4. Prahlen mit Ihrem Haustier vor der ganzen Welt
Iwata:
Es gibt einen Grund dafür, dass Sie den StreetPass-Gegenangriff zu einem Ihrer Hauptthemen gemacht haben. Der Zufallsbegegnungs-Modus von „Dragon Quest IX: Hüter des Himmels“ war unglaublich populär. Soweit ich weiß, entwickelte sogar Ihr Sohn eine ganz neue Vorliebe für Spaziergänge und das Einkaufengehen!
Konno:
Stimmt. Bei „Nintendogs“ war davon nichts zu merken! (lacht)
Iwata:
(lacht)
Konno:
Wir waren zusammen in Osaka und gingen in ein großes Möbelkaufhaus; die ganze Zeit über linste mein Sohn immer wieder mürrisch auf seinen Nintendo DS.
Iwata:
Hm-hmm … (lacht)
Konno:
Er sah so frustriert aus, dass ich ihn schließlich fragte, was denn los sei. Und da ging mir dann auf, dass er nur mitgekommen war, um den Zufallsbegegnungs-Modus zu verwenden!
Iwata:
Aber im Möbelladen hatte er damit kein Glück.
Konno:
Nein. Ich sagte: „Sollen wir uns mal einen geeigneteren Ort suchen?“ und nahm ihn mit in ein Elektronikgeschäft.
Iwata:
Und da hagelte es dann Daten?
Konno:
Ja. (lacht) Das ging wie am Fließband! Er strahlte von einem Ohr bis zum anderen, und ich dachte mir nur: „Mann, das ist genau das, was ich mir für 'Nintendogs' vorgestellt hatte!“
Iwata:
(lacht)
Konno:
Für den Rest des Tages war ich dann der Frustrierte.
Miyamoto:
Und ich habe ihn darin noch bestärkt.
Iwata:
Wie das?
Miyamoto:
Ich ließ Bemerkungen fallen wie: „Die Benutzer haben das einfach nicht ernst genommen“ oder: „Ich wette, Sie hatten selber gar nicht vor, den Modus zu benutzen, als Sie ihn entworfen haben.” (lacht)
Iwata:
In solchen Zeiten reibt Mr. Miyamoto immer wieder gerne Salz in die Wunde. (lacht)
Miyamoto:
(lacht)
Iwata:
Aber das stachelt einen dann auch an und verleiht neue Energie, nicht wahr?
Konno:
Stimmt. Und so gibt es dieses Mal einen StreetPass-Gegenangriff!
Iwata:
Was genau haben Sie sich für Ihren StreetPass-Gegenangriff vorgestellt?
Konno:
Ich war sowohl bei „Nintendogs + Cats“ als auch bei der Entwicklung des Nintendo 3DS-Systems Producer; mein Hauptwunsch war es also zunächst einmal, StreetPass so anzulegen, dass es als Systemfunktion diente und für mehrere Spiele gleichzeitig aktiv sein konnte.
Iwata:
Beim letzten Mal musste man die DS-Karte einlegen, den Wauwau-Modus einstellen, den Deckel schließen und dann mit der Konsole herumlaufen. Dieses Mal kann man die Daten selbst dann austauschen, wenn keine DS-Karte eingelegt ist.
Konno:
Genau. Selbst wenn man unterwegs ein anderes Spiel spielt, stellt man beim späteren Einlegen von „Nintendogs + Cats“ zu Hause u. U. fest, dass man Daten mit jemandem ausgetauscht hat.
Iwata:
Was geschieht, wenn man Daten für „Nintendogs + Cats“ austauscht?
Konno:
Während man im Spiel seinen Hund Gassi führt, trifft man eventuell diejenigen Personen, mit denen man über StreetPass Daten ausgetauscht hat, und kann kurz mit diesen kommunizieren. Und wenn man das im Spiel enthaltene Tagebuch öffnet, kann man überprüfen, wem man begegnet ist und ein Treffen im Park des Spiels arrangieren.
Iwata:
Bei derartigen StreetPass-Begegnungen kann man, wie schon erwähnt, Fotos austauschen.
Miyamoto:
Genau. Und möglicherweise erscheinen auch die Mii-Charaktere der Besitzer, sodass man einen Eindruck von den Hundebesitzern erhält, denen man täglich auf dem Arbeits- oder Schulweg begegnet.
Konno:
Man kann Geschenke machen oder kurze Nachrichten senden; bei solchen Gelegenheiten kann man also mit seinem Haustier angeben. (lacht) Auf diese Weise lässt sich eine lockere Kommunikation mit Tierbesitzern aufbauen, denen man täglich über den Weg läuft.
Miyamoto:
Wenn ein Familienvater eine Geschäftsreise nach Tokio macht, kann das Kind ihm seinen Nintendo 3DS mitgeben. Das ginge sogar bei einer Auslandsreise.
Konno:
Stimmt. Letztes Mal funktionierte der japanische Zufallsbegegnungs-Modus ausschließlich in Japan. Amerika und Europa waren dagegen miteinander kompatibel. Dieses Mal haben wir vor, StreetPass weltweit universell einsetzbar zu machen. Wenn man also nach Amerika reist, kommen die Mii-Charaktere von Amerikanern mit ihren Hundebabys zum Spielen!
Iwata:
Wahnsinn! Dann kann man weltweit mit seinem Haustier prahlen!
Konno:
Aber hallo! (lacht)
Iwata:
Mir ist auch zu Ohren gekommen, dass der Wauwau-Modus, bei dem man im Vorübergehen andere Spieler treffen kann, diesmal ganz neu gestaltet wurde.
Konno:
Stimmt. Letztes Mal zeichnete man einfach eine Route, und das Spiel rollte dann eben seitlich. Damit war Gassigehen eine Routineaufgabe.
Iwata:
Ein bisschen wie monotone Arbeit.
Konno:
Im vorherigen Spiel hatten wir diese Spezifikationen erst recht spät aufgenommen.
Iwata:
Den Wauwau-Modus?
Konno:
Ja. Das kam erst sehr spät. Mr. Miyamoto sagte: „Ich glaube, wir müssten es möglich machen, die Hunde auszuführen.“ Und ich ächzte: „Was?! Jetzt noch?!“ (lacht)
Iwata:
Da wurde dann schnell noch mal alles auf den Kopf gestellt?
Konno:
Den Eindruck hatte ich, ja … aber vielleicht war das ja gar nicht der Fall?
Miyamoto:
Ich glaube nicht, dass das so wahnsinnig spät im Entwicklungsprozess war. Aber ich kam erst in der zweiten Hälfte damit an.
Konno:
Ja. Ich habe das als kleines Bonbon angesehen; und da nicht mehr viel Zeit blieb, konnte ich mich nicht ausreichend damit befassen. Am Ende war es doch irgendwie eine Last.
Iwata:
Aber Sie würden schon sagen, dass es diesmal anders ist.
Konno:
Oh ja. (lacht) Der Weg ist breit und man kann hin- und hergehen.
Iwata:
Man läuft in Richtung der anderen Seite des Bildschirms.
Konno:
Genau. Man hält die Leine mit dem Touchpen und marschiert in den 3D-Raum hinein. Dann nähert sich ein Mii mit Hund von vorne; man trifft sich und kommuniziert miteinander.
Miyamoto:
Man selbst begegnet jemandem auf der Straße, und dessen Mii führt seinen Hund aus.
Iwata:
Sind alle Mii-Charaktere mit Hunden, denen man im Spiel begegnet, Menschen, an denen man im wahren Leben vorbeigegangen ist?
Konno:
Nein, manche Figuren sind auch in das Spiel programmiert.
Wie Besitzer von echten Hunden wissen, ziehen diese an der Leine, wenn sie nicht gehorchen. Dieses Gefühl des Gezogenwerdens kann man in dem 3D-Raum förmlich spüren. Ich glaube, wir konnten tatsächlich das Gefühl wiedergeben, dass man an der Leine zieht und sagt: „Hier entlang!“
Miyamoto:
Wenn man tatsächlich junge Hunde abrichtet, wird es zunehmend schwieriger, sie unter Kontrolle zu halten, wenn man sie mit sehr kurz gehaltener Leine spazieren führt.
Iwata:
Der Hund zieht seinen Besitzer hinter sich her.
Miyamoto:
Genau. Aber wenn man dem Hund etwas Raum lässt, lernt er, welcher Abstand für ihn selbst und seinen Besitzer am bequemsten ist, und lernt, zu laufen, ohne an der Leine zu ziehen. Aber manchmal … (macht eine ziehende Geste) sieht man Leute, die ihren Hund so ausführen. Das ist dann wohl so, als richte man seinen Hund zum Tauziehen ab!
Iwata:
Der Hund glaubt, dass es so sein soll und zieht immer weiter.
Miyamoto:
Das hat man mir gesagt, ja. Manche Leute glauben, die Leine diene dazu, den Hund zurückzuziehen, aber in Wahrheit ist sie das Mittel, mit dem man seinem Hund Anweisungen wie „Nein!“ oder „Los!“ erteilt.
Iwata:
Ach so.
Miyamoto:
Viele Hundebesitzer nehmen erst einmal an, dass man dem Hund eine Leine anlegt, um ihn damit zurückzuhalten und am Wegrennen zu hindern. Aber in einer Hundeschule lernt man, dass das so nicht stimmt. Ein gut abgerichteter Hund braucht anscheinend nur in bestimmten Fällen eine Leine. Und ich glaube, solche Disziplinierungsmethoden kann man in diesem Spiel erlernen.
Iwata:
Aha.
Konno:
Dieses Mal gibt es zwei Arten von Wauwau-Modus.
Iwata:
Es gibt mehr Möglichkeiten, als einfach nur mit dem Hund an der Leine herumzulaufen.
Konno:
Genau. Der Nintendo 3DS verfügt über integrierte Software, das sogenannte Aktivitätslog. Dieses bietet eine Zählerfunktion, die einem Schrittzähler ähnelt.
Iwata:
Der Nintendo 3DS hat einen Bewegungssensor, der die Anzahl der Schritte zählt, die man täglich mit der Konsole läuft.
Konno:
Genau. Diese Funktion kann man auch verwenden, um Spaziergänge mit „Nintendogs + Cats“ zu machen.
Iwata:
Anders ausgedrückt – wenn man keine Zeit hat, den Hund im Spiel auszuführen, aber im wahren Leben viel mit dem Nintendo 3DS herumläuft, ist das, als wäre man auch im Spiel spazieren gegangen.
Konno:
Ja, genau.
5. „Mitnehmen, kommunizieren und jeden Tag etwas Neues erleben“
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