Adventskalender 2001 - Truth of Dreams - Tür 8

Autor: Ellen alias Eowyn



The Legend of
Zelda
Truth of Dreams


Teil 4
Zelda schlug die Augen auf. In ihrem Zimmer war es dunkel und leichter Nieselregen prasselte gegen die Fenster. Nachdem sie ihre Gedanken halbwegs geordnet hatte, sprang sie auf und griff nach ihrem Mantel, der seit der letzten Nacht noch über der Stuhllehne neben ihrem Spiegel hing. Sie warf ihn sich über und rannte aus dem Zimmer und den Flur hinunter.

Sie war sich nicht sicher, was sie von der ganzen Geschichte, die ihr Romani aufgetischt hatte, halten sollte, aber es war zu gefährlich, sie einfach zu ignorieren. Am Ende des dunklen Flures war Semoans Zimmer und die Tür war offen.

Zelda betrachtete kurz den leeren Raum, doch das Fehlen seines Schwertes und seines Mantels ließ keinen Zweifel zu. Ohne länger zu zögern rannte sie die breite Marmortreppe hinunter. Unten saßen an einem kleinen Tisch zwei Wachen und spielten Karten. Als die beiden Zelda erblickten, sprangen sie auf. "Ist etwas nicht in Ordnung, Euer Hoheit?"

Zelda starrte die beiden an. "Für Erklärungen ist jetzt keine Zeit! Bringt mir mein Schwert und kommt mit!"

Nur eine Minute später rannte sie, gefolgt von den zwei Soldaten, über die Brücke über dem Burggraben und durch das Tor. Der kalte Nieselregen prasselte ihr ins Gesicht, denn im rennen flog ihr die Kapuze ihres Mantels vom Kopf.

An der Zugbrücke am Eingang der Stadt ließ sie sich von einem der Soldaten öffnen und rannte eilig über die Hylianische Steppe und nach Kakariko. Auf dem Friedhof sah sie Link. Er hatte seine Mütze in seinem Haus liegenlassen, in der rechten Hand hielt er das Masterschwert, dass er auf eine vermummte Gestalt richtete.

"Nehmt die Kapuze ab, Semoan!"

Die Gestalt gehorchte, doch seine Augen ließ er geschlossen. Link erhob das Schwert und stieß sachte mit der Klinge an seine Schulter. Semoan öffnete die Augen und starrte erst Link und dann Zelda und die zwei Soldaten erschrocken an. "Was...?"

Zelda erhob ebenfalls ihr Schwert und richtete es auf Semoans Brust, doch erst brachte sie kein Wort hervor. Eine einzelne Träne rann ihr über das Gesicht. Dann schluckte sie und murmelte zu den Soldaten: "Sperrt ihn ein."

Die Soldaten führten Semoan zum Schloß und er fragte: "Was geht hier vor?" Link starrte ihn wütend an, ohne jedoch sein Schwert runterzunehmen. "Habt Ihr es?"

"Ich... was?" "Durchsucht ihn!"

Doch als die Soldaten seine Taschen durchsuchten fanden sie nichts und führten ihn weg. Link ließ seufzend das Schwert sinken. "Es war knapp."

Zelda nickte und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. "Ja, aber eins verwirrt mich: Ich dachte immer du seist Linkshänder." Link grinste und steckte das Masterschwert weg. "Schon. Aber mein linker Arm tut höllisch weh und außerdem: Das weiß er doch nicht! Wenn er versucht hätte zu entkommen, hätte ich ihn wahrscheinlich nicht aufhalten können."

Zelda lächelte und zog die Nase hoch. "Und was machen wir jetzt?" Link sah hinauf zum Schattentempel. "Es ist immer noch dort oben. Und bevor Pentauron sich einen anderen Handlanger für diese Aufgabe sucht, sollten wir es an uns nehmen."

Zelda nickte und die beiden kletterten zum Schattentempel hinauf. Oben angekommen stiegen sie die Treppe hinab und landeten auf der Lichtung vor dem Tempeleingang, wo mehrere Fackeln standen, in deren Mitte befand sich der Stein, der das selbe Symbol trug, wie das Medaillon des Feuers.

Link und Zelda hoben mit vereinten Kräften den Stein an und fanden darunter eine Kiste. Doch darin herrschte gähnende Leere. Link stach sein Masterschwert wütend in den aufgeweichten Boden. "Verdammt! Wo ist es hin?"

Zelda untersuchte das Loch, in dem die Kiste gelegen hatte. "Semoan hatte es nicht. Es muss schon länger weg sein." Link seufzte. "Wir sollten uns mit dem Finden beeilen, bevor Pentauron uns zuvorkommt."

Zelda lächelte sarkastisch. "Und bevor irgendwer rausfindet, dass du in Wirklichkeit Linkshänder bist!"

Nachdem Link Zelda zum Schloss zurückgebracht hatte und wieder in Kokiri angekommen war, lag er noch eine Weile wach in seinem Bett. Wo zum Teufel, war die Dunkelheit des Schlafes hingekommen? Und was war in Semoan gefahren?

Gleißende Sonnenstrahlen fielen in einem steilen Winkel durch die enorm hohen Fenster in der Marmorwand. Ein angenehmer Geruch von Blumen drang in seine Nase und vermischte sich mit dem des schmelzenden Wachses der weißen Kerzen, die überall standen. Der rote Teppich fühlte sich weich an unter seinen Schuhen. Er sah auf die zahllosen Reihen der Holzbänke, auf denen die gesamte Bevölkerung Hyrules Hauptstadt saß und ein schönes Lied sang.

Link wandte sich Zelda zu. Ihr fröhliches Gesicht leuchtete richtig unter dem weißen Schleier, der von weißen Lilien in ihrem hochgesteckten Haar gehalten wurde. Auf der Stirn trug sie einen durchsichtigen Kristall in einem silbernen Diadem, das zu ihrer Halskette und dem Ring an ihrer Hand passte, die Link in seinen hielt. Ihr Kleid hatte lange weite weiße Ärmel, die genau wie die blaue Weste aus weichem Samt gemacht waren. Ihr weißer Rock mit den Blumen und Rüschen reichte bis auf den roten Teppich und stieß an seine Stiefel. Er selbst trug unter seiner grünen Rüstung eine weiße Bluse mit weiten Ärmeln.

Zelda lächelte ihm aufmunternd zu, während die leise Melodie der Violinen und Flöten lauter wurde, dann beugte er sich zu ihr hinunter und gab ihr einen zarten Kuss auf die geschminkten Lippen, das Volk jubelte. Dann rannten die zwei über den roten Teppich auf den Ausgang der Kirche zu. Die Sonne, die ihnen entgegenschien, blendete sie zuerst, doch als Link die Augen öffnete, war es wieder dunkel.

Der schwarze Himmel zitterte förmlich und wurde von einem gleißenden Blitz zerissen. Doch die Dunkelheit, die auf dem Platz vor der Kirche herrschte, verschluckte das Licht des Blitzes, sodass es immer noch dunkel blieb. Doch auch ohne etwas zu sehen, hörte Link Schritte und spürte eine dunkle Anwesenheit.

Vor ihnen auf dem Platz stand eine vermummte Gestalt. Sie hatte einen langen schwarzen Mantel mit einer langen Kapuze, die sein Gesicht völlig unerkannt ließ. Doch auch ohne seine Augen zu sehen wusste Link, dass er sie ansah und das es Pentauron war. Link legte einen Arm schützend um Zelda, doch diese löste sich plötzlich in hellen Rauch auf.

"Zelda?"

Pentaurons leises Lachen hallte wie ein gespenstisches Flüstern über den Platz und ließ einen kalten Schauer über Links Rücken jagen. Link griff hastig nach dem Licht des Erwachens, doch plötzlich sprach Pentauron zu ihm.

"Link, Ihr wollt meine Pläne durchkreuzen..." Link erwiderte nichts, ließ jedoch seine Hand sinken.

Pentauron seufzte. "Das ist zu schade. Ich hätte Euch ein interessantes Angebot zu machen..." "Ihr glaubt nicht wirklich, dass ich Euch in irgendeiner Weise helfen werde, oder?"

Pentauron schnaubte verächtlich. "Jeder Mensch hat seinen Preis. Und Euren habe ich längst gefunden." "Ihr irrt Euch wieder! Es gibt nichts, wofür ich Hyrule verraten würde." "Verrat ist so ein hässliches Wort." "Aber das ist es doch, wonach Euch der Sinn steht, nicht wahr?"

"Aber nein, das hat doch keiner gesagt. Ich dachte da eher an einen klitzekleinen Gefallen, als Gegenleistung wäre ich bereit, Euch etwas wiederzugeben, was Euch vor langer Zeit genommen wurde." "Was wäre das?"

Pentauron lachte wieder und trat ein paar Schritte zur Seite und gab somit den Blick auf zwei Gestalten hinter ihm frei, die mit Fesseln um Hände und Füße dastanden.

Die eine war ein älterer Mann. Er hatte längeres blondes Haar, das ihm wirr in die Stirn fiel. Er trug eine alte königliche Rüstung, wie sie vor Jahren in Hyrule getragen worden war.

Die andere war eine Frau. Sie hatte langes braunes Haar. Ihre Augen, die so viel Ähnlichkeit mit seinen eigenen hatten blickten traurig zu ihm auf und einige Tränen rannen ihr über das Gesicht und fielen auf ihr grünes Kleid und den dunklen Umhang. "Mom...? Dad?"

Pentauron lachte. "Ich wusste es. Das ist es, nicht wahr?" "Ihr lasst sie auf der Stelle frei, oder...!"

"Oder was? Ihr könnt mir nichts anhaben. Das hier ist mein Königreich! Aber ich bin bereit, Euch einen Tausch vorzuschlagen. Das Leben Eurer Eltern, gegen die Dunkelheit des Schlafes."

"Weil Euer Handlanger aufgehalten wurde, nicht wahr?" Pentauron zuckte mit seinen Schultern. "Er war recht nützlich, wisst Ihr? Ein Jammer, das Ihr ihn erledigt habt. Und die Dunkelheit des Schlafes habt Ihr ihm auch abgenommen, nicht wahr?"

"Schon möglich."

Pentauron lachte höhnisch. "Ihr seid äußerst hinterlistig, Herr der Zeiten. Seid lieber vorsichtig, solange ich Euer Ziel in meiner Gewalt habe." Pentauron durchbohrte Link förmlich mit seinem Blick. "Und kommt erst wieder, wenn Ihr die Dunkelheit des Schlafes habt!"


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