch
wenn man es bei seiner Hautfarbe nicht glaubt und zweitens hatte er scharfe
Augen, die jeden Fremdkörper sofort auflösten. Er hob die Hand und
im nahen Umkreis um sie herum wurde es windstill. Ein Schutzschild um sie herum!
"Also langsam krieg ich Angst vor dir.", gestand Lin, aber auch nur
im Scherz. Und sie war ihm sehr dankbar, ihre Augen waren schon ganz rot vor
Reiz. Kim schien den Weg genauestens zu kennen und dieser Verdacht bestätigte
sich, als sie vor einem gigantischen Koloss mitten in Nirgendwo der Wüste
standen. "So da sind wir - der Geistertempel!" "Wow, was für
ein Gebäude!"
"Warte nur, bis du innen bist, der Mittelsaal ist am Besten." Der
Koloss war eine Frau. Genaues war nicht zu erkennen, die Sandstürme waren
immer noch zu heftig. Sie gingen durch den großen Eingang. Eine Treppe
führte zu zwei Seiten. Zu einem kleinen Loch, durch das sich Lin sicher
nur unter Mühe quetschen konnte. Die Andere sah schon viel einladender
aus, ein breiter Gang. Kim führte sie durch den Gang und weitere und Türen
- in eine gigantische Halle. Die Wände waren voll gemeißelt von Runen,
die Lin nicht lesen konnte. An der Gegenüberliegenden saß eine große
Statue, die Gleiche wie draußen nur etwas detaillierter und farbiger.
Eine Frau, in Pumphose und Top, die eine Koprahaut wie ein Kopftuch trug. Sie
war wunderschön und oberhalb ihrer Brust und auf der Stirn trug sie einen
leuchtend goldenen Stein. Lin kam aus dem Staunen nicht mehr raus - oder doch?
Schallende Schritte drangen an ihre Ohren.
"Haben sie uns entdeckt?", fragte sie unsicher. "Nein, aber wir
sollten weiter. Am Besten ist es, wir teilen uns auf." "Und wo treffen
wir uns? Und wann?" "Am Eingang, wenn die Sonne ihren Höhepunkt
erreicht hat!" Sie nickte. "Darf ich dir noch etwas sagen?" Kim
blickte sie verdutzt an. Sie lächelte schwach. "Ich vertraue dir!"
Lin kletterte einen Vorsprung hoch und rannte die Treppen zu der Tür hoch.
Eine Weile blieb er einfach stehen und sah ihr nach. Warum sagte sie ihm so
etwas?... Kim wusste ganz genau wo sich der kleine Junge befinden musste. Er
hatte Lin weggeschickt, weil sie sicher die Hexen auf sie aufmerksam machen
würde, wenn sie ihn begleitete. Und das wollte er nicht riskieren.
Er amtete tief ein und langsam aus. Seine Haare begannen zu wehen, obwohl es
windstill war. Seine Augen bekamen einen leichten Rotton. Er stieß sich
vom Boden ab und flog
flog hoch, vor das Gesicht aus Stein. Das letzte
Mal war er im Wassertempel, auf die andere Seite geflogen. Er streckte seinen
Arm aus, der in dem Gestein verschwand. Er trat hindurch und gelangte in einen
Gang. Ohne jedes Geräusch schlich er zu der Tür und öffnete sie.
Eine hohe Jungenstimme sang: "Die Anser mai Freund is bowling in den Wind,
die Anser is bowling in den Wind." Benny holte Luft, drehte weiter seine
Runden um das große Kissen und leierte: "Wie lange muss ich noch
hiehir bleiben, bis ich durchknahalle und wie lange muss ich nohohohoch warten,
bis ich endlich tohohot bin
Die Anser mai Freund is bowling in den Wind,
die Anser is bowling in den Wind."
Übersetzung: The answer my friend is blowing in the wind, the answer is
blowing in the wind. Plötzlich berührte ihn eine Hand an der Schulter.
Überrascht drehte er sich um und sah in die gelben Augen, deren Pupillen
senkrechte Schlitzte waren
Er schrie und setzte seine Magie ein. Kim bekam
einen gewaltigen Schlag verpasst, der durch seinen ganzen Körper fuhr.
"Na warte!" Er stieß den blonden Jungen bäuchlings zu Boden
und setzte sich auf seinen Rücken. Nur so viel, dass der Junge noch Luft
bekam. Benny schlug mit Händen und Beinen aus - bis eine Schwertspitze
direkt vor seiner Nase in den Boden einstach. Schlagartig hörte er auf
zu schreien und sich zu bewegen. "Mann, das hat fast so weh getan wie die
Ohrfeige.", schimpfte Kim. "Also, wenn ich jetzt von dir runter gehe,
versprich mir nicht mehr zu schreien, ja?" Benny nickte geschockt.
Kim erhob sich und half dem Jungen hoch. Er war mit einem Seil am Hals gefesselt.
Es war mit einem Zauber belegt, der aber nur schwach war - kein Problem ihn
zu brechen. Kim steckte sein Schwert weg und biss in den Strick. Sofort löste
es sich in seine Ursprüngliche Form auf - Sand. Er wandte sich dem Kleinen
zu, der ihn immer noch unsicher ansah. "Bist du noch ganz dicht? Da erklärt
man sich bereit, dich zu befreien und du schreist wie am Spieß."
"Ich hab mich nur so erschrocken, weil ich dachte
du siehst aus,
wie Ganon." Erst jetzt fiel Kim auf, wie zierlich die Gestallt war. Sie
wirkte klein und zerbrechlich. Kaum zu glauben, dass dieser Knirps Lins Bruder
war. Sie war eher von der kräftigeren Sorte. "Einen Moment, ",
ihm dämmerte es. "Welche Farbe haben meine Haare?" Benny sah
zu den großen Jungen hoch.
"Hast du noch nie in den Spiegel gesehen? Sie sind rot, fast so wie die
Sommersprossen auf deiner Nase." Benny tippte auf seiner Nase herum, um
besonders demonstrativ zu sein. Also wirkt der Scheinzauber bei dem Jungen nicht,
überlegte Kim. "Hihihi, wen haben wir denn da!", kicherte eine
Stimme. "Ja, wen denn!", eine andere. Eine blaue und eine rote Kugel
erschienen wie aus dem Nichts. Die zwei Hexen formten sich daraus und kicherten
weiter. "Wie erniedrigt sich der Herr wohl fühlen muss, hihi!"
"Ja Koume, jetzt hintergeht ihn schon sein eigener Sohn!" "Sohn?",
hauchte Benny. "Wir sollten ihm einen Gefallen tun und die Beiden gleich
beseitigen, Kotake!"
Lin wusste nicht mehr wo sie war - als ob sie das jemals gewusst hätte.
"Benny, BENNY!" Sie konnte sich vorstellen, wie dumm es war zu schreien.
Das lockte nur Feinde an, aber sie konnte nicht anders. Die Hoffnung, ihren
Bruder zu finden, brannte in ihr und ließ alle Vorsicht unbeachtet. Sie
betrat einen kleinen Raum. Der Boden bestand aus Steinbalken, die ein Netz bildeten.
Dazwischen war endlose, schwarze Tiefe. "Da möchte ich aber nicht
runterfallen!", sagte sie zu sich selbst. Die Tür auf der gegenüberliegenden
Seite ging nach oben und eine junge Frau trat herein. Sie trug gelbe Kleidung
und ihre roten, langen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
Sie sah wunderschön aus. Ihre Augen waren von einer leichten schwarzen
Kontur betont und ihre Lider waren gelb geschminkt. Lins Eifersucht stellte
sich ein. "Hallo!", erwiderte Lin. "Ich suche einen kleinen,
blonden Jungen. Hast du ihn gesehen?" "Der Junge wird den Tempel nicht
verlassen, verschwinde wenn dir dein Leben lieb ist.", wurde sie urplötzlich
von der Fremden angefahren.
Zumindest bestätigte sich Kims Verdacht, dass sich Benny irgendwo hier
befinden musste
es wurde doch nicht noch ein anderer Junge entführt?
Ashanti zog zwei Säbel. "Ich weiß zwar nicht was du hast, aber
ich werde meinen Bruder mitnehmen, mit oder ohne deine Erlaubnis.", meinte
Lin frech und zog das Masterschwert. Ashanti griff blitzschnell an. Sie ließ
einen Säbel auf das Mädchen hernieder prasseln. Lin blockte, doch
Ashanti drehte sich schwungvoll. Lin stieß einen Schrei aus. Etwas unter
ihrem Hals klaffte ein Schnitt. Sie taumelte zurück und betastete die Wunde.
Blut floss ihr auf das Oberteil. Zu nah kam sie den Rand. Wild mit den Armen
rudernd, versuchte sie ihr Gleichgewicht wieder zu erlangen.
Die Frau rief etwas in einer anderen Sprache, der die Maaku auch bei der Totenfeier
benutzt hatte. Eine Brise wehte durch die Kammer. Ashanti streckte die Hand
flach nach oben und darin bildete sich eine gleißende Lichtkugel. Die
schoss rasant auf Lin zu. Sie konnte nicht mehr ausweichen und wurde genau getroffen.
Schmerz breitete sich in ihr aus und sie bekam für einen Moment keine Luft.
Dann strömte die Magie in sie. Wieder wurde ihr kalt. Wut und Hass stieg
in ihr auf. Sie gewann ihr Gleichgewicht wieder und für einen Augenblick
war es still im Raum. "Ich werde mich von dir nicht aufhalten lassen, GEH
AUS DEM WEG!", befahl sie. Ashanti trat zurück. Die Augen des Mädchens
waren glutrot!
Eigentlich müsste es tot sein, stattdessen spürte sie die Aura des
Mädchens, die nun viel mächtiger war. Lin raste auf die Frau zu und
schlug ihr die Säbel aus den Händen. Klierend knallten sie gegen die
Wand und flogen in die Tiefe. Lin prallte gegen Ashanti, die ihren Halt dadurch
verlor. Nun folgte sie ihren Waffen. Schnell packte das Mädchen nach ihrer
Hand. "Versprich mir nicht mehr anzugreifen und ich zieh dich hoch."
Lins Augen hatten ihre ursprüngliche Farbe angenommen. Ashanti begriff
nicht wie ihr geschah. "Warum hilfst du mir?"
Lin setzte ein trotziges Gesicht auf. "Ich bringe keine Leute um, von denen
ich mich nicht bedroht fühlen muss." Ashanti nickte ernst und wurde
kurz darauf hochgezogen, spürte wieder festen Boden unter ihren Füssen.
Erleichtert ausatmend rannte Lin auf die Tür zu, aus der die Frau gekommen
war. "Wo gehst du hin?" "Na ich sagte doch, dass ich meinen Bruder
suche." Ashanti lächelte sie an. "Benny ist nicht dort, komm
ich zeige dir den Weg." Lin erstarte. "Wer hat dir seinen Namen verraten?"
"Er! Und er hat mir noch viel mehr von euch und eurer Welt erzählt."
Lin wusste nicht genau, ob sie der Frau trauen konnte, aber im Moment war sie
ihre einzige Hilfe.
Er schliff noch einige Meter den Boden entlang, bis er endlich zum Stillstand
kam. "Mist
", fluchte er. Sein Knöchel war verstaucht. "Verschwindet
ihr niederträchtigen Hexen!", hörte er den Kleinen schreien.
"Jetzt reicht es mir aber, ich verbrenne deine gesamte Existenz!",
höhnte die Rote. Sie schwang ihren Stab und Feuer sausten auf Benny zu.
Kim sprang auf und stieß ihn aus der Schussbahn. Die Flammen legten sich
auf seine Haut. Es tat weh, als ob sie sich durch sie hindurch, in sein Inneres,
fressen wollten. "Hihihi, wie lange hälst du noch aus, junger Herr?"
"Du hättest dich nie, gegen deinen Meister stellen sollen.",
lachte Kotake. Plötzlich hörte er die Stimme Ganons in seinem Kopf.
Tu es! Angst stieg in ihm auf.
"Ich kann nicht.", keuchte er. Setze deine Macht ein! "Bitte
Meister, zwing mich nicht dazu." Doch es war zu spät. Es breitete
sich bereits in ihm aus. Seine Augen verfärbten sich glühend rot.
Seine Eckzähne wurden länger und spitz. Die Hände zu Klauen.
Die Stiefel wurden von den Krallen an seinen Füßen durchbohrt. Unter
Qualen schrie er. Sein Brustkorb brannte und er atmete schwer. Sein Hunger nach
Blut musste gestillt werden! Die Hexen erstarrten. "Was ist das?",
krähte Koume. Seine Augen suchten nach warmem Fleisch - nach einer Beute
Kim flog auf sie zu und riss sie von ihrem Besen. Seine Krallen bohrten sich
in die alte, faltige Haut. Er zerriss ihr Fleisch, zerfetzte ihre Eingeweide.
In ihrer Agonie schrie sie. Er schnitt ihr die Kehle durch und der Schrei hallte
nur noch schwach als Echo wieder. Blut strömte in Bahnen den Boden entlang
und die Mauer hinunter.
Er hatte noch nicht genug! Mit dem Blick eines hungrigen Wolfes wandte er sich
auch der Anderen zu. "KOMM MIR NICHT ZU NAH, DU BESTIE!" Von Angst
gepeinigt warf sie ihm ihren Eiszauber entgegen, ihre gesamte Magie. Sie wollte
fliehen, aber nichts konnte sie retten. Ihr Besen splitterte mit einem Hieb
in viele Stücke und sie knallte auf den Stein. "Tu mir nichts, NEIN
"
Er zerriss ihr den Körper, zerrupfte ihn. Benny hatte alles mit angesehen.
Grauen saß ihm, wie ein Kloß, in der Kehle. Nicht einen einzigen
Ton brachte er raus. Die Bilder erschienen sogar vor seinem geistigen Auge.
Wie gerne wäre er davon gelaufen, um demselben Schicksal zu entrinnen.
Aber die Angst lähmte seine Glieder und die Beine wollten ihm nicht gehorchen.
Der Fremde kam langsam auf ihn zu. Die roten Augen glänzten und brannten
sich in sein Hirn ein. Bennys Knie gaben nach.
Heiße Tränen liefen ihm über die Wangen. "Ich vertraue
dir!" Lins Worte erfüllten seine Gedanken. Als er die tiefblauen Augen
des Jungen sah, erinnerte er sich an die Stelle im Gerudotal. Lin hatte geweint,
genau aus demselben Grund wie ihr Bruder jetzt. Er war ein Monster! Ein wildes
Tier! Kim zerkratzte sich schreiend seine Wangen, er schnitt sich die Knie und
die Arme auf. Durch den Schmerz hoffte er wieder die Kontrolle über sich
zu erlangen. Beinahe hätte er den kleinen Bruder von Lin getötet.
Von der, die - die ihm vertraute! Kim sank auf die Knie und sah auf seine Hände,
die voll Blut waren; fremden Blut. Sein Atem ging schnell. Benny spürte
wie die grauenvolle, lähmende Aura um den Fremden abnahm
und wie sie
endgültig erstarb. Er rannte zu dem Kissen und holte die Kanne mit Wasser.
Sie war unbeschädigt geblieben. Er ging etwas zögerlich zu Kim und
goss die klare Flüssigkeit über dessen Hände. Kim öffnete
den Mund und der Junge ließ ihm das Wasser in den Mund laufen. In großen
Mengen schluckte er es runter.
Dann beugte er seinen Kopf nach vorne. Das Wasser strömte über seinen
Kopf, über seinen Nacken. Vielleicht war es ja sogar kalt
Die Magie
verschwand wieder in den Tiefen seines Geistes. Die Klauen wurden zu normalen
Händen und Füßen und auch die Zähne stumpften ab. Das Rot
in seinen Augen setzte sich in Bewegung und verdünnte sich immer mehr,
bis das Gelb wieder zum Vorschein kam. Langsam wurde sein Atem wieder gleichmäßig.
"Das war leichtfertig von dir, ich hätte dich jetzt angreifen können.",
keuchte Kim. Benny nickte, erwiderte aber eher mit einer Frage nach seiner Schwester.
"Ist
sie hier?" "Gehen wir
" Gerade wollte Kim
durch den Stein treten, da stieß er gegen Lins Kopf, der durchlugte. Er
hatte nicht die Kraft sich aufrecht zu halten und kippte nach hinten. "Lin!"
Benny sprang durch den Stein direkt in Lins Arme. "Vorsicht, ich fall noch
um.", lachte sie. Er fing an zu weinen. "Ich hab dich ja so vermisst!"
Sie drückte ihn ganz fest und auch ihr liefen Freudentränen über
die Wangen.
"Entschuldige, dass es so lange gedauert hat
" Sie blickte ihn
an. "Was hast du denn da an? Du siehst aus wie ein Mönch." Er
spielte ein übertriebenes Staunen vor. "Lin was hast du an? Du siehst
aus wie ein Mädchen!" Sie versetzte ihrem Bruder einen Klaps auf den
Hinterkopf und er gluckste vor Lachen. "Was soll das heißen, wie
sah ich den vorher aus?" Kim trat ebenfalls durch das Gesicht. Trotz seiner
Erschöpfung versuchte er sich nichts anmerken zu lassen. "Du dumme
Nuss, kannst du nicht aufpassen." "Du bist doch hier der große
-Mir-entgeht-nix-Profi-.", erwiderte sie patzig. Dann sah sie ihn genauer
an. Die blutenden Wunden, mit denen er übersäht war. "Was ist
passiert?", fragte sie schockiert. "Lasst uns lieber endlich gehen,
bevor wir noch mehr Gesellschaft kriegen.", entgegnete er. Ashanti sah
ihn an und wartete auf eine Anweisung, er schüttelte unauffällig den
Kopf. "Ashanti kommst du mit uns? Bitte, bitte." Benny zog an ihrer
Hand. "Mir bleibt jetzt nichts anderes mehr übrig, natürlich
nur wenn ihr gestattet." "Klar! Du heißt also Ashanti. Ich bin
Lin und das ist Kim
" "
dein Verlobter, nicht war?",
grinste Benny. Sie schrak auf. "Wie? Woher? Äh
" Ihre Wangen
wurden rot. "Wenn wir nicht endlich gehen!", keuchte Kim.
Es war ein mühsamer Marsch durch die Wüste gewesen, schlimmer als
der Hinweg. Kim bewegte sich schwerfällig und er atmete immer schneller,
das entging Lin nicht. Doch immer, wenn sie versuchte ihn zu stützen, schupste
er sie weg und rümpfte die Nase. Aber schließlich entdeckten sie
das Tor zur Festung. Als sie endlich angekommen waren, lief ihnen schon Salia,
Ruto und Impa entgegen. Die Weise der Schatten sah sie wütend an. "Schon
wieder, Lin. Warum verdrückst du dich immer, ohne vorher Bescheid zu sagen?"
Lin streckte ihr frech die Zunge heraus. Ashanti rannte an ihnen vorbei, in
Naborus Arme. "Schwester, wie lang ist es her." Sie lachten. "Hey
und was fällt euch ein mich nicht mitzunehmen!"
Link trat zu ihnen. "Ganz einfach, du sollst dich schonen!", schimpfte
Zelda. Piepsend rannte Valoo zu Lin, kletterte an ihr hoch, piepste erschreckt,
kletterte wieder runter und rannte weg. Dann bemerkten sie die kleine Gestalt,
die sich krampfhaft hinter Lin versteckte. Zelda beugte sich runter. "Na
mein Kleiner? Du bist bestimmt Benny!" Er nickte schüchtern. "Du
hast sicher viel durchgemacht, aber jetzt bist du bei uns.", lächelte
sie. Maaku kam ebenfalls auf sie zu. "Erst einmal müssen die Verletzungen
versorgt werden." "Woher hast du den tiefen Schnitt?", fragte
Kim Lin verblüfft. Ihre Wunde war ihm bis jetzt entgangen, obwohl sich
schon ihr Top rot gefärbt hatte. Sie legte ihm die Hand auf die Brust.
"Partnerlook.", grinste sie. Plötzlich stach ihm die Brust und
als Lin die Hand zurückzog, war diese voll Blut. Die alte Narbe war aufgerissen!
"Kim!", hörte er. "Ist halb so schlimm." Seine Stimme
klang leise und heißer. Dann wurde ihm schwarz vor Augen
23. Kapitel
Scherben Ganon saß auf seinem Lieblingsplatz, der Handfläche, der
Shjra-Statue und zeichnete wieder. Er führte den Kohlestift übers
Blatt. Mit einem leisen Schleifgeräusch setzten sich feine Linien zu einem
Bild zusammen
Eine Gestallt klammerte sich an den Daumen der Skulptur
und versuchte Halt zu finden, um sich hochzuziehen. Ohne von der Zeichnung aufzublicken
packte er sie und setze sie auf dem Stein ab. Der kleine Junge japste und sagte
begeistert. "Sieh doch mal, Meister. Ich bin hier hoch geflogen, von da
ganz unten!" Er zog an Ganons Schulter. "Schön für dich.",
sagte der unbeeindruckt. Beleidigt setzte der Junge nach. "Dann flieg ich
eben zu der anderen Hand rüber." Er stieß sich ab. Ganon hielt
ihm am Bein fest, sodass der Junge in der Luft baumelte. "Du solltest lieber
endlich deine Macht freisetzten!" Der Junge kratzte sich an seine, Sommersprossen
besprenkele, Nase. "Oh, kann ich das nicht später machen?" Er
sah Ganon sehr ähnlich. Die strohigen, feuerfarbenen Haare, die gelben
Katzenaugen.
Nur etwas stimmte nicht überein - anstatt des durchgebräunten Tones,
war seine Haut kreidebleich. Nun legte Ganon doch die Zeichnung weg. "Ich
will dir etwas zeigen, mein Sohn." "Was denn?", fragte der Junge
neugierig. "Das kann ich erst, wenn wir dort sind." Sie liefen bis
zum höchsten Raum im Tempel. Durch ein Loch an der Decke fiel Sonnenlicht.
Inmitten stand etwas, dass leuchtete. Eine steinerne Kobra die eine schimmerte
Fläche hielt. Als der Kleine hineinsah, sah ihm er selbst entgegen. "Wer
ist das, Meister?" "Nicht wer - was! Es ist ein Spiegel." "Ein
Spiegel!", wiederholte er. "Ein Spiegel zeigt das, was vor ihm steht."
"Dann bin ich das selbst?" Sein Sohn befühlte die glatte Oberfläche.
"Der Spiegel ist toll.", beschloss er. Ganon lachte. "Nicht immer.
Und in einem bestimmten Zustand kann er sehr unangenehm sein." Er schmetterte
eine Energiekugel, die den Spiegel zerspringen ließ, setzte sich auf den
Boden und wartete. Das "Au!" folgte auch gleich. Der Kleine lutschte
an seinem blutenden Finger; er hatte sich an einer Scherbe, die er aufheben
wollte, geschnitten. Er setzte sich auf den Schoß seines Vaters. "Warum
hast du mir nicht gesagt, dass ich das nicht aufheben darf." "Hättest
du denn auf mich gehört?" Nach kurzem Überlegen schüttelte
der Junge den Knopf. "Tja, dir fehlt der nötige Respekt mir gegenüber."
Ganon kitzelte seinen Sohn durch. Die Augen glitzerten dem Kleinen vor lauter
Lachen.
"Ich werde dir etwas schenken." Der Kleine blickte, verwundert und
ungeduldig zugleich, auf. Ganon legte ihm die Hand auf den Kopf. Magie floss
über den Jungen. Seine Haare färbten sich schwarz, die Sommersprossen
auf dem Gesicht verschwanden. Er ließ die Spiegelscherben schweben und
der Junge betrachtete sich darin. "Ich sehe ja jetzt ganz anders aus."
"Nicht wirklich, das ist ein Scheinzauber! So wird dich keiner als mein
Sohn erkennen
fast keiner." "Und wozu?" "Damit du dich
frei bewegen kannst und deinen eigenen Weg findest. Du kannst ihn aber jederzeit
brechen, wenn du es willst." Der Junge befühlte immer wieder seine
Harre und sein Gesicht, als ob es sich ganz anders anfühlte als zuvor.
"Aber ich mach was du gesagt hast!" Der Junge wurde ganz ernst und
legte sich die Hand auf die Brust. Ganon nickte. "Ja, das wirst du, aber
erst müssen wir das letzte Glied meines Planes finden."
Kim öffnete die Augen und legte sich die Hand auf die Brust. Sie war einbandagiert!
Langsam setzte er sich auf. Lin saß auf einem Hocker, den Kopf auf die
Arme gelegt, neben dem Bett, auf dem er lag. Sie schlief! Leise stand er auf
und verließ den Raum. "Schön´ Morgen, gut geschlafen?",
ließ ihn eine Stimme aufschrecken, gerade als er die Tür schloss.
"Was war denn los?" Müdigkeit lag noch in Kims Stimme. Benny
guckte ihn an, als wäre er geisteskrank. "Du warst 2 Tage total platt."
"Hm?" "Na du hattest hohes Fieber! Lin war Tag und Nacht bei
dir. Sie hat fast nichts gegessen und nicht geschlafen. Als wir ihr angeboten
haben sie abzulösen, hat sie abgelehnt. Sie meint, sie sei dran Schuld,
was dir passiert ist." "Hat sie
?" "Ja, sie hat gefragt,
woher deine ganzen Verletzungen kommen." Kim atmete pfeifend aus. Benny
schmunzelte. "Keine Sorge, ich hab keinem was verraten.
Hab gesagt ein ganzer Haufen hat sich auf dich gestürzt." Und nachdenklich
setzte er nach: "Ich glaub, Lin glaubt mir nicht." "Benny, Benny!",
machte eine piepsige Stimme und Valoo sprang ihn an. "Hey!", lachte
Benny und flitzte dem davonlaufenden Valoo hinterher. Scheinen sich ja gut zu
verstehen - dann drehte sich der Kleine abrupt um und lief wieder zu ihm. Er
streckte Kim die Hand entgegen in der sich etwas befand. "Schenk ich dir!"
Kim nahm das längliche, braune Ding entgegen und musterte es skeptisch.
Ein Löwenkopf war darauf abgebildet, zusammen mit schrillgelben Buchstaben.
"Was ist das?", fragte er ohne den Blick davon abzuwenden. "Ein
Schokoriegel. Eigentlich gebe ich sie ja nur ungern her. Aber in deinem Fall
mach ich eine Ausnahme.", antwortete Benny mit einem Hauch von Stolz über
seine Großzügigkeit. "Aha", meinte Kim darauf.
"Und was macht man damit?" "Na, essen!" Und Kim steckte
sich den Halben Riegel in den Mund nur um ihn spuckend wieder raus zuziehen.
"Bäh, schmeckt ja scheußlich." Er sah, dass Benny nur mit
größter Mühe in der Lage war, sich ein prustendes Auflachen
zu verkneifen. "Du musst ja auch erst die Packung aufmachen." Und
er nahm Kim das Geschenk aus der Hand, riss es auf und überreichte es ihm
wieder. "So jetzt probier mal." Mit diesen Worten wandte Benny sich
ab und raste dem kleinen Drachen wieder nach. Aus dieser so genanten Packung
stach jetzt ein fast schwarzer, unförmiger Brocken hervor mit vielen kleinen
hellen Punkten darauf. Vorsichtig und auf alles gefasst leckte er dran und biss
ein kleines Stück ab. Schmeckt wirklich gut, gestand sich Kim ein und lutschte
die gelbliche, zähe Masse ab, die langsam aus dem inneren des Riegels hervorquoll
Herzhaft gähnend rieb sich Lin den Schlaf aus den Augen. Sie bemerkte,
dass das Bett leer war, sprang auf und machte sich auf die Suche nach Kim.
Lin suchte im gesamten Gebäude, ohne Erfolg. Schließlich wagte sie
es eine der Frauen, die eifrig an den Webstühlen arbeitete, nach ihm zu
fragen. "Er ist in Richtung Tal gegangen, soviel ich weis." Mit einer
kleinen Verbeugung dankte sie und ging. Und tatsächlich entdeckte sie ihn.
Er saß auf der Brücke und ließ die Beine baumeln. Lin setzte
sich wacklig neben ihn. Ihre Wunde war ebenfalls einbandagiert. "Ich hab
ihnen gesagt, sie sollen dir schwarze Kleidung geben. Deine Lieblingsfarbe.",
lächelte sie. Er sah an sich herab. Sein Körper war in einer schwarzen
Leinenhose und einem dünnen Stoffhemd eingekleidet. Eine ganze Weile saßen
sie still nebeneinander, ohne dass ein weiteres Wort fiel. Kim nugelte noch
immer an dem Riegel. Stirnrunzelnd fragte sie ihn: "Ist das ein Schokoriegel?"
"Hmh. Schmeckt gut, willst du auch mal?" Und er hielt ihr die halbgeschmolzene,
halb abgelutschte Schokolade hin. "Ne, ne, danke. Ich bin satt.",
winkte sie schnell ab. Er stopfte sich schulterzuckend den Rest in den Mund.
Lin lächelte, als sie ihn beobachtete. "Du bist überall am Mund
verschmiert." Fast wirkte es erschrocken, wie Kim sie ansah. Er leckte
sich mit der Zunge über die Lippen und fuhr mit dem Handrücken über
den Mund. "Immer noch?" Sie schüttelte den Kopf und lächelte
verträumt. "Weist du, Schokolade macht glücklich." Argwöhnisch
horchte er in sich hinein. "Also ich spüre keinen Unterschied."
"Naja, ein Riegel reicht nicht. Es muss schon mehrere Tafeln hintereinander
sein.", lachte sie. Wieder herrschte peinliche Stille
Dann: "Danke!"
"Ist nicht der Rede wert. Immerhin hast du meinen Bruder gerettet
"
Sie streichte sich über ihren Arm. "Ich bin ganz schön braun
geworden", begutachtete sie freudig ihre Haut.
"Und Benny erst. Man sieht ihm an, dass er sehr viel Zeit in der Wüste
verbracht hat." Sie sah Kim eindringlich an. "Was?" "Du
bist kein bisschen braun geworden, immer noch kreidebleich." Kim verzog
das Gesicht unter Lins schöner Ausdrucksweise. Gelassen schaute er auf
seine Arme. "Es ist eine Krankheit, schon von Geburt an.", er sah
zu ihr auf. "Ich hatte noch nie eine andere Hautfarbe
" "Ah,
verstehe. Also ich glaube du hast eine Pigmentstörung." "Eine
Pigmentstörung?" "Das bedeutet, deinen Zellen fehlt die Fähigkeit
die ultravioletten Strahlen der Sonne zu absorbieren." Dann schlug sie
sich die Hand gegen die Stirn. "Mann, ich lern es nie. Das sagt dir nichts,
nicht war?" "Nun, nicht wirklich."
"Gut, das ist so: Die Sonne strahlt nicht nur sichtbares Licht aus, auch
unsichtbares. Wir nennen das infrarotes und ultraviolettes Licht. Das können
wir folglich nicht sehen und
" "Es ist ganz schön unhöflich
andere Leute zu belauschen, weist du das nicht?", flüsterte eine Stimme
hinter Benny. Er musste Valoo schnell den Schnabel zu halten. Ashanti guckte
ihn belehrend an. Sie versteckten sich hinter einer Steinsäule. "Ich
will nur was sehen.", trotzte er ihr entgegen. Der Drache piepste warnend.
Die Beiden wollten wieder zurück zur Festung. "Los schnell weg."
Als Lin und Kim wieder zur Gerudofestung kamen, herrschte Vollbetrieb. Alle
waren eifrig bei der Arbeit oder am Toben. Plötzlich blieb Kim stehen.
"Was ist?", fragte Lin verwundert. "Ich muss dir was Wichtiges
sagen!" Und sie sah es ihm sofort an, dass er im Inneren mit sich rang.
"Was ist denn?", fragte sie noch einmal. "Ich
ach nicht!"
Er machte eine heftige und abweisende Handbewegung. Lin schüttelte den
Kopf und ging weiter.
24. Kapitel
Kim stand am Abgrund und starrte in die Tiefe. Sie zog wie wild an ihm, aber
er rührte sich nicht. "Komm schon wir müssen hier weg!",
schrie sie ihn an, aber er reagierte nicht. Du musst es finden! Schon wieder
hörte sie die Stimme. Das Triforce! "Aber wie? Ich weiß nicht
wo es ist." Das Triforce ist zersplittert! Und die Fragmente fließen
mit dem Blut
"Fließen mit dem Blut?" Finde sie
Dann
verloren sie beide den Boden unter den Füßen, der Abgrund verschlang
sie
"Lin? Bist du wach?" "Jetzt schon!", nörgelte
sie. "Ich hab schon wieder Durst.", sagte ihr Bruder. "Wenn du
nicht auf der Stelle ruhig bist, spring ich dir an die Gurgel." "Aber
ich hab Durst." "Dann trink was." "Hol du bitte!" Lin
stand mürrisch auf. "Ja genau, ich hol was. Dann kommen wieder Monster
und entführen dich. Und wenn ich noch Glück habe, überhöre
ich diesmal deine Hilferufe." Eilends packte er ihre Hand. "Ich komme
mit." Sie bemerkten, dass in einem Zimmer noch Licht brannte. "Es
ist unhöflich, andere Leute zu belauschen!", meinte Benny mit fester
Stimme.
"Wer hat dir denn den Mist erzählt?" Lin blinzelte ihn kurz an
und dann durch den dünnen Türspalt. "
und ich muss endlich
gehen!" Link schlug mit der Faust auf den Tisch. Zelda schüttelte
betrübt den Kopf. "Wie konnte das Bannsiegel nur brechen?" "Ein
Bannsiegel nützt nichts, Zelda! Entweder Ganon stirbt, oder es wird nie
aufhören." "Naboru hat Recht, und ich
" Link holte
Luft um seinen Satz zu beenden, tat es aber nicht. Kim saß mit am Tisch
und lauschte der Sitzung. Der Held der Zeit hatte ihn dazu eingeladen. Rauru
ergriff das Wort: "Aber die beiden Geschwister werden hier bleiben. Wir
haben sie schon genug in unsere Probleme mit hineingezogen." "Ja,
wir haben nicht das Recht, sie in Gefahr zu bringen, nur weil wir es sind.",
stimmte Darunia zu. "Dann sind wir uns einig, Lin und Benny bleiben hier!"
Alle nickten. "Was meinst du, Kim?", wurde er auf einmal gefragt.
Er sah auf und ließ seinen Blick durch die Runde schweifen. "Ich
glaube, Lin wird das nicht gefallen
" "Da kannst du drauf wetten!"
Die Tür wurde aufgestoßen und eine wutentbrannte Lin mit ihrem kleinen
Bruder dahinter, stand im Türrahmen. "Was soll das heißen? Wir
dürfen die Beiden nicht noch mehr in unsere Probleme hineinziehen. Wir
haben nicht so viel durchgemacht, so viel ertragen, nur um jetzt, im entscheidenden
Moment zu kneifen." Lin wütete und wollte sich gar nicht mehr beruhigen.
"Ich bestehe darauf mitzukommen, immerhin geht es hier auch um die Zukunft!"
"Ich will auch nicht hier bleiben." Bennys Stimme war zwar leise,
klang aber doch bestimmt. "Aber wenn ihr sterbt, werdet ihr eure Eltern
und Freunde nie wieder sehen
", begann Zelda. "Und wenn wir nichts
unternehmen sowieso nicht!", unterbrach sie Lin. "Ich lasse mich nicht
umstimmen, verstanden!" "Gut dann willkommen im Kreis der ratlosen
Bekämpfer des Bösen
" Der Held der Zeit bekam plötzlich
einen wässrigen Blick. Ohne Vorwarnung stand Zelda auf. Ihr Stuhl kippte
mit einem lauten Aufschlag nach hinten. "Du bist so ein Idiot, Link!",
schrie sie ihn an und rannte aus dem Zimmer. Naboru sah Link mit einem vorwurfsvollen
Blick an. "Tja, ich glaube die Sitzung ist hiermit beendet! Gehen wir schlafen."
Sehr früh schon, bereiteten sie sich auf die Abreise vor. Es war ihre
letzte Reise! Der entscheidende Kampf war in greifbare Nähe gerückt.
Die Verabschiedung dauerte sehr lange. "Warum müssen wir hier bleiben?
Wir wollen auch mit!", protestierte Taya. "Genau!", Tael flog
wild herum. "Na, weil ihr eure große Aufgabe erfüllen müsst.",
sagte Lin. Beide hielten mitten im Flug inne und leuchteten heller. "Ihr
müsst auf Valoo aufpassen." "Na toll. Ich darf den Babysitter
spielen!" "Ach komm Taya, wir brauchen nicht lange." "Klar
ist doch ein Kinderspiel den Großmeister des Bösen zu vernichten!"
Kims Ironie fiel ihr in den Rücken. "Mann, du bist wie immer aufbauend
- und wie du alle motivierst."
"Ich sag nur wies ist!", verteidigte er sich. "Also los, kommt
endlich." Sie schlossen sich der großen Schlange, die in Richtung
der Steppe auf war, an. Link gesellte sich ebenfalls zu ihnen. Er hatte bis
gerade eben mit Maaku gesprochen. Leise unterhielten sich noch kurz. "Also
passt auf sie auf, Held der Zeit!" "Ja, ich habe es auch gemerkt,
aber glaubt ihr wirklich, es ist so stark?" "Durchaus. Und ich bin
mir sicher, der Großmeister des Bösen weis auch um ihre besondere
Fähigkeit
" Link nickte nachdenklich. Dann wandte er sich verblüfft
an Zelda. "Du gehst nicht als Shiek verkleidet?" Sie streckte die
Brust heraus. "Nein! Ich trete ihm als die entgegen, die ich bin. Die rechtmäßige
Thronerbin!" Kim atmete tief ein. "Ich muss dir was sagen, Lin!"
Sie drehte sich zu ihm und guckte ihn scherzhaft an. "Na wenn es wieder
so wichtig ist wie gestern, dann hat es noch Zeit."
"Nein es ist wirklich wichtig!" Seine Stimme war so laut, dass es
totenstill wurde und alle aufhorchten. Erwartungsvoll blickte Lin ihn an. Er
streckte den Arm aus, die Handfläche nach unten. Plötzlich fing sein
Körper an zu schimmern. Lin wusste es nicht in Worte zu fassen, was mit
ihm passierte. Irgendwie als würde sich etwas von ihm lösen, wie eine
alte Haut, die die Zweite, Neue zum Vorschein brachte. Durchsichtige Flüssigkeit
tropfte von seiner Handfläche herunter, kam aber nie am Boden an. Seine
Haare begannen zu wehen, obwohl es fast windstill war, und färbten sich
feuerrot. Rund um seine Nase spitzten Sommersprossen heraus. Er hatte den Scheinzauber
gebrochen. "Ich
ich bin Ganons Sohn
"
Niemand sagte etwas, aber alle die eine hatten, zogen ihre Waffe und stellten
sich in Kampfposition. Die kleinen Kinder verkrochen sich hinter ihren Müttern.
Jetzt setzte das Tuscheln rund um ihn ein und erschrockene Zurufe. Einige der
Leute zeigten mit dem Finger auf ihn
"Halt!", rief Lin. "Ich
erledige das." Sie zog ihr Schwert und ging langsam auf ihn zu. Die Spitze
erhoben, in seine Richtung zeigend. Ihr Blick war feindselig. Kim wusste nicht
ob er in der Lage war auszuweichen, wenn sie ihm die Klinge in die Brust rammte.
Er war einfach nicht mehr in der Lage Lin irgendetwas anzutun. Immer näher
kam sie ihm
und fiel ihm um den Hals. "Na endlich hast du es gesagt.
Ich mag es gar nicht, wenn man mir etwas verheimlicht und sich dann erst richtig
verrät." Ein breites Grinsen spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder.
"Du hast es gewusst?"
"Naja, so genau auch nicht, aber du bist nicht ganz so unauffällig,
wie du gedacht hast." Ganz verdutzt schaute er sie an. "Du hast mich
trotzdem mit dir gehen lassen
" Sie unterbrach ihn und ihre Stimme
klang etwas verärgert. "Na hör mal, für wie oberflächig
hälst du mich? Meinetwegen kannst du noch sonst wer sein. Es ist nicht
wichtig wer, sondern wie du bist!" Und mit fester Stimme setzte sie nach:
"Ich vertraue dir - schon vergessen?" Sie drehte sich zu den Anderen
und wedelte mit ihrem Schwert. "Und wehe einer versucht meinem Verlobten
auch nur ein Haar zu krümmen! Derjenige kriegt es mit mir zu tun."
Etwas verwirrt sahen die Festungsbewohner sie an. "Steckt eure Waffen weg,
oder braucht ihr es schriftlich?" Zelda fragte ihn: "Kim, können
wir auf dich zählen? Wirst du für uns kämpfen?" "Nein.",
sagte er ernst. "Ich kämpfe für Lin und Benny!"
"Also mir reicht das vollkommen." Link zwinkerte zu ihnen rüber.
"Los gehen wir.", stieß Benny aus. "Einen Moment! Ich denke
du solltest auch hier bleiben." Lin war gestern zu aufgebracht gewesen,
um klar zu denken. Aber jetzt wusste sie wie gefährlich ihr Vorhaben war.
Unmöglich konnte sie ihren kleinen Bruder dermaßen in Gefahr bringen.
"Aber Lin, ich muss mitgehen!" "Was heißt hier du musst?
Du wirst schön hier bleiben!" "Verzeiht meine Einmischung.",
mischte sich Ashanti ein. "Ich spreche aus eigener Erfahrung, wenn ich
behaupte, dass es klug ist, zu tun was dein Bruder sagt. Er wird schon wissen,
warum er mitkommen muss." Lin zog eine Grimasse, nickte aber letztendlich.
"Eines noch!", sagte Naboru. "Jetzt kannst du uns ja sagen, wie
du wirklich heißt." Nun war es an Kim seine Fissage zu verziehen.
"Ganondorf!" Plötzlich wurde Naboru rot und verlor sich in Gedanken.
Sie lächelte. "Ganondorf also
"
26. Kapitel
Bald kämen sie am Schloss an. Sie waren schon vorausgegangen, um die Umgebung
zu erkunden - eine Art Späher. Obwohl sich alle sicher waren, dass es unnötig
war. Wie eine Raubkatze auf der Suche nach Beute schlich er. Ohne auch nur das
leiseste Geräusch zu verursachen
"Ganondorf!" Er zuckte
zusammen und fuhr herum. "Hey, hör mal Lin. Ich fände es nett,
wenn du mich nicht so nennst. Belassen wir es bei Kim!" "Nennt dich
niemand so?" "Nicht mal mein eigener Meister." "Puh gut,
mir gefällt der Name überhaupt nicht." Sie schlug sich vor den
Mund. "Äh, ich hab dich doch jetzt nicht beleidigt?" Ein paar
Sekunden guckte er sie schräg an. Dann brach er in Gelächter aus.
"Wenn du wüsstest was er bedeutet. Ich bin mir sicher, dann könntest
du gar nicht mehr aufhören mich so zu nennen." Lins Augen wurden groß
vor Neugierde. "Wieso, was heißt es denn?" "Sag ich dir
nicht." "Ach, bitte bitte." Er zerwuschelte ihr Haar, wie er
es schon einmal gemacht hatte. "Vielleicht später einmal." Sie
sah ihn an und lächelte. "Mir sind deine Sommersprossen nie aufgefallen
"
"Das lag an dem Scheinzauber, du hast Vieles an mir gesehen, dass anders
war."
"Das Äußerliche vielleicht. Aber innerlich habe ich dich von
Anfang an richtig eingeschätzt." Sie wandte sich ab und lief weiter.
Kim schüttelte hinter ihr den Kopf und flüsterte unhörbar. "Du
solltest nicht so leichtgläubig sein." Als sie bei der entzwei gespaltenen
Zugbrücke ankamen
Link spürte die Nähe seines Erzfeindes.
Blanker Hass ließ seinen Körper zittern und ihm stieg die Hitze in
den Kopf. Als Waffe hatte er sein Biggoronschwert dabei, aber es könnte
sehr schwer werden, es mit einer Hand zu führen. Benny tastete nach Ashantis
Hand und ergriff sie. "Keine Sorge, Kleiner. Ich pass auf dich auf.",
flüsterte sie zutraulich. Langsam und aufmerksam arbeiteten sie sich durch
den Marktplatz bis zum Schloss vor. Sie beide, Lin und Kim, bildeten das Schlusslicht
Kims Herz schlug schnell - rassendschnell. Genau wusste er nicht, warum er das
jetzt tat, aber er wollte die Chance unbedingt nutzen. Fieberhaft ergriff er
Lins Arm und zog sie in eine düstere Seitengasse. Sie spürte nur noch
wie eine Hand sie packte und wie sie hart gegen eine Mauer geschupst wurde.
Etwas benommen sah sie hoch. Die gelben Katzenaugen sahen sie an. Ihr Rücken
tat weh.
"Was soll das, du Blödmann?" Sie versuchte sich aus Kims Griff
zu befreien, der sie gegen die Wand presste. "Nur für den Fall, dass
wir uns nicht wieder sehen
" Er legte seine Hand an ihr Kinn und hob
es hoch. Sein Gesicht kam dem ihren immer näher, sie spürte seinen
schnellen Atem auf ihrer Haut. Dann berührten sich ihre Lippen. Sie schlossen
beide die Augen. Sanft saugten seine an ihren und ihre Nasenspitzen rieben aneinander.
Immer wieder setzte er ab um Luft zu holen und sie wieder zu küssen. Ihre
Haare, die herunterhingen striffen ihn und kitzelten auf der Haut
Er ließ
sie los und lehnte sich neben sie an die Wand. Nun traute er sich nicht mehr
sie anzusehen und so schaute er in die Dunkelheit der Gasse. Ihre Knie zitterten
und langsam rutschte sie an den aufgeschichteten Steinen entlang in die Hocke.
Sie umschloss ihre Beine. Ihre Wangen waren rot und heiß. Ohne es wirklich
zu bemerken, betastete sie das schön verzierte G auf ihrem Bein. "Wir
sollten wieder zu den Anderen gehen."
Kims Stimme war wackelig. Er half ihr hoch und sie machten sich auf den Weg.
"Wo wart ihr denn so lange?", Darunia klang etwas erbost. "Ihr
habt uns unnötig aufgehalten." Lin wurde ganz rot und kratzte sich
am Hinterkopf: "Sorry, wir haben nur kurz die Gegend abgecheckt."
Link wandte sich an Salia und flüsterte ihr zu: "Was meint sie mit
abchecken?" "Ich hab keine Ahnung." Vor ihnen erstreckte sich
der Abgrund, ein gigantischer Schlund der alles verschlang. Die Lava floss wie
ein Strudel im Kreise, bröckelte kleine Steine von den Seitenwänden
ab und zerschmolz sie. Darüber schwebte die gewaltige, düstere Burg
Ganons. Die Zacken überall an den Wänden, ragten gen Himmel. Das schwarze
Gestein, aus dem das Schloss war könnte jedes noch so strahlende Licht
absorbieren - kein Strahlchen Sonnenschein würde hineingelangen. Aber die
Sonne schien eh nicht; im Gegenteil. Dicke Wolken hingen schwer und dicht am
Himmel. Und der Wind schlug ihnen heftig um die Ohren. Benny schnaufte, als
er sich erinnerte, dass Lin einmal fast mit dem heißen Schmelz aus Gestein
Bekanntschaft gemacht hätte. Lin fröstelte es. Und plötzlich
hörte sie wieder die fremde Stimme in ihrem Kopf.
Obwohl sie nicht träumte
Finde die Fragmente
"Wie kommen
wir da
?" Doch bevor Ruto die Frage beenden konnte verschwamm die
Luft vor ihnen und bildete eine milchig schimmernde, nicht besonders vertrauenerweckende
Brücke. "Sieht aus, als würden wir erwartet werden." "Ich
bin mir sicher, dass es nicht nur würde sondern ist." Mit diesen Worten
tat Link den ersten Schritt. Wie angewurzelt blieben die Andern auf der Stelle.
Rauru schüttelte sich, als ob er die Furcht abschütteln könnte
und meinte: "Gehen wir. Immerhin haben wir erst vor geringer Zeit eine
Ähnliche geschaffen." "Die sah aber viel einladender aus
",
fügte Naboru beiläufig hinzu. Sie schritten einen Gang entlang und
in eine große, runde Halle. Rundum befanden sich verschiedenfarbige Türen.
Genau vor ihnen erhob sich eine gespenstische Säule.
Der Eingang war ein zähnebesetztes Maul eines gehörnten Tieres. Naja
das Tier will ich jedenfalls nicht lebendig sehen
, dachte Lin. Ein komisches
Geräusch, ähnlich wie bei einer Alarmanlage erfüllte den Saal.
Sie sah hoch. Energieströme, wie die unterirdische, die vom Dekuspross
ausgegangen waren, flossen entlang in die Säule. Rot, blau, orange, lila
und gelb, stellte sie fest, als sie von einem zum andern Ende der Plattform
rannte. Kurz lachten die Erwachsenen auf, wurden aber sofort wieder ernst. "Also
wir gehen los und brechen die Siegel." "Wir helfen
" "Nein,
", widersprach Rauru dem Helden der Zeit. "Ihr bleibt hier und wartet!
Sobald wir fertig sind, geht ihr voraus - wartet nicht auf uns." Er nickte
entschlossen und alle Weisen gingen einzeln in eine der Türen. Alle bis
auf Zelda und Salia. Nach einem fragenden Blick Links grinste sie: "Das
Waldsiegel wurde bereits gebrochen." "Sehr seltsam
" Nachdenklich
schaukelte Link seinen Kopf hin und her. "Was?" "Wir sind bis
jetzt noch keiner einzigen Wache begegnet. Alles scheint wie ausgestorben
es
ist einfach zu ruhig
" Die Fragmente fließen mit dem Blut! "Die
Fragmente fließen mit dem Blut
"
Lin sah erschrocken auf, als sie die perplexen Blicke der Anderen spürte.
Offensichtlich hatte sie den Gedanken laut ausgesprochen. Link und Zelda sahen
sich kurz an. "Der zweite Teil der Legende.", stellte die Prinzessin
fest. "Wer hat sie dir gesagt?" "Niemand. Ich hatte so komische
Albträume. Eine Stimme hat mir immer gesagt, ich muss das Triforce finden
"
"Welche Stimme?", sprudelte es aus Kim heraus. "Keine Ahnung
Moment mal, du kommst auch immer darin vor." Aber Kim hörte die letzten
Worte nicht mehr. "Wie klingt sie?" "Hm? Was meinst du damit
"
Aber mehr brachte Lin nicht raus. Vor ihrem geistigen Auge erschien ein Bild.
Im Thronsaal! Benny, der sich krampfhaft an sie klammerte und schrie. ""Sie
sind daran schuld. Sie haben Link. Und wenn er nicht mehr existiert, werden
wir, mit dem selbem Blut, uns auflösen!" Das hatte er zu Ganon gesagt.
Die Fragmente fließen mit dem Blut
Plötzlich war die Lösung
des Rätsels so klar wie Kristall. "Die Fragmente fließen mit
dem Blut
das heißt sie sind ERBLICH!" Verwirrt sahen alle sie
an. Imaginäre Fragezeichen flogen knapp über ihren Köpfen. Lin
ruderte ungeduldig und aufgeregt mit den Armen.
"Versteht ihr den nicht - die Triforcenteile sind in UNS!" Abwechselnd
sah sie zu Kim und Benny um ihnen klar zu machen, dass auch sie mit uns gemeint
waren. Benny begutachtete seinen linken Handrücken, während Kim ausdruckslos
die Wand fixierte. Hinter seiner Stirn schien harte Arbeit verrichtet zu werden.
Jäh lachte eine Stimme auf. Sie schien von überall herzukommen. "Hahaha!
Ich muss euch danken. Das Mädchen hat das Rätsel gelöst und die
Träger sind praktischerweise auch schon hierher gekommen. Hahaha."
Aus dem Boden schossen Ranken aus schwarzem Schleim und griffen nach den Dreien.
Sie umschlangen die Körper blitzschnell und zogen sie in die Pfütze,
die sich ausbreitete. Die beiden Jungs und das Mädchen wehrten sich und
schlugen um sich. "Halt! Kommt dem Zeug nicht zu nah, sonst werdet ihr
auch hineingezogen.", warnte Link die Frauen, die soeben losstürmen
wollten. "Benny!", rief Ashanti und zitterte. Er streckte die Hand
aus. "Nimm meine Hand, Lin!" Lin zog ihren Arm aus der Masse und versuchte
die Hand ihres Vorfahren zu fassen zu bekommen. Sie packte sie. Doch der Schleim
umschlang ihren Arm und zog sie noch schneller in sich.
"Nein
" Sie wollte etwas sagen, irgendwas. Aber als sie den Mund
öffnete bekam sie eine Ladung ekligen Schleim zu schmecken. Link zerrte
an der Hand, aber sie entglitt ihm. Die Drei waren verschwunden und die Pfütze
wurde immer kleiner, bis sie verschwand. "Mist!", stieß Link
aus. "Verdammt, das darf nicht sein." Er zog sich am Pony, dass sich
der Schmerz bis in die hintersten Winkel seines Gehirns ausbreitete. "Oh
nein, jetzt hat Ganon das ganze Triforce!" Selbst wusste er nicht, warum
ihn Zeldas Worte so wütend machten, aber sie taten es. "Es geht nicht
um das Triforce! Du hast doch keine Ahnung was er sich wünscht
"
"DANN ERKLÄRS MIR ENDLICH! Du lässt uns alle im Unwissenden.
Link was ist los? Was geschieht hier?" Der Held der Zeit wurde ganz leise.
"Das ist ganz allein eine Sache zwischen mir und Ganon
"
Auf einmal war ein saugendes Geräusch zu vernehmen und die Siegel brachen
- der Zugang zum Teufelsturm war frei. "Schnell jetzt!", sagte Salia
um vom Thema abzulenken. Doch kaum waren sie in das steinerne Maul gelaufen,
kam ihnen eine Horde Ungeheuer entgegen. "Tut mir Leid, aber der Herr dieses
Schlosses wird jetzt keine weiteren Gäste empfangen. Hehehe!" Karos
Kopf hüpfte hin und her und sein schadenfrohes Gesicht drehte einem den
Magen um. "Ich werde schon dafür sorgen, dass euer Herr das tut!"
Mit diesen Worten kickte Zelda den Skelettkopf an die Wand. Sie wirbelte herum,
boxte einem Eidechsenwesen gezielt in den Bauch, sprang in die Höhe und
schlug zwei weiteren ihre Füße gegen die Brust. Die Anderen konnten
nicht anders als ihr, die Münder bis zum Boden, dabei zuzusehen. "Woher
kannst du das?" "Na hör mal, immerhin habe ich mich 7 Jahre genau
in der Nähe des Feindes aufgehalten." "Wow!" Link zog sein
Biggoronschwert, setzte zum Sprung an, sprang natürlich und stieß
es einem Eisenprinzen in den Magen, der daraufhin in seine Einzelteile zerfiel.
Ashanti vertrieb ihre Gegner eher als dass sie sie K.O. schlug. Sie drehte sich
ständig im Kreis, ihre Zwillingssäbel wirbelten mit und zwangen die
Monster auszuweichen und sich zurückzuziehen. Salia hatte eine ganz andere
Kampftechnik. Sie versperrte ihnen durch ihren Blätterzauber die Sicht
und ließ sie über ihren eigenen, gebückten Körper stolpern
und sich den Kopf anschlagen. "Der Zweck heiligt die Mittel.", grinste
sie stolz.
27. Kapitel
Irgendwann sah sie wieder Licht. Exakt wusste sie nicht von was es ausging,
aber es schien normales Tageslicht zu sein. Der Schleim gab ihren gesamten Leib
endlich frei und ließ von ihr ab. Als Allererstes spuckte sie auf den
Boden und versuchte den widerlichen Geschmack loszuwerden. "Alles in Ordnung?"
"Benny? Zum Glück
" Sie bemerkte, dass Kim neben ihr stand
und strickt nach vorn starrte. Es schien als befänden sie sich in einer
großen Halle. Doch genau konnte sie es nicht erkennen. Die Umgebung lag
im Nebel, der das Licht ausstrahlen zu schien. Sie konnte nur ein schweres,
goldenes Tor hinter sich erkennen, das ihnen jeglichen Fluchtweg versperrte.
Jetzt verstand sie Kims Starren. Schwere Schritte hallten an den Wänden
wieder. "Ihr müsst versuchen hier irgendwie raus zu kommen!",
flüsterte Kim und zog sein Schwert. Er trat vor die Geschwister. Nun stimmte
auch ein Lachen in die Schritte mit ein. Ein finsteres, angsteinflößendes
Lachen. "Worauf wartet ihr noch?" Lin stand auf, nahm Benny an der
Hand und trat zurück. Ihre Augen suchten verzweifelt einen Ausgang. Aber
wo sollten sie denn hin? Sie konnten nicht entkommen!
"Tu ihnen nichts!", schrie Kim in den Nebel. Das Lachen erstarb, ebenso
wie die Schritte. Und auch der Nebel löste sich allmählich. Der Großmeister
des Bösen stand nicht weit von ihnen entfernt. "Du kannst sie nicht
schützen, egal wie sehr du dich anstrengst." Kim stellte sich in Kampfposition.
Ganon kicherte. "Die Fragmente des Triforce fließen mit dem Blut.
Das heißt sie werden an die Kinder der Träger weitergegeben
Nun, die Legende ist aber auch wörtlich zu verstehen
euer Blut muss
fließen!" Was dann geschah ging so schnell, dass die Drei im ersten
Moment gar nicht begriffen was passierte. Mit einer rasenden Geschwindigkeit
kam Ganon auf seinen Sohn zu und stieß ihm die Faust in die Magengrube.
Kim flog im hohen Bogen und knallte auf den Boden. Benommen blieb er liegen.
Sein Bauch verkrampfte sich so stark, dass er nicht richtig atmen konnte. Panik
machte sich in Lin breit. Die Furcht bohrte sich in ihre Knochen. Ganon kam
nun auf sie zu. Benny stellte sich vor seine Schwester und pfiff laut auf. Lin
verstand nicht, was er damit bezweckte, aber ihr fiel auch nichts ein. Auf einmal
umhüllte sie ein silbriges, durchsichtiges Schild. Sie verstand nicht was
das war, aber wenn es irgendetwas nützte, dann war ihr das ganz recht.
"Glaubst du immer noch deine Magie hält meiner stand?" Amüsiert
blickte Ganon auf die Kinder herab. Er hob den Zeigefinger und drehte ihn. Wie
einen Schlag setzte die Kälte in Benny ein. Er zitterte und fröstelte.
Der Fluch in seinen Körper war aus seinem Versteck gekrochen und breitete
sich rapide aus. Es fiel ihm schwer auch nur auf den eigenen Füßen
zu stehen, geschweige denn das Schild aus Magie zu halten. Mit einer großen
Ausholbewegung schlug Ganon den Kleinen einfach bei Seite, der zitternd liegen
blieb. Lin zog ihr Schwert und ging rückwärts. "K
Komm ja
nicht näher." Ganon begutachtete das Schwert - das Masterschwert des
Helden der Zeit! Er grinste siegreich. "Damit willst du mich besiegen?
Meinst du, du bist dazu in der Lage, kleines Mädchen?" Lins Augen
wurden größer, als er einfach die Klinge in die Hand nahm. Fast sofort
spürte sie wie der Griff glühendheiß wurde. Instinktiv ließ
sie los und das Schwert fiel klirrend zu Boden. Böser Fehler - jetzt war
sie ganz unbewaffnet. Sie wollte weg laufen, doch das einzige was sie noch sah,
war eine Hand die auf sie zukam. Sie schloss die Augen und zuckte zusammen.
Ihr Schrei schallte mehrfach durch den Raum. Die Hand berührte ihren Kopf
und streichte ihr übers Haar. Ungläubig öffnete sie sie wieder.
Ganon schaute sie nicht mehr herablassend und triumphal an, sondern sehr ernst.
"Du bist nicht dumm, das hast du oft genug bewiesen. Und trotzdem hast
du nicht verstanden um was es geht." Er packte ihr an den Hals und riss
sie in die Höhe. Lin spürte wie sie den Boden unter den Füßen
verlor. Sie trat und zog mit ihren Händen an den Fingern, die sie würgten.
Doch je mehr sie sich wehrte, desto stärker wurde ihr die Luft abgeschnitten.
Kim versuchte aufzustehen. Tatsächlich gelang es ihm. Mit der einen hielt
er krampfhaft sein Schwert, mit der andern seinen schmerzenden Bauch. Als Erstes
erkannte er ein bibberndes Bündel, das wie Benny aussah. Dann sah er was
mit Lin geschah. Sofort wollte er losstürmen um sie zu befreien
aber
er konnte nicht. Er war nicht zu schwach oder erschöpft dazu - er kam nicht
von der Stelle - er konnte sich nicht bewegen. Mit aller Kraft spannte er seine
Muskeln um vorwärts zu gelangen, aber er zappelte nicht einmal. Dann fiel
ihm das Entscheidende auf. Ganon hatte keinen Schatten! Er drehte seinen Kopf
mühevoll nach hinten.
Eindeutig; der Schatten seines Vaters hielt seinen fest. Wieder versuchte er
sich nach vorn zu beugen, ohne Erfolg. Die Kräfte verließen Lin,
ihr ging die Luft aus. Schwach klammerten sich noch ihre Finger an Ganons Hand,
aber sie war knapp dran das Bewusstsein zu verlieren. Sie bekam noch mit wie
sie sachte auf den Boden gelegt wurde und sich die Hand von ihrem Hals löste.
Anscheinend hatten die neuen Träger, das Triforcensymbol auf der linken
Seite! Ganon ließ ihren Hals los, zog einen kleinen Dolch hervor und schnitt
ihr den linken Handrücken auf. Augenblicklich quoll Blut aus dem Schnitt
und floss über ihre Hand. Doch noch war er nicht fertig, er wollte noch
etwas anderes an ihr überprüfen. Er hob die freie Hand und begann
ihren Bauch zu betasten. Mit äußerster Zufriedenheit bestätigte
sich, was er gehofft hatte. Tatsächlich war sie fähig
Dann stand er auf und lief gemächlich zu dem kleinen Jungen. Er beugte
sich runter und legte ihm den Finger auf den Nacken. Benny spürte wie die
schreckliche Magie endlich seinen Körper verließ. Die Kälte
ließ von ihm ab und er hörte auf zu zittern. Er versuchte seine linke
Hand unter seinem Körper zu verstecken, aber Ganon zog sie ohne Mühe
heraus und schnitt auch seinen Handrücken auf. Kleine Blutgerinnsel flossen
über Bennys Hand und einzelne Tropfen fielen lautlos auf den Boden, dann
folgte sein Arm, der losgelassen wurde. Nun wandte Ganon sich Kim zu, der immer
noch versuchte sich zu bewegen. "Wehr dich nicht, das nützt nichts."
Ganon steckte die Hand aus.
Kim wollte ihm nicht das Schwert geben, aber der Schatten zwang ihm es Ganon
zu reichen. Und seine linke Hand. Ganon nahm es und umgriff das linke Handgelenk.
Er setzte die Schwertspitze genau in die Mitte der Handinnenseite. Das Metall
wurde glühend heiß. Kim versuchte mit jeder Faser seines Körpers,
die Hand zurückzuziehen, aber es nützte nichts
Langsam, Zentimeter
für Zentimeter, bohrte sich die Spitze in Kims Hand. Er wollte schreien,
um den Schmerz, der durch seine Nervenbahnen fuhr, zu lindern. Aber er schaffte
es nicht den Mund zu öffnen. Die Klinge schimmerte rot vor Hitze und das
Blut, das aus seiner Hand rann, trocknete sofort und bildete eine schwarze Kruste.
Seine Hand begann stetig zu verbrennen
Kim sackte auf die Knie. Die Spitze
hatte sich bereits durch seine Hand gebohrt und kam auf der anderen Seite wieder
zum Vorschein. Ganon zog das Schwert heraus. Schlaff fiel Kims Hand herunter.
Jede Bewegung machte den Schmerz unerträglicher. Der fremde Schatten trennte
sich von seinem und ging zu seinem rechtmäßigen Besitzer über.
Der Boden unter Kims linker Hand färbte sich rot.
Der Held der Zeit hechelte die letzten Stufen hoch. Doch nicht nur er spürte
die Vereinigung der Triforcenteile. "Hoffentlich kommen wir nicht zu spät!",
keuchte Zelda. "Ja, hoffentlich
" Sie hielten vor einem goldenen
Tor an. Bevor sie sich aber nur den Kopf darüber zerbrechen konnten, wie
sie es aufbekamen, verblasste es. Alles um sie herum löste sich auf. Bis
sie den dunklen Himmel über sich hatten. So wie sich alles damals aufgelöst
hatte, als er die erste Runde gegen seinen Erzfeind gewonnen hatte. Ihr
wisst schon, das Tennismatch ;) Dann fiel Links Blick nach vorne, dort
wo die drei sich befanden. Keiner von ihnen war mehr auf den Beinen. Sein Erzfeind
stand fast an der anderen Randseite. Irgendwas stimmte nicht
"Das
ist die Ruhe vor dem Sturm!" Unterbrach Ganon seine Gedankengänge.
Ashanti rannte zu Benny und nahm ihn auf den Arm. Bennys Worte waren ein Flüstern,
aber dennoch hörten sei alle. "Das Triforce wird erscheinen!"
Er streckte seine blutüberströmte linke Hand aus.
In diesem Moment schoss ein blaues Licht aus ihr. Überrascht starrte Kim
auf seinen schwarzkrustigen Handrücken, der in einem gleißenden Rot
erstrahlte. Das Licht schoss heraus. Langsam aber beständig gewann Lin
ihr Wahrnehmvermögen zurück. Ihre linke Hand schmerzte. Als sie aufsah,
blinzelte sie perplex. Ein grüner Schimmer erglühte in einem tiefem,
blutdurchtrieftem Schlitz. Dann schoss das Licht heraus. "Du kommst zu
spät, Held der Zeit!", lachte Ganon. Die Lichter verschmolzen miteinander.
Das Rote von oben, das Blaue von links und das Grüne von rechts. "Nein!!!",
schrie Zelda. "Jetzt ist alles aus
" Ein großes, mit der
Spitze nach oben zeigendes, Dreieck formte sich aus ihnen, dass wiederum aus
drei kleinen pyramidenförmig gestapelten Dreiecken bestand. Ganon berührte
die golden schimmernde, glatte Oberfläche.
Jetzt konnte er sich seinen sehnlichsten Wunsch erfüllen! Die restlichen
Weisen stürmten die Treppe herauf, auf die Plattform, die jetzt höchster
Punkt der Burg war. "Was ist
?" Naboru brachte ihre Frage nicht
zu Ende. "Direkt nach der Verschmelzung der Fragmente, kann jedes Herz,
das das Triforce berührt, sich seinen größten Wunsch erfüllen
",
zitierte Rauru tonlos. "Dann ist es jetzt wirklich aus
" Nein!
So darf das nicht enden! Lin stand auf und schritt auf wackeligen Beinen nach
vorne. Das also war das Ding, um das es ging. Drei blöde Golddreiecke,
die alle ins Unglück gestürzt hatten. "Was wünscht du dir,
Ganon?", schrie sie. Die Zeit schien nicht nur still zu stehen, sie war
regelrecht eingefroren
"Was gibt es, was du nicht ohne das Triforce
erreichen kannst? Sag es mir! Niemand braucht die Kräfte der Göttinnen!"
Sie machte eine Pause um zu Atem zu gelangen. "Hört meine Bitte, ihr
Göttinnen! Ich wünsche mir
" Das Triforce bekam einen Sprung,
der sich zu einem Riss vergrößerte.
Kim stand mit einem Ruck auf. Seine heißere Stimme murmelte: "Sprich
nicht weiter, Lin. Bitte, sprich nicht weiter!" "Ich wünsche
mir, dass die Magie des Heiligen Reiches für immer von dieser Welt verschwindet!!!"
Das Triforce zerbrach. Die vielen winzigen Splitter landeten klirrend auf dem
Boden. Doch damit nicht genug. Gleich darauf sausten sie auf Lin zu und bohrten
sich in den Schnitt ihrer linken Hand. Die Wunde heilte - nicht mal eine weiße
Narbe blieb zurück. Dann leuchtete ein volles Triforcensymbol auf dem Handrücken.
"Was geschieht hier?" Drei Lichter erstrahlten und daraus erschienen
drei Mädchen. Sie wirkten aber eher wie blank polierte, regungslose Statuen.
"Deine Stimme hatte die Kraft, die dein Wunsch benötigte
",
sagte das Rote. "Deine Worte waren von wohldurchdachter Weisheit
",
das Blaue. "Und dein Mut beweist, das du es ernst meinst
", die
Grüne. Und wie eine einzige Person klang ihr Chor: "So soll es sein!"
Sie streckten ihre Arme gen Himmel. Es kam Lin vor als würde eine Ewigkeit
vergehen, in der sich nichts regte.
28. Kapitel
Weit, weit weg in Termina: "Vater, Vater!" Ein Junge rannte in die
Arme seines Vaters. Ein eisiger Wind wehte. "Was ist da los?", fragte
Anju ihren Mann. "Warum singen die Kolosse?" "Ich weis es nicht,
aber irgendwas Großes passiert.", sagte Kafei. Hinter ihnen tauchte
der Maskenhändler wie aus dem Nichts auf. "Das Triforce hat sich für
einen Träger entschieden." "Wie Träger? Es erfüllt
doch nur einen Wunsch von jeweils einer Person, dachte ich." "Vielleicht
wünscht sich diese Person gar nicht, das Triforce zu nutzen
"
"Hm
verstehe ich nicht, aber was mag das für ein Träger
sein?", überlegte Anju.
"Nun, vielleicht werden wir es erfahren, vielleicht auch nicht
."
Die vier Kolosse stiegen aus dem Meer, den Bergen, dem Sumpf und der Steppe.
Sie versammelten sich am Uhrturm. Obwohl es nicht Neujahr war, schlug die Glocke.
Sie hoben ihre Arme hoch und ein gleißendes Licht schoss aus der Turmspitze,
direkt nach Hyrule
Die junge Frau saß vor dem Tempel. Sie war Tänzerin bei einem Zirkus. "Din? Was hast du?" Ein Jugendlicher setzte sich neben sie. "Rish, spürst du es nicht auch?" "Hm? Was ", weiter kam der Junge nicht. Aus dem Dach des Tempels der vier Jahreszeiten schoss ebenfalls ein gleißendes Licht. "Was geht da vor?" "Die Magie verschwindet aus dem Tempel nach Hyrule!" "Nach Hyrule? Meinst du Link hat was damit zu tun?" "Ich weis es nicht Link "
So geschah es an vielen Orten auf der Erde Auch in nächster Nähe Hyrules. Die Magie entschwand aus dem Friedhof in Kakariko - dem Schattentempel. Aus dem Vulkan - dem Feuertempel. Aus dem See - dem Wassertempel. Aus dem Forst - dem Waldtempel. Und aus der Wüste - dem Wüstentempel. Ängstlich pfiff Valoo. Aus seinem Maul, stachen immer wieder kleine Flammen empor. "Was ist denn da los?", wunderte sich Taya und beobachtete den grellen Lichtstrahl, der aus der Wüste schnurgerade zum Schloss funkte. "Das Mädchen!", beantwortete Maaku unerwartet schnell ihre Frage. "Was meinst du damit?", fragte Tael vorsichtig. "Lin hat eine besondere Gabe!" "Was meinst du damit?" "Sie ist in der Lage jede erdenkliche Magie in sich aufzunehmen, wenn sie es wünscht." "Hä? Ich versteh nur Reitstall."
Die Lichtstrahlen trafen mit einem prächtigen Farbenspiel aufeinander,
unmittelbar über Lin. Mit einem Feuerwerk hätte man es wahrscheinlich
am Ehesten vergleichen können. Dann bündelten sie sich zu einem. Lin
sah nach oben. Der Strahl prasselte auf sie hernieder. Das Licht blendete sie
nicht. Es berührte ihre Haut, streichelte ihr Wangen und strömte in
sie ein. Das war so wohltuend, so warm. Sie, in einer weißen Endlosigkeit.
Ein Gefühl, als würde man fliegen, weit weg, weiter als jemals Jemand
gelangen konnte
Das Mädchen wurde so von dem Licht eingehüllt
und durchdrungen, dass nur noch schwach ihre Silhouette zu erkennen waren. Die
meisten Anwesenden hielten aber sowieso ihre Hand abschirmend vor die Augen.
Der Boden unter ihnen bebte. Das Schloss löste sich auf. Der Abgrund mit
dem Lavastrom wurde begraben. Auch der Himmel veränderte sich. Die Wolken
verschwanden nicht, aber Licht zwang sich vereinzelt durch sie hindurch, es
war deutlich heller.
Lin strahlte immer reiner. Zelda sah wie gebannt hin. "Sie ist wie ein
Engel." Die Lichtstrahlen, die aus allen Richtungen kamen, nahmen ab und
lösten sich auf. Und plötzlich verschwand auch das Licht um Lin tief
in ihrem Inneren. Lin fiel nach hinten um. Ihr Haar flackerte in der, in Zeitlupe
vergehenden, Bewegung
Der Aufschlag auf die Erde war nicht zu hören,
wie ein Blütenblatt war sie gefallen. Ohne jede Regung blieb sie liegen.
Was von dem Schloss geblieben war - nichts, nur eine glatte erdige Ebene
"Der Wunsch wurde erfüllt!", sagte das rote Mädchen. "Alle
Macht und alle Magie der Erde
", sagte das blaue Mädchen. "
sind
nun in ihr vereint und versiegelt
", sagte das grüne Mädchen.
Kaum waren ihre Worte in der Weite verloren gegangen, kaum ein Atemzug vergangen,
erloschen die drei Lichter - die Mädchen waren verschwunden
Benny
riss sich von der Umklammerung los und rannte zu ihr. War sie tot oder nicht?
Er wusste es nicht. Auch Link und Zelda wollten zu ihr, aber kaum hatten sie
zwei Schritte hintereinander getan, sprossen die schwarzen Schleimranken aus
dem Boden. "Ich tue, was ich schon vor langem hätte tun sollen!"
Ganon klang kalt und voller Zorn. Eine dunkellilane Kugel aus purer Energie
formte sich in seiner Hand. Sie wurde größer und stärker. "Fahrt
zur Hölle!" Er warf die Kugel genau auf die Geschwister. "Nein!",
schrie Zelda. Was sollten sie tun? Nie kamen sie rechtzeitig bei ihnen an. "Ich
vertraue dir!", hallten Lins Worte in Kims Kopf. "Ich vertraue dir
"
Warum nur? Warum ist sie mir so wichtig? Er rannte los und stellte sich vor
die Beiden
Er wusste, er war der Magie seines Meisters nicht gewachsen. Schon spürte
er den Zusammenstoss. Es war als würde jeder Quadratzentimeter seiner Haut
von spitzen Nadeln durchstochen werden. Ein Feuer, das ihn bei lebendigem Leib
verbrannte. Es soll aufhören, es soll aufhören, schrie er innerlich
auf. Und dann hörte es auch auf. Kim schaffte es nicht mehr sich auf den
Beinen zu halten und fiel einfach nach vorne um. Noch konnte er alles hören
und wahrnehmen, schloss seine Augen, er war am Ende. Und seine Brust stach wieder
unangenehm. Vor Bennys Augen verschwamm das Bild, so sehr füllten sie sich
mit Tränen. "Warum?", weinte er "WARUM HÖRT DAS NICHT
AUF?" Für einen kurzen Moment, nur einen Augenschlag lang, zuckte
ein gellender Blitz durch den Himmel und durchschnitt die Wolken.
Ein winziger Lichtstrahl, nicht dicker als ein Laserstrahl aber genauso hell,
zwängte sich durch und endete unvermittelt vor Link. Er hob die Hand, sodass
der Strahl auf seiner Hand lag. Wie hatte er nur so lange warten können?
Schon seit seiner Geburt war ihm sein Schicksal vorherbestimmt und er hatte
es gewusst. Und trotzdem hatte er sich verkrochen wie ein elender Feigling und
es nicht gewagt seine Aufgabe zu erfüllen. Er hatte sie verdrängt
Es war seine Schuld, dass die Drei und all die Anderen nun so leiden mussten,
ja sie hatten für ihn ertragen - für einen Feigling. Der Held der
Zeit hob sein Haupt und schritt auf seinen kleinen Nachfahren zu.
Urplötzlich verschwanden die Schleimranken wieder in der Erde. Er hob das
Masterschwert auf und erreichte Benny. Er legte ihm die Hand auf den Kopf und
sagte: "Es tut mir leid - für das was euch passiert ist
Du warst
tapfer, viel mutiger als ich
", dann lächelte er kurz. "Du
brachst nicht mehr zu kämpfen
" Link schaute auf und setzte sich
wieder in Bewegung, auf Ganon zu. Fest entschlossen umklammerte er sein Schwert
- das Masterschwert. Ganon beäugte ihn misstrauisch aus verengten Schlitzen.
"Willst du beenden was du angefangen hast?" Link antwortete nicht.
"Link wir werden dir helfen!", schrie Zelda ihm zu. Er wandte sich
zu den Andern um.
Zelda erschauderte als sie Links Gesicht sah. Noch nie hatte er sie so hart
und gnadenlos angesehen. Alle Kindlichkeit und Freude war daraus verschwunden
und tiefe Konturen brannten ihm Ernst und zugleich Furcht in die Züge.
"Mischt euch nicht ein, hab ich gesagt!" Mit diesen Worten warf er
etwas hoch in die Luft. Ein kleiner rautenförmiger Kristall mit einer roten
Flüssigkeit im Inneren! Laut zerschellte dieser auf dem Boden
Flammen
stoben aus der Erde hervor und bildeten einen brennenden Kreis um ihn und seinem
Feind. Zelda konnte es nicht glauben was sie da sah. Link hatte sie aus seinem
Kampf um Leben und Tod ausgeschlossen. Nicht um sie zu schützen, das hatte
sie ihm angesehen, aber warum denn nur? "Wir müssen ihm helfen!",
gellte Salia. "Nein!" Zelda hielt sie zurück und auch die Andern.
"Kümmern wir uns um die Kinder." "Aber
aber Prinzessin!
Er könnte sterben
" "Ihr habt ihn doch gehört, das
ist ganz allein sein Kampf
"
29. Kapitel
Auch Ganon hob sein Schwert. Mit eisernen Fingern umschloss er den pechschwarzen
Griff. Die Spitze der Klinge schimmerte leicht vom Blut. "Jetzt stehen
wir uns wieder gegenüber, wie vor kurzem erst
" Die Stimme Links
klang matt und ohne Leben. "Hast du Angst, Held der Zeit?" Link blickte
auf, sah in die gelb leuchtenden Augen. "Ja, das hab ich
" Ganon
lachte nicht, sondern antwortete ebenfalls. "Ich auch!" Link stellte
die Beine quer und machte sich möglichst schmal. "Ich werde dir nie
verzeihen, Ganon!" "Dann versuch mich zu töten!" Mit diesen
Worten griff er an, doch Link war bereit. Laute metallene Schläge zerrissen
die Luft. Link wehrte einen Schwerthieb ab und stieß seine rechte Faust
in Ganons Richtung. Der Großmeister blockte mit der freien Hand ab und
trat einen Schritt zurück. "Warum hast du mir eigentlich nicht den
linken Arm gebrochen? Du wusstest doch, dass ich Linkshändler bin."
"Kannst du es dir nicht denken?" Kurz gingen Links Mundwinkel nach
oben.
Nun war er es, der als erstes angriff. Er stürzte sich mit einem Kampfgeschrei
auf seinen Gegner
Helles weißes Licht umgab sie. Es war eine
Wonne, sie fühlte sich so geborgen. Das Knistern von Feuer
Ein Schrei!
Und lautes Klieren! "Ich will aufwachen!" Ihre Augen öffneten
sich wie von selbst. Langsam klärte sich ihre Umgebung. "Lin! Die
Göttinnen seien gepriesen - du lebst!", Salia hatte ihren Kopf in
den Schoß gebettet und beugte sich jetzt über sie. Die Kokiri war
den Tränen nah vor Erleichterung. "Was ist denn passiert?" Benny
kniete neben ihr. "Dein Wunsch! Weist du nicht mehr?" "Doch.",
antwortete Lin nach einigem Zögern. "Du hast die gesamte freie Magie
in dich aufgesogen. Noch dazu das Triforce.", erklärte ihr Rauru.
Wieder brach ein Schrei durch die Gegend. Lin fuhr auf. "Was
?"
"Sie kämpfen! Das letzte Gefecht
"
Zelda bereiteten diese Worte Qualen. "Und wir können nichts tun außer
zuzusehen und warten
"
Link fasste sich an seinen rechten
Oberschenkel. Blut sickerte aus einem Schnitt. Er keuchte. Auch Ganon keuchte
und wischte sich übers Gesicht, das von Blut verschmiert war. Sein goldenes
Diadem auf der Stirn war dunkelrot und glänzte nicht mehr. Dann lachte
der Held der Zeit plötzlich auf. "Was ist Ganon? Warum verwandelst
du dich nicht mehr in dieses Ungeheuer?" Sein Lachen wurde hell und schrill.
"Ich weis es! Deine Macht hat dich verlassen! Du hast sie nach unserem
ersten Kampf verloren." Nun war es Ganon der lachte. "Und was ist
mit dir? Du bist auch schwächer geworden. Nicht nur, dass du keine Lichtpfeile
mehr hast, das Masterschwert hat keinen Glanz mehr!", Ganon wurde so ernst,
dass er fast geistesabwesend blickte. "Wir kämpfen wie zwei normale
Krieger
"
Kim saß abseits.
Er beobachtete die Schlacht zwischen seinem Meister und Lins Vorfahren, durch
den Flammenring hindurch. Er zitterte, so heftig, dass sich seine Glieder verkrampften.
Immer wenn er zu viel seiner Magie verbrauchte, wurde ihm eisig. Zwei Arme umarmten
ihn von hinten und er wurde an eine warme Brust gedrückt. "Ich wärme
dich." Ihre Stimme klang sanft und liebevoll, ganz anders als er es von
der Weise der Geister kannte. "Nein, lass mich!", flüsterte er
heißer. Seine verbrannte Hand schmerzte. Sie drückte ihn noch fester.
Er versuchte sich zu befreien, obwohl es ihm gut tat. Wärme breitete sich
wieder in ihm aus. Sein Zittern nahm ab. Jäh, ohne dass er wusste was er
tat, klammerte er sich an Naboru. Er konnte nicht anders, das Bedürfnis
sich von ihr streicheln - von ihr liebkosten zu lassen, war in ihm aufgelodert
und er wusste nicht warum
Links Klinge knallte auf die Ganons. Er sprang zurück und rollte sich zur
Seite, stürzte nach vorn. Ganon hatte keine Zeit mehr sich umzudrehen,
spürte nur noch wie eine Schwertspitze seinen Rücken entlangfuhr und
die Haut aufschnitt. Er drehte sich um und stieß Link seinen schweren
Stiefel in den Magen. Der Held der Zeit taumelte und fiel rücklings um.
Beide hielten kurz inne um zu verschnaufen. Der Kampf schien kein Ende zu nehmen
und zerrte weiter an ihren Kräften. Link blieb einfach liegen, alle viere
von sich gestreckt. "Du hättest mich damals schon vernichten sollen,
dann hättest du das wenigstens mir erspart." "Rede nicht so dummes
Zeug.", hechelte Ganon. "Aber keine Sorge, ich werde dich jetzt von
deinen Qualen erlösen." Mit einem Ruck sprang Link auf. Wut stieg
ihm in den Kopf und bemächtigte sich seiner Gedanken. "Na und? Dann
sterbe ich eben
"
Seine Stimme wurde mit jeder Silbe lauter, bis er nur noch schrie. "Ich
habe Menschen die mich lieben - die um mich trauern werden!" Er hustete
und wurde noch lauter. "Aber was, wenn du stirbst? Niemand wird mehr je
deinen Namen aussprechen. Keiner wird auch nur eine Träne um dich weinen!"
In diesem Augenblick änderte sich Ganons Gesichtsausdruck auf eine Weise,
wie es noch nie geschehen war. Seine Züge wurden ganz weich und seine Wangen
nahmen eine helle Farbe an. Seine Augen leuchteten warm und glitzerten feucht.
Die Schlitzpupillen weiteten sich zu einer beinahe rundlichen Form. "Doch
Link
es wird jemanden geben der um mich weint
" Mit einem Schrei
stürzte sich der Großmeister des Bösen auf ihn. Blitzschnell
hob er das Schwert und
30. Kapitel
Der Himmel verfinsterte sich wieder, aber weil es anfing zu regnen. Regentropfen
fielen platschend auf die Erde nieder
Er traute sich nicht die Augen zu
öffnen. Seine Furcht schwoll an, als er daran dachte was ihn erwartete,
wenn er sie öffnete. Er wollte einfach nicht
Ein gleißender
Schmerz stach ihn oberhalb der Brust, auf der linken Seite, aber er wollte nicht
sehen. Sein Blut lief ihm die Brust und den Rücken hinunter, aber er wollte
nicht sehen. Er spürte warmen, schweren Atem - aber er wollte nicht sehen.
Link fiel auf die Knie
"Öffne deine Augen
du Idiot!", forderte die Stimme. Er wollte
nicht, aber er musste. Schlagartig fuhren seine Lider nach oben. Das schwarze
Schwert hatte sich in seine linke Lunge gebahnt. Jeder Atemzug stach
Ganons
rotes Blut floss über Links linke Hand und tropfte leise auf den Boden.
Das Masterschwert war bis zum Heft in ihn eingedrungen - mitten in sein Herz.
Sein Atem war nicht mehr als ein Hauch und aus seinem Mund floss ebenfalls Blut.
Ganon legte Link die Hand auf die rechte Schulter. "Jetzt
ist der
Kampf
zwischen uns
vorbei
" Und zum ersten Mal sah Link
ein freundliches Lächeln an ihm. Ganon hustete und würgte. Er umfasste
Links Hand und zog das Masterschwert mit einem Ruck heraus. Links Hand fiel
schlaf und kraftlos zu Boden und öffnete sich. Ganon würgte und beugte
sich runter. Ganon tastete nach seiner Hand und übergab ihm einen Gegenstand.
Etwas flüsterte er ihm ins Ohr
Der Kreis aus Flammen erlosch
Ganon erbrach dunkelrotes Blut und kippte zur Seite um
Er rührte
sich nicht mehr - er war tot
Link zog das andere Schwert aus seinem Körper,
dumpf fiel es zu Boden, und stand auf. Er taumelte ein paar Schritte, sackte
abermals in sich zusammen. "LINK!", schrie Zelda und rannte auf ihn
zu. Alle hatten sich erhoben. Sie wischte sein Gesicht mit ihrer rosanen Tunika
ab und küsste ihn sachte auf die Wange. Auch die anderen Weisen eilten
heran und halfen ihm. Kim trottete in eine andere Richtung. Er rutschte vor
Ganons Leiche auf die Knie und atmete tief. Der Regen wusch allmählich
das Blut ab. Er sah in die bleiernen Augen, deren Blick sich in der Weite verlor.
Er horchte in sich hinein, konzentrierte sich auf das Gefühl, das er jetzt
empfand. Aber es gelang ihm nicht. In seinem Inneren herrschte eine vollkommene
Leere, die jede Empfindung unterdrückte.
Er sah auf, zum Helden der Zeit, dessen treue Gefährten sich nun um ihn
versammelten und sich um ihn kümmerten. Wie sie da standen und ihm ihre
Erleichterung und auch Erschöpfung preisgaben. Zu seinem Meister kam niemand,
aber das verstand er auch. Er senkte den Blick wieder. Dann spürte er einen
dumpfen Aufschlag. Lin hatte sich neben ihn hingesetzt, wie ein Sack Kartoffeln
war sie geplumpst. Auch Benny setzte sich dazu. Kim traute dem nicht was er
da sah. Ausgerechnet sie, von denen er am wenigsten solch einen Beistand erwartet
hatte, ausgerechtet die Beiden setzten sich zu Ganon - und nicht zu ihrem eigenen
Vorfahren. Und dann tat Lin etwas, das weder Kim noch Link hätten geahnt
sie
fing an zu weinen. Tränen liefen ihr übers Gesicht und tropften am
Kinn herunter. Sie schniefte und konnte nichts mehr erkennen. Jedes Wort erstarb
sie
trauerte - trauerte um einen Feind. Link sah sie an und ihm wurde bewusst, wie
Recht Ganon hatte. Jeder Tod schmerzt
Pferdehufe echoten über die
Ebene.
"Hoh!", sagte eine Gerudo. Dana und hielt ihr Pferd an. Sie ritt an
der Spitze des gesamten Gerudovolkes. Alle Frauen und Mädchen des Stammes
hatten auf Befehl ihres Herrn die Wüste Hyrules verlassen und in einem
anderen Land geduldig gewartet. Währenddessen hatte sie über den Stamm
befehligt. Die Frauen hatten ihre Waffen in der Hand. Dana stieg ab. Es war
schwer bei diesem Wetter klar zu sehen, aber als sie Naboru erkannte, meinte
sie: "Wir haben die Lichtflüsse am Himmel gesehen und sind so schnell
wie nur möglich hierher
" "Steckt eure Waffen weg, es ist
vorbei.", unterbrach sie Naboru. "Aber
" "Steckt eure
Waffen weg!" Kims Worte waren klar und von einem Ton, wie reines Wasser.
"Der Herr ist tot
" Er stand auf. "Was? Was sagst du da?"
Dana trat neben ihn und unterdrückte den Schrei. Sie hielt sich die Hand
vor dem Mund.
Auch die Anderen steckten ihre Säbel weg und stiegen von den Pferden. Es
hörte auf zu regnen
Lin wischte sich übers Gesicht und zog sich
mühevoll in die Höhe. Bei jeder ihrer Bewegungen schimmerten die drei
übereinander gestapelten Dreiecke in einem stolzen Gold auf ihrer linken
Hand. Ihre Augen strömten Kummer und Erschöpfung aus. Sie war am Ende,
wie jeder hier. Gestallten kamen von überall und bildeten einen Kreis um
sie. Kreaturen so viele, wie Lin noch nie auf einem Fleckchen Erde gesehen hatte.
Sie griffen nicht an, sie standen einfach nur da. "Es geht schon, danke.",
sagte Link. Doch kaum nahm Darunia seine Hände von ihm, geriet er heftig
ins Wanken und drohte erneut umzufallen. Er hob den Kopf und ließ die
letzten Wassertropfen auf seine Miene fallen. Sie kühlten seine schweißige
Stirn und seine heißen Wangen. Dana legte Kim die Hand auf die Schulter.
Er drehte sich zu ihr um und schaute sie ohne irgendeinen Ausdruck an. Sie starrte
ihm eine Ewigkeit, so kam es ihm vor, in die Augen. Ihre kastanienbraunen Augen
bebten und zitterten. "Jetzt ist dein Vater tot
und du bist
jetzt
der König der Gerudos!" Und ohne eine Vorwarnung fiel sie vor ihm
auf die Knie. Darauf folgten auch die anderen Gerudos. Und Reihe für Reihe
auch alle Kreaturen.
31. Kapitel
Die Sonne hatte wieder ihren Platzt am klaren Himmel gefunden und beschenkte
ganz Hyrule mit ihrem wohltuenden Licht. Der Wiederaufbau des Schlosses hatte
noch nicht begonnen, aber die nötigsten Vorkehrungen waren getroffen. Sogar
weit entfernte Herzogtümer wie Termina, Holodrum und Dylion hatten ihre
Hilfe angeboten
Sie standen rings um einen aufgeschütteten Erdhaufen
- auf der Insel, mitten im Hylia-See. Link stieß keuchend das Masterschwert
hinter den Haufen in die Erde. Das Grab des Großmeisters des Bösen
Naboru hielt einen eingewickelten Gegenstand in ihren Händen. Immer wieder
öffnete sich ihr Mund und schloss sich wieder, als ob sie etwas sagen wollte,
aber nicht die richtigen Worte fand. Kim hielt sein linkes Handgelenk fest.
Seine verbrannte Hand war mit einer Salbe eingerieben und einbandagiert worden.
Auch Bennys Hand war einbandagiert. Nur Lins nicht. Stattdessen schimmerte das
heilige Symbol auf ihrem Handrücken. Die Hexe Asa hatte sie gleich nach
ihrer Ankunft untersucht. Verblüfft hatte sie den Kopf geschüttelt.
"Seid ihr wirklich sicher, über das was ihr gesehen habt? In ihr ist
keinerlei Magie, nicht ein Fünkchen." Doch Maaku - die mit ihrem Stamm
natürlich auch gleich nach Kakariko gekommen war - hatte sie unterbrochen.
"Und ob sie das hat. Sie ist mächtiger als alle Magier zusammen! Sie
könnte mit den Göttinnen auf einer Stufe gestellt werden, wenn sie
nicht sterblich wäre!" Aber Lin konnte die Magie, die sie aufgenommen
hatte nicht aktivieren, geschweige denn nutzen.
"Link
", durchbrach Zelda das beißende Schweigen. "Du
hast mir eine Frage nicht gestellt, Prinzessin.", erwiderte er mit einer
Stimme, bei der man gedacht hätte, es wäre ihm alles egal. "Wo
ist Navi?" Zeldas Worte waren schon erstorben und trotzdem klangen sie
in Links Kopf noch nach. Er setzte sich auf den Grasüberwucherten Boden.
Navi, seine eigene Fee
"Ich war so dumm! Ich habe genau gewusst,
dass das Siegel der Weisen Ganon nicht standhalten wird und trotzdem hatte ich
daran geglaubt. Ich habe all meine Hoffnung auf eine Lüge gesetzt."
Nach einer Weile sprach er weiter. "Ich war auf dem Weg, 7 Jahre in die
Vergangenheit, aber Ganon griff in meinen Zeitzauber ein. Ich wurde zu meinem
Ausgangspunkt zurückgezogen und riss ihn aus seiner Verbannung
doch
Navi hat es nicht geschafft. Sie ist zwischen den Zeiten stecken geblieben und
sie
ist
tot
"
"Wie konnte es nur so weit kommen.", flüsterte Salia und nahm
ihre eigene Fee in den Arm. "Was ist das eigentlich für eine Legende,
dass eine Heldin aus einer anderen Welt hierher kommen wird, um uns zu helfen?",
sagte Link, über seine eigene Frage erstaunt. "Nun das war wohl mein
bescheidenes Werk!", lachte eine Stimme. Die Blicke aller drehten sich
in Richtung des Ursprungs dieser Unterbrechung. Ein gelbhäutiger dürrer
Mann mit einem riesigen Rucksack, von dem eine Unzahl an verschiedenen Masken
herunter hing, überquerte lächelnd den Rest der Brücke. Der Maskenhändler!
Dicht hinter ihm folgte eine alte Frau. "Du musst nur einem ein Gerücht
erzählen und schon breitet es sich aus wie ein gut genährtes Feuer.
Und erzählst du es mit einem Hauch an Mystik, wird es zur Legende!"
Wieder lachte er leise. Woher der Maskenhändler selbst seine Legende wusste
konnte Link sich schon vorstellen. Maaku setzte sich an den Rand, zog ihre Schlappen
aus und ließ ihre Beine ins Wasser baumeln. Ihre Haut war runzlig und
voller Falten - wie alt war sie eigentlich? "Held der Zeit
euer Kampf
ist beendet - aber der Krieg wird nicht enden!" Link starrte ihren Rücken
an. "Was meinst du, sprich weise Alte!" "Deine Aufgabe war dir
gegeben, schon vor deiner Geburt. Aber hast du dich nie gefragt warum?"
Wieder herrschte darauf absolute Stille. Nur das Plätschern der Quelle
und das der Fische war zu hören. "Ich weis nur was er vorhatte - und
dass ich es um jeden Preis verhindern musste."
"Dieser Plan wurde vor Tausenden von Jahren geschmiedet. Als die Menschen
noch dem Antlitz der Götter glichen
" Alle lauschten ihrer Erzählung
mit ganzer Aufmerksamkeit. Sie wusste von etwas, was längst in Vergessenheit
geraten war. Sie holte tief Luft, bevor sie weiter sprach. "Die Erde war
noch jung und die menschliche Bevölkerung war nicht mehr als eine Blume
auf einer großen Wiese. Doch sie nahm nicht zu. Jemand fraß aus
reinem Hass die Menschen - es war das Urböse!" Sie streckte dem Händler
die Hand entgegen. Ohne zu zögern übergab er ihr eine Maske. Link
erkannte diese Maske sofort - Majoras Mask! Sie beäugte den Gegenstand
und fuhr mit der Handfläche darüber.
"Ein junger Mann, dessen Klugheit, Mut und Kraft von jeder man geehrt wurde,
machte sich eines Tages auf, die Bestie zu vernichten, damit das Blutvergießen
ein Ende fand. Ihr seht die Überbleibsel
" Sie hob die Maske,
damit sie alle gut sehen konnten. "Das Urböse wurde von ihm bezwungen,
sein Name wurde zu einer Sage; Majora
Doch er wusste nicht, dass das Urböse
eine Tochter hatte
" Kim zuckte unweigerlich zusammen, obwohl er sich
doch nichts hatte anmerken lassen wollen. Als ob Maaku Augen im Hinterkopf besaß,
erwiderte sie: "Du kennst die Legende, Junge
Du weist wer sie war,
die Tochter des Urbösen
" "Ja. Der Geistertempel wurde ihr
zu Ehren erbaut - die Wüstenpriesterin Shjra!"
"Richtig
Sie hatte das nicht dulden wollen, nein, sie wollte Rache!
Aber ihr reichte das Leid des Mannes nicht, der ihren Vater getötet hatte.
Sie wollte sich an der gesamten Welt rächen. Sie trug eine Macht in sich,
deren Ausmaß uns unvorstellbar ist
Und so verführte sie Majora
eines Nachts, ohne dass er wusste wer sie war. Sie gebar viele Kinder - und
alle samt hatten sie rote Haare. Das Volk der Gerudos entstand. Es bestand aus
Mädchen, nur ein einziges Kind unter ihnen war ein Junge. Und dieser hatte
ihre Macht geerbt - er trug diese schwarze Macht in sich
er sollte ihre
Rache vollenden." "Und, lass mich raten, die schickten einen armen
Deppen um den Irren aufzuhalten
"
Link bekam auf seine Bemerkung hin von Zelda einen harten Schlag auf den Hinterkopf
und verstummte sogleich. "Als Majora davon erfuhr suchte er verzweifelt
nach einer Chance diesen Jungen aufzuhalten. Und dann gebar seine Ehefrau ihm
einen Sohn. Diesem Sohn war es vorherbestimmt seinen Halbbruder aufzuhalten.
Ihr Kampf dauerte 7 Jahre, doch schließlich besiegte dieser Sohn seinen
Bruder. Shjra war außer sich vor Zorn und schwor, dass sich dieser Krieg
wiederholen werde, bis ihre Rache vollendet wird
" Die Geschichte
hatte ihr Kraft und Stimme geraubt, als ob unsichtbare Hände sie gewürgt
hätten. Link und die Weisen waren nachdenklich geworden. "So war das
also
", hauchte der Held der Zeit.
"Aber dann
dann wird es nie aufhören
es wird weiter gehen!"
"Nun", ergriff der gelbhäutige Mann das Wort. "Auch die
Sonne geht jeden Morgen auf." "Hör auf in Rätseln zu sprechen,
sag was du damit meinst!" Der Maskenhändler setzte sein breitestes
Grinsen auf. "Die Zukunft heilt die Wunden
und manchmal kann sie auf
einem abgestorbenen Schlachtfeld, Samen der Hoffnung säen." Und er
sah Lin und Kim an. Lin blickte hastig in eine andere Richtung, während
Kim nur die Stirn runzelte. Benny hob den Finger empor, wie in der Schule, wenn
sich Schüler meldeten um etwas zu sagen. Der Händler nickte ihm zu.
"Aber was für eine Rache wollte diese Priesterin? Was für ein
Plan ist das, von dem die Rede ist?"
Alle sahen zu Link, der vollkommen stumm blieb. "Das weis wohl niemand
",
versuchte der Maskenhändler das Thema zu wechseln. Benny jedoch sah zu
dem Jungen auf, der neben seiner Schwester stand. Kim schüttelte so heftig
den Kopf, dass er ihm weh tat und verließ die Insel, schritt über
die Brücken
ohne ein weiteres Wort
Link war der einzige der
ihm nicht nach sah. Er blickte auf die legendäre Klinge - das Masterschwert.
"Warum warst du nur so ein Arsch
", flüsterte er und riss
ein Stück seines grünen Mantels, in dem er eingepackt war, ab. Er
nahm die Mütze vom Kopf. Sein blondes Haar fiel ihm sanft auf die Schulter.
Noch ein letztes Mal betrachtete er das kleine eingestickte G und band die Mütze
schließlich an den Griff des Schwertes. "Ich werde das Heilige Reich
nicht mehr schließen, das ist ja auch nicht mehr sinnvoll." Der Held
der Zeit erhob sich und schritt ebenfalls zur Brücke. Im Vorbeigehen sah
Lin wie seine Augen glitzerten und eine Träne über seine Wange lief
32. Kapitel
An diesem Tag sollte die Hochzeit der Prinzessin und des Helden der Zeit stattfinden
- und Hyrule sollte einen neuen König bekommen
Alle Herzöge
waren in die Stadt gereist und viele Leute aus der ganzen Welt, um diesem Fest
beizuwohnen
Benny zupfte lautstark singend an seiner weisen, wunderbar
verzierten Robe herum. Er befand sich in der Gerudofestung. Warum er so aufgeregt
war? Er wusste es selbst nicht. Jemand berührte ihn an der Schulter. Er
drehte sich etwas überrascht um und - schrie! Aus ganzem Herzen! "Also
so schrecklich kann ich ja wohl wirklich nicht aussehen, oder?", meinte
Kim etwas beleidigt. Benny schnappte nach Luft. "Mann, erschreck mich nicht
so!"
Auch Kim hatte ausnahmsweise eine weiße Robe an, wie jeder Mann gleichwertigen
Standes, der dieser Hochzeit beiwohnte. Aber Bennys Blick blieb auf seiner Stirn
kleben. Als Kim seinem Blick folgte, erwiderte er übergangslos: "Naboru
hat mich angewiesen es zu tragen." Er betastete den großen goldenen
Stein auf seiner Stirn - den Dracontias. Seufzend setzte er hinzu: "Ich
mag ihn nicht. Er ist so schwer, dass ich schon Kopfschmerzen habe
sag,
meinst du Lin wird er gefallen?" "Keine Ahnung, frag sie doch selbst!"
"Was soll er mich fragen?" Benny hatte das nur so gesagt, ohne wirklich
zu ahnen, dass Lin sie hören konnte. Gerade wollten sie sich zu ihr umdrehen
und Benny zu einer Antwort ansetzten.
"Ob dir der
" Kim trat ihm auf den Fuß und zischte. "Halt
die Klappe du Mistkäfer!" "Nichts.", verbessere sich ihr
kleiner Bruder schnell. Aber als sie sie sahen, verschlug es ihnen förmlich
die Sprache. Sie trug ein weißes Kleid, das bis zur Talje eng anlag und
dann in Falten herabfiel. Es gab ihre Schultern frei und wurde bis zum Handgelenk
breiter, dort wurde es festgebunden. Ihre Haare fielen ihr in großen Locken
vom Kopf und ihre Wangen hatten eine leichte Röte. Ihre Augen waren von
einer schwarzen Kontur betont und ihre Lider hatten einen sanften, sandigen
Schimmer. Ihre Lippen glänzten. Sie sah genauso schön aus, wie damals,
bei ihrer Verlobung - nein noch viel schöner! Und etwas war anders an ihr,
sie hatte sich nicht verändert, aber
Kim stellte sich genau vor sie. "Bist du nicht gewachsen?", fragte
er. Ihre wasserblauen Augen leuchteten auf, als hätte sie nur darauf gewartet,
dass er es bemerkte. Tatsächlich, jetzt lag nur noch eine halbe Kopflänge
zwischen ihnen. "Und schau!", sie wickelte sich eine Haarsträhne
um den Finger. Meine Haare sind wieder so lang wie vorher!" Er hob die
Hand und streichte ihr übers Haar. Auf einmal sah sie ihn erstaunt an.
"Was hast du da?" Wieder betastete er den Stein. "Ähm
"
"Steht dir gut!" "F
Findest du?" Ihre Wangen wurden
noch röter.
"Lässt dich stolz und majestätisch wirken
" Benny war
zugegeben etwas gekränkt, da keiner mehr von ihm Notiz nahm. Plötzlich
hörten sie einen schrillen Pfiff und schon krabbelte ihm Valoo den Arm
empor. Er flüsterte seinem Reptilienfreund zu: "Also ich weiß
ja nicht wo Kim aufhört und die Robbe anfängt." Er kicherte und
auch Valoo stimmte ein, wobei Benny sich nicht sicher war ob der Drache wirklich
wusste was er meinte. "Mann, ihr benehmt euch als würdet ihr heiraten.",
sagte eine Stimme, die Lin noch weniger ausstehen konnte als Tayas. Iva packte
ihren Oberarm und zerrte sie aus Reichweite der beiden Jungen, dicht gefolgt
von ihrer Mädchenclique. "Bist du nicht gewachsen?", äffte
Iva Kim nach.
"Dem fällt auch nichts Besseres ein, als sich mit dir über deine
Größe zu unterhalten. Dabei hat er sicher gemerkt was noch an dir
gewachsen ist." Lin umklammerte mit rosanem Kopf ihre Brust. "Wo schaust
du denn als Mädchen hin!" Iva grinste breit. "Man muss doch überprüfen,
was die Konkurrenz zu bieten hat. Apropos, ab jetzt solltest du wirklich auf
Kim aufpassen, sonst stehl ich ihn dir doch noch. Jetzt da der Kokiriwald seinen
Zauber verloren hat, werden wir auch wachsen und älter aussehen."
"Daraus wird wohl nichts, Iva!", mischte sich ein braunhaariges Mädchen
ein.
"Ich hab es gesehen - sie sind verlobt." Die Augen der Anderen, besonders
Ivas, wurden kugelrund und riesig. "Und du bist wirklich viel reifer und
weiblicher geworden!", setzte das Mädchen langsam nach. Es klang als
ob sie eilends versuchte das Thema zu wechseln. Ich habe Maaku deswegen auch
schon gefragt, sagte Lin in Gedanken. Sie hat gemeint, wegen der gigantischen
Magieaufnahme hat mein Körper einen plötzlichen Wachstumsschub bekommen.
Lin betrachtete aufgeregt die prächtigen, grünen Kleider der Kokirimädchen.
Die Hochzeit fing bald an
Von wem? Das war ja wohl klar, kristallklar.
An Anlässen dieses Ausmaßes und Wichtigkeit kleideten sich Männer
und Frauen ganz speziell - je nach ihrer Region.
Die gesamte Welt war in Reiche eingeteilt. Diese wiederum bestanden jeweils
aus dem Wald, dem Gebirge, dem Gewässer und der Steppe. Und wo sie lebten,
in dessen Farbe kleideten sie sich: Die Waldbewohner - grün, die Bergbewohner
- rot, die Wasserbewohner - blau, die Bewohner der Steppe - gelb. Nur Maaku
und ihr Stamm trugen grau, denn sie waren ein Volk aus Nomaden und hatten nirgendwo
ihren festen Platz. Und auch Zirkusse und Wanderhändler zählten dazu.
Auch hatte jede Region Könige und Königinnen, die dort regierten und
diese trugen weiß. Schließlich waren auch Lin und ihr Bruder in
weiße Gewänder gehüllt - und jedem war klar warum
"So
wichtig ist der König von Hyrule?" Ashanti musste unweigerlich grinsen,
als sie Bennys staunendes Gesicht sah. "Ja, er hält alles im Gleichgewicht,
denn jede Region braucht die Anderen
"
"Aber warum? Es wäre doch sicher einfacher, wenn jede eigenständig
regiert würde!" "Dummerchen, das geht nicht. Wir sind von den
Andern abhängig und sie von uns." Benny verstand immer noch nicht.
"Überleg doch einmal, was könnten wir Wüstenbewohner dringend
brauchen
" "Wasser!", sprudelte es aus dem Kleinen heraus.
"Genau, ihr braucht Wasser von den Zoras. Die Zoras wiederum Feuer von
den Goronen, weil sie sonst kein Licht haben
" "Die Goronen wiederum
brauchen die Deku, sonst wüchse auf ihrem kargen Steingebiet nichts. Und
die Forstbewohner brauchen uns."
"Was gebt ihr ihnen?" Ashanti schnaufte etwas stolz. "Treibsand!
Er bietet ideale Vorrausetzungen für gesundes kontrolliertes Wachstum der
Pflanzen." Benny guckte sie kindlich an. "Aha
" Währenddessen
ging Link in seiner Wohnung, im Wald, auf und ab. Er war so angespannt wie noch
nie in seinem Leben. Lieber stand er zehn Eisenprinzen gleichzeitig gegenüber,
das würde er viel leichter überstehen, als den heutigen Tag. "Hör
auf hier rumzustottern, du machst uns schon nervös damit.", beschwerte
sich Taya. "Wie würdest du dich denn verhalten, wenn du gleich heiraten
und gekrönt werden würdest.", wurde Link kleinlaut von Tael verteidigt.
"RAUS!", wütete der Held der Zeit ohne jede Vorwarnung.
"Na, wird's bald!" Geschockt (Taya eher empört) flogen die zwei
winzigen Feen aus dem Baumhaus. "Was hat der den verschluckt?" Link
blieb stehen und betrachtete seine Hand. Obwohl er sie still hielt, zitterte
sie. Gleich, gleich war es so weit
wie Zelda wohl aussah? Er wusste, er
durfte sie nicht vorher sehen
scheiße mir tut der Kopf weh
und
das Hemd zwickt
wie viele Leute wohl gekommen sind? Er trug einen weißen
Anzug und drüber einen Umhang. Der Umhang schillerte in einem besonderen
Blau. Es wurde ironischerweise Königsblau genannt. Es war ungewohnt für
ihn, seine grüne Mütze nicht zu tragen und sein schulterlanges Haar
zottelte wild umher. "Link kommst du?" Salia betrat das Zimmer. "Ja,
ja
klar
ich komme schon.", antwortete er so schnell, dass sich
die Worte überschlugen. Salia lachte. "Link, die Welt geht nicht unter,
du heiratest doch nur." "Mach dich nur über mich lustig."
Zusammen machten sie sich auf den Weg - zur Long Long-Farm, wo die Feier statt
fand
"Kafei! Mein alter Freund." "Es ist schon sehr lange her, seit
wir uns das letzte Mal getroffen haben. Man sieht es mir an.", sagte der
Mann mit den blauen Haaren und zupfte daraus ein paar graue hervor. "Ach
",
wollte Link ansetzten, da rannte ihn fast eine Horde Kleinkinder um, die Fangen
spielten. Ein kleiner Junge fiel ihm besonders auf. Er hatte ebenfalls blaue
längere Haare. Link war ganz verblüfft. "Das ist nicht dein Sohn,
oder?" "Tja ich bin seit genau 4 Jahren stolzer Vater." "Link!",
schrie ihm eine Frau entgegen. Kaum sah er sie auf sich zurennen, war sie ihm
schon um den Hals gefallen. Ihr langes braunes Haar flatterte und die winzigen
Glöckchen um ihr Handgelenk erklangen bei jeder ihrer Bewegungen.
"Din, wie schön dich wieder zu sehen." "Oh wir sind alle
gekommen", sie ließ von ihm ab und verbeugte sich theatralisch. "Um
eurer Hoheit, mit unserem Zirkus etwas zu unterhalten." "Ja und ich
hab sogar geübt!", lachte ein Junge. Er war beinahe erwachsen, in
Kims Alter. "Na dann will ich mal sehen, was du kannst, Rish." "Ich
sage dir du wirst
" Plötzlich wurden seine Augen ganz hell und
er starrte hinter Link etwas an. Sowohl Link als auch Din folgten seinem Blick.
Eine kleine Gruppe von grünen Mädchen, die heftig miteinander diskutierten,
lief in Richtung der Pferde. Nur eines nicht. Es trennte sich von den Andern
und blickte sich schüchtern um. Sie trug im Gegensatz zu denn Andern ein
strahlend weißes Kleid.
Und genau auf sie blieb Rishs Blick haften. "Wer ist das?", fragte
er. "Das wird doch wohl nicht
" "Doch!", unterbrach
Link Dins Feststellung. "Die Heldin aus der anderen Welt? Dann sind die
Gerüchte doch wahr." "Und wie war.", bestätigte Link.
"Sie ist bezaubernd!" Mit diesen Worten ging er schnurgerade zu ihr
hin. "Weih, ob das gut geht?", überlegte Link laut. "Warum
denn?", fragte Din, die nicht wusste. Lin war nicht nur aufgeregt, nein,
sie fühlte sich auch noch fehl am Platz. Das war absolut nicht ihre Zeit.
Sie musste nur die vielen Leute um sie herum betrachten, um sich hier fremd
zu fühlen
Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich, die
sie in ihren Gedanken unterbrachen. Reflexartig drehte sie sich um, sprang etwas
zur Seite und ballte die Fäuste drohend, vor das Gesicht - eines Jungen.
Etwas überrascht, aber mit einem Lächeln auf den Lippen schaute er
ihr in die Augen. Er hatte große hellbraune Augen und aschblonde Haare.
Seine Frisur glich dem Deckel eines Fliegenpilzes. Lin musste grinsen.
Der Junge kratzte sich am Hinterkopf. "Tschuldige falls ich dich erschreckt
habe." Lin nahm hastig die Hände runter. "Nein, das war nur ein
Reflex. Sorry auch von mir." "Sorry? Ist das irgendein außerirdisches
Wort?" Lin merkte, dass das eine Anspielung auf sie sein sollte. "Ja,
es kommt aus England.", kommentierte sie. Beide mussten lachen. Der Junge
streckte ihr die Hand entgegen. "Rish ist mein Name, ich komme aus Holodrum."
Lin reichte ihm freudig ihre. "Ich heiße Lin.", mehr wollte
sie nicht sagen. Er lächelte wieder und fragte etwas zögerlich. "Du
siehst bezaubernd aus." "Danke." Lin wurde bei dem Kompliment
etwas verlegen und machte einen kleinen Knicks. Dann fragte Rish noch verlegener:
"W
wollen wir ein Stück zusammen laufen?" "Tut mir
leid, aber ich kann nicht. Ich warte hier auf jemanden
" "Genau!
Auf mich!"
Hinter Rish hatte sich eine schwarzrote Wolke gebildet und ein wutentbrannter
anderer Junge ergriff blitzschnell Lins Hand. Mit zorndurchfluteten, gelb funkelnden
Augen sah Kim den aschblonden Jungen abfällig an. "Such dir gefälligst
jemand anderen mit dem du ein Stück zusammen laufen kannst und bagger hier
nicht meine Freundin an!" Er drehte sich um und lief weg, ohne Lin loszulassen.
"Also, war schön dich kennen gelernt zu haben
", sagte sie
noch, bevor sie von Kim mit sich gezogen wurde. Perplex sah Rish ihnen nach.
"Ich glaub das verzeiht der dir nie!", erwiderte eine hohe Stimme
einer kleinen Gestalt, die auf einmal neben ihm erschienen war. Und Irgendetwas
biss ihn in den rechten Unterschenkel, worauf er mit einem Aufschrei umfiel.
Das Etwas kroch an der kleinen Gestallt empor und platzierte sich auf dessen
Kopf.
Jetzt erkannte er auch wer und was das war. Ein kleiner Junge, der Lin sehr
ähnlich war mit seinem sonnengelben Haaren und wässrigen Kulleraugen.
Auf dessen Kopf saß eine komische, übergroße Echse. "Du
musst Lins Bruder sein?" "Benny, sehr erfreut
"
"Was war denn das gerade?" "Was war was?" "Na das eben!"
"Ich hab mich nur unterhalten." "Von wegen." "Bist
du etwa eifersüchtig?" Kim starrte sie kurz an, als ob er ertappt
worden wäre, rümpfte dann aber die Nase. "Pah, bin ich gar nicht."
Lin blinzelte ihn sarkastisch an. Doch ehe sie ihre Diskussion oder was auch
immer fortführen konnten, ertönten lautstark Trompeten.
33. Kapitel
Alle Gespräche verstummten fast gleichzeitig. Rauru trat in die Menge,
vor Link und machte dann Platz
Zelda schritt mit geschmeidigen Füßen
auf ihn zu. Falls Link je in der Lage gewesen wäre, irgendetwas zu erwidern
- seine Stimme versagte ihm. Ihr Anblick war unbeschreiblich! Sie trug ein helllilafarbenes
Seidenkleid mit weißen Perlenblumen bestickt. Um ihren Hals war ein hauchdünner,
glitzernder Schal, ganz in Gelb, gewickelt. Ihr Haar war hochgesteckt und mit
winzigen Perlen besetzt worden. Darauf thronte ein Schleier, so fein wie der
Schal. Ihr Gesicht war blass gepudert und ihre Lippen von einem intensiven Rot.
Auf ihren Lidern lag ein feiner, gelblicher Glanz. Noch nie hatte Link ihre
ganze Schönheit und Stolz als Prinzessin gesehen, wie jetzt, in diesem
Moment, da das Sonnenlicht auf sie hernieder fiel und sie in ihr Licht tauchte
Wozu Link nicht mehr im Stande war wahrzunehmen: Leises Geflüster und Getuschel
ging durch die Menge. Zelda zog alle Blicke und alle Aufmerksamkeit auf sich.
Wie sie da stand, hätte sie sogar einer Göttin gleichen können,
die auf die Erde herabgestiegen war, um alle Menschen in ihren Bann zu ziehen
"Tja wir sollten mit der Trauung beginnen, bevor Link Wurzeln schlägt.",
scherzte Darunia. "Ja du hast Recht, König des Todesberges!",
stimmte ein sehr sehr alter Goron in sein Lachen mit ein. Die Menge bildete
einen Kreis um sie. "So kann ich gar nichts sehen!", beschwerte sich
Lin. "Gleich schon!", sagte Kim und nahm sie in die Arme. Bevor Lin
ihre Überraschung überwunden hatte, schwebten sie beide ein paar Zentimeter
über dem Boden. "Du
?", aber sie entschied sich, einmal
nicht zu fragen und sich einfach über ihre gute Sicht zu freuen. Link kniete
sich vor Zelda hin und küsste ihre Hand. Sie beugte sich zu ihm runter
und küsste sanft seine Stirn. Rauru stand neben ihr und hielt ein purpurnes
Kissen in der Hand.
Darauf befand sich die Krone, die, die ihr Vater einst getragen hatte. Sie nahm
sie in die Hand - und krönte den neuen König von Hyrule. Und nun waren
sie Mann und Frau! Leider hatte Zeldas Vater einen wohl größeren
Kopf gehabt als er, denn die Krone rutschte ihm tief ins Gesicht und blieb an
der Nasenspitze stecken. Die Leute in nächster Nähe brachen in Gelächter
aus. Als sich auch der Letzte beruhigt hatte, lockerte sich der Kreis aus Menschen
und die einfachen Bewohner verzogen sich weiter nach hinten, denn nun war es
Zeit für die Vereinigung der Länder! "Was ist denn die Vereinigung
der Länder?" "Sag mal, ist deine Schwester auch so neugierig
wie du?" "Hey!", trotzte Benny. Ashanti kicherte. Auch Rish lief
ein Lächeln über die Lippen. "Das wirst du gleich sehen, komm
gehen wir weiter nach vorn. "Wartet wir kommen auch!", sagte Lin und
winkte ihnen von links zu.
Sofort sahen sich Kim und Rish feindselig an. "Kim muss auch da hin.",
verkündete Lin. "Weist du wohl was die Verein
" "Ruhe
Benny!" Er streckte Lin die Zunge raus. "Ach, sieh an! Wenn haben
wir denn da!" Wenn Kims Miene noch finsterer aussehen konnte, dann tat
sie es jetzt. Er drehte sich um und fauchte die Frau hinter ihm an. "Was
willst du?" Die Frau ließ sich davon aber keines Weges einschüchtern,
im Gegenteil. Sie hatte feuerrotes Haar und braungebrannte Haut - eine Gerudo.
Was Lin aber irritierte, sie trug auch einen goldenen Stein auf der Stirn. Aber
er sah eher aus wie normaler Schmuck, es fehlte ihr an majestätischer Ausstrahlung.
"Sei doch nicht gleich so aggressiv." Sie fuhr ihm scharf durch die
Haare.
Er stieß ihren Arm weg und brüllte sie an. "Hör auf, Nema!"
"Oh, kuck mal wie groß unser kleiner Liebling geworden ist."
Sie kniff ihn in die Backe. Plötzlich bekam Nema einen deftigen Schlag
auf den Hinterkopf. "Hör auf ihn zu ärgern, er steht immer noch
über dir! Und nimm dieses elende Ding vom Kopf!" Ein halbes Dutzend
weiterer Gerudo waren zu ihnen herüber gekommen. Sie alle trugen weiße
statt gelbe Kleidung. Lin musste die Stirn runzeln um ihrem Unverständnis
Ausdruck zu verleihen. "Du bist groß geworden", wandte sich
die Frau, die Nema einen Klaps verpasst hatte, an Kim. "Als ich dich das
letzte Mal gesehen habe, warst du noch ein Säugling." "Es sind
aber auch schon viele Jahre vergangen, Leleo
"
"Ah, das ist ja süüüüüüüüüüüüüüß!"
Ein kleineres Mädchen sprang aus der Gruppe der Frauen heraus und streichelte
Valoo herzhaft. Sie kraulte ihm das Kinn, worauf er vor Wohlgefühl leise
knurrte. "Das ist ein Drachen, oder?", fragte es vergnügt. Benny
ließ sich von ihrer Begeisterung völlig fangen. "Ja, ein Dracontias!
Er heißt Valoo." "Kann er denn schon sprechen?" "Ja,
er kann Namen sagen. Sag Meinen, Valoo!" "Benny, Benny
",
stieß der Drache vergnügt aus und klatschte seine Vorderpfoten aufeinander.
"Toll", lachte das Mädchen. Aufmerksam, beobachteten sie die
Szene, die sich ihnen bot - obwohl keiner von ihnen wusste was daran so spannend
war. "Und wer seid ihr überhaupt?" Lin fuhr, wegen der plötzlich
ihr gestellten Frage, zusammen. "Warte, du bist der Sohn des Zirkusdirektoren
aus Holodrum", darauf nickte Rish. "Und du und der Bengel?"
Besonders sympathisch wirkte Nema auf sie nicht. Darum erwiderte sie frech:
"Und mit wem hab ich die Ehre?" Die Frau rümpfte die Nase. "Ich
bin Nema. Die Befehlshaberin der Gerudos in Termina!" "Termina? Gibt
es denn noch andere Gerudos?" Die Frage war Lin versehentlich herausgerutscht.
Die Frauen sahen sich an und kicherten. "Du scheinst nicht sehr landkundig
zu sein, man sieht es dir wirklich an, dass du nicht von dieser Welt bist."
"Das Gerücht ist also auch bis zu euch vorgedrungen." "Ja
und um deine Frage zu beantworten", Leleo schaute Lin an. "Schau dich
um. Es gibt von allen Rassen verschiedene Stämme, die auf der Erde verteilt
sind. Goronen gibt es nicht nur in Hyrule sondern auch bei uns und in andern
Reichen. Das gleiche gilt für die Zoras, Dekus, Menschen und anderen Wesen.
Und zusammen hat die Rasse dadurch mehrere Könige und Königinnen.
Das Volk der Gerudo allerdings unterscheidet sich von ihnen. Wir sind ein einziger
Stamm, nur etwas zersplittert. Wir haben aber nur einen einzigen König.
Und daran wird sich niemals etwas ändern." Lin sah sich um. Tatsächlich
standen Gruppen weißgekleideter Zoras, Goronen, Dekus, Menschen, Elfen
und noch mehr um Link und Zelda herum. Link unterhielt sich eifrig mit einem
älteren Mann. "Das ist doch der Held der Zeit! Er ist der neue König
von Hyrule? Das glaub ich nicht.", stellte eine der Gerudo fest. Leleo
wurde ganz ernst. "Du bist an Stelle Ganons gekommen, bedeutet das
?"
"Ja." Kims Stimme klang glatt und kalt. Dann schwiegen sie. Sogar
die Kleinen hatten aufgehört
"Hey du hast meine Frage nicht
beantwortet!", beschwerte sich Nema, doch sie wurde von einem weiteren
Anlauf von Trompetengedudel unterbrochen. Auf einmal trat einer der Zoras auf
Link zu. Es war Ruto. Sie kniete sich vor ihm nieder und sprach laut: "Mein
König, ich und mein Volk, der Stamm der Zoras des Hyrulia-Sees schwören
dir ewige Treue. Solang mein Leben blüht, werde ich dir folgen!" Link
verbeugte sich leicht und sie stand auf. Als sie wieder ihren Platz eingenommen
hatte, trat der nächste Zora hervor und sagte dieselben Worte. So kamen
nacheinander alle Stämme dran - alle bis auf einer.
34. Kapitel
"Was wirst du tun?", flüsterte Leleo ihm zu. Kim aber wusste
ganz genau was er jetzt zu tun hatte. Noch einmal atmete er tief und schritt
auf Link zu. Kurz blieb er vor ihm stehen und sie sahen sich in die Augen
dann
fiel er vor ihm auf die Knie. "König von Hyrule!... Ich weis sehr
wohl um die Taten meines Vaters. Ich selbst war dabei als du ihn besiegt hast.
Und nun, als Ganons Sohn und neuer König der Gerudos, bitte ich dich um
Vergebung." Kim beugte sich vor bis seine Stirn den Boden berührte.
"Für all das Leid und die Schmach, die euer langer Kampf gekostet
hat. Bitte bestraft mich, wenn noch immer Hass in eurem Herzen wohnt, aber verschont
mein Volk. Ich möchte meinen Stamm wieder in das Reich Hyrule einfügen
und ich schwöre, ich werde euch folgen und dienen, solange ich hier am
Leben bin!" Eine Weile herrschte Stille, wie auf einem Friedhof. Nur das
Pfeifen des Windes, der über die Grashalme streichte störte sie. Dann
merkte Kim wie er an der Schulter hoch gedrückt wurde. Link lächelte
ihn an. "Deine Worte ehren mich und ich freue mich über deine Entscheidung.
Aber
" Er reichte ihm die Hand. "Ich möchte nicht, dass
du mir dienst.
Trete vor mich, nicht als Untergebener, sondern als Freund!" Kim reichte
ihm die seine und er half ihm hoch. Valoo pfiff und klatschte in die Hände.
Das Gerudomädchen und Benny sahen sich kurz an - dann klatschten sie ebenfalls.
Der Applaus breitete sich schneller aus als ein Feuer. Als er sich wieder gelegt
hatte, ergriff Zelda das Wort. "Als Beweis unserer Freundschaft bitten
wir dich nun um etwas. Sei unser Trauzeuge, zusammen mit Lin!" Zelda winkte
sie zu sich. Taumelnd kam Lin zu ihnen. Was musste man denn als Trauzeuge tun?
Auf einem Blatt unterschreiben? Abrupt wurde ihr ein Bogen und Kim ein Pfeil
in die Hand gedrückt. Hä? Zelda hatte einen gelben Samtbeutel um das
linke Handgelenk gebunden, den jetzt öffnete und - einen Dolch daraus entnahm.
Sie packte Link an seinen Haaren, schnitt sie ab.
Dann überreichte sie ihm den Dolch und er schnitt ihr eine Haarsträhne
ab. Lin hatte nichts in dieser verrückten Zeit verstanden, aber das war
ja wohl das Sinnloseste - sie ärgerte sich immer noch über den Zwischenfall
im Wassertempel, obwohl ihre Haare wieder gewachsen waren. Nun nahm Zelda auch
noch ihren Schal ab und das Paar banden die Haare an den Pfeil, den Kim ihnen
hinhielt. "Du bist die beste Schütze, Lin. Also schieß den Peil
so weit du kannst!", sagte Zelda. Das Mädchen schaute sie noch immer
verständnislos an. "Es heißt, so weit der Peil reicht, so lang
hält unsere Liebe." "Und ich soll ihn schießen?" Beide
nickten. "Na gut
", sagte sie nach einem kurzen Zögern.
Sie griff nach dem Pfeil und spannte den Bogen. So weit wie der Peil reicht
konnte
sie so weit schießen? Plötzlich spürte sie Hände auf ihren.
Und Kims Stimme flüsterte ihr ins Ohr: "Machen wir es wie damals
"
Sie nickte. Wieder spürte sie die Kälte, aber dieses Mal war sie anders.
Sie war wie eine angenehme Brise an einem heißen Sommertag - ja, der Pfeil
wird
Sie schoss - der Pfeil flog und durchschnitt die Luft. Der Seidenschal
flatterte geschmeidig und glitzerte in der Sonne
Der Pfeil landete tief
in der Wüste und wurde nie wieder gesehen
35. Kapitel
Du bist mein! Kim lag mitten auf der Brücke, der einzigen Verbindung des
Gerudotales zum Rest des Landes Hyrule. Alle viere von sich gestreckt. Sein
Kopf war frei und leer - er dachte an nichts, über nichts nach. Einfach
den Augenblick genießen den er hatte. Plötzlich hörte er Schritte.
Eine Person wollte sich anscheinend an ihn anschleichen, vergeblich. Trotzdem
blieb er regungslos liegen. Ungefähr eine handvoll Wasser landete auf seinem
Gesicht. "Warum störst du mich, jetzt wo ich mich so entspanne?"
Er öffnete die Augen, ohne seine Lider vorher abgewischt zu haben. Eine
Frau beugte sich über ihn. Ihre Haut war braungebrannt und ihre roten Haare
waren kurz. Sogar kürzer als seine Schwarzen, die ihm mittlerweile schon
bis zum Kinn reichten. "Der Herr will dich sehen.", erwiderte sie
kurz und bündig. "Warum?", fragte er gereizt.
Dana, so hieß die Frau, stöhnte auf. "Jedes Mal wenn er mich
schickt, sagt er mir nicht den Grund. Und jedes Mal wenn ich dich informiere,
fragst du danach. Weist du wie viel unnötigen Gesprächsstoff wir uns
sparen könnten
" "Ich will nicht zu ihm!" "Was
hast du gesagt?" Kim drehte sich auf die andere Seite. "Ich gehe nicht.
Ich hasse ihn!" Dana schüttelte den Kopf. "Du solltest keine
Wörter gebrauchen, von denen du nicht weist was sie bedeuten." "Lass
mich in Ruhe!" Ungeduldig piekste sie ihm in die Seite. "Nun mach
schon! Halte mich nicht noch weiter unnötig von der Arbeit ab." Mürrisch
blickte er zu ihr auf und erhob sich. "Nun kuck nicht so." Noch finsterer
schaute er sie an. Doch sie lächelte nur. "Er ist dein Vater und du
hast seinen Befehlen Folge zu leisten." "Das müsste ich auch
wenn's nicht so wäre." "Wenn es nicht so wäre, wärst
du tot." Jetzt lächelte er auch. "Willst du mich von dem Glück
überzeugen, das ich habe?" Dana überhörte die Frage. "Hey
deine Mundwinkel sind ja nach oben gegangen - gib es zu, du hast heimlich trainiert."
Sie mussten beide lachen. Er atmete hörbar aus. "Gut, ich geh schon."
Langsam schlenderte er zur Festung. Jetzt mittags, wenn die Sonne ihren höchsten
Punkt erreicht hatte, waren die Wege und Straßen wie ausgestorben. Das
war auch verständlich. Die Sonne brannte aus voller Kraft. Kim hob den
Kopf und ließ die Sonnenstrahlen über seine Wangen streichen. Zumindest
nahm er es an, dass das passierte. Er konnte die Wärme nicht spüren,
genauso wenig die kalten Briesen, die in der Nacht die Wüste heimsuchten.
Heiß und kalt; diese Worte bedeuteten für ihn das Gleiche - etwas
was er nicht spürte, was er nicht unterscheiden konnte. Die Krankheit,
die er seid seiner Geburt hatte erlaubte es ihm nicht, kennzeichnete ihn sogar.
Seine Haut war hell, noch heller als die der Hyrulianer. Er wusste es, er hatte
ja einige von ihnen schon getötet. Kim durchschritt die Wüste, ohne
auf den Pfad zu achten. Er fand schon instinktiv den Wüstenkoloss, so oft
wie er in seinem Leben schon dorthin gegangen war. Auf einmal schreckte er auf.
Ein pochendes Geräusch war zu hören, als ob jemand auf etwas einschlagen
würde. Er änderte seine Richtung und wendete sich nach links, dem
Geräusch entgegen. Ein kleiner Mann mit braunem Lockenkopf und knallbunten
Gewändern drosch mit einem Stock immer wieder auf seinen riesigen Teppich
ein. Und immer wieder fluchte er: "Ihr Sandkörner ihr, ich werd noch
verrückt." "Seid gegrüßt, Händler." Der
Zwerg fuhr zusammen. Er drehte sich um. "Ach du bist es, Jungchen. Erschreck
mich doch nicht so." "Was macht ihr da?" "Ich klopfe meinen
Teppich aus. Er hat den letzten Sandsturm nicht so leicht weggesteckt und bis
zum nächsten muss er wieder sauber sein, sonst wird meine Ware unterm Sand
begraben." Kim kicherte.
"Ihr seid wirklich der Einzige, der verrückt genug ist sein Geschäft
an solch einem Ort zu haben." Der Händler stieß ihm ärgerlich
den Stock gegen das Schienbein. "Werd ja nicht frech. Meine Ware ist nur
vom Feinsten. Die verkaufe ich doch nicht Jedem." "Niemandem?"
"Lach du nur. Irgendwann wird ein Reisender vorbeikommen, einer der meine
Kostbarkeiten mehr zu schätzen weis als ihr Gerudos." "Na wenn
ihr meint, ich lasse euch eure Hoffnung." Kim nahm ihm den Stock aus der
Hand, holte aus und klopfte ebenfalls auf den Teppich. Der Staub purzelte nur
so heraus. "Danke Jungchen, was würde ich nur ohne dich machen."
Der Händler machte regelrechte Luftsprünge. "Aber sag, wohin
gehst du?" Da fiel Kim wieder ein, was er ursprünglich vorhatte. "Ich
muss los. Macht es gut." "Bist du auf dem Weg zum Wüstenkoloss?"
Kim nickte.
"Na dann - und danke noch mal, Jungchen." "Keine Ursache
"
Mit doppeltem Tempo setzte er seinen Weg fort. Sein Haar wehte ihm ständig
ins Gesicht. Sein schwarzes Haar! 3 Jahre war es nun schon her, seit der Scheinzauber
auf ihm haftete. Nun war er schon 9 Jahre alt. Er wusste noch genau, wie er
so das Gerudotal betreten hatte. Keine der Frauen hatte ihn erkannt, nicht einmal
Dana, seine stellvertretender Vormunde. Sofort hatten sie ihn angegriffen. Nur
Ashanti - Ashanti hatte die Andern zum Einhalt gebracht und ihn lange angesehen.
Dann war sie ihm um den Hals gefallen und die Andern hatten verstanden
Schon vom Weiten sah er die imponierende Riesenstatue zu Ehren der Priesterin
Shjra. Gerade lief er unter dem steinernen Vortor durch, da kam ihm, mit schnellen
Schritten, ein älteres Mädchen entgegen. Sie sah sehr erschöpft
aus. Zwei leere Lederbeutel hingen an ihren Hüften. "Schön, dass
du mal kommst.", fuhr Ashanti ihn an. Perplex blieb er stehen. "Der
Herr ist sehr erzürnt, weil du ihn hast warten lassen."
Kim hatte nichts zu seiner Verteidigung zu sagen. Doch sie schien gar nicht
aufhören zu wollen. "Und zieh dir gefälligst Schuhe an!"
Er sah auf seine nackten Füße und zog die Zehen an. "Warum?"
"Wie ich im Gegensatz zu dir noch Nervenbahnen habe. Mir brennen die Sohlen
schon beim hinsehen." Sie gestikulierte wild. "Ich will nicht.",
erwiderte er. "Ich will nicht", äffte Ashanti ihn nach. "Du
willst nie was! Geh schon rein, du hälst mich nur von der Arbeit ab."
Genau das Selbe hatte Dana auch gemeint. Was für eine Arbeit? "Was
ist denn los?", wollte Kim endlich wissen. Aus Ashantis griesgrämiger
Visage formte sich eine erstaunte und nachsichtige Miene. "Hat Dana es
dir nicht gesagt?" "Nun, nein." "Risaku bekommt ihr Kind!"
Kims Augen leuchteten auf und seine schmalen Pupillen weiteten sich. Ashanti
stöhnte überdeutlich. "Wir sind schon seit Sonnenaufgang hier
ach
ich wäre so gern Helferin gewesen, stattdessen muss ich Wasser holen
"
"Aber du darfst doch noch nicht bei einer Geburt dabei sein, du bist noch
keine Frau." Sie sah ihn beleidigt an. "Danke, dass du mich daran
erinnerst. Du bist dermaßen taktlos
" Sie versetzte ihm einen
freundschaftlichen Klaps auf den Hinterkopf und lief zu der kleinen Oase hinter
dem großen Felsen, der aus dem weiten Sandboden emporragte. Das Wasser
dieser Oase war rein und musste nicht mehr groß aufgekocht werden. Und
sie befand sich ganz nah am Tempel - ideale Voraussetzung um hier Kinder zu
gebären und Wunden zu versorgen. Er betrat das heilige Gebäude. Kaum
hatte er das untere Ende der Treppe erreicht, kam ihm die nächste Gerudo
entgegen. Eine, die ihr langes, rotes Haar immer unter einem weißen Seidentuch
trug - die alte Hebamme Sará. Sará hatte auch bei seiner Geburt
geholfen; sie war es gewesen, die seine Nabelschnur durchgebissen hatte.
Natürlich konnte man auch ein Messer dazu benutzen, aber das war nicht
Brauch bei den Gerudos. Mit einem Messer war es aufwendiger und das Risiko einer
Infektion höher. "Da bist du. Sag, bist du Ashanti zufällig begegnet?"
"Ja, sie holt noch mehr Wasser. Ist das Kind schon da?" Kims Stimme
klang spitz vor Aufregung. Ein neues Mitglied im Stamm war immer etwas Besonderes.
Plötzlich wurde Sará ganz traurig. "Ja", entgegnete sie
schwermütig. "Darum suche ich Ashanti auch. Sie kann sich die Mühe
sparen
es ist ein Junge."
Mit einem Schlag war Kims Freude zunichte gemacht. Er blieb steif stehen. Seine
Stimme klang monoton als er zur Frage ansetze. "Hat mein Meister schon
?"
Sará nickte. "Der Herr hat es soeben getötet
" "Darf
ich den Säugling sehen?" Sie blickte ihn verdutzt an, bejahte aber.
"Wenn du es wünscht." Sie fixierte noch kurz den Eingang und
meinte: "Soll sie ruhig noch Wasser holen, von Nöten ist es sowieso
immer." Dann drehte sie sich um und ging ihm voraus. Nur mühsam kam
sie wegen ihres hohen Alters voran. Es wurde bald Zeit für sie zu sterben,
das wussten alle.
Vor dem Kreissaal blieb er stehen und wartete bis Sará wieder zurückkam.
Kim wusste, dass er dort noch nicht hineingehen durfte. Irgendwann, wenn er
König seines Volkes war, dann musste er jeder Geburt beiwohnen und die
Jungen töten
so wie sein Meister jetzt. Die Tür ging wieder auf
und die Hebamme trat mit einem, in weiße Stofftücher eingewickeltem,
Bündel hindurch. Geschickt wickelte sie es auf. Selbst wenn er an ihren
Worten gezweifelt hätte, jetzt sah er den Beweis selbst. Die Augen des
Säuglings waren geschlossen. "Bitte, ich möchte es halten."
Zögerlich überreichte sie ihm den leblosen Körper. Er war ganz
leicht und die Haut fühlte sich noch warm und zart an. Kim konnte zwar
nicht äußerliche Kälte und Wärme unterscheiden, dies galt
aber nicht für die Wärme von Lebewesen. Seine Backen waren rosig -
es wäre bestimmt ein schöner und gesunder Junge geworden.
Seufzend gab er ihr das Baby zurück und sie begann es abermals einzuhüllen.
Ein düsterer Schatten legte sich über Kims Gesicht. Sará legte
ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter. "Der Herr ist im Gesicht der
Priesterin." Kim sah zu ihr auf und glaubte sie schwach lächeln zu
sehen. "Geh zu ihm." Er nickte und rannte los. Seine Schritte wurden
langsam und schwer, er stand vor dem Tor zur Halle mit den Säulen und dem
Plateau und mit einem Ruck öffnete er es. Schon schlug ihm eine unangenehme,
mächtige Aura entgegen. Kurz zupfte er flüchtig an seinem schwarzen
Hemd herum, dann setze er ein stolzes, ernstes Gesicht auf. Kim flog das kleine
Stückchen hoch, auf die Plattform. Ganon stand genau in der Mitte, auf
dem gelben Stern.
Anscheinend sah er sich die Runen der gegenüberliegenden Wand an. Kim ging
auf ihn zu, bis auf einige Meter und kniete sich hin. "Ich hatte schon
kurz vor Sonnenzenit nach dir schicken lassen, warum kommst du erst jetzt?",
ertönte die tiefe, gefühlslose Stimme. Sein Meister drehte sich zu
ihm um. Er senkte den Kopf. "Dana hat mich nicht gefunden." "Sieh
mich an wenn du antwortest und lüg nicht!"
Er schaute seinem Meister in die Augen. Als würde er gerade von einem unsichtbaren
Säbel zerstückelt werden, so fühlte er sich. "Verzeih, ich
habe mich aufhalten lassen
Warum hast du mich gerufen?" Ganons Blick
löste sich von ihm und wurde ganz glasig. "Erinnerst du dich noch,
als ich dir den Spiegel gezeigt habe?" "Ja, ich habe seitdem sehr
oft in einen hinein gesehen. Er zeigt mich, so wie ich bin." "Nun,
ein Spiegel zeigt dir aber nur das Äußere - dein Erscheinungsbild
"
Zeit verging bevor Kim sich traute die Stille zu durchbrechen. "Ich verstehe
nicht, was du meinst, Meister." "Steh auf." Hastig folgte er
dem Befehl. Ganon schloss die Augen und hob den Arm. Plötzlich veränderte
der sich. Aus der menschlichen Hand, wurde eine Klaue.
Die Fingernägel wurden messerscharf. "Du wirst jetzt erkennen, was
du wirklich bist!", sagte sein Meister und öffnete die Augen wieder.
Kim trat ein paar Schritte zurück. Sie waren von einem so intensiven Rot,
das Kim bleich geworden wäre, wenn seine Haut nicht natürlich so war.
Ganon fing an zu lachen. "Warum willst du fliehen?" Und im nächsten
Moment rannte er auf ihn zu. Kim sprang panisch zur Seite und knickte um. Ganons
Klaue schlug, dort wo er noch gerade gestanden hatte, ein großes Loch
in den Boden. Kim stand auf und wollte vom Plateau runter zur Tür springen,
aber kaum hatte er die Kante erreicht, stieß er gegen eine unsichtbare
Barriere - ein Bannkreis! Nichts konnte die Plattform verlassen - er auch nicht.
Doch um sich vom Grauen packen zu lassen blieb ihm nicht die Zeit. Schon stand
Ganon hinter ihm und schlug ihm hart den Ellenbogen in den Rücken. Keuchend
schleifte er sich von seinem Meister weg. Kim quälte sich auf die Beine.
"Was soll das? Stell dich mir!" "Ich kann nicht
" "Hast
du so große Angst?" Ganons Gesicht veränderte sich. Ein Ausdruck
wie ihn Kim noch nie gesehen hatte. Eine höhnische Freude, als ob er Kim
leiden sehen wollte. Ganon holte mit der Klaue aus und
Kim prallte zurück.
Er hatte nicht einmal schreien können. Das schwarze Hemd war zerrissen.
Eine tiefe Wunde verlief quer über seine Brust. Blut quoll heraus und färbte
seine Kleindung ein. Er stützte sich auf die Hände.
Das Blut tropfte auf den Boden und bildete schnell eine Lache. Sein Atem ging
schnell, zu schnell als dass er sprechen, geschweige denn denken konnte. Sein
Kopf pochte als würde er gleich zerspringen. Sein Meister lachte leise.
"Jetzt wirst du es spüren
" Und als ob diese Worte das Startsignal
gewesen waren, setzte sich ein Gefühl ein. Eine Wut, die aufbrodelte und
sich in seinem Körper ausbreitete, die ihn ausfüllte. Kim begann heftig
zu zittern. Ein gleißender Schmerz durchfuhr ihn. Kim fasste sich an den
Kopf und schrie. "Aufhören! Ich will das nicht!" Seine Augen
füllten sich mit Flüssigkeit. Sein Gebiss tat weh. Zwei spitzte Eckzähne
schlitzten ihm die Zunge und Wangeninnenwände auf. Und seine Finger- und
Fußnägel wurden schneidend. Kim stürzte vor und griff an. Doch
Ganon wich seinen Attacken geschickt aus. Er merkte wie seine Krallen die Luft
zerschnitten.
"Na, was ist los? Kannst du nicht besser zielen?", verhöhnte
ihn sein Meister. Die Kraft in ihm überflutete seine Gedanken, seine Wahrnehmung.
Er holte zu einem noch stärkeren Schlag aus. Sein Arm sauste nach vorn
auf Ganon zu. Plötzlich packte sein Meister ihm an das Handgelenk. Der
Schlag war abgeblockt
Kim zitterte am ganzen Leib. Er hatte Gänzehaut,
als ob sich ein unangenehmer Schleier auf die Haut legte. War das Kälte?
Seine Knie gaben nach. Noch immer floss Blut aus seiner Brust. Der Schmerz benebelte
seinen Kopf. Ihm wurde schlecht und vor seinen Augen verschwamm das Bild. Das
einzige was er noch hörte war wie die Tür aufging und sein Meister
irgendetwas sagte.
Er musste nur sehr kurz das Bewusstsein verloren haben. Er spürte, dass
die Kraft in ihm endlich verschwunden war. Seine Zähne fühlten sich
auch wieder normal an. Als er die Augen öffnete, war Dana über ihn
gebeugt und wusch den Riss auf seiner nackten Brust aus. Sie schüttete
Wasser aus einem Krug und fuhr mit der Hand drüber. Als er sich bewegen
wollte, bemerkte er dass seine Arme und Beine von vier Frauen fest auf den Boden
gedrückt wurden. Kim konnte sich nicht bewegen. Er sah zu Ashanti, die
seinen linken Arm festhielt.
Sie drehte ihr Gesicht weg, als ob sie nicht ertragen konnte, was jetzt passieren
würde. Dana stand auf. "Die Wunde ist gereinigt.", erwiderte
sie knapp. Ganon stand mit dem Rücken zu ihnen, er hatte aus seiner Magie
ein kleines Feuer geformt, da es um seine Hand knisterte und leuchtete. Kim
wusste nicht was mit ihm geschehen werde, wurde aber zusehends nervöser.
"Was macht ihr mit mir?", fragte er. "Schhht, beruhige dich!",
forderte ihn eine der Gerudo auf. Ganon drehte seinen Kopf und blickte sie aus
dem Augenwinkel an. "Haltet ihn gut fest!" Er drehte sich ganz zu
ihnen um. Jetzt sah Kim was er in der Hand hielt. Nadel und Faden! Er hatte
die ganze Zeit über die Nadel erhitzt, um sie zu desinfizieren.
"Nein, lasst mich!" Kim schüttelte sich wild. Aber die Frauen
hielten ihn eisern am Boden. Sein Meister beugte sich zu ihm runter und zog
geschickt einen Faden durch das Loch der Nadel. "Nein! Mach das nicht!",
schrie Kim. Tränen flossen ihm über die Wangen. Panisch schauderte
er und versuchte immer noch sich zu befreien. "Sei still, du Dummkopf!",
befahl ihm sein Meister. "Ich muss die Wunde zunähen, sonst wird sie
nicht richtig verheilen können." Nun hatte Kim schon zu viel Blut
verloren, als dass er sich noch weiter wehren konnte. Leicht bibbernd sackte
er zusammen. Kim presste die Zähne aufeinander und kniff die Augen zusammen.
"Schau hin wie ich das mache!", ordnete Ganon an. Widerstrebend nickte
er und blinzelte. Leise Schlurzer hallten von den Wänden. Die Nadel stach
in seine Haut. .....................................................................................................................
Kim saß wie ein Häufchen Elend gegen das Bein seines Meisters gelehnt.
Der Riss war vollständig zugenäht und blutete nicht mehr. Aber der
Schmerz war noch immer da, war noch stärker geworden. Ganon massierte seine
Schultern und er starrte auf seine eigenen Füße. Als Ganon einen
bestimmten Punkt auf seinem Rücken berührte, zuckte Kim zusammen.
"Du hast dir einen Nerv eingeklemmt.", meinte sein Meister gleichgültig
und beschäftigte sich mit der Stelle. "Jetzt ist deine Macht erwacht,
du musst sie nur noch unter Kontrolle bringen." Eine Weile schwiegen beide.
"Ich werde die Macht nicht mehr einsetzten, nie mehr!", widersprach
Kim dann.
Ganons Hand zischte an seinen Kopf und zog stark an einer seiner schwarzen Haarsträhnen.
Mit der andern zog sein Meister einen Dolch aus dem Schuh und schnitt sie ab.
Wieder griff er nach der Nächsten und trennte sie ab. Nacheinander fiel
Kims Haar auf den Boden. Kim wusste ganz genau, dass Ganon absichtlich so arg
an seinen Haaren zog, wagte aber nicht sich zu beklagen. Lange herrschte Stille.
Bis Ganon sie durchbrach. "Du darfst gehen wohin du willst. Du darfst sagen
was du willst
Aber in dieser Sache hast du mir zu gehorchen!" Sanft
streichte er über Kims frisch gestutztem Haar. "Vergiss nicht, du
bist der Ton und ich der Töpfer." Dann gab er ihm einen Kuss auf den
Kopf und flüsterte: "Du bist mein
"
36. Kapitel
"So war das also
" Kim schaute ihr in die Augen, aber irgendwie
kam es ihr vor als sähe er durch sie hindurch - so glasig war sein Blick
geworden. Die Sonne war fast untergegangen und sie saßen am See und ließen
die Beine im Wasser baumeln. Ihre Kehle war vollgefüllt mit Fragen und
sie überlegte, welche sie zu erst stellen sollte. "Warum tötet
ihr alle Jungen die geboren werden?" "Es sind nicht alle. Es dürfen
eben nur die überleben, die die Macht vererbt bekommen haben." "Und
was ist diese Macht?" "Maaku hat die Geschichte der Wüstenpriesterin
erzählt
Sie ist das Vermächtnis der Shjra, ihre magische Kraft."
"Also war Ganon derselbe wie der Sohn der Shjra und Link der Halbbruder?"
Kim schwieg.
Auf einmal traute sich Lin nichts mehr zu fragen. "Er hat mich so gesehen
dein
Bruder
" "Ich hab ihm von Anfang an nicht seine Story geglaubt
",
dann fiel ihr etwas auf. "Sag mal, wie kannst du dich verbrennen, wenn
du doch nicht Wärme und Kälte spürst?" Flüchtig grinste
er, dann war sein Gesicht wieder ernst. "Nur weil mir nie, vom Wetter her,
heiß oder kalt ist, heißt das noch lange nicht, dass ich immun dagegen
bin." "Ach so
" Sie zitterte, als das Gesagte vor ihrem
geistigen Auge Gestallt annahm. "Was hat eigentlich mehr wehgetan - als
dir die Wunde zugefügt wurde oder als sie zugenäht wurde?" Bei
uns näht man auch Wunden zu, dachte sie. Aber ohne Narkose oder örtliche
Betäubung doch nicht
allerdings was gab es früher denn schon
für Alternativen
Kim überlegte kurz. "Das Erste."
"Und warum hast du erst dann
geschrieen und geweint?"
"Es war nicht der Schmerz der mir Angst gemacht hat." Kims Antwort
kam schnell und klang ein wenig, als sei er empört. "Warum dann?"
Lange starrte er auf das Grab, das noch unverändert war. Die Klinge schimmerte
silbrig und die Mütze wehte im Wind. "Ich hatte Angst davor, mich
von ihm heilen zu lassen." Er sah Lin an, dass sie das nicht begreifen
konnte. "Nur wenn die Andern dich fürchten, kannst du sicher sein,
dass sie zu dir stehen
" "Das ist doch Quatsch!" "Ja?"
"Aber sicher. Wie soll man zu jemandem halten, wenn man Angst vor ihm hat",
sagte sie. "Vertrauen hat mit Freundschaft und Treue zu tun. Immerhin ich
vertraue dir, ohne Angst vor dir zu haben." "Du kannst also zu niemandem
stehen, den du fürchtest?" Sie blickte auf ihre Füße und
nickte. "Dann solltest du nicht zu mir stehen." "Warum?"
Sie sah auf und erschrak - wieder hatte er die kalten Augen, die jedes Gefühl
von ihm überdeckte. "Darum. Ich bin ganz sicher nicht so wie du denkst
und ich sage dir - du
" "Kim!" Er brach ab und sah sie an.
"Halt die Klappe, du redest nur Müll!" Wieder verging eine Weile,
in der sie nur still nebeneinander saßen. "Eigentlich darf der König
der Gerudos keine Kinder haben. Ganon hat die Regeln gebrochen und mich trotzdem
nicht umgebrachte, er hat mich aufgezogen
" "Vielleicht wollte
er einen Sohn haben
" Darauf erwiderte er nichts. Lin fiel noch eine
Frage ein, eine wohl etwas ihr Peinliche
"Sag mal, wie
habt
ihr denn
naja
Nachwuchs? Na
wenn ihr keine Männer im Volk
habt?" Und jetzt hielt Kims Grinsen - noch schlimmer - es wirkte richtig
hinterhältig und eklig. "Wir Gerudos haben einen Ruf als Diebe und
Plünderer
", sagte er hämisch. Sie sah ihn erschrocken an
und etwas lief ihr kalt den Rücken runter. Plötzlich merkte sie wie
sie nach hinten knallte. Kim beugte sich über sie und drückte ihre
Arme zu Boden.
"Kannst du es dir nicht denken?", kicherte er. Lin rief knallrot an
und stieß ihm ihr Knie zwischen die Beine. Vom Schmerz durchzuckt kippte
er auf die Seite und kringelte sich zusammen. Trotzdem hielt sein Lachen an.
Lin war aufgesprungen und drehte ihm den Rücken zu. "Jetzt kann ich
es mir denken!", antwortete sie. Jäh stand auch er auf und wurde wieder
ernst. "Wirst du in deine Zeit zurückkehren?" Lin wandte sich
zu ihm um. "Ich muss. Meine Eltern und Großvater machen sich bestimmt
schon Sorgen
außerdem
gehöre ich hier nicht her."
"Ich verstehe." "Wirklich so gern ich bei dir bleiben würde,
ich
" Kim wandte sich abrupt zum Gehen um. "Warte, wo willst
du hin?" Doch er schaute nicht zurück. Ja, dachte er. So ist es am
Besten. Geh und komm nie mehr hierher
Der Tag der Abreise folgte
"Ich will aber nicht weg von euch!"
Benny klammerte sich an Ashanti und Valoo gab ein quengelndes Quicken von sich.
"Aber Benny, willst du denn nicht nach Hause? Zu deiner Familie und deinen
Freunden?" Benny nickte nach einigem Zögern. "Dann tu mir noch
einen Gefallen, du musst Valoo das Fliegen beibringen, ja?" "Natürlich,
ich verspreche es dir." "Machs gut, Valoo!", meinte der Junge.
Auch Lin nahm den Drachen in die Arme und drückte ihn. "Tschüs
mein Kleines!" "Benny! Benny, Lin!" Zum ersten Mal hatte Valoo
ihren Namen richtig ausgesprochen, doch heiterte es sie nur wenig auf. Sie lächelte
ihn etwas gequält an. "Vergiss meinen Namen nicht! Und lass das K
immer weg, ja?" "Lebt wohl, ihr beiden
" Auch Zelda war
den Tränen nahe. "Hey es war super mit euch! Wir werden euch ganz
arg vermissen, Gefährten!", sagte Tael stolz.
"Und denk gefälligst bevor du handelst!", meckerte Taya, aber
jeder merkte ihr an, dass sie nur ihre Trauer überspielen wollte. Alle
Weisen und einige Bewohner verabschiedeten sich von ihnen. Nur einer fehlte
Link kam auf Epona zu ihnen geritten. Er sah Lins enttäuschtes Gesicht.
"Na du hast mich ja gern.", scherzte er, aber es heiterte sie nicht
auf. Sie striegelte Epona den Hals, die an einer ihrer Haarsträhnen leckte.
"Er ist so ein Trottel
", redete sie vor sich hin. "Sag
so etwas nicht. Es fällt ihm bestimmt auch sehr schwer, immerhin wird er
dich nie wieder sehen." Lin sah zu Zelda auf. "Trotzdem, das ist doch
keine Ausrede! Er hätte sich wenigstens von mir verabschieden können."
"Vielleicht verabschiedet er sich nicht, weil er nicht kann." "Was
meinst du damit, Link?" Doch Link spielte bereits auf der Okarina der Zeit.
Die Hymne der Zeit
Die Geschwister wurden in ein gleißendes, blaues
Licht getaucht und hoben ab. Link griff nach ihren Händen, ohne selbst
auch abzuheben. "Ich wünsche euch ein schönes Leben und eine
Zukunft voller Licht!" Lin liefen Tränen übers Gesicht. "Beantworte
mir noch eine Frage." Link nickte. "Warum wurde mein Wunsch erfüllt,
obwohl Ganon das Triforce berührte?" Link lächelte ihr zu. "Nicht
der Wunsch, der als erstes das Triforce berührt, sondern der Größte
wird erfüllt
" Dann ließ Link sie los und sie flogen in
ein weißes Nichts - zurück in ihre Zeit
Klack, klack und wieder klack, klack. Kim nahm den nächsten Stein und wollte ihn gerade die Statue im Wüstentempel, auf der er saß, herunterwerfen, als er hörte wie die Tür auffuhr. "Lasst mich allein, Held der Zeit!" "Komm herunter, ich muss mit dir reden." Widerwillens sprang Kim herunter und landete weich auf dem Steinboden. "Lin und Benny sind schon weg, nicht wahr?" "Gerade eben aber ich bin wegen etwas anderem hier." Kim sah überrascht auf. "Ach ja? Wegen was?" Link überreichte ihm den Gegenstand. "Ich bin hier um den letzten Wunsch deines Vaters zu erfüllen. Das hat er mir kurz vor seinem Tod gegeben." Es war ein zusammengefaltetes Blatt. Kim entfaltete es und sah was drauf war. Eine Lin, die jedem Betrachter ein strahlendes Lächeln schenkte. Link war sich nicht sicher, aber er meinte einen kurzen Augenblick - ein Wimpernzucken - lang, Schrecken und Angst in Kims Augen zu sehen. Dann aber lächelte er und sagte: "Danke, es ist von großer Bedeutung für mich " "Ich hab zwar keine Ahnung was das soll, aber ich will es auch gar nicht wissen. Es ist vorbei und das reicht mir." Dann veränderte sich Links Stimme. Sie wurde dunkler, bedrohlicher. "Hau jetzt ab, wir brauchen dich hier nicht!" Kim sah ihn an - er grinste. "Habt Dank Eins noch", er nahm den Stein vom Kopf und reichte es dem Helden der Zeit. "Gebt das bitte Naboru." Link nahm es. "Das mache ich."
Als Link den Tempel verließ, stand Naboru bereits da und wartete auf ihn. "Ist er weg?" Er überreichte ihr das goldene Diadem. Sie drückte es ganz fest und fing an bitterlich zu weinen. Link nahm sie in die Arme, bis sie sich beruhigt hatte. "Du hast es die ganze Zeit gewusst. Du wusstest wer er ist " "Schon seit unserer ersten Begegnung...Warum hast du ihm nicht gesagt, dass du seine Mutter bist?" Sie drehte sich um und sah in den Sonnenuntergang. Die Strahlen durchdrangen ihre geschossenen Lider. Und sie spürte die Sandkörner auf ihrer Haut. "Ich wollte nicht, dass er mit dem Gefühl geht, etwas hier zurückzulassen "
37. Kapitel
Sie waren wieder hier - in der Zukunft - angekommen. Komischerweise war nicht
eine Stunde vergangen, seit sie in der anderen Zeit gewesen waren, sie sind
noch in derselben Nacht nach Hause gekommen. (Naja, schließlich war ja
in der Vergangenheit Zeit vergangen
) Und in derselben Nacht, waren auch
ihre Mutter und ihr Großvater aufgewacht. Das Krankenhaus hatte sie noch
für zwei Tage, zur Beobachtung, behalten, aber es hatte keine Anzeichen
für weitere Anfälle gegeben. Das war nun schon eineinhalb Jahre her
Piep
piep
klingelte der Wecker. Lin stellte ihn aus und drehte sich
auf die andere Seite. Wieder hatte sie geweint. Du Idiot
du Blödmann
"Lin, du kommst noch zu spät zur Schule." Sie ignorierte die
Worte ihres Bruders. Bis sie merkte wie die Decke wegflog. Sie drehte sich zu
ihm um - er ließ schon wieder die Decke schweben. "Gib nicht so an
mit deinen magischen Kräften!", schnauzte sie ihn an. Die Decke fiel
herab und er setzte sich auf die Bettkante. "Du vermisst Kim sehr
"
Sie antwortete nicht. "Ich weis wie du dich fühlst. Ich vermisse
"
"Das ist es nicht!" Sie richtete sich auf. "Ich hätte nicht
gehen sollen
ich hätte dort, bei ihm bleiben sollen!" Wieder
lief ihr Tränen übers Gesicht. "Aber du weist doch genau, dass
das nicht geht. Dich hätte es hier nie gegeben, wenn du dort geblieben
wärst."
"Ach Benny, ich werde Kim nie wieder sehen." Am Frühstückstisch
angekommen ließ sie sich auf einen Stuhl plumpsen und schlürfte lustlos
ihre warme Milch. "Lin, du musst etwas essen.", forderte ihr Vater
sie auf, bevor er sich wieder seiner Zeitung zuwandte. Dann fiel Mutters Blick
auf sie - auf ihren linken Handrücken! "Hast du dieses Zeug immer
noch nicht weggewaschen?" Lin umklammerte ihre Hand. "Das ist wasserfeste
Farbe! Beschwer dich bei Benny, er hat mir das Zeug draufgemalt."
Eine bessere Ausrede für das Triforce war ihr nicht eingefallen, außer
ihrem Bruder die Schuld in die Schuhe zu schieben. Und natürlich - das
tragische Schicksal aller kleinen Geschwister - hatte er keinen Ärger bekommen
Auch in der Schule wollte ihr Trübsaal nicht verfliegen. "Was ist
los, Lin?", fragte Jenny besorgt. "Du hast schon lang nicht mehr gelacht."
"Also langsam müssen wir uns Sorgen um dich machen. Normalerweise
läufst du doch über vor Energie.", sagte Maria. "Und wo
ist eigentlich dein Stofflumpen vom Kopf hin?" "Zu Hause, auf dem
Schreibtisch
", brummte Lin. Ihre ganzen Freundinnen hatten sich wieder
um sie versammelt. "Nein, es ist nichts. Mir geht's gut, seht ihr?"
Sie setzte ein breites Grinsen auf. "Puh, gut dass wir deine Freundinnen
sind, sonst wären wir glatt drauf reingefallen. Also was ist los?"
Von wegen, ihr fallt doch immer noch drauf rein, sagte Lin in Gedanken. "Na
gut, meine Mutter hat mich zum Ballett angemeldet. Und ab übermorgen muss
ich dort immer hin."
"Was? Das kann sie doch nicht machen!" "Sie meinte, wenn ich
schon popig tanzen kann, schadet es nicht auch noch elegant zu tanzen.",
log sich Lin zusammen. "Ist ja peinlich.", quietschte Maria. "Also
ich weis nicht was ihr habt.", schaltete sich Sabrina ein. "Ballett
ist bestimmt nicht so schlimm wie wir alle denken." Lin schüttelte
den Kopf. "Ich will es trotzdem nicht machen. Irgendwie muss ich ihr das
aus dem Kopf schlagen." "Wir werden dich mit allen Mitteln unterstützen,
wenn du Hilfe brauchst.", versicherte Jenny. "Danke!" Und schon
war alles wieder im Reinen. Vielleicht, überlegte Lin. Sollte ich lernen,
mir meine Gefühle nicht so offensichtlich anmerken zu lassen.
"Hey, heute Nachmittag trainiert doch unsere Basketballmannschaft am Hartplatz.
Wollen wir hin und zuschauen?", schlug Maria vor. "Seit wann interessiert
du dich den für Basketball?", kommentierte Lin sarkastisch. "Tu
ich nicht. Aber der Neue spielt jetzt auch in der Mannschaft!" "Ach
wirklich?" "Ist nicht wahr." Hysterisches Gekreische überfiel
Lins Freundinnen. "Hä? Was für ein Neuer?", wunderte sich
Lin. "Ach Lin!", stöhnte Jenny. "Du bekommst echt nie was
mit. Ein Junge is vor zwei Tagen in die 11c gekommen. Der ist voll süß!"
"Wie der aussieht, zum dahin schmelzen.", bestätigte Sabrina.
"Und habt ihr seine Augen gesehen? Die sind doch einmalig!", schwärmte
auch Maria. "Also ich denke, er benutzt solche Kontaktlinsen. Die sind
jetzt trendy." Lin räusperte sich, betont teilnahmslos. "Ihr
seid echt kindisch. Wenn ihr euch hören würdet
" "Pah,
schau ihn dir doch mal an! Wir werden ja sehen was du dann sagst." "Tut
mir leid, kein Interesse.", blockte Lin ab. "Ach Lin! Sei keine Spielverderberin
und komm mit." "Ich sagte doch NEIN!"
38. Kapitel
Am Nachmittag waren sie auf dem Weg zum Hartplatz. Wie hab ich mich nur dazu
überreden lassen, fragte sich Lin noch immer. Toll, sie würde viel
lieber zu Hause sitzen und weiter traurig sein, stattdessen war sie auf Jungsjagt,
obwohl sie doch nur einen wollte - und den sah sie nie wieder
Schon von
weitem hörten sie laute Schreie und Jubelrufe.
So viele, dass sie ineinander überzugehen schienen. Sie waren nicht die
einzigen Zuschauer, es waren noch viel mehr Jungs und Mädels da. Noch war
es warm und man konnte sich auf die Wiese setzen und reden, spielen, lachen.
Und am Hartplatz spielten verschieden aussehende Jungs, in dieselben Trikots
geworfen, wild auf den Korb zu. Auf einmal packte sie eine Hand von hinten und
hielt ihr den Mund zu. Sie erschrak heftig und der Schrei, den sie nicht ausstoßen
konnte, kam aus Jennys Kehle. "Na ihr, sucht ihr mich?" Lin drehte
sich um und verpasste dem Jungen eine. "Ganz sicher nicht, Marco!"
Marco war nicht nur der Mannschaftskapitän, sondern auch noch ein machomäßiges
Großmaul. Lin konnte ihn nicht ausstehen. "Lin, so feurig wie immer!"
Über seinen eigenen Kommentar lachend und breitbeinig ging er zu den Andern.
"Ah, da ist er!" Maria deutete mit dem Finger. Lin folgte ihrem ausgestreckten
Arm. Einer der Jungen rannte, mit dem Ball trippelnd, auf den Korb zu.
Er packte den Ball, setzte zum Sprung an und riss ihn mit in die Höhe.
Der Ball donnerte durch den Ring und knallte auf den Boden. Der Junge hang noch
einen Moment in der Luft. Sein kurzes, feuerrotes Haar flackerte um sein Gesicht.
Sein bleiches Gesicht, mit haufenweise rotbraunen Sommersprossen auf der Nase.
Er sah zu ihr rüber - mit seinen gelben Katzenaugen. Lin hatte nicht einmal
mehr Luft holen können und sie merkte wie ihr Herz fast unerträglich
schnell schlug. Dann ließ er los und landete ebenfalls auf dem Boden.
Die Andern umkreisten ihn und schlugen ihm kumpelhaft auf die Schulter. "Hey
Kim, das war krass!" "So gewinnen wir das nächste Spiel ganz
sicher!" "Na wenigstens is dir diesmal eingefallen zu trippeln.",
scherzte Marco. "Ich muss zugeben, dass es mir ziemlich schwer fiel den
Ball mit dem Boden zu teilen."
Kim setzte eine ganz weinerliche Visage auf und alle lachten. "KIM!!!",
schrie eine Mädchenstimme. Erschrocken wandte sich die Mannschaft um. Lin
war gerannt, verlangsamte aber ihre Schritte. Sie konnte es immer noch nicht
glauben. Sie schupste die Jungen, die ihr im Weg standen einfach beiseite. Murmelnd
machten sie Platz. Lin stand dem Jungen jetzt genau gegenüber. "Hallo,
Lin. Lang nicht gesehen.", sagte er. Seine Augen, die Pupillen dünne
Schlitze, so warm
Ihre Augen füllten sich mit Flüssigkeit. "Bist
du es wirklich, Kim?" Sie fasste ihm an die Brust und spürte durch
das Shirt hindurch die Erhöhung - die Narbe! Dann ließ sie ihren
Tränen freien lauf. Sie fiel ihm um den Hals. "Ich hab gedacht ich
würde dich nie wieder sehen!" Und sie schlurzte laut. Er umarmte sie.
"Ich kann dich doch nicht alleine lassen."
"Was geht denn da ab?", flüsterte Marco seinem rechten Nebenmann
zu. Ihre Freundinnen bauten sich vor ihr auf. Alle mit wütenden Gesichtern.
"Was für ein menschenähnlicher Ballettunterricht
"
"Mit dir reden wir nie wieder!" "Ähm
" Leider
fiel Lin nichts weiter ein. "Ja, ja, du wirst viel Zeit haben, dir eine
Ausrede einfallen zu lassen!" Und völlig perplex mussten die Jungen
mit ansehen wie auch sie von Lins Freundinnen weggezogen wurden. Kaum merklich
streckte Jenny Lin den Daumen nach oben. D-A-N-K-E formte Lin mit ihren Lippen.
Sie liefen den Park entlang, bis zum See und setzten sich an dessen Ufer. Wie
oft waren sie schon am Ufer des Hyrulia-Sees gesessen.
"Wie bist du hierher gekommen?", platzte es aus ihr heraus. Er grinste
- sogar etwas verlegen. "Der Held der Zeit hat mir erlaubt in deine Zeit
zu kommen. Er meinte ich sei nicht wichtig für die Vergangenheit, aber
für
" "Mich.", flüsterte sie. "Entschuldige,
dass es so lange gedauert hat, war ziemlich schwer dich in dieser großen
Welt zu finden
Sie ist komisch
deine Welt." "Nix da! Hier
bist du der Komische!", grinste sie. Und er grinste ebenfalls. "Ich
mag dieses Spiel - den Ball in das runde Loch werfen." "Du hast auch
ziemlich schnell Freunde gefunden." "Ja, die haben mich angesprochen.
So Welche zu haben ist echt lustig." "Was ist jetzt eigentlich mit
deiner Hand?", fragte sie ungeniert und deutete auf den grauen Handschuh,
der sie komplett verhüllte. Auch Kim sah auf den Handschuh und erwiderte.
"Naja, sieht nicht so gut aus. Dauert noch eine Weile bis es verheilt."
"Da fällt mir was ein!", erinnerte sich Lin plötzlich und
Kim ahnte nichts Gutes. "Du hast mir versprochen mir später zu sagen,
was Ganondorf bedeutet. Jetzt ist später! Also?" "Hey, ich sagte
vielleicht später!" "Ach komm, biiiiiitte!", bettelte Lin
und Kim verzog wieder das Gesicht. "Aber wehe du nennst mich dann so!"
"Ehrenwort!", versprach Lin, streckte Zeigefinger und Mittelfinger
empor und überkreuzte sie. "Was bedeutet das?", fragte Kim misstrauisch.
"Oh, das macht man so, wenn man etwas verspricht." Irgendetwas warnte
ihn trotzdem davor ihr zu glauben. "Es bedeutet
neugeborenes, schwarzfarbenes
Kätzchen
" Lins Augen wurden noch runder als sie sowieso schon
waren. "Süß! Was für ein niedlicher Name!" Kim kniff
die Augen zusammen.
"Er ist schrecklich, was für eine Schande so zu heißen!"
"Also ich weis nicht was du hast. Ich finde du hast denn tollsten Namen
der Welt
Ganondorf." "Hey, du hast geschworen mich nicht so zu
nennen." Lin tat demonstrativ als überlege sie. "Hab es mir anders
überlegt, Ganondorf." "Hör auf!" "Was hast du
denn, Ganondorf?" "Rahh, mach mich nicht wütend!" Sie stand
auf und rannte weg. Dabei rief sie lautstark: "Ganondorf, Ganondorf
"
Und Kim eilte ihr nach, faste sie und hielt ihr den Mund zu. Sie bekam fast
keine Luft, nicht wegen dem Mundzuhalten - wegen dem Lachen. Zu zweit gingen
sie zu Lin nach Hause. Wieder musste sie an ihm ziehen, damit sie noch heute
ankamen.
"Meinst du nicht, dass die sich erschrecken werden?" "Warum denn?
Denkst du die erkennen dich, oder was?" "Kann doch sein, jetzt ohne
den Scheinzauber." "Ach komm, meine Eltern doch nicht. Außerdem
weis überhaupt niemand von deiner Existenz
" Lin zog ihren Schlüssel
aus der Hosentasche und wollte gerade aufsperren, als Kim sich eifrig an den
Beinen kratzte. "Was ist denn?" Er sah auf. "Nichts
dieser
Stoff ist grässlich!" Lin lachte wieder. "Den nennt man Jeans.
Du gewöhnst dich dran." Sie drehte den Schlüssel im Schloss um
und betrat den Flur. "Hallo! Lin ist da!" Das war Standart in ihrer
Familie sich anzukündigen, sobald man zu Hause war und was darauf folgte
auch. "Mama ist in der Küche!", rief eine Frauenstimme. "Benny
im Wohnzimmer!", flötete eine Jungenstimme. "Großvater
ebenso!", brummte eine alte, dunkle Stimme.
"Was war das denn?", staunte Kim. "Unser Begrüßungsritual.",
erklärte ihm Lin. "Aha
" Benny stolperte aus der rechten
Tür. "Du Lin, kannst du
" Dann verstummte er abrupt und
rieb sich ungläubig die Augen. "Das ist jetzt aber nicht der, der
ich denke, der er ist
" "Falls du an mich gedacht hast, dann
bin ich der.", grinste Kim. Wieder rieb sich Benny die Augen. "Bist
du es wirklich, Kim?" "Ein paar Jahrhunderte älter, aber sonst
immer noch Derselbe." Benny kam auf ihn zu, warf sich theatralisch um sein
Bein und setzte einen hohen Ton auf. "Oh Kim, wein, heul. Ich hab gedacht
ich könnte nie wieder mit dir knutschen!" Wie ein Blitz traf die Beiden
die Erkenntnis.
"Du hast uns damals beobachtet!" "Natürlich!", sagte
er frech. Lin war nahe dran ihren kleinen Bruder zu erwürgen. "Was
ist denn hier für ein Radau? Lin, streitest du dich wieder mit deinem Bruder?"
(War ja klar, dass ihr Name wieder als einziges fiel!) Ihre Mutter steckte den
Kopf in den Flur - die Küche befand sich auf der linken Seite. Auch sie
verstummte, von dem Gast überrascht. "Hm? Wer bist du denn?"
Kim verbeugte sich kurz. "Kim Koboshi!" "Koboshi?", wollte
sich die Frau vergewissern. "Die Familie, die vor kurzem im Haus gegenüber
eingezogen ist?" "Ja, genau." Gegenüber? Auf der anderen
Straßenseite? Lin hatte ihn ja noch überhaupt nicht gefragt, wo und
wie er jetzt lebte. ,"Ja und er ist Lins Freund, weist du Mama und
"
Lin hielt ihm den Mund zu, aber er sprach unbekümmert weiter. "Mama,
bitte lass mich ihm eine runterhauen!" Von dem Aufruhr im Gang neugierig
geworden, kam auch Großvater hinzu. "Lin hat einen Freund?"
Gemütlich tappte er auf Kim zu und musterte ihn. "Hm, da hast dir
ja einen wirklich gut aussehenden Jungen ausgesucht. Alle Achtung!" Kim
blickte ihn perplex an. Lin dagegen wütete: "Seit wann begutachtest
du denn meine Freunde?" Ihre Mutter wollte zurück in die Küche.
"Wenn ihr euch ins Wohnzimmer setzt, der Kuchen ist gleich fertig. Ich
hoffe du magst Zitronenkuchen, Kim." "Ähm
" Aber dann
wurde er schon ins Wohnzimmer gezogen.
Auch Lin war bei Kim zu Besuch gewesen. Sie hatte erfahren, dass er von einem
älteren Dojomeister aus Japan, adoptiert worden war. Die Frau war früh
gestorben und die Ehe kinderlos geblieben. Jetzt assistierte Kim ihm bei seinem
Karateunterricht
Sie waren Kopf an Kopf auf der Wiese im Park - Lin, Kim
und Benny. Die beiden Jungen lagen auf dem Rücken und Lin warf ihnen immer
wieder Weintrauben in den Mund. "Ist das Leben nicht schön und einfach?",
seufzte Benny zufrieden und streckte. "Ja, besonders einfach - wenn man
Magie einsetzten kann!", trotzte Lin und legte sich ebenfalls auf den Rücken.
Kim beäugte sie aus dem Augenwinkel. "Stimmt doch gar nicht!",
verteidigte sich Benny.
"Ach ja? Ich habe dich doch neulich beim Zimmeraufräumen gesehen.
Du hast keinen Finger gerührt! Ihr habt es echt gut mit eurer Magie.",
konterte Lin und steckte sich eine Weintraube in den Mund. "Aber dafür
bist du doch die Mächtigste von Allen." "Toll und was nützt
mir das, wenn ich Magie nicht einsetzten kann?" Erst hörte man ein
unterdrücktes Atmen, dann prustete Kim los. "Was ist daran so witzig?",
fragte Lin beleidigt. "Nichts, gar nichts.", lachte Kim weiter. "Pf",
machte Lin. "Anstatt zu lachen und Ausreden zu finden, solltet ihr mir
lieber was von Eurer abgeben. Mit Magie von Lebewesen kann ich umgehen!"
"Du hast es gehört, Benny. Opfere dich." "Wieso ich? Du
bist doch ihr Freund! Ich bin nur der nervige kleine Bruder.", zankten
sich die Beiden.
"Na danke, ich wusste ja gar nicht wie gern ihr mich habt!", trotzte
Lin. "Komm her Lin, ich tröste dich." Kim kniff sie in die Seite.
"Darauf kann ich auch verzichten!", kicherte Lin, weil es sie kitzelte.
Benny rollte die Augen. "Das ist ja nicht mit anzusehen!" Lin und
Kim sahen sich an und grinsten hämisch. Sie rutschten zu Benny rüber.
"Sollen wir dich auch trösten, Brüderchen?" Doch sie warteten
die Antwort nicht ab, sondern kitzelten ihn. Zwischen seinem Lachen, quetschte
er immer wieder ein "Aufhören!", was ihm aber keineswegs aus
seiner Lage helfen konnte. Erst als ihm schon die Augen tränten hörten
Lin und Kim auf. "Zwei gegen einen - wie fies!" "Klappe!"
Kim ließ seinen Blick in den weiten, unendlichen Himmel schweifen und
steckte seine Hand in die Hosentasche - der immer noch kratzigen Jeans - und
tastete nach dem zusammengefalteten Pergament. Lin streckte ihren Arm nach oben
und begutachtete das golden schimmernde Symbol auf ihrem Handrücken. Einzelne
Sonnenstrahlen bahnten sich den Weg zwischen ihre Finger hindurch und brachten
das Triforce noch mehr zum Leuchten. "Was wollte Ganon eigentlich vom Triforce?"
"Keine Ahnung
", erwiderte Kim mit dösiger Stimme. Das war
die Größte aller seiner vielen Lügen. Kim nahm das Papier fest
in seine Faust. Er wusste ganz genau was sein Meister vorhat - und auch was
er zu tun hatte. Aber ich habe noch Zeit, dachte er und schloss die Augen. Er
wusste nicht, dass ihn in dieser Nacht sein Schicksal einholte
39. Kapitel
Wach auf, mein Sohn! Jäh riss ihn die Stimme seines Meisters aus dem Schlaf.
Mit einem Schlag war er hellwach. Es ist so weit! Kims Herz klopfte, als wolle
es zerspringen. "Meister, können wir wirklich sicher sein, dass sie
die Richtige ist?" Zweifelst du auf einmal an meinem Urteilsvermögen?
Die Frage klang wie eine Drohung und ließ keinen weiteren Widerspruch
zu. "Nein, natürlich nicht. Es ist nur
" Er verstummte.
Du hast Angst um das Mädchen, nicht wahr? Kim antwortete nicht, schwieg
nur. Warum musste es ausgerechnet Lin sein? Sein Meister blieb still und wartete
seine Antwort ab. "Nun, ich werde Lin nicht umbringen, sobald sie ihre
Aufgabe erfüllt hat."
Ach, und mit welchem Argument willst du meine Zustimmung erlangen? Er ließ
seinen Blick durch sein Zimmer schweifen. Trotz der Dunkelheit konnte er klar
und deutlich sehen. "Du hast gesehen - das Triforce befindet sich nun in
ihrem Körper und wird ihn auch nicht wieder verlassen. Es wäre äußerst
dumm diese Kraft nicht zu nutzen." Sein Meister lachte, als ob er genau
diese Antwort schon vorausgesehen hatte. Du liebst dieses Mädchen wirklich,
nicht wahr? Kim setzte eine finstere, herabsehende Miene auf. "Das hat
damit rein gar nichts zu tun!" Gut, wie du willst, aber sie wird nicht
freiwillig die Seite wechseln. "Das weis ich", jetzt grinste er. "Darum
zähle ich auf deine Unterstützung!" Verstehe
Er stand auf und verließ sein Zimmer und auch das Haus. Barfüssig
überquerte er die Straße. Vielleicht wären Andere vorsichtiger
gewesen, aber er wusste ganz genau, dass ihn niemand sah. Eine schöne Welt
- die Zukunft, findest du nicht?, sagte die Stimme Ganons amüsiert. "Hör
auf, Meister. Lass mich allein!" Und die Stimme erstarb. Unterhalb des
Zimmers blieb er stehen. Noch einmal holte er tief Luft und sprach einen Zauber
in der alten Sprache. Etwas wie ein unsichtbarer Schleier legte sich über
die ganze Stadt und kurz, einen Wimpernschlag lang, erloschen alle Lichter.
Sowohl die Stadtlaternen, die leuchtenden Werbeschilder, gar die Sterne und
der Mond. Nun konnte keiner hier aufwachen, bis zum ersten Sonnenstrahl, der
die Gegend berührte.
Er schwebte hoch und schnipste mit dem Finger. Mit einem leisen Klick ging das
Fenster auf. Die Gardine wehte ihm entgegen. Er stieg in das Zimmer hinein -
in ihr Zimmer. Matt und grau fiel das Mondlicht durch das Fenster. Er sah seinen
Schatten, der so lang gestreckt war, dass er bis zum Bett reichte. Dort schlief
sie
Zögernd zog er sich aus. Und legte sich zu ihr unter die Decke.
Sie lag auf dem Rücken, doch ihr Kopf war geneigt und er spürte ihren
gleichmäßigen Atem auf dem Gesicht. "Verzeih mir, Lin.",
flüsterte er und seine Stimme war nicht mehr als das weit entfernte, dumpfe
Pfeifen des Windes selbst. Kim wusste, dass sein Vater den Zeitpunkt richtig
gewählt hatte.
Wenn es nicht jetzt geschah, müsste er eine ganze Mondwanderung warten
und so viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Er hatte keine Zweifel - trotzdem tastete
er sich zu Lin vor und schob ihr das Nachthemd hoch. Er legte ihr die Flache
Hand auf den Bauch. Der Einfluss der Mondin hatte bei ihr den höchsten
Punkt erreicht
sie war bereit seinen Samen zu empfangen. Seine Hand ruhte
auf ihren Bauch, der sich bei jedem Atemzug auf und ab bewegte. Er sah sie sehr
lange an. Wie sie jetzt dalag, kam es ihm so anders, so fremd vor. Sie wirkte
zierlich und zerbrechlich - als sei sie aus Glas. Er schämte sich für
das was er tat - aber er wusste, dass es keinen anderen Weg gab. Lin war nun
mal dazu erwählt worden
Er zog ihr die Unterhose aus und rieb sie zwischen den Beinen, bis er merkte,
dass sie feucht war. Dann beugte er sich über sie. "Verzeih mir!"
Er drang in sie ein. Sie verschmolzen miteinander. Es war ein merkwürdiges,
aber sehr angenehmes Gefühl. Anders als er erwartet hatte. Für Lin
aber anscheinend nicht, denn sie zuckte zusammen und wollte ihn mit den Armen
wegpressen. Kim packte ihre Hände mit seinen und drückte sie auf die
Matratze. Langsam begann er sich rhythmisch zu bewegen. Immer tiefer drang er
in sie. Lin stieß ihren Kopf von einer Seite auf die andere. Ihre Fingernägel
bohrten sich in die Haut seiner rechten Hand, aber sie konnte nicht aufwachen.
(Die Linke war in einen grauen Handschuh eingepackt, es war jene verbrannte.)
Kim wurde schneller, sein Atem ging schwerer. Lin liefen Tränen übers
Gesicht und er küsste jede einzelne, küsste ihre nasse Stirn. Er berührte
zärtlich ihre Nasenspitze und ihre Lippen. Auf einmal spürte er das
Prickeln, das in ihm aufstieg und sich ausbreitete. Lin wehrte sich heftiger
und krallte sich in seine Haut bis diese aufriss und blutete. Sie versuchte
sich zur Seite zu drehen, aber Kim war stärker und hielt sie fest. Jetzt
konnte er nicht nur nicht mehr aufhören, jetzt wollte er nicht. Es war
ein so herrliches Gefühl. In ihm entstand ein wunderbarer Druck, der alles
überdeckte. Er konnte nicht denken, sein Kopf war erfüllt von dieser
Empfindung und ließ keinen Platzt für andere Gedanken.
Stoßweise atmete er aus. In diesem Moment geschah es! Er spürte wie
sein Samen seinen Körper verließ und in Lins überging. Ihr Widerstand
schmolz und sie wurde ganz schwach. Sie rührte sich nicht mehr
Kim
spürte wie ihr Unterleib heiß wurde. Ein letztes Mal küsste
er sie und ließ von ihr ab. Ihr Gesicht verzog sich schmerzhaft und jetzt
umklammerte sie ihren Bauch, der selbst durch die Bettdecke glühte. Sie
weinte wieder. "Schhhh
", flüsterte Kim und legte ihr einen
Finger auf die Lippen. "Es ist vorbei!" Er leckte sich über seine
blutende rechte Hand und stand auf. Noch immer hatte sich sein Atmen nicht stabilisiert.
Am Morgen würde sie aufwachen und nicht wissen, woher die Schmerzen kamen
und schon bald wüchse ihr Bauch. Während er sich anzog, sah er immer
wieder zu ihr hinüber. Das glühende Leuchten hatte mittlerweile schon
abgenommen - aber jetzt musste er gehen, sonst erwischte ihn das Morgengrauen
Er genoss die frische Luft, die durch seine Lungen wanderte. Die warmen Sonnenstrahlen
strichen sanft über seine Wangen. Seine Augen hatte er geschlossen. Er
konnte jedes Aussehen, das er je besessen hatte, annehmen. Und Link hatte sich
für seine 4-jährige Form entschieden. Ja, mit 4 Jahren war er noch
Link gewesen. Nicht der Held der Zeit, nicht der Retter der Welt, sondern einfach
nur Link. Er genoss den Augenblick und das wunderbare Wetter seines Traumes
- denn jetzt - in Lins und Bennys Zeit - war er schon seit vielen, vielen Jahren
tot
Plötzlich legte sich ein Schatten über seine Lider und eine
eiskalte Stimme lachte ihm ins Ohr. "Wer bin ich?" Link fuhr hoch,
drehte sich um und öffnete die Augen. Sein Herz schlug schnell und Unbehagen
stieg in ihm hoch und schnürte seine Kehle zu. Der 16-jährige, rothaarige
Junge stand, wie damals, vor ihm. "Was willst du hier? Lässt du mich
nicht einmal jetzt in Ruhe?" "Warum denn gleich so betrübt, Kleiner?
Hast du mich denn nicht vermisst?", lachte Ganon.
"Verschwinde! Ich habe nichts mehr mit dir zu tun!", fauchte Link.
Ganon hob theatralisch die Hände, als ob er befürchtete von dem kleinen
Jungen angegriffen zu werden. "Werd nicht gleich aggressiv - ich wollte
mich nur bei dir bedanken." "Wofür?" Ganon lachte mit grausamer
Stimme. "Warum hast du mich nicht schon bei unserem ersten Kampf getötet?
Warum hast du zugelassen, dass die Weisen mich bannen, obwohl du genau wusstest,
dass das Siegel mir nicht standhält?" Link presste die Lippen aufeinander
und starrte auf die grasüberwucherte Erde. "Du hattest mich am Leben
gelassen und ich dich. Wir sind quitt
" Wieder lachte Ganon. Und er
fing an kleine Runden um Link zu drehen. "Ach komm Link, nicht so bescheiden."
Link sah geradeaus, in die Ferne. "Du hast ein viel zu gutmütiges
Herz!" "Was meinst du damit?"
"Majoras Nachrücken sollten die Könige der Gerudos vernichten....
Es hieß der König hätte die Macht der Shjra geerbt, doch das
ist keines Wegs der Fall. Er hat nur das Erbgut in sich." Erst nach einigen
Sekunden wurde Link klar, was Ganon damit meinte. Er fuhr erschrocken zusammen.
"Das bedeutet
" "Ganz genau! Shjra hat gewusst, wenn das
nicht so wäre, würde jeder Tölpel, der zufällig König
wurde ihre Macht und ihre Ehre beflecken. Darum das Gesetzt: der König
der Gerudos darf keine Kinder haben! Ich war der einzige König, der klug
genug war, das Gesetzt zu brechen!" Link sah ihn mit plötzlicher Erkenntnis
an. Jetzt war alles klar. "Kim!", sprach er mit heißerer Stimme.
"Ihn hatte ich töten müssen
"
"Ein Feind bleibt immer ein Feind, selbst im letzten Atemzug seines Lebens.
Das hast du offensichtlich vergessen. Du Dummkopf, hast alles geglaubt, was
ich dir gesagt habe. Haha, damit hast du ihm den Weg geebnet
" "Die
Rache wird nicht gelingen! Wenn Kim die schwarze Macht freisetzt, wird die Magie
der Erde die Welt schützen!" "Nun auch daran habe ich gedacht!"
Wieder lachte Ganon. "Willst du wissen, was ich mir vom Triforce gewünscht
hätte?" Link legte sich seine Handflächen auf die Ohren. "Nein,
ich will nichts mehr hören! Das interessiert mich nicht mehr!" "Du
solltest zuhören, es geht hier schließlich auch um Lin!" Link
riss die Arme nach unten und sah ihn entsetzt an. Aber trotzig meinte er: "Na
und? Die Magie wird auch im Körper von Lin ihren Zweck erfüllen!"
"Lass mich ausreden! Es ist genau das eingetreten was ich wollte. Eine
Frau, die die magischen Kräfte der Erde in sich vereint um ein Kind zu
gebären, das die Fähigkeit hat das Leben auf der Erde zu schützen!"
Jetzt zitterte Link am ganzen Körper. "Damit
wird Kim kontrollieren
können, wen die Magie beschützt
" Das Puzzle war vollendet,
aber zu spät
Ganon blickte zufrieden in den Sonnen beschienenen Himmel
und sofort kamen Wolken auf und hüllten die Umgebung in Dunkelheit. "In
diesem Augenblick - ist das Schicksal der Welt besiegelt." Das Gras unter
Ganons Füßen starb ab und die Trockenheit verbreitete sich schnell
in alle Richtungen. "Weist du was dein größter Fehler war, Link?
Du hast nicht gemerkt, dass ich es von Anfang an auf Lin abgesehen hatte. Und
sie ist meinem Sohn noch viel mehr von Nutzen als ich gedacht hatte! Sie ist
im Besitz des Triforce, das macht ihn noch mächtiger." Wieder erklang
sein Lachen. "Lin wird ihm nie helfen, wenn sie weis wie er wirklich ist!"
Link sah seinem Feind mit entschlossenen Blick an. Ganon verschränkte die
Arme vor der Brust. "Oh doch, dafür sorge ich schon!" "Ich
werde euch aufhalten!" "Wie willst du das machen? Wir sind beide schon
längst nicht mehr auf der Welt." "Ich finde einen Weg!",
schrie Link. Plötzlich schupste Ganon ihn, worauf er umfiel. Doch kaum
hatte Link sich mit den Händen abgestützt, wurde seine linke Hand
von einem Dolch durchbohrt. Er schrie auf. Es floss kein Blut - er war tot
Durch einen leichten Schleier aus Schmerz sah er auf, in die gelb leuchtenden
Augen. Ganon kicherte und sagte: "Weist du, eigentlich schuldest du mir
noch deine Hand!"
40. Kapitel
Etwas mehr als zwei Monate später
"Hm
warum nicht?",
fragte sich Lin und strich einen weiteren Tag durch. "Was machst du da?",
wurde sie sogleich von Benny unterbrochen. Ärgerlich drehte sie sich zu
ihm um. "Das siehst du doch! Ich streiche den heutigen Tag im Kalender
durch. Viele machen das." "Ja, das ist mir klar. Aber warum fängst
du mitten im Monat an?" Er inspizierte den Kalender. "Das machst du
jetzt seit fast einem Monat und zwei Wochen!" "Pf, na und? Das geht
dich gar nichts an!" "Ja, schon klar. Von dem gewissen Frauenproblem
haben wir Jungs ja keinen blassen Schimmer." Lin starrte ihren Bruder an.
"Woher weis so ein Winzling wie du, über so etwas bescheit?"
Trotzig erwiderte dieser darauf. "Na hör mal, wir leben im einundzwanzigsten
Jahrhundert!" "Ja aber auch in diesem Jahrhundert gilt die Regel des
`In der Schule pünktlich seins`!", rief ihnen ihre Mutter zu.
"Sind schon unterwegs!", meinte Benny, zwickte Lin in den Unterarm
und spurtete los - dicht gefolgt von seiner wutentbrannten Schwester. Lin klingelte
am Haus gegenüber. Ein graubärtiger Mann öffnete, Müdigkeit
noch ins Gesicht geschrieben, die Tür. "Guten Morgen! Ich komme um
Kim abzuholen." Der Mann sah sie fragend an. "Wie? Kim ist doch schon
weg." "Was?" Gerade wollte Lin beschließen auch auf Kim
sauer zu sein, da erklang eine Stimme, aus dem Tiefen des Badezimmers. "Aber
Feng-yu, ich bin noch hier!" Kim stolperte die Treppe runter. "Also
bis später!" "Ja, ja, macht es gut
ihr beiden." Der
Alte schloss, sich am Hinterkopf kratzend, die Haustür.
"Hm, ihm geht's in letzter Zeit nicht so gut." "Was hat er denn?"
"Ich glaube, er braucht einfach mal eine Pause. Seine alten Glieder machen
nicht mehr mit
Apropos, kommst du heute wieder mit zum Basketballtraining?"
In letzter Zeit hatten Lin und ihre Freundinnen oft mit der Mannschaft gespielt.
Wobei sich Lin, Jenny und Laura sogar einigermaßen gut anstellten. "Nein,
geht nicht. Ich habe heute Nachtmittag noch etwas vor
"
Und das hatte sie wirklich. Nach der Schule ging sie schnurr stracks zu ihrem
Termin. Als sie gerade ihren Hosenreisverschluss zuzog, kam die Ärztin
zu ihr herein. "Lin, bist du dir sicher, dass du alle meine Fragen ehrlich
beantwortet hast?" "Natürlich, ich habe Sie noch nie belogen.
Warum fragen sie?" "Nun, ich führte was ich dir zu sagen habe,
wird dich etwas überraschen
"
Toll! Ausgerechnet an einem so schwülen Tag - hatte er Nachmittagsunterricht. Und dann auch noch Mathe! Dabei hatte er bei so trübem Wetter doch auch nur trübe Gedanken. Benny schrieb lustlos das Ergebnis seiner letzten Rechenaufgabe hin. So, fertig, sagte er zu sich. Jetzt noch Name drunter schreiben und dann kann sie (die Lehrerin) nichts mehr sagen. Und eigentlich wollte er auch Benjamin schreiben, doch seine Hand schrieb etwas anderes. Benny hilf mir! Er verstand nicht was er da machte. Etwas Schreckliches wird passieren! Was tat er da? Ihn übermahnte die Angst. RETTE DEINE SCHWESTER!!! Er schrie auf. Seine Klassenkameraden und seine Lehrerin sahen ihn erschrocken an. "Was ist los, Benjamin?", fragte die Frau besorgt. "Was machst du da?", fragte Jonas, sein Banknachbar, während er die Sätze las. Er wollte aufhören, aber seine Hand gehorchte ihm nicht. Wieder und wieder schrieb sie Wörter hin. Es bleibt keine Zeit! Schreckliches! Li Benny sprang auf und rannte aus dem Zimmer, den Flur entlang und aus dem Haupttor - nur rennen - weg von diesem Geschehnis, das er nicht begriff.
Kim war nicht bis zum Ende des Trainings geblieben. Nur kurz war er zu Hause
gewesen um etwas zu holen. Er hoffte, dass Lin da war
Gleich nach dem
Klingeln öffnete Lins Mutter die Tür. "Guten Tag! Ist Lin da?"
Die Frau sah ihn etwas aufgewühlt an. Und erst nach langem Zögern
erwiderte sie: "Ach du bist es, Kim. Ja sie ist da. Aber ich weis nicht,
ob sie jetzt Besuch haben möchte." "Ist Irgendwas vorgefallen?",
fragte er, obwohl er sich sicher war, zu wissen was los war. Die Mutter verzog
besorgt das Gesicht.
"Ich weis es nicht. Sie kam total verstört nach Hause und hat die
ganze Zeit geweint
" "Tja, dann ist es wohl soweit.", seufzte
er. "Was meinst du damit?", fragte Lins Mutter, doch ehe sie noch
etwas sagen konnte, legte ihr Kim, seine rechte Handfläche auf die Stirn
und sprach: "Schlaf!" Und sofort fielen der Frau die Augen zu und
sie kippte nach vorne. Kim fing sie auf, trat ein und schloss die Tür hinter
sich. Er trug die Frau ins Wohnzimmer und legte sie aufs Sofa. Man erkannte
selbst ohne genau hinzusehen, dass sie Lins Mutter war
"Ich hätte
ahnen müssen, dass du eine Kreatur des Bösen bist." Kim sah zu
dem alten Großvater, der im Türrahmen stand. "Kommt mir nicht
in die Quere, alter Mann. Ich will euch nicht verletzten." "Ach",
machte der Großvater. "Und wenn ich das tue? Ich weis genau wer du
bist!" "Aus dem Weg!", befahl Kim.
"Was hast du mit Lin gemacht?" Kims Blick wurde düster und ernst.
"Sie gehört jetzt mir, also mischt euch nicht ein." Der Großvater
zog ein kürzeres, dünn geschliffenes Schwert. "Erst musst du
mich töten!" Es war eines der Schwerter aus der Ninjutsu - einer über
800 Jahre alten japanischen Kampfkunst. Das war das des alten Dojomeisters,
Lins Großvater musste ihn überredet haben, es ihm auszuleihen. Kim
lachte leise, dann
"Euer Wunsch sei mir Befehl." - und ehe der
Großvater die Zeit hatte sich auch nur zu bewegen, war Kim vor ihm. Seine
Hand verformte sich zu einer Klaue und ohne zu zögern fuhr sie auf den
alten Mann zu
und durchbohrte ihm die Brust
Kim zog sie zurück,
an seinem ganzen Arm klebte das Blut. Der Großvater taumelte die Schritte
zurück, bis er an der Wand lehnte. Er versucht zu sprechen, doch immer
wieder quollen Blutströme aus seinem Mund und übergossen den Teppich.
Er rutschte die Wand entlang nach unten und hinterließ eine rote Schleifspur
an der Wand. "Ich habe euch gewarnt.", sagte Kim eiskalt und gleichgültig.
Er wandte sich der Treppe zu. Plötzlich spürte er, wie eine schwache
Hand sein Fußgelenk umklammerte. "Lin
wird nicht
freiwillig
mit
dir gehen
", keuchte der alte Mann. Es kostete ihn all seine Kraft.
"Ich werde sie zwingen." Kim befreite sich aus der Fessel. "Du
hast
sie nie
geliebt
" Kim drehte sich zu dem Alten um. Kurz wurden
seine Gesichtszüge traurig. "Nein, meine Gefühle für sie
waren
stets echt
"
Er stand am Spielplatz und rang nach Atem, so schnell war Benny gerannt. Als er sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn wischen wollte, bemerkte er, dass er noch immer den Stift festhielt. Was war nur los? Wovor hatte er Angst gehabt? Und vor allem: Was war mit ihm? Er fasste einen Entschluss - den einzig richtigen und mutigen Benny glättete eine Sandfläche und setzte den Stift darauf. Wie auf Kommando fing seine Hand wieder an zu schreiben. Hilf mir. Du bist der Einzige, der die Welt jetzt noch vor dem Untergang bewahren kann! Er hob den Arm und glättete mit der anderen die Fläche erneut. Wer bist du? Und was willst du?, schrieb er. Wieder fuhr seine Hand über den Sand, ohne seinen Willen. Ich bin es, LINK! Benny konnte nicht glauben, was er da las. Du musst die Erde retten, du! Der du in deinem Augenblick der Held der Zeit bist! Er verstand nicht und plättete die Fläche wieder. Aber du müsstest tot sein! Wie machst du das? Meinen Arm kontrollieren? - Sandglätten. Wir Toten können je nach Magie mit unseren Nachkommen Kontakt aufnehmen. Wie, ich bin der Held der Zeit? Ja, in deiner Zeit - aber dafür bleibt keine Zeit. DEINE SCHWESTER! Was ist mit ihr? Sie ist in Gefahr - geh schnell nach Hause! Gut. Er bohrte den Stift tief in den Sand und lief los. Sein Haus war gleich um die Ecke
Kim hatte seinen Arm sorgfältig abgewaschen und stand vor Lins Zimmertür.
Von der anderen Seite her, hörte er ab und zu einen leisen Schlurzer. Langsam
öffnete er die Tür. Lin saß auf dem Bett und sah nicht auf,
als er das Zimmer betrat. "Weist du, wo ich heute Nachmittag war?",
fragte sie mit zitternder Stimme. "Meine Regel ist ausgeblieben
und
deshalb war ich beim Arzt
" Ihre Stimme überschlug sich. Kim
schloss die Tür und kam näher. "Sie hat gesagt
sie sagte
ich
ich
sei im 2. Monat!" Sie stand abrupt auf und sah ihn an. "Wie ist das
möglich?" Ihre Stimme wurde immer höher. "Ich habe doch
nicht
Wie ist das möglich?" Sie starrte ihn an, sie erwartete
keine Antwort - woher auch sollte er es wissen. Lin wollte einfach nur ein Wort
aus seinem Mund hören. Die Stille, die sie verschlang brechen
"Verzeih mir
", sagte er. Und sie verstand
Ihre Augen waren
groß und glasig. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, das ist nicht
wahr. Sag, dass es nicht wahr ist
SAG ES!" "Ich habe es getan.",
erwiderte er mit gleicher Tonlage. "Nein
aber ich habe nichts gemerkt."
Sie wusste nicht warum sie ihn verteidigte - vielleicht wollte sie es einfach
nicht wahr haben. Nicht er - er konnte nicht
"Ich hatte einen Zauber
über dich gesprochen, du warst nicht in der Lage etwas wahrzunehmen."
Sie sah ihn an und wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. "Aber warum,
Kim? Wie konntest du mir das antun?" "Es war ein Teil des Planes -
du bist ein Teil des Planes!" Er sah sie an, sah ihr in die Augen. Seine
langen Pupillen, reglos, umringt von der gelben Iris. Dann riss sie die Arme
in die Luft. "Naboru hatte Recht, du bist ein Monster! Ich will dich nie
wieder sehen - verschwinde!" Doch statt, dass sie abwartete bis er das
Zimmer verließ, schuppste sie ihn aus dem Weg und wollte selbst gehen.
Plötzlich packte er ihre Hand und riss sie herum. Er schloss seine Augen
und legte sich ihre Hand auf die Wange. "Das kann ich leider nicht zulassen
- du wirst mit mir kommen!" Er öffnete seine Augen wieder. Was Lin
dann sah
sie hatte noch nie so viel Furcht in ihrem Leben empfunden. Das
war nicht der Kim, den sie kannte
Er stolperte die Stufen zur Haustür empor. Seine Hand zitterte und er bekam fast den Schlüssel nicht ins Schlüsselloch, so aufgebracht war er. Doch kaum hatte er den Flur betreten, veränderte sich die Umgebung. Nicht das Aussehen, er wusste nicht was es war. Als ob ihn eine gnadenlose Riesenhand quetschte, so fühlte er sich. Eine mächtige, dunkle Aura erdrückte ihn. Dann sah er ein Schwert auf dem Boden und neben ihm lag ein alter Mann! Eine Blutlache, die selbst die Wand empor gekrochen zu sein schien, bildete einen weiten Kreis um seinen Großvater. Sein Herz schlug in diesem Augenblick so heftig, dass er ein Stechen in seiner Brust spürte. Benny kniete sich neben ihn und schüttelte ihn an der Schulter. "Opa Opa Opa wach auf bitte!" Doch sein Großvater atmete nicht mehr. Seine Augen waren weit aufgerissen, als ob er im Schreck gestorben war. Dieses Mal irrte er sich nicht - sein Großvater würde nicht wieder aufwachen - nie wieder! Nicht einmal weinen konnte er, das Entsetzen verdrängte Gefühlsausbrücke jeder Art. Er hob seinen Blick, ins Wohnzimmer und sah seine Mutter dort liegen. Schnell rannte Benny zu ihr und hörte, während ihm ein kleines Stück vom großen Kloß in seinem Hals abfiel, ihren gleichmäßigen Atem. Deine Schwester! Surrte es in seinem Kopf. Benny sprang auf und rannte die Treppe hoch, zu Lins Zimmer. Er hatte wahnsinnige Angst davor, die Tür zu öffnen, aber er musste und er tat es auch! Er riss die Tür auf, seine Hand klammerte sich krampfhaft an den Türknauf, sodass er gleich mit ihr ins Zimmer purzelte. "Lin!", rief er
41. Kapitel
Hinter ihm fiel die Tür mit einem leisen Geräusch in die Angeln, wie
von Geisterhand. Lin lag kerzengerade auf dem Bett, sie schien zu schlafen.
Ihr Haar wehte und im Zimmer war es eisig. Benny sah ihren und seinen Atem als
Rauchschwaden aus dem Mund hauchen. Doch der kalte Wind kam nicht vom offen
stehenden Fenster, nein - der Grund stand davor. Kim sah hinaus. "Ich habe
auf dich gewartet.", erwiderte er. Benny starrte seinen Rücken an,
dann tat er einen Schritt auf seine Schwester zu. "Halt! Komm nicht näher!",
warnte ihn Kim. "Was ist mit ihr?", fragte Benny mit erstickter Stimme.
"Sie schläft." Jäh fand Benny seine volle Stimme wieder.
"Du
du hast Opa umgebracht! Du bist die Gefahr!" Kim drehte sich
zu ihm um. Benny war wie gelähmt, als er ihm in die Augen sah
Die
Augen ganz stechend rot. Nur die dünnen, senkrechten Pupillen waren in
dem Rot zu erkennen. Und genau in diesem Moment spürte Benny einen Druck.
Er wurde, von nichts, nach hinten gegen die Tür geschleudert, er knallte
hart gegen das Holz, das ihm alles schmerzte. Stumpf plumpste er auf den Boden.
Und als die Benommenheit nachließ, merkte er mit Entsetzen, dass er sich
nicht bewegen konnte. Die mächtige, schwarze Magie legte sich auf seinen
Körper wie ein schwerer Bleianzug. Er versuchte zu Atmen, aber er bekam
nur so viel Luft, wie er gerade benötigte um nicht in Ohnmacht zu fallen.
Kim schritt auf ihn zu und beugte sich zu ihm runter. "Du hast uns die
ganze Zeit hintergangen
", krächzte Benny. "Dass du uns
beschützen wolltest
alles nur gespielt
du hast uns
von Anfang
an nur belogen!" "Tja, du hast es zu spät bemerkt, Kleiner."
"Was hast du
vor
"
"Die Rache der Shjra! Es ist meine Bestimmung sie zu erfüllen."
"Du bist krank!", würgte Benny. Kim kicherte belustigt. Seine
Pupillen weiteten sich vor Erregung. "Nicht doch, ich erfülle nur
meine Aufgabe." "Was wird passieren?" "Ihr werdet alle ausgelöscht,
damit sich die Welt nach ihren Vorstellungen ordnen kann." "Das lasse
ich
nicht zu. Du zerstörst unsere
Welt NICHT!" Benny zitterte
am ganzen Leib und versuchte gegen die Lähmung anzukämpfen. Und tatsächlich
schaffte er es gerade seinen Kopf zu drehen und die Fäuste zu ballen. Mehr
aber auch nicht. "Ah, du hast wirklich erstaunliche Kräfte. Ich hätte
nicht gedacht, dass du dich meiner Magie widersetzen kannst. Es ist viel zu
Schade um dich!", beschloss Kim. Benny verstand nicht, was das bedeutete.
"Was meinst du damit?" Kim streifte den grauen Handschuh ab.
Seine gesamte linke Hand war schwarz - wie eine Schwarzmondnacht. Mit der rechten
Hand packte er Benny an den Haaren und zog seinen Kopf nach oben. Angsterfüllt
sah Benny wie die schwarze Hand auf ihn zukam. "Was machst du?" Jäh
spürte er die Hand auf seiner Haut. "Du darfst dich freuen!",
lachte Kim ihm ins Ohr. Dann ließ er sie diagonal durch das ganze Gesicht
des Jungen gleiten. Es brannte und schmerzte, als würden unzählige,
spitzte Zähne sich hineinbohren und sein Fleisch verbrennen. Er schrie
"Schrei nur, keiner hört dich
", lachte die grausame Stimme
weiter und die Hand presste sich noch mehr gegen sein Gesicht. Kim zog beide
Hände zurück und Benny sackte zur Seite weg. Seine Augen waren zwar
geöffnet, aber er war nicht in der Lage sich zu rühren, zu sprechen
Kim zog sich den Handschuh wieder über, stand auf und ging zum Bett hinüber.
Lin war, wegen der Kälte, ganz weiß im Gesicht geworden. Ihre Stirn
runzelte sich und ihre Lippen öffneten sich leicht. Als ob sie alles mitangesehen
hätte
Er hob sie hoch, trug sie zum Fenster und sprang geschmeidig aufs Fensterbrett.
Noch einmal wandte er sich um. "Finde mich, Held der Zeit!", sprach
er zu Benny. Benny sah alles durch einen silbrigen, verschwommenen Schleier.
Er wollte antworten. Er wollte seine Schwester retten, aber seine Kraft reichte
nicht. Kim sprang aus dem Fenster und erhob sich in den Himmel
das war
das Letzte was Benny noch sah, bevor er das Bewusstsein endgültig verlor.
Er wusste nicht wie lange er einfach da gelegen hatte, ohne jegliche Wahrnehmung. Aber jetzt war er wenigstens in der Lage aufzustehen. "Lin ", würgte er. Ihm wurde schlecht und in seinem Rachen wurde es heiß und Schlucken tat ihm weh. Auf zitternden Beinen wackelte er ins Bad. Wasser floss aus dem Hahn, als er ihn aufdrehte. Es kam ihm jetzt so fremd und erstaunlich vor Benny ließ Wasser in seine, zu einem Trichter geformten, Hände strömen und wusch sich damit das Gesicht. Vom Wasser verdünntes Blut tropfte ins Waschbecken und in den Abfluss. Wieder wusch er sich übers Gesicht. Lin, halt durch ich werde dich finden und retten, so wie du mich gerettet hast Wut und Hass stieg in ihm auf - ein solches Gefühl hatte er noch nie empfunden. Er wollte Kim etwas Stumpfes ins Herz rammen und zusehen wie er elendig zu Grunde ging diesen Mörder Er tastete nach dem Handtuch und trocknete sich ab das Handtuch war blutdurchtränkt von seinem Gesicht. Benny sah in den Spiegel. Das Grauen schlängelte sich durch seinen Körper. Eine tiefe, schwarze Linie verlief quer über sein ganzes Gesicht
Ende