1. Warum das Wort „cats“ im Logo kleiner ist
Iwata:
Heute unterhalte ich mich mit Mr. Miyamoto und Mr. Konno über „Nintendogs + Cats". Mit Mr. Konno habe ich mich bereits auf der Nintendo World 2011 in einer Live-Sitzung von „Iwata fragt“ auf der Bühne unterhalten. Aber da nicht alle zu dem Ereignis auf der Makuhari Messe kommen oder den Webcast ansehen konnten – und ich mich außerdem auch gerne mit Mr. Miyamoto unterhalten wollte –, habe ich Sie beide heute hergebeten. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
Miyamoto und Konno:
Vielen Dank für die Einladung.
Iwata:
Seit vor sechs Jahren „Nintendogs“ für das Nintendo DS-System erschien, bekamen wir immer wieder Anfragen: „Aber als Nächstes kommt doch eins für Katzen raus, oder?“ oder: „Warum gibt es denn kein 'Nintendogs 2'?“ Es ist nie ein Folgespiel zu „Nintendogs“ oder ein Spiel mit anderen Tieren erschienen. Warum eigentlich?
Konno:
Nach dem Abschluss von „Nintendogs“ haben wir uns gefragt, wie das Ganze wohl mit Katzen funktionieren würde, und haben damit experimentiert, das Hundemodell in eine Katze umzuwandeln.
Miyamoto:
Genau. Aber wir haben die Katzengrafiken einfach obendrauf „geklebt“. Und dann wedelte die Katze mit dem Schwanz! (lacht)
Iwata:
(lacht)
Konno:
Wir haben sogar über Tiere wie Pferde und Delfine nachgedacht. Manche waren der Meinung, dass Pferde in Europa definitiv gut ankämen.
Iwata:
Sie haben also darüber nachgedacht und herumexperimentiert. Aber das Schicksal hat es wohl nicht gut mit diesen Experimenten gemeint, und so gelang es Ihnen nicht, das Schlüsselelement zu finden, das es Ihnen erlaubt hätte, ein entsprechendes Spiel zu entwickeln.
Konno:
Genau. Wir hatten es für das Wii-System erwogen. Aber da fehlt das Mikrofon; man hätte nicht mit seinem Hund reden können.
Iwata:
Oh! Wenn die Wii-Fernbedienung ein Mikrofon gehabt hätte, hätte es möglicherweise eine Wii-Version von „Nintendogs“ gegeben?
Konno:
Ja. Vielleicht wären wir die Sache dann angegangen.
Miyamoto:
Aber da ist ja auch noch der räumliche Abstand von der Wii-Fernbedienung zum Fernseher - möglicherweise wäre nicht das Gefühl vermittelt worden, dass man seinen Hund wirklich krault.
Konno:
Genau. Wir haben mehrere gute Ideen erwogen, aber es wurde einfach nichts daraus.
Miyamoto:
Und ehrlich gesagt hatte ich damals auch gar keine Lust, ein Folgespiel zu „Nintendogs“ zu machen.
Iwata:
Dann ist es vielleicht die Motivation, die das Schicksal inspiriert. Die Motivation für das erste Nintendogs-Spiel war Ihre Anschaffung eines Hundes; aber obwohl Sie sich ein Spiel mit anderen Tieren vorstellen konnten, waren Sie nicht wirklich motiviert, eines zu entwickeln.
Miyamoto:
Stimmt. Damals waren Hunde etwas Besonderes für mich. Außerdem fand ich, dass es irgendwie nicht zu Nintendo passen würde, schlicht Katzen auf Hunde folgen zu lassen.
Iwata:
Ja, darüber haben wir schon oft häufig gesprochen – wenn wir zu vorhersehbar wären, könnten wir niemanden mehr überraschen.
Konno:
Genau.
Miyamoto:
Ich fand, dass wir mit „Nintendogs“ etwas Neues geschaffen hatten, das über die früheren Haustier-Simulationsspiele hinausging, und ich hätte es toll gefunden, wenn Drittanbieter alle möglichen ähnlichen Produkte herausgebracht hätten. Außerdem hatte ich damals noch keine Katze. (lacht)
Konno:
Wie wahr.
Iwata:
Aber dann erklärte Mr. Miyamoto irgendwann, dass er sich eine Katze angeschafft hätte , und es war klar, dass alle Nintendo-Fans als Nächstes ein Spiel namens „Nintencats“ erwarteten.
Konno:
Gerade als wir überlegten, was wir mit dem nächsten „Nintendogs“ anstellen könnten, kaufte Mr. Miyamoto sich eine Katze und redete von nichts anderem mehr als von dem interessanten Zusammenleben seiner Haustiere – Hund und Katze. (lacht)
Iwata:
Mr. Miyamoto, zuerst hatten Sie einen Hund und dann irgendwann auch noch eine Katze. Haben Sie beobachtet, wie die beiden miteinander klarkamen und welche Unterschiede zwischen ihnen bestanden?
Miyamoto:
Ja. Ich hatte viel über Katzen gehört und erwartete, dass es Schwierigkeiten geben würde, aber glücklicherweise hat mein Hund sich gut mit dem Neuankömmling verstanden. Vielleicht hat er die Katze als sein eigenes Junges angesehen.
Iwata:
Der Hund, das ältere Tier, behandelte das Kätzchen wie ein eigenes Junges?
Miyamoto:
Ja. Das war ein Glücksfall. Meine Katze war wirklich winzig und betrachtete meinen Hund vielleicht als Vater. Sie haben sich jedenfalls sofort gut verstanden.
Iwata:
Wie man hört, gibt es Haushalte, in denen Hund und Katze sich gut verstehen, und andere, wo das gar nicht funktioniert.
Miyamoto:
Stimmt. In manchen Haushalten schauen sie sich nicht mal an. Meine zwei Haustiere kommen aber wirklich gut miteinander aus, und dabei entstehen jede Menge schöner Szenen. Beispielsweise trabt mein Hund durchs Haus, und die Katze tappt hinter ihm her. Oder die beiden zeichnen sich als Silhouette vor der Abendsonne ab. Da musste ich schon öfter an „Die unglaubliche Reise“ denken, einen Disney-Film, den ich als Kind gesehen hatte. Da geht es um zwei Hunde und eine Katze, die sich zusammen auf den Weg machen, um ihre Besitzer wiederzufinden, nachdem diese zu einer Reise aufgebrochen sind und die Tiere in der Obhut eines Freundes zurückgelassen haben. Es war ein sehr bewegender Film. (lacht)
Iwata:
Das glaube ich. (lacht)
Miyamoto:
Ich überlegte mir, wie schön es wäre, wenn man ein Spiel hätte, in dem Hund und Katze sich gut verstehen.
Iwata:
Aber was wäre geschehen, wenn Ihre Katze sich nicht mit Ihrem Hund verstanden hätte?
Miyamoto:
Dann hätte ich das Spiel vermutlich einfach ausgehend von meiner Fantasie gemacht. Oder das Spiel wäre überhaupt nicht entstanden.
Iwata:
Die Dinge wären also definitiv anders ausgegangen.
Miyamoto:
Bestimmt. Einfach ein Spiel namens „Nintencats“ zu machen, schien mir nicht das Richtige zu sein; aber auf der ganzen Welt lieben Menschen Katzen, deshalb wollte ich unbedingt Katzen in einem Spiel unterbringen. Aber als ich mir dann eine Katze anschaffte, bemerkte ich, dass Katzen nicht annähernd denselben Beschäftigungs- und Unterhaltungswert haben wie Hunde. Aber mir ging auf, dass das Zusammenleben von Katzen und Hunden genau die richtige Mischung bieten würde.
Iwata:
Hatten Sie sich bereits entschieden, welche Richtung dieses neue Spiel nehmen sollte, bevor Sie die Idee mit Mr. Konno besprochen haben?
Miyamoto:
Ja. Deshalb habe ich auch gesagt, dass es definitiv ein Nintendogs-Spiel werden sollte.
Iwata:
Wobei Hunde das Hauptelement sein sollten.
Miyamoto:
Genau. Der Spieler sollte einen Hund als Haustier haben, aber dann käme aus irgendeinem Grund eine Katze hinzu. Ich wollte nicht, dass das Spiel damit anfing, dass man in einen Laden geht und gefragt wird: „Möchten Sie einen Hund oder eine Katze?“
Iwata:
Ach so.
Miyamoto:
Der Titel „Nintendogs + Cats“ ergab sich dann einfach.
Konno:
Stimmt.
Miyamoto:
Ich wollte sogar, dass
das Word „cats“ kleiner geschrieben wird als „Nintendogs “.
Iwata:
Es musste unbedingt „+ cats“ sein – um deutlich zu machen, dass die Katzen erst später dazukommen.
Miyamoto:
Ich wollte, dass die Katze plötzlich auftauchte und das Leben mit dem Hund noch schöner machte.
Konno:
Aber einige Leute im Entwicklerteam sind echte Katzenliebhaber; diese bestanden auf Gleichbehandlung.
Iwata:
Gleichbehandlung von Hunden und Katzen?
Miyamoto:
Als wir mit dem Spiel begannen, waren Hunde und Katzen völlig unterschiedlich, obwohl beide auf vier Pfoten gingen. Ich begann mich zu fragen, ob wir nicht ganz etwas anderes erstellen müssten.
Iwata:
Die Katzen stellten sich als zäher heraus, als Sie gedacht hatten.
Konno:
Genau. Katzen sind erstaunliche Tiere!
2. Doppelte Arbeit dank der Katzenjungen
Hauptmenü