Autor: Désirée
Und so verließ Links Seele das Land Hyrule. "Du törichter kleiner Bastard! Glaubst du wirklich, daß selbst dein Geist vor mir fliehen kann?", grölte Ganondorf laut. Der Regen verhinderte, daß man es bis zur Hauptstadt hören konnte, da sonst alle Bewohner in Panik ausgebrochen wären, denn sie kannten seine Stimme und sie fürchteten sie.
In der Zwischenzeit saß eine große, hübsche Shieka im Schattentempel, um zu meditieren. Die Shieka hatte weißes Haar, das zu einem Zopf zusammen gebunden war. Es war die Weise des Schattens, die sechste von den sieben, legendären Weisen. Die Weisen hatten die Aufgabe, Hyrule ( und das heilige Reich) so gut es irgendwie ging, zu beschützen. Impa war eine der mächtigsten unter ihnen, denn sie wußte, was es hieß, allein zu sein: Die Shieka waren allesamt verschwunden, aber die Weise des Schattens war die einzige, die noch in Hyrule lebte.
Durch die Meditation können Shieka Dinge sehen, die außerhalb der Reichweite liegen. Allerdings können es nur die erlernen, die etwas "höher gestellt" sind. D. h., daß nur Mitglieder der Königsfamilie (der Shieka, versteht sich) diese Technik erlernen können. Sie sah, wie Ganondorf Link in das Reich Gottes befördert hatte. Daraufhin öffnete sie die Augen und kleine Tränen des Hasses und der Trauer liefen über ihr Gesicht. Anschließend schrie die Weise ihren Schmerz aus der Seele.
"Ich muß sofort alle anderen Weisen verständigen!", dachte sie hastig. So schnell es ging, warf die Weise des Schattens eine Deku-Nuß. Es dauerte keine fünf Sekunden, da stand sie schon auf der Plattform des Schattens, allerdings war es nicht wie sonst in der Halle der Weisen. Aber als Impa sich suchend umsehen wollte, stockte ihr der Atem: Rauru lag blutüberströmt auf dem Boden und Darunias Körper brannte durch das blaue Feuer, welches tödlich für einen Goronen war.
Die anderen Weisen lagen auch tot auf dem Boden. Nein, nicht alle. Salia, war die einzige, die nicht ganz tot war. Sie lag auf der Triforce-Plattform und ihr Gesicht war blau angelaufen. Impa lief zu ihr hin. "Ganondorf... hat alle... getötet", röchelte Salia, "Mich... hat... er gewürgt, weil... weil, ich... ihm nicht sagen wollte, wo... wo... der Auroratempel liegt." Hilflos sah sie Impa an und versuchte mit letzter Kraft ihre Hand zu nehmen und keuchte: "Du bist... unsere... letzte... Hoffnung! Der... Tempel... ist unter... der Erde! Gehe zum einzelnen Baum nahe Kakariko und stecke diesen... Schlüssel... in seine Rinde! ... Gib'... nicht auf, du... schaffst... es!" Mit diesen Worten ließ Salia den Schlüssel in ihre Hand gleiten. Danach schloß sie ihre Augen und hörte auf zu röcheln.
Gehorsam warpte Impa sich zum Baum. Sie konnte es immer noch nicht fassen, daß die Götter ihres Volkes sie in diesen Moment verließen. Dieses Gefühl verspürte die Weise schon lange nicht mehr, denn das letzte mal als sie es gespürt hatte, wurde sie von dem Schattendämon Bongo-Bongo gefangengehalten. Allerdings hatte jemand sie damals gerettet. "Und dieser Jemand ist jetzt tot!", dachte die trauernde Shieka. Tief seufzend betrachtete sie den Schlüssel. Er hatte eine goldene Farbe und in der Mitte war ein Edelstein eingeschweißt, der die Farben des Regenbogens besaß.
Danach ging sie, so schnell wie möglich, auf die Tanne zu. Dann untersuchte die Weise des Schattens die Borke von dem Baum. Tatsächlich bemerkte Impa einen schmalen Schlitz. "Da muß der Schlüssel also hineingesteckt werden. Na, dann!", dachte sie. Aus dem Baum drang auf einmal ein blendendes Licht hervor. Mit einem lauten KAWUMM! flogen einzelne Teile der Tanne in alle Himmelsrichtungen.
Da, wo der Baum stand, war ein Loch zu sehen. Fast geräuschlos schlich sich Impa an das Loch heran. Vorsichtig sprang sie nach hinten und hielt sich an der Oberfläche fest. Schließlich ließ sie sich fallen.
Im Inneren des Tempels war es stockfinster. Nichts war zu sehen und nichts war zu hören. Sie setzte einen Fuß vor. Es machte kurz
Klick! und es wurde hell. An den Wänden hatten sich durch einen besonderen Mechanismus alle Fackeln angezündet. Das war ja ganz praktisch, aber ob auch eine gemeine Falle dahinter steckte? Impa wußte es nicht.
Der Weg war lang, es ging immer geradeaus und sie wußte nicht, ob an den Wänden Fallen versteckt sein könnten. Die Weise des Schattens ging bereits so lange geradeaus, bis sie am Ende des Weges ein grelles Licht sah. Ohne zu zögern sprintete sie auf das helle Licht zu. Als sie ankam, befand Impa sich in einem kleinen Raum wieder. In der Mitte des Bereiches stand ein schlichter altar. Auf diesem altar steckte ein prunkvolles Schwert, das die ganze Zeit durch seine Klinge das spärliche Licht der Fackeln reflektiert hatte.
Fassungslos vor Freude schritt sie langsam auf den altar zu. Auf der Steinplatte, direkt vor dem Schwert, war etwas eingraviert. Es war staubig, deshalb blies Impa den Staub weg.
Dort stand eingemeißelt: " Dieses Schwert gehörte einst Din, der Göttin der Kraft.
Sei gewarnt, Fremder. Benutze es nur, wenn du die letzte Hoffnung Hyrules bist.
Ansonsten wirst du durch seine Klinge sterben!"
Es gab keine andere Möglichkeit. "Ich weiß nicht, ob ich auserwählt bin, dieses Schwert zu benutzen. Bin ich es wirklich?", dachte sie zweifelnd. Zögernd sah sich die in Verzweiflung geratene Weise um. Bei der linken Ecke im Raum erspähte sie etwas. Eine kleine, zierliche Person weinte leise und hielt eine andere Person in ihrem Schoß. Wahrscheinlich waren die dunklen Gestalten schon da, bevor Impa in diesem Raum anwesend war.
Behutsam ging sie auf diese Personen zu. Als die Shieka schließlich nahe genug dran war, entdeckte sie, wer es war: Es war Prinzessin Zelda, die siebte Weise, die Links toten, blutverschmierten Körper fest an sich drückte, so, als würde sie versuchen, ihn damit wachzurütteln. Entsetzt sah sie die Weise der Zeit an: " Was macht ihr hier? Dunkle Zeiten brechen an, deshalb solltet ihr fliehen!"
Statt zu Antworten, weinte Prinzessin Zelda nur noch mehr. Nach einer kleinen Weile hob sie den Kopf, sah Impa reuevoll an und sprach leise: "Ich hätte ihn retten können. Ganondorf hat mich vor drei Tagen zur Frau genommen. Und ich wollte es dir sagen, Impa, aber ich durfte nicht, weil es mir verboten wurde!"
Eigentlich wollte die siebte Weise noch weiterreden, aber sie wurde durch ein lautes Lachen unterbrochen. Mißtrauisch drehte sich die Weise des Schattens um. Eine dunkle, große Gestalt stand breitbeinig vor dem altar. Dann sagte die mysteriöse Gestalt gehässig: "Genau, meine Schöne, so ist es! Ich fühle mich dank meiner neuen Macht vollkommen! Jetzt, da ich diesen lästigen Jungen beseitigt habe, steht mir meiner neuen Herrschaft nur noch einer im Wege: DU, Impa!"
Allmählich erkannte sie, wer es war: Ganondorf. Schnellstens lief sie auf das Aurora-Schwert zu. Doch er war schneller. Sein Körper war zu groß und zu muskulös, um das Schwert noch rechtzeitig zu erfassen. Ganondorf schnitt der Weisen den Weg ab. Es war zu spät. Noch, bevor die Weise des Schattens etwas dagegen tun konnte, stieß er ihr jenes Schwert in die Kehle, welches auch Link getötet hatte. Es wurde schwarz um sie herum.
Die morgendlichen Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster. "Bin ich tot?", fragte Impa sich. Anschließend tastete sie ihr Gesicht ab. "Nein", bemerkte sie, " Ich bin noch am Leben. Aber was war das für einen Traum, den ich hatte?" Zitternd ging sie auf das Fenster zu. Zaghaft zog die Weise den Vorhang zur Seite. In Kakariko war alles wie früher: Kein Feuer, keine Toten und kein Ganondorf. Erleichtert und glücklich lächelte sie.
Danach öffnete sie sperrangelweit das Fenster.
Tief atmete sie die Luft ein. Die Bewohner Kakarikos sahen verblüfft hinauf und als sie ihre Gründerin so vergnügt und fröhlich sahen, wunderten sie sich noch mehr, denn sie lächelte! Die Wahrscheinlichkeit, daß Shieka lächeln, ist so groß, als ob es Rubine regnen würde. Die Bewohner wünschten ihr ebenfalls vergnügt einen guten Morgen, als sie unter ihrem Fenster entlang gingen.
Die Weise des Schattens hatte sich einen schönen Tag gemacht: Sie ging Eis essen, kaufte Geschenke für ihre Freunde und ging anschließen im Hylia-See schwimmen. Am Abend saß sie dann vor dem Baum in Kakariko und war froh, nicht tot zu sein.
Impa drehte ihren Kopf nach links, weil sie etwas lautes gehört hatte. Jemand schrie um Hilfe. Sie stand ruckartig auf. Dann sah sie jemanden aus dem Gebirgspfad ins Dorf laufen. Es war Link, der von einem Schwarzen Drachen verfolgt wurde. Die Weise erkannte, daß es eine Illusion war, denn im Schein der untergehenden Sonne wurde der Körper des Drachen durchsichtig.
Link war schon die Stufen hinab gelaufen, da hörte sie in ihrem inneren eine unheimliche, tiefe Stimme: "Die Zeit ist gekommen! Ich werde dein Fragment an mich reißen!" Die Shieka erschrak. Es waren die Gedanken Ganondorfs. Also mußte sie jetzt etwas dagegen tun! Die Weise des Schattens warpte sich in die Steppe, dort, wo Link bereits ohnmächtig war.
Das nutzte der böse Mensch natürlich aus und rammte sein Langschwert in den Rücken von ihm. "Ha! Dein Fragment des Mutes gehört mir!", rief Ganondorf, als es auf Links Handrücken erschien, um zum letzten Mal zu leuchten.
So schnell es ging, entriß er es ihm und schwebte eiligst davon, nämlich in Richtung Gerudotal!
Impa stand fassungslos hinter Links Leiche.
Und dies alles hatte die Weise des Schattens mit angesehen. Jetzt endlich begriff sie: Der Traum war eine Prophezeiung! Konnte Impa wirklich nichts tun? War alles verloren? Schweren Herzens wollte sie in den Schattentempel gehen, um die Götter des Schattens um Gnade zu bitten. Jedoch, als sie losgehen wollte, zuckte ein Blitz am Himmel. Etwas Silbernes fiel senkrecht vom Himmel in den Boden und blieb dort stecken. Es war das Schwert! Das Aurora-Schwert! "Ich danke euch, Götter! Link, ich werde jetzt deinen Tod rächen! Ganondorf, dein Leben liegt ab jetzt in meiner Hand!", dachte sie voller Dank und gleichzeitig voller Haß.
Sie warf eine Deku-Nuß, so wie in ihrem Traum. Aber nicht, um in die Halle der Weisen zu gelangen, sondern um zu kämpfen. Ihr Ziel war Hyrule zu retten und das ist ihr mit dem heiligen Aurora-Schwert auch gelungen. Die Weise des Schattens verbannte Ganondorf in das Reich des Teufels, wo er auch heute noch eingeschlossen ist. Und der Held? Da nur die in den Himmel dürfen, die eines natürlichen Todes gestorben sind, entließen ihn die Schattengötter, weil es auch noch nicht an der Zeit für ihn war.
Diesmal hatte eine Frau Hyrule gerettet und diese ist bis heute auch stolz darauf.
Ende ?