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Autor: Ulyaoth Dauer: ~26 Minuten
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Dateigröße: 23,5 MB Format: Zip
Die Sprecher:
AstartusSavall als
Erzähler
Cald als
Totengräber Boris
Evilitschi als
Weihnachtsmann
FoWo als
Eule Methusa
Sirius als
Jungeselle Tingle
Tetra als
Agnetha „Prinzessin des Insektenreichs“
Vas-y als
Darunia & Niko
Tinglebells
„So geht es nicht weiter! Ich kann so nicht arbeiten!“
Die Stimme des Weihnachtsmanns durchschnitt die Stille so plötzlich, dass Weihnachtself Niko vor Schreck über seine eigenen Füße stolperte und das Tablett mit Milch und Keksen fallen ließ. Er rappelte sich hastig auf und versuchte, noch zu retten, was zu retten war, aber der Weihnachtsmann schien ohnehin nicht zu bemerken, was passiert war und war so sehr in missmutiges Brummen vertieft, dass Niko sich fast verpflichtet sah, nachzufragen, was los war.
„Gibt’s Probleme, Chef?“
„Das kann man wohl sagen!“, erboste sich der Weihnachtsmann und wedelte mit einem Zettel, den er in Händen hielt. „Gewerbliche Expansion nennen die das! Ha! Als hätte ich nicht schon genug zu tun!“
„Gewerbliche… was?“
Der Weihnachtsmann seufzte. „Es heißt, dass das Weihnachtsfest nun in immer mehr Ländern eingeführt wird. Selbst die Zora feiern inzwischen Weihnachten! Und seit neuerdings fangen sie sogar drüben in Tellius damit an! Wie soll ich das denn alles rechtzeitig schaffen?“
Niko stapelte eilig die zerbröckelten Kekse zurück auf den Teller und bemühte sich, den großen Milchfleck auf dem Boden zu verdecken, indem er den Teppich darüber zog. „Ich dachte, du kannst das Raum-Zeit-Gefüge für den Weihnachtsabend beliebig strecken, um alles rechtzeitig ausliefern zu können“, warf er ein. „Außerdem musst du doch nicht alles alleine machen, gibt es denn nicht auch dieses Kind, das rumfliegt und die Geschenke beim Fenster hereinbringt?“
„Es bleibt trotzdem eine Heidenarbeit.“ Der Weihnachtsmann ließ sich in seinen Ohrensessel fallen und wischte sich über die Stirn. „Auf meiner Liste stehen dieses Jahr Vierhunderteinunddreißigtausendsechhundertfünfundzwanzig Namen. Wenn ich das alles allein erledigen muss, kann ich mich in spätestens fünfhundert Jahren in Therapie begeben.“
„Lass das Fest doch sausen“, schlug Niko vor und hielt seinem Chef den Teller hin.
„Niko, zum hundertsten Mal, das kann ich doch nicht machen.“ Der Weihnachtsmann schnappte sich einen Keks und stopfte ihn sich in den Mund. „Du hast doch keine Ahnung von Weihnachten! Das ist auch der Grund, warum
du nur Weihnachtself bist und
ich Weihnachtsmann. Nein, es gibt nur eine Lösung…“ Er griff zu dem kleinen Tisch neben seinem Stuhl und schnappte sich eine Zeitung. „…ich werde mir dieses Jahr für Hyrule, Termina und Holodrum eine Vertretung suchen, während ich all die neuen Gebiete beliefere.“
„Aber…“
„Nichts aber. Hilf mir lieber, sonst schick ich dich zurück auf dieses Piratenschiff, von dem ich dich damals aufgegabelt habe.“ Er reichte Niko ebenfalls eine Zeitung. „Hier, sieh nach, ob du eine vernünftige Teilzeithilfskraft findest.“
„Aye, Käpt’n“, kam es ergeben von dem kleinen Weihnachtselfen, der nach der Zeitung griff und anfing, darin herumzublättern. „Wie wär’s damit: M.M., fünf Millionen Jahre, Profi für Maskenbälle und Zerstörung der Welt?“
„Nein, bloß nicht!“ Der Weihnachtsmann zog entsetzt eine Augenbraue hoch. „Aber was hältst du davon: Garrett, Meisterdieb, Experte für unauffälliges Eindringen sucht gut bezahlte Aufträge im Gewerbe der Eigentumsübertragung?“
Niko schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, am Ende lässt er das Eigentum der Kinder mitgehen, anstatt Geschenke zu bringen…“ Er blickte auf. „Oh, hier hab ich was! Tingle, 35, Junggeselle, sucht Arbeit im Feengewerbe. Honorar nach Vereinbarung.“
Der Weihnachtsmann überlegte ein paar Sekunden. „Hm… das hört sich eigentlich recht brauchbar an.“
„Ja aber… Feengewerbe?“
„Weihnachtselfen, Weihnachtsfeen… ist doch alles dasselbe!“ Mit einem Mal hatte der Weihnachtsmann wieder gute Laune und mit Schwung erhob er sich. „Los, komm mit, Niko. Wir dürfen keine Zeit verlieren!“
Nur kurze Zeit später kamen dem Weihnachtsmann die ersten Zweifel, denn der Mann, der sich als Tingle vorstellte, entpuppte sich als kleingewachsener, etwas dicklicher Kerl mit roter Knollnase und einem Outfit, das aussah, als hätte es ein betrunkener Weihnachtself mit verbundenen Augen genäht: Grün, an allen Ecken und Enden entweder zu eng oder zu weit und einer spitz nach oben stehenden Kapuzen-Mütze versehen. Zudem trug er eine rote Unterhose über seinem grünen Anzug.
„Nun denn, Herr, äh, Tingle“, meinte der Weihnachtsmann schließlich mit einem misstrauischen Blick auf das etwas geistesabwesend wirkende Grinsen seines Gegenübers. „Sie meinen also, Sie wären in der Lage, Auslieferungen an alle Bewohner Hyrules, Terminas und Holodrums zu tätigen?“
Eifriges Nicken. „Ooh, Tingle zeichnet Landkarten von allen möglichen Orten und kommt überall herum. Ich habe von jedem beliebigen Gebiet im Umkreis eine Landkarte, jetzt nur 200 Rubine das Stück inklusive Mehrwertsteuer!“
„Ähm, nein danke.“ Der Weihnachtsmann seufzte. „Also, es müssen fünfzehntausend Leute besucht werden und jeweils zwei Geschenke erhalten. Sie bekommen eine detaillierte Liste mit den Namen und welche Geschenke wem gebracht werden müssen. Für diesen Abend können Sie mithilfe meines Privatschlittens die Zeit beliebig strecken, aber das kostet Energie, also lassen Sie sich nicht zuviel Zeit. Werden Sie damit fertig?“
„Natürlich natürlich! Tingle ist ein Profi!“
Der Weihnachtsmann beugte sich zur Seite und warf Niko, der geduldig neben ihm stand, einen zweifelnden Blick zu. „Glaubst du, er schafft das?“, brummte er ihm leise zu.
„Ich zweifle stark daran, Käpt’n… ich meine, Chef.“
„Hm, ich auch.“
„Soll ich mich nach jemand anderem umsehen?“
Kopfschütteln. „Nein, Niko, es gibt doch sonst niemanden, der zu Weihnachten arbeiten will. Abgesehen von Irren wie diesem M.M. Wir werden uns einfach auf diesen Tingle verlassen müssen…“
Niko sah verzweifelt aus. „Ja aber… sagtest du nicht gerade, dass du an ihm zweifelst?“
„Richtig. Und deshalb wirst du als Aufpasser mitfliegen.“
„WAS?“, entfuhr es Niko so laut, dass Tingle, der bisher geduldig gewartet hatte, erschrocken hochzuckte. „Ich kann doch nicht… ich meine, das… ich fliege doch sonst immer mit dir mit, Chef!“
„Das schaffst du schon!“ Der Weihnachtsmann klopfte seinem Weihnachtselfen aufmunternd auf die Schulter. „Nur, weil du einmal beim rückwärts einparken einen Schornstein mitgenommen hast – ich werde das Steuer sowieso Tingle überlassen.“ Mit diesen Worten richtete er sich wieder auf und richtete das Wort wieder an seinen neuen Lieferanten. „Nun denn, die Sache ist geklärt. Sie können gleich anfangen!“
„Kuluu-Limpah!“ rief Tingle und stieß eine Faust in die Höhe. „Und als Lohn ernennen Sie mich dann zur Weihnachtsfee, abgemacht?“
„Abgemacht!“, bestätigte der Weihnachtsmann und reichte Tingle die Hand, während Niko daneben resigniert den Kopf schüttelte.
„Na das kann ja heiter werden…“
„Tingle Tingle Kuluh Limpaaaaah!“ tönte es laut durch die klare Winternacht.
Weihnachtsmanns Zweitschlitten glitt unter Glöckchengebimmel über Hyrules Nachthimmel, gezogen von der riesigen Eule Methusa, (die sich jedes Jahr dafür freiwillig meldete).
„Das heißt ‚Ho Ho Ho’“, warf Niko missgelaunt ein und lehnte sich auf dem Beifahrersitz zurück. „Hast du überhaupt eine Ahnung, wo du hinfliegst?“
„Tingle hat den perfekten Plan! Wir fangen im Zentrum bei Schloss Hyrule an und arbeiten uns dann in einer Spirale nach außen vor, bis wir alles fertig haben. Vertrau Tingle einfach!“
„Als wär das so einfach…“, murmelte Niko, aber im selben Moment tauchte Schloss Hyrule am Horizont auf, so dass er sich etwas anderem widmen musste. Er griff nach hinten zu dem Stapel Geschenke, hielt dann aber inne. „Sag mal Tingle… du hast doch die Geschenkeliste noch, die dir der Weihnachtsmann gegeben hat, oder?“
Der Schlitten kam direkt über dem höchsten Turm des Schlosses zum Stehen. Tingle legte die Stirn in Runzeln und begann, in seinen Taschen zu kramen. „Uhm… gerade hatte ich sie noch…“
„Oh fantastisch!“, stöhnte Niko auf und ließ den Kopf sinken, während Tingle den Inhalt seiner Taschen nach und nach zum Vorschein brachte.
„Hosenknöpfe, ein Luftballon, eine Karte meiner Insel, zwei Rubine, eine Goldfeder, oh hier war meine Zahnbürste also …nein, keine Liste. Sowas aber auch.“
„Na toll und jetzt?“
„Alles kein Problem!“ behauptete Tingle und reckte eine Faust in die Luft. „Tingle ist Meister im Zuordnen von Dingen. Wir werden das einfach ohne Liste machen! Nun denn, unser erster Kunde ist Prinzessin Zelda! Was schenken wir Ihrer Hoheit denn?“
Niko begann, etwas planlos (und verzweifelt) in dem Haufen Geschenke zu kramen. „Also, ich würde ja sagen, für die Prinzessin wäre das hier nicht schlecht.“ Er hielt ein umständlich verpacktes Paket hoch. „Pfeil und Bogen – sie mag doch das Bogenschießen, richtig?“
„Ach Unfug! Das hier ist viel besser!“ Tingle schnappte zielsicher ein viel kleineres Geschenk aus dem Stapel.
„Was, Gutscheine für Gesangsstunden?“ Niko zog die Augenbrauchen hoch. „Aber die Prinzessin singt doch nie!“
„Na da hast du’s! Wird Zeit, dass sie’s lernt!“
„Ja aber…!“
Aber zu spät, schon war Tingle mitsamt dem Geschenk nach unten in den Schornstein gehüpft, bevor Niko ihn aufhalten konnte. Wenige Sekunden später war er wieder da, achtete aber nicht auf Nikos Versuche, ihm einzureden, doch lieber eine neue Liste zu holen.
„Und den Weihnachtsmann bei der Arbeit stören? Oh, Tingle ist doch hier, um ihm Arbeit abzunehmen! Wir machen das schon!“
Damit düste der Schlitten auch schon wieder los, aber wenn Niko dachte, er könnte Tingle unter Kontrolle halten, hatte er sich geirrt – Tingle ließ sich in seiner Arbeit durch nichts beirren und teilte die Geschenke so zu, wie er es für richtig hielt. Egal, wie sehr Niko versuchte, mit ihm zu diskutieren.
„Du willst Darunia eine Schaufel schenken? Das ist doch Blödsinn!“ Niko hielt ein großes Paket hoch. „Der Goronenhäuptling liebt es, zu tanzen! Dieses verzauberte Tanzbrett würde ihm viel besser gefallen – sieh mal, es heißt ‚Tanz Tanz Revolution’, spielt auf magische Weise Musik und gibt dir Schrittfolgen vor und wenn man sie richtig nachmacht, dann…“
Tingle schien entrüstet. „Das ist nicht irgendeine Schaufel! Das ist die vollautomagische Wunderschaufel >9000! Gräbt drei Löcher in fünfzehn Sekunden! Goronen müssen doch ohnehin so viel graben!“
„Aber Goronen
brauchen dazu keine Schaufeln!“ Niko griff sich an die Stirn. „Sieh mal, der Totengräber Boris könnte sie viel besser brauchen, er hat’s doch ohnehin so mit dem Rücken!“
„Nein nein nein, Boris bekommt einen Glotzfrosch. Und das Tanzbrett ist für König Zora. Tingle weiß, was er tut!“
Damit verschwand er auch schon im Todeskrater, zusammen mit der magischen Wunderschaufel. Niko sank in seinem Sitz zusammen. „Oh ihr Göttinnen, vergebt ihm, denn er weiß
nicht, was er tut!“
Es wurde, entgegen Nikos Hoffnungen, nicht besser. Als Tingle das letzte Geschenk ausgeliefert hatte, war Niko beinahe heiser von seinen stundenlangen Bemühungen, den Vertreter des Weihnachtsmanns zu bremsen.
„Insektenspray für Agnetha, ein Jahresvorrat Taschentücher für Anju, eine Geige für Til, eine Link-Puppe für Makorus und Deku-Nüsse für Prinzessin Ruto?“ Niko war verzweifelt. „Das ergibt doch alles keinen Sinn! Und was soll der Deku-Spross mit Pfeil und Bogen, wo er doch nicht einmal Arme hat?“
„Kuluuu Limpah!“, lautete Tingles vergnügte Entgegnung. „Du siehst das viel zu eng. Die Leute werden ihre Geschenke mögen! Tingle hat sie schließlich eigenhändig ausgesucht und zugeordnet!“
„Tatsächlich?“ Niko zeigte nach unten auf den Marktplatz, den sie gerade überflogen.
Menschenmengen begannen sich dort zusammenzusammeln, offenbar nicht nur aus der Stadt, sondern auch von außerhalb. „Und wie erklärst du dir dann, dass sich da unten ganz Hyrule versammelt, als gäbe es Katastrophenalarm?“
„Na, das ist doch völlig klar!“ Tingle sah Niko an, als hätte ihn dieser gefragt, ob Gras grün sei. „Die Leute wollen uns höchstpersönlich danken! Auf, Methusa, wir landen dort!“
„Auf eigene Gefahr“, brummte die Eule, die sich bis jetzt aus dem Geschehen herausgehalten hatte. „Wisst ihr, das erinnert mich an die Zeit damals, als Weihnachten noch bedeutete, dass man sich im Kreise der…ach egal, ich erzähle das später“, versicherte sie schnell, als Tingle sich hörbar räusperte. „Is ja alles hier nicht meine Sache.“
Der Schlitten senkte sich langsam hernieder und kam schließlich mitten auf dem Marktplatz der Stadt Hyrule zu stehen. Sofort war er von Menschenmassen umringt, die ziemlich aufgebracht und verwirrt schienen. Selbst Zora und Goronen waren darunter, was für diesen Feiertag ungewöhnlich war, da zu Weihnachten normalerweise jeder im Haus blieb. Niko schwante bereits, weswegen sich hier jeder zusammenfand, aber Tingle schien nicht einmal zu erahnen, was los war.
„Ein wunderschönes Kuluu Limpah euch allen!“, rief er, stand auf und verbeugte sich. „Ich habe dieses Jahr den Weihnachtsmann vertreten, aber ihr braucht Tingle nicht zu danken, Tingle hat es gern getan! Tingle, Tingle, Wald und Gras, das Weihnachtsfest, es macht mir Spaß… nanu, was ist denn mit euch los?“
Er blickte auf und stellte völlig überrascht fest, dass die Bevölkerung nicht ganz so zufrieden aussah, wie er es eigentlich erwartet hatte. Niko wurde in seinem Sitz immer kleiner und hoffte, einfach übersehen zu werden.
„Was soll ich mit einer Wunderschaufel!“ kam es grollend aus der Menschenmasse:
Goronenhäuptling Darunia stand dort, hielt ein unförmiges Ding hoch und wedelte ärgerlich damit herum. „Das Ding ist für uns Goronen nutzlos! Was soll ich mit einer Schaufel in einem Berg voller Granit?“
Von allen Seiten kamen ähnliche Rufe „Das ist unbrauchbar!“ – „Das falsche Geschenk!“ – „Was soll ich damit?“ – „Totaler Unfug!“
Tingle sah sich alarmiert und offensichtlich zutiefst schockiert um. „Ja aber was bei allen Limpahs dieser Welt…! Freut ihr euch denn gar nicht?“
„Insektenspray!“, kam es mit zitternder Stimme von Agnetha, die ein Gesicht machte, als könne sie jeden Moment anfangen, zu heulen. „Oh, wofür hältst du mich? Eine Mörderin?“
„Eine Schaufel ist eine Beleidigung für einen Goronen!“, donnerte Darunia.
„In meinem Haus war ein riesiger Frosch!“, warf Totengräber Boris ein. „Ich wäre beinahe gestorben vor Schreck!“
„…oh oh“ Tingle sah sich hastig um. „Das sieht nicht gut aus!“
„Sie werden dich schon nicht lynchen“, versuchte Methusa ihn zu beruhigen. „Zumindest hoffe ich das…“
„Nichts wie weg!“ beschloss Niko und richtete sich auf. „Tingle, hinsetzen! Methusa, flieg los, schnell!“
Aber es war zu spät, Darunia hatte sich dem Schlitten bereits genähert und hielt ihn fest, als die Eule losfliegen wollte – und der Kraft eines Goronen hatte selbst Methusa nichts entgegenzusetzen.
„Nicht so eilig, Aushilfsweihnachtsmann!“, grollte der Goronenhäuptling und zog den Schlitten mühelos auf die Erde zurück. „Wir möchten Beschwerde einlegen, das ist der Grund, weshalb wir alle hier sind! Wo ist euer Chef, hä?“
„Äh“, machte Niko ängstlich angesichts des riesigen Goronen, der ihn anstierte. „Also das war so, ursprünglich war es nämlich so, dass, also um ehrlich zu sein…“
„Ich bin hier!“
Die kräftige Stimme des Weihnachtsmanns durchschnitt die kalte Winterluft – mit einem Mal verstummte das Gemurmel, Darunia ließ den Schlitten los und jeder blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war: Auf einem nahen Dach war der zweite Schlitten des Weihnachtsmanns gelandet und da stand er nun, in voller Größe: Der Weihnachtsmann.
Niko atmete auf. „Oh Chef, ich war noch nie so froh dich zu sehen!“ Kurze Pause. „Und es war alles Tingles Schuld!“
Tingle senkte den Kopf. „Oooh, Tingle Tingle, Forelle und Barsch, wegen mir ist Weihnachten im …Eimer! Es tut mir leid!“
Aber erstaunlicherweise schien der Weihnachtsmann gar kein Interesse zu haben, Tingle oder Niko die Leviten zu lesen – stattdessen wandte er sich an die Menschenmenge:
„Da bemüht man sich, noch rechtzeitig alles ausliefern zu lassen und was ist? Ihr macht so ein Theater, weil euch eure Geschenke nicht gefallen? Ist das alles, was euch dazu einfällt? Eure Geschenke passen euch nicht?“
Es wurde totenstill – selbst Darunia scharrte nur etwas verlegen mit den Füßen.
„Da lässt man euch ein einziges Mal alleine und dann so was!“ Der Weihnachtsmann schüttelte sichtlich verärgert den Kopf und sprang dann für seine Statur erstaunlich leichtfüßig vom Dach. „Alles muss man hier alleine erledigen – und kaum verwechseln meine Vertreter ein paar Geschenke, schon steigt mir jeder auf die Barrikaden. Klar, wenn’s um Geschenke geht, da dreht ihr natürlich wieder durch! Typisch!“
Die gesamte Menge blickte nun betreten zu Boden und wirkte wie eine enorme Ansammlung von Schulkindern, die von ihrem Lehrer bei einem Streich erwischt worden war. Bis sich Niko räusperte.
„Also wisst ihr…“, meinte er und erschrak beinahe darüber, wie laut seine Stimme in der Stille klang. „Vielleicht könnt ihr ja… tauschen? Einfach jemandem das Ding schenken, das ihr selber nicht gebrauchen könnt? Ihr selbst könnt nichts damit anfangen und jemand anderer freut sich vielleicht darüber…“
Alle Augen wanderten zu Niko, der knallrot anlief und sich sofort hinter Tingle versteckte. Dann blickten alle verwirrt umher, wagten aber noch immer nicht, sich zu bewegen. Bis Boris, der Totengräber, etwas verlegen den Goronenhäuptling am Arm antippte.
„Also, wenn es Euch nicht ausmacht und ihr mit dieser Wunderschaufel >9000 sowieso nichts anfangen könnt… wäre es zuviel verlangt, sie mir zu überlassen? Sie würde mir meine Arbeit wirklich erleichtern!“
Darunia blinzelte, blickte zuerst auf Boris, dann auf die Schaufel, dann wieder auf Boris. „Also… klar, warum nicht?“, meinte er dann. Er reichte dem viel kleineren Kerl die halb verpackte Schaufel. „Und… frohe Weihnachten und so!“
Damit war das Eis gebrochen. Ein wildes Schenken ging los, jeder suchte nach jemandem, dem er mit seinem eigenen Geschenk eine Freude machen konnte – und stellte fest, dass es mindestens genauso schön sein konnte, ein Geschenk zu machen, wie eines zu bekommen. Til verschenkte seine Geige an Makorus und freute sich über die Taschentücher, die er stattdessen von Anju bekam. Impa erhielt die Dekunüsse, Ruto ihre Link-Puppe und Agnetha freute sich besonders über eine goldene Anstecknadel in der Form einer Spinne, die sie von einem Zora bekommen hatte.
„Was soll auch ein Zora mit einer Anstecknadel, nicht wahr?“, meinte sie vergnügt und steckte sich die goldene Spinne ans Kleid. „Das ist das
beste Weihnachten, das ich je erlebt habe! Oh, ich muss dringend auch jemandem etwas schenken – Kekse! Ich bin sicher, ich habe noch Kekse zuhause!“
Damit eilte sie davon; der Weihnachtsmann, Tingle und Niko waren die einzigen, die immer noch regungslos auf dem Marktplatz standen, verblüfft über die Wirkung von Nikos Einfall – er selbst wahrscheinlich am Allermeisten.
„Sieh mal einer an, Niko – das war eine brillante Idee! Wenn so etwas zur Tradition wird, dann werde ich in Zukunft sicher nicht mehr so viel Arbeit haben.“ Der Weihnachtsmann strich grinsend durch seinen Bart. „Und irgendwann brauchen sie mich vielleicht gar nicht mehr und schenken nur noch untereinander. Sieht so aus, als hättest du
doch eine Ahnung vom Weihnachtsfest, Niko!“
„Aye, Käpt’n!“, nickte Niko zufrieden. „Wer hätte gedacht, dass aus Tingles Fehler noch etwas Gutes werden könnte?“
„Tingle wusste das von Anfang an!“, behauptete dieser und nickte ebenfalls. „Ich sagte ja, Tingle ist Meister im Zuordnen von Dingen. Meint ihr nicht, ich hätte dafür eine Belohnung verdient?“
Niko holte Luft, um etwas zu sagen, aber der Weihnachtsmann schnitt ihm das Wort ab. „Oh, klar, Tingle! Nun denn – ich ernenne dich hiermit zum offiziellen Weihnachtself… ich meine, zur Weihnachtsfee!“
Tingle strahlte. „Ich bin… eine Fee! Tingle ist eine Fee! Oh Herr Fee, ich komme Euch besuchen! Ich eile! Ich fliege! Ich fliege ins Feenland!“
Damit rannte Tingle davon, ohne noch einmal zurückzublicken. Niko sah ihm lange nach.
„Ob wir ihm hätten sagen sollen, dass Weihnachtselfen, äh, Weihnachtsfeen gar nicht fliegen können?“
„Ach, ich denke, das findet er schon von selbst heraus“, meinte der Weihnachtsmann, als man in der Ferne lautes Platschen hörte. „Bis er wieder zurück ist – was hältst du davon, wenn wir erst einmal losgehen und uns in der Milchbar ein nettes Glas warme Milch genehmigen? Die Leute hier kommen auch ohne uns zurecht“, versicherte er mit einem Blick auf die Menge, die inzwischen angefangen hatte, eine riesige Feier im Freien zu veranstalten. Immer noch wurden Geschenke ausgetauscht und irgendwo hörte man das magische Tanzbrett Musik spielen und Darunias begeistertes Grollen: „Nein, was für ein exzellentes Spiel! Los, noch mal das Lied über die verrückte Prinzessin, und diesmal schaff ich es ohne Fehler!“
„Eine gute Idee, Chef!“, strahlte Niko und sprang vom Schlitten, während der Weihnachtsmann Methusa vom Geschirr befreite. „Das haben wir uns auch verdient! Frohe Weihnachten, Chef! Und frohe Weihnachten, Methusa!“
„Oh, auch dir frohe Weihnacht, Niko!“, kam es von der Eule, während sie zu dritt langsam durch die Straßen gingen. „Aber für mich nur ein kleines Glas, ich muss schließlich noch fliegen. Oh, und wisst ihr, das erinnert mich außerdem an damals, als wir noch völlig ohne Geschenke feierten! Habe ich das schon einmal erzählt? Ach tatsächlich? Soll ich noch mal, ja oder nein?“
Damit verschwanden sie in der Winternacht. Es begann zu schneien, doch die Feier ging immer noch weiter. Nur Agnethas Insektenspray blieb herrenlos am Boden zurück und wurde langsam mit Schnee bedeckt.
Aber es vermisste sowieso niemand.
Ende
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