Mirror of Souls
Lasst euch von Madras in Links neues Abenteuer entführen.

Autor: Madras


An einem Ort, an dem es kein oben und kein unten gab, stand eine Gestalt. Haarscharf an ihren Füßen vorbei floß ein Wasserfall aus geschmolzenem Blei, der sich in viele verschiedene Richtungen teilte. Die Gestalt lächelte. Mit ihrem linken Zeigefinger zog sie ein schmales Dreieck. "Zeig mir das Land, aus dem ich verbannt worden bin!" Flüsterte sie. In dem Dreieck erschien eine Landschaft, Hyrule. Die Gestalt murmelte etwas, und im Dreieck war nun die Lon Lon-Farm zu sehen.
 
Auf einem Zaun, sich mit einem Mädchen unterhaltend, saß ein vielleicht siebzehnjähriger, blonder Junge. Die Gestalt holte sich das Gesicht des Jungen etwas näher zu sich heran. Dann sog sie scharf die Luft ein. "Endlich hab ich dich gefunden. Nach so vielen Jahren kann ich mich endlich rächen!" Flüsterte sie. Ihre Augen leuchteten Blutrot. In dem Dreieck lachte der Junge gerade. "Das war fies, Malon. Wenn dein Vater aufwacht, möchte ich nicht in deiner Haut stecken!"
 
Das Mädchen grinste. "Ich räum nachher auf, aber wenn du nett bist, Link..." "...Dann helfe ich dir. Geht klar!" Vollendete Link den Satz. Malon lehnte sich an ihn und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Die Gestalt machte eine knappe Bewegung, und das Dreieck erlosch. "Genieße deine Zeit, denn du hast nicht mehr viel!" Zischte sie. Am Abend saßen Link, Malon, Talon und Basil auf der Lon Lon-Farm beim Abendessen.
 
Malon hatte am Mittag ein Buch gesucht, und ein klein wenig Unordnung hinterlassen. Mit Links Hilfe hatte sie das Chaos aber schnell wieder beseitigt. Talon hatte gute Laune. "Morgen musst du den Hühnerstall ausmisten, Malon. Link könnte Äpfel zurecht schneiden, und..." er grinste, als Link das Gesicht verzog. Mit dem Schwert konnte er umgehen wie kein Zweiter, aber wenn es um Obst schneiden, und überhaupt um Hausarbeiten ging, stellte Link sich manchmal etwas tollpatschig an. Die Äpfel wurden schief, krumm und viel zu dick.
 
Malon hatte meistens darüber gelacht und ihm die Arbeit abgenommen. Auch jetzt sagte sie schnell: "Ach, das kann ich schon machen, Vater. Ich hab morgen nichts besonderes vor!" Link warf ihr einen dankbaren Blick zu, und sie lächelte. Plötzlich klopfte es an die Tür. Basil öffnete, und Salia trat ein. Sie war ziemlich ausser Atem und zitterte. "Setz dich, ich hole eine Decke!" Sagte Link. Einen Moment später hatte Salia, in eine dicke Decke gehüllt, Platz genommen.
 
"Was führt dich zu uns, Salia? Du siehst völlig am Ende aus!" Sagte Link besorgt. Malon bot ihr einen heißen Becher Tee an, doch Salia winkte müde ab. "Keine Zeit! der Deku-Baum hat mich geschickt. Er ist sehr besorgt, aber er wollte, dass du auch da bist, wenn er uns erklärt, was los ist!" Sagte sie zu Link. "Wann sollen wir kommen?" Fragte er. "So schnell es geht, am besten sofort!" Antwortete Salia. Talon hatte einen Blick aus dem Fenster geworfen. "Jetzt? Es ist bereits stockdunkel, ihr kommt keine zehn Meter weit!"
 
"Ich denke, doch!" Erklang eine helle Stimme. Ein leuchtender Ball flitze ins Zimmer und flog Link um den Kopf. "Hallo, Link, lange nicht gesehen!" Rief er. "Navi, hallo! Wie geht´s dir?" Lachte Link. "Bestens, aber jetzt komm, es scheint wichig zu sein. Ich bin eure Lampe!" Kicherte Navi. "Na gut, bis nachher Malon!" Antwortete Link. Malon musste auf der Farm bleiben, denn kein Hylianer konnte den Kokiri-Wald betreten, ohne zu einer Pflanze zu werden, keiner, ausser Link. Malon nickte, und er verabschiedete sich.
 
Zehn Minuten später verließen Salia, Navi und Link die Lon Lon-Farm. Als sie im Kokiri-Wald eintrafen, sah Link lauter hin und herflitzende Gestalten, die ihre Häuser verrigelten oder einfach nur darstanden und miteinander tuschelten. "Was ist denn hier los?" Fragte Link verwundert, als er das Treiben bemerkte. Salia seufzte. "Ich fürchte, sie machen sich auf, im Deku-Baum Schutz zu suchen!" Sagte sie. Link verstand zwar nicht warum, aber er schwieg, bis er, Salia und Navi beim Deku-Baum ankamen.
 
"Hallo Herr der Zeiten, ich freue mich, dich zu sehen. Es ist etwas passiert, etwas Schlimmes. Und ich fürchte, es wird noch schlimmer." Raunte der Deku-Baum. "Hallo," antwortete Link. "Bitte sag mir, warum alle so aufgeregt sind. Was ist geschehen? Ich mache mich sofort auf den Weg!" Fügte er hinzu. "Nein Link, diesmal kannst du nichts gegen das Unheil ausrichten, das Hyrule heimzusuchen droht." "Was?"
 
Der Deku-Baum zögerte. "Ich weiß selber nicht, was genau geschehen ist, nur ich spüre, wie eine dunkle Macht aus ihrem Verlies ausbrechen konnte. Und diese Macht ist auf dem Weg hierher. Mit dunklen Absichten!" Link seufzte. "Es währe ja auch zu schön gewesen. Was genau ist das für eine Macht? Ein Wesen, das man bekämpfen kann?" "Ja. Aber versuche es erst gar nicht!" Warnte der Deku-Baum.
 
Link zog sein Schwert. "Ich habe keine Angst!" Sagte er entschlossen. Salia lächelte. "Das wissen wir. Nur diesesmal scheint es wirklich schlimm zu sein. Vielleicht solltest du Prinzessin Zelda warnen!" Link nickte nachdenklich. Der Gedanke, dass Zelda in Gefahr sein könnte, machte ihn sehr nervös. "Ich glaube, ich werde sofort gehen. Bis später, Salia!" "Ich komme mit, warte Link!" Rief Navi. "Bis bald, pass auf dich auf, Herr der Zeiten..." füsterte der Deku-Baum.
 
"Ja, pass auf dich auf, mein Kleiner. Bald werden wir uns treffen. Und ich freue mich schon darauf," säuselte die Gestalt. Wehende rote Tücher umbauschten ihren Körper, und ein blutroter, schimmernder Brustpanzer leuchtete in der Welt, in der es nur diesen Wasserfall aus flüssigem Blei gab. Die Gestalt lächelte. Ihre Augen blitzten vor Vorfreude...
 
Link war inzwischen beim Schloß angekommen. Impa öffnete. "Hallo Link, komm rein!" "Danke. Ist Prinzessin Zelda zu sprechen?" Impa nickte und schloß das Tor hinter Link. Er ging zum Thronsaal und klopfte zögernd. "Bitte?" Antwortete eine liebliche Stimme. Link öffnete zaghaft die Tür und spähte in den großen Raum. Zelda stand am Fenster und drehte sich gerade zu ihm um. Ihr langes Haar fiel ihr locker über die Schultern, und ihr Diadem blitze im Mondlicht. "Was führt dich um diese Zeit noch hierher, Link? Nimm Platz!" Sie deutete einladend auf einen Stuhl, der am Ende einer langen Tafel stand.
 
Link nahm Platz und antwortete: "Guten Abend, Prinzessin. Es tut mir leid, wenn ich Euch störe, aber es ist wichtig!" Zelda lächelte. "Nur zu. Was gibt es?" Er rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. "Salia hat mich zum Deku-Baum geschickt und..." "Hallo, Prinzessin!" Krähte Navi und flog auf Zelda zu. Die Prinzessin lächelte. "Navi, unterbrich mich doch nicht immer," sagte Link ungnädig.
 
"Also, der Deku-Baum meinte, eine gefährliche Macht wird schon bald über Hyrule kommen. Und ich dachte, es währe besser, Euch zu warnen!" Zelda seufzte. "Ja, danke Link. Ich habe es schon gespürt. Und ich fühle, das diese Macht gefährlicher ist als alles andere, womit wir bisher zu tun hatten." Link erschrak. "Könnte es Ganondorf sein?" Fragte er beunruhigt. "Nein, Ganondorf ist immer noch in der Hölle gefangen.
 
Diesmal ist es...ich weiß es nicht." Sie strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. Link schaute nachdenklich aus dem Fenster. Der letzte Kampf gegen den Großmeister des Bösen war ja schon mehr als schlimm gewesen, und Link konnte es sich beinahe nicht vorstellen, das es noch jemanden gab, der stärker sein sollte als sein Erzfeind. Doch er schwieg. Einen Moment lang herrschte totale Stille, doch plötzlich begann Zelda zu keuchen.
 
Ihre Augen weiteten sich, und sie hustete. Link sprang so heftig auf, dass der Stuhl umfiel. Mit einem Satz war er bei Zelda und schlug ihr auf den Rücken. "Prinzessin, was ist los? Was habt Ihr?" Schrie er. Zelda ächzte. Sie fiel Link in die Arme. Langsam bekam ihr Gesicht wieder Farbe, und sie schluckte mühsam. Link schaute angstvoll auf sie hinunter. "Geht es wieder? Ich hole Impa!" Sagte er, und wollte schon losgehen. Zelda hielt ihn schwach am Arm zurück.
 
"Es...es ist vorbei. Bleib!" Link blieb stehen. "Seid Ihr sicher?" Fragte er unschlüssig. Zelda nickte, sie war schon wieder bei Kräften. "Ihr Göttinnen, ich habe es wieder gespürt..." Murmelte sie. "Was?" Link sah sie an. "Ich spüre, wie die Macht näher kommt. Es ist, als sauge sie mir die Kraft aus," antwortete sie. "Geh jetzt besser, Link. Es ist spät, und Malon wartet bestimmt." "Wenn Ihr meint..." der Gedanke, Zelda jetzt allein zu lassen, gefiel Link zwar überhaupt nicht, doch er wollte der Prinzessin nicht wiedersprechen. "Was hattet Ihr? Einen Schwächeanfall?" Fragte Navi.
 
Link sah sie böse an, doch Zelda winkte ab. "So in etwa," sagte sie lächelnd. Als Link und Navi auf dem Heimritt waren, sagte die Fee: "Irgendwie benimmt sich Zelda merkwürdig, nicht wahr? Ich habe das Gefühl, sie verschweigt uns etwas!" "Sie wird schon wissen, was sie tut," antwortete Link, doch in Gedanken stimmte er Navi zu.
 
Epona bockte plötzlich, und beinahe währe Link rücklings ins Gras gestürzt. "Ruhig, ruhig. Was hast du denn, Epona?" Keuchte Link. Epona wiehrte, dann blieb sie stehen. Ihre Muskeln waren angespannt. Link sah sich nervös um. Es war so stockfinster, dass er seine eigene Hand nicht vor Augen sah, und Epona benahm sich gewiss nicht grundlos so. Plötzlich erklang ein feines Zischen, und dann sprang Epona laut wiehrend zur Seite. Link schrie plötzlich auf, und fiel aus dem Sattel. "Link, Link! Was hast du?" Piepste Navi erschrocken und flog zu Link hinunter.
 
Ein Pfeil wuchs aus seiner Schulter! Navi starrte den Pfeil sprachlos an, und Link stöhnte. Das Ding hatte sich tief in seine Schulter gebohrt, und die Wunde blutete heftig. Währe Epona nicht zur Seite gesprungen, so hätte das Geschoß sein Herz getroffen. Mit einem kurzen Ruck brach Link das gefiederte Ende des Pfeils ab. Er zuckte zusammen, und biß die Zähne zusammen. Navi flog um seinen Kopf und starrte immer noch auf die Verletzung.
 
Mit einem kurzen Ruck riß Link den Pfeil heraus. Er stieß einen leisen Schrei aus, und sank zurück. Die Wunde blutete heftiger. Navi krächzte, als sie das Geschoß sah: Es war dicker als ein gewöhnlicher Pfeil, das Holz war blutrot, und die Spitze war sehr breit und voller gebogener Wiederhaken. Eine seltsame Flüssigkeit tropfte von der Pfeilspitze.
 
Navi schnupperte daran, und starrte Link erschrocken an. "Das ist...Gift!" Rief sie. Link stieß ein abgehacktes Keuchen aus, und verlor das Bewußtsein. Das letzte was er sah, war eine Gestalt, die mit schnellen Schritten auf ihn zukam und entsetzt seinen Namen rief. Dann nichts mehr...
 
Als er wieder zu Bewußtsein kam, wurde ihm im ersten Moment schlecht. Ein bitterer Geschmack lag auf seiner Zunge. Über ihm standen Malon und Salia und musterten ihn besorgt. Als Link die Augen öffnete, strahlte Malon. "Oh den Göttinnen sei Dank, du bist endlich wach. Wie geht es dir?" Fragte sie. "Bestens...wo sind Navi und Epona?" Antwortete Link schwach. "Navi wartet unten in der Küche und Epona ist bereits versorgt. Was ist denn passiert? Wir hatten eine Höllenangst um dich! Der Pfeil war mit einem besonderen Gift versehen.
 
Hätte Impa dich nicht gefunden, währest du vielleicht..." Sie sprach nicht weiter. Link versuchte sich aufzusetzen, und sank stöhnend zurück. "Bleib liegen, die Wunde ist versorgt, doch du musst dich noch schonen!" Mahnte Salia. Link seufzte. "Impa war da? Aber wieso..." er schwieg ratlos. "Impa ist auch noch da. Zelda hat sie geschickt, kurz nachdem du gegangen bist. Impa sagte, dass Zelda eine Vorahnung gehabt hätte. Da ist sie dir lieber gefolgt!" Klärte Malon ihn auf.
 
Link warf einen Blick auf seine Schulter. Sein Oberkörper war frei, und die Schulter dick verbunden. "Es tut überhaupt nicht weh. Nur mein Arm ist völlig taub!" Sagte Link verwundert. "Das ist nur Einbildung. Das Gift wirkt immer so. Hätten wir dich nicht schnell behandelt, hätte es sich in deinem ganzen Körper verteilt. Morgen hättest du das Gefühl gehabt, schon wieder bei Kräften zu sein, da man nichts mehr spürt. Doch in Wahrheit hat der Körper den Kampf schon aufgegeben!" Sagte Salia ernst. "Oh! Und wann kann ich wieder aufstehen?" Fragte er.
 
"Übermorgen. Bis dahin wird das Bett gehütet!" Befahl die Kokiri. Link lächelte matt, und glitt wieder in einen leichten Schlaf. Leise verließen Malon und Salia das Zimmer... "So ganz will mir das immer noch nicht in den Kopf," sagte Impa. "Wer schießt nur mit solchen gefährlichen Pfeilen. Ich habe dieses Gift noch nie in Hyrule gesehen!" Talon schaute nachdenklich vor sich hin. "Wir könnten Naboru fragen, ob sie ein paar Kriegerinnen losschickt. Immerhin hat dieser Fremde Link angegriffen, vielleicht tut er das auch bei anderen!" Meinte Malon. "Ich werde losgehen, und Naboru fragen!" Antwortete Basil. "Aber erst wird geschlafen.
 
Und zwar alle. Es ist sehr spät!" Befahl Talon. "Salia, möchtest du die Nacht über bleiben?" Salia schüttelte den Kopf. "Nein, danke. Mido wird sich eh schon ärgern, dass ich so lange fortbleibe." Sie lachte leise. "Ich mache mich besser auf den Weg." "Soll Basil dich bis an den Waldrand begleiten?" Fragte Talon. "Nicht nötig. Bis bald. Wenn Link aufwacht, wünscht ihm gute Besserung von mir!" Damit ging sie.
 
"Wie süß. Aber das wird ihm nichts nützen. Danke, Firebird. Du hast gute Arbeit geleistet!" Sagte die Gestalt, an ein waberndes rotes Ding in Form eines riesigen Adlers gewandt. "Schon gut, das habe ich gerne gemacht, Milabrega!" Antwortete Firebird. "Wenn Ihr meine Dienste wieder braucht, wendet die Beschwörungsformel an." Milabrega lächelte boshaft. "Natürlich, aber bitte schicke mir deinen Eisbruder!"
 
Antwortete sie mit kalter Stimme. Firebird verneigte sich, und löste sich auf. Milabrega lächelte hämisch. "Bald ist deine Zeit abgelaufen, mein Kleiner!" Zischte sie. "Dann wirst du mir für das büßen, was dein elender Vater mir vor Jahren angetan hat!" Sie lachte mit eisiger Stimme.
 
Am nächsten Tag machte Basil sich auf zur Gerudo-Festung. Einst waren die Kriegerinnen, sie waren alle weiblich und nur alle hundert Jahre wurde ein männlicher König geboren, plündernede Räuberinnen gewesen. Doch mit Ganondorfs Verbannung in die Hölle hatten auch die Gerudo-Kriegerinnen mit diesem Leben aufgehört. Zurückgezogen lebten sie in ihrer Burg, und wurden manchmal von Link besucht.
 
Naboru, die Anführerin der Gerudo, empfing Basil sofort. "Ich habe gehört, Link wurde gestern abend verletzt?" Basil nickte. "Ja, darum bin ich hier. Ich wollte dich bitten, einige deiner Kriegerinnen auszusenden, um den Kerl zu finden. Ich glaube, er wollte Link töten!" "Natürlich. Die Kriegerinnen warten bereits. War das alles?" Basil nickte. Sobald Link wieder auf den Beinen wahr, beschloß er, zu Prinzessin Zelda zu reiten. Malon wollte ihn aufhalten, "Du bist noch zu schwach!", aber Link hatte sich wie üblich durchgesetzt. Als er Impa um Einlaß bat, erlebte er eine Überraschung. "Geh weg. Zelda hat keine Zeit!" Fauchte sie ihn an.
 
"Höh? Impa, warum bist du so schlecht drauf?" Fragte er verwundert. "Verschwinde endlich! Ich bin dir keinerlei Rechenschafft schuldig. Die Prinzessin ist beschäftigt und basta." Link schaute Impa sprachlos an. Das wahr doch überhaupt nicht ihre Art! "Hau ab! Oder soll ich Gewalt anwenden? Mach sofort, dass du wegkommst, oder ich rufe die Wachen!" Zeterte sie. Link wandte sich schulterzuckend ab und ging zu Epona zurück.
 
"Ich weiß zwar nicht, was ich dir getan habe, aber bitte lass es mich wissen, wenn Zelda Zeit hat. Ach ja, danke, das du mir neulich geholfen hast!" "Pah!" Knurrte Impa nur. Link stieg kopfschüttelnd in den Sattel und ritt davon.
 
Am Abend wurde Link früh müde und sagte bald Gute Nacht. Und kaum, dass er sich die Decke über den Körper gezogen hatte, schlief er ein. Und hatte einen Alptraum: "Hallo Link!" Erklang eine flüsternde Stimme. "Wer ist da?" Rief Link. Er stand, angezogen bis zu den Knöcheln im Wasser.
 
"Jemand, der dich bald besuchen wird, Herr der Zeiten!" Link versank ein winziges Stück tiefer. Das Wasser war unangenehm kalt. "Was willst du von mir?" Sagte Link. Plötzlich erschien eine Gestalt. Eine Frau. Sie ging auf dem Wasser und ihre glühenden Augen fixierten Link. Die Frau sah unglaublich schön aus. Ein geflochtener, rot-blonder Zopf fiel ihr bis über die Hüften, an ihren spitzen Ohren glänzten viele goldene Ringe, ebenfalls an Fußgelenken und Armen. Sie trug einen leuchtenden Brustpanzer, der and den Schultern mit spitzen Stacheln versehen war, und lange rote Tücher flatterten um ihren schlanken Körper.
 
Obwohl sie zart und zerbrechlich wirkte, strahlte sie Kälte und etwas Furcheinflößendes aus. Etwas wie eine schwarze Aura umgab sie. Als sie auf Link zutrat und die Hand hob, wollte er zurückweichen. Promt versank er bis an die Oberschenkel im Wasser. Die Gestalt lächelte. "Du kannst mir nicht entkommen, mein Süßer. Du bist hier in meiner Welt!" "In deiner Welt?" Schrie Link. Die Frau lächelte. "Du kennst mich, Link.
 
Jeder kennt mich. Ich bin Milabrega, die Herrin des Hasses und eine der drei Höllenfürstinnen!" Link keuchte entsetzt. Er versank ein Stück tiefer. "Weißt du," sagte Milabrega im Plauderton, "Dein Vater hat mich vor vielen Jahren in einen Altar gebannt, aus dem ich nicht fliehen konnte. Ich habe so lange gewartet. Hier bei euch sind ein paar dumme Jahre vergangen, und bei mir Jahrhunderte!" Schrie sie. Link sackte bis knapp an die Brust ein.
 
"Und da dein verfluchter Vater bei diesem dummen Krieg gestorben ist, werde ich mich an dir rächen. Ich danke dir Link. Ich konnte nur entfliehen, weil du geboren wurdest. Und bald werde ich deine Welt erreicht haben. Ich freue mich schon darauf. Und dann wirst du die gleichen Qualen erleiden wie ich. Dann wirst du sehen, was es heißt, alleine zu sein!" Kreischte die Höllenfürstin. Link versank nun bis an den Hals. Das Wasser war so kalt, dass er Mühe hatte, gleichmäßig zu atmen. "Ach ja, Impa...nimm ihr Verhalten nicht zu ernst, sie war so dumm, in meinen Spiegel der Seelen zu blicken. Und gehe morgen doch mal zum Hylia-See! Schlaf gut!" Säuselte sie. Link fühlte, wie das Wasser über ihm zusammenschlug...
 
Schweißgebadet wachte Link auf. Er blickte sich benommen im Zimmer um. Seine Decke und sein Kissen waren zerwühlt, und sein Haar klebte in Strähnen in seinem Gesicht. Zittrig stand er auf und zog sich an. Der Traum war so real gewesen. Luft, er brauchte Luft! Im Zimmer war es heiß. Link ging leise aus dem Haus und betrat den Stall. Epona schlief wie die anderen Tiere, und Link wollte sie nicht wecken. So trat er wieder in die kühle Nachtluft hinaus und setzte sich auf seinen Stammplatz, den Holzzaun.
 
Er ließ eine leichte Briese über sein erhitztes Gesicht streichen. Plötzlich legte jemand ihm eine warme Hand auf die Schulter. Er zuckte zusammen und blickte in Malons Gesicht. Sie sah ihn an. "Fehlt dir was?" Fragte sie. "Nein, ich hatte nur...einen Traum,"antwortete er lahm. Malon legte den Kopf an seine Schulter. "Komm schon, sag mir die Wahrheit!" Forderte sie ihn auf. "Na gut, es war ein ziemlich heftiger Alptraum. Äh...wer genau ist Milabrega?" Malon guckte ihn fragend an. "Wieso fragst du denn das? Milabrega ist eine Höllenfürstin, insgesamt gibt es drei. Die Herrin des Hasses, des Schreckens und der Zerstörung. Man sagt, einst waren sie gute Fürstinnen des Himmels, und Freunde unserer Göttinnen. Doch aus irgendeinem Grund verdarben sie, und vor fast siebzehn Jahren konnte die Herrin des Hasses von einem Hylianer in einen Altar gebannt werden. Warum?" Link zögerte. "Ach, nur so. Und was...ist der Spiegel der Seelen?" Malon lachte.
 
"Interessierst du dich so sehr dafür? Man sagt, jede der Fürstinnen habe einen magischen Gegenstand. Milabrega besitzt den Spiegel der Seelen, eine machtvolle Waffe, mit der von Zeldas Triforce vergleichbar!" Link ächzte. "So stark? Und was bewirkt diese Waffe?" Malon raufte sich die Haare. "Link, ich weiß es nicht!" "Na gut, danke für die kleine Lehrstunde. Ich geh wieder ins Bett!" Gab er gähnend zurück. Malon lächelte. "Schalf gut!" "Du auch, bis morgen."
 
Am nächsten Tag zog Link sich in aller Eile an, nahm ein schnelles Früstück zu sich, und ging in den Stall, um Epona zu satteln. "Warum hast du es denn so eilig?" Fragte Malon, die ihn eine Weile beobachtet hatte. "Wie?" Sie kicherte. "Du hast dein Kilt falsch herum an. Ist das dein neues Outfit?" Link wurde puterrot. "Oh, äh..." Malon drehte sich um, und nahm eine Möhre aus dem Futterkasten. Sie hielt sie Epona unter die Nase, die sie sogleich verschlang.
 
Nachdem Link sein Kokiri-Kilt richtig herum angezogen hatte, machte er sich auf zum Hylia-See. "Darf ich mitkommen?" Fragte Malon. "Nachher. Ich muss erst mal alleine hin." "Oh man, warum tust du so geheimnisvoll?" Maulte Malon. "Weil du nicht alles wissen musst, Malon!" Flötete Link und ging, ohne sich um ihren Protest zu kümmern. Als Link beim Hylia-See, oder besser dem, was davon übrig war, ankam, da bot sich ihm ein erschreckendes Bild. Der ganze See war mit einer dicken Eisschicht bedeckt!
 
Die Bäume am Ufer waren mit glitzerndem Eis überzogen, und Raureif bedeckte den Boden. Link stieg mit ab und ging mit steifen Schritten zum gefrorenen Ufer. Es war totenstill, und niemand wahr zu sehen. Das Verrückteste war, nur der Hylia-See und ein Stück um das Ufer herum waren vereist, genau neben dem geforenen Boden wuchsen Blumen und Gras! "Was zum Teufel..." Murmelte Link, und fuhr mit den Fingerspitzen über das Eis. Er sah sein Spiegelbild. Das sich plötzlich veränderte und zusammenzog.
 
Statt seinem Anlitz erschien auf der Spiegelglatten Eisfläche das Gesicht einer Frau, mit einem langen geflochtenem Zopf und glühenden Augen! Link wollte automatisch zurückweichen, doch die roten Augen hielten ihn fest, schienen sich an seinem Gesicht festzusaugen. "Hallo Link, schön das du gekommen bist. Mein kleines Haustier hat ganze Arbeit geleistet, nicht wahr?" Kicherte Milabrega. "Du warst das! Also war das gestern..." "...Kein Traum. Ganz recht, mein Hübscher!" Vollendete die Höllenfürstin den Satz.
 
"Und nun..." Plötzlich knallte Link mit dem Kopf voran auf das Eis. Scharfe Kristalle schnitten ihm ins Gesicht, und seine Hände wurden über den glatten Boden gezerrt. Link wollte schreien, doch er bekam den Mund nicht auf. Langsam fühlte er, wie alles in ihm erstarrte. Sein Kopf dröhnte, pochte und fühlte sich plötzlich wieder vollkommen heiß an. "Halt noch einen Augenblick durch, es ist gleich geschafft!" Zwitscherte Milabrega.
 
Link fühlte, wie etwas aus ihm herausgesogen wurde. Plötzlich ließ der kaum noch auszuhaltende Druck nach, und Link konnte schwach den Kopf heben. Er glaubte, Halluzinationen zu haben: Genau vor ihm stand noch ein Link, ein perfektes Spiegelbild seiner selbst, nur aus Fleisch und Blut. Der falsche Link lächelte spöttisch.
 
Milabrega hob Link mit einer unsichtbaren Klaue hoch und schleuderte ihn mit voller Wucht gegen den Baum. "Ich danke dir, Herr der Zeiten, für diese milde Gabe!" Der falsche Link gesellte sich zu der Höllenfürstin, die in Gelächter ausgebrochen war. Link stöhnte. Alle Knochen im Leib taten ihm weh. Milabrega murmelte ein paar Worte, und Link fiel in einen tiefen Schlaf.
 
Als er wieder zu sich kam, lag er in einem weichen Bett auf der Lon Lon-Farm. Malon und Salia saßen neben ihm. "Wo ist...Milabrega?" Stöhnte Link. Salia warf Malon einen kurzen Blick zu. "Ich habe es befürchtet," murmelte die Kokiri. "Wie..." Salia legte ihm einen Finger auf die Lippen. "Naboru und ihre Kriegerinnen fanden dich halb erfroren am Hylia-See. Sie brachten dich sofort zu uns. Was ist denn nur passiert?" "Zelda..." Würgte Link hervor.
 
"Ich muss...Zelda warnen!" Malon sah ihn verstört an. "Link, vielleicht solltest du..." "Es geht mir gut, ich muss sofort zum Schloß!" Rief Link. "Gar nichts wirst du, du mußt dich noch ausruhen!" Antwortete Salia. "Es ist wichtig!" Schrie Link, und bevor ihn jemand aufhalten konnte, sprang er aus dem Bett und riß die Tür auf. Gottlob war er noch angezogen. "Wo willst du hin? Warte auf mich!" Schrie Malon und lief Link hinterher.
 
Als die beiden am Schloß ankamen, beschlich Link ein ungutes Gefühl. "Es ist so dunkel!" Sagte Malon. Schwarze Wolken hatten die Sonne verdrängt, und es begann leicht zu nieseln. Das Tor hing schief in den Angeln, und das ganze Schloß wirkte wie ausgestorben. "Was hat die nur vor..." Murmelte Link, während er und Malon das Tor passierten. Die beiden gingen in den Thronsaal. "Prinzessin?" Rief Link. "Prinzessin Zelda, seit Ihr hier?" Stimmte auch Malon mit ein.
 
Plötzlich hörten sie leises Schluchzen. Link ging zum Thron. Hinter ihm, mit beschmutztem Kleid und strähnigen Haaren hockte die Prinzessin. "Zelda!" Sagte Link erschrocken. Er wollte die Prinzessin an der Schulter berühren, doch die fuhr wie elektrisiert zusammen und schlug seine Hand beiseite. "Nicht! Fass mich nicht an!" Schrie sie. Malon ging ebenfalls zum Thron. "Prinzessin, was ist passiert?" Rief sie. Zelda vergrub das Gesicht in den Händen und begann erneut zu schluchzen. "Was willst du noch, Link? Du hast schon so viele meiner Diener getötet, und Impa..." Sie schluchzte heftiger.
 
Link verstand überhaupt nichst mehr. "Prinzessin, was redet Ihr da? Ich soll Eure Diener getötet haben?" Er starrte sie sprachlos an. "Tu doch nicht so!" Wimmerte Zelda. "Prinzessin, Link war die ganze Zeit auf der Lon Lon-Farm. Er kann nichts getan haben!" Verteidigte Malon ihn. Zelda hörte auf zu schluchzen. Zweifelnd blickte sie Link an. "Stimmt das? Aber wer war dann der andere?" "Welcher andere?" Fragte Malon verwundert. "Jemand hat hier ein Gemetzel veranstaltet, das...und der sah haargenau so aus wie du, Link!" Sagte Zelda.
 
Die Erinnerung jagte ihr einen sichtlichen Schauer über den Rücken. Link ballte die Fäuste. "Wenn ich diese miese, kleine..." "He, wovon sprichst du?" Fragte Malon. "Ich werde euch alles erzählen," antwortete Link niedergeschlagen. "Warum bist du nicht schon viel eher zu mir gekommen?" Fragte Zelda vorwurfsvoll. Link senkte betreten den Blick. "Ich..es tut mir leid..." Malon stand auf. "Ich glaube, ich lasse euch zwei lieber kurz allein!" Meinte sie und verließ den Thronsaal.
 
Zelda wandte sich wieder an Link. Er hatte den Kopf gesenkt. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. "Ist schon gut," sagte sie leise. "Wie können wir diese Milabrega wieder in ihren verfluchten Altar bannen?" Fragte Link. Zelda seufzte. "Ich weiß es nicht. Vielleicht können wir sie gar nicht besiegen, sie ist immerhin eine Fürstin der Hölle. Selbst Ganondorf würde es nicht wagen, sich mit ihr anzulegen!" Meinte die Prinzessin.
 
"Ich glaube, das ist alles meine Schuld," seufzte Link. "Unsinn. Aber vielleicht schaffen wir es gemeinsam, die Herrin des Hasses wieder zu verbannen!" Sagte sie aufmunternd. "Vielleicht, vielleicht aber auch nicht!" Ertönte plötzlich eine schneidend kalte Stimme. Link und Zelda fuhren herum. Auf einem der Stühle hockte ein Adlergroßes, waberndes Ungetüm, aus dessen blauen Federn kalter Dampf aufstieg.
 
"Tut mir leid, aber ihr werdet gar nichst tun. An dir bin ich nicht interessiert, Kleine. Ich will den Herrn der Zeiten!" Krähte das Ungetüm. "Dann komm her, und versuch es!" Sagte Link und zog sein Schwert. "Pass auf Link, das ist einer der Elementar-Vögel, ein Diener Milabregas!" Rief Zelda. Der blaue Vogel nickte anerkennend. "Schlaues Mädchen. Ich bin Icebird, und man hat mich geschickt, dich einzuladen, Link!" Link schaute den Vogel misstrauisch an. Der schlug mit den Flügeln und ein Hagel von spitzen Eiskristallen sauste auf Link und die Prinzessin zu.
 
"Runter!" Rief Link und stieß Zelda zu Boden. Haarscharf über ihrem Kopf zersplitterten die Kristalle an der Wand. Icebird lachte. Es klang, als ziehe man einen rostigen Nagel langsam durch ein morsches Brett. "Gute Reaktion. Das Spiel gefällt mir!" Gluckste er. Er hauchte einen feinen Eisatem aus, und das ganze Zimmer gefror buchstäblich. "Wilkommen in meinem Eiskabinett. Es wird lustig, wenn mir meine beiden Geschwister noch Gesellschaft leisten!" Grinste Icebird. Zelda und Link zitterten. Es wurde immer kälter, und die ersten Eisblumen erschienen am Fenster. "Reif und Eisregen!" Säuselte Icebird. Link merkte, wie er langsam die Kontrolle über seinen Körper verlor. Seine Arme kamen ihm vor wie Pudding, und seine Beine weigerten sich, ihn zu halten. Zelda seufzte, und sank langsam zu Boden. Auf ihren Lippen lag feiner Raureif. "Nein Prinzessin, nicht einschlafen!" Sagte Link mit klappernden Zähnen. Er wollte Zelda an der Schulter rütteln, doch selbst dazu fehlte ihm die Kraft. Müde sank er neben der Prinzessin zu Boden und schloß seine Augen.
 
Als er wieder zu sich kam, lag er an einem Ort, den er jetzt am allerwenigsten erwartet hätte: am Strand! Die Wellen brachen sich schäumend an den glitschigen Felsen, doch er hörte weder Mövengeschrei noch sonst ein Geräusch. "Wo bin ich?" Murmelte Link. Diesen Strand kannte er nicht. Ihm war bitterkalt, und er war allein. "Zelda?" Keine Antwort. Link stand schwankend auf. Er schaute sich um. Vorne und hinten sahen völlig identisch aus, und nur ein paar faulige Schilfhalme wuchsen etwas abseits. Als Link das Wasser berührete, hatt er sofort das Gefühl, sein Finger würde absterben. "Hey! Icebird!" Schrie er. Keine Antwort. Unschlüssig wandte Link sich nach Norden und ging los. Jeder Schritt war eine Anstrengung, denn ein heftiger Sturm ließ die See heulen, und egal, ob er sich umdrehte, er hatte Gegenwind. Link seufzte, und begann, am Strand entlangzugehen.
 
"Hallo Prinzessin Zelda!" Sagte Milabrega. Verächtlich musterte sie die unterkühlte, in ein zerfetztes Kleid gehüllte Prinzessin. "Wo ist Link?" Fragte Zelda scharf. "Oh, der..." Milabrega lächelte. "Er macht gerade einen kleinen Spaziergang. Sieh selbst!" Sie zog mit den Fingern ihr Dreieck, und Zelda sah Link, der sich erschöpft und mit durchnässten Kleidern den Strand entlangschleppte. "Was soll das? Warum lasst Ihr ihn so leiden?" Fragte Zelda ruhig. Milabrega grinste.
 
"Vielleicht, weil ich mich rächen möchte? Und da ich seinen Vater nicht bekommen kann, muss ich mit ihm Vorlieb nehmen!" Zelda ballte wütend die Fäuste. "Das..." "...Ist meine Sache! Und wenn du nicht gleich deinen Mund hälst, so lasse ich mir für dich auch etwas einfallen!" Fauchte die Höllenfürstin. Zelda schwieg, aber sie schaute angstvoll auf das Dreieck. "Halte durch, Link! Gib bitte nicht auf!" Flüsterte sie.
 
Malon stand entsetzt im Thronsaal. Eissplitter und zerbrochenes Glas lagen überall verstreut. Auf dem Boden lag Zeldas Diadem. Malon sah eine eisige, blaue Feder und erstarrte. Das durfte nicht sein! "Malon?" Ertönte plötzlich eine Stimme. "Naboru..." Flüsterte Malon. "Wo sind Link und die Prinzessin?" Fragte Naboru scharf. "Weg, einer von Milabregas Dienern hat sie...entführt!" Naboru kickte eine Scherbe zur Seite. "Mila...was?" "Mal etwas mehr Respekt, Gerudo-Kriegerin!" Ertönte eine schnarrende Stimme.
 
Icebird war wie aus dem Nichts aufgetaucht. Mit einem Satz war er bei Naboru und stieß sie zu Boden. "Ich habe den Auftrag, ungebetene Gäste zu beseitigen!" Krächzte er. Naboru schrie auf, als der riesige, gebogene Schnabel über ihrer Kehle schwebte. "Stech ich zu, oder stech ich nicht zu?" Kicherte der Vogel. "Hey!" Icebird drehte sich überrascht um- und Malon rammte ihm eine gebogene, fingerdicke Glasscherbe in den Nacken. Der Vogel keuchte, blaues Blut tropfte Naboru ins Gesicht.
 
Angewiedert kroch sie zurück. Torkelnd drehte sich der Eisvogel um und fixierte Malon. "Du...hast es gewagt..." Er wollte einen Eishagel auf Malon loslassen, doch Naboru zog ihr Schwert und fügte ihm eine heftige Wunde an der Hüfte zu. Icebird gab ein gurgelndes Geräusch von sich. "Argh..." mit einem Stöhnen kippte er zur Seite. Naboru stieß noch vier oder fünfmal ihr Schwert in den zuckenden Leib des Eisvogels, ehe dieser endlich stilllag.
 
Malon keuchte. Auch Naboru wischte sich den Schweiß von der Stirn, obwohl es im Saal eisig war. "Wir müssen Link und Zelda retten!" Sagte Naboru. "Natürlich, dann sag mir mal, wo Milabregas Palast steht!" Jammerte Malon. Naboru steckte ihr Schwert ein. "Keine Angst wir werden sie schon finden!" Sagte sie zuversichtlich.
 
"So muß es sein, wenn man kurz vor dem Erfrieren steht," murmelte Link. Er wußte nicht, wie lange er schon ziellos am Strand entlang gegangen war, doch seine Kräfte schwanden zusehends. "Wenn ich nur wüßte, wie es Prinzessin Zelda geht,"murmelte er halblaut. Er rutschte auf einem glischigen Stein aus und knallte auf den harten Boden. "Aahh.." mit schmerzerfülltem Gesicht richtete er sich wieder auf. Ein kleines Rinnsal Blut lief über seine Wange, doch er achtete nicht darauf. Link stöhnte, der Sturm flaute nicht ab, er nahm im Gegenteil noch mehr zu. Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen.
 
Wie aus dem Nichts ging eine Gestalt geradewegs auf ihn zu. "Basil?" Fragte Link zweifelnd. Basil ging an ihm vorüber, ohne ihn zu beachten. "Hey, Basil! Bleib stehen!" Schrie Link über das Heulen des Sturmes hinweg. Doch Basil verschwand im Nebel. "Also, das ist ja wohl..." ächzte Link. Ihm blieb jedoch nichts anderes übrig, als weiterzugehen. Seine Schulter und seine Beine schmerzten, und er hatte Durst.
 
Wo sollte man in dieser verlassenen Gegend eine Behausung finden? Link war noch nicht weit gekommen, als wieder eine Gestalt aus dem Nebel auftauchte. "Impa! Warte bitte, Heey!" Rief er wieder, doch auch Impa schritt an ihm vorbei, ohne sich um ihn zu kümmern. "Was zum Teufel ist hier los?" Stöhnte Link. Wie um seine Worte zu unterstreichen, erschien jetzt Salia. "Warte, Salia, bleib stehen, Salia!" Diesmal lief er ein Stück neben ihr her, doch auch Salia reagierte nicht! Link stand da und starrte der Kokiri hinterher...
 
Zelda wollte nicht, aber ihr kamen die Tränen. Milabrega kicherte. Ein schwarzes Taschentuch flog der Prinzessin vor die Füße. Angewiedert trat sie einen Schritt zurück. "Erstaunlich, er hält sich wacker!" Sagte Milabrega boshaft. "Ihr...Ihr seid grausam!" Schluchzte Zelda. "Natürlich. Ich bin ja auch die Herrin des Hasses. Ich ernähre mich von Qual, Tränen und Leid. Füttere mich nur weiter!" Sagte die Höllenfürstin genüsslich. Zelda wich zurück. "Warum machst du solchen Aufstand?
 
Ist er es denn wirklich wert?" Säuselte Milabrega. Ihre Augen begannen zu funkeln. Zelda erstarrte. "Du machst dir viel zu viele Sorgen um andere, Prinzessin. Dieser Junge kann dir doch vollkommen gleichgültig sein. Er spielt dir nur etwas vor. Er ist es nicht wert! Löse dich von ihm!" Ihre Worte hallten durch den Raum, ihre Augen glommen wie Kohlenstücke. "Vergiss ihn!" Zeldas Blick wirkte verschleiert. "Er ist es nicht...wert?" Fragte sie mit belegter Stimme. Milabrega nickte sanft. "Ja. Er nutzt dich nur aus. In Wahrheit liebt er..." Im Dreieck erschien ein Bild von Malon. "...Sie!"
 
Zelda starrte das Dreieck an. "Nicht...wert!" Raunte die Herrin des Hasses. Rote, dünne Rauchfäden drangen aus ihrem Mund, und fuhren in den von Zelda. "Vergiss ihn!" Zelda torkelte. "Tu mir einen Gefallen, Prinzessin! Wenn du das tust, werdet ihr für immer zusammen sein!" Die Wand hinter ihr öffnete sich, und der falsche Link gesellte sich zu seiner Herrin und der Prinzessin. "Zelda!" Sagte Link. "N...nein, er ist nicht echt, und man darf einer von der Hölle besessenen Kreatur wie du es bist, nicht trauen..." stöhnte Zelda.
 
Ihre Augen begannen, sich rötlich zu färben. "Was macht das? Für dich wird er real sein, und ist das nicht alles, was zählt?" Hauchte Milabrega. Ihre Augen schienen Funken zu sprühen. "Schaue in meinen Spiegel, Zelda!" Befahl sie. Ein gut zwei Meter hoher, ovaler Spiegel aus schwarzem Kristall, der auf zwei Klauenfüßen stand, erschien vor Zelda. "Schaue...ganz...tief...hinein!" Die Kristallene Oberfläche leuchtete matt. Zelda senkte den Blick. "Niemals!" Schrie sie plötzlich. Ihre Augen bekamen ihr normales, schönes Blau zurück. Milabrega erstarrte. Noch nie..."Zelda," seufzte sie dann.
 
"Du bist eine Närrin!" Ein schwarzer Strahl schoß aus dem Spiegel, und schleuderte die Prinzessin gegen die Wand. "Überlege dir gut, was du tust!" Zischte die Höllenfürstin. "Was willst du gegen mich ausrichten, du Dummkopf?" Zelda stand schwankend wieder auf. "Ich werde dir bestimmt nicht ein schwarzes Ebenbild meiner selbst schenken! Schon schlimm genug, was du Link angetan hast. Niemals!" Sagte sie entschlossen. Milabrega stieß einen wütenden Schrei aus.
 
"Du unverschämtes, kleines..." Sie wollte Zelda den Gnadenstoß geben, doch dann hielt sie inne. "Oh nein, meine Liebe. Den Gefallen tue ich dir nicht. Du sollst mit ihm leiden, ich werde dir alles nehmen, was dir wichtig ist!" Zischte sie. Zelda sank zu Boden. "Wie kann ein einzelnes Wesen nur so voller Hass sein?" Fragte sie leise. Und in dem Blick, dem sie Milabrega zuwarf, war kein Hass- sondern Mitleid!
 
Naboru und Malon standen währenddessen immer noch im Thronsaal herum. Malon hatte erst geweint, doch die Tränen waren so schnell versiegt, wie sie gekommen waren. "Nur einer kann diese Wahnsinnige stoppen!" Sagte sie. Naboru ächzte. "Nein, das kann nur..." "...Ganondorf!" Beendete Malon den Satz. Naboru starrte sie an, als wäre sie verrückt geworden. "Malon," sagte sie sanft, "Du musst zum..." "Sei still. Hast du eine bessere Idee?" Fauchte Malon. Naboru seufzte. "Und wie willst du das anstellen? Link wird uns köpfen!" "Nein, wird er nicht, aber wie wir...ich weiß nicht!" Gestand Malon. Naboru tippte sich vielsagend gegen die Stirn.
 
Link hatte bereits die Hoffnung aufgegeben, in dieser ausgestorbenen Gegend jemanden zu finden. Aber dass all seiner Freunde an ihm vorbeigingen, ohne ihn zu beachten, das konnte er sich einfach nicht erklären. Irgendwann tauchte wieder eine Gestalt auf. Link schenkte ihr kaum mehr Beachtung, nach Salia waren noch Malon, Naboru, Talon und Rauru vorbeigegangen. Auch sie hatten ihn völlig ignoriert. Doch als der Nebel sich jetzt lichtete, erstarrte er. Das war Prinzessin Zelda! Link lief auf sie zu.
 
"Zelda, bitte, hör mir zu!" Rief er. Zelda näherte sich. "Prinzessin!" Schrie Link, und stellte sich ihr in den Weg. "Brüll doch nicht so, ich verstehe dich auch, wenn du in normaler Lautstärke mit mir sprichst!" Antwortete sie lächelnd. "Prinzessin! Endlich!" Er nahm sie in den Arm. Erst als er merkte, wie sehr er sich an sie schmiegte, ließ er sie los. Seine Wangen verfärbten sich rot. Die Prinzessin lachte. Ein wunderschönes Geräusch in dieser Öde, fand Link. "Aber dafür brauchst du dich doch nicht zu schämen!" Lächelte sie, und ließ ihre, trotz des eisigen Sturms, warme Fingerspitzen über seine halb blau gefrorenen Lippen gleiten. "Du bist ja eiskalt!" Flüsterte sie.
 
"Ich glaube, ich muss dich ein wenig wärmen!" Zärtlich hauchte sie ihm einen Kuss auf den Mund. Link guckte sie einen Moment erst total baff an, doch dann entspannte er sich. Er legte seinen Arm um Zeldas schlanke Taille. Zelda seufzte wohlig. Und dann begann sie zu kichern! "Prinzessin...?" Fragte Link verwundert. Zelda löste sich von ihm. Sie grinste ihn hämisch an. "Du bist nicht Zelda!" Rief Link, und trat einen Schritt zurück. Zelda lächelte süß. "Natürlich bin ich es, mein Hübscher!" Säuselte sie.
 
Sie zog die Hand hinter ihrem Rücken hervor. Ihre Faus war fest um den Griff eines langen, dünnen Degens geschlungen. Link ächzte, als Zelda ihm mit einer einzigen fließenden Bewegung einen Kratzer in seinem rechten Oberarm zufügte. Sofort kam Blut, nicht sehr viel, aber Zelda sah sehr zufrieden aus. "Wer bist du? Was willst du von mir?" Schrie Link. Obwohl er nicht der echten Zelda gegenüberstand, brachte er es einfach nicht fertig, das Schwert zu ziehen.
 
"Wer ich bin, spielt keine Rolle!" Donnerte sie. "Komm und kämpfe, oder bist du zu feige?" Sie hackte wütend nach ihm, und Link sprang zur Seite. "Elender Feigling, dann musst du wohl oder übel sterben!" Fauchte sie. Wieder stocherte der Degen in seine Richtung, und wieder sprang Link zurück. Doch er sah nicht nach hinten, verlor die Balance, und stürzte auf den Hosenboden. Sofort war die falsche Prinzessin über ihm. "Zeit zu sterben!" Kicherte sie. Ihre Augen waren schwarz.
 
Naboru und Malon hatten immer noch keine Idee. In ihrer Wut nahm Naboru den größten der eisigen Splitter, und schleuderte ihn gegen die Wand. Er zerbrach, und plötzlich flimmerten die Stellen, die das Eis berührt hatten. In der Wand entstand ein etwa ein Meter großes, sich windendes Loch. Eisige Kälte kam aus dem Inneren. Irgendwo aus dem Schacht ertönte ganz, ganz leise eine Stimme. Zeldas Stimme! "Naboru, du bist genial!" Rief Malon begeistert und schlug der Gerudo auf die Schulter. "Höh? Na ja, ich hab doch gar nichts...hey, warte Malon!" Malon war schon in der Dunkelheit verschwunden. Eilig hastete Naboru hinter ihr her...
 
Zelda lag in einer Art Trance. Sie sah Milabrega verschwommen, aber sie konnte nicht mal blinzeln. Ihr Körper schien zu einer Figur aus Glas erstarrt zu sein. "Schau mal, Prinzessin!" Kicherte Milabrega. Zelda konnte einen Blick auf das Dreieck werfen. Was sie sah, raubte ihr fast den Atem: Sie selbst, mit einem blutien Degen bewaffnet, gegen den schon reichlich mitgenommenen Link kämpfend! "Ist das nicht aufregend? Also, den Herrn der Zeiten hätte ich mir erheblich stärker vorgestellt!" Lachte die Herrin des Hasses. Im Dreieck stieß Link einen schmerzerfüllten Schrei aus, als Zelda ihm wuchtig die Faust auf die kaum verheilte Schulter schlug.
 
Milabrega stieß einen Ruf der Begeisterung aus. Zelda konnte nicht anders, ihr liefen Tränen über die Wangen. Kaum dass diese den Spiegel, in den Zelda gefangen war, berührten, da explodierte das schwarze Glas förmlich. "Verflucht, warum..." Rief Milabrega erstaunt. "Weil Liebe den Hass schmilzt, wie die Sonne das Eis!" Sagte Zelda ruhig. Die Höllenfürstin murmelte einen Fluch und hob die Hand. Ein Hagel von schwarzen Speeren sauste auf die Prinzessin zu, doch in dem Moment befahl eine scharfe Stimme: "Halt!" Milabrega fuhr herum.
 
Sie blickte mitten in Malons wütendes Gesicht. Auch Naboru tauchte aus dem Tunnel auf, aus dem zuvor Malon gekommen war. "Wie seit ihr hier hereingekommen?!" Zischte die Höllenfürstin erbost. Naboru grinste. "Man sagt, mit roher Gewalt kommt man nicht weiter. Aber das stimmt nicht immer!" Sie stürzte blitzschnell auf Milabrega zu, und wollte ihr die Kehle durchschneiden. Trotzdem war sie nicht schnell genug. Milabrega wich geschickt aus, und rammte Naboru ihre mit Stacheln besetzte Schulter gegen den Arm. Die Gerudo schrie auf, und ließ das Schwert fallen. "Jetzt bist du dran, du elende..." Weiter kam sie nicht.
 
Malon sprang ihr auf den Rücken, und umklammerte ihren Hals. "Schnell, Naboru!" Keuchte sie. Milabrega schrie wütend auf, und versuchte, Malon abzuwerfen, doch diese rang sie zu Boden und hielt die Arme der Höllenfürstin über ihrem Rücken gekreuzt. Naboru stand ächzend wieder auf. In dem Moment hatte es auch Milabrega geschafft, Malon von sich herunter zu zerren. Sie stieß Malon auf den Boden, und setzte ihr einen Speer aus schwarzer Macht an die Kehle.
 
"Zur Hölle mit dir, du kleines Miststück!" Fauchte sie. Malon schrie angstvoll auf, und bedeckte schützend ihr Gesicht mit den Armen. Plötzlich krächzte Milabrega. Aus ihrer Brust tropfte dunkelrotes Blut! Malon kroch sofort zu Naboru, und starrte die Herrin des Hasses ungläubig an. Zelda verpasste Milabrega einen Schlag in den Rücken, so das diese endgültig stürzte. Sie hatte der Macht der Prinzessin nicht ausweichen können. Malon jubelte, und rannte zu Zelda. "Prinzessin, ich danke Euch!" Rief sie. Zelda lächelte matt, und wurde dann übergangslos wieder ernst. "So, sieh endlich ein, das du verloren hast, Milabrega. Lass sofort Link frei!" Befahl sie mit zorniger Stimme. Die Höllenfürstin lächelte grausam.
 
"Das werde ich nicht tun, Kleine. Und selbst wenn du mich tötest, deinem Held wirst du trotzdem nicht helfen können!" Sie lachte hämisch. Zeldas Lippen zitterten. "Du..." Milabrega schaute sie nur verächtlich an. Naboru knurrte. "Na warte. Wir werden sehen, wer zuletzt lacht, lacht am besten!" Zischte sie, und hob ihr Schwert. Zum Erstaunen aller hielt Zelda sie fast erschrocken zurück. "Nicht, hör auf!" Naboru erstarrte. Verwirrt blickte sie die Prinzessin an. "Warum soll ich sie nicht töten? Sie hat es nicht verdient, zu leben!" Hasserfüllt starrte sie die Höllenfürstin an. Zelda lächelte traurig.
 
"Naboru, bitte. Wenn wir sie jetzt umbringen, sind wir kein bischen besser als sie! Eigentlich ist sie ein bedauernswertes Wesen. Es muss schrecklich sein, nichts anderes empfinden zu können, als Hass und Misstrauen!" Milabrega hielt sich die Ohren zu. "Hör auf mit diesem Schwachsinn!" Schrie sie. Zelda warf ihr einen mitleidigen Blick zu. Naboru sah immer noch aus, als wenn sie gleich explodieren würde, doch dann entspannte sich ihre Miene. Hasserfüllt warf sie der am Boden sitzenden Höllenfürstin einen kurzen Blick zu. "Na schön, aber nur, weil Ihr es seid!" Brummte sie. Zelda lächelte traurig. Milabrega zischte wie eine Schlange.
 
Leise flüsterte sie: "Ich kann dein dummes Geschwätz nicht mehr hören, und deinen unschuldigen Anblick kann ich erst recht nicht mehr ertragen!" Lautlos hob sie einen Speer aus schwarzer Macht. Seine Kristallspitze funkelte. "Fahr zur Hölle!" Zischte sie. Mit aller Kraft stieß sie Zelda den Speer in den Rücken. Zelda umklammerte lautlos das Ende der Waffe, und fiel geschmeidig zu Boden. Malon starrte sie mit offenem Mund an, während Naboru einen lauten Schrei ausstieß. "Mörderin!!"
 
Link war sich sicher, nun dem Leben Adeu sagen zu müssen. Zelda stand triumphirend über ihm, und hob den Degen. Link blutete schon aus zahllosen, kleinen Kratzern. Doch er war sich sicher, dass Zelda bisher nur mit ihm gespielt hatte. "Stirb!" Rief diese, und hob den Degen, um den entscheidenden Hieb zu führen. Plötzlich wurden ihre Augen tellergroß. "Argh..." Keuchend griff sie sich an die Kehle, dann presste sie die Hand auf die Magengrube und stieß einen krächzenden Schrei aus. Link schloß die Augen, als er einen dumpfen Plumps hörte.
 
Zelda war auf die Steine gestürzt, und regte sich nicht mehr. Link starrte sie sprachlos an. Auf einmal hörte der Sturm auf. Das Meer glättete sich, und es wurde fast unheimlich still. Link ging mit zitternden Knien zu der reglosen Prinzessin. Sie war tot! Link fiel kraftlos auf die Steine und hielt sich die Schweißnasse Stirn. Dann erfüllte ihn ein beinahe angenehmes Gefühl. Für einen Moment wurde es so hell, dass er die Augen zupressen musste. Als er sie wieder öffnete, war er nicht länger am Strand- sondern in einem dunklen, kalten Palast! Von irgendwo her hörte er leises Schluchzen. "Was kommt als nächstes?" Murmelte Link erschöpft.
 
Naboru stieß wieder einen Schrei aus, und stürzte sich auf Milabrega. Diesmal war sie schneller. Eine schallende Ohrfeige ließ die Höllenfürstin taumeln, und ein Tritt in die Magengrube sürzen. "Stirb, du elende Mörderin!" Kreischte Naboru und schwang ihr Schwert. Endlich blitzte in Milabregas Augen Furcht auf. "Was ist denn hier los?" Ertönte eine entkräftete Stimme. Alle drehten sich erstaunt um. Aus dem Gang trat- zerfetzt, nass und vollkommen erschöpft, aber hoch aufgerichtet, Link! Malon stieß einen Freudenschrei aus, und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Naboru jubelte, und wandte sich sofort wieder Milabrega zu, die auf Knien versuchte, davonzuschleichen. "Hiergeblieben!" Brüllte Naboru und trat der Herrin des Hasses wuchtig auf die Finger.
 
Milabrega krächzte und bewegte sich nicht weiter. "Versuch noch einmal zu fliehen, und ich bringe dich um!" Drohte die Gerudo. Milabrega schwieg. Naboru rannte zu Link und legte ihm den Arm um die gesunde Schulter. Er war leichenblass. "Was ist...denn hier passiert?" Stöhnte er. Malon fing wieder an zu weinen, und deutete auf Zelda. Link schrie auf und riss sich los. Mit einem Satz war er bei der Prinzessin, und nahm sie in den Arm. "Zelda, Zelda!" Wimmerte er.
 
"Oh...nein. Prinzessin, du bist nicht tot. Sag mir, das du nicht tot bist! Du darfst es einfach nicht sein..." Noch nie hatten Naboru oder Malon bei Link Tränen entdeckt, und darum erschreckten sie sie umso mehr. Milabrega saß da wie eine Ölgötze und tat, als würde sie das alles nichst angehen. Link nahm Zeldas schlaffe Hand und küsste sie. "Zelda, öffne doch endlich deine Augen!" Schluchzte er. Auch Zelda hatte noch Tränen auf den Wangen. Sie schimmerten. Naboru warf Milabrega einen flammenden Blick zu, und Malon legte Link zitternd ihren Arm auf den Rücken.
 
Eine Träne von Link benetzte Zeldas Gesicht, und vermischte sich mit ihren Tränen. Plötzlich begann der ganze Palast zu funkeln und zu glitzern. Naboru starrte Link verwundert an, und auch Malon hörte auf zu weinen. Milabregas Gesicht verzerrte sich. Misstrausich fragte sie: "Was ist denn nun los?!" Links Schultern zuckten, er beugte sich über Zeldas glitzerndes Gesicht, und hauchte ihr einen Kuss auf die kühlen Lippen. Die Tränen leuchteten stärker. Und plötzlich, ganz lautlos und schnell, öffnete Zelda ihre schönen, blauen Augen. Stumm lächelte sie Link an. Milabrega ächzte. "Was zum Teufel, warum...wie kann..." Naboru warf ihr einen giftigen Blick zu, und sie zog es vor, zu schweigen. "P...Prinzessin..." Stotterte Link. Zelda hob lächelnd ihre Hand, und strich Link das Haar aus der Stirn. "Pssst!" Sie versiegelte seine Lippen erneut mit einem Kuss. "Dir steht so ein trauriges Gesicht nicht, Link!" Sagte sie leise. Link lachte, und umklammerte ihre Hand. "Zelda," brachte er nur heraus. "Oh, Zelda..." Naboru lächelte, und trat der Herrin des Hasses ganz zufällig auf den Fuß. Malon jauchzte, und fiel der Gerudo in den Arm. "Haben wir es geschafft, Naboru? Haben wir es geschafft?" Naboru grinste. "Sieht so aus," meinte sie, und warf einen gutmütigen Blick auf Link und Zelda. "Seid ihr sicher?" Zischte Milabrega plötzlich.
 
Sie stand auf, und wischte sich verächtlich das Blut von der Brust. Dann begann sie böse zu lachen. "Ihr erbämlichen Narren!" Höhnte sie. "Ich habe euch nun lange genug euren Spaß gelassen- jetzt sollten wir das Spiel beenden!" Fauchte sie. Zelda stand auf. "Milabrega," seufzte sie. "Lass es gut sein! Es ist Zeit, diese Sache zu vergessen. Hör auf." Milabrega starrte sie hasseerfüllt an. "Ich...du..." Zeterte sie. Naboru gab ihr erneut eine Ohrfeige. Die Höllenfürstin stieß einen Schrei aus. "Dann...werden wir eben alle zusammen untergehen!" Brüllte sie.
 
Die Wände bekamen Risse, und auf dem Boden bildeten sich Sprünge. Link sah sich hektisch um. Ein großer Felsbrocken versperrte den Tunnel- den einzigen Fluchtweg! Und das zweite Problem kam mit lautem Geschrei auf ihn zugestürmt: der falsche Link, das Spiegeldbild, das Milabrega am Hylia-See erschaffen hatte. Link war so erschrocken, dass er wie angewurzelt dastand. Eine Sekunde später stürzte sich sein Spiegelbild auf ihn, und die beiden fielen zu Boden. Malon schrie erschrocken auf, und auch Zelda öffnete entsetzt den Mund. Naboru stieß Milabrega zur Seite, und zog erneut ihr Schwert.
 
"Welcher ist der echte?" Rief sie. Malon starrte die beiden Kämpfenden unschlüssig an. Zelda schloß für einen Moment die Augen. Dann öffnete sie sie wieder, entriß Naboru das Schwert- und rammte es einem der beiden mit aller Macht in die Brust. Der Getroffene schrie auf. "Zelda, was hast du getan?" Kreischte er. Doch die Prinzessin ließ sich nicht beirren. "Gib dir keine Mühe, Link!" Rief sie. Link umlammerte den Schwertgriff, und kippte dann wie ein gefällter Baum nach hinten weg. Sofort war Zelda beim echten Link. Er war ziemlich bleich, und starrte Zelda verblüfft an.
 
"Woher warst du dir deiner Sache so sicher? Wenn du nun..." Brachte Naboru heraus. Zelda lächelte Link zärtlich an. "Ein Spiegelbild kann zwar haargenau so aussehen wie das Original, aber diese Wärme und Güte wird es niemals ausstrahlen können!" Sagte sie. Link lächelte, und nahm sie dankbar in den Arm. Milabrega starrte die Gruppe hasserfüllt an. "So leicht kommt ihr mir nicht davon!" Fauchte sie, und sprang auf.
 
Naboru wollte ihr Schwert aus dem Leib des falschen Link ziehen, doch es ließ sich nicht von der Stelle bewegen. Er war wieder zur Glasfigur erstarrt. Milabrega lachte kalt. "Wenn ich schon nicht gewinnen kann, so werdet ihr wenigstens nicht zusammensein können!" Kreischte sie, und wollte einen schwarzen Dolch auf Zelda schleudern. Malon schlug ihr kräftig in den Nacken, und der Dolch bohrte sich keine Handbreit von Zeldas Hals entfernt in den Felsbrocken, der den Tunnel versperrte. Der Stein zerfiel sofort zu schwarzem Staub. "Schnell, nichts wie weg hier!" Keuchte Link. "Nicht so hastig!" Keifte die Höllenfürstin. Sie schoß einen Tentakelartigen schwarzen Strahl ab, der Malons Fuß umklammerte. "Aaah, hilfe!" Rief sie, als Milabrega heftig an dem Strahl zerrte. "Lass sie los!" Rief Link, zog das Masterschwert, und hackte den Strahl in zwei Teile. Milabrega schrie wütend auf, und Malon flüchete sofort zu Link. Er zerrte sie in den Tunnel, in dem Zelda und Naboru schon verschwunden waren. Kaum, dass sie im Tunnel waren, krachte hinter ihnen wieder ein Fels vor den Eingang. "Puh, das hätte mein Kopf sein können!" meinte Malon schaudernd. Link grinste schief, und zog sie weiter.
 
Dann standen sie alle wieder im Thronsaal. "Sie hat sich hier die ganze Zeit über versteckt. Darum war ich oftmals so erschöpft- sie hat etwas von meiner Macht abgezapft!" Sagte die Prinzessin empört. Link legte ihr beschwichtigend einen Arm um die Schultern, und sie lächelte wieder. "Sind wir jetzt in Sicherheit? Ist jetzt endlich alles vorbei?" Fragte Naboru. Link schüttelte zornig den Kopf. "Nein, nicht so lange sie noch auf freiem Fuß ist. Und wir müssen ihren Spiegel zerstören, bevor er noch weitere, verdorbene Imitate erzeugen kann." Zelda schüttelte mutlos den Kopf.
 
"Link, der Spiegel der Seelen ist unzerstörbar!" Meinte sie. "Nein. Und wenn, ich muss es versuchen!" Antwortete Link stur. Zelda lächelte, und schmiegte sich an ihn. "Dann komme ich mit dir." Link lächelte und schüttelte den Kopf. "Nein, das ist viel zu gef..." Zelda unterbrach ihn. "Link! Traust du mir das nicht zu? Oder denkst du etwa, dass Frauen..." "Quatsch!" Sagte Link schnell. "Schaut mal, er ist knallrot!" Feixte Malon. Link warf ihr einen bösen Blick zu, und Malon, Zelda und Naboru lachten.
 
Doch Zelda wurde übergangslos wieder ernst. "Nun mal Spaß beiseite. Was können wir gegen diese...Hexe unternehmen?" "Ich bin keine Hexe, Prinzessin. Das war aber nicht nett von Euch!" Höhnte plötzlich eine wohlbekannte Stimme. "Milabrega! Wie ist sie..." Schrie Naboru auf. "Schweig!" Fuhr die Herrin des Hasses sie an. Eine Energiewelle schleuderte die Gerudo in einen großen Haufen Glas- und Eisscherben. Naboru stöhnte, und sackte in sich zusammen.
 
Zufrieden wandte sich Milabrega wieder an Link und Zelda. "Ihr habt wohl geglaubt, ich währe so einfach zu besiegen, hm? Habt ihr das wirklich geglaubt?" Sie fing an, schallend zu lachen. Link biss sich wütend auf die Lippen. Sein Körper spannte sich. "Halt!" Rief Milabrega. "Versuche es erst gar nicht!" Sie warf ihre Energiewelle auf Link und die Prinzessin. Mit spöttischem Gesichtsausdruck zog sie etwas hinter ihrem Rücken hervor. Etwas kleines, schwarzes, glänzendes...
 
"Oh nein, der echte Spiegel der Seelen!" Stöhnte Zelda. Link sah sie verdattert an. "Wie? Was? War der andere etwa nicht echt?" Fragte er. Milabrega sah ihn so verächtlich an, dass er rot wurde. "Du Dummkopf! Natürlich nicht!" Lachte sie. "Glaubst du vielleicht, ich setze meine kostbarste Waffe gegen so...erbärmliche Wesen wie euch ein?" Sie tat, als würde sie gegen einen Lachkrampf ankämpfen.
 
Link starrte sie wütend an. "Weißt du," feixte die Höllenfürstin. "Ich könnte ja meinen lieben, kleinen Spiegel mal an dir ausprobieren. Wenn du schon vor so einem dummen Imitat gezittert hast, was wirst du dann empfinden, wenn etwas wirklich mächtiges zum Einsatz kommt? In Tränen ausbrechen?" Spöttisch blickte sie Link an. "Stirb," zischte Milabrega. "Ich habe so lange auf diesen Augenblick gewartet, und jetzt..." sie hob den schwarzen Spiegel. "Zur Hölle mit dir!"
 
Plötzlich schrie sie auf. Der Spiegel vibrierte regelrecht in ihrer Hand, fast so, als weigere er sich, ihren Befehlen zu gehorchen. Naboru stand hinter der Höllenfürstin- mit einer armlangen, blutigen Glasscherbe. Milabrega fuhr herum. "Dann bist du eben die erste!" Schrie sie. Naboru krächzte entsetzt, als der schwarze Spiegel anfing, zu glühen. "Stop! Willst du wirklich gegen jemanden kämpfen, der nur mit einer Glasscherbe bewaffnet ist? Du bist nichts als eine feige Schlange!" Brüllte Link auf.
 
Es hatte geklappt: Milabregas Aufmerksamkeit galt wieder ihm. "Wie hast du mich genannt, Kleiner?" Zischte sie. "Wie?! Dafür sollst du jetzt sterben!" Mit einer kraftvollen Bewegung holte sie aus. Ein zuckender, schwarzer Blitz sauste aus dem Spiegel, genau auf Link zu. "Link, spring zur Seite!!" Schrie Zelda entsetzt. Doch Link riss verzweifelt das Masterschwert vors Gesicht.
 
Mit einem lauten Zischen knallte der Blitz gegen die Klinge. Funken stoben auf- und der Blitz wurde zurückgeworfen! Milabrega kreischte auf, und wollte fliehen. Zu spät- der Blitz bohrte sich mitten in ihre Hüfte. "Iaaarrrr!!" Schrie die Höllenfürstin. Langsam sank sie zu Boden. "Wiesooo...richtet sich meine...eigene Waffe gegen mich?" Krächzte Milabrega. Blut floss ihr aus dem Mund, und ihre Augen waren weit geöffnet. Link ließ erschöpft sein Schwert fallen. Ein lahmes Gefühl schoß in seinem Arm hoch, und er merkte, wie seine Schulter anfing, zu bluten. Zelda rannte zu Link, und nahm ihn in den Arm. "Link...!" War alles, was sie hervorbrachte.
 
Malon ging schaudernd zu der sich krümmenden Höllenfürstin. Milabrega ächzte, und ihr Blut färbte den Boden unter ihr dunkelrot. Malon sah die Herrin des Hasses genauso mitleidig an, wie Zelda es zuvor getan hatte. Und sie empfand Trauer, Trauer darüber, das dieses Wesen nur aus Bosheit, Hass und Mordlust zusammengefügt war. Die Augen der Höllenfürstin starrten sie an wie die Augen eines Tieres. Malon wollte es nicht - doch ihr Gesichtsausdruck war beinahe freundlich, als sie Milabrega musterte.
 
"Geh...weg!" Flüsterte diese heiser. "Und starre...mich nicht...so an!" Malon riss sich von dem Anblick los, und ging zu Zelda, Link und Naboru zutrück. "Ich begreife es immer noch nicht," meinte die Gerudo. "Warum hat sich der Spiegel gegen sie gerichtet?" Link und Zelda, die sich eng umschlungen hielten, schüttelten fast gleichzeitig die Köpfe. "Das weiß ich nicht," antwortete die Prinzessin.
 
Sie warf einen raschen Blick zu Milabrega. In dem Moment bekam der Spiegel der Seelen einen Sprung. Erst einen, dann noch einen, und dann zerbrach die Oberfläche. Ein weißs, grelles Licht erfüllte den Raum, und silberner Rauch stieg aus dem Spiegel. Erst war er nur ein formloser Klumpen, doch dann veränderte er sich, bis er die Umrisse einer Frau bildete. Die silberne Nebelfrau war niemand anderes als Milabrega.
 
Link stellte sich sofort schützend vor Zelda, und Naboru umklammerte ihre Glasscherbe fester. Die silberne Milabrega lächelte. Doch es war nicht das allen bekannte, tückische Grinsen, sondern ein ehrliches, sanftes Lächeln. "Steckt eure Waffen weg!" Sagte sie mit sanfter Stimme. "Wer...bist du?" Fragte Link misstrauisch. Die Silberne deutete auf die immer noch zuckende Höllenfürstin. "Ich bin sie, oder sagen wir mal, ein Teil von ihr!" "Wie?" Fragte Malon.
 
Die Nebelgestalt lächelte. "Die Ärmste war nicht immer so," begann sie. "Früher waren wir eins. Doch der Spiegel der Seelen machte aus uns zwei Persöhnlichkeiten. Mich, die gute Hälfte von Milabrega, und sie, die schlechte. Sie hat es zwar nicht gewusst, aber wir waren die ganze Zeit gemeinsam im Spiegel gefangen. Währe ich gestorben, so könnte sie frei und ungehemmt ihr böses Leben führen. Jetzt, wo sie stirbt, komme ich wieder in diese Welt. Einst waren wir zusammen, zwar eine Göttin, aber keine besondere. Nur eine, die man ab und zu um Rat anflehte, wenn man nicht wusste, wie man jemandem seine Unschuld beteuern sollte, zum Beispiel," sie lächelte, als sie in verständnislose Gesichter blickte.
 
Dann fuhr sie fort: "Doch der Spiegel der Seelen machte aus uns zwei mächtige Göttinnen. Sie war die Herrin des Hasses, und ich die Herrin der Liebe. Man sagt, Milabrega währe verdorben, denn mich kannte man nicht, leider," sie seufzte. "Und jetzt wird sie wieder in den Spiegel, auch genannt Altar, da er so etwas wie ein Platz ist, wo man alles Böse verbannt, gesperrt. Ich hoffe nur, dass niemand sie je wieder freilässt." Link schluckte. "Es gibt doch noch mehr von diesen Göttinnen...?" Fragte er nervös. Die Silberne seufzte unglücklich.
 
"Leider. Milabrega war die Jüngste, und somit nicht die Mächtigste. Ihre Schwestern Vidala, die Herrin des Schreckens, und Arcanna, die Herrin der Zerstörung, sind noch auf freiem Fuß. Ich mag gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn..." sie sprach nicht weiter, doch alle wussten, was sie meinte. Zelda drängte sich unwillkürlich dichter an Link, und er strich ihr beruhigend über das Haar. Die Höllenfürstin stieß plötzlich einen qualvollen Schrei aus.
 
"Jetzt ist es soweit," sagte die Silberne ruhig. Der Spiegel fing an zu leuchten, und die Herrin des Hasses wurde auf die Sprünge im Glas zugezerrt. "NEIN!" Schrie sie. "Nicht in den Spiegel!!" Naboru hob drohend die Glasscherbe, doch die Silberne warf ihr einen fast beschwörenden Blick zu. "Nein, Gerudo-Kriegerin. Sie ist längst nicht mehr Herrin ihrer Sinne. Sie stellt keine Gefahr mehr da!" Link, Zelda, Malon und Naboru beobachteten fassunglos, wie Milabrega in den Spiegel gesogen wurde. "Neiiiiin," krächzte sie. Dann ertönte ein dumfes Grollen, und der Spiegel hörte auf zu leuchten. Rauch stieg aus den Sprüngen, und verdunkelte einen Moment lang das Zimmer.
 
Als er sich wieder verzogen hatte, war die Herrin des Hasses verschwunden. "Nicht...in den Spiiiiegel..." klang noch leise das Echo ihrer Stimme. Malon ließ sich auf den Hosenboden fallen. "Ist...es jetzt endlich überstanden?" Flüsterte sie. "Ja," antwortete die silberne Milabrega sanft. "Herr der Zeiten," sagte sie, "Dir und deinen Freunden gebührt mein Dank. Ich werde von jetzt an über euch wachen, und wenn ihr Hilfe braucht- ich stehe euch immer zu Diensten. Nun aber muss ich gehen. Ich danke euch, lebt wohl!" Und ohne ein weiteres Wort löste sie sich auf. Zelda und Link starrten wie betäubt die Stelle an, auf der noch immer Milabregas dunkles Blut trocknete. Dann stieß Naboru einen begeisterten Schrei aus. "Wisst ihr schon, dass wir...gewonnen haben?" Jauchzte sie. Link nickte lächelnd, und beugte sich zu der Prinzessin hinunter. "Ja, aber dieses Mal habe ich viel mehr gewonnen, als nur einen Kampf!" Mit leuchtenden Augen sah er Zelda an. Sie lächelte glücklich, und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Link drückte sie liebevoll an sich. Malon seufzte wohlig. "Na? Sind die beiden nicht ein wunderschönes Paar, Naboru?" Fragte sie. Naboru grinste. "Doch, schon. Aber ich hätte auch nichts dagegen, an Zeldas Stelle zu sein!" Beide lachten. "Link, lass uns gehen!" Bat Zelda. Er nickte, und alle verließen den Thronsaal.
 
"...Und so war das!" Beendete Link seine Erzählung. Salia und etliche andere Kokiri hingen gebannt an seinen Lippen, nur Mido murrte abfällig. "Bist du jetzt endlich fertig? Wir haben noch zu tun. Du störst. Wenn du einen begeisterten Zuhörer suchst, dann geh doch zum Deku-Baum!" Sagte er bissig. Salia warf ihm einen bösen Blick zu, doch Link würdigte ihn nicht mal einer Antwort. "Er hat ausnahmsweise mal eine gute Idee. Ich werde zum Deku-Baum gehen, okay? Wir sehen uns später, Salia!" Sagte Link. "Okay," antwortete sie.
 
Der Deku-Baum unterbrach Link nicht ein einziges Mal, aber als der geendet hatte, seufzte er bedrückt. "So, so. Ihr habt Milabrega also tatsächlich besiegt, kaum zu glauben. Und ihre Schwestern?" Link senkte betreten den Blick. "Die sind noch frei," antwortete er leise. "Vidala und Arcanna. Link, so lange sie nicht besiegt sind, wird Hyrule nicht in Sicherheit sein!" Link seufzte.
 
"Ich weiß, und ich werde auch sie..." "...Vernichten? Herr der Zeiten, man muss nicht unbedingt solch eine Wortwahl benutzen. Hast du vergessen, was die Herrin der Liebe zu dir gesagt hat? Milabrega und ihre Schwestern sind nicht böse, sie sind besessen. Der Spiegel ist dein eigendlicher Feind. Die drei Schwestern kannst du nur erlösen, nicht vernichten!" Link hatte es nicht vergessen, auch ihm taten die drei irgendwie leid.
 
Aber eine Frage brannte ihm noch auf der Zunge. "Deku-Baum?" "Ja?" Link holte tief Luft. "Könnte...der Spiegel auch aus mir zwei Geschöpfe machen?" Der Deku-Baum schaute ihn ernst an. "Ja. Das, was Milabrega am Hylia-See mit dir gemacht hat, war noch wieder etwas anderes. Aber der Spiegel hätte die Macht dazu, ja." Link schluckte. "Na gut, dann werde ich jetzt gehen. Ich statte Prinzessin Zelda noch einen Besuch ab." Der Deku-Baum lächelte. "Stimmt es, was man sagt?" "Was?" Der Deku-Baum schmunzelte. "Das ihr ein Liebespaar seid?"
 
Link wäre fast über seine eigenen Füße gestolpert. Einen Augenblick lang starrte er den Deku-Baum an, doch dann lächelte er verlegen. "Ja, das stimmt." Und ohne ein weiteres Wort drehte er sich um, und ging. "Bis bald!" Rief er über die Schulter zurück. Er hörte den Deku-Baum freundlich lachen. Als Link ausser Sichtweite war, murmelte der Deku-Baum bedrückt: "Das ist noch nicht vorbei...Vidala und Arcanna werden das nicht einfach tatenlos hinnehmen..." er seufzte unruhig.
 
"Link, wie schön dass du da bist!" Sagte Zelda erfreut. Sie lief zu ihm, und fiel ihm um den Hals. "Ho, die Prinzessin ist heute aber stürmisch!" Meinte Link lachend. Sie lachte auch, und gab ihm einen Kuss. "Impa möchte dich sprechen, sie wartet draussen!" Sagte Zelda. "Gut, ich komme gleich wieder!" Er machte ein Ich-bin-ein-Herzensbrecher Gesicht, und warf ihr Augenzwinkernd eine Kusshand zu. "Ho, der Herr der Zeiten ist heute aber charmant!" Gab Zelda geschickt zurück. Lachend verließ Link den mittlerweile wieder aufgeräumten Thronsaal.
 
"Hallo, Link!" Sagte Impa. Sie standen draussen am Tor. "Wie geht´s dir, Impa? Du wolltest mit mir reden?" Impa nickte, sie scharrte verlegen mit dem Fuß. "Ich, äh...mein Verhalten neulich, das tut mir leid!" Link sah sie einen Moment lang verständnislos an, doch dann lachte er herzlich. "Impa! Ich dachte, das hast du schon längst vergessen. Und wenn, macht doch nichts! Du standest unter dem Einfluß des Spiegels!" Impa nickte erleichtert. Dann wurde sie wieder ernst. "Noch was!" "Bitte?" Impa schaute ihn beunruhigt an.
 
"Ruto wurde entführt!" Link ächzte. "Nein!" "Doch, wer macht nur so etwas? Ganondorf schmort immer noch in der Hölle. Aber seit diese Milabrega das erste Mal hier aufgekreuzt ist, herrscht Chaos. Sie soll doch noch zwei Schwestern haben?" Link nickte düster. "Ja, und ich werde auch die beiden vern...verbannen." Impa klatschte in die Hände. "Ich werde dich begleiten, schon dafür, das diese Schlange mich mit ihrem Spiegel verzaubert hat." Link wollte erst wiedersprechen, doch dann nickte er. "Okay, sollen wir Naboru auch fragen, ob sie mitkommt? Zelda darf das nicht erfahren, ich möchte sie nicht in Gefahr bringen!" Sagte er. "Was soll ich nicht erfahren, Link?" Ertönte plötzlich Zeldas Stimme.
 
"Waaah...ach..." Link geriet ins Stottern. Zelda stand wie aus dem Boden gewachsen hinter ihm. "Ach, es hat ja doch keinen Zweck. Ruto wurde entführt, und ich und Impa wollen sie befreien!" Zelda verschränkte die Arme vor der Brust. "Nur ihr zwei? Ohne mich?" Sie zog die Nase kraus. "Na gut, na gut. Du kommst mit," sagte Link gottergeben. "Gegen dich habe ich ja eh keine Chance!" Zelda kicherte, und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze.
 
"Stimmt," sagte sie lächelnd. "Ich reite nur schnell zur Gerudo-Festung, Naboru fragen, ob sie auch mitkommt." "Und was ist mit mir?" Ertönte eine feine Stimme. Navi flog hinter Zeldas Rücken hervor. "Navi?! Wie lange bist du schon da?" Navi flog ihm grinsend um den Kopf. "Also, das da eben im Thronsaal...wie ist Liebe denn so?" Kicherte sie. "Du..." sagte Link drohend, doch er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Also, dann auf zur Gerudo-Festung!" Rief Navi.
 
"Nein, Link. Tut mir leid, ich habe keine Zeit. Irgend so ein Mistkerl hat im Wald einige Tiere grundlos vergiftet. Wir wollen diesen... Kerl festnehmen. Der war sogar so dreist, mit einer Schleuder auf eine meiner Kriegerinnen zu schießen!" Sagte Naboru empört. "Ist okay, dann wünsche ich dir und deinen Kriegerinnen noch viel Glück," meinte Link und ging.
 
"Naboru hat keine Zeit," erklärte er den anderen, die draussen gewartet hatten. "Na, dann müssen wir es eben ohne sie schaffen," meinte Impa Achselzuckend. "Was ist mit Malon? Die reisst dir den Kopf ab, wenn sie erfährt, dass wir ohne sie gehen!" Meinte Zelda. Doch Link schüttelte entschieden den Kopf. "Das ist kein Abenteuer, und erst recht kein Spaß. Ich wollte ja dich schon nicht mitnehmen, aber Malon kommt diesmal nicht mit. Basta." "Jawohl, Chef!" Salutierte Impa grinsend. Doch Link war nicht zum Lachen zumute. Der Kampf gegen Milabrega war schon Knochenarbeit gewesen, was passierte dann, wenn er schließlich ihren zwei älteren Schwestern gegenüberstehen würde...
 
Vidala, die Herrin des Schreckens, und Arcanna, die Herrin der Zerstörung, hatten Link und seine Freunde eine Weile schweigend beobachtet. Wie ihre Schwester hatten auch sie magische Portale in dreieckiger Form, mit denen sie jeden Platz der Welt anschauen konnten. "Ich finde, wir sollten diese Quälgeister auslöschen," meinte Vidala. "Nicht, dass ich über die Verbannung unserer nervigen, kleinen Schwester besonders traurig währe..." "...Doch sowas lassen wir trotzdem nicht ungestraft geschehen!" Vollendete Arcanna grinsend den Satz.
 
"Diese dämliche Milabrega hat meinen Elementarvogel sterben lassen, und mir nur noch diesen erbärmlichen Firebird hinterlassen," schimpfte Vidala. Arcanna lächelte. "Thunderbird ist tausendmal stärker," sagte sie mit zuckersüßem Lächeln. "Ja, leider," knurrte Vidala. "Tja, Pech für dich, Herr der Zeiten. Ich bin jetzt schlecht gelaunt, und meine Wut werde ich am besten an dir auslassen," grinste sie.
 
Die Gruppe hatte schon den ganzen Tag nach Ruto gesucht, und erst am späten Abend hörten sie auf. "Oh, ich bin todmüde, und meine Füße tun mir weh," jammerte Zelda. Link legte ihr grinsend einen Arm um die Schulter. "Tja, vielleicht hättest du doch besser im Schloß bleiben sollen," flötete er. Die Prinzessin gähnte. "Hhmm, vielleicht. Aber erst mal...möchte ich ein wenig schlafen..." und im nächsten Moment war sie, in Links Schoß gekuschelt, eingeschlafen. Navi kicherte leise. "Wie niedlich," sagte sie. Link warf ihr einen schrägen Blick zu, doch auch er war müde. Er lehnte sich ein Stückchen zurück, und versank ebenfalls in einen unruhigen Schlaf.
 
"Hallo Herr der Zeiten!" Flüsterte eine Stimme. "Nein, nicht schon wieder..." Link ächzte. "Das ist kein Traum, mein Süßer. Nicht, wenn ich es nicht will. Dank dir ist uns unsere trottelige Schwester nicht mehr im Weg, danke, mein Hübscher! Ach ja, wie unhöflich," die Stimme kicherte. "Mein Name ist Vidala, Herrin des Schreckens, und meine Schwester Arcanna wirst du auch bald kennenlernen. Ich bin nicht umsonst die Herrin des Schreckens, und ich würde sehr gerne mit dir spielen!"
 
"Wo bist du?" Schrie Link. "Überall. Aber damit du nicht allzu nervös wirst...schau nach vorne!" Link tat es. In der Ferne sah er eine Frau auf sich zukommen. Auch sie sah sehr schön aus: Langes, offenes schwarzes Haar wehte ihr wie ein Mantel um die Schultern. Oberkörper, Arme und Beine waren in schimmernde, dunkelblaue Seide gehüllt. Aus ihrem Handrücken wuchsen lange Stacheln, ebenso aus Knien, Schultern und den Hacken ihrer schwarzen Stiefel. In ihrer linken Hand trug sie einen silbernen Stab, an dessen Ende ein schwarzer Stein schimmerte.
 
Link stand diesmal nicht im Wasser, sondern auf dunkler Erde, die kniehoch mit grauem Nebel bedeckt war. "Das Spiel wird lustig, aber diesmal sollst nicht nur du den Spaß haben. Der Strand war lächerlich, aber meine Ideen sind weitaus phantasievoller als die von Milabrega. Bis dann, mein süßer Link. Träum noch was Schönes!" Sie verschwand, und Link wachte Schweißgebadet auf. "Aaah..." er stöhnte, und rieb sich das wirre, blonde Haar aus der Stirn. Zelda wachte erschrocken auf. "Link, ist was passiert?" Fragte sie schlaftrunken. "Nein, entschuldige, dass ich dich geweckt habe!" Antwortete er zerknirscht.
 
Zelda legte den Kopf an seine Wange. "Ist doch nicht schlimm, aber komm schon, ich sehe, das dich etwas belastet. Was ist los?" Sie schaute ihm in die Augen. Link rang sich ein Lächeln ab. "Irgendwie habt ihr Mädchen anscheinend ein Gespür für so etwas. Na gut, ich habe von Vidala geträumt." "Was?" Er legte ihr erschrocken die Hand auf den Mund. "Entschuldige," wisperte sie.
 
"Aber stimmt das, du hast von...der Herrin des Schreckens geträumt?" Link nickte düster. "Ja, und sie meinte, sie möchte mit uns spielen. Was soll das denn bedeuten?" Zelda gab ihm einen tröstlichen Kuss auf die Wange. "Ich weiß es auch nicht, Link. Aber wir werden es wohl schon noch erfahren. Wahrscheinlich eher, als uns lieb ist!" Sie zitterte ein wenig, und Link drückte sie noch ein wenig stärker an sich.
 
Am nächsten Morgen brachen sie früh auf, und suchten das ganze Gebirge nach Ruto ab. "Das ist doch idiotisch," murmelte Impa. "Was?" Piepste Navi, die neben der Shiek herflog. "Eine Zora im Goronen-Gebiet," sagte Impa lakonisch. "Hier ist nichst, und wenn hier auch nur ein Gegenstand währe, der nicht die Farbe Braun trägt, so würden wir den doch sofort erkennen," maulte sie. Navi kicherte. "Bedank dich bei Link," feixte sie, und flog ein Stück voraus. Zelda seufzte leise. "Was hast du?" Fragte Link. "Kannst du nicht mehr?"
 
"Doch, doch. Aber irgendwie...ach ich bin eigentlich gar nicht mehr so zuversichtlich, dass wir Ruto finden, obwohl wir erst zwei Tage unterwegs sind..." Link schüttelte zornig den Kopf. "Klasse, wer wollte denn unbedingt mitkommen? Impa fängt auch schon an..." Er verzog ärgerlich das Gesicht. Zelda berührte ihn leicht an der Schulter. "Bist du böse auf mich?" Fragte sie leise. "Nein, ich...he," unterbrach er sich selbst erstaunt. "Was ist?" Mitten auf dem Pfad prangte eine hohe Mauer, über und über mit Gestrüpp überwuchert. In den trockenen Zweigen raschelte es leise.
 
"Was ist...das?" Wisperte die Prinzessin, als ein leises Zischeln erklang. Link wurde eine Spur blasser. "Ich hoffe, nicht das, was ich befürchte..." sagte er stockend. Plötzlich streckte eine riesige, grün-braune Schlange ihren ramponierten Kopf aus den Blättern. Sie zischte laut. "Iaah..." Link wich unfreiwillig einen Schritt zurück. "Eine...Schlange?" Schluckte er. "Nicht nur eine," piepste Navi ängstlich.
 
Dutzende von Schlangen erschienen aus dem Gestrüpp. Zelda ächzte erschrocken, und Link wurde aschfahl. Eigentlich hatte er vor nichts Angst, egal ob Dämon, Höllenfürstin oder Ungeheuer, aber Schlangen...Eines der Riesenbiester schoß warnungslos vor, und biß Impa in den Schenkel. "Auaah!" Schrie sie, und prallte zurück. Link zog das Masterschwert, und wollte auf die größte der Schlangen losgehen.
 
"Blll...eib wooo du bisssst!" Zischelte sie. Link erstarrte, das Schwert lag fest in seiner Hand. Die Schlange baute sich vor Zelda auf, und...so unglaublich es klang, sie richtete sich auf! "Wennnn du näher kommsssst, dann wird ihr dassss schlechttt bekommen!" Flüsterte sie, und ihre Giftzähne blitzen auf. Link wurde noch blasser, und Zelda stieß einen ängstlichen Schrei aus. "Link, töte dieses Biest, schnell!" Rief sie mit zitternder Stimme. Die Schlange lächelte spöttisch, ihre Schwanzspitze zuckte vor, und prellte Link das Schwert aus der Hand. "Ich komme im Auftraaaag der Herrrrin. Glaubsssst du, eine sssso mickrige Waffffe kann mich bessssiegen?"
 
Sie lächelte herablassend. Ihre Augen begannen zu funkeln. "Ich weissss genau, wovor ihr euch füüürchtet. Vidala isssst nicht umsssonst die Herrin des Schreckensss!" Zischte sie. Impa begann zu keuchen, ihr Bein färbte sich langsam grün-blau, und ihre Augen wurden glasig. "Impa, was ist los? Was ist das für ein Gift?" Schrie Zelda. "Ein Gift, dasss deine Ammmme töten wird!" Fauchte die Schlange. "Aber wie unhöflich, hab ich miiich schon vorgessstelllt? Gessstatten, mein Name issst Bilingua, iiiich bin Vidalasss Schatten, und euer Verderben!" Link hatte sich vorsichtig ein Stück weiter an das Monster herangepirscht, während die Schlange gesprochen hatte.
 
"Stirb," flüsterte er, und kappte Bilingua die Schwanzspitze. Mit einem mehr überraschten als wirklich schmerzerfüllten Fauchen stürzte die Schlange auf den Boden, und Zelda sprang mit einem einzigen Satz zu Link. "Glaubssst du, dasss du damit gesssiegt hassst?" Knurrte Bilingua, und spuckte einen Säurestrahl in Links Richtung. Link schrie auf, und duckte sich. Der Säurestrahl schoß haarscharf an ihm vorbei, und ließ einen mächtigen Felsbrocken zu einer pappigen, braunen Masse werden. "Oh, das...hätte dein Kopf sein können!" Ächzte Navi erschrocken. Bilingua grunzte, und die übrigen Schlangen krochen bedrohlich auf Link und die anderen zu. "Ich hoffe, du kannst fliegen, Herr der Zeiten!" Feixte Bilingua. "Denn wenn nicht..." sie sprach nicht weiter. Der Abhang hinter Link, Zelda, Impa und Navi bröckelte. Ohne Vorwarnung warf die Prinzessin einer schon gefährlich nahen Schlange ihre Macht entgegen. Sie kreischte, und erstarrte zu Stein.
 
Bilingua knurrte erbost. "Ja, das scheint den Biestern nicht besonders zu bekommen!" Schrie Navi triumphirend. Wieder und wieder brachte Zelda den Monstern Verluste bei. "Rückzug," wimmerte eine der Schlangen, und ein guter Teil verkroch sich tatsächlich wieder im Gestrüpp. Ganz zum Schluß blieb nur noch Bilingua übrig. "Los, töte das Viech!" Rief Navi. Doch Link hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. "Prinzessin..." wollte er anfangen, doch da schleuderte Zelda wieder ihre Macht von sich. Bilingua brüllte auf.
 
Jedoch nur ihre Schwanzspitze erstarrte. Da zog die Schlange es vor, ebenfalls zu fliehen. "Ja, gut gemacht, Zelda!" Rief Link. Doch die Prinzessin hörte ihm gar nicht zu. "Impa, was ist los?" Schrie sie. Die Shiek war kalkweiß im Gesicht. "Geht...weiter," flüsterte sie. "Quatsch, wir lassen dich doch nicht hier alleine!" Sagte Link bestimmt. Impa seufzte leise. "Link, was sollen wir tun?" Fragte Zelda, die schon wieder den Tränen nahe war. "Ich trage sie." Sagte Link entschlossen. "Nein, ich...ich bin viel zu schwer..." Ohne sie ausreden zu lassen, nahm Link Impa auf den Rücken. "Sei still, und ruh dich aus, verstanden?" Sagte Link mit gespielter Strenge. "Ja...verstanden," grinste die Shiek müde.
 
"Oha, sie halten sich wacker!" Staunte Vidala. Arcanna schob sich lustlos eine Blutbeere in den Mund. Genüsslich zerquetschte sie sie mit der Zunge, und Blut lief aus ihrem Mundwinkel. "Ich bin stolz, die Herrin der Zerstörung zu sein," grinste sie, während sie eine Beere spielerisch zwischen den Fingern zermantschte, und befriedigt auf das glitzernde Blut blickte, das aus dem Fleisch spritzte. Vidala seufzte. "Du bist manchmal wirklich..." sie brach ab. Arcanna fixierte sie mit Katzenaugen. "Ja? Was, sprich nur weiter!" Zischte sie. Vidala hob abwehrend die Hände. "Schon gut, schon gut. Ich sage nichts mehr!" Brummte sie. Die Herrin der Zerstörung lächelte. "So ist es gut, freie Fahrt dem Stärkeren." Vidala knurrte beleidigt, und schenkte ihre Aufmerksamkeit wieder Link und den anderen.
 
Schon bald erlahmten Links Kräfte jedoch. Impa war bleischwer- sie war in Ohnmacht gefallen. Zelda seufzte unglücklich. "Wohin?" Fragte sie nur. Navi flog ein Stück höher. "Ich schau mal nach, wohin wir müssen!" Sagte sie müde. Link schleppte sich noch einen Schritt vorwärts. Sein Gesicht war sehr bleich, und sein Haar hing ihm wirr in die Stirn, doch er sagte nichts. Oben stieß Navi plötzlich ein "Eeeh?!" Aus. Zelda blickte zum Himmel. "Navi? Was ist denn?" Navi flog wieder herunter. "Da... da hinten ist ein riesiges, schwarzes Schloß, es sieht aus wie eine Klaue, eine Klaue mit hunderten von geschlossenen Augen!" Rief sie. Link und Zelda starrten sich an.
 
"Aber...das ist unmöglich! Da hinten gibt es kein Schloß!" Wiedersprach Zelda. "Ich schwöre es Euch, da hinten steht das scheußlichste Schloß, das ich je gesehen habe!" Schrie die Fee. "Na dann, wir haben ein neues Ziel!" Sagte Link. "Bist du wahnsinnig? Das strahlt selbst von da hinten schon so eine dunkle Macht aus...es wäre glatter Selbstmord, da hin zu gehen, denn da..."
 
"...Hausen die Schwestern der Hölle, ich weiß," sagte Zelda mit belegter Stimme. "Wollen wir umkehren? Nach den Strapazen? Vielleicht halten sie Ruto da gefangen. Ich werde jetzt nicht umkehren, ihr könnt ja hierbleiben!" Sagte Link wütend. Zelda gab ihm einen Kuss. "Reg dich nicht auf, ich lasse dich nicht im Stich. Und was ist mit dir, Navi?" "Na, ich bin doch Links Schutzfee." Grinste die.
 
Währenddessen auf der Lon Lon-Farm. "Wo ist Link nur? Er wollte mich doch heute besuchen," sagte Malon traurig. Plötzlich hörte sie Hufgetrappel. "Da hinten kommt Naboru!" Rief Basil, der aufmerksam aus dem Fenster geschaut hatte. Malon lief Naboru entgegen. "Hallo," sagte sie. "Weißt du zufällig, wo Link steckt?" Fragte sie. Naboru nickte. "Ja. Er, die Prinzessin, Impa und Navi wollten Ruto suchen gehen."
 
Malon wurde rot im Gesicht. "Ohne mich?" Rief sie. "Wie lange sind sie schon weg?" Naboru dachte kurz nach. "Nicht viel länger als drei oder vier Tage. Wir haben den Umweltsünder gefasst- mal wieder ein Späher der Höllenfürstinnen," "Wie sollte es auch anders sein," seufzte Malon. "Wollen wir Link folgen? Deshalb bin ich hier!" Schlug Naboru vor. Malon klatschte in die Hände. "Na klar, ich zieh mich nur schnell um, und schreib meinem Vater eine Nachricht," sie zwinkerte der Gerduo zu, "Denn vielleicht würde er es ja nicht erlauben..."
 
Die Gruppe hatte das Klauenähnliche Schloß erreicht. Als sie ratlos vor dem schwarzen Tor standen, öffnete sich ein Katzenähnliches, rotes Auge. Link und die anderen wichen ein Stück zurück, während die Pupille jeden Einzelnen ausgiebig musterte. Schließlich sagte sie mit hohler, kalter Stimme: "Wer kommt da mitten in der Nacht, wer hat mich um den Schlaf gebracht? Mach schnell und sag dein Begehr´, sonst erlebst du den nächsten Tag nicht mehr!" Link starrte Zelda verblüfft an.
 
"Wir..." "Wart´eines muss ich dir sagen, nur in Versen darfst du mich befragen, denn wer nicht in Versen spricht, den versteh´ich nicht, versteh´ich nicht..." Link stöhnte auf, im Reimen war er nicht besonders geschickt. Doch Zelda sagte schnell: "Auge, hör uns zu, nach vielem Schinden, wollen wir hier jemanden finden, einer Zora wollen wir Hilfe bringen, keiner soll sie mehr zum Bleiben zwingen!" Das Auge blitze kurz auf. "Wer behauptet, Ruto ist gefangen, hört auf, um diese Zora zu bangen, nur wessen Herz ist rein, den lass ich ein, lass ich ein..."
 
Link starrte Zelda fragend an. "Ich verstehe nicht, was dieses Ding meint, dessen Herz ist rein und so weiter..." Zelda warf ihm einen beschwörenden Blick zu. "Wir wollen rein, lass uns ein!" Schlug Navi spöttisch vor. Plötzlich knarrte das schwarze Tor, und schwang auf! Zelda blieb der Mund offen stehen, und Link glotzte Navi sprachlos an. Impa bewegte sich unruhig auf Links Rücken. Navi flatterte mit stolz geschwellter Brust vor Link her. "Ja, ich wusste es, in mir steckt eine Dichterin. Ich bin die geborene Poetin!" Protzte sie. Trotz ihrer misslichen Lage musste Link sich ein Kichern verkneifen. "Ganz sicher. Lasst uns gehen!" Gluckste er. Sie wollten gerade das Tor passieren, als ein lauter Ruf ertönte:
 
"Heeey, wartet auf uns!" Link und Zelda drehten sich erstaunt um. "Ich glaub, ich spinne: das sind Malon und Naboru. Was machen die denn hier?" Sagte Link. Naboru ritt auf einem stattlichen, schwarzen Hengst, und Malon auf Epona. Link lief ihnen entgegen. "Wie habt ihr uns ausfindig gemacht, und noch dazu in so kurzer Zeit?" Rief er. Malon zügelte Epona. Sie grinste, und tätschelte der Stute zärtlich den Hals. "Epona war absolut nicht begeistert, dass du sie einfach auf der Farm gelassen hast. Ihrem guten Geruchssinn haben wir es zu verdanken, dass wir euch noch eingeholt haben!" Sagte sie. "Hallo Link, was ist denn mit Impa los?" Fragte Naboru. "Eine Schlange hat sie gebissen," antwortete Zelda an Links Stelle. Das Tor begann, sich langsam zu wieder zu schließen. "Mist, kommt schnell!" Rief Navi. Eilig passierten sie das Tor.
 
"Sie kommen," sagte Arcanna. "Sollen sie doch. Wie vernichten sie mit einem Schnippen unseres kleinen Fingers!" Sagte Vidala achselzuckend. Arcannas Augen leuchteten violett. "Vidala, deine Unvorsichtigkeit wird dich teuer zu stehen kommen," flüsterte sie. "Wie bitte?" Fragte Vidala. "Ach nichts..."
 
Link und die anderen schritten einen langen, kalten Gang entlang. Aus allen Ritzen in der Wand ertönte ein seltsames Geflüster und Raunen. "Was ist das?" Wisperte Malon und drängte sich unwillkürlich ein Stück weiter an Link. "ich weiß nicht, aber es klingt irgendwie unheimlich," antwortete er nervös. Sie schwiegen eine Weile. Ein lautes Stöhnen ließ die Gruppe zusammenfahren. Zelda schluckte. Alle hatten das Gefühl, als würde etwas Dunkles hinter ihnen herschleichen, etwas, dass sie weder sehen noch hören konnten.
 
"Jetzt weiß ich, warum Vidala die Herrin des Schreckens ist," raunte Naboru. "Ich hab echt total Angst, und lacht jetzt nicht, ich hab nämlich keine Ahnung, wieso und wovor!" Malon nickte verständnisvoll. "Klar, ich habe nämlich auch Angst!" Link und Zelda nickten stumm. Navi flog zu Link, und vergrub sich nervös in seiner Halskuhle. "Du hast doch nichts dagegen?" Piepste sie.
 
"Nein, schon in ordnung." Plötzlich kamen sie an eine Kreuzung. Auf einem Schild stand geschrieben: "Gehst du nach links, rennst du in den Tod. Gehst du nach rechts, kehrst du niemals zurück. Gehst du geradeaus, t...tet di...der D...ch.. des Sch...re..ns!" "Mist, der letzte Satz ist kaum zu entziffern, total zerkratzt!" Schimpfte Link. Navi dicht vor das Schild, und kniff die Augen zusammen. "Das könnte soviel heißen, wie: Wenn du geradeaus gehst, tötet dich das Dach des Schreckens!"
 
"Das Dach des Schreckens?" Naboru tippte sich gegen die Stirn. "Genialer Satz!" Spöttelte sie. Auch Link verzog das Gesicht, nur Zelda blickte Navi besorgt an. "Bist du dir sicher?" Fragte sie. Navi schaute die Prinzessin unschlüssig an. "Nun ja...schon. Fast. Na gut, ich weiß nicht!" "Wie tröstlich. Vielleicht werden wir von bissigen Dachziegeln angegriffen," seufzte Link mit spöttischem Gesichtsausdruck. Navi warf ihm einen bösen Blick zu. "Na gut, Herr Superschlau, dann schlag doch was besseres vor!" Flaumte sie ihn an. Link grinste. "Nein, besser nicht. Ich glaube, ich will gar nicht so genau wissen, was geradeaus auf uns lauert!"
 
"Ich auch nicht," meinte Malon schaudernd. "Na dann, auf gut Glück. Kommt!" Sagte Naboru entschlossen. Plötzlich bewegte sich Impa unruhig. "H...halt, ihr...dürft n..." krächzte sie. Zelda war sofort bei ihr. "Impa, du darfst nicht sprechen, ruh dich aus!" Beschwor sie die Shiek. Doch Impa holte tief Luft. "Nicht...da hinten...lauert ein...Dr..Dra..." sie röchelte, und ihr Bein begann, wieder zu bluten. "Was? Impa, was lauert da hinten?" Rief Naboru.
 
"Ein Dr..." Impa fiel wieder in Ohnmacht. "Verdammt," fluchte Link. Zelda stieß einen zitternden Seufzer aus. "Gehen wir," drängte Naboru. "So schlimm wird es schon nicht werden," "Klar, wir begeben uns ja nur in Richtung Endkampf gegen zwei Höllenfürstinnen," sagte Link lakonisch. Dann gingen sie weiter, dem Ungewissen entgegen, vor dem Impa sie zu warnen versucht hatte...
 
Währenddessen auf der Lon Lon-Farm: "Malon! Basil, komm schnell." Talon hielt Basil Malons Nachricht vor die Nase. Er las: "Hallo Vater, hallo Basil. Macht euch keine Sorgen. Naboru und ich suchen Link und Zelda, bitte nicht böse werden. M." Talon kämpfte um seine Fassung. "Malon folgt Link in Richtung Höllenfestung?! Ich..." Basil hielt ihn erschrocken an den Schultern fest. "Willst du ein Glas Wasser trinken?" Fragte er erschrocken. Talon konnte nur nicken.
 
Link und die anderen waren inzwischen ein gutes Stück voran gekommen. Zelda war ziemlich besorgt. "Dr...Dra..." murmelte sie vor sich hin. Plötzlich blieb sie stehen. Ein gleichmäßiges Grunzen tönte durch den Gang. Man konnte schon das Ende des Ganges sehen, doch was war das für ein riesiger, schwarzer Buckel, der da hinten aus dem Boden wuchs...? Zelda blieb wie angewurzelt stehen, so dass Naboru ihr auf die Hacken trat. "Hey, was ist los?" Maulte sie. Zelda brachte sie mit einer schnellen Handbewegung zum Schweigen. Langsam drehte sie sich zu Navi um. "Bist du sicher, dass es Dach hieß?" Fragte sie mit seltsamer Betonung. Navi erstarrte. "Nein," flüstere sie. "Jetzt, wo Ihr es sagt, glaube ich fast..." Link stöhnte. "Das es Drache hieß?" Alle starrten den riesigen, schwarzen Buckel an.
 
"Oh, bei den Göttinnen!" Rief Navi entsetzt. Leider etwas zu laut: der Hügel bewegte sich, er ächzte und stöhnte. "Aaah, herzlichsten Dank, Navi!" Schrie Link entsetzt. Mit einem markerschütterndem Brüllen richtete sich der Drache auf. Er drehte sich schwerfällig zu der Gruppe um, seine Augen leuchteten dunkelrot auf. "Ich habe eine Idee," sagte Malon mit bleichem Gesicht. "Und die währe?" "Abhauen!"
 
Vidala schlug sich vor Vergnügen auf den Oberschenkel. "Los gehts!" Sagte sie grinsend. Arcanna schob sich gelangweilt eine weitere Blutbeere in den Mund. "Wie kindisch!" Sagte sie. Link und die anderen wollten umkehren, und in Richtung Eingang zurücklaufen, doch plötzlich schoß vor ihnen eine Mauer aus Stein aus dem Boden, und blockierte den Durchgang. "Verdammt!" Rief Naboru.
 
Hinter ihnen ertönte ein lautes Fauchen. Plötzlich riß der Drache das gewaltige Maul auf, und eine lange Feuerzunge schoß aus seinem Rachen. "Duckt euch!" Schrie Link, und warf sich vor Zelda. Haarscharf sauste der Feuerstrahl an ihm vorbei. "Lasst uns dieses Viech bekämpfen!" Brüllte Naboru. Sie drehte sich um, und zog ihr Schwert. "Naboru hat Recht, auf ihn mit Gebrüll!" Zeterte Navi. Der Drache lachte verächtlich. Ein tiefes, vibrierendes Grollen. "Ihr...Winzlinge. Wollt ihr mir....drohen?" Er stampfte mit einer Tatze auf, und die Erschütterung ließ Link und die anderen taumeln.
 
"Schwächlinge!" Höhnte der Drache. Seine Schwanzspitze zuckte vor, und wischte Navi wie ein Blättchen aus der Luft. "Uaah!" Rief sie erschrocken, und landete gerade noch in Zeldas ausgestreckten Händen. "Wow, danke Prinzessin!" Piepste sie. Naboru schwang ihr Schwert, und rammte es dem Drachen mit aller Kraft in den Oberschenkel- höher kam sie nicht. Der Drache grinste, als die Klinge funkensprühend auf seinen hornigen Panzerplatten aufschlug. Der ganze Körper des Ungeheuers war mit schwarzen, scheinbar unzerstörbaren Schuppen bedeckt. "He?" Fragte Naboru verdutzt.
 
Der Drache holte aus, und sein Zeigefinger traf Naboru an der Brust. Diese flüchtige Bewegung reichte schon, die Gerudo ein gutes Stück zurücktaumeln zu lassen. Naboru fiel das Schwert aus der Hand, und der Drache zermalmte es mit einem leichten Fußtritt. "Jämmerliche Zwerge. Ich zerquetsche euch wie lästige Fliegen!" Fauchte er. Link sprang ihm mit einem mächtigen Satz auf den Rücken, und robbte sich langsam in Richtung Halskuhle. "Pass bloß auf!" Rief Zelda erschrocken. "Hey, was machst du da, Zwerg?" Grunzte der Drache und versuchte, Link abzuschütteln. Malon schloß entsetzt die Augen. "Mistvieh!" Rief Link, und hob das Masterschwert.
 
Da bäumte sich der Drache wie ein wildes Pferd auf- und warf Link nun doch in hohem Bogen ab. Er schlug genau vor einer der riesigen, schwarzen Tazten auf, und blieb benommen liegen. "Link!" Schrie Zelda. Der Drache setzte Link eine Tatze auf die Brust, und drückte ihn auf den Boden. "Jetzt bist du dran!" Fauchte das Ungetüm. Link röchelte, der Druck presste ihm die Luft aus den Lungen. Da holte Zelda aus, und schleuderte dem Monster ihre Macht entgegen. Heulend zog es die Tatze zurück, und Naboru zerrte Link ausser Reichweite des Drachen. "Gegen den ist Volvagia nichts!" Sagte Malon. "Das werdet ihr bereuen!" Stöhnte der Drache.
 
Seine Schwanzspitze zuckte wie eine Schlange vor, und riß Link und Zelda von den Füßen. Link knallte auf den harten Boden. Langsam hob er den Kopf. Über seine linke Wange zog sich eine lange, blutige Schramme. "Jetzt hab ich allmählich die Nase voll!" Zischte er, und wollte auf den Drachen losgehen. "Warte, Link! Der ist viel zu stark für dich!" Rief Zelda, und packte sein Handgelenk. "Lass mich los! Wir können nicht ewig vor diesem Ungeheuer weglaufen!" Zeterte Link.
 
"Das werdet ihr wohl müssen, denn wenn ich euch kriege, brauche ich mir keine Sorgen mehr um mein Abendessen zu machen!" Höhnte der Drache. "Wenn du glaubst, dass wir..." Setzte Link an, doch der Drache stampfte so heftig mit einer Hintertatze auf, dass abermals auf dem Boden landete. "Ja?! Was dann, du kleiner Narr?" Fauchte das Monster. Seine Augen fixierten Link. "Und jetzt werde ich dir mal was sagen, mein Kleiner. Da du die größte Klappe von allen hast, werde ich dich zuerst fressen!" Navi piepste entsetzt, und Zelda drängte sich an Link. "Guten Appetit!" Spöttelte der Drache, und ließ sein gewaltiges Maul wie ein Scheunentor vor Link aufklappen.
 
"Aaaahh!" Schrie Link, und stolperte rückwärts. Der Drache brach in Gelächter aus. "Soso. Da erlischt der Kampfgeist plötzlich ganz schnell!" Seine Unterarmlangen Zähne blitzten. Naboru rappelte sich wieder auf. "Lauf weg!" Brüllte sie, doch Link war scheinbar zur Salzsäule erstarrt, abgesehen davon hätte der Drache ihn sofort eingeholt. Sie saßen jetzt wirklich in der Falle. "Nein, nein. Ich möchte nicht, dass unser Haustier diese Schwächlinge tötet. Das Vergnügen will ich haben!" Sagte Vidala, und schnippte mit den Fingern.
 
"Jetzt stirb!" Fauchte der Drache, und sein langer Hals schoß auf Link zu. Der stand mit entsetzt geweiteten Augen an der Wand. "Nicht!!" Schrie Zelda. Eine Handbreit vor Links Gesicht hielt der Drache plötzlich inne. Er fing an zu schielen. "Uargh...was ist denn...jetzt los?" Würgte er. Seine Augen wurden Tellergroß. Naboru sprang auf, und rannte zu Link. Malon starrte den Drachen fassungslos an.
 
"Uaaaah, was passiert mit mir?" Krächzte der Drache. In seinen Augen begann, sich Panik breitzumachen. "Da! Schaut doch!" Rief Malon. Am Hals des Drachen erschienen rote Striemen. Das Ungetüm röchelte, und schwang den Hals hin und her. "Was quält den denn?" Fragte Navi. Zelda schaute den Drachen aufmerksam an. "Es sieht fast so aus, als wenn er von einer unsichtbaren Kraft erdrosselt werden würde!" Meinte sie zögernd. Malon sah den Drachen entsetzt an. Obwohl er sie gejagt hatte, und sie töten wollte, empfand sie Mitleid. Denn der Drache schien schlimme Schmerzen zu haben.
 
"Halt! Malon! Wo willst du hin?!" Schrie Naboru, als Malon drei Schritte auf den sich krümmenden Drachen zuging. "Bleib hier!" Rief auch Link. Malon hörte nicht auf die beiden, und ging gefährlich nah an das Ungeheuer heran. "Geh...weg. Eigentlich will...ich euch ja gar nicht töten, doch...Vidala und Arcanna...sie...sie kontrollieren meinen...Körper!" Hustete der Drache. Seine Augen begannen glasig zu werden. "Ich..." Stammelte Malon. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. "Es tut mir leid!" meinte sie dann leise. Der Drache zauberte trotz der Schmerzen ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht. "Danke."
 
Mehr war nicht nötig: Mit einem fast menschlichen Seufzen kippte der Drache zur Seite- und erstarrte zu Stein. Malon starrte den Drachen wortlos an, doch er tat ihr sehr leid. Sie musste sogar gegen ein Schniefen ankämpfen. "Komm!" Naboru legte ihr eine Hand auf die Schulter, und zog sie sanft mit sich. "Ja! Sie kommen!" Freute sich Vidala. Arcanna seufzte gelangweilt. "Kinderkram!" Sagte sie herablassend. Vidala würdigte sie keiner Antwort. Grinsend schaute sie in ihr Dreieck, in dem sich jetzt Link und die anderen weiter in den Gang wagten. "Wir spielen Katz- und Maus. Ihr wisst es nur noch nicht!"
 
"Na toll. Und was jetzt?" Schimpfte Navi. Sie waren am Ende des Ganges angekommen. "Endstation," sagte Naboru lakonisch. Zelda trat vor, und tastete die Wand ab. "Vorsicht, vielleicht klappt das Ding gleich zurück, und unsere Prinzessin ist in der Wand gefangen!" Sagte Navi. Link setzte Impa vorsichtig ab, und untersuchte ihr Bein. Es war sehr heiß und geschwollen. Er wischte ihr vorsichtig den Schweiß von der Stirn. "Wir müssen hier schnell raus, denn sonst..." er sprach nicht weiter, doch Naboru nickte grimmig.
 
"Wir werden diese zwei miesen Feiglinge zurück in die Hölle schicken!" Sagte sie. "Hey! Ich hab ihn gefunden!" Rief Zelda plötzlich. Link und Naboru zuckten zusammen. "Was?" "Na hier! Einen versteckten Hebel!" Sagte die Prinzessin triumphirend. Sie streckte ihre Hand aus. "Warte! Vielleicht ist das eine Falle!" Warnte Malon. "Ach was, wo sollen wir ausserdem hin?" Fragte Zelda, und drückte den Hebel zur Seite. Eine Sekunde später zerbröckelte der Boden unter ihnen, und mit einem lauten Schrei stürzten sie in die Tiefe...
 
Die Herrin des Schreckens musste gegen einen Lachanfall ankämpfen. "Wirklich, diese Göre ist noch dümmer, als ich dachte. Na ja, so kommen sie wenigstens auf dem direkten Weg zu uns!" Tiefer...tiefer...plötzlich knallten sie auf den harten Boden. Link befürchtete, seine Knochen würden bei dem Aufprall in Stücke zerschmettert werden, doch abgesehen von einem kurzen, scharfen Schmerz, der in seinem Arm hochschoß, spürte er nichts. "Link!! Aus dem Weg!" Hörte er Malons Stimme. Er reagierte zu langsam, und Malon stürzte schreiend auf ihn. Link ächzte.
 
"Mein...Kreuz!" Stöhnte er. Malon strahlte. "Vielen dank für die weiche Landung!" Kicherte sie. Link warf ihr einen flammenden Blick zu. "Geh runter von mir! Nächstes mal werd ich dich als Trampolin benutzen! Weißt du was?" "Was denn?" Fragte Malon kichernd. "Dir würde eine Diät mal guttun, weißt du das?" Sagte er mit einem halb schmerzerfüllten, halb frechen Grinsen. Malon boxte ihm leicht ins Kreuz. "Und dir würde ein bischen Freundlichkeit zu mir mal guttun!" Fauchte sie.
 
"Hey, jetzt hört doch mal auf mit diesem Mist! Schaut mal lieber, wo wir gelandet sind!" Unterbrach Navi sie. Zelda richtete sich auf. Sie befanden sich auf einem schwarzen Abhang, der so aussah, wie eine steinerne Zunge. Sie kam aus der Wand. Unter ihnen ging es steil nach unten. Eisige Luft stieg von unten zu ihnen auf. "Brrr, kalt wie in einem Kühlschrank!" Meinte Naboru, die sich fröstelnd die Arme um den Körper schlang. "Herzlich wilkommen!" Ertönte plötzlich eine schneiden kalte Stimme. Alle drehten sich erschrocken um. In einer schwarzen Sänfte, die von zwei Elementar-Vögeln getragen wurde, erschien- Vidala!
 
Zelda wurde eine Spur blasser, Links Muskeln spannten sich, und Naboru ballte die Fäuste, denn der Drache hatte ihr Schwert zerstört. "Nochmals, herzlich wilkommen. Ich hoffe, die Reise hat euch nicht zu sehr angestrengt!" Sagte die Herrin des Schreckens. "Mit dir werden wir locker fertig!" Piepste Navi. Vidala lächelte. "Ah, eine Fee mit einem losen Mundwerk. Genieße deinen Stolz, solange du es noch kannst!" Sie schenkte Navi keine Beachtung mehr, sondern wandte sich Link, Naboru, Zelda, Malon und der immer noch bewusstlosen Impa zu.
 
"Soso. Der Herr der Zeiten, die Prinzessin von Hyrule, die Anführerin der Gerudo-Kriegerinnen und ein Bauernmädchen!" Sagte sie mit einem beleidigenden Unterton in der Stimme. Malon plusterte sich gereizt auf. "Ich werde..." "Gar nichts wirst du!" Unterbrach Vidala sie schroff. Ihre Augen wurden schmal, und begannen, in einem roten Licht zu glühen. Malon wurde wie von Geisterhand in die Luft gerissen. "Aaahh!" Rief sie. Vidala ließ sie heftig gegen die Wand schleudern. Mit einem Ächzen brach Malon in die Knie. Naboru stellte sich schützend vor sie, und Link zog drohend das Masterschwert. Vidala musste grinsen.
 
"Wirklich beeindruckend!" Spöttelte sie. "Aber so leicht wird es nicht!" Die unsichtbare Kraft, die auch Malon zu einer unsaften Landung verholfen hatte, entriß Link das Schwert. Vidala wiegte es nachdenklich in der Hand. "Ich weiß, ich kann dich damit leider nicht töten, aber eine solche Waffe will ich auch nicht in meinem Palast. Also..." Sie ließ das Schwert über dem Abgrund hin und her baumeln. "Nein!" Schrie Link entsetzt. Vidala ließ es gemächlich aus ihrer Hand rutschen. Lautlos verschwand das Masterschwert in der Tiefe. "Du verdammte Mistkröte!!" Schrie Link wütend.
 
Die Herrin des Schreckens fing an zu lachen. "Harte Wortwahl, mein Süßer!" Höhnte sie. "Es wird langsam Zeit, das Spiel jetzt zu beenden!" Sagte sie dann. Ihre Stimme klang voller Vorfreude. Ihre Hand schoß vor, und ihre ohnehin schon langen Fingernägel wurden zu gebogenen, dünnen Krallen. "Ich werde dir dein Herz aus dem Brustkorb reißen, und es zu meiner Sammlung dazufügen!" Flüsterte sie. Die fünf langen Krallen sausten auf den verdutzten Link zu. Im letzten Moment warf sich Naboru vor ihn. Mit einem Geräusch, das wie ein Schmatzen klang, bohrten sich die fünf Krallen in Naborus Brust.
 
Mit einem gequälten Schrei brach sie in die Knie. "Ich werde deinen Körper mal etwas genauer untersuchen!" Feixte die Herrin des Schreckens. Ihre Krallen wühlten in Naborus Brust herum. "Hör sofort auf!!" Brüllte Link, und wollte sich auf die Höllenfürstin stürzen. Mit einer unwilligen Handbewegung warf sie ihn ebenfalls gegen die Wand. Naboru schrie, als Vidala ihre Hand zur Faust ballte. "Tut das etwa weh?" Fragte sie mit glitzernden Augen. Mit einem harten Ruck riß sie ihre Hand zurück.
 
Naboru schrie noch einmal, dann verlor sie das Bewußtsein. Link stiegen vor Wut fast die Tränen in die Augen. Zelda starrte Vidala mit kalten Augen an. "Link! Fang!" Brüllte Navi plötzlich. Alle drehten sich verdutzt um. Navi flatterte keuchend auf die steinerne Zunge zurück. Und sie trug- das Masterschwert! "Wie hast du das denn gemacht?" Rief Link, während er blitzschnell nach seiner Waffe griff. Navi brach ächzend zusammen. "Das frage ich mich auch. Der Wille hält mich aufrecht!" Stöhnte sie.
 
Link drehte sich wieder zu Vidala um. Sie seufzte. "Ihr Hylianer seid so stur. Warum begreifst du nicht, dass du mich niemals besiegen kannst?" Ihre Hand schoß vor, und legte sich wie ein Schraubstock um Links Hals. "Aaahh!" Rief Malon entsetzt. Link keuchte. Vidala lächelte, und ihre freie Hand krallte sich heftig in Links verletzte Schulter. Er wollte schreien, doch es wurde ein leises Krächzen daraus.
 
Vidala drückte noch heftiger zu, und Links Hand öffnete sich reflexartig. Das Masterschwert fiel zu Boden. Zelda wollte Vidala ihre Macht entgegenschleudern, doch die Höllenfürstin warf sie gegen Malon. "Jetzt...stirb!" Flüstere Vidala. Link röchelte. "Nein! Link!" Schrie Malon. Zelda stand ächzend wieder auf. "Lass ihn los!" Befahl sie mit seltsam kalter Stimme. "Wie? Du befiehlst mir?" Fragte Vidala, und tat so, als könnte sie es nicht fassen, dass Zelda die Unverschämtheit besaß, ihr Vorschriften zu machen. Link krächzte erneut, seine Augen waren geweitet.
 
Vidala knurrte, winkte einen der beiden Eelementar-Vögel zu sich heran. "Thunderbird!" "Ja, Meisterin?" Krähte der Vogel. "Vernichte Prinzessin Zelda und ihre Freunde. Mit dem Herrn der Zeiten werde ich mich persöhnlich beschäftigen!" "Sehr wohl, Vidala!" Thunderbird flog mit einem Satz zu Zelda, und eine lange, Dolchartige Klaue brachte Zelda einen langen, blutigen Kratzer auf der linken Wange bei. Vidala grinste zufrieden, und schenkte ihre Beachtung wieder Link, der sich keuchend in ihrem Griff wand. "Hör auf zu zappeln, mein Kleiner. So tuts nur noch mehr weh!" Link stieß ein Seufzen aus, und erschlaffte. Vidala lachte. "Keine Ausdauer. Hast du in letzter Zeit zu viel auf der faulen Haut gelegen?" Spottete sie. Sie warf Link auf den Boden.
 
"Und jetzt werden wir zum großen Finale kommen!" Höhnte sie. Link bewegte sich nicht. Malon stieß erneut einen Schrei aus. "Zur Hölle mit dir!" Fauchte Vidala, und ihr gekrümmter Zeigefinger richtete sich auf Link. Aber sie führte die Bewegung nicht zu ende. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Naboru sich langsam an sie heranschlich, die Hand zur Faust geballt.
 
Mit einer schnellen Bewegung fuhr sie herum- und rammte Naboru plötzlich einen Dolch aus schwarzer Energie in die Schulter. Die Gerudo schrie auf, und taumelte auf den Rand der Steinzunge zu. "Pass auf! Naboru!!" Brüllte Navi erschrocken. "Ihr werdet alle sterben!" Sagte die Herrin des Schreckens genüsslich. Ihre Hände begannen zu glühen, schwarzes Feuer verteilte sich in der Luft. Zelda seufzte, ihr Kleid war zerfetzt und blutig. Thunderbird stieß einen schrillen Kampfschrei aus, und ein geladener Blitz schoß aus seinem Schnabel. "Prinzessin, vorsicht!" Rief Malon, und schubste Zelda zur Seite.
 
Der Blitz schrammte über ihre Hüfte, und Malon schrie auf. Vidala lachte gehässig. Plötzlich sprang Link auf, und griff sich das Masterschwert. Mit einer ruckartigen Bewegung riss er es herum, und brachte der Höllenfürstin eine tiefe Wunde im linken Arm bei. Vidala zischte zornig auf, und wollte Link in den Abgrund stoßen, doch er wich ihrer zuschnappenden Klaue mit einem geschmeidigen Satz aus.
 
Arcanna beobachtete das Schauspiel belustigt. In ihrem Dreieck sah sie, wie ihre Schwester sich anstellte. "Oh Vidala, du dumme Göre. Du glaubst es zwar noch nicht, aber ich fühle, dass sie dich besiegen werden."
 
Link schrie auf, als Vidala ihm einen Strahl aus schwarzer Macht gegen die verletzte Schulter schleuderte. Malon wollte auf Vidala losgehen, doch sie gab ihr eine schallende Ohrfeige, die dem Mädchen die Tränen in die Augen schießen lies. "Ihr werdet euch wünschen, niemals geboren worden zu sein!!" Zeterte die Höllenfürstin. Zelda schleuderte Vidala nochmals ihre Macht entgegen, doch sie prallte an ihr ab wie Regentropfen. "Lächerlich," höhnte sie.
 
"Thunderbird! Firebird! Macht mit ihnen kurzen Prozess!" Fauchte sie. Mit einer fast gemächlichen Bewegung drehte sie sich wieder zu Link um. "Meine Schwester hat mit dir bereits ein Spiel gespielt. Und jetzt..." sie grinste, ihre Augen glitzerten. Aus ihren Pupillen strömte schwarzes Licht. "Ich kann deine Alpträume wahr machen, hast du das schon vergessen?" Das Licht fuhr mit einem leisen Zischen in Links Augen. Er schrie vor Schmerzen auf, und währe fast von der steinernen Zunge gestürzt. "Was soll ich dir zeigen, Süßer? Ein Stück aus deiner nicht so schönen Vergangenheit?" Link sank vor ihr auf die Knie, und bedeckte das Gesicht mit den Händen.
 
"Ja, ich weiß, sowas tut weh," feixte die Herrin des Schreckens, "doch das geht auch vorbei. Fragt sich, was schlimmer ist: die Schmerzen, die ich dir jetzt zufüge, oder die Schmerzen, die du gleich haben wirst!" Link stöhnte leise. "Erinnerst du dich? Damals? Der Krieg, deine Mutter, und deine Zeit im Kokiri-Dorf?" Malon starrte Vidala fassungslos an, während Zelda sich um Naboru kümmerte. Link hielt die Hände immer noch vor seinem Gesicht. "Na? Wie ist das, weißt du, das ist alles nur deine Schuld, mein Süßer. Wärst du gar nicht erst geboren worden, hätten deine Eltern ihr Leben nicht verwirken müssen!" Links Schultern begannen zu zucken. "Alles ist nur deine Schuld, deine..." säuselte Vidala.
 
"Blödsinn!! Glaub ihr kein Wort!!" Schrie Malon empört. "Und warum sollte er nicht? Ist die Wahrheit vielleicht falsch?" Fragte Vidala mit einem fiesen Lächeln. Malon sog scharf die Luft ein, während Zelda sich langsam umdrehte. "Tja, aber wenn du mit dieser Schande weiterleben möchtest..." fuhr die Höllenfürstin genüsslich fort, "dann tu es. Doch wenn ich so erbärmlich währe wie du..." sie schwieg eine Welle genüsslich, "dann hätte ich mich schon vor Jahren umgebracht!"
 
"Das reicht!" Zischte Zelda. Ihre Augen schienen Funken zu sprühen. Vidala musterte sie abschätzend. "Komm und versuch mich anzugreifen. Du weißt, noch bevor die Sonne das nächste Mal aufgeht, seid ihr tot!" Sie sagte es nicht herrisch oder boshaft, sondern ruhig und gefasst. Sie war sich ihrer Sache einfach vollkommen sicher. Zelda ging zu Link, und berührte ihn leicht an der gesunden Schulter. "Hör nicht auf sie!" Sagte sie beschwörend. "Link! Hörst du?" Er nahm die Hände vom Gesicht. Seine Wangen waren Tränennass.
 
Vidala begann schallend zu lachen. "Und jetzt..." ihre Hände begannen abermals zu glühen. "Das ist euer Ende," zischte sie. Aufeinmal begannen Links, Zeldas, Malons, Naborus, Impas und Navis Körper zu leuchten. Mit einem feinen zischen materialisierte sich ein Gegenstand in der Mitte der Steinzunge. "D...der Spiegel...der Seelen!!" Krächzte Zelda fassungslos. "WAS?!" Schnappte Vidala. Link starrte Zelda sprachlos an. "Wie kommt...das Ding hierher?!" Ächzte Vidala.
 
Das schwarze Glas des Seelenspiegels begann zu schimmern. Mit einem lauten Knall erschien eine Hand aus dem Glas. Vidala prallte entsetzt zurück. Die Hand krümmte sich, und langsam zog sich eine silbere Gestalt aus dem Spiegel. "Milabrega?!?" Kreischte Vidala. Zelda lächelte böse. Milabrega hatte damals geschworen, über sie und die anderen zu wachen. "Was tust du hier?" Fragte Vidala mit mühsam beherrschter Stimme. "Ich sorge dafür, dass du den Herrn der Zeiten und seine Gefährten nicht umbringst," antwortete Milabrega ruhig. Vidala erbleichte, was Naboru zu einem schadenfrohen Grinsen veranlasste.
 
"Komm her...und versuch es!" Sagte Vidala mit zitteriger Stimme. Aus ihrer scheinbar unzerstörbaren Selbstsicherheit war Furcht geworden. "Das tue ich, keine Sorge. Du weißt, warum ich hier bin?" Vidala begann zu zittern. "Wage nicht, mir zu nahe zu kommen!" Fauchte sie. Milabrega lächelte spöttisch. "Was willst du tun?" Gab sie zurück. Die Höllenfürstin antwortete nicht. Ihre Augen wurden schmal. "Na gut, wenn du auf diesen Kampf bestehst..." flüsterte sie mit kalter Stimme.
 
Eine Korona aus schwarzem Licht umgab sie. Milabrega trat auf sie zu, und auch ihren Körper umgab eine Korona, die jedoch nicht schwarz, sondern weiß war. "Was passiert jetzt?" Fragte Link leise. Zelda antwortete nicht, sie blickte gebannt auf die Herrin des Schreckens und ihre Gegnerin. "Jetzt wirds spannend!! Milabrega, mach sie fertig!" Zeterte Navi. Vidala erhob sich wie von Geisterhand getragen in die Luft, und Milabrega tat es ihr nach. Beinahe gleichzeitig begannen Hände und Augen zu glitzern und zu leuchten. "Stirb!" Brüllte Vidala hasserfüllt.
 
"Du überschätzt dich. Deine Zeit ist endgültig abgelaufen!" Antwortete Milabrega wütend. Aus ihren Augen schoß ein Strahl aus weißem Licht auf ihre Gegnerin zu. Vidala hob ihre Hände zum Schutz, und zwei Mächte prallten aufeinander. "Mach sie fertig! Töte sie! Vernichte sie, los!!" Keifte Navi. Sie flog gefährlich nahe auf die Kämfpenden zu. "Navi, bleib hier!!" Schrie Link. Zelda versuchte, nach der Fee zu greifen, doch Navi war richtig in Rage. Ein Blitz aus schwarzer Energie traf Navi am Flügel. Mit einem lauten Schrei verlor sie an Höhe, und währe fast in den Abgrund gestürzt. Malon sprang entsetzt vor, und fing die Fee im letzten Augenblick.
 
"Gib endlich auf, du wirst sowieso sterben!" Rief Milabrega, und schoß einen Pfeil aus weißer Macht auf die Höllenfürstin. Die beiden Göttinnen kämpften, doch keine war stark genug, die andere zu besiegen. So schwankte das Kräftemessen hin und her. Schließlich war Vidala nur einen winzigen Moment unachtsam, und Milabrega nutzte das geschickt aus: sie prellte der Höllenfürstin ihre Waffe aus der Hand, und hielt ihr drohend einen Speer aus weißer Macht an die Kehle. "Gibst du jetzt endlich auf?!" Fragte sie kalt. Vidala grinste plötzlich hämisch. Ihre Hand schoß vor, packte Zelda und riss sie zu sich heran.
 
"Einen Schritt weiter, und ich schneide der hübschen Prinzessin ihren kleinen, zarten Hals durch!" Fauchte sie. Milabregas Speer lag fest in ihrer Faust, aber sie stach nicht zu. "Zieh deine Waffe zurück!" Keifte Vidala. Milabrega zögerte. "Los!" Zelda würgte, denn die Herrin des Schreckens hatte ihr ihren Arm wie einen Schraubstock um die Kehle gelegt. Wiederwillig zog Milabrega den Speer zurück. "Weg! Verschwinde!" Fauchte Vidala. "Nein! Töte sie, worauf wartest du?!" Röchelte Zelda. Link hob drohend das Masterschwert, doch Vidala kommentierte das nur mit einem gehässigen Grinsen.
 
Plötzlich stieß sie einen halb unterdrückten Schrei aus, und ließ Zelda fallen. Aus ihrer Brust ragte ein langes, schwarzes Schwert hervor. Impa hockte hinter ihr, und riss die Waffe mit einem Ruck wieder heraus. Schwarzes Blut tropfte auf die Steine. "Du..." gröhlte Vidala. Hasserfüllt starrte sie die Shiek an. "Dafür wirst du bezahlen, und wenn du jetzt stirbst, ist auch die letzte Shiek auf Erden vernichtet. Das hatte ich eigentlich gar nicht geplant: Ein Volk auszurotten," sie grinste böse. Ihre Hand begann zu glühen. Impa keuchte entsetzt, und ihr Bein begann wieder zu bluten. Lautlos schlichen sich Link und Naboru von hinten an die gerade abgelenkte Höllenfürstin heran. Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin rammte Link ihr das Schwert in die Schulter, und Naboru ließ die gefalteten Hände in ihren Nacken sausen.
 
Vidala keuchte, und taumelte auf den Rand des Abgrundes zu. Malon half der Entscheidung, ob sie fallen sollte oder nicht, durch einen gezielten Fußtritt nach. Laut schreiend verlor die Herrin des Schreckens die Balance, und stürzte rücklings in die Tiefe. Doch sie fand noch genug Zeit, Milabregas Arm zu packen, und sie mit in den Abgrund zu zerren. Milabrega schrie entsetzt auf, und auch Link und Zelda öffneten beinahe gleichzeitig den Mund. Die beiden Göttinnen stürzten in die Schlucht und verschwanden.
 
Zelda fiel vor dem Abgrund auf die Knie, und starrte aus riesigen Augen in die Schlucht. Kälte wie aus einem Kühlschrank stieg aus der Bodenlosen Tiefe empor. Der Schrei der beiden ungleichen Gegnerinnen hallte noch leise zu ihnen hinauf. Zeldas Hände krampften sich fest um ihre Knie, als Link leise hinter sie trat. "Komm," sagte er nur. Malon wusste nicht so recht, ob sie lachen oder weinen sollte, während Naboru sich über die bereits wieder bewusstlos gewordene Impa beugte.
 
Arcanna spürte, dass ihre Schwester versagt hatte. "Genau wie ich es ihr gesagt habe, aber auf mich hört ja keiner," murmelte sie. Seufzend erhob sie sich von ihrem Thron, und verließ den Saal. Genau wie bei der Verbannung ihrer jüngsten Schwester empfand sie auch diesmal keine Trauer, nur Wut, solch unfähige Schwestern zu haben. "Scheint so, als würde ich mich selbst darum kümmern müssen. Aber nicht heute," sagte sie. Sie machte ein finsteres Gesicht, schlug die Hände zusammen- und war im nächsten Augenblick verschwunden.
 
Keiner hatte währenddessen etwas gesagt, nur jedem standen die Tränen in den Augen. "Lasst uns gehen," sagte Zelda mit gebrochener Stimme. "Nicht so hastig!" Unterbrach sie eine dröhnende Stimme. Alle drehten sich um. Aus den Tiefen des Abgrundes erschien- Arcanna! "Wer...ist denn das...?" Fragte Link. Zelda wurde noch blasser. "Die letzte Höllenfürstin!" Flüsterte sie. "Ich werde mich heute nicht mit euch herumschlagen!" Sagte Arcanna mit beleidigendem Tonfall. "Vielleicht später, wenn ich mir einen schöneren Platz für mein Schloss ausgesucht habe. Ach ja, nehmt euch Milabregas Tod nicht so zu Herzen, sie war schon immer eine Versagerin!" Höhnte sie. "Du!" Fauchte Link. Wutentbrannt schloß sich seine Faust um den Griff des Masterschwertes. "Mach dich nicht lächerlich," sagte Arcanna ruhig. "Du weißt genau, dass du mir unterlegen bist, Kleiner." Links Gesicht verfärbte sich nun so rot, dass Malon ernsthaft daran dachte, sein Kopf würde explodieren. Stattdessen sagte Link herausfordernd: "Du bist doch nur zu feige, weil du gesehen hast, wie es deinen Schwestern ergangen ist!" Arcanna lachte leise. "Du bist richtig süß, wenn du dich so aufregst!" Spöttelte sie.
 
Dann wurde sie übergangslos wieder ernst. "Wie gesagt, wir werden uns wiedersehen. Mein Wort darauf!" Und mit diesen Worten löste sie sich in schwarzen Nebel auf. Zelda ächzte. "Und nun...?" Fragte sie. Keiner antwortete. "Hey!" Rief eine wohlbekannte Stimme. "Ruto!" Jubelte Link. Er schob sein Schwert in die Scheide, und rannte zum Ende der Steinzunge. Auf einem Podest saß- wohlbehalten und mit einem glücklichen Lächeln auf dem Gesicht- die vermisste Prinzessin der Zoras. "Vielen dank!!" Rief Ruto, und fiel Link um den Hals. Naboru grinste spöttisch. "Das ist typisch. Warum rennen alle Mädchen zu ihm, wir haben genauso mitgeholfen!" Flüsterte sie Malon zu. Das Bauernmädchen lächelte wortlos. "Lasst uns endlich von hier verschwinden!" Unterbrach Zelda.
 
Einige Tage später kamen sie- zwar völlig entkräftet, und mit einigen Narben mehr- endlich in Hyrule an. Malon bekam ihre Strafe zwar doch, aber in ihren Augen hatte es sich gelohnt. Naboru kam auf der Gerudo-Festung an, und erklärte, nun drei Monate Winterschlaf halten zu müssen, um sich erstmal auszuruhen. Impa wurde auf dem Schloß behandelt, und erholte sich zusehends. Aber am meisten interessierten sich die Hylianer natürlich für das, dass jetzt mit Link und Zelda geschehen sollte. Sie hatten keinem etwas gesagt, aber es wurde schon bald überall bekannt, dass sie ein Liebespaar waren.
 
"Tja, so war das," beendete Link seine Geschichte. Wie beim ersten Mal hingen alle Kokiri gebannt an seinen Lippen, nur Mido glaubte ihm kein Wort. Salia lächelte stolz. "Ich habe genau gewusst, dass du es schaffst. Ich konnte leider keinen Kontakt mit dir aufnehmen, die Kraft der Höllenfürstinnen war zu stark." Link lächelte. "Hauptsache, wir haben es jetzt hinter uns." "Warum gehst du nicht erstmal zum Deku-Baum? Er hat sich große Sorgen um dich gemacht!" Sagte Salia. "Gute Idee, bis später!"
 
Der Deku-Baum unterbrach Link nicht ein einziges Mal. "Du hast Großes vollbracht, Herr der Zeiten," murmelte er. "Doch was ist mit..." Link sah ihn unruhig an. "...Arcanna?" "Ich...sie ist...entkommen," sagte Link. Der Deku-Baum seufzte. "Das habe ich befürchtet. Du musst..." "Ja, ich weiß!" Unterbrach Link ihn wütend. "Ich muss schon wieder los und gegen so eine Verrückte kämpfen, die nichts anderes im Sinn hat, als mich zu foltern und anschließend zu töten. Kein Problem, ich bin schon weg!" Sagte er lakonisch. "Du hast noch Zeit. Haben Zelda und du nicht irgend etwas vor?" "Äääh...nein. Das heißt ja...nun....ich muss zurück zum Schloß, man erwartet mich!" Links Kopf war wieder knallrot geworden, und eilig verabschiedete er sich.
 
Zelda wartete am Waldrand. "Und?" Link seufzte aus vollem Herzen. "Der Deku-Baum hat mich schon wieder losgeschickt. Verdammt, ich dachte, wenigstens jetzt können wir etwas Zeit zusammen verbringen!" Zelda lächelte ih an. "Aber das können wir doch!" Meinte sie, zog ih zu sich heran, und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Link dachte nicht mehr über Arcanna nach. Er hatte noch Zeit, das hatte ihm der Deku-Baum gesagt. Und die wollte er nutzen, denn jetzt hatten er und Zelda endlich zueinander gefunden. Sie gaben sich abermals einen Kuss, und Link war froh, die Strapazen auf sich genommen zu haben. Malon hatte recht: in einem Punkt hatte es sich wirklich gelohnt.
 
Irgendwo weit weg, wo noch nie ein Sterblicher seinen Fuß hingesetzt hatte, saß Arcanna auf ihrem neuen Thron in ihrem neuen Schloß. Sie beobachtete Zelda und Link durch ihr Dreieck. "Ja, genießt eure gemeinsame Zeit. Ich habe euch versprochen, dass wir uns wiedersehen!" Sie lachte leise...

Ende