Rettet Hyrule

Autor: Hannes


Das Reich der Finsternis Die Nacht war rabenschwarz. Donner grollte in der Ferne und bizarre Blitze zuckten am Himmel. Ein Junge stand einsam in der Steppe. Erste Regentropfen fielen und es war kalt. Bitterkalt. Nur in kurze Hosen und ein ärmelloses Hemd bekleidet begann er zu zittern. Er musste sich bewegen, um nicht zu erfrieren! Trotz seiner Verletzungen begann er mühsam zu laufen.

Wären nur Schwert und Schild nicht so schwer! Aber er konnte sie einfach nicht liegenlassen, der Feind war nur knapp hinter ihm. Der Regen durchmischte sich mit Hagel und die Landschaft erbleichte von den eisigen Körnern. Das Blut aus seinen Wunden hinterließ eine tiefrote Spur hinter ihm. Er durfte nicht aufgeben. Sonst wäre alles verloren. Für immer.

"Für immer verloren!" ging es ihm noch durch denn Sinn, dann schwand ihm das Bewusstsein.

Ganon konnte es nicht glauben. Vor ihm lag Link auf dem Boden wie ein Lämmchen auf der Schlachtbank. Nur zappelte er nicht einmal mehr. Sein Leben hing nur noch an einem dünnen Faden. Der Herr der Finsternis zögerte nicht lang und machte seinen langersehten Traum wahr: mit einem Hieb von seinem Schwert war es vorbei! Link zuckte noch einmal auf, dann stieg seine Seele ins Nirvana auf.

Ganon stöhnte vor Lust, als die Macht des Triforce des Mutes auf ihn überging. Nun war alles vollkommen. Er hatte alle drei Triforce-Fragmente. Zelda hatte er schon vor drei Tagen überwältigt und zur Frau genommen - nur Link als letzter unbekannter Faktor war noch im Weg gewesen... Das Reich der Finsternis kam auf Hyrule herab und NIEMAND würde es je wieder ändern können! Der Morgen dämmerte über Hyrule unter dem grausamen Lachen von Ganon...

Ende





Teil 2 - Die Wiedergeburt

Link schwebte inmitten von weißen Nebelschwaden. Er schlief und durch seinen Traum zuckten einzelne Bilder: Zelda, wie sie von Ganondorf von ihm gerissen wurde, heftige Blitze in einer rabenschwarzen Nacht und seine vergeblichen Versuche vor dem Herr der Finsternis zu fliehen. Als seine Gedanken am letzten Schwertschlag von Ganondorf angekommen waren, schreckte er hoch.

Die Sorgen und Ängste verflüchtigten sich schnell und wichen tiefer Zufriedenheit. Link schwamm förmlich durch den dichten weißen Nebel und war vollkommen entspannt. Er schwebte durch eine Bildergalerie und besah sich die einzelnen Bilder, die Szenen aus seinem Leben darstellten. Ein lachender Junge zwischen anderen Freunden, ein Jugendlicher, der zum Ehrenritter geschlagen wurde und ähnliches.

Als er vor dem Bild von Zelda angekommen war, starrte er es wortlos und mit steinerner Miene an. Dann, ganz langsam, stiegen ihm Tränen in die Augen und stieß einen Schrei aus, der weit durch die Unendlichkeit hallte.

Ganondorf saß in einem Thron, der aus Knochen erbaut war, und beobachtete gelangweilt die Gaben aus allen Länder. "Die Goldene Frucht der Weisheit. Einmalig." "Der Baum des Goldes. Unvorstellbar wertvoll." "Das Wasser des Lebens. Belebt selbst jahrelange Tote." So und ähnlich ging es anderthalb Stunden lang bis Ganondorf die Geduld verlor und alle Spender mit einer einzigen Handbewegung verschwinden ließ.

"Spinner" murmelte der neue Herrscher Hyrules, drehte seinen Thron und betrachtete etwas, was ihn wirklich erfreute. Links Leiche, wie sie an einer Marmorwand hing und durch Nägel durch Hände und Beine dort gehalten wurde. Ganondorfs Grinsen wuchs in die breite und schüttelte verächtlich den Kopf. "Du warst kein Gegner" sagte er, als ob Link ihn hören könnte. "Aber der Preis war gut." Er hob die rechte Hand und betrachtete das Triforce. Er schreckte aus den Gedanken hoch, als er hinter sich eine zarte Stimme vernahm.

"Wieder die Lobgesänge?" Zelda stand vor ihm. Sie trug ein schwarzes Kleid und ihre Augen hatten jeglichen Glanz verloren. "Ach, die" Ganondorf machte eine abfällige Handbewegung, "die sind schon längst weg." Zelda fing an zu gemein grinsen. Dann ging sie mit langsamen Schritten die Treppe zum Thron hoch und gab dem Höllenfürst einen zärtlichen Kuss.

Irgendwo, viel weiter weg, schrie Link auf und krümmte sich zusammen. Als er sich wieder beruhigt hatte, hörte er hinter sich drei seidenglatte Frauenstimmen. Link drehte sich um und sah die drei Göttinnen. "Link, Ganondorf hat auch uns getötet" sagte Din, als sie seinen verwirrten Gesichtsausdruck sah. "Wir haben einen Großteil unserer Macht verloren und können dich nicht mehr lebendig machen. Jedenfalls nicht vollständig" sagte Farore. "Was soll das denn heißen?" fragte Link und in seiner Stirn bildeten sich Falten.

Nayure holte tief Luft und sagte: "Du hast drei Stunden. In dieser Zeit musst du Ganondorf besiegen. Sonst ist wirklich alles verloren. Nicht nur für Hyrule, sondern für die ganze Welt."

Im Höllenschloss sah Ganondorf wieder auf den Leichnam von Link und lächelte. Plötzlich erstarrte er. Links Körper wurde langsam durchsichtig, als kleine Energiekugeln von ihm wegschwebten. Ganondorfs Augen wurden immer größer, als Links Leiche vollständig verschwunden war und nur noch die Nägel in den Wänden steckten. Dann schrie er auf und zerstörte die Wand mit einer riesigen Energiekugel. Das Triforce auf seiner Hand wechselte innerhalb von Augenblicken von glänzend-gold zu blutrot.

Irgendwo in der niedergebrannten Steppe erschien Links Körper. Er krampfte die Hand zusammen und öffnete langsam die Augen. Er setzte sich auf und betrachtete das ausgerissene Gras in seiner Hand. Es war kaum mehr als feuchte Asche. Link ballte die Faust zornig zusammen und sah zum Höllenschloss, einem riesigen, nachtschwarzen Gebäude, das doppelt so groß war wie Schloss Hyrule. Dann drehte sich Link um und sah zum Horizont. Der Himmel war ebenso schwarz wie der Boden und war kaum davon zu unterscheiden. Link sah sich einige Sekunden die Verwüstung an, dann drehte er sich um und rannte zum Schloss. In seinen Augen standen Tränen und in seinem Herzen brannte riesiger Hass.



Teil 3 - Und die Uhr tickt...

Link rannte auf das Schlosstor zu. Davor standen zwei Knochenritter und überkreuzten ihre Schwerter, um das Tor zu zerstören. Link überlegte nicht lange, riss der einen Wache das Schwert aus der Hand und trennte ihn einmal in der Mitte durch. Als der andere Knochenritter ausholte, schlüpfte Link blitzschnell durch dessen Beine und spaltete ihm den hohlen Schädel.

Link hatte schon hunderte Male gegen solche Monster gekämpft, doch nie stand er unter Zeitdruck. Er dachte nicht lange nach, drehte sich um und schlug so stark mit dem Schwert auf das Holztor ein, dass das Holz zerbrach und die Klinge zersplitterte. Link stieg durch das entstandene Loch und rannte über den verwüsteten Marktplatz.

Auf dem Marktplatz standen zehn Wölfe, die nur aus Knochen bestanden und die Augen schienen aus Rubinen zu bestehen. Ihre Zähne waren wie die Klauen handlang und messerspitz. Link lief an ihnen vorbei und wurde nicht bemerkte. Es ist zu einfach , dachte Link bei sich und betrat die Zitadelle der Zeit. Genau in dem Moment, als sein Fuß die Tür passierte, sprang ihn ein Wolf von hinten an und biss ihm ins Genick.

Link wirbelte herum, doch der Wolf hielt immer weiter fest. Dann griff Link nach hinten und packte den Wolf am Hals. Er schmetterte ihn auf den Boden und die Knochen schlitterten in allen Richtungen davon. Link befühlte die blutigen Schlieren an seinem Hals, rannte dann zum Portal der Zeit und öffnete es mit der Okarina. Hinter der massiven Felswand steckte das Master-Schwert in einem Stein auf dem Boden und daneben lag das Spiegelschild. Link hatte sie beim letzten Zeitsprung hier gelassen, um der einzige zu sein, der an sie rankommen konnte. Er nahm das Schwert in die rechte Hand und streifte das Schild über den linken Arm.

Plötzlich schrillte in seinem Kopf eine Alarmglocke: zwei Stunden waren um, er hatte nur noch eine. Er stand erst einige Augenblicke starr da, drehte sich dann ruckartig um und rannte zum Schloss.



Teil 4 - Showdown in der Höllenfestung
- Finale -


Link sprintete durch die Korridore. Er musste nicht lange überlegen, wo er hinrennen musste, er wusste es einfach. Nach einer halben Stunde hatte er eine große gusseiserne Tür erreicht. Link öffnete sie und trat herein.

Statt Ganondorf stand am anderen Ende des Raumes Ghoma. Link überlegte nicht lange, sprang und stach der Riesenspinne das Schwert ins Auge, die mit einem schrillen Schrei verschwand. Genauso erging es dann auch den anderen Tempelgegnern, die nach und nach im Raum erschienen.

Als Link auch Bongo-Bongo den Todesstoß versetzt hatte, wurde der Raum mit einem Mal stockfinster. Die Konturen verschwammen und verwandelten sich in eine riesige, schwarze Halle. Am Ende des Raumes stand ein hohes Podest, auf dem ein hoher Thron aus Knochen stand.

"Wer ist da?" schnauzte Ganondorf und war sich nicht bewusst, dass dort unten sein Erzfeind stand. "Ich" rief Link nach oben und Ganondorf fuhr ruckartig herum. Dann schmunzelte er. "Falls du dir das" er hielt die rechte Hand hoch, auf der das rote Triforce glitzerte, "oder sie zurückholen möchtest..." Zelda trat neben ihn.

"Es ist sinnlos!" brüllte er und schmiss eine Energiekugel auf Link, der geschickt auswich. Beim zweiten Mal hatte er nicht so viel Glück: er wurde getroffen und meterweit zurück geschleudert. Dann geschah etwas Seltsames: der Glanz kehrte in Zeldas Augen zurück und mit ihm Tränen. "Link!" Sie drehte sich zum grinsenden Höllenfürst um, packte ihn an den Schultern und warf ihn vom Podest. Mit einem dumpfen Schlag landete er auf dem harten Steinboden.

Link öffnete langsam die Augen und sah einige Meter von ihm entfernt, wie Ganondorf ohne einen Kratzer wieder auf. Link stand ebenfalls auf und warf das Schwert wie einen Bumerang nach Ganondorf. Es schnitt ihm am Arm lang, hinterließ aber nicht die geringsten Spuren.

"Wie gesagt: sinnlos" sagte Ganondorf. "Du hast nicht das Triforce." Plötzlich fing Link an zu grinsen. "Ach ja?" Er breitete die Arme aus und auf seiner Brust leuchtete das Triforce auf. "Dein Triforce ist nicht das der Göttinnen, sondern das der Teufel, Ganondorf!" schrie Zelda von oben herab und rannte die Treppe herunter.

"Na und?!" schrie Ganondorf und schoss einen blutroten Energiestrahl auf Link. Dieser erwiderte ihn mit einem goldenen. Die beiden Strahlen krachten ineinander und der Boden bebte.

Plötzlich erschrak Link. Vor seinem inneren Auge liefen Ziffern ab. Zehn - neun - acht... Er musste schnell handeln. Link sprang zur Seite und der Strahl schlug die Wand ein. Dahinter brannte ein gigantisches Feuer. Link achtete nicht darauf und sprang zu Ganondorf. Fünf - vier... Link zog sein Schwert und holte aus. Die Sekunden schienen sich ins Endlose zu dehnen. Drei - zwei - eins... Links Klinge blitzte auf und wurde von Ganondorf Schrei gefolgt.

Link fiel zurück und blieb starr auf dem Boden liegen. Sein Schlag hatte getroffen: Ganondorf war in der Mitte geteilt und lag stöhnend auf dem Boden. Langsam löste sich der Körper vom Höllenfürsten auf. Über seinem Körper erschien auf einmal ein rotes Triforce. Zelda zögerte nicht lange, griff sich das Master-Schwert von Link und zerschlug das rote Triforce mit einem gezielten Schlag, dann lief zu Link und kniete sich neben ihn. Tränen standen in ihren Augen.

"Link, ich will nicht, dass du noch einmal wegen mir stirbst" schluchzte Zelda und Link öffnete langsam die Augen. "Haben wir gewonnen?" fragte er leise und als Zelda nickte, entspannte sich Link. "Dann ist meine Aufgabe erfüllt." Er hob die Hand, um Zeldas zu berühren, doch seine Hand glitt durch ihre hindurch und wurde immer durchsichtiger. Link zog die Hand zurück und betrachtete sie.

"Zelda, tu mir bitte einen Gefallen" seine Stimme war nur noch ein Flüstern. Zelda nickte. "Wenn ich tot bin, nimm das Triforce. Weihe Hyrule in goldene Zeiten ein." Links Stimme war kaum noch zu hören. "Ja, Link. Ich werde deinen letzten Willen erfüllen. Hyrule wird in neuem Glanz erstrahlen." Zeldas Augen waren voller Tränen.

"Leider... werde... ich diesen... Tag nicht mehr... erleben" hauchte Link und sein Körper löste sich auf. Zelda schrie verzweifelt auf. Sie versuchte ihn festzuhalten, doch es war zu spät: Link war schon vollkommen ins Jenseits übergetreten. Zelda nahm das Triforce, das erschien und verließ langsam den Raum, in dem sie alles, was sie liebte, verloren hatte.

Viele Jahre später erstrahlte Hyrule heller als je zuvor. Zelda war die Königin und regierte hart, aber gerecht. Sie benutzte oft die Hilfe des Triforce, doch jedes Mal wurde sie dabei traurig, denn es erinnerte sie an Link. Sie hatte nach seinem Tod seine Waffen in das Heilige Reich gebracht und sie sollten dort bleiben, bis ein neuer Held käme und ihrer würdig war.

Vielleicht ein wiedergeborener Link…

Ende