Adventskalender 2001 - Truth of Dreams - Tür 8

Autor: Ellen alias Eowyn



The Legend of
Zelda
Truth of Dreams






Als Link die Augen aufschlug, war es stockfinster; sogar so finster, dass er sich nicht sicher war, ob seine Augen wirklich offen waren. Kein Lichtschein drang dorthin, wo er jetzt war. Er konnte nichts sehen, nicht einmal seine Hand, wenn er sie direkt vor seine Augen hielt. Der Boden war glatt und feucht, doch es war kein Haus und keine Halle in Hyrules Schloss, da war er sich sicher. Dies waren nicht die kalten Marmorfliesen, die er kannte und diese Dunkelheit war nicht von Menschen geschaffen. Solche Dunkelheit hatte er selten erlebt, doch er ahnte, dass er in einer Höhle tief unter Hyrule war. Eine riesengroße Höhle mit Tropfsteinen, deren Wasser den Boden bedeckte und dessen Tropfen auf den kalten Boden aufschlugen und dessen Klang leise und gespenstisch durch die Dunkelheit hallte.

Link setzte sich auf und blinzelte. Wie, zum Teufel, war er hier hineingeraten? Er hatte keine Erklärung dafür, wie er hier in einer Höhle aufwachte und niemand bei ihm war. Er konnte sich an nichts erinnern, was vorher geschehen war. Seine Erinnerung war so dunkel und leer wie diese Höhle.

Verwirrt wühlte er in seinen Taschen nach einer Lampe oder einem Streichholz oder irgendeiner Lichtquelle, doch alles was er fand waren sein Bogen und Dins Feuerinferno. Mit diesem Zauber würde er wenigstens für einen Augenblick sehen können, wie es hier aussah und vielleicht würde er so einen Ausgang finden.

Er hob den roten Kristall und schlug mit der anderen Hand auf den Boden. Ein Feuerring entstand an der Stelle, wo seine Faust den kalten Boden berührt hatte und wurde immer größer und erleuchtete kurz die ganze Höhle für den Zeitraum einiger Sekunden. Link erkannte die Stalagtiten und Stalagmiten und einen kleinen unterirdischen See und mehrere Gänge, die in die Dunkelheit führten und eine Tür und eine Fackel...

Eine Fackel? Das Licht seines Zaubers erlosch, doch das Licht der Fackel, die von dem Feuerinferno entzündet worden war erhellte die Höhle genug um sich in Ruhe umzusehen und neben der Fackel war eine Steintür, wie Link sie in manchen Tempeln in Hyrule gesehen hatte. Er trat davor und als sie sich öffnete trat er in einen hellerleuchteten Raum.

Hinter ihm schloss sich die Tür mit einem leisen Bumms und er stand in einer hohen Halle. An ihren Wänden standen meterhohe Regale, die bis zum obersten Fach, das sich direkt unter der hohen Decke befand, mit dicken staubigen Büchern gefüllt waren. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch mit hohen Papierstapeln und einem Stuhl und Link gegenüber brannte ein Feuer in einem steinernen Kamin, das gespenstische Schatten an die staubigen Buchrücken in den Regalen warf.

Link stand eine Weile in der Tür des Raumes und sah sich um, als er plötzlich eine Stimme hörte: "Link?", rief sie ungläubig. Von links kam die Stimme eines Mädchens, doch er kannte sie nicht und sah auch niemanden.

"Du lebst?", rief sie erfreut. Diesmal kam die Stimme von der anderen Seite, doch es war immernoch die selbe und immernoch konnte Link niemanden sehen. "Wer seid Ihr?", rief Link verwirrt, doch bestimmt in den Raum hinein.

Ein Kichern hallte gespenstisch durch den Raum. "Es tut mir leid... Ich habe es vergessen... Ich bin ein Geist. Ich war so lange unsichtbar, dass ich es völlig vergessen habe. Warte..." In dem Moment tauchte nur ein paar Meter vor ihm eine Gestalt auf. Es war ein Mädchen mit langem glattem Haar, sie trug ein langes Kleid und einen Zettel in ihrer Hand. Sie war von schlanker Gestalt, und ihr gesamter Körper sah aus, als wäre er aus dumpfem blauem Licht. Ihr hübsches Gesicht lächelte ihm fröhlich entgegen.

"Wie kommst du hierher?", fragte sie mit glockenheller Stimme.
"Ich weiß es nicht."
"Wie?"


Link sah sie überzeugend an. "Naja, ich bin aufgewacht und war hier, aber ich habe keine Erinnerung an das, was davor passiert ist." Das Mädchen sah ihn ernst an. "Du... du hast keine Erinnerung an das, was Hyrule passiert ist? Gar keine?"
Link schüttelte den Kopf. "Wer seid Ihr?"

Das Mädchen drehte sich um und ging auf den Tisch zu. "Ich bin ein Geist und schon seit vielen Jahren tot, aber ist das jetzt noch wichtig? Du bist hier, und ich kann dir vielleicht weiterhelfen."

"Inwiefern?" Link wurde nervös. Seit sie gesagt hatte 'was Hyrule passiert ist' jagten ihm kalte Schauer über den Rücken. Das Mädchen setzte sich auf den Tisch und deutete auf den Stuhl. "Insofern, als dass ich dein Gedächtnis ein bißchen auffrischen kann. Setz dich."

Link setzte sich auf den einzigen Stuhl und sah erwartungsvoll zu ihr hoch. "Also?"

Das Mädchen seufzte tief bevor sie begann: "Du bist immer noch in Hyrule. Besser gesagt: unter Hyrule. Viele lange Wege bist du durch den Todesberg gegangen und hier angelangt. Du warst auf der Suche nach etwas, das Hyrule retten kann..."

"Was ist mit Hyrule passiert?"

"Hör zu! Du warst auf der Suche nach etwas, was euch geholfen hätte. Du warst auf der Suche nach dem Teleporter zum Lichtpalast. Was du dort gefunden hättest, hätte Hyrule retten können, aber..."

Link rutschte ungeduldig auf dem Stuhl hin und her, wartete darauf, dass sie fortfuhr, ohne sie zu unterbrechen. Doch sie sprach nicht weiter sondern stand auf und trat an eines der Regale. Dort holte sie ein dickes Buch hervor und hielt es Link unter die Nase.

"Ich habe dich und Zelda und ganz Hyrule lange beobachtet und ein Buch geschrieben. Eigentlich sind alle Bücher hier von mir. Naja, jedenfalls die meisten. Einige hatte ich bei mir. Ich bin schon lange ein Geist. Hier unten könntest du viele Dinge nachlesen. Das Regal da hinten." Sie deutete auf ein Regal neben dem Kamin. "Es ist voll mit Geschichten, die du erlebt hast. Du bietest ziemlich guten Lesestoff," sagte sie lächelnd. "Ich habe es nur in Worte gefasst. Dieses Buch hier wird dir weiterhelfen, herauszufinden und zu verstehen, was passiert ist. Ich habe es gestern beendet."

Link starrte das Mädchen überrascht an. "Ich habe dich in Hyrule noch nie gesehen. Wie hast du das alles miterlebt? Wie kannst du alle Geschichten, die ich erlebt habe, kennen, wenn ich dich nicht mal kenne? Ich habe dich noch nie gesehen."

"Du hast mich auch nicht gesehen, als du zur Tür hereinkamst, oder? Ich war nur schweigender Beobachter. Wir haben uns nie... getroffen." Link ergriff das schwere Buch, das sie ihm immer noch hinhielt und betrachtete den schwarzen Einband.

"Hyrules Untergang"


Ehe er eine Frage stellen konnte sagte das Mädchen: "Ich bin nicht in der Lage, dir zu erzählen, was passiert ist. Lies das Buch und versuche es zu verstehen. Es ist zu spät, die Geschichte zu verändern."

"Mit der Okarina der Zeit kann ich die Geschichte verändern." "Vielleicht, wenn du sie findest.

Lies das Buch. Aber ich glaube, wenn du es nur liest, wirst du es nicht glauben. Daher schicke ich dich zurück nach Hyrule. Wenn du jedoch versuchen willst, Hyrule zu retten indem du in der Zeit zurückreist, dann geh durch diese Tür und finde, was Hyrule gerettet hätte." Das Mädchen hob die Hände, murmelte ein paar unverständliche Worte, dann bewegte sich eines der Regale und machte den Weg zu einem kleinen Raum frei.

Dort entdeckte Link etwas, was er lange nicht mehr gesehen hatte. "Ein Teleporter? Wohin bringt er mich?" "Er bringt dich in den Tempel des Lichts. Suche dort nach dem Licht des Erwachens. Es ist ein magischer Kristall, den Rest wirst du im Tempel erfahren. Kehre danach nach Hyrule zurück und finde die Okarina der Zeit. Falls du zum Anfang der Geschichte zurückkehrst, wirst du das Buch verlieren. Ich glaube kaum, dass du es in die Vergangenheit mitnehmen kannst, denn ich habe es ja erst gestern beendet."

Link nickte und trat auf den Teleporter und alles um ihn herum verschwamm vor seinen Augen.

Als er wieder einigermaßen klar sehen konnte, war er von grellem Licht umgeben. Es war extrem hell, doch es blendete ihn nicht. Er befand sich in einer hohen Halle, dessen Decke von Säulen gehalten war, die aussahen, als bestünden sie aus purem Licht. Wenn es hier Fenster gab, waren sie nicht zu entdecken und in solch einem hellen Raum brauchte man ja auch keine. Vor ihm befand sich eine Steintafel, auf der feine Buchstaben silbern glitzerten.

"Hier liegt der Schatz des Lichts
Er rettet jenen aus dem Schlaf des Nichts,
Der es findet und beschwört,
Dem der Schatz des Lichtes gehört.
Hier wird er's erlangen, hier wird er's finden,
Um Schatten an ihre Welt zu binden"

Hier liegt das Licht des Erwachens


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