Fanfiction
Und hier kommt auch schon der zweite Teil von Garo-Meisters Fanfiction.
Hier geht es zu Türchen Nr. 9 und somit zum ersten Teil der Fanfiction.


Das Fest der Götter – Eine „The Legend of Zelda“-Weihnachtsstory
Teil 2

von Garo-Meister

 

Kapitel 4



Am Morgen des nächsten Tages brach Link wieder auf. Die Goronen stimmten dieser Entscheidung zu, da das Fest näher rückte. An diesem Tag waren die Wolken einer strahlenden Sonne gewichen, die den Schnee wunderschön glitzern ließ. Link erlaubte sich ein Grinsen, als er sich von den Goronen verabschiedete. In seinem Reisrucksack befanden sich nun neben der Flasche mit orange leuchtendem Flüssigen Feuer, auch eine Flasche mit der roten Flüssigkeit, die er am, Abend getrunken hatte. Der Rückweg verlief weitaus leichter, als der Hinweg, da es nicht schneite und es auch etwas wärmer war. Nicht zuletzt war natürlich auch entscheidend, dass es nun bergab und nicht mehr bergauf ging. Somit kam Link diesmal nicht erst abends bei seinem Ziel an, sondern schon am fortgeschrittenen Nachmittag. „Stinki, ich bin zurück!“, rief er, als er Richtung Quelle ging, plötzlich erstarrte er. „Oh, nein!“

Zu seinem großen Schreck hatte sich das Wildschwein losgerissen und war geflohen, jedoch war es nicht die Leine, die das monströse Schwein nicht mehr hatte halten konnte, sondern der Baum. So nahe an einer Wasserquelle schien es der Baum nicht für nötig befunden zu haben, sein Wurzeln tief in die weiche Erde zu graben, somit war es für den Keiler wohl ein leichtes gewesen, den viel zu kleinen Baum herauszureißen, aber wo war Stinki? ...Und wo war der Baum? Link schaute sich um und entdeckte eine Schleifspur, wohl die des Bäumchens. Die Spur führte zum Haus des Priesters Leonard. Link ging um das Haus herum und musste lachen über den Anblick, der sich ihm bot. Dort, wo einst die Doppeltür des Priesterhauses war, klaffte jetzt ein Loch und quer darüber lag der Baum, der im Gegensatz zu dem Wildschwein nicht durch die zerstörte Tür gepasst hatte. Link kletterte über den Baum und betrat das Haus. Er fand, was er suchte: Stinki machte sich gerade über die in einer Ecke stehenden Vorräte des Bewohners des Hauses her. Allerlei Nahrungsmittel, wie Reis und Dörrobst, waren über den Boden verstreut und das Wildschwein machte sich glücklich schmatzend darüber her. Nur mit sehr viel Mühe schaffte es Link, seinen Begleiter von der Nahrung wegzuziehen, den Baum zu entfernen und das Schwein aus dem Haus zu schaffen. Er entschied sich, dass es unklug wäre in dieser Nacht das Schwein wieder draußen übernachten zu lassen, weshalb er ihn in einem kleinen, verlassenen Stall unterbrachte, während er wieder in das Haus zurückkehrte, in welchem er am Vortage genächtigt hätte. Mit dem flüssigen Feuer ließ sich schnell ein Feuer im Kamin entfachen und zusammen mit dem roten Getränk schmeckte das Fleisch der Bulblins gleich viel besser. Am nächsten Morgen brachen Link und Stinki auf. Als sich der Hylianer noch einmal zu Leonards Haus umdrehte seufzte er und flüsterte seinem Schwein ins Ohr: „Wenn Fragen gestellt werden: Wir haben uns nie gesehen, verstanden?“ Das Schwein grunzte, als würde es zustimmen. Und so ging die Reise weiter. Der Weg führte in den Norden Hyrules, wo es am kältesten war, doch auf dem Weg schien das Wetter Link wohl gesonnen zu sein.

Es schneite nur noch spärlich und manchmal konnte man sogar die Sonne durch die Wolkendecke sehen. Wenn es so bleiben würde, wäre der Rest der Reise ein Kinderspiel. Vom Flüssigen Feuer machte Link jeden Abend Gebrauch, um ein Feuer zu entzünden, an dem sich das Schwein und er wärmen konnten. Die beiden ungleichen Gefährten ritten über die Ebenen, über die große Brücke von Eldin und durch Gebirgsschluchten. Link musste schweifte immer wieder in Gedanken nach Ordon ab. Das Fest der Götter rückte näher und näher. Auch Ilya tauchte wieder und wieder in seinen Erinnerungen auf. Diese Gedanken füllten den jungen Mann mit Wärme und Kraft, die ihn immer wieder antrieben. Sechs Tage gingen so ins Land und das Wetter begann sich wieder gegen Link zu wenden, als es erneut umschlug und der Schnee wieder genauso dicht fiel, wie an dem Tag, als er den Feuerberg bestiegen hatte. Stinki und er kämpften sich voran und der Hylianer wusste, dass der Höhleneingang, der in die Kavernen des Zora-Reichs führte nicht mehr weit entfernt lag. Die Sonne sank hinter dem Horizont, doch Link gab nicht auf, obwohl der Sturm schwerer wurde. Schließlich stieg er ab und führte seinen Freund am Zügel weiter durch das Gestöber. Dann endlich, als die Nacht schon fortgeschritten war, erreichten sie den Eingang einer Höhle. Link zog die Luft dahinter durch die Nase ein und atmete erleichtert wieder aus. Die frische Luft von Zoras Reich schlug ihm entgegen. Er führte seinen Begleiter hinein und mehrere Meter vom Eingang entfernt schlug er ein Lager auf.

Er entfachte ein Feuer, bereitete sich und seinem Begleiter eine Mahlzeit und legte sich dann zur Nachtruhe nieder. Unsanft erwachte er wieder aus seinem tiefen Schlaf. Das erste, was er sah, war eine Fischflosse genau vor seinem Gesicht, dann merkte er, dass es die Spitze eines Speers war. Die Spitze eines Zora-Speers. Und tatsächlich standen vor ihm zwei bewaffnete Amphibienmenschen. Zora besaßen einen menschlichen Körper, der von oben bis unten mit hellen Schuppen versehen war. Am auffälligsten waren ihren Flossen, die ihnen erlaubten pfeilschnell durchs Wasser zu sausen. Diese beiden Exemplare trugen Helme, die stark an Fischköpfe erinnerten. „Steh auf, Mensch!“ Link tat vorsichtig, wie ihm geheißen. Der Speer war auf seine Brust gerichtet, dorthin, wo sein Herz rasend schnell schlug. „Wie lautet dein Name?“, fragte der Zora, der ihn bedrohte. „Link. Ihr erinnert euch vielleicht an mich mit grünen oder blauen Sachen?“ „Tut mir Leid, wir kommen von einem anderen Zora-Stamm außerhalb Hyrules, doch seine Majestät ließ deinen Namen verlauten.“ „Ja, er erwartet mich.“ Zumindest hoffte Link das. „Wenn das so ist, so möchte ich mich entschuldigen.“ Der Zora machte eine knappe Verbeugung. „Ich werde Euch zum König begleiten. Kümmere du dich, um dieses... Ding!, wies er seinen Kameraden an und zeigte dabei mit seinem Speer auf das noch immer tief schlafende und grunzend schnarchende Wildschwein. „Bitte achte gut auf Stinki.“, bat Link noch den ratlos ausschauenden Zora und folgte dann dem anderen. Langsam hatte er das Schwein ins Herz geschlossen, obwohl dieses seinem Namen immer noch alle Ehre machte. Im Winter sah die Lagune, die Zoras Reich darstellte noch beeindruckender aus, als sonst. Das Wetter schien sich beruhigt zu haben, denn die Sonnenstrahlen, die von oben auf die Wasserfläche schien wurden in unendlich vielen Farben zurückgeworfen. Schneeflocken glitzerten im Licht bevor sie auf das Wasser trafen und dort sofort verblassten.

Der Blick auf den Wasserfall, der sich auf der anderen Seite der Wasserfläche, sprudelnd in diese ergoss und dabei alles um sich herum in einen glitzernden Nebel hüllte, war atemberaubend. „Wie kommt es, dass es hier so mild ist, obwohl dieses Reich direkt an die Schneewüste grenzt?“, fragte Link die Wache, die ihn begleitete. „Soweit ich weiß liegt es daran, dass der Fluss einer heißen Quelle entspringt, aber ich finde es eigentlich immer noch verdammt kalt außerhalb des Wassers. Den Rest des Jahres bin ich für gewöhnlich im warmen Süden. Wir Meer-Zora komme nur zur Festzeit hierher.“ Tatsächlich schien die Farbgebung dieses Zora mehr ins Blaue zu gehen, als bei seinen eher blassen Artgenossen. „Ich verstehe!“, antwortete der Hylianer während sie die oberste Stufe einer langen Treppe erreichten. Nun waren sie am oberen Ende des Wasserfalls angelangt. Von hier aus führte der Fluss schnurstracks geradeaus zum Thronsaal, wo sich seine Quelle befand. „Brr... ich halte es in der Kälte nicht mehr aus.“, bibberte der Zora, „Du kennst ja den Weg. Ich kündige schon mal dein Kommen an.“ Und mit diesen Worten sprang der Zora in den Fluss und schwamm stromaufwärts zum Thronsaal. Zurück ließ er einen leicht verwunderten Link mit hochgezogener Augenbraue. „Nett...“, murmelte er sarkastisch. Doch der Zora hatte nicht ganz unrecht. Hier oben, wo nicht mehr alles von riesigen Felswänden geschützt war, pfiff Link ein eiskalter Wind, um die Nase. Doch er ignorierte die Kälte und ging weiter geradeaus zum Thronsaal.

Viele hübsche Gesichter wandten sich zu ihm um, als er den kreisrunden Raum betrat. Er hatte den Thronsaal noch nie so voll gesehen. Waren etwa alle Zora aus dem Wasser gekommen, um ihn zu sehen. Nein, denn als er nach unten in das Wasserbecken schaute, sah er tief unter dem Saal noch viele viele andere Zora. Gab es überhaupt so viel Zora hier? Auf dem Thron saß ein junger, reich geschmückter Zora: König Ralis. „Seid gegrüßt, Eure Majestät!“, begrüßte ihn Link, als dieser vor ihm stand. Link machte eine leichte Verbeugung, obwohl er eigentlich wusste, dass Ralis dies nicht sonderlich mochte. „Sei gegrüßt Link. Ich hätte dich etwas früher erwartet.“, antwortete der König mit einer sanften Stimme, die zu seinem jungen Antlitz passte. „Nun, ich war noch vorher bei den Goronen und das Wetter hielt mich zudem auf.“ „Ich verstehe.“ Der junge König überlegte kurz und rief dann laut: „Bitte lasst uns allein!“ Sofort sprangen sämtliche Zora ins Wasser und schwammen entweder in die tiefen Bereiche des Beckens, oder zum Wasserfall. Ralis kam sofort zur Sache: „Was hast du bereits über das Verschwinden herausgefunden?“ „Na ja, nur das, was die Goronen mir sagten: Blätter. Sie fanden zwei Blätter am Ort, wo der Goronen Opal aufbewahrt wurde.“ Ralis seufzte. „Also weißt du auch nicht mehr als ich. Wir fanden auch einige Blätter am Tatort und zudem eine zertretene Blume.“ „Na toll... dann muss ich morgen gleich weiter in die Stadt, wo der Kokiri Smaragd aufbewahrt wurde. Vielleicht finde ich dort mehr heraus.“ „Du setzt dich zu sehr unter Druck.

Die Prinzessin verlangt zu viel von dir. Es gibt zu wenige Hinweise, als das jemand etwas herausfinden könnte. Selbst du kannst das nicht.“ „Das glaube ich auch.“ Link seufzte erneut. „Anderes Thema: Was machen die ganzen Zora hier?“ „Unsere Geschwister vom Meer und aus den Sümpfen besuchen uns, wie jedes Jahr zu dieser Zeit. Es ist alter Brauch, dass zur Zeit des Fests der Götter alle zusammenkommen. Schließlich sind wir alle eine große Familie.“ „Also ist es bei euch eine Wiedersehensfeier?“ „Ja, schon! Meine Mutter sagte immer, dass es beim Fest der Götter um Liebe geht und bei der Liebe steht die Familie am höchsten. Deshalb kommt die gesamte Zora-Familie in der Zeit des Fests der Götter hier zusammen.“ „Hm...“ Link hörte nur mit halbem Ohr zu. Was sollte er tun? War seine Mission zum Scheitern verurteilt? Die einzigen Hinweise, die er hatte waren Blätter. Ach ja! Und eine Blume... Die Blume... Ein dünner Rettungsfaden erschien vor Links Augen. „Dürfte ich bitte die Blume sehen?“ „Natürlich!“, antwortete Ralis und griff zu einem Glas neben seinem Thron. Darin befand sich eine kleine zerdrückte, verwelkte, rote Blüte. Sie kam Link irgendwie bekannt vor. Er nahm das Glas langsam aus der Hand des Zora und legte sich die Blüte auf die Handfläche. Ja, er kannte diese Blume. Er hob seine Hand an die Nase und roch an ihr. Als seine Nase den Geruch aufnahm, kamen Bilder in seinem Kopf zum Vorschein. Ja, er kannte diese Blume ganz genau. Er sah sich selbst umgeben von hohen Bäumen, an welchen sich das Laub bereits verfärbt hatte. Zwischen den bunten Blätter auf dem feuchten Waldboden befanden sich die selben roten Blumen, wie die, die er selbst gerade in Händen hielt. Doch waren die, die er in seiner Erinnerung fand tausendmal schöner und standen in voller Blüte. Er hatte diese Blumen gepflückt, als ein Geschenk für Ilya und diese Blumen wuchsen nur an einem Ort. Und ohne ein Wort des Abschieds rannte der Hylianer los.

 

Kapitel 5


„Los, Stinki!“ Link und sein Gefährte ritten durch den Schneesturm über die Ebenen Hyrules. Das Wetter hatte sich verschlimmert und nun fiel der Schnee dicht und verschlechterte die Sicht. Doch Link kannte den Weg ganz genau. Er nahm nicht den langen Weg über die Eldin-Brücke und die östlichen Ebenen, sondern über die westlichen Ebenen und die Hylia-Brücke. Doch trotz all dessen zog sich der Weg aufgrund des schlechten Wetters in die Länge.

Es wurde zunehmend kälter und das Flüssige Feuer ging zur Neige. Ohne das Geschenk der Goronen hätte er einige Nächte in der unerbittlichen Kälte nicht überlebt. Doch Link hatte nun endlich einen klaren Anhaltspunkt und dieser führte ihn... nach Hause. Die Blumen, die Ralis ihm gezeigt hatte, nannte man Herbstschimmer und sie wuchs nur an einem einzigen Ort und das waren die Wälder von Phirone. Links Entschlossenheit, diese Reise zu Ende zu bringen vergrößerte sich und das schlechte Wetter konnte ihn nicht aufhalten, so sehr es dies auch versuchte. Tag um Tag verging und endlich am siebten Tag nach dem übereilten Aufbruch von Zoras Reich ließ der Schneefall wieder nach. Der Schneefall stoppte und hinterließ eine glitzernde weiße Wüste, wo einst die Ebenen von Hyrule waren. So schön der Anblick auch war, was vor Link lag war ihm wichtiger. Ohne den Schneesturm war der Wald von Phirone vor ihm klar erkennbar. Neunzehn Tage waren vergangen, seit er zu seiner Reise aufgebrochen war und nun neigte sie sich dem Ende zu. Link trieb Stinki an und beide betraten die Wälder von Phirone. Die Wälder waren im Winter auf ihre ganz eigene Art atemberaubend. Die Äste der hohen Bäume waren schwer beladen mit weißem, glitzernden Schnee und dünnen, spitzen Eiszapfen. Link dankte den Bäumen still dafür, dass sie mit ihren weitläufigen Äste dafür gesorgt hatten, dass der Weg vor ihm weitesgehend von Schnee befreit war. Der Weg ins tiefe Innere des Waldes war lang, doch Link wusste, dass er mit jedem Schritt dem Ende der Reise näher kam. Am liebsten wäre er weiter nach Süden geritten, zurück nach Ordon, aber er wusste, dass er noch früh genug Heim kehren konnte. Endlich nach vielen Stunden stillen Umherstreifens kam er zu der Stelle, die er gesucht hatte. Zwei uralte Bäume bildeten mit ihren knorrigen Ästen ein natürliches Tor ins Herz des Waldes. Link band Stinki draußen fest an einem dicken Baum an und betrat dieses Gebiet. Auf den ersten Blick sah es hinter dem Tor nicht anders aus, als auf der anderen Seite, doch schmeckte die Luft ganz anders. Sie schmeckte alt und abgestanden, so als wäre dieser Wald seit Anbeginn der Zeit hier. Link musste nur ein paar Schritte gehen und schon fühlte er, dass sich etwas näherte. Schnell zog er Schwert und Schild. Sie ließen nicht lange auf sich warten.

Knapp vor Link fielen aus den Wipfeln der Bäume vier abstrakte Kreaturen und blieben vor dem Hylianer in der Luft schweben. Sie sahen aus, wie merkwürdig grinsende Holzpuppen mit dürren Armen und Beinen. Ihre Bewegungen erinnerten an Marionetten und sie hingen auch, wie solche in der Luft, doch es waren keine Fäden sichtbar, welche sie lenkten. Doch das auffälligste an den Kreaturen, waren die orange leuchtenden Augen. Link ließ den Wesen keine Zeit. Er vollführte einen horizontalen Schwertstreich und schon lag der erste Angreifer in zwei Teilen auf dem Boden. Er duckte sich unter dem Schlag einer dieser Puppen hinweg und rammte ihr das Schwert in die Bauchgegend. Der Gesichtsausdruck der Kreaturen blieb unverändert, als sie entweder starb, oder aber der Zauber in ihr schwand. Link trat nach ihr, um sein Schwert frei zu bekommen und der leblose Holzkörper fiel in den Schnee. Ohne Verschnaufpause rollte Link hinter die anderen beiden und vollführte einen schrägen Hieb mit dem er den ersten der beiden übrigen zu Fall brachte. Ein zweite vertikaler Schlag tat sein übriges, um die letzte verbleibende Kreatur zu Fall zu bringen. Link atmete kurz tief durch und rief dann in die Stille des Waldes hinein: „Horrorkid! Komm heraus! Ich weiß, dass du hier bist.“ Link wusste nicht, wer, oder was genau das Horrorkid war. Er war ihm schon früher begegnet, als es ihm den Weg durch den Wald versperren wollte. Der junge Hylianer nahm an, dass die kleine, koboldartige Kreatur eine Art Waldgeist war, der seine Heimat schützte. „Hehe!“, kam eine hohe, kichernde Stimme aus den Baumwipfeln. „Willst du spielen?“ Link schaute hoch und dort saß er auf einem Ast: Horrorkid. Er wirkte, wie ein Kind in zerschlissenen Sachen und einem Hut mit breiter Krempe, aber das erstaunlichste, war das Gesicht. Denn es zeigte dasselbe breite Grinsen und die selben unnatürlichen, orange leuchtenden Augen, wie bei den Marionetten. „Nein, ich will nicht spielen! Ich will die drei heiligen Steine!“ „Was für Steine?“, fragte das Geschöpf, als wüsste es nicht, worum es ging. Hatte er sich doch geirrt? Nein, das konnte nicht sein. Er hakte weiter nach. „Die Steine, die du gestohlen hast.“ Horrorkid sprang von dem Baum und landete direkt vor Link. „Na gut! Hier sind sie. Hast fair und ehrlich gewonnen.“ Fair und ehrlich gewonnen? Was sollte das heißen?

 

Link wusste nicht, wo das Horrorkid sie hergenommen hatte, aber plötzlich hielt dieser sie in Händen. Der grüne Kokiri Smaragd, der rote Goronen Opal und der blaue Zora Saphir waren die schönsten Edelstein, die Link je erblickt hatte. Leise plumpsten sie in den Schnee, als das Horrorkid sie fallen ließ. Link war total überrascht von der Sinneswandlung. „Warum gibst du sie mir?“, fragte er. „Habt ihr Menschen Maden Kopf? Hehe. Du hast mich besiegt.“ „Du meinst das war ein Spiel? Ich bin wochenlang durch Hyrule geritten und wäre mehrmals fast erfroren, damit du deinen Spaß hast?“ „Genau! War das nicht irre komisch?“ Wut machte sich in dem Hylianer breit. Er hatte all diese Strapazen auf sich genommen, damit ein kleines Waldwesen sich daran erfreuen konnte? „Bevor ich dich erwürge, sag mir wenigstens warum?“ „Ich hatte noch einen anderen Grund. Ich bin ganz allein im Wald und ich kann den Wald nicht verlassen, also habe ich diese Holzpuppen gebaut. Ich kann alles sehen, was sie sehen und mit ihnen kann ich sehen, was draußen, außerhalb des Waldes vorgeht.“ „Werden sie da draußen nicht gesehen?“ Das Horrorkid machte eine Bewegung mit der Hand und von einem der Bäume kam wieder eine der besagten Puppen. Dann setzte das Horrorkid seine Trompete an die Lippen und blies hinein. In Links Ohren hörte es sich, wie ein normaler Trompetenton an, doch die Puppe zerfiel plötzlich zu Blättern, die sofort vom Wind weggetragen wurden. Link staunte. Alles ergab jetzt Sinn. So konnte Horrorkid unbemerkt zu den Steinen gelangen und auch an mehreren Orten gleichzeitig sein. Mit solch einer Magie war der kleine Waldgeist in der Lage jede Besenkammer, jeden Thronsaal und jeden Ort in Hyrule aufzusuchen. Er entschied sich in Zukunft etwas vorsichtiger mit dem Kleinen zu sein. „Meine Puppen zeigten mir diese wunderbare Welt und wie wunderschön die verschiedenen Völker, wie die Goronen und die Zora leben.“ „Du meinst, du bist eifersüchtig? Eifersüchtig und einsam?“

Er begann Mitleid mit dem kleinen Kerl zu haben. „Lass mich ausreden!“, fauchte das kleine Wesen und Link schrak zurück. „Zu der Zeit, wo alle dieses doofe Fest feiern, stört mich eine Sache jedoch. Die Goronen, die Zora und die Bulblins feiern schöne Feste und machen lustige Sachen.“ „Vergiss nicht die Menschen!“, korrigierte ihn Link „Warst du schon einmal in der Stadt zur Festzeit?“, fragte ihn das Wesen. Soweit er sich zurückerinnern konnte, hatte Link das Fest immer in Ordon gefeiert, also schüttelte er den Kopf. „Die Menschen dort verstehen nicht. Für sie ist dort das wichtigste der Handel und andere Dinge von denen ich keine Ahnung habe. Du hast gesehen, was Goronen Zora und Bulblins machen?“ Link nickte. „Dann sag mir: Was tun sie?“ Link versuchte sich an die einzelnen Traditionen der Völker zu erinnern, die er während seiner Reise getroffen hatte.. „Nun, die Bulblin helfen einander, die Goronen tauschen Geschenke aus und die Zora treffen alle zusammen, um zu feiern.“ „Was steht also bei ihnen im Vordergrund?“ Link zögerte kurz, doch dann antwortete er: „Die Liebe!“ „Genau! Die Menschen in der Stadt denken aber nicht an Liebe. Sie könnten ein so viel schöneres Fest feiern, doch sie haben den Sinn aus den Augen verloren. Ich würde liebend gern einmal so ein Fest haben, kann es aber nicht. Also wollte ich ihnen ein Lektion erteilen und gleichzeitig ein bisschen Spaß haben.“ „Aber Diebstahl ist keine Lösung.“ Sein Gegenüber schaute betreten zu Boden. „Aber...“ Das Geschöpf schien nachzudenken. „Du hast Recht.“, stimmte der kleine Waldgeist schließlich zu. „Du darfst die Steine wieder mitnehmen. Aber ich bitte dich um eines. Zeige den Menschen, was das Fest der Götter wirklich bedeutet.“ „Das werde ich. Danke!“, sagte Link und hob die drei Steine aus dem Schnee auf. „Du wirkst zwar, wie ein Kind, aber du bist weiser, als viele Menschen.“

„Hehe, doch auch wenn man weise ist, kann man noch immer die eine oder andere Lektion dazulernen.“, antwortete das Wesen. Link grinste ihn an und das Horrorkid grinste zurück. „Weißt du eigentlich, woher der Kokiri Smaragd seinen Namen hat? Er hat ihn von einem Volk, das einst in den Wäldern gelebt hat. Der Smaragd gehört ursprünglich hierher.“ Link überraschte diese Botschaft, doch eine Antwort hatte er schnell parat. „Du hast mir und auch dem Volk von Hyrule eine Menge beigebracht. Ich werde versuchen zu erreichen, dass du den Kokiri Smaragd außerhalb der Festzeit bewachen darfst, so wie die Goronen und Zora ihren bewachen. Dann bist auch du ein Teil des Fests der Götter.“ „Hihi! Danke, Freund!“ Und mit einem Rascheln verwandelte sich der kleine Kerl in Blätter und wirbelte davon.

 

Kapitel 6



Link ritt so schnell er konnte, doch es wurde klar, dass er es nie im Leben schaffen würde, die Steine rechtzeitig zurückzugeben und zum Fest der Götter wieder in Ordon zu sein, wie er es Ilya versprochen hatte. Er wollte am liebsten die Nacht durchreiten, doch als das Schneegestöber zu stark wurde, war er gezwungen doch ein Lager aufzuschlagen. Nach dieser Nacht waren es nur noch zwei Tage bis zur Stadt. Das war zudem auch genau die Zeit, die der Junge bis nach Ordon brauchen würde. Noch konnte er wählen. Was sollte er tun? Wofür sollte er sich entscheiden? „HO!“ Woher kam dieses Geräusch? Oder hatte er es sich doch nur eingebildet? Hatte vielleicht der Schneesturm dieses Geräusch verursacht? „Hahuhahuhahuhahuhahu.“ Da war wirklich ein Geräusch und es kam näher. Der Hylianer wollte gerade sein Schwert herausholen, da erkannte er mit Erleichterung, was es war. Aus dem Sturm tauchte ein langer Mann mit einer roten Standarte auf dem Rücken auf. Am Körper trug er kurze weiße Sachen, Sandalen und einen roten Hut. Dies war der unermüdliche und leicht durchgedrehte Postbote. Er kannte jeden Menschen in Hyrule und wusste irgendwie auch immer, wo sich dieser befand. „Hallo, Link!“, rief der Mann mit seiner hohen Stimme. „Ich habe einen Brief für dich.“ Er griff in seine Tasche und hielt Link einen Brief unter die Nase.

Währenddessen summte er eine merkwürdige Melodie. Link bemerkte den Brief gar nicht, sondern starrte nur den sonderbaren Mann an. „Woah... ähm... ist dir nicht kalt?“ „Wieso?“ „Naja... weil niemand... also... ach vergiss es!“ Er nahm den Brief kopfschüttelnd entgegen und begann zu lesen: Lieber Link, wo immer du auch sein magst, ich hoffe dir geht es gut. Ich weiß, du hast versprochen zum Fest der Götter wieder da zu sein, jedoch möchte ich nicht, dass du dich unter Druck gesetzt fühlst. Ich weiß, du hast einen wichtigen Auftrag zu erledigen und dass du dich bemühst, es allen Recht zu machen, aber das kannst du nicht. Also bitte, vergiss dein Versprechen und führe deine Mission zu Ende. Weiterhin viel Glück bei deinem Auftrag. Liebe Grüße Ilya

PS: Ich glaube der Postbote könnte auch einen Mantel gebrauchen. Nächstes Jahr mache ich einen für ihn mit Hasenmotiven. „Und ob ich es allen Recht machen kann.“, flüsterte Link. „Haben Sie Zettel und Stift?“ „Gut, dass ich ihm den Brief geschickt habe.“, seufzte Ilya, während sie auf ihrem Bett saß. Sowohl drinnen, als auch draußen war es dunkel und der Rest des Dorfes schlief bereits, nur Ilya war noch wach. ’Auch ohne Link war es wieder ein tolles Fest der Götter gewesen.’, dachte sie. ’Ich hatte einen schönen Tag mit Vater und darauf kommt es doch an: Den Tag mit seinen liebsten zu verbringen...’ „Quiek“ „Was war das?“, flüsterte das Mädchen. „Wir haben doch gar keine Schweine im Dorf.“ „Ruhig, Stinki. Du verrätst mich sonst.“ „Diese Stimme...“ Ilya schlich leise, aber schnell die Treppe hinunter. Ihr Vater lag zufrieden schnarchend in seinem Bett und an diesem Zustand wollte sie so bald auch nichts ändern.

Sie öffnete leise die Tür und sofort kam ihr der eiskalte Wind von draußen entgegen. Ilya bibberte sofort in ihrem dünnen Nachtgewand, doch trotzdem ging sie erst ein paar Schritte vor die Tür, bis sie diese enttäuscht wieder schloss. Sie schien schon unter Halluzinationen zu leiden. Sie schlich leise die Treppe wieder hoch und wunderte sich, warum ihr immer noch kalte Luft entgegenschlug. Ihr Fenster stand offen und da auf dem Fensterbrett saß der Mensch, auf den sie die ganze Zeit gewartet hatte. „Ich dachte schon, mein stinkender Freund, hätte mir die Überraschung versaut.“, sprach er grinsend. Mit zwei Schritten war das junge Mädchen mit Tränen in den Augen bei dem Helden Hyrules und schlang ihre Arme um seinen Körper. Link legte seine Hand auf den Kopf des Mädchens und streichelte ihr Haar. „Ja... ich bin wieder zu Hause!“ Weit entfernt von Ordon im Schloss legte sich nun auch Zelda, die Prinzessin Hyrules zur Ruh. Sie nahm erneut den Brief in die Hand, den ihr der Postbote kurz vor der Zeremonie zusammen mit den drei Heiligen Steinen übergeben hatte. „Ich habe gewusst, dass du es schaffst, Link Ich habe deine Botschaft verkündet. Du hast die wahre Bedeutung des Festes der Götter gefunden. Etwas, was die Menschen in der Stadt schon lange vergessen hatten: Die Liebe.“


Garo-Meister