Hallo alle zusammen.
Nachdem ich überlegt hatte eine Puppe zu nähen und mich langsam daran machen sollte, sie zu nähen, dachte ich, es sei möglicherweise für einige anderen Nähinteressierten ganz unterhaltsam, wie man so etwas gestaltet.
(Anmerkung: Das Tutorial wurde am 01.03.2006 begonnen, mittlerweile ist die Puppe fertig!)
Aus diesem Grunde verfasse ich dieses Tutorial. Diese Puppe wird nach dem Waldorfpuppenschema angefertigt.
Ich werde während ich diese Puppe anfertige, alle Handlungsschritte (samt Schnittmuster) hier festhalten und veröffentlichen, sodass am Ende ein Gesamtergebnis dasteht.
Die Beschaffung der Zutaten
Ihr benötigt:
Alle Angaben sind für eine 40cm große Puppe gedacht.
* ca. 50 cm Puppenjersey der helleren Sorte für die Haut
* zwischen 30 und 40 cm grünen Stoff für die Kleidung
* weiße und braune Stoffreste für die restlichen Kleider
* hautfarbene Nähseide
* Mullbindenschlauch Nr. 78 (60cm) für den Kopf ==> in jeder Apotheke erhältlich
* Bastelwatte (Bastel/ oder Stoffgeschäft, teuer aber gut) alternativ geht auch Autoputzwatte, aber die stinkt, knirscht und ist steif
* gelbe Wolle/ gelbes Stickgarn (teurer) - für die Haare
* schwarze oder blaue Nähseide um die Augen aufzusticken
* eine Nähmaschine
* eine Handnähnadel
* und natürlich die obligatorischen Nähutensilien, wie Schere, Stecknadeln, Geduld und das Schnittmuster, zu dem ich jetzt komme.
Das Ganze sieht dann ungefähr so aus:
Schnittmuster
(Ich hoffe es ist einigermaßen einleuchtend)
Das Zuschneiden des Stoffes
Nachdem man die Schnittmuster auf beliebiges Papier gezeichnet und ausgeschnitten hat, nimmt man das hautfarbene Puppenjersey zur Hand und legt es so auf den Boden, dass es in der Mitte halbiert ist und daher zwei Lagen bildet. Wenn man so wie ich, noch Stoffreste hat, steht nichts im Wege, sie zu benutzen.
Hier habe ich die die Schnitte aufgesteckt - da ich von den Armen vier Exemplare, vom Körper zwei brauche ist es sehr nützlich, dass der Stoff doppelt liegt. Wie zu sehen ist, habe ich den einen Arm schon eingezeichnet, den anderen aufgesteckt.
Vergesst auf gar keinen Fall die Nahtzugabe! (am besten 1,5 oder 2cm)
Das bedeutet - mehr einzeichnen, als der Schnitt tatsächlich groß ist, da dieser Mehr-Stoff für die Nähte aufgebraucht wird - was der Schnitt zeigt ist lediglich die "wirkliche Größe" der Puppe ohne Nähte.
(Wenn ihr keine missratene Puppe möchtet - ich weiß wovon ich spreche...)
Nachdem ihr den Stoff aufgemalt wird, sollte er ausgeschnitten werden. Das sieht ungefähr so aus:
Am besten steckt ihr die "zusammengehörenden" Armteile mit einer Nadel zusammen, da sie symmetrisch und daher später besser zusammenzunähen sind.
Da der Stoff doppelt lag, sollte man von allem jetzt zwei Teile haben.
Das Nähen und Stopfen
Nach dem nervigen Zuschneiden kommen wir jetzt zum Nähen des Stoffes - eine der wenigen Dinge, die man an dieser Puppe maschinell machen kann. Später muss sehr viel mit der Hand getan werden.
Man legt die Teile mit der rechten Seite aufeinander und steckt sie symmetrisch aufeinander, was kein Problem sein sollte, da sie ja recht identisch sind.
Solltet ihr eine Maschine mit Stretchfunktion besitzen, benutzt sie.
Der entsprechende Stich nennt sich: "offener Overlockstich" - mit diesem Stich, muss man nur einmal über die entsprechenden Teile nähen.
Sollte die Maschine nicht darüber verfügen, nehmt, falls vorhanden einen normalen Overlockstich.
Besitzt sie jedoch Stretchfunktionen ohne Overlock, macht das Folgende:
Näht, ca. 5mm vom Rand mit einem Geradstich die Kanten ab, versäubert das Ganze dann mit einem Zickzackstich, damit der Stoff sich nicht auflöst.
Genäht sähen die Teile so aus:
Ein bisschen wurstig - ich weiß, aber wie ihr seht, liegt die nächste Aufgabe schon bereit:
Links ist schon die Watte zu sehen, die bald ihren Weg in die Hülle finden wird.
* Stopft beide Arme zu 2\3!
* Stopft zunächst einmal ein bisschen Watte in die Beine - soviel, wie ihr für die Füße haben möchtet. Wenn ihr (möglichst auf beiden Seiten gleich viel) "Fußwatte" gestopft habt, trennt die Füße vom Rest der Beine, indem ihr eine Stecknadel durchführt.
* Stopft jetzt die restliche Beine - und sorgt dafür, dass auch an der Trennung von Beinen und Oberkörper eine Stecknadel sitzt. Diese Stelle wird nach dem Stopfen mit einem Geradstich abgenäht, was der Puppe später erlaubt, zu sitzen.
Auf alle Fälle solltet ihr die Puppe recht großzügig und prall stopfen! Wenn sie zu weich ist, bringt das auch nichts - aber vorsicht allzu hart jedoch auch nicht! Findet einen Mittelweg.
Die Füße
Nachdem wir den Körper also gestopft haben, entfernen wird die Stecknadeln aus den Füßen und klappen diese im 90° Winkel nach oben.
Hier kommt nun zum ersten Mal die Handnähnadel ins Spiel.
Um den Faden nicht zu sehen, näht möglichst im Zickzack durch den Stoff. Ich habe versucht es zu fotografieren, was ich meine, aber ich fürchte es ist ein wenig unscharf geraten.
Zieht den Faden danach immer schön fest und versucht den rechten Winkel beizubehalten.
Am Ende sollte es folgendermaßen aussehen:
Nun kommen wir zu dem Körperteil, das bisher gefehlt hat:
Die Herstellung des Kopfes
Da die ein wenig komplex ist, habe ich hier viele Bilder gemacht.
Erinnert ihr euch noch an den Mullschlauch? Schneidet 60cm davon ab und bindet ihn in der Mitte ab.
Falls ihr keinen habt, geht alternativ auch ein 30cm langes/ 10cm breites Stück Stoff, das ihr oben abnäht, das es eine Art Sack bildet - aber so ist's einfacher. ;-)
Schneidet den überhängenden Faden ab und stült den Mullschlauch um, so dass der abgebundene Teil quasi eine Art Sackgasse bildet.
Stopft den so gewonnen "Sack" gut mit Watte aus und bindet ihn dann an der Stelle ab, an der später der Hals einsetzen soll.
Der untere Wulst sollte dann noch einmal gut mit Watte ausgestopft und dann per Hand zugenäht werden.
(Die Schönheit der Stiche ist hier bedeutungslos - es ist später nicht mehr zu sehen.)
Nachdem ihr das getan habt, nehmt erneut Faden zur Hand und und schnürt in "Augenhöhe" eine Einbuchtung in den Kopf (nicht zu fest zuziehen!).
Erneut nehmt ihr einen Faden zur Hand, stülpt ihn wie eine Art "Scheitel" über den Kopf, schlingt ihn mehrmals um den "Augenfaden" und bindet ihn unten zusammen, sodass er ein Kinn bindet. (Passt auf, dass er sich nicht löst - Pfriemelarbeit.)
Nachdem ihr das Kinn angefertigt habt, zieht den hinteren Teil des Augenfadens nach unten, damit er einen Hinterkopf bildet - knauscht zur Not, die Watte nochmals zurecht, falls es komisch aussehen sollte.
Nun legt ihr den Rohkopf in den Puppenjersey und zwar so, dass das Gesicht den
Stoffbruch ansieht (Wichtig! Sonst habt ihr eine Naht über das Gesicht!)
Zeichnet den Kopf nach und lasst "oben" offen.
Nachtrag: Wie ihr auf dem Bild seht, sieht das Gesicht, offensichtlich NICHT den Stoffbruch an - ich musste es erneut machen, weil ich diese Tatsache vergessen hatte und dann nicht mehr fotografiert.
Schneidet den Stoff aus und näht ihn an der Kante zusammen. Nur oben offen lassen, da wird der Rohkopf reingesteckt.
Dreht die Hülle um und steckt den Rohkopf hinein.
Näht ihn danach oben von Hand zu - auch hier spielt die Schönheit der Stiche keine Rolle, es wird später mit Haaren überdeckt. Es empfiehlt sich jedoch, den Stoff so zu klappen, dass der "Scheitel" auch dem "richtigen" Scheitel entspricht.
Danach wird noch einmal mit dem Faden der Hals nachgeschnürt.
Tadaaaa - und fertig ist der Kopf.
(War doch gar nicht so schwer, oder?)
Für alle, die gerne eine Nase hätten:
Macht an der gewünschten Stelle im Rohkopf einen kleinen Hubbel (sei es durch Einnähen eines geknüllten Stoffstückes, mit einem Tropfen Flüssigkleber oder durch das wiederholte Abnähen, so dass der Faden die Dicke erzeugt.)
Die Arme und der Kopf
Nachdem man nun alles gestopft und angefertigt hat, werden die Arme dort zusammengesteckt, wo sie nicht gestopft wurden. Und auch genau da aneinandergenäht.
Das kann sowohl per Maschine als auch per Hand gemacht werden. Kein Unterschied.
Siehst so ungefähr aus.
Danach werden die Arme mittig am Kopf befestigt. Zur Not helfen Stecknadeln.
Das wird dann auch aneinandergenäht.
Diese Konstruktion wird daraufhin in den Körper gesteckt und, wenn es sein muss, auch noch mit ein bisschen Watte nachgestopft.
Die Schultern sollten nun abgesteckt werden. Knickt jedoch die oberen Stoffkanten dabei leicht um, damit man die Nähte nicht sieht und weil es einfach besser aussieht.
Mit dem Stich den wir schon für die Füße benutzt haben, werden also die offenen Stellen nach und nach zugenäht, wobei es sich empfiehlt zuerst die Schultern zu schließen.
Zur Erinnerung: so sieht der Stich nochmal aus:
Nach einiger Pfriemelarbeit bin ich nun zu einem einigermaßen ansehnlichen Ergebnis gekommen.
Gesicht und Haaren
Das Gesicht habe ich (absichtlich) recht simpel gehalten und daher auch kein Foto gemacht. Ich habe zwei schwarze Punkte als Augen aufgestickt und sonst nichts. Ich finde das sieht niedlicher aus. Wie bereits erwähnt kann man auch Augen aufmalen oder anders machen, ich bevorzuge diese Variante. Gut, dann zum nächsten Schritt:
Die Ohren
Da Link ja ein Spitz- (und kein Schlitz- (naja, das evtl. auch) Ohr ist, müssen wir die auch annähen, weil die ja ein Teil seiner Persönlichkeit sind.
Zunächst zeichnet man vier gleiche Ohren auf den Stoff (die können ruhig in Richtung Dreieck gehen). Genau genommen zeichnet man nur zwei, nimmt man den Stoff doppelt, man muss nur am Ende vier Teile haben.
So sah es bei mir aus:
Die nähte ich mir der Maschine aneinander, wendete sie, stopfte sie ein wenig mit Watte aus und nähte die dann mit Hand an Links Kopf an.
(Ich habe mir die Stelle am Kopf markiert und es half immens, die Öhrchen an der Öffnung grob zugenäht zu haben.)
Damit es nicht so immens wackelt, habe ich sie trotzdem rundherum angenäht.
Das fertige Ergebnis sah so aus:
Kommen wir sodann zum schwierigsten Teil:
Die Haare
Selbst bei meiner jetzt dritten Puppe stellen die mich vor ein Problem.
Zunächst einmal habe ich also den Strang Stickgarn geöffnet, zurechtgeschnitten und auf dem Kopf orthogonal zum Scheitel hingelegt (also nicht parallel zu den Augen, sondern von hinten nach vorne), wobei der vordere Teil Links Strähnen ergeben soll. Dazu habe ich vier Stränge (die aufgeschnitten acht ergaben) vernäht. So geendet, habe ich noch zwei Nähte an den Strähnen vorne und am Hinterkopf angebracht, damit sich die Haare nicht mehr lösen.
Jetzt begann ich mit dem Scheitel und damit, die Stränge so zu vernähen, dass sich ein dichtes Haarmuster ergab. Der Scheitel war also die Naht.
Nachdem sich die Haare also getroffen haben, wurden sie gekämmt und auch nochmal mit Nähten befestigt.
Zum Schluss werden sie geschnitten, damit sich eine einheitliche Frisur ergibt. Soweit bin ich noch nicht.
So sieht Link zunächst noch aus, weil das Annähen ziemlich anstrengend ist und mir die Finger wehtun, aber er bekommt noch einen Haarschnitt.
Die Kleider:
Zunächst einmal braucht Link, da ich ihn im OoT (Erwachsen) Outfit zu halten versuchte, einen weißen Body. Wir erinnern uns an seine weißen Unterkleider.
Wir legen also die Puppe auf den Stoff und zeichnen den Body (mit Nahtzugaben) ein.
Das sieht dann ungefähr so aus:
Nicht vergessen, den Stoff doppelt zu legen, da wir ja zweimal das gleiche brauchen.
Also ausschneiden und dann zunächst mal die Ärmelspitzen und Hosenenden abnähen, da das Kleidungsstück später zu groß ist, um in die Nähmaschine zu passen.
Dann wird der Rest genäht.
Zum Schluss wird hinten in der Mitte des Ausschnitts ein Schlitz geschnitten, der auch abgenäht wird, weil man Link sonst nicht hineinbekommt.
Sobald das Kleidungsstück fertig ist, ziehen wir es ihm an und nähen dann zwei Druckknöpfe an, um den Schlitz wieder zu schließen (wie bei alten Barbiekleidern, wenn ihr euch erinnert).
Jetzt geht es weiter mit Links Tunika.
Die näht ihr nach dem selben Schema.
Hier habe ich mich für eine kleine Besonderheit entschieden.
Und zwar hab ich vorne einen kleinen Schlitz geschnitten (anstatt der Druckknopflösung) und hab vier Ösen (Nieten?) durch den Ausschnitt gejagt (das war ARBEIT!! meine Mutter und ich haben mit dem Hammer draufkloppen müssen wie die Irren). Durch die Ösen hab ich dann Faden gefädelt, jetzt hat es etwas Miederhaftes. (Wie gesagt - optional, ist kein Muss.)
Zur Mütze muss ich glaub ich wenig sagen: Nur messt vorher den Kopfumfang, und macht sie
sehr lang. Meine erste Mütze sah aus, als wäre Link ein Wichtel.
Ansonsten, Dreieck schneiden und abnähen.
Gürtel und Stiefel sind auch kein größeres Drama.
Beim Gürtel einfach den Körperumfang beachten und soviel Stoff schneiden und ebenfalls abnähen. Ein Druckknopf dient als Verschluss.
Bei den Stiefeln einfach nochmal die Füße als Maß nehmen und Nahtzugabe geben. Sehen aus wie kleine Bögchen. Vergesst die Stulpen nicht - einfach ein Rechteck oben annähen.
Naja that's it soweit.
Gekostet hat mich das Ganze so um die 40 - 45 Euro (Stickgarn für die Haare alleine 15 Euro!) und dann die verschiedenen Stoffe, Garne und die Watte ist auch nicht billig.
Aber stolz bin ich schon.
Wir bedanken uns recht herzlich bei
CAMIR für das Verfassen dieses ausführlichen Tutorials. Bei Fragen kannst Du Dich gerne per PN in unserem
Forum an sie wenden.