Adventskalender 2001 - Truth of Dreams - Tür 8

Autor: Ellen alias Eowyn



The Legend of
Zelda
Truth of Dreams


Teil 3
Link fuhr erschrocken aus seinem Traum hoch und sah sich ängstlich nach Zelda um. Sie lehnte immer noch, im Halbschlaf nach ihm rufend, an der Wand. Link krabbelte über seine Deck näher zu ihr und schüttelte sie. "Zelda, wach auf! Bitte!"

Zelda rief noch einmal nach ihm, dann plötzlich begann sie zu husten und Wasser zu spucken. Link sah sie erschrocken an. Sie rang noch ein paar Sekunden nach Luft und spuckte Wasser, das auf ihr Nachthemd fiel; dann öffnete sie die Augen, hustete noch einmal und starrte Link panisch an. Plötzlich rannen ihr Tränen über das Gesicht, als sie ihre Gedanken einordnete und da kam Verzweiflung über sie. "Was war das, Link? Was passiert hier? Ich verstehe es nicht!" Sie schlug die Hände vor das Gesicht und schluchzte leise. Link nahm sie sanft in den Arm und strich ihr durch das weiche Haar. "Es ist doch alles in Ordnung, du bist in Sicherheit.", doch seine Stimme zitterte, denn er selbst stand noch unter Schock und der Schmerz in seiner Schulter kehrte zurück.

Einige Minuten verstrichen, in denen die beiden Arm in Arm auf seinem Bett saßen bis Zeldas Schluchzen schließlich erstarb und sie sich aus der Umarmung lößte. Mit einem Ärmel ihres Mantels wischte sie sich über die Augen und Link sah sie aufmunternd an. "Alles in Ordnung jetzt?"

Zelda zog die Nase hoch und nickte. "Ich glaub schon." Link nickte. "Gut. Ich glaube, wir sollten heute Nacht nicht mehr schlafen." Zelda nickte mit einem Hauch eines Lächelns auf dem Gesicht. "Wir könnten nach Hyrule gehen. Es wird eh bald hell. Und dann können wir was frühstücken." Das war Link nur recht.

Das Sonnenlicht schien durch die hohen farbigen Fenster und malte bunte Bilder auf die weiße Tischdecke und die grauen Wände. Das weiße Porzellan schimmerte in blau und grün und leises Vogelgezwitscher tönte durch die verschlossenen Fenster.

Link saß auf einem hohen Stuhl am gedeckten Frühstückstisch und wartete auf Zelda. Sie hatte sich, nachdem sie im Schloss angekommen waren, erstmal anziehen wollen und hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen und so saß Link nun vor dem noch warmen Brot und dem frischen Obst und dachte nach.

Hatte er Hyrules Untergang nur geträumt oder war das Ende wirklich schon so nahe? Zelda glaubte nicht daran und weshalb sollte sie auch? Wahrscheinlich verschwendete sie schon keinen Gedanken mehr daran und Link hatte auch nicht vor, sie wieder daran zu erinnern, doch er selbst quälte sich noch immer mit allen möglichen Theorien und Möglichkeiten.

Doch eine Erklärung fand er auch nicht. Zelda trat durch die hohe offene Eichentür. Sie hatte ihr Haar hochgesteckt und sich ein langes blau-schimmerndes Kleid, das mit goldenen Symbolen bestickt war angezogen, das Triforce-Symbol auf ihrem langen Rock glitzerte im bunten Sonnenlicht und auf ihrem Gesicht erschien ein zufriedenes Lächeln, als sie den Sonnenschein und den gedeckten Tisch betrachtete.

"Tut mir leid, dass du warten musstest." Sie setzte sich ihm gegenüber und lächelte ihn an. Link seufzte. Der Schmerz in seiner Schulter ließ nicht nach und auch der Appetit war ihm vergangen. Er war totmüde und seine Gedanken ließen ihn nicht los.

Und Zelda veränderte sich von Minute zu Minute. Vor einer Stunde noch, war sie eine einfache gute Freundin, die alles mit ihm überstehen würde. Doch jetzt saß vor ihm die Prinzessin von Hyrule in ihren feinen Kleidern, die von allem Unheil ferngehalten wurde. Sie war einfach nicht die Person, mit der er über Probleme wie den Untergang von Hyrule reden konnte. Sie war für einen Kampf einfach nicht gemacht und das war sie vorhin auch nicht gewesen, er hatte es einfach vergessen.

"Alles in Ordnung?"
"...ja."

Zelda sah ihn mit ihren großen Augen an und auch sie sah müde aus, doch sie ließ sich nichts anmerken. Nachdem die beiden gegessen hatten, trat eine der Wachen ins Zimmer und verbeugte sich tief vor Zelda.

"Euer Hoheit. Ein Reisender ist eingetroffen und wünscht Euch zu sehen."
"Wer ist es?"
"Er nennt sich Semoan."
Zelda blinzelte ungläubig. "Wie bitte?"
Die Wache verbeugte sich nochmals. "Er sagt, sein Name sei Semoan. Er ist vor ein paar Minuten eingetroffen. Wollen Euer Hoheit ihn anhören?"
Zelda stand auf. "Und ob ich das will! Bringt ihn schon her! Und holt noch einen Stuhl!"

Die Wache verbeugte sich abermals und verschwand. Link sah Zelda an, wie sie nur da stand und auf die Tür starrte. Link stand auf. "Es scheint wohl ziemlich wichtig zu sein. Ich sollte wohl besser gehen." Zelda schreckte hoch und wandte sich zu ihm um. "Kommt nicht in Frage, du musst ihn kennenlernen! Es ist eine Ewigkeit her, dass ich ihn gesehen habe. Er ist ein guter Freund meines Vaters und hat früher viel Zeit hier verbracht."

Zelda strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ihre Hand zitterte und Link grinste. "Du bist nervös." Sie sah ihn erschrocken an, als habe sie vergessen, dass er immer noch neben ihr stand. "Ich... ein bißchen."

Ein Mann trat durch die Tür, einige Jahre älter als Zelda, doch seine Augen glitzerten wie die eines kleinen Kindes. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er Zelda betrachtete, wie ein alter Freund, der nach Jahren seine Freundin wiederfindet. Und genauso fielen sie sich auch in die Arme. Er strich mit seiner Hand über ihren Kopf und Zelda grub ihr Gesicht in seine Schulter. "Ich habe schon gar nicht mehr damit gerechnet, dich wiederzusehen."

"Ich dachte, du hättest mich vergessen." "Du warst eine halbe Ewigkeit nicht mehr hier. Ich..."

Zelda wandte sich um. "Tut mir leid, Link. Du kennst mich. Ähm. Semoan, das ist Link. Link - Semoan." Die beiden schüttelten sich die Hände und Zelda stellte die nächste Frage: "Gibt es einen Grund, warum du hier bist?"

Semoan strich sich eine widerspenstige braune Haarsträhne aus der Stirn. "Tja, eigentlich bin ich nur auf der Durchreise. Ich bin auf dem Weg zu meinem Onkel." Zelda stemmte die Arme in die Hüften und grinste. "Du bist also nicht wegen mir hier, sondern nur um hier zu übernachten?" Semoan beugte sich zu ihr runter. "Dann hätte ich mir den Umweg hierher sparen können. Um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, eine Weile hierbleiben zu können."

Zelda nickte. "Na klar. Du kannst hierbleiben, wenn du willst. Aber hier passieren manchmal unheimliche Sachen, ich warne dich. Aber Link hier hat damit Erfahrung." Link nickte. "Ich habe ja nichts besseres zu tun, als mit Bösewichten wie Ganondorf um das Triforce zu pokern."

Semoan grinste. "Also auf so was kann ich verzichten. Ich hatte eigentlich nicht vor hier als Ritter auszuhelfen. Andererseits hätte ich nichts gegen ein paar spannende Geschichten einzuwenden. Ich hatte auf einen ruhigen, entspannenden Urlaub gehofft..."

Aus der Dunkelheit, die Link umgab, trat eine undeutliche Landschaft hervor. Ein kahler Baum ragte neben ihm zum grauen Himmel auf und das trockene Gras reichte ihm bis zu den Knien. Vor ihm sah er eine hohe Mauer mit einem runden Tor und auf der Mauer waren bunte Muster gemal. Als er sich umsah, sah er links von sich am Ende des Grases eine Sandlandschaft.

"Termina?"

Die Stadtmauer von Unruh-Stadt hatte tiefe Risse und der Himmel war bewölkt. Kein Lebewesen war mehr hier, nicht einmal der diebische Vogel, der sonst über dem Eingang zur Romani-Ranch kreiste. Doch von dort kam eine Gestalt auf ihn zu. Sie trug ein helles langes Kleid und langes kastanienbraunes Haar...

"Malon?", fragte Link ungläubig und sie starrte ihn erschrocken an, als hätte sie ihn vorher nicht bemerkt.

"Grashüpfer?"

Link sah an seiner grünen Rüstung hinunter und sah dann wieder das Mädchen an.

"Romani!"

Er hatte sie zuerst gar nicht wiedererkannt. Er hatte sie noch als kleines Kind in Erinnerung und so musste es ihr auch erst gegangen sein. Romani strich sich die langen Haare aus dem Gesicht und beschleunigte ihren Schritt. "Was machst du hier?"

Link sah sich um. "Ich weiß nicht. Ich..." "Du bist eingeschlafen, richtig?`" Link nickte nur und Romani sah ihn mit einem ängstlichen Lächeln an. "Das passiert mir auch andauernd." "Es passiert hier auch?"

"Komm mit, dann kann ich dir alles erzählen." Sie ging voraus nach Unruh-Stadt und Link hörte ihrer Erzählung aufmerksam zu.

"Sein Name ist Pentauron, er ist schon lange in meinen Träumen, daher weiß ich einiges darüber, wie er hierherkam. Er versucht mit allen Mitteln in die reale Welt zurückzukehren und eigentlich wollte er Termina erobern." Sie stiegen jetzt die niedrige Stufe zum Stadttor hinauf.

"Du hast mir damals so viel über Hyrule erzählt, das ich davon geträumt habe und dadurch hat er von Terminas Gegendimension erfahren und jetzt..." Romani schluckte. "Er will Hyrule erobern. Ich weiß nur nicht, weshalb." Sie standen jetzt auf dem Platz vor dem großen Turm, der für den Karneval der Zeit erbaut worden war und vor ihnen stand, mit dem Rücken zu ihnen, eine Gestalt in einem langen weißen Nachthemd. Ihr rotblondes Haar fiel ihr in Wellen über die Schultern.

"Zelda!", rief Link erschrocken. Er hatte mit jeder Person gerechnet, nur nicht mit ihr. Sie wandte sich erschrocken um und starrte Link ängstlich an. "Wo sind wir, Link?"

"Wir sind in Termina, genauer gesagt in Unruh-Stadt. Nein, eigentlich sind wir..." Er unterbrach sich selbst und wandte sich zu Romani um. "Romani, das ist Prinzessin Zelda, Zelda, das ist Romani."

Romani zuckte bei dem Namen erschrocken zusammen. "Die... Prinzessin?!" Sie sank ehrfürchtig in die Knie. "Euer Hoheit, es ist mir eine Ehre."

Link grinste und Zelda ergriff Romanis Hand und zog sie auf die Füße. "Ich danke dir." Dann wandte sie sich wieder an Link. "Ich dachte erst, sie sei Malon. Sie sieht ihr zum Verwechseln ähnlich. Aber wie komme ich nach Termina?"

"Du schläfst, Zelda. Das hier sieht so aus wie Termina, das heißt eigentlich sieht es aus wie eine gruselige Kopie davon. Damals war ich zur Zeit des Karnevals hier und ich kam aus dem Turm und sah..."

Link stockte in der Erzählung und Zelda sah ihn überrascht an. "Was ist?" Link schob sie wortlos zur Seite und ging ein paar Schritte auf den Turm zu. Ein kalter Wind fegte feine Sandkörner über den Platz und Link hielt eine Hand über die Augen, dann sah er zum Himmel auf. Dort oben... da war es wieder. Eine Fratze, gleichzeitig ängstlich und furchteinflößend. Sie war nur ein paarhundert Meter über dem Turm. Dort oben war er wieder, der Mond von Termina.

Ein Zittern ging durch Links Körper, eine einzelne Träne rann über seine Wange und einzelne Schweißtropfen vermischten sich damit und plötzlich sank er in sich zusammen. Seine Schulter schmerzte unerträglich und er ging in die Knie. Zelda kniete sich neben ihn und sah ihn an. Und bevor sie etwas fragen konnte, murmelte Link. "Ich habe... drei Tage gebraucht, um es zu verhindern. Der Mond... er fällt herunter. Ich habe mir so oft ausgemalt, wie er auf die Stadt herunterfällt und alles Leben auslöscht. Damals bin ich mit der Okarina der Zeit millionen von Malen zurück zum ersten der drei Tage gereist und so oft habe ich mir gewünscht einfach aufzugeben und mit allen anderen zu sterben, aber ich habe nicht aufgeben können. Und jetzt..."

Zelda strich ihm über den Kopf und lächelte ihm aufmunternd zu. "Du träumst nur Link. Mach dir keine Sorgen. Das sind nur Bilder deiner Fantasie."

Romani kam zu ihnen. "Nicht ganz. Es sind Pentaurons Bilder, die er in euren Geist eindringen läßt. Er ist da oben. Er ist auf dem Turm. Ich war beim ersten mal genauso am Verzweifeln wie du, Grashüpfer."

Link erhob sich mühsam und ging auf den Turm zu. Die Tür war offen und er konnte ohne Hindernisse eintreten. Romani und Zelda folgten ihm und als sie in den ersten Raum mit der Treppe traten, hörten sie eine Stimme, die von oben den ganzen Turm herunterhallte:

"Wo bist du?" "Das ist Pentauron," flüßterte Romani.

"In Hyrule, Sire," antwortete eine zweite Stimme und Zelda zog die Stirn kraus. Pentauron antwortete: "Hast du sie gefunden?" "Nein, Sire."

"Verdammt! Hör zu, es ist im Schattentempel. Weißt du, wo das ist?" "Östlich vom Schloss."

"Genau. Du gehst nachts dorthin und bringst mir die Dunkelheit des Schlafes. Der Kristall ist unter einem Stein in der Mitte von einem Ring aus Fackeln. Ich brauche diesen mächtigen Zauber, um die Menschen in Hyrule in meinen Bann zu ziehen. Es ist mein einziger Weg, um nach Hyrule zu gelangen und mit dem Triforce ein normaler Mensch zu werden und die reale Welt zu erobern, geht das in deinen Schädel rein?!"

"Ja, Sire" "Dann geh und tu, was ich dir befehle!"

Sie hörten Schritte auf der Treppe und Link zog die Mädchen aus dem Turm und ging mit ihnen nach Nord-Unruh-Stadt. Zelda schluchzte. "Hast du das gehört?"

"Das mit Hyrule? Sicher." "Nein, das meine ich nicht," schluchzte sie. "Die andere Stimme? Das war Semoan!"

Link starrte Zelda an und versuchte sich die Stimme, die mit Pentauron geredet hatte, ins Gedächtnis zurückzurufen.

Und er kam mit ihrer Feststellung überein. "Er ist auf jeden Fall bei euch in Hyrule. Ihr müsst ihn aufhalten! Er darf die Dunkelheit des Schlafes nicht bekommen, sonst hat er so viel Macht, das ihn niemand mehr aufhalten kann," sprudelte es aus Romani hervor.

"Was weißt du darüber?", rief Link aufgeregt. Er spürte wieder, wie ihm die Zeit davonlief.

"Die Dunkelheit des Schlafes ist ein Stein. Von Pentauron angewandt kann er unendlich viele Menschen in die Traumwelt ziehen und sie erschrecken. Zu diesem Stein gibt es ein Gegenstück, das Licht des Erwachens, aber das hat noch niemand gefunden. Damit kann man aus der Traumwelt aufwachen, wann man will."

Link griff in seine Tasche und holte den Anhänger hervor, den ihm der Geist gegeben hatte. "Hier. Das ist es, oder?"

Romani starrte den Stein erstaunt an und klatschte in die Hände. "Wow, Grashüpfer, das ist es tatsächlich. Okay, lass mal ausprobieren, ob es funktioniert. Sprich mir nach:

"Zelda - isigreptat!"

Link umfasste den Anhänger mit seiner Hand und sprach ihr nach: "Zelda - isigreptat!" Zelda sah sich erschrocken um. "Was soll das? Hey!" In dem Moment löste sie sich in Luft auf.

Link sah Romani an. "Hat es funktioniert?" "Ich glaub schon. Hör zu. Schick mich zurück nach Termina und dann weckst du dich selbst auf, indem du sagst: "Ego - isigreptam." Kannst du dir das merken?"

Link nickte, umfasste den Anhänger und rief: "Romani -" "Warte!"

Link hielt inne und sah Romani an. Romani blickte lächelnd zu ihm auf. "Obwohl alles gerade wieder so schwierig ist, bin ich froh, dass wir uns wiedergesehen haben. Falls wir uns nicht noch mal treffen,..." Sie umarmte Link und flüsterte: "Viel Glück und pass auf dich auf, ja?" "Sicher."

Romani ließ ihn los und schloss die Augen. "Okay, ich bin bereit."
"Romani - isigreptat!"

Und auch Romani verschwand, genau wie Zelda.
"Ego - isigreptam!"


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