Iwata fragt: Nintendo 3DS

1. Vorinstallierte Nintendo 3DS-Software

Iwata:
Heute möchte ich Mr. Miyamoto kurz vor der Veröffentlichung des Nintendo 3DS-Systems noch ein paar Fragen stellen.

Miyamoto:
Natürlich, gerne.

Iwata:
Die erste Frage betrifft das Spiel "Steel Diver". Daran sind Sie doch aktiv beteiligt.

Miyamoto:
Genau.

Iwata:
Bei diesem Spiel muss man langsam ein U-Boot steuern. Mir fällt kein besseres Wort ein, um das Spiel zu beschreiben, als "einfach".

Miyamoto:
Das trifft schon zu. (lacht)

Iwata:
Erstmal möchte ich Sie fragen, warum Sie dieses Spiel jetzt für das Nintendo 3DS-System umsetzen wollten? Und warum haben Sie sich entschieden, Remakes von "The Legend of Zelda: Ocarina of Time" und "Star Fox 64" für das Nintendo 3DS-System zu entwickeln?

Miyamoto:
Okay.

Iwata:
Und dann habe ich noch eine Frage zur vorinstallierten Software auf dem Nintendo 3DS. Diesmal wird ja ziemlich viel Software direkt auf der Hardware mitgeliefert. Warum haben Sie so viel Software umgesetzt?

Miyamoto:
In Ordnung, wo soll ich denn anfangen?

Iwata:
Tja, warum fangen wir nicht mit den Spielen an, die zuerst erscheinen?

Miyamoto:
Dann sollten wir mit der vorinstallierten Software anfangen.



Iwata:
Beim Nintendo 3DS-System gibt es "AR Games" (Erweiterte Realtität-Spiele), "Face Raiders", "StreetPass Mii-Lobby" und noch viel mehr. Mit anderen Worten: Wenn man das Nintendo 3DS-System hat, kann man alleine damit schon verschiedene Spiele spielen.

Miyamoto:
Genau.

Iwata:
In Nintendos Geschichte war es so, dass Mr. (Hiroshi) Yamauchi gesagt hat: "Die Hardware ist nur ein Gerät, das man kauft, weil man die dazugehörigen Spiele spielen will." Das war der exakte Wortlaut. (lacht)

Miyamoto:
Daran erinnere ich mich! (lacht)

Iwata:
Obwohl er es vielleicht etwas vereinfacht ausgedrückt hat, war das eine ziemlich genaue Erklärung des Geschäftsmodells zu dieser Zeit.

Miyamoto:
Ja, stimmt.

Iwata:
Und als diese Phase vorbei war und das Nintendo DS-System veröffentlicht wurde, gab es mit "PictoChat" auch die erste vorinstallierte Software auf der Hardware. Bei der Wii-Konsole gab es auch verschiedene integrierte Funktionen, und beim Nintendo DSi-System waren sogar Kameras und Sound-Funktionen dabei. Diesmal, beim Nintendo 3DS-System, gibt es eine ganze Menge vorinstallierter Software. Was war Ihre Motivation, als Sie diese Entscheidung getroffen haben?

Miyamoto:
Also, eigentlich war mehr als die Hälfte der vorinstallierten Software nicht von Anfang an von mir eingeplant. Viele Leute innerhalb der Firma haben bestimmte Dinge vorgeschlagen oder erarbeitet, und so ist das Endergebnis zustande gekommen.

Iwata:
Ah, ja. Bei "AR Games" kann man z. B. der realen Umgebung, wie man sie durch die Kamera sieht, verschiedene Dinge hinzufügen. So kann man die virtuelle Welt mit der Realität vermischen. Und daran haben die Mitglieder des Entertainment Analysis & Development Departments (EAD) schon länger gearbeitet.

Miyamoto:
Richtig. Am Anfang war es wie ihr eigenes Forschungsprojekt, für das es gar keine eigene Hardware gab, mit deren Hilfe man etwas damit anfangen konnte. (lacht)

Iwata:
Und als Sie es das erste Mal gesehen haben, wussten Sie sofort, dass es eine tolle Grundidee für ein neues Spiel wäre?

Miyamoto:
Nein, überhaupt nicht! Damals sagte ich: "So was können wir als neues Spiel nicht gebrauchen." (lacht)

Iwata:
(lacht)

Miyamoto:
Ich sagte etwas in die Richtung: "Wir können uns nicht von Trends vorgeben lassen, woran wir arbeiten."

Iwata:
(lacht)

Sie sind ja sehr streng, wenn es darum geht, nicht einfach den aktuellen Trends zu folgen.

Miyamoto:
Aber als die Grundfunktionen des Nintendo 3DS-Systems langsam festgelegt wurden, schienen die verschiedenen Ideen aus allen Richtungen auf einmal viel sinnvoller.

Iwata:
Da haben Sie absolut Recht.

Miyamoto:
Als wir uns entschieden hatten, 3D-Grafik umzusetzen, ging alles plötzlich sehr schnell. Auf einmal kamen viele Vorschläge wie: "Es gibt doch eine Kamera, man sollte also 3D-Fotos machen können." Selbst die Projekte, an denen ich am Anfang gezweifelt hatte, haben uns alle total überzeugt, als die Prototypen erst fertig gestellt waren.

Iwata:
Ja. Jeder, der selber ein 3D-Foto gemacht und es sich angesehen hatte, war sofort überzeugt und hatte gute Laune.

Miyamoto:
Das stimmt.

Iwata:
Natürlich konnte man auch schon vorher 3D-Fotos machen, aber diese Funktionalität stand noch nie so vielen Leuten so einfach zur Verfügung und war auch noch nie so unkompliziert und lustig.



Miyamoto:
Man muss keine spezielle Kamera mehr kaufen oder einen speziellen Druckprozess verwenden. Man kann einfach Fotos machen und sich sofort die überraschenden Ergebnisse ansehen. Der ganze Vorgang macht unglaublich viel Spaß.

Iwata:
Ja. Man kann mit dem Nintendo 3DS-System auch schon viel Freude haben, wenn man es einfach nur zum Betrachten von 3D-Fotos verwendet.

Miyamoto:
Wenn man es darauf reduziert, ist es ein sehr einfach zu bedienender Bilderrahmen für 3D-Fotos. Deshalb hielt ich es für besser, die Software direkt auf dem Nintendo 3DS-System vorzuinstallieren, damit jeder das System auf diese Art nutzen kann. Denselben Gedanken hatte ich auch bei "AR Games", "Face Raiders" und "Nintendo 3DS Sound". Dahinter stand immer dieselbe Philosophie.

Iwata:
Ich verstehe.

Miyamoto:
Den Hauptfokus haben wir bei der vorinstallierten Software des Nintendo 3DS-Systems aber auf die Integration der Mii-Charaktere gelegt.

Iwata:
Ja, richtig.

2. Das Mii als weltweiter Standard
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