Das Fest der Götter – Eine „The Legend of Zelda“-Weihnachtsstory
Teil 1
Von Garo-Meister
„Furchtbar! Unfassbar! Schrecklich!“, zeterte der aufgebrachte, alte Herr mit dem buschigen, weißen Bart und der mitternachtsblauen, verzierten Robe durch die riesige von Säulen gesäumte Halle. „Wie konnten sie nur gestohlen werden?“ Sein Echo hallte durch den Raum und die königlichen Wachen zogen die Köpfe bei den lauten Worten ein.
„Besonders gleich alle drei auf einmal...“, murmelte sein auffällig ruhiger Gegenüber mit den hübschen, falkenhaften Gesichtszügen und dem schulterlangen, glatten braunen Haar. Im Gegensatz zu dem alten Herrn trug dieser eine reich verzierte Rüstung. Ein Schwert steckte in der Scheide auf der linken Seite.
„Diesen Goronen hab ich noch nie getraut!“, zeterte wieder der Alte.
„Kanzler!“, önte es bestimmt von dem Thron auf dem Podium, neben den beiden Streitenden. Darauf saß eine junge, wunderschöne Frau. Ihr Haar war braun, lang und glatt, ihr Kleid ein wahres Kunstwerk und ihr Gesicht ein noch viel größeres. „Ich verbiete Euch, so über unsere Verbündeten zu reden, besonders zu dieser Zeit. Häuptling Grogor ist ein vertrauenswürdiger Mann, genauso, wie König Ralis von den Zora.“
„Verzeiht, meine Prinzessin.“, antwortete der Angesprochene.
„Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Edelsteine fort sind.“, sprach der Mann in der Rüstung. „Selbst unserer ist unter mysteriösen Umständen verschwunden.“
„Was werden wir also tun, General?“, fragte die Prinzessin.
„Die königliche Armee wird alles daran setzen, dass die Steine gefunden werden.“, antwortete der Heerführer. „Für Hyrule!“
Die umstehenden Soldaten stampften kurz gleichzeitig mit ihren Speeren auf den Boden.
„Das geht nicht!“, schrie der Kanzler aufgebracht. „Ihr Armeeheinis denkt nie mit dem Kopf nach! Das Volk darf nicht mitbekommen, dass die Steine fehlen.“
„Kanzler.“, sprach die Prinzessin in einem warnenden Ton. „Mäßigt Euch!“
„Verzeiht!“ Er setzte in einem ruhigeren Ton fort. „Bisher wissen nur der Häuptling der Goronen, der König der Zora und unsere Prinzessin mitsamt deren Vertrauten, zu denen wir zählen von dem Verschwinden der drei Göttlichen Edelsteine. Wenn das Volk etwas mitbekommt, wäre das eine Katastrophe. Sie würden ihr Vertrauen in die Kirche und in den Staat verlieren. Zudem würde das Fest ins Wasser fallen und das würde wiederum der Wirtschaft schweren Schaden zufügen.“
„Wie sollen wir dann die Steine finden? Schließlich haben wir nur noch 26 Tage.“, fragte der General.
Ein betretenes Schweigen trat ein.
„Ich wüsste jemanden...“, murmelte die Prinzessin nachdenklich. „Mir mag es nicht gefallen, ihn wieder in etwas hineinzuziehen, womit er nichts zu tun hat, aber wir brauchen wohl erneut seine Hilfe...“
Das konnte nicht wahr sein! Doch nicht zum Fest der Götter.
Der junge Mann strich sein dunkelblondes Haar aus dem Gesicht und las den Brief, den der durchgedrehte Postbote am Morgen gebracht hatte erneut.
„An Link, Erretter von Hyrule,
erneut wendet sich das Königreich von Hyrule mit einer dringenden Bitte an dich. Die göttlichen Edelsteine, der Kokiri Smaragd, der Goronen Opal und der Zora Saphir, auch als die drei Heiligen Steine bekannt, wurden gestohlen. Diese Gegenstände sind nicht zuletzt aufgrund ihrer magischen Eigenschaften sehr wichtig für das Reich. Zudem werden sie bei einer Zeremonie zum Fest der Götter benötigt. Die Edelsteine wurden in den Goronen-Minen, dem Reich der Zora und im Tempel von Hyrule aufbewahrt und waren einst im Besitz des Herrn der Zeiten. Wir bitten dich untertänigst, die Edelsteine wieder zu finden, da ansonsten das Fest der Götter ruiniert wird. Leider gelang es uns noch nicht konkretere Hinweise über den möglichen Verbleib der Edelsteine einzuholen, aber wir hoffen, dass es dir trotzdem gelingen wird sie bis zum Tag des Festes in das Schloss zu bringen. Eine reiche Belohnung im Falle der Wiederbeschaffung ist natürlich vorausgesetzt,
es verbleibt mit freundlichen Grüßen
Prinzessin Zelda“
PS: Ich bitte um strengste Geheimhaltung.
Der junge Mann sah auf die Rückseite des Briefes, dann auf dem Boden, ob ein zweites Papier heruntergefallen war und daraufhin wieder zurück auf den Brief. Er stieß einen lauten Seufzer aus.
„Sie hat nicht einmal um eine Rückantwort gebeten.“, ächzte er. „Sie erwartet also von mir, dass ich Folge leiste.“
Er hielt sich die Hand an den Kopf und ließ den Brief zu Boden fallen.
„24 Tage! Wie soll ich innerhalb von 24 Tagen drei heilige Steine finden und das ohne jegliche Anhaltspunkte? Ist die Prinzessin wahnsinnig? Ich kann keine Wunder vollbringen!“
Langsam erhob er sich und ging zur Tür. Als er sie öffnete und herausblickte breitete sich vor seinen Augen eine verschneite Waldlandschaft aus. Der Hirtenjunge Link wohnte am Rande des Dorfes Ordon im Wald von Latoan weit im Süden Hyrules. Ein Jahr zuvor hatte er das Land vor einem grausamen Tyrannen gerettet, welcher es in Finsternis stürzen wollte, doch blieb den meisten Bewohnern des Landes verborgen, wer der mysteriöse Erretter war. wandte sich die Prinzessin erneut an ihn, um ihn als Schatzjäger, Detektiv, oder sonst was zu missbrauchen. Ausgerechnet zu einer Zeit, in der schwierige Witterung das Reisen beeinträchtige und zudem zum Zeitpunkt des Großen Festes. Auch in Ordon wurde das Fest der Götter gefeiert, jedoch anders, als in der Stadt. Die Legende dahinter war die gleiche, wie überall, nämlich dass die drei Göttinnen an diesem Tag das Triforce, das heilige Relikt der Götter erschaffen hatten. Hier in Ordon war es eine Zeit, die man mit seinen Liebsten verbrachte, somit war für Link ganz und gar nicht an Weggehen zu denken.
„Ilya...“ Er flüsterte den Namen nur in den kalten Morgen hinaus und der Wind nahm ihn auf und wehte ihn hinfort.
„Ich werde nicht lange fort und zum Abend des Festes wieder da sein.“
„Aber wieso Link?“
Das Mädchen vor Link hatte blondes Haar, ein hübsches Gesicht, strahlend grüne Augen und einen kessen Blick. Unter ihrem dem dicken Mantel, der sie vor der Kälte schützte, verbarg sich ein schlanker und für ihr zartes Alter schon weiblich geformter Körper.
Es war lange her, dass Link seine Sandkastenfreundin Ilya so aufgeregt gesehen hatte, sein Entschluss Hyrule zu helfen stand fest.
„Ich... Ich muss einen Dienst für das Königshaus leisten.“
Leise fiel der Schnee, als die beiden miteinander sprachen. Auf den Straßen des Dorfes befand sich niemand mehr.
„Du hast mir versprochen, dass wir den Abend gemeinsam verbringen...“ Ihr Kopf senkte sich.
„Und dieses Versprechen werde ich halten.“
Link nahm seine Hand und legte die behandschuhten Finger an das Kinn seiner Freundin. Zärtlich hob er es an, sodass sie sich in die Augen blickten.
„Hey, hab ich dich jemals enttäuscht?“ Mit einer sanften Stimme verließen die Worte seinen Mund und verwandelten sich in der Kälte zu Rauchschwaden.
Ilyas Gesicht zierte ein schwaches Lächeln und schon schlang sie ihre Arme um seinen Oberkörper. Schüchtern erwiderte Link die Geste und streichelte ihr Haar.
„Bitte sei vorsichtig.“
„Das werde ich sein.“
Es schien eine Ewigkeit zu vergehen. Kalter Wind umstrich die Gesichter der beiden, doch sie fühlten nur Wärme. Langsam lösten sie sich voneinander. Ilya wischte sich eine Träne aus dem Gesicht, die Link anfangs für eine geschmolzene Schneeflocke gehalten hatte.
„Ich habe noch etwas für dich. Ich wollte es dir zwar erst am Tage des Festes geben, aber ich möchte, dass du es jetzt schon erhältst. Warte, ich hole es schnell!“
Sie rannte ins Haus und Link blickte ihr hinterher. Was könnte sie ihm schenken wollen?
Nur wenige Sekunden später kam sie zurück und hielt in Händen ein dickes wattiertes Gewand so rot, wie Blut mit schneeweißem Futter und passend dazu noch eine rote Zipfelmütze.
„Colins Mutter hat mir dabei geholfen.“, sagte sie schüchtern auf den erstaunten Blick ihres Jugendfreundes hin.
Doch anstatt zu antworten Link Ilya in seine Arme und drückte sie fest an sich.
Die Reise zum Feuerberg, der Heimat der Goronen, welche sich Link als ersten Haltepunkt ausgesucht hatte, war weit und hart, denn die Winter in Hyrule waren kalt und unerbittlich. Aus diesem Grund pilgerte das Volk in dieser Zeit meist vom Land in die Städte. Trotz des dicken Mantels von Ilya nagte doch die Kälte an dem jungen Hylianer und seinem Pferd Epona. Es war hart für eine Stute, wie sie, der Kälte zu trotzen und obwohl es noch ab und an grüne Stellen gab, die der Schnee noch nicht bedeckt hatte, wurden diese mit der Zeit immer karger.
Link bezweifelte, dass sie den Weg durchhalten würde. Vielleicht sollte er ja doch umkehren, bevor er sein geliebtes Pferd an den eisigen Hauch des Winters verlieren würde.
Zwei Tage gingen ins Land und der Feuerberg, wollte nicht näher kommen. Es wurde Dunkel und Link überlegte gerade, ob es bereits Zeit war ein Lager aufzuschlagen, da zerbarsten Schneewehen um ihn herum und heraus kamen in dicke Pelze gekleidete, grünheutige Gestalten mit Keulen: Bulblins, die hinterhältigen Banditen der Hylianischen Steppe. Der junge Hylianer entschied sich kurzerhand für eine Flucht, da ein Kampf auf diesem Terrain schwer werden würde. Doch kaum gab er Epona die Sporen, da kamen auch schon von Osten und Norden weitere Bulblins auf riesigen Wildschweinen angeritten. Jeweils zwei der Gestalten saßen auf einem der gesattelten, mit einem dicken Winterpelz ausgestatten Monstern. Pfeile flogen Link hinterher, als er nach Westen abdrehen wollte. Er wiegte sich gerade in der Sicherheit außerhalb der Pfeilreichweite zu sein, als aus Südwesten eine weitere Gruppe auftauchte und direkt auf ihn zuritt.
Der junge Held fluchte leise und drehte Richtung Norden ab und hoffte dabei nicht durch eine der beiden Gruppen in Bedrängnis zu geraten, doch da erhob sich schon ein weiterer Schatten zwischen den Schneeflocken Diese Silhouette war jedoch viel größer, als die übrigen. Als er näher kam, erkannte Link den riesigen, breit gebauten Anführer der Räuberbande. Sein Name war King Bulblin und er ritt auf einem gepanzerten, blauen Riesenschwein namens Lord Bulbo. Zusätzlich wurde er von zwei weiteren Kriegern flankiert. Link hielt kurz an, wog sein Möglichkeiten ab und erkannte, dass es keinen weiteren Ausweg gab, als zu kämpfen.
Der Hylianer bereitete sich mental auf das Zusammentreffen vor. Er musste gen Norden und somit würde er versuchen sich am Anführer vorbeizukämpfen. Er wollte gerade Epona in Bewegung versetzen, als direkt vor ihm ein weiterer Bulblin aus einer Schneewehe hervorsprang. Die Stute erschrak urplötzlich, bäumte sich auf und schmiss ihren Reiter ab. Dieser landete unglücklicherweise unsanft auf einer harten schneefreien Fläche auf dem Rücken. Ächzend wollte er sich gerade wieder aufrichten, als auch schon drei Pfeile auf ihn gerichtet waren.
Weiß der Geier, wo die anderen beiden Bulblins herkamen, doch Link war klar, dass er verloren hatte. Link fiel nichts mehr ein, was er tun könnte. Würde er eine falsche Bewegung machen, wäre er tot. Er rührte sich nicht, sondern blieb einfach sitzen. Angst machte sich in ihm breit. Nahmen Bulblins Gefangene? Aßen sie Menschen?
Es dauerte nur wenige Sekunden, als schließlich auch die restlichen berittenen Räuber ankamen. Sie unterhielten sich in einer Sprache, die der hylianischen ähnelte, jedoch von starkem Akzent durchzogen war.
Endlich kam nun auch der Anführer und seine Gefolgsleute trieben ihre Tiere beiseite, um dem riesigen Schwein ihres Bosses Platz zu machen. Aus der Nähe betrachtet sah der Anführer der Bulblins noch abscheulicher aus. Das grüne Gesicht, das unter der Kapuze des dicken Fellmantels zu dem Hylianer hinabstarrte war gleichermaßen grässlich, wie furchteinflößend und die großen gebogenen Hörner, die durch Löcher aus der Kapuze hervorragten, taten ihr übriges, um jedem seiner Feinde Angst und Schrecken einzujagen, doch jetzt machte sich auf diesem Gesicht etwas neues breit: Erstaunen. Langsam stieg die Kreatur vom Rücken ihrer Reitbestie und ging auf den jungen Mann zu, welcher seine Angst hinter einer entschlossenen Maske verbarg. Als er genau vor ihm stand schaute er Link genau in die Augen und seine Nasenflügel hoben sich, als er dessen Geruch aufnahm.
„HO!“, schrie er plötzlich und in Links Ohren klang es mehr nach einem Freudenschrei, als nach einem Angriffslaut.
„Junge mit Schwert. Ich dich wieder erkennen.“
Was hatte das zu bedeuten? Link hatte King Bulblin auf seiner letzten Reise viermal im Kampf besiegt. Wollte er jetzt Rache nehmen?
„Ich dir gesagt, wir dienen dem stärkeren und du mir gezeigt, du stark.“
Hoffnung machte sich im Herzen des jungen Mannes breit.
„Du aufstehen. Mit uns kommen. Gast der Bulblins.“
Gast! Also kein Gefangener. Link atmete erleichtert auf. Als links von ihm zwei Bulblins mit seinem Pferd auftauchten, erlaubte er sich sogar ein kurzes Grinsen. Sie schienen Epona eingefangen, ja sogar beruhigt zu haben, auch wenn sie ihnen gegenüber noch immer sehr widerspenstig wirkte.
„Gast der Bulblins... das ich das noch mal erlebe.“, murmelte er.
Nur wenige Stunden später saß der Hylianer in der großen, warmen Höhle der Bulblins. Er aß und trank mit ihnen und obwohl ihre Speisen, anscheinend mehr Sättigung, als Geschmack bringen sollten, so aß Link sie trotzdem, um seine Gastgeber nicht zu verärgern. Die Getränke der Bulblins schafften es sogar die Kälte aus Links Körper zu vertreiben.
Was Link jedoch am verwunderlichsten fand, war die Tatsache, dass die Kreaturen, ihn nicht mit Feindseligkeit, sondern mit Hochachtung zu behandeln schienen.
„Warum du sein hier in Kälte?“, fragte der Anführer nach der Mahlzeit.
„Ich bin in einem Auftrag von Prinzessin Zelda unterwegs. Leider ist es mir nicht erlaubt, darüber zu reden.“
Der Anführer grummelte, jedoch hörte es sich mehr nach Zustimmung an.
„Du wieder zu Hause an Festtagen?“
„Festtage? Feiert ihr auch das Fest der Götter?“ Link war verwirrt, doch musste er sich eingestehen, dass selbst solch grobschlächtige Kreaturen, wie diese, eine Kultur besitzen mussten.
„Natürlich! Fest hat lange Tradition. In Festzeit wir nett zu einander und helfen einander.“ King Bulblins Tonfall in der Antwort wirkte leicht beleidigt.
’Und den Rest des Jahres über helfen sie sich nicht? Toller Zusammenhalt...’, dachte sich der Hylianer, doch laut sagte er: „Sagt: Ihr habt Ahnung von den Wintern in der Steppe. Denkt ihr, dass ich’s bis zum Feuerberg schaffe?“
„Du schaffen. Ja! Haben Pelz. Doch nicht Pferd. Dünnes Fell und finden keine Nahrung. Wetter wird schlimmer. Viel schlimmer.“ Die Aussage erschlug Link förmlich.
„Dann ist die Mission also zum Scheitern verurteilt.“
„Hm...“
Der Anführer der Räuber streichelte mit seiner rechten Hand sein verwarztes Kinn.
„Wir Festzeit haben und helfen. Respekt vor groß Mut von Junge! Wir dir geben Reitschwein. Haben dickes Fell und finden unter Schnee genug Nahrung. Gutes und treues Reittier in kalter Zeit.“
„Das würdet ihr wirklich tun?“ Die plötzliche Großzügigkeit seines ehemaligen Feindes überraschte ihn vollkommen. So hatte die brutale Kreatur doch während Links letzten Abenteuers die Kinder aus seinem Dorf entführt, den Hylianer viermal beinahe umgebracht und ihn nur wenige Augenblicke zuvor durch Eis und Schnee gejagt.
„In Festzeit unsere Götter sagen, wir helfen müssen, also wir helfen.“ Während er dies sagte klopfte sich King Bulblin stolz auf die Brust.
„Ich danke euch recht herzlich für diese nette Geste.“ Link machte im Hocken eine leichte Verbeugung. Seine Mission war noch nicht gescheitert und das dank Freunden, die einst seine Feinde waren.
Link grinste über beide Ohren, während er in einem raschen Tempo durch die verschneiten Ebenen ritt. Das Schwein stellte sich, als ein schneller, als auch ausgesprochen treuer Begleiter heraus. Die Schweine der Bulblins fanden außerdem selbst unter der harten Erde Nahrung, wie Wurzeln, oder Würmer, sodass sie sogar sehr pflegeleicht waren. Das einzige, an das sich Link noch gewöhnen musste war der Geruch, weshalb er seinen neuen Freund liebevoll Stinki getauft hatte.
Die Bulblins hatten sich als echte Wohltäter herausgestellt. Sie hatten Link Vorräte in Form getrockneter Früchte und gepökelten Fleischs mitgegeben. Obwohl beides qualitativ auf einem noch niedrigeren Niveau war, wie das Abendessen in der Höhle, so füllte es doch den Magen und stärkte Körper und Geist. Die einzige Bedingung, die die Bulblins gestellt hatten war, dass Link das Schwein, welches seine neuen Freunde ihm überlassen hatten, wieder unversehrt zu ihnen zurückbrachte, sobald die Schneeschmelze einsetzte.
Link hatte vor dem Aufbruch Epona wieder nach Hause geschickt. Sie war ein kluges Pferd und konnte den Weg auch allein finden.
Der Schneefall wurde spürbar dichter und dann schließlich, zwei Tage später, erreichte der Hylianer das Dorf Kakariko am Fuße des Berges. Ein kurzer Überblick zeigte schon, dass das Dorf ausgestorben war und die wenigen Bewohner in der Festzeit wohl in die Stadt gegangen waren. Einige der Häuser des Dorfes waren unbewohnt und Link entschied sich kurzerhand die Nacht in einem solchen zu verbringen.
Stinki hatte sich die Quelle des Lichtgeistes Eldin als Schlafplatz ausgesucht. In der Umgebung der Quelle schien es, als herrsche eine andere Klimazone. Dort war es warm und sogar kleine Nussbäumchen wuchsen dort, ja sie trugen sogar.
Link erinnerte sich, dass er dasselbe Phänomen schon zu Hause bei der Quelle des Lichtgeistes Latoan beobachten konnte.
Nach einer lang ersehnten Nacht in einem warmen Bett, machte sich der Hylianer bereit für den Aufstieg. Stinki musste leider in Kakariko bleiben, da sein Körper nicht für das unebene Gelände der Berge geschaffen war. Link band ihn an einer langen Leine an dem größten der Bäumchen bei der Quelle an. Dort hatte das Tier sowohl Wasser, als auch Nahrung in Form von Nüssen, Wurzeln oder Bodenlebewesen. nach denen das Schwein nur zu gern schürfte.
Der Weg zu den Goronen führte einen gewunden, felsigen Pfad den Berg hinauf. Link rechnete mit einer Tagesreise, doch das Wetter schien ihm einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen. Die Goronen wohnten nicht ganz auf dem Gipfel des aktiven Vulkans, doch trotzdem stellte sich der Aufstieg nicht zuletzt wegen des schlechter werdenden Wetters, als eine wahre Herausforderung heraus. Der Schnee stand kniehoch und Link kam nur noch schwer voran. In diesem Moment wünschte er sich, ein Gorone zu sein. Die Steinfresser konnten sich zu Kugeln zusammenrollen und mit großer Geschwindigkeit in dieser Form die Pässe hinauf und hinab rasen.
Es wurde dunkler und der Hylianer bekam Angst, in der Nacht eingeschneit zu werden. Sein Glieder wurden schwerer und die Füße in den Stiefeln waren bereits durchnässt von dem Schnee, welcher von oben in die Stulpen eingedrungen war.
Doch endlich kurz bevor das letzte bisschen Licht, das noch hinter den dunklen Wolken hervordrang vollkommen schwand, wichen plötzlich die steilen Wände zu seinen beiden Seiten einem großen freien Platz. Er war angekommen. Sofort beschleunigten sich seine Schritte bis er eine Felswand erreichte. Er tastet an dem kalten Stein herum und fand schließlich, wonach er suchte. Ein rechteckiger Höhleneingang. Sofort kam ihm Licht entgegen und Erleichterung, ja gar Freude machte sich in ihm breit. Kaum war er drin, schon spürte er die Wärme um sich herum. Er atmete die warme Luft ein und ging weiter. Nach nur wenigen Schritten durch den Berg, kam er zu einem eisernen Aufzug. Kaum hatte er sich auf einen auf der Plattform angebrachten Schalter gestellt, schon fuhr der Aufzug nach oben und führte ihn in die Haupthöhle der Goronen. Viele tiefe Stimmen schlugen ihm entgegenwährend ihm helle flackernde Lichter entgegen kamen. Er war angekommen!
Nur wenige Minuten später saß er an einem warmen Feuer zusammen mit dem riesigen, bulligen Goronenhäuptling Grogor und den Ältesten. Sie hatten ihm ein Gebräu in die Hand gedrückt, welches ihm sofort heiß durch seine Adern schoss und ihn vollkommen auftaute.
Der Hylianer wärmte sich an dem flackernden Feuer, während der Häuptling Grogor ihm flüsternd mitteilte, was passiert war: „Ich wollte gerade den Stein aus der geheimen Kammer in unseren Minen holen, damit er in die Stadt gebracht werden kann, doch da war er schon nicht mehr da. Wir suchten überall, doch das einzige, was gefunden wurde, waren zwei Blätter in dem Raum, wo der Goronen Opal war. Weißt du, was das bedeutet, Junge?“
Natürlich war Link, wie auch den Goronen klar, was das hieß: Auf dem Feuerberg gab es keine Vegetation, also musste der Dieb die Blätter verloren haben.
Es war ein Anhaltspunkt, doch keiner, der Link wirklich weiterhalf. Er war niedergeschlagen. Er hatte die gesamte Reise angetreten, nur um herauszufinden, dass zwei Blätter gefunden wurden? Das konnte nicht wahr sein.
„Was wirst du jetzt tun?“, fragte Grogor.
„Ich werde weiter nach Zoras Reich reisen.“, antwortete Link seufzend.
„Die Reise wird schwer und hart zu dieser Zeit.“
„Ich weiß!“, gab Link zu.
„Wenn du trotzdem den Mut hast, die Reise fortzusetzen, dann wird das Volk der Goronen dich unterstützen. Du hast die Kraft gehabt, bis hierher zu kommen. Das fordert uns Respekt ab. Deshalb gebe ich dir etwas, was dir bei deiner Reise hilfreich sein wird: Flüssiges Feuer.“
„Flüssiges Feuer...“, wiederholte Link erfurchtsvoll.
„Es ist eine spezielle Flüssigkeit aus unseren Minen. Es ist, wie Lava, jedoch nicht so heiß und es kühlt auch nicht ab. Schüttest du etwas davon auf einen entzündbaren Stoff, wird dieser sich sofort entflammen und ein Feuer freisetzen, welchem selbst die Kälte des Winters nichts ausmachen kann. Zudem verbrennt der Stoff, den du damit entzündest lange nicht so schnell, wie normal. Somit kannst du mit einem Haufen Reisig eine ganze Nacht lang ein Feuer unterhalten. Diese Flüssigkeit geben wir normalerweise nicht her.“
„Und warum wollt ihr sie dann mir geben?“, fragte Link.
„Dein Ansinnen ist edel und du hast meinem Volk schon in der Vergangenheit geholfen. Aber das wichtigste ist, dass es die Zeit des Fests der Götter ist. Es würde den Traditionen unseres Volkes widersprechen, wenn ich dich als Gast, ohne Geschenk ziehen lassen würde. Der Austausch von Geschenken unter Freunden und Familie ist ein Festtagsbrauch der Goronen. Zwar erfolgt dieser Austausch erst am Tag des Festes, doch es kann nicht schaden, wenn ich dir deines jetzt schon gebe.“
Link lächelte verlegen. „Verzeiht, aber ich habe leider kein Geschenk für euch.“
„Dein Geschenk an uns wird der Goronen Opal sein. Da bin ich sicher.“
Der Anführer lachte laut und auch Link ließ sich zu einem Lachen hinreißen.