Die Macht des Tempels der Monde

Autor: Nefertiri




Ganon warf noch einen letzten, abfälligen Blick auf den leblosen Link, dann brach er in wiehrendes Gelächter aus. Der Triumph überkam ihn wie eine Flutwelle. Er trat Link noch einmal heftig in die Rippen, spuckte dann verächtlich auf den Boden, und kehrte zum Schloß zurück, während sein lautes Lachen zusammen mit dem Donner grollte. Link´s Blut tränkte den Boden, und feine Hagelkörner schmolzen auf seinem kalt werdenden Körper.

Im Schloß brüllte Ganon sofort nach seiner Gemahlin. "Zelda, Liebling. Ich bin zurück!" man hörte, wie oben eine Tür geöffnet wurde, und dann beugte sich die Prinzessin mit bleichem, von Tränen aufgedunsenem Gesicht über das Treppengeländer. "Komm zu mir!", befahl Ganon grinsend. Zelda kam widerwillig zu ihm. Er zerrte sie an sich, und gab ihr brutal einen Kuss. "Link ist tot, von ihm brauchst du nicht auf Hilfe zu warten," flüsterte er ihr ins Ohr, und kraulte ihren Rücken. Zelda sagte nichts, aber sie begann zu zittern, und heiße Tränen tropften Ganon über die Schultern. Der Großmeister des Bösen gab ihr einen Stoss, und sie wankte nach hinten. "Geh! und warte oben im Bett auf mich, Schätzchen!", sagte Ganon, und grinste dabei. "Ich...du...," Zelda fing nun hemmungslos an zu weinen, und rannte die Treppe hinauf. Ganon würde sie wieder...und Link war tot? "Ihr Göttinnen, bitte steht mir bei!", flüsterte Zelda schluchzend, und grub ihr Gesicht in die Kissen.

Link erwachte. "Wo bin ich?" murmelte er. Verschwommen und schmerzhaft kam die Erinnerung: Ganon hatte ihn getötet. Ganon hatte ihn erst quer durch die Hylianische Steppe verfolgt, und ihn dann umgebracht. Link richtete sich mühsam auf. Er befand sich in einem riesigen Tempel. Plötzlich ließ ihn eine Stimme herumfahren: "Hey, wer bist du, und was machst du hier?!" Link wich zurück. Wie aus dem Nichts war eine Gerudo aufgetaucht. Sie funkelte Link ärgerlich an, und stemmte lässig eine Hand gegen ihre Hüften. "Ich...es tut mir leid, aber ich war einfach hier und..." stammelte Link. "Ich war einfach hier. Das ist ja wohl das Dümmste, das du jetzt sagen konntest. Komm mit!", befahl die Gerudo.

Sie führte ihn in eine große Halle. In einem Kreis saßen vier Leute auf bunten Samtkissen. Einse davon war leer. Die Gerudo ließ Link an der Tür stehen, und nahm auf dem Kissen platz. "Wen schleppst du denn da an, Nokozan?" fragte eine Zora. Sie saß auf einem blauen Kissen, und musterte Link misstrauisch. "Keine Ahnung, wer er ist. Ich habe ihn in unserem Tempel gefunden," antwortete Nokozan. Link warf den Sitzenden hilflose Blicke zu. Schließlich stand eine Shiekah auf, und lächelte. "Du musst Link sein, nicht wahr?" Link zuckte überrascht zusammen. "Ja...aber woher kennt Ihr meinen Namen? und wer sind diese Leute?" die Shiekah lächelte abermals. "Wir sind die Weisen von Hyrule. Ich heiße Arina, und bin die Hüterin des Tempels der Schatten. Das dort ist Artuc, der Weise des Feuers. Nokozan hast du ja schon kennen gelernt, sie ist die Weise der Geister. Das dort sind Inda, Weise des Wassers, und Lura, die den Waldtempel bewacht." Link schluckte. "Und wo bin ich hier hier?" Inda sah ihn unfreundlich an. "In der Halbmond-Halle. Sei ehrfürchtig, und zeige etwas Respekt!" Arina warf ihr einen kurzen Blick zu. "Ja, das stimmt. Diese heilige Halle grenzt an unseren Tempel der Monde, unseren kostbarsten Schatz. Ich habe in meinen Runen gelesen, dass du kommen wirst. Aber...du bist noch nicht so weit, Link. Bevor du zu uns kommst, musst du deine Pflichten erfüllen. Und die sind die Verbannung des Großmeister des Bösen, und die Rettung Hyrule´s."

"Nein! bitte, Ganon! tu es nicht!!" hörte man Zelda´s panische Stimme durch das Schloß gellen. "Halt den Mund, du Miststück! ich will dich, also nehme ich dich!" "Ganon! aaahh...!!"

Die Weisen hatten Link erklärt, dass hier im Reich der Toten alle Seelen verweilten. Aber es gab noch ein "Untergeschoss und den zweiten Stock", wie Nokozan sich ausgedrückt hatte. "Himmel und Hölle," erklärte Arina. "Hier ist nur ein Zwischenort. Falls du dich bewährst, kommst du in den Himmel. Falls nicht, schmorst du im Fegefeuer!", fügte Artuc hinzu. "Aber warum seit ihr dann hier?" fragte Link neugierig. "Wir sind hier, um die neuen und hilflosen Seelen zu empfangen, wir versuchen, ihnen den richtigen Weg zu zeigen, und wir bewachen den Tempel," antwortete Arina. Lura hatte bisher die ganze Zeit geschwiegen. "Gut, das habe ich alles soweit verstanden. Und nun?" fragte Link. "Nun müssen wir einen Weg finden, dich zurück nach Hyrule zu schicken, damit du deine Aufgabe erfüllen kannst," sagte Artuc. "Pah," knurrte Inda, und Arina warf ihr einen bösen Blick zu. "Ich wüsste keine Möglichkeit, Link ins Leben zurück zu bringen," warf Nokozan ein. "Ich auch nicht," pflichtete Inda ihr sofort bei. "Mhm...nein, wenn ich es mir recht überlege...ich habe auch keine Ahnung!", brummte Artuc. Die drei Weisen sahen Arina und Lura an. Arina schwieg, und schaute zu Boden. "Ich weiß eine Möglichkeit," sagte Lura leise.

"Und die währe?" Nokozan sah die Kokiri an. "Nun..." Lura beugte sich zu Arina hinüber, und sie flüsterten miteinander. Artuc´s Gesicht verzog sich. "Immer diese Geheimnistuerei zwischen den beiden," knurrte er. "Ganz einfach! warum bin ich nicht selbst darauf gekommen? Link muss unsere Mondmacht erhalten!" rief Arina. "Auf keinen Fall!" zeterte Inda. "Die gesammelte Macht ist viel zu kostbar für diesen..." sie verkniff sich das letzte Wort. "Das ist die einzige Möglichkeit, die mir einfällt," sagte Lura ruhig. "Wer ist denn dafür, Link unsere stärkste Waffe zu überreichen?" fragte Arina. "Ich," antwortete Artuc. "Ich auch!", stimmte Nokozan zu. "Und ich nicht!" fauchte Inda. "Ja," sagte Lura leise. "Und ich finde auch, dass Link unseren Segen und unsere Macht erhalten sollte!", beendete Arina die Diskussion.

Zelda weinte. "Dieses Vieh," hämmerte es in ihren Gedanken. Selbst die Bezeichnung "Tier" war noch zu gut für ihn. Er hatte es wieder getan. Und er würde es wider tun. Immer wieder. "Oh, Link," schluchzte Zelda. Sie hatte Schmerzen im Unterleib und in den Schläfen. Ihre Hände krallten sich in die Kissen. Sie wusste, dass Ganon nach belieben mit ihr umspringen konnte, und wenn er wieder Lust bekam..."Ich werde hier sterben, mein eigenes Schloß wird mein Grab werden," flüsterte Zelda, und die Tränen flossen wie ein Sturzbach...

Die Weisen hatten sich im Kreis aufgestellt, Link stand in ihrer Mitte. Plötzlich trat ein hochgewachsener Mann aus dem Tempel, und betrat die Halle. "Das ist Rolemäus, unser Chef," erklärte Nokozan grinsend. Link schluckte, denn das Gesicht des Mannes war kalt und ausdruckslos. Rolemäus hob die Hand, und Arina lief geschwind in den Tempel. Sie kam mit einer kleinen Schatulle wieder. Auf dem Deckel war das Triforce abgebildet. "Hier, nimm es mal in die Hand," sagte Arina lächelnd. Link gehorchte. "Oh...das Ding ist vielleicht schwer," ächzte er. Es stimmte. Obwohl die Schatulle nicht größer als ein kleines Nähkästchen war, wog sie unglaublich viel. "Unsere Macht ist es, die dem Kästchen das Gewicht von einigen Steinen gibt," grinste Artuc. "Die Macht der Monde...und wir verschwenden sie für ein dummes Kind. Nicht zu fassen!", rief Inda bestürzt. "Schweig, Weise des Wassers," sagte Arina, plötzlich mit ganz anderer Stimme und Haltung. "Lasst uns beginnen," sagte Nokozan. "Ich liebe solche Aktionen, da gibt es immer so viel Feuer, Blitz und Magie. Einfach spektakulär." Arina musste grinsen. Doch dann schien ihr etwas einzufallen. "Link, warte. Eines muss ich dir noch sagen!" "Und was?" Arina seufzte bedrückt. "Die Mondmacht wird dich für einige Zeit ins Leben zurück schicken, damit du Hyrule und Prinzessin Zelda retten kannst. Doch sie raubt dir zugleich die letzten, winzigen Reste deiner sterblichen Seele. Und damit auch die Chance auf eine Wiedergeburt. Willst du es trotzdem tun?" Link war blass geworden, und er rieb sich über seine Wunden. "Ich...ja. Ich habe keine Wahl. Da zählt mein eigenes Leben nicht," sagte er leise.

"Flammen der Zerstörung, gebt diesem Jungen die Kraft," flüsterte Artuc. "Augen der Nacht, gebt diesem Jungen die Kraft," flüsterte Nokozan. "Blätter des Lebens, gebt diesem Jungen die Kraft," flüsterte auch Lura. Widerwillig fügte sich auch Inda. "Wellen des Lichtes, gebt diesem Jungen die Kraft," brummte sie lustlos. "Schatten des Mondes, gebt diesem Jungen die Kraft," wisperte Arina. Plötzlich ertönte ein Prasseln wie von Feuer, gefolgt von dem Ruf einer Eule, dem Rauschen des Waldes und dem hellen Plätschern von Wasser. Dann erschienen schwarze Schatten hinter Arina. Sie krümmten sich wie Finger, drehten sich, und bildeten zum Schluß ein waberndes Portal.

"Macht der Weisen, gebe diesem Jungen alle Kraft, die er braucht," sagte Rolemäus. "Aaaahh...verdammt...warum tut mein Körper so weh?" schrie Link plötzlich. Er begann zu wachsen, seine Gesichtszüge veränderten sich. Das Portal leuchtete in einem unheimlichen Licht. Die Hymne der Zeit erklang, und Link starrte die Weisen nun völlig fassungslos an. Er war, wie damals, gut sieben Jahre gealtert. "Du kannst nicht als Kind gegen den Großmeister des Bösen kämpfen, Link!", sagte Rolemäus. "Oh...so siehst du also als Erwachsener aus?" fragte Inda. Sie wurde ein wenig rot um die Nasenspitze. Nokozan feixte. "Inda, was ist los? ist dir warm?" fragte sie spöttisch. Die Weise des Wassers schüttelte hastig den opf, und drehte sich beschämt um. "So, Link. Nun geh. ich werde dich nicht vergessen. Und grüß Impa, falls du sie je wiedersehen solltest. Ich weiß, dass sie noch am Leben ist," sagte Arina. "Wirklich?" fragte Link. "Ja, als Mutter spürt man so etwas!", erwiederte Arina lächelnd. "Du bist..." Link sah sie erstaunt an. Plötzlich erschien ein dünner, kaum erkennbarer Riss im wolkenlosen Himmel über ihnen. Nokozan, die sich auf anschleichen und verstecken verstand, hatte auch sehr ausgereifte Sinne. "Achtung, Link!", brüllte sie. "Was...?" Link sah hoch. Ein weißer, dünner Fangarm, einer Tentakel nicht unähnlich, zischte scheinbar schwerelos auf ihn zu. Ehe es jemand verhindern konnte, wickelte sich der Fangarm um Link´s Hals. "Aahh...verflucht," schrie Link, und versuchte, den Fangarm mit seinem Schwert durchzuhacken. Das Ding zog sich noch fester, und Link röchelte. Nokozan sprang mit einem Kriegsschrei vor, zückte zwei Krummsäbel, und wollte gerade angreifen, als ein zweiter weißer Tentakel erschien, und sie wuchtig gegen Arina schleuderte.

"Was ist los, Schätzchen?" fragte Ganon, und strich Zelda durchs Haar. Sie zitterte leicht. "Du solltest dich ein wenig entspannen," fuhr er fort. Seine Zungenspitze fuhr aus seinem halb geöffneten Mund, und strich am Hals der Prinzessin entlang. Zelda bekam eine Gänsehaut. "Ich will, dass du mich liebst, Zelda!", sagte Ganon plötzlich. "Was?" fragte sie halb erstaunt, halb misstrauisch. "Liebe mich, verdammt nochmal! glaubst du, diese Einsamkeit macht mir Spaß?" er küsste sie rücksichtslos. "Ich...nein, bitte, nicht schon wieder!" Ganon brüllte sie an: "Hör auf! ich will dich, ich begehre dich. Oh ja, früher wollte ich nichts lieber, als dich töten, Prinzessin. Doch nun habe ich gelernt, zu lieben. Wenn auch auf andere Weise, aber ich liebe. Und zwar dich, also...wiedersetze dich nicht immer!" er schlug ihr hart ins Gesicht. "Du weißt ja gar nicht, was wahre Liebe ist, du Monster!", schrie Zelda. "Aber ich weiß es, und ich liebe- Link!" das reichte. Ganon schrie vor Wut, schlug sie abermals und hielt sie fest. "Dein Link ist tot, verdammt! dein Link schmort im Fegefeur! dein Link verrottet in der Hölle, aber ich bin hier!!" brüllte er sie an. Zelda begann wieder zu weinen, und Ganon keuchte. "Ich werde dich lehren, mich, der dich liebt, wegzustoßen!" zischte er, zog sich aus, und... "Bitte, Ganon, Neiiiin..."

Link schrie auf, als die Spitze der Tentakel-Bestie sich in seinen Hals bohrte. Ein Blutströpfchen quoll hervor, und plötzlich zog sich der Fangarm zurück, ließ Link fallen, und verschwand im Himmelsriss. Arina stürzte zu ihm. "Alles in ordnung?" fragte sie besorgt. "Ja...alles okay," brummte Link, und fuhr mit seinem Finger über das winzige Einstichsloch. "Seltsames Vieh," sagte Nokozan. "Geh jetzt Link, das Portal hält nicht ewig!", rief Rolemäus. Link drehte sich noch einmal um. "Ich danke euch, ich danke euch allen!", sagte er. Die Weisen winkten ihm nach, als Link, mit der Schatulle unter seinem Arm, das Reich der Toten verließ.

Link stand wieder in der Hylianischen Steppe. Ein Stück vor ihm lag jemand auf der Erde. "Da brauch vielleicht einer Hilfe," dachte Link, und lief zu der reglosen Gestalt. "Seltsam, ein schlafendes Kind?" Link drehte das von gefrorenen Hagelkörnern bedeckte Kind zur Seite. "Wuaah!", schrie er entsetzt. Das Kind war er selbst. Ein trauriger, gefrorener, kleiner Körper. "Ganon...das werde ich dir heimzahlen," zischte Link hasserfüllt, und machte sich auf den Weg zum Schloß.

Zelda lag wieder im Bett. Und Ganon hatte sich wieder an ihr vergriffen. "Dieses Scheusal," flüsterte die Prinzessin. Plötzlich schlug ein Steinchen gegen ihr Fenster. "Zelda?" hörte man draussen eine Stimme leise rufen. Die Prinzessin erstarrte. Das war doch...Link´s Stimme! "Link?" flüsterte sie, ging zum Fenster, und öffnete es. Dort draussen stand er. Wind ließ seine Kleidung wehen, und seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. "Link!" rief Zelda, und konnte gerade noch einen Freudenschrei zurück halten. "Pssst," zischte Link. Mit einem Satz war er am Fenster, nahm ein Seil aus seiner Tasche, und warf es Zelda hoch. "Hier, binde das irgendwo fest," sagte Link. Sie gehorchte. "Ich dachte, du wärst tot," flüsterte Zelda, als Link zu ihr hinauf kletterte. "Ja, das erklär ich dir alles später." "Gib mir deine Hand, Liebster!", sagte Zelda lächelnd. Link errötete, und streckte seine Hand aus. Plötzlich sah er, wie Ganon leise aus einem Bettschrank trat, und lautlos zu Zelda schlich. "Achtung! hinter dir!", schrie Link. Doch Ganon hatte die Prinzessin bereits gepackt, und hielt ihr ein Messer an die Kehle.

"So sieht man sich also wieder, Link. Wie oft muss ich dich denn noch töten?" fragte Ganon hasserfüllt. "Lass die Prinzessin frei!", sagte Link zornig. "Das werde ich sicher nicht tun. Komm hoch, oder ich steche sie ab." Link zitterte vor Wut. "Das wagst du nicht!" Ganon lächelte. "Sie stirbt wenigstens in der Gewissheit, dass ich sie geliebt habe," sagte er gleichmütig. Link gab ein abfälliges Geräusch von sich. "Du weißt doch gar nicht, was Liebe ist," zischte er. Ganon lachte, aber in seinem Gesicht zuckte es. "Das hat deine kleine Freundin auch schon gesagt," fauchte er. "Du bist ja noch nicht mal fähig, dich selbst zu lieben, Ganon!", schrie Link ihn an. "Wie willst du da etwas für andere empfinden?" "Das reicht, du kleiner Dreckskerl!" kreischte Ganon. Er schlug Zelda in den Nacken, so dass sie sofort das Bewusstsein verlor, und warf sie unsanft auf das Bett.

Ganon stampfte zum Fenster, und packte Link am Hals. Grob riss er ihn ins Zimmer. "Dich werde ich züchtigen, du Miststück!", brüllte Ganon, und schleuderte mächtige Energiekugeln auf Link. Der schrie vor Schmerzen, wand sich, und zappelte in Ganon´s Griff. "Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen, in der Hölle geblieben zu sein!", keifte der Großmeister des Bösen. Er nahm das Messer, und rammte es Link in den Bauch. Link stöhnte, und Ganon versetzte ihm ebenfalls einen Nackenhieb.

Als Link wieder erwachte, lag er in einer schmuddeligen Zelle. In der Nebenzelle saß Zelda. "Link," weinte sie. "Ich möchte zu dir!", Link schlug mit einem verzweifelten Schrei gegen das Gitter, dass die Trennwand der beiden Gefängnisse bildete. "Ganon wird uns hier verrotten lassen," schluchzte die Prinzessin. "Nein, Süße. Nicht dich, sondern nur diesen verlogenen kleinen Bastard," sagte Ganon plötzlich. Er trat hasserfüllt an ihre Zellen. "So, Link. Nun zu dir. Du bist mir lange genug auf der Nase herum getanzt, und jetzt ist Schluss. Für immer." Ganon zückte das Messer. Ein diabolisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Er betrat Link´s Zelle, und Link wich sofort in die hinterste Ecke zurück.

"Was hast du mit Link vor?" rief Zelda ängstlich. "Halt den Mund," gab Ganon zurück. Er ging zu Link, der keine Möglichkeit zur Flucht hatte. Er riss seinen Erzfeind am Hals hoch. "Willst du noch was sagen?" fragte Ganon gönnerhaft. Link spuckte ihm ins Gesicht. "Gut," sagte der Großmeister des Bösen dumpf. "Ganz wie du willst," er nahm das Messer, und schlitzte damit ganz langsam in Link´s Wange. "Aaahh..." schrie Link gepeinigt. Das Messer wanderte weiter nach unten. "Ich bin jetzt unbesiegbar, du Narr!", brüllte Ganon. "Aaahh..." "Ich habe alle drei Triforce-Fragmente, und du bist nur ein Wurm, ein dummes, kleines Kind, das Weltenretter spielen wollte. Und soll ich dir was sagen?" "Aaaahhh!" Ganon lächelte grausam. "Verloren!!", er riss das Messer hart nach unten, und ließ es dann fallen. Link schlug beide Hände vors Gesicht, schrie, und sank auf die Knie. Zelda schluchzte und schlug hilflos mit den Fäusten gegen das Gitter.

Ganon lächelte und wollte gehen. Plötzlich fing Link noch lauter an zu schreien, und warf den Kopf in den Nacken. Blut strömte über sein Gesicht, und an seinem Hals waren kleine Flecken erschienen. Die Haut bewegte sich leicht, als ob unter ihr etwas krabbeln würde. Link riss seinen Mund auf, und spuckte Blut. Plötzlich ringelte sich ein dünner, langer Fangarm aus seinem Mund. Zelda kreischte auf, und Ganon wich zurück. Link röchelte und würgte. Und mit einem schmatzenden Geräusch kroch ein seltsames, lindwurmähnliches Ungetüm aus Link´s Hals. Nur war dieser Wurm so breit wie Ganon´s Unterarm, und länger als seine Beine. Statt Haaren hatte es diese vielen, weißen Fangarme auf dem Kopf.

"Was ist das?" schrie Ganon. Link sank ohnmächtig auf die Steine. Das Wesen zischte, schlängelte sich um seinen Wirtskörper, musterte ihn einen Moment, und ließ ihn dann wieder fallen. Fauchend schoß der Lindwurm auf Ganon zu. "Bleib mir vom Leib, du Biest!", brüllte Ganon, und schoß eine Energiekugel auf das Wesen ab. Das Ungetüm kreischte wie eine Frau, dann wurde es schwarz, und Rauch stieg von seinem Körper auf. "Hat jemand Hunger?" fragte Ganon grinsend. Zelda würgte, und übergab sich.

"Weisen, Göttinnen, steht mir bei," flüsterte Link fast lautlos. Schmerzgepeinigt stemmte er sich hoch. Die Schatulle schien etwas leichter geworden zu sein. "Was?" fragte Ganon misstrauisch. Plötzlich sprang der Deckel hoch, und bunter, leicht glänzender Rauch stieg auf. Der Rauch hüllte Ganon ein, und die Gittertür sprang kreischend auf. Ganon stöhnte, der Rauch betäubte ihn leicht. Link zog das Master-Schwert, und hieb mit seinen letzten Kräften auf seinen Erzfeind ein. "Uaaahh...!!", röhrte Ganon. Es gelang ihm, noch ein paar Energiekuglen auf Link abzuschießen, doch Link spürte sie kaum mehr. Plötzlich brüllte Ganon auf. "Diesmal werde ich mich nicht damit begnügen, dich zu verbannen, du Ungeheuer!!", schrie Link, und hackte weiter auf seinen Feind ein. Ganon schrie aus Leibeskräften, stieß seltsame Laute aus, und fiel letzlich stöhnend zu Boden. "Stirb!", brüllte Link hasserfüllt. Ganon keuchte ein letztes Mal - dann sank er tot nieder.

"Link, oh Link!" Zelda stürzte zu ihm, küsste ihn, und warf sich an seinen Hals. "Link, mein Liebster..." Zelda weinte wieder, diesmal vor Glück. Link bekam eine leichte Gänsehaut, und musste ein entspanntes Seufzen unterdrücken, als die Macht der Triforce-Fragmente in ihn überging. "Mein Link...ich liebe dich so sehr!", hauchte Zelda. "Ich dich auch, Prinzessin," lächelte Link. Zelda reckte sich hoch, um ihn abermals zu küssen, als Link plötzlich keuchte, und in ihren Armen zusammen sackte. "Link, Link! was ist los?!", schrie Zelda. "Die...Macht der...der Weisen...sie ist aufgebraucht," stöhnte Link. "Was? was? Link, oh bei den Göttinnen..." Zelda stieß einen Schrei der Verzweiflung aus. "Ich liebe dich, meine Prinzessin," lächelte Link. "Link...so lass mich doch nicht allein!", schluchzte Zelda. "Ich werde dich...nie allein lassen...Zelda," flüsterte Link heiser. Dann erschlaffte er in Zelda´s Armen, und kehrte in die Welt der Toten zurück.

"Er ist in ihren Armen gestorben," sagte Nokozan mit belegter Stimme. "Zum zweiten Mal musste er sich von ihr trennen," raunte Lura. Inda sah zur Seite, doch jetzt stand auch ihr das Mitleid im Gesicht geschrieben. Arina sah in die Ferne. "Link, warte auf sie. So eine Liebe findet man nicht ein zweites Mal."

Ende