Nur ein Spiel - Kapitel 44 - Geheimnisse der Vergangenheit IX und Kapitel 45 - Alleine im Verließ

Autor: Faylen7


Viele Tage vergingen in der alten Welt von Hyrule und am morgigen Tage stand das Fest des Friedens an. Alles war vorbereitet für den großartigsten Tag des Jahres. Link hatte sich, seitdem er um Zeldas Hochzeitspläne wusste, nicht mehr im Schloss blicken lassen. Selbstverständlich teilte er Impa mit, dass es ihm gut ginge, sodass sich niemand um seinen Verbleib sorgen müsste. Nur Zelda verstand nicht, warum er sich so klammheimlich davongestohlen hatte und sie nicht mehr besuchte... es stimmte sie traurig, noch trauriger, als sie ohnehin die letzten Tage und Nächte gewesen war.

Link übernachtete währenddessen bei seiner guten Freundin Malon auf der Ranch. Er hatte ihr noch nicht erzählt, was der Grund war, dass er das Schloss verlassen hatte, aber es gab ja Epona, die seine Ausrede darstellte. Geschauspielert hatte Link und behauptet, er müsse mal wieder Zeit mit Epona verbringen und das war nur die halbe Wahrheit...

Es war spät Abends, als der sorgenvolle Heroe mit der Okarina auf einem Zaun saß, mit den Beinen baumelte und mal wieder - er hatte es fast jede Nacht gespielt-  Zeldas Wiegenlied spielte. Er schloss seine Augen und versank halb in der Melodie.
Malon gesellte sich zu ihm und überrascht öffnete er seine tiefblauen, ernsten Augen.
„Willst du mir nicht endlich mal erzählen, was los ist, du liebeskranker Held?“ Er packte die Okarina weg und sprang vom Zaun.
„Hast du nicht Lust, eine Runde auszureiten“, fragte Malon dann und hoffte, sie könnte ihn endlich mal in ein Gespräch verwickeln.
„Hyrule an den Helden Link, der mal keine grüne Mütze trägt. Könntest du aufhören, Trübsal zu blasen. Du Hornochse, was ist nur mit dir los, zum Teufel?“ Und ihre Stimme wurde immer lauter. Malon hatte in der Tat eine laute Stimme, wenn sie wollte und eine schöne obendrein.
Link seufzte und meinte: „Ja, Ausreiten ist eine gute Idee. Ich denke, Epona braucht ein wenig Auslauf, oder?“
„So ist’s richtig.“ Malon rannte in den Stall und sattelte Epona und ihr eigenes Lieblingspferd Singsang.
 
Link kam wenig später herbei und gemeinsam galoppierten die Pferde über die Steppe.
„Ähm... Malon, warte mal?“ Und Malon schaute zurück, da Epona zum Stehen kam.
„Wollen wir eine Pause machen?“, erwiderte sie und sprang von Singsang. Die Pferde erfreuten sich an der frischen Luft in der Steppe und an ihrer Freiheit, während Link und Malon auf der Wiese saßen.

„Wegen der Sache mit dem Ball, Malon. Ich habe Impa gefragt und sie meinte, sie würde dich gerne irgendwie hineinschleusen. Du kennst ja Impa und ihre Einfälle. Du sollst morgen gegen drei Uhr nachmittags beim Schloss sein. Impa wird auf dich warten und dich dann einweisen. Sie macht aus dir schon eine Adlige. Dann kannst du den Ball genießen und ein Treffen mit einem Nobelmann steht nichts im Wege.“ Malon freute sich und drückte dies mit einem lauten Juhu aus.
„Und du? Wirst du denn nicht an dem Ball teilnehmen?“ Links Gesicht verzog sich. Er schüttelte mit dem Kopf. „Ich habe Wichtigeres zu tun.“
„Nun hör’ aber auf? Was kann schon wichtiger als der Ball sein, wo eine Prinzessin auf dich wartet.“ Link sagte dann lauter als vorher und leicht verärgert: „Sie wartet nicht auf mich. Sie wartet genauso wie du auf einen Prinzen. Ich bin da völlig fehl am Platz.“ Und wütend sprang Link auf und ballte seine Fäuste.

„Aber Link“, sagte Malon vorsichtig.
„Zelda wird sich morgen mit irgendeinem Kerl der höheren Kaste verloben. Was soll ich noch dort...“ Man erkannte an seiner Stimme, wie weh es ihm tat, allein jene Worte auszusprechen.
„Link, das tut mir so leid...“, meinte Malon, die jetzt verstand, weshalb er sich in den letzten Tagen so komisch benommen hatte. Auch sie stand auf und lief zu ihm herüber. „Komm’ her, du kleiner Idiot“, sagte sie und umarmte Link freundschaftlich.

Nach einer Weile meinte der Held leise: „Danke Malon... du bist ein guter Freund.“
„Gern geschehen. Und Link...“
„Ja?“ Überrascht sah er auf, als sie beide wieder auf ihren Pferden saßen.
„Egal was irgendwann sein wird... ich bin mir ziemlich sicher, dass es sie freuen würde, wenn du morgen auf dem Ball erscheinst. Außerdem bist auch du ein kleiner Prinz, zwar nicht von Blut, aber durch deine Heldentaten. Du hast es auf jeden Fall verdient diesen Abend zugenießen.“
„Ach... ich weiß nicht.“
Malon ritt mit Singsang ein wenig näher an Epona heran und gab Link einen Stups. „Komm’ schon, du Held. Hör’ auf zu schmollen und gib’ dir einen Ruck“, sagte sie und lächelte ihn mit einem ihrer fröhlichen Gesichtern an. Der Hylianer atmete tief aus und schaute hinauf zu dem hellen Mond am Himmel. Lange Zeit starrte er gedankenversunken irgendwohin. Und sein Blick schien in diesem Moment alles auszusagen, was er dachte, was er empfand.

„Ist es denn nicht Schicksal für Helden, dass sie anderen helfen, aber selbst nie das Glück erreichen, das sie begehren. Link...“
Er nickte. „Ja, Malon, ich habe die letzten Wochen wohl in einer Wunschvorstellung gelebt und jetzt befinde ich mich in der Wirklichkeit und Zeldas Verlobung war das böse Erwachen. Ich weiß aber nun, was ich zu tun habe...“
„Wirklich?“
„Ja, sehr bald, wenn hier in Hyrule die Dinge geklärt sind, um die ich mich noch kümmern muss, werde ich diesem Land erneut Lebewohl sagen. Doch diesmal weiß ich nicht, ob ich jemals zurückkehren werde...“ Malon presste die Lippen aneinander und sagte: „Ich werde dich vermissen, du Taugenichts.“
„Ich dich ebenso, Malon. Aber...“ Und Link hatte endlich wieder ein stolzes Lächeln auf dem Gesicht, welches die Spur Abenteuerlust verriet. „... kein Grund für Melancholie. Die Zukunft hält sicherlich ihre Überraschungen bereit und Hoffnung gab es immer und es gibt sie noch...

Geschwind ritten die Jugendlichen zurück zu der großen Farm von Talon und Malon, genossen den frischen hylianischen Abendwind um die spitzen Ohren und verschwanden am Horizont.

 

Kapitel 45: Allein im Verlies...

„Impa? Was ist geschehen?“ Die stolze Shiekah hielt eine Hand vor ihren Mund und schaute entsetzt drein. Sara stand vor ihr und sah sie nur fragend an.
Wartend befanden sich die Überlebenden im schwachen Schein einer Kerze an dem großen Tisch. Impas Blick wurde ernster und ernster.

„Zelda, irgendetwas stimmt nicht mit ihr“, sagte sie matt. „Etwas ist geschehen... sie leidet, Sara.“
„Was? Aber Link ist doch bei ihr!“, entkam es ihr entrüstet. 
„Ja, das mag sein. Möglicherweise hat sie etwas getan, was Link nicht verhinderte...“
Und Sara setzte ebenso ein eher schwermütiges Gesicht auf.

„Ich frage mich, ob sie jemals zurückkehren werden. Glaubst du, wir haben eine Chance, Impa?“ Die Schuldirektorin schüttelte nur mit dem Kopf.
„Wenn ich ehrlich bin Sara, standen die Chancen ohnehin nie sehr gut. Wir sollten aufhören in einer Illusion zu leben. Wir sind die Wirklichkeit... hier gibt es keinen Spieler, der alles so steuert, dass es ein Happyend gibt, hier... gibt es vielleicht keines...“
„Aber Ganon darf nicht bekommen, was er will. Wo ist die Gerechtigkeit, Impa? Wo sind die Götter, an die wir geglaubt haben? Was ist mit den alten Legenden um die Helden Hyrules, was ist mit dem Schicksal? Ich weigere mich zu glauben, dass es so enden soll...“
Impas rote Augen blickten Sara eindringlich an und ein leichtes Lächeln zeigte sich um ihre Mundwinkel. „Solange wir noch da sind, ist noch nichts verloren, auch wenn die Zeit knapp ist. Aber was anderes... bist du denn nicht müde, Sara?“
„Nein, ich habe sowieso schon zu lange nichts getan. Gibt es nicht doch etwas, was wir tun könnten?“ Impa zuckte mit den Schultern. Dann hörten sie ein merkwürdiges Geräusch, ein Kratzen, an der großen Stahltür, die als Versiegelung für die Kellerräume diente.
 
Als Link zur Besinnung kam, fand er das kleine Dorf völlig leer vor sich. Er hatte wiedereinmal einen Blackout und keine Ahnung von den Dingen, die er mit seinen eigenen Händen getan hatte. Wusste nicht, dass er getötet hatte. Wusste nichts von dem kalten Ich, das ihn umhüllte.
Er blickte verwirrt um sich und sah Zelda leblos am Boden liegen. Gerade da kamen seine Erinnerungen zurück und er besann sich auf das schaurige Bild ihres leiderfüllten Gesichtes. Entsetzt rannte Link zu ihr, als er seine Gedanken ordnete...
Er ließ sich einfach fallen, umfasste angsterfüllt Zeldas Oberarme und drehte die bewusstlose Hylianerin sachte zu ihm. Sein Blick fiel sofort auf den todbringenden Pfeil knapp unter ihrer Brust. Dickes Blut sickerte in den dunkelblauen Stoff ihrer Stoffbluse. Blut... wertvolles Blut. Und doch bestand Zeldas gesamtes Dasein nur aus Blut.

Fassungslosigkeit und Schock standen in Links kreidebleichem Gesicht geschrieben. Er wusste nicht, was er tun sollte und fühlte sich so hilflos.
„Zelda...“, flüsterte er. Zitternd wanderte seine linke Hand zu ihrem Hals, er traute sich nicht ihren Puls zu fühlen. Denn wenn Zeldas Puls nicht fühlbar war und... er brachte seine Gedanken nicht zu ende und drückte machtlos ihren Körper an seinen.
Er murmelte ihren Namen erneut, dann noch einmal.

Die Zeit tickte nicht mehr. Tausende Gedanken schossen Link durch den Kopf. Was war und was hätte sein können...

Einige Minuten gingen vorüber. Noch immer lag Nacht und Kälte in den geheimen Kokiriwäldern. Reisende Nebelschwaden bedeckten den moosigen Waldboden und legten sich wie ein Mantel über die beiden Hylianer. Erneut sammelte sich salzige Tränenflüssigkeit in Links Augen, gegen die er nicht ankämpfen konnte. Er wollte etwas sagen und wusste nicht, welche Worte überhaupt noch einen Sinn hatten. Nichts hatte mehr Sinn ohne sie. Ohne seine Prinzessin, die ihm immer den Rücken gestärkt hatte.

In dem Augenblick vernahm Link ein kümmerliches Aufstöhnen, energieloses Seufzen, dann ein leises Weinen. Vorsichtig legte er Zelda zurück auf den leblosen Waldboden, löste ihre eisigen Hände aus den Fesseln und nahm ihre rechte, zarte Hand in seine beiden rauen.
„Zelda...?“, seine Worte schwach und zitternd. Ein Streicheln ging über ihre rechte Hand, gefolgt von einem leichten Drücken der beiden warmen Hände Links. Zeldas Körper zuckte auf. Krächzend schlug sie ihren Kopf zur Seite, quälte sich mit ihrer klaffenden Wunde und seufzte unentwegt. Ihre Atmung kam kurz und flach. Sie kämpfte. Ein kleiner Rinnsal aus Blut folgte einem Pfad an Zeldas rechtem Mundwinkel hinab.

In dem Moment liefen Tränen ihre Wangen hinab und sie blinzelte. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie üble Schmerzen haben musste.
„L-Link...“, brachte sie hervor, verzog aber dann ihr Gesicht und begann vor Schmerz zu winseln. Sie schämte sich für ihren elenden Zustand, wollte, dass Link ging. Er sollte nicht mit ansehen, wie sie sich quälte. Und sollte nicht miterleben, wie der Tod an ihr nagte. Abweisend drehte sie ihren Kopf zur Seite, sodass sie Link nicht ansehen musste und weinte leise vor Schmerzen.
Wie in Trance wischte Link mit einigen Fingerspitzen das Blut von ihrem Mund, als eine kleine Träne aus seinen Augen ihre Nasenspitze benetzte.

„Du weinst ja...“, murmelte Zelda und versuchte ein wenig zu lächeln. Ein schmaler Spalt zwischen ihren Augenlidern ließ das schöne Blau hindurch. Link schaffte es nicht, auch nur ein Wort zu sagen. Es tat weh, sie so zu sehen, ihr nicht helfen zu können. Ein Ziehen und Spannen in seinem Herzen. Ein dumpfer Schmerz. Es tat einfach nur weh…

Ihre Augen schlossen sich wieder, entgegen ihres Willens. Und es schien, als war jene kleine Bewegung genug um den Knoten in Links Hals zu lösen…
Sanft patschte er auf ihre Wangen, wollte sie wach halten, sie bitten, ihn an zusehen. Aber sie reagierte nicht auf ihn, spuckte ein wenig Blut zwischen Nadeln und Grashalme und schien erneut das Bewusstsein zu verlieren.

Sie blinzelte und murmelte schwach, stockend: „Link... ich bin... so... müde...“ Der Schatten über dem Blau ihrer Augen wurde dichter und dichter...
„Nein, bitte, Zelda, du musst wach bleiben...“, sagte er gedämpft und hasste sich dafür, dass er ihr im Moment nicht helfen konnte. Nichts konnte er tun... übermannt von Hilflosigkeit... nichts...
Vorsichtig führte er ihre rechte Hand an seine Lippen, drückte einen Kuss auf ihre blasse Haut und hielt ihre Hand an seine Wange gepresst.
„Es ist so kalt...“, würgte sie hervor, atmete schlürfend ein und aus. „...hier und... überall. Es ist kalt...“ Verzweifelt hievte Link ihren schwachen Körper ein Stückchen an und drückte sie an sich. „Zelda...“, hauchte er. Aber sie blickte ihn nur verschwommen an, ein wenig verträumt, ein wenig unwirklich. 
„Zelda... ich brauche dich... bitte...“
„Ich... fühle mich so müde... bitte lass’ mich schlafen...“
„Nein!“, schrie er sie an, „Du darfst jetzt nicht schlafen, Zelda, ich bringe dich nach Hause, zu Ines. Dar wird dir helfen... Bitte, nur bitte, bleib’ wach. Bleib’ bei mir, Zelda.“ Er rüttelte sie sanft, als abermals ihre Augenlider niedersanken. Sie wehrte sich mit aller übriggebliebenen Kraft gegen seine Nähe, gegen seine Wärme und drückte sich von ihm weg. Sie wollte ihn anschreien, brüllen.
Es ging um so vieles. Ihre Verletzung, ihr Versagen, könnte die gesamte Mission in Gefahr bringen. Link durfte sich nicht um sie kümmern. Sie mussten weiter oder das Schicksal der Erde und Hyrules wären für immer besiegelt...

„Geh’... lass’ mich alleine hier... bitte geh’...“
„Ich lass’ dich nicht allein“, erwiderte er gekränkt. Er beugte sich über sie, suchte ihren Blick, der doch nur noch verschwommen war. „Zelda...“, flüsterte er liebevoll. Mit Sehnsucht erklang ihr Name, verriet soviel über seine wahren Empfindungen. „Ich bringe dich nach hause... Zelda... ich...“

Verärgert brachte sie halbwegs laut hervor: „Link... nein... wir können nicht zur Erde, dann... dann ist alles vorbei... “ Sie krallte sich zitternd mit ihren Händen in dem Erdboden fest. Mit letzter Willenskraft zerrte sie an Links Arm und führte dessen Hand zu dem Pfeil, der gefährlich tief in ihrem Körper steckte. Sie versuchte sich aufrecht zusetzen, aber ihre Kräfte versagten endgültig und Link hielt sie fest in seinen Armen.

Seufzend sagte sie: „Zieh’ den Pfeil heraus...“
Link sah sie nur geschockt an... wenn er jetzt den Pfeil entfernen würde, würde sie noch mehr Blut verlieren...
„Nein...“
„Bitte...“, stöhnte sie und presste ihre Lippen aneinander.
„Zelda... ich kann nicht...“
Sie versuchte ihn ein weiteres Mal anzulächeln und doch lief eine salzige Träne an ihrer rechten Wange hinab.
„Link... ich habe... dich immer...“ Zitternd näherte sich Link ihren sanftmütigen, warmen Augen, bat sie inständig zu kämpfen, bei ihm zu bleiben...
„... dich immer... so sehr…“

Sie öffnete schwach ihren Mund, wollte etwas sagen, was sie nie konnte, brachte aber kein weiteres Wort aus ihrem blassen Mund... Zelda verlor in dem Augenblick endgültig das Bewusstsein...

Der Mutant aus Ganons Armee kniete mit Schweiß auf der pelzigen Stirn vor seinem Lord nieder. Er formte seine beiden Hände zu Fäusten, dann verdrehte er diese und es knackte einmal laut in seinen Gelenken. Bei genauem Blick konnte man erkennen, dass seine Gelenke verdreht waren. „Meist- Meister... der, der Held hat gewonnen. Tötet alle. Tötete die alle.“
 
Ganon schlug sich genervt an die Stirn und verleierte seine roten Teufelsaugen. Der Mutant war so belämmert, dass es nichts brachte ihn zu bestrafen. Also stand Ganon auf und schaute aus den Fenstern der Kathedrale. Ein blutroter Schein strahlte in das Innere der Kathedrale. Ein Schein, der von einem glühenden Halbmond herrührte. Sehr bald würde Vollmond sein, dann wäre er endgültig der Herrscher von zwei außergewöhnlichen Welten.
„Wo ist überhaupt Mortesk, Troplox?“
„Tot... hehe... so tot... wie tot...“ Ganondorf drehte sich überrascht um und funkelte mit kühlem Blick in das Mutantenwesen hinein. Er sagte die Wahrheit.
„Soso... ich nehme an, die mützensüchtige Ausgeburt des Schicksals hat ihn beseitigt.“ Der Mutant, mit Namen Troplox, wippte einige Male mit seinem Kopf auf und ab, was unheimlich dämlich für eine Mischung aus Moblin und Eisenprinz aussah.
„Gut. Hab’ mich schon gefragt, wie er solange am Leben bleiben konnte, dieser Feigling. Troplox, du bleibst auf der Fährte von Link und der Prinzessin.“ Dann lachte der Mutant abfällig in sich hinein. „Kann nicht, wir können nicht auf der Fährte von Zelda bleiben.“ Damit blickte Ganon ziemlich verwirrt drein. „Wie darf ich das verstehen, dummes Häufchen Elend?“
Troplox machte große Augen und zog seine aufgeplatzten, lila Lippen zusammen. Dann lugte er an die Decke. „Mor-Mortesk... hat Pfeil geschossen... auf sie und sie tot. Auch tot. So tot wie Mor...“

Ganon schlug mit der Faust auf den steinernen Altar, der daraufhin zusammenbrach. Im nächsten Augenblick brachen alle Fensterscheiben in der Kathedrale entzwei und Ganon fühlte, wie Wut in ihm wuchs.
Er wusste, dass sich in Zeldas Blut immer noch Magie verbarg, jenem Blut der königlichen Familie von Hyrule. Denn Zelda wurde nicht so wie Link und andere auf normalem Wege wiedergeboren, sie wurde nicht geboren. Wenn er dieses Blut besäße, könnte er vielleicht noch mehr Macht erlangen als er ohnehin schon hatte. Seit seinem Wiedererwachen war er darauf aus gewesen, es gierte in ihm dieser Wunsch, diese Macht zu haben, so wie er jahrhundertlang jede Macht besitzen wollte. Und alles, restlos alles hätte er getan, zerstört, versucht, nur um alle  Macht der Welt in seinen Händen zu halten. Und nun...
Außerdem hatte Ganon schon immer ein Interesse an der Prinzessin von Hyrule, ob nun an dieser Königtochter, oder eines anderen Nachfahren der Königsfamilie mit Namen Zelda.
Sie war der Juwel Hyrules, schön und weise. Nicht nur das hylianische Volk selbst unterlag ihrem Zauber, auch Dämonen wie Ganondorf. Vielleicht aber war sie gar nicht tot und nur verletzt?

„Troplox. Töte den Helden endgültig und nun verschwinde!“, fauchte Ganon in einem abwertendem Tonfall. Er setzte sich auf den Thron und überlegte. Dann erloschen alle Kerzen in der Kathedrale und Schatten kamen aus allen Ecken der Kirche, versammelten sich demütig vor den Füßen Ganons und wandelten sich zu drei Gestalten. Die Schattengötter versammelten sich, um neue Befehle ihres Herrn auszuführen.
„Zelda wurde möglicherweise getötet. Erspart euch die Mühe nach ihr zu suchen, verfolgt stattdessen die Gottheiten, welche ausgebrochen sind und diesen kleinen Kerl, der sich ebenso Link nennt.“
Sie verschwanden, wie als wären sie nie hier gewesen.

Währenddessen verlor Link im Kokiridorf immer mehr die Nerven. Er wollte nachdenken, wollte irgendetwas tun, und wusste keinen Weg aus seiner Hilflosigkeit heraus. Dumm fühlte er sich. Einfach nur dumm, zu dumm und schwach, seiner Seelenverwandten zu helfen.

Es musste ihre Lunge erwischt und sicherlich eine dicke Blutader durchtrennt haben. Man hörte es an ihrer energielosen Atmung… außerdem schien durch die Wucht des Pfeils eine Rippe einiges abbekommen zu haben. Eine verletzte Lunge, eine zerfetzte Rippe, geisterte es in Links Kopf umher. Was, wenn die gebrochene Rippe sich in ihre Lunge bohrte...
„... nein... Zelda...“, wimmerte er, zog die einstige Prinzessin Hyrules an sich und wurde zunehmend hilfloser, flehte sie inständig an, sie möge ihre Augen wieder öffnen. Aber Zelda blieb besinnungslos und atmete nur sehr schwach. Link fühlte ihren Puls, entsetzt, wie unregelmäßig er kam und kniff vor Angst sie zu verlieren seine Augen zusammen. Er stützte eine Hand an seinen schmerzenden Kopf, fühlte den Druck in seinem Herzen unerträglich werden und betete für Zeldas Leben.

Dann sagte eine Kinderstimme hinter ihm: „Linky, lass’ dich nicht so hängen. Steh’ endlich auf und tu’ was!“ Link erkannte das Wesen sofort als Navi.
Sie brüllte: „Du bist der einzige, der ihr helfen kann. Also reiß’ dich zusammen!“
„Schön und wie soll’ ich ihr bitte helfen? Ich täte es ja gerne...“, schnaufte er verärgert und im nächsten Augenblick lag wieder Verzweiflung in seinen Augen. „Ich schaffe das nicht ohne sie...“, flüsterte er elend.
„Linky, hör’ mir zu.“ Er stand auf und hatte Zelda nun auf seinen Armen. „Hinter den drei Hügeln im Westen des Dorfes liegt eine Heilquelle. Früher hat das reine Wasser dort bei Wunden geholfen. Ich kann dir nicht versprechen, dass diese Kraft noch wirkt, aber einen Versuch ist es wert.“ Link nickte mit Tränen in den Augen und blickte in Zeldas blasses Gesicht. Erst jetzt fiel ihm auf, wie zierlich sie doch war, wie zerbrechlich...

„Ich werde dich nicht im Stich lassen, Zelda“, sagte er und ertrug ihren Anblick nicht mehr. Er schaute zu Navi, die in sein Herz gesehen hatte.
„Folge mir!“
„Was anderes bleibt mir nicht.“ Link hetzte dann schnellen Schrittes hinter Navi her, die nur leichtfüßig wandelte, deren Kinderbeine nicht einmal den Boden berührten. Sie hüpfte davon und Link hatte wahrlich Mühe mit Zelda auf seinen Armen ihrem Tempo zufolgen. 

Es dauerte wenige Minuten und sie erreichten jene Heilquelle, von der Navi gesprochen hatte. Link trat aus dem Schatten der Wälder hervor und erstaunte zunächst angesichts des Ortes. Ein sehr flaches Gewässer lag vor seinen Augen. Am Rande des Gewässers befand sich eine Drachenstatue, aus der Wasser floss. Link trat näher und lediglich seine Füße standen in dem kristallklaren Wasser, das irgendwie magisch glitzerte. Der Mond schien und beleuchtete den Ort, brachte das Wasser noch mehr zum Funkeln.

Link hoffte, dass es seine heilende Wirkung noch hatte.

Navi war wieder verschwunden. Vermutlich konnte sie ihr Erscheinungsbild nicht lang genug aufrechterhalten und wurde ab und an unsichtbar oder löste sich vollständig auf.

Link legte seine Begleiterin sachte in das kristallene Wasser, sodass es ihren ganzen Körper umspülte. Er selbst kniete ebenso nieder und hielt ihre rechte Hand fest in seinen. Er betrachtete sich das edle Gesicht, aus dem das Leben schwand, ihre geschlossenen Augen mit den Ringeln darunter, ihre inzwischen bleichen Lippen, sah ihre blonden aufgewühlten Haarsträhnen, in denen Blut hing, welches er bisher nicht bemerkt hatte. Und mit jeder Sekunde, die er sie anblickte, wurde es ihm schwerer ums Herz. Es durfte nicht vorbei sein...

Zeldas blaues Gewand war an ihrer rechten Seite zerfledert und in Blut getränkt. Noch immer stak der Pfeil unter ihrer rechten Brust. Wie von Feenhänden geführt, als ob es Magie war, die zu wirken begann, als ob die Götter ein Erbarmen mit der aufopferungsvollen Prinzessin Hyrules hatten, löste sich der Pfeil unter Zeldas Brust stückchenweise auf, schillerte in eben dem Licht, das auch jenes kristallenes Wasser verbarg.
Mit Tränen in den Augen sah Link zu, konnte nicht verstehen, was geschah. Denn jenes Ereignis, jenes magische Treiben der alten Geschöpfe, verbarg sich vor dem Antlitz menschlicher Augen.

Und als Link genauer hinsah, stellte er beruhigt fest, dass jenes magische Wasser, welches ihre Wunde berührte, dafür sorgte, die Blutung zu unterbinden, die Wunde zu heilen, Zelda das kostbare Leben zu lassen. Ein seltsamer Prozess setzte ein, und die Wunde schillerte silbern, dann golden und wieder silbern...

Link berührte Zeldas Wangen, streichelte darüber, ein wenig geschockt, dass ihre Haut so kalt war...
Dann fühlte er ihren Puls und beugte sich über sie, um ihre Atmung zu hören. Sie atmete nur sehr schwach.
„Bitte... bitte, bei den Göttinnen...“, murmelte Link, verlor den Kampf gegen die Tränen. Wie kleine Sturzbäche liefen Wassertropfen seine Wangen hinab, als er seine Augen schloss. Noch nie hatte Link so viele Tränen vergossen. Nicht für irgendjemanden, nicht für sich selbst oder für das bemitleidenswerte Schicksal der Auserwählten Hyrules.

Er hievte Zelda ein wenig in die Höhe und drückte sie vorsichtig an sich. Leises Flüstern entkam seiner Kehle, nur ein schluchzendes Flehen, ein Gebet, dass die Götter sie ihm nicht wegnahmen.

„Bitte... ich kann nicht ohne sie leben...“ Immer wieder erklang der Satz von einer beschwörenden Stimme, deren Besitzer das Kostbarste in seinem Leben verlieren könnte.

Der Mond verschwand am Horizont und allmählich stieg die alte Morgensonne des hylianischen Landes auf, Nebel überzog den Kokiriwald und nur spärlich schienen rotorange, warme Strahlen des glühenden Feuerballs am Himmel durch die eisigen Nebelschleier.

 

Auch, wenn es früh am Morgen war, so hielt Link es für nötig ein Feuer zu machen. Aufgewühlt und nervös wühlte er zwischen den Stöcken herum, kramte nach seinem Feuerzeug, das er irgendwo hingepackt hatte, aber nun schon mehrere Minuten suchte.
Er hatte Zelda in zwei dicke, pelzige Decken eingewickelt, nachdem er ein Dutzend Mal die Wunde begutachtet hatte, nur um sicher zu gehen, dass sie auch ja dabei war zu verheilen und keine Blutung einsetzte. Er fand das Feuerzeug in einer magischen, bodenlosen Tasche. Flammen loderten wenig später munter hin und her.

Nervös und zitternd widmete Link sich wieder seiner Prinzessin und ihrer Wunde. Er hatte die Verletzung noch nicht verbinden können, würde dies aber jetzt nachholen.
Er trug seine Prinzessin in die Nähe des Feuers und schlug die Decken auf.
„Zelda?“, sagte er leise. „Mein... Engel...“ Er strich einige blonde Strähnen aus ihrem bleichen Gesicht hinter ihr spitzes Ohr.
Es würde sicherlich noch lange dauern, bis sie ihre Augen wieder öffnete. Und doch war gerade das im Augenblick der sehnlichste Wunsch eines Helden, der für seine Prinzessin Tausende Meere übersegelt hätte.
Schmerzlich wurde Link bewusst, wie sehr er sie doch brauchte. Wenn er sie verloren hätte... dann wären mit ihr auch seine Willenskraft weiter zu kämpfen, sein Mut und seine Hoffnung gestorben. Er hätte nicht mehr kämpfen können... Er würde aufgeben, wenn sie ihn verlassen hätte und nichts in der Welt wäre ihm ein Ersatz für seine geliebte Zelda. 

Er betrachtete sich ihr zerfetztes blaues Gewand und überlegte, wie er die Wunde am besten verbinden könnte, fühlte sich unfähig und wie ein Held, der seine Ideale verraten hatte. Denn er versagte sie zu beschützen... er versagte...

Vorsichtig lehnte er Zelda mit dem Rücken an einen Baum, bemüht sie nicht unnötig aufzuwecken. Es war vielleicht besser, sie schlief und ertrug die Schmerzen nicht bei vollem Bewusstsein.

Dann tauchte Navi unverhofft auf und gab Link einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Du schon wieder...“, murrte er, aber nicht verärgert, sondern eher erfreut sie zu sehen.
„Hast du die Wunde schon verbunden, Linky.“ Er schüttelte nur verlegen mit dem Kopf. Dann wurde Navis Grinsen immer breiter, und ihre Mundecken stießen beinahe an die spitzen Ohren ihres Kopfes.
Dann kicherte sie und brachte lautstark hervor: „Hahaha... ich kann mir schon denken warum. Du bist zu feige ihr das Gewand auszuziehen... hahaha.“ Belustigt zeigte sie mit dem Zeigefinger auf ihn und lachte erneut herzhaft.

Fassungslos, dass Navi ihn schon wieder durchschaut hatte, klappte sein Mund auf. Link schaute verlegen zu Boden und fand nicht die Worte, um Navi jetzt Kontra zu bieten. Zelda war schließlich eine Lady, war der einzige Gedanke, der ihm einfiel. Es gab im Augenblick anderes als diese dummen, lächerlichen Witze. Vor wenigen Minuten noch ging es um Leben und Tod. Wie sollte Link jetzt noch auf Navis Witze antworten?

„Ich...“, sagte er, aber fand einfach kein Lächeln. „Ich möchte mich bei dir bedanken, Navi. Wenn du nicht gewesen wärst, dann hätte Zelda nicht überlebt. Ich hätte ihr nicht helfen können.“ Trübsinnig setzte sich der junge Held und zeriss vorsichtig die blaue Bluse an ihrer rechter Seite.

„Aber Linky?“, sagte Navi irritiert. Er war niedergeschlagen, das wusste sie und sie verstand sehr wohl die Sorgen, die er sich um Zelda machte. Aber, dass seine Gefühle ihr gegenüber so tief gingen, hätte sie nicht gedacht...

Navi hörte schlagartig auf zu kichern und setzte sich zu dem einstigen Kokirijunge an das Feuer.
„Das machst du gut. Zelda empfindet bestimmt keine Schmerzen, wenn du so umsichtig bist. Die Wunde ist nicht so tief, wie du dachtest, Linky.“ Er nickte nur. Sie wagte einen Blick in sein Gesicht und da war er wieder... sein Blick... er wirkte so mitgenommen...
Sie war doch am Leben, was wollte er mehr? Warum machte er ein Gesicht, als ob er am Untergang Hyrules die Schuld tragen würde?

„Linky? Ist irgendetwas mit dir?“
Er schüttelte mit dem Kopf, aber eine einzelne Träne verriet ihn dann doch. Er ließ kurz von Zelda ab.
„Link?“ Er schaute Navi an, da sie das erstemal auf die überflüssige Silbe in seinem Namen verzichtete. „Du verstehst das nicht, Navi, wenn Zelda... wenn sie...“
„Nun sag’ es endlich. Ich frage mich, warum du diese Worte nicht über die Lippen bringst.“
„Verdammt Navi, ich...“
„Ja?“ Und Navi hielt eine Hand an ihr Elfenohr, um sich zu vergewissern, dass er es jetzt wirklich sagen würde. Sie grinste und in dem Moment wirkte sie erstmalig wie ein kleines Feengeschöpf, denn ein milder Schein der Wärme und des Lichtes umgab sie.

Link schloss seine Augen und formte die Worte mit seinen Gedanken, um zu testen, wie sie sich anfühlen. Dann platzte es aus ihm hervor, wie als könnte er sich selbst nicht mehr zügeln.
„Ja, ich liebe sie.“ Er stand genervt auf und wiederholte lauter: „Verdammt noch mal, ich liebe sie, schon immer, seit ich denken kann, ist sie in meinem Kopf. Und bei allen, verdammten Göttern Hyrules, ich liebe sie einfach! Ich kann mir nicht vorstellen, jemals aufzuhören, sie zu lieben! Zufrieden?“

„War das so schwer?“ Er schüttelte den Kopf und schaute verlegen weg. „Na, dann wirst du meine Hilfe wohl nicht länger benötigen. Ruh’ dich aus, nachdem du Zeldas Wunde verbunden hast. Ich schaue später noch mal vorbei.“
„Ähm, Navi?“ Und das aller erste Mal berührte Link die Hand des merkwürdigen Kindes.
„Danke für alles...“ Sie nickte und löste sich vor seinen Augen im Nichts auf.

Link kümmerte sich wieder liebevoll um seine Prinzessin. Er beugte sich über sie und lehnte sie nun gegen seinen eigenen Brustkorb, da er am Rücken unbedingt den Reißverschluss ihrer blauen Bluse öffnen musste. Keine Zeit für Peinlichkeiten. Navi hatte vollkommen recht. Entweder er überwand seine Schüchternheit ihr gegenüber; oder sie würde sich noch irgendwelche schlimmeren Folgen an der Wunde holen. Mit Infekten ist schließlich nicht zu spaßen.

Er streifte vorsichtig das in Blut getränkte, zerrissene Gewand über ihren Kopf, stets bemüht sie zu keiner überflüssigen, schnellen Bewegung zu zwingen. Achtsam legte der junge Held sie mit dem Bauch auf eine dunkle Decke und kramte nach dem Verbandsmaterial.
Sorgfältig betrachtete er sich die Wunde und konnte gar nicht beschreiben, was diese seltsame Flüssigkeit der Quelle bewirkt hatte.
Die Wunde hatte nun eine silbrig-rosa Farbe, aber nirgendwo war Blut, nirgendwo der Ansatz eines Grindes... als läge eine unsichtbare Schicht über der Wunde, die nichts hinein und nicht hinaus ließ.

Link beförderte Zelda umsichtig aufrecht und lehnte sie wieder gegen seinen eigenen Oberkörper.
Stück für Stück verband er die Wunde, legte die Bandagen abwechselnd um ihre Schulter und um ihren Bauch und schnürte diese sachte zusammen. Er bedeckte Zelda in seinen Armen gefühlvoll mit einer Decke, als sein Blick wieder zu ihrer zerfetzten Bluse wanderte. Nein, sie konnte dieses Stück Stoff nicht mehr tragen. Außerdem würden sie sehr bald in die Nähe von Zoras Reich kommen. Link nahm an, dass es dort kühler sein würde und hatte dann eine Idee. Seine Prinzessin brauchte bestimmt etwas wärmeres...

Er wühlte in seinen Sachen herum und fand einen dunkelgrünen Pullover aus dickem Stoff mit Rollkragen. Der würde sie sicherlich warm halten, dachte Link und zog ihr den Pullover einfach an, auch wenn er einige Nummern größer war. Doch gerade das machte Zelda für ihn noch verletzlicher, noch empfindsamer. War sie in der Lage diese Schmerzen durchzustehen? Und sie musste Schmerzen haben, denn ab und an zuckte sie und stöhnte leicht im Schlaf.

Auch Link musste sich eingestehen, dass er nun Ruhe bräuchte. Mit Zelda in seinen Armen und mit einigen unbezwingbaren Tränen in den tiefblauen Augen schlief er für viele Stunden ein.

Fünf Stunden später wurde er von Navi geweckt, die wie versprochen einmal mehr vorbeigeschaut hatte. Sie wunderte sich zunächst über den grünen Pullover, den Zelda trug, lächelte jedoch. „Und Linky, geht’s dir jetzt ein wenig besser?“
Er nickte zwar, schien aber eine Spur verbittert über ihre Wortwahl: „Solltest du nicht Zelda fragen, wie es ihr geht, statt ihren unfähigen Beschützer.“ Navi beugte sich näher, stellte fest, dass Zelda immer noch tief und fest in seiner schützenden Umarmung schlief.
„Egal, Linky, ich will mich nicht mit dir anlegen, das weißt du doch?“
Er verdrehte genervt die Augen und sagte: „Also, was willst du mir sagen?“
Vorsichtig ließ er Zeldas schlafenden Körper auf die Decke niedersinken und stand auf.

„Das Problem liegt in der Zeit... wenn du nicht aufbrichst und aus der Stätte des Waldweisen das Elixier beschaffst, dann wird die Zeit knapp.“ Link antwortete nicht. Er konnte nicht einfach alleine losziehen. Die Prinzessin brauchte seine Anwesenheit, das spürte er. Sie brauchte ihn. Was, wenn erneute Gefahr drohte? Sie konnte sich in ihrem Zustand nicht verteidigen.
„Ich weiß, was du befürchtest. Du hast Angst, sie im Stich zu lassen.“ Er nickte.
„Und was ist mit der Welt. Willst du denn die ganze Menschenwelt im Gegenzug im Stich lassen? Ein schöner Held bist du!“
„Und wenn ich aufbreche, was wird dann aus Zelda?“ Navi deutete vielversprechend in Richtung Westen.
„Dort hinten befindet sich eine kleine Lichtung, wo sehr alte, mächtige Bäume in die Höhe ragen. Damals hast du dich in den hohlen Stämmen jener Laubgeschöpfe verkrochen, wenn man dich gehänselt hatte. Bringe Zelda dorthin. Niemand wird sie dort jemals finden.“

Link folgte Navis Anweisungen und kurze Zeit später erreichte er jenen Ort, der geschützt hinter einigen Felsmauern lag. In einem der Bäume führte ein schmaler Zugang direkt in dessen Inneres. Er verabschiedete sich von seiner Prinzessin und sagte gedämpft: „Wach’ nicht auf, bevor ich wieder da bin... ja?“ Er küsste ihre Stirn vorsichtig. Dann legte er Zeldas erschöpften Körper hinein, versperrte den Zugang durch Stöcke und Laubblätter, jedoch so, dass die Stelle nicht auffiel.

„Ich werde so lange auf sie Acht geben, wie ich kann, Linky.“ Wiederrum nickte er und wühlte die Karte heraus: „Die Stätte ist weit im Osten, nicht wahr?“ Navi lugte mit ihren riesigen, grünen Augen auf die Karte und nickte breit lächelnd.
„Halte dich mit dem Kompass immer östlich, dann wirst du die Stätte nicht verfehlen. Noch etwas: Nimm’ einen Telepathiestein mit. So kannst du vielleicht sehen, wie es ihr geht, falls nötig. Bis später.“ Damit brach Link auf, nahm einen blauen Stein mit und traute sich nicht zurückzublicken. Und ein sorgenvoller Ausdruck in seinen Augen, verborgen hinter einem Funken Mut ließ vermuten, wie ungern er Zelda jetzt alleine ließ. Doch eine Wahl hatte er nicht. Er müsste das Elixier beschaffen, so schnell wie möglich. Denn noch gab es hier in der alten Welt Hyrule Unmengen zu tun...

Link erreichte atemlos die Stätte eines weiteren Weisen. Ein altes mit Moos bewachsenes Verlies lag vor ihm, ein etwas kleineres Gebäude mit einer Vielzahl von hohen, grauen Säulen, die einen schweren Aufsatz abstützten. Einige der Säulen waren schon teilweise zertrümmert. Zu beiden Seiten der Stätte befanden sich flache Wasserstellen mit Springbrunnen aus seltsamen geflügelten Märchenstatuen versehen mit Blattgold. Vor Link lag ferner ein hoher Eingang ohne Tor und dahinter eine befremdende Dunkelheit. Das Verlies hatte von außen gesehen nicht ein einziges Fenster und auch sonst führte kein Lichtstrahl hinein.
„Also gut“, sagte Link zu sich selbst. Er kniete einen Augenblick nieder und nahm einen Schluck Wasser aus seiner Flasche.

Im Moment fühlte er sich alles andere als in der Lage dieses Labyrinth zu durchforsten. Aber jammern konnte er später. Er rubbelte sich über seine Stirn und da bemerkte er, dass sein Cape ihm fehlte. Irgendwie war ihm als bräuchte er dringend eine neue Mütze...

Link atmete tief ein, nahm sich seine Öllampe und lief schnurstracks mit neugewonnenem Mut hinein in jene alte Stätte.

Aufmerksam folgte er einem langen, dunklen Gang, von denen er allmählich die Nase voll hatte. Immer wieder lange Gänge, die kostbare Zeit raubten. Gänge und Gänge. Nichts als Gänge.
Der junge Held strahlte mit dem schwachen Licht seiner Lampe umher und erkannte hier und da groteske Verzierungen an den Wänden rechts und links von ihm. Steinköpfe mit fiesen, spöttischen Gesichtern, aus Stein gemeißelte Augen mit abnormen Pupillenformen, von denen Link dachte, sie könnten ihn anschauen, und vielerlei andere Figuren, die schauderhafte Geschichten erzählten. Und alle Gebilde waren umgeben von Spinnenweben, Moospflanzen und Schlingpflanzen. 
Mit der Zeit wurde der Weg steiler, ab und an fielen dem jungen Mann in der Dunkelheit Stufen auf, die ihn noch weiter in das Verlies brachten, hinein in die unterirdische Dunkelheit.

Link, der nun schon viele Minuten unterwegs war, erreichte das Ende des Weges. Aber... Er leuchtete mit seiner Lampe umher und erkannte nur eine weitere Wand vor sich. Hatte er vielleicht irgendeine Abzweigung verpasst? Bestand der Ort nur aus einem langen Gang? Er legte eine Handinnenfläche auf das kalte Gestein der Wand und klopfte vorsichtig mit einem von Narandas Dolchen dagegen. Ja, in der Tat, es hörte sich hohl an. Dahinter befand sich sicherlich ein weiterer Weg. Aber wie sollte er diese Wand beseitigen? Schließlich hatte er keine Bomben wie die Spielfigur Link dabei...

Frustriert latschte Link einmal kräftig gegen die rissige Wand, die daraufhin leicht bröselte. Na gut, dachte er und stellte seine Lampe neben sich ab. Wieder untersuchte er die Wand, und kleine, feine Löcher erweckten seine Aufmerksamkeit. Er rempelte die Wand einmal leicht an und wieder bröselte sie.

Dann flackerte plötzlich das Licht seiner Lampe, was ihn irgendwie unruhig werden ließ. In jenen dunklen Gängen, wo ohnehin nichts als Schwärze herrschte und das winzige Licht einer Lampe umherleuchtete, könnten sich überall dunkle Kreaturen einnisten. Der Gedanke spornte Link abermals dazu an, die Wand mit bloßen Händen zum Einstürzen zu bringen. Und schließlich hörte der aufmerksame Hylianer viele kleine Geräusche, die vermutlich von Käfern oder Würmern stammten. Erneut fiel sein Blick zu der Lampe und entgeistert erkannte er, dass etliche Insekten, die er noch nie gesehen hatte, über die Lampe krochen, hin zu der Mauer und wie um ihr Überleben kämpfend zwängten sich die Geschöpfe durch die kleinen Ritze in der Wand. Link nahm seine Lampe und sah mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend nach hinten.

Viele weitere Krabbeltiere krochen auf ihn zu, alle vermutlich auf der Flucht vor etwas viel größerem. Da erkannte Link die Gefahr und kraftvoll warf er sich gegen die Wand, hoffte, sie würde einstürzen. Aber noch bildeten sich lediglich Risse.
Dann hörte er aus dem Hintergrund weitere, gefahrvollere Geräusche ohne Gnade. Etwas näherte sich. Etwas Monströses. Eine Höllenkreatur ohne Mitgefühl und Erbarmen.
Und die Wände vibrierten.
Der Boden bebte.

Link warf sich weiterhin verzweifelt gegen die Wand, die zerbröselte, aber noch nicht einstürzte. Ein giftiges Zischen, ein mordlüsternes Schnalzen. Link zog sein Schwert aus dessen Schwertscheide und umkrallte den Griff fest mit seiner linken Hand. Er schöpfte Kraft, Mut und Durchhaltevermögen daraus. Kraftvoll wirbelte er die Klinge in die trügerische Dunkelheit und hörte, wie sie die stehende Luft in den uralten Gängen zerschnitt. Zu Links Überraschung sprühte die Klinge einen silbernen Lichtregen in die Schatten, wo eine bestialische Kreatur Ganons hauste und sich schrittweise unserem Helden näherte.

Der Achtzehnjährige spitze seine Ohren und vernahm ein tiefes, geräuschvolles Atmen und im Anschluss ein flatterhaftes Geräusch, als würden irgendwelche Häute in dem Mund der Bestie beim Luftholen in Bewegung gesetzt werden. Es klang wie ein elendes Schnarchen, wie ein freudiges Schnalzen mit einer riesigen Zunge und Funken Grausamkeit erzeugten sich aus trockener, verbrauchter Luft, die Link entgegenkam.
Die Lichtfunken von vorhin trafen einen pelzigen Leib und lösten sich in Luft auf. Trotz allem konnte Link die Größe des Monstrum ungefähr einschätzen.
Und es war groß.
Es war gigantisch...

Jetzt hieß es für Link, entweder die Wand zerschmettern oder kämpfen. Ohne weiter zu überlegen warf er sich so kraftvoll wie nie zuvor gegen die bröselnde Wand, diesmal so, dass seine Schulter aufgrund der Wucht des Aufschlags auf das harte Gestein schmerzte. Der Heroe biss die Zähne zusammen und probierte es weiter. Größere Risse bildeten sich und die Wand sprang in der Mitte entzwei. Der gewandte Kämpfer hetzte mit seiner Lampe in der rechten und dem Schwert in der linken Hand hindurch. Weitere Wege öffneten sich ihm und nur spärlich hörte er das dumpfe Grölen des Höllengeschöpfes hinter sich. Es entfernte sich weiter und weiter, bis der Heroe langsamer lief und erleichtert ein tiefes „Glück gehabt“ seiner Kehle entkam.

Der Blondschopf erreichte erstaunt ein hohes Gewölbe, welches annähernd einer Krypta entsprach. In allen Ecken des Raumes befanden sich Särge, viele Säulen, und in der Mitte eine mit Schriftzeichen markierte Plattform. Mit dem Feuer seiner Lampe entfachte er einige Fackeln des Gewölbes, die an den Wänden aufgereiht waren. Dann las er in aller Ruhe die hylianischen Schriftzeichen, die in das Gestein der Plattform eingemeißelt waren. Ein Segen, dass er jetzt Hylianisch lesen konnte... sonst wäre er ohne Zelda verloren.

Und wieder war er mit seinen Gedanken bei ihr. Hoffentlich ging es ihr den Umständen entsprechend gut...

Er las die Zeichen ein weiteres Mal, nun verstand er erfreulicherweise dessen Inhalt:
„Sei gewarnt, Fremder, was du suchst wirst du nicht ohne Taten des Willens erhalten. Was du begehrst, fordert dich heraus, fordert deine Kraft und Kühnheit. Verlierst du diese Prüfung, verlierst du mehr als jenen Kampf, verlierst du mehr als dich selbst und mehr als dein Leben...“ Das konnte ja heiter werden...

Link trat vorsichtig auf die weiße Plattform, die ihm inzwischen wie eine Art Siegel vorkam. Er wartete einige Sekunden. Ein Rauschen, wie wehender Wind umspielte seine Elfenohren. Dann ein Flüstern. Plötzlich erschienen umgeben von starrem, kühlem Licht vier gespensterartige Gestalten am Rande der Plattform aufgereiht. Zugleich zog Link sein Schwert. Vier Wesen in Rüstungen erschienen ihm, aber ihre Aura war weder böse noch verräterisch. Link wusste, dass diese Ritter einst zu der guten Seite des Kräftegleichgewichts gehörten.
„Wir waren einst Ritter eines Ordens im Osten der hylianischen Steppe, getreue Diener der Königsfamilie. Doch als das Ende über uns kam, wählten wir hier unsere Ruhestätte. Kämpfe gegen uns und du sollst erhalten, was dein Begehr ist.“

„Ich suche lediglich die Elixiere der Sieben Weisen. Ist ein Kampf wirklich nötig?“ Daraufhin hielt einer der Ritter Link das Schwert vor die Nase. „Zweifelst du an unserer Urteilskraft, Held? Ja, der Kampf wird nötig sein, um deinen Mut, deine Kraft und Geschicklichkeit zu testen. Wenn du gewinnst, gehört das Elixier dir.“
Link war überhaupt nicht nach kämpfen zumute, denn immer noch befand sich Zeldas Bild in seinen Gedankengängen und es ließ ihn einfach nicht los.
„Du fühlst dich nicht bereit für diesen Kampf?“ Und der junge Held war ehrlich mit sich selbst. Elegant führte er das Schwert zurück in dessen Scheide. Er konnte so nicht kämpfen. Nicht, wenn er ständig an Zeldas Wohlbefinden denken musste. Er würde an seiner Unaufmerksamkeit kläglich verlieren.
Er schüttelte mit dem Kopf.

Zu Links Überraschung nahmen die vier Ritter alle ihre starken Stahlhelme ab und lächelten aufmunternd in seine Richtung. Sie alle hatten einige Narben in ihren Gesichtern und wildes, ungestümes Haar. Einer der vier Soldaten hatte plötzlich ein Päckchen in seiner Hand. Rasch warf er den kleinen Beutel in Links Richtung und dieser fing ihn auf.
„Nimm’ ihn. Wir wissen auch so, dass du diesen Test bestehen wirst. Dein Herz ist rein, dein Mut beispiellos und deine Absichten edel. Du bist ein wahrer Held, vielleicht einer der letzten in einer grausamen Welt. Geh!“

Link schaute sich die Reihe von Rittern unglaubwürdig an. „Danke...“, sagte er leise. Er hüpfte von der Plattform und hetzte zum Ausgang, blickte noch einmal nach hinten und erkannte zufriedene Gesichter. „Aber irgendwann werden wir dir erneut begegnen, Held, dann wird es einen Kampf geben.“ Link nickte und verschwand.

Erleichtert und zufrieden durchquerte er die Stätte bis zum Beginn, kam an der zertrümmerten Wand vorbei, rannte weiter, bis er am Tor herauskam. Er schaute beruhigt hinauf zu dem blauen Himmel. Er kramte den blauen Telepathiestein heraus und versuchte Zelda darin zu orten. Aber er sah sie einfach nicht. War die Entfernung zu groß? Oder gab es einen anderen Grund?
Link versuchte es erneut, doch er konnte Zelda nicht fühlen oder sehen. Als Folge dessen wurde der Blondschopf unruhiger und zunehmend staute sich Spannung in ihm auf. Warum konnte er Zelda nicht ausmachen? Stimmte vielleicht etwas nicht mit ihr?
Leichtsinnig und unaufmerksam rannte der Heroe in Richtung Westen, dorthin, wo die alten Bäume mit den hohlen Stämmen standen, wurde sich aber der Gefahr, die sich ihm näherte, nicht bewusst.

Das einzigste Geräusch kam von Links Stiefeln, die sich durch hohes Gras bewegten. Der Schwertkämpfer schaute nicht zurück, schaute nur nach vorne und sprintete, inzwischen außer Atem, durch den Wald. Im Hintergrund bewegten sich viele, riesige Beine eher lautlos vorwärts, hatten ihre Beute schon im Ziel und schlichen, auf einen günstigen Moment wartend an Link heran, pirschend, suchend, schmeckend.

Der junge Elf blieb kurz stehen, hatte ein seltsames Gefühl, das er jedoch verdrängen wollte. Er dachte immer noch an Zelda und ihre Sicherheit. Er wollte so schnell es ging bei ihr sein, wünschte sich, sie würde ihre unbeschreiblichen Augen wieder öffnen, ihn anlächeln.

Er lief einige Schritte und blieb erneut stehen. Schnell drehte er sich um und suchte den ganzen Wald nach der sich nähernden Gefahr ab. Doch er konnte nichts ausmachen.
Kurzum hielt er jene merkwürdige Wahrnehmung für Einbildung und folgte wieder kopfschüttelnd seinem Weg.

Doch hinter ihm kroch eine Bestie der Dunkelheit durch die alten Kronen der altehrwürdigen Laubbäume. Es verzerrte sich nach Frischblut, genoss den Geruch von jungem Hylianerfleisch in der Luft und krabbelte leise vorwärts.
Erneut blieb Link stehen und erspähte den moosigen Waldweg. Dann packte ihn ein enormer Stich auf seinem linken Handrücken. Überall wanderten seine Augen hin, zu den Kronen der Bäume, zurück, nach vorne, doch er konnte nichts sehen, was jene Vorahnung als wahr erweisen würde. Link lief einige Schritte rückwärts und stolperte über eine aus dem Boden herausragende Wurzel. Er krachte auf seinen Rücken und blieb regungslos liegen. Sorgsam erblickte er den Ort, an welchem er sich befand. Denn trotz der Tatsache, dass es erst gegen Mittag war, herrschte in den Tiefen jener Wälder eine erbarmungslose Dunkelheit und das Licht der Sonne wurde von dicken Laubschichten gehemmt.

Link kam sich kläglich vor, wohl weil in seinen Gedanken nur Zelda herumgeisterte. Seine Prinzessin. Sein Licht...
Er setzte sich gemächlich aufrecht und beobachtete jede Bewegung im Unterholz. Er war sich nun sicher, dass etwas falsch war. Kurzer Hand stand der Heroe auf und rannte hinter einen breiten Baumstamm, dann wartete er und hörte ab und an ein Rascheln irgendwo da draußen in den Wäldern.

Das Rascheln näherte sich, wurde lauter, gefahrbringender. Link tappte leise zur Seite, schaute um die Ecke und versuchte die Bestie zu erkennen. Aber nichts war da.

Plötzlich aber wurde der üble Schmerz auf seiner linken Hand stärker und er riss erschrocken die Augen auf. Langsam drehte Link seinen Kopf zur Seite, erkannte aus seinen Augenwinkel etwas direkt hinter ihm. Mit stockendem Atem wirbelte er herum, griff gleichzeitig reflexartig nach dem Heft seines Schwertes und erkannte eine mörderische, riesige Gestalt vor ihm. Tapfer hielt er das Schwert in der Hand und studierte seinen Gegner.

Es handelte sich um eine spinnenähnliche Teufelei mit vergleichsmäßig geringem Bauch und Kopfteil aber einer Art Horn, die den verhältnismäßigen kleinen Kopf verschönerte. Respekt zollten erstaunliche muskelbepackte, lange Beine mit gefährlichen reißzähneartigen Klauen. Und der gesamte gigantische Körper der Riesenspinne wurde umhüllt von Spinnenweben, eine Art Schleim und einem pelzigen Panzer. Link schluckte einmal kräftig. Die Bestie war ein Alptraum schlechthin und... gewaltig.

Es setzte zum Angriff an. Vier gefährliche Riesenbeine stürzten sich auf Link. Ohne weiter nachzudenken, rollte sich der mutige Kämpfer zwischen den acht Beinen der Bestie hindurch und hörte nur noch das schnelle, aufgeregte Schlagen seines eigenen Herzens, welches ihm lauter erschien als das krachende Geräusch der Klauen, die sich tief in den Erdboden hineinfraßen. Link kam hinter dem Höllengeschöpf zum Stehen und versuchte gelassen zu bleiben, die aufkommende Furcht in ihm zu bezwingen, wie die Bestie, die er niederringen würde.

Das Spinnenwesen kroch rückwärts, direkt in Links Richtung. In Windeseile rannte der Kämpfer davon, in genau die Richtung aus der er kam, zwischen Sträuchern und Ästen hindurch, die in sein Gesicht schlugen und Kratzer hinterließen, ständig begleitet von dem todbringenden Geräusch vieler Beine, die sich hinter ihm herbewegten und ihre Klauen in sein eigenes Fleisch senken wollten. Der junge Mann rannte schneller, hetzte nach Osten, wich nach Westen aus und krallte sich dann mit aller Kraft einen stabilen Ast und beförderte sein gesamtes Gewicht nach oben. Er blickte weit genug über dem Erdboden zurück und plötzlich war wieder Funkstille und das Geschöpf blieb unerkannt.

Tief in den Wäldern jedoch lauerte es, das mordlüsterne Ungetüm, wartend bis Link seine Vorsichtigkeit ablegte. Und auch der Held wartete- auf die Gelegenheit dem Diener des Bösen den Gar aus zu machen. Seine tiefblauen Augen wanderten. Bei jeder Bewegung wurde Link umso aufmerksamer. Ein Rascheln drang an seine Ohren, so trügerisch wie die Morgendämmerung in der alten Welt Hyrule. Ein Knistern irgendwo in den Gehölzen.
Er folgte dem Geräusch, entdeckte einen Rosenstrauch, den er vorher nicht bemerkte, der sich bewegte und das Geräusch verursachte. Ein Rosenstrauch? Hier im Kokiriwald?

Link sprang vom Baum herab, landete mit einem dumpfen Schlag mit seinen Fußballen auf dem Boden und lief zu dem Strauch mit den weißen Rosen hinüber. Er berührte eine der Blumen, erstaunt über den feinen Duft, den sie aussendeten und ihn irgendwie an Zelda erinnerten. Er pflückte gerade eine Rose, als der Strauch erneut wackelte. Link trat einen Schritt zurück und kreischte laut auf, als ein Geschöpf mitten aus dem Strauch herausgesprungen kam und in sein Gesicht hüpfte. Link fiel zu Boden, richtete sich aber hastig wieder auf und sah ein einfaches Kaninchen davon hoppeln. 
Erleichtert stand der junge Kerl auf und blickte wieder mit dem Schwert in der Hand um sich. Allmählich reichte ihm dieses Katz- und Maus- Spiel. Ja, in der Tat... sein Gegner spielte mit ihm, lauerte ihm auf, ohne das Link es sehen konnte.

Es wurde ruhig, noch ruhiger, sodass Link seine eigene Atmung hören konnte. Nicht einmal der Wind wehte mehr. Sinnlich schloss der Held seine Augen und hörte auf den Schmerz seiner linken Hand, der sich durch die Anwesenheit dunkler Kreaturen nährte und ausbreitete. Es war nah, es bereitete sich auf einen Angriff vor.

Von einer Sekunde auf die andere wurde Link der Boden unter den Füßen hinweggezogen. Krallen senkten sich tief hinein in die Haut seiner Beine und beförderten ihn auf seinen Bauch. Sein Gesicht landete schmerzhaft auf bloßem reißenden Erdboden und nur schwerlich konnte Link sich der Schwärze vor seinen Augen entziehen. Er kämpfte, versuchte sich umzudrehen und fühlte einige weitere Spinnenbeine, die seine Arme gefangen hielten.
Er zappelte, fluchte, spürte, wie seine Beine schlapp wurden. Waren die Klauen der Bestie auch noch vergiftet? Mühsam, zitternd, tastete Link nach dem Dolch, welchen er an seinem braunen Ledergürtel befestigt hatte. Er umgriff ihn und warf ihn einfach nach hinten, hoffte, er würde sein Ziel finden.

Link atmete laut aus, als einige Klauen ihn losließen und er sich umdrehen konnte. Seine Kräfte verließen ihn mit fordernder Gemeinheit, als er einige Meter nach hinten krabbelte. Die Bestie hatte den Dolch mitten in das eine Auge bekommen, welches über dem Horn angebrachte war.
Das Biest wich wütend zurück, die Beine schlugen gewaltsam nach allem, was sich in der Nähe befand. Gerade so wich Link den Hieben aus, rollte sich über den Boden und kroch mit dem Gewicht seiner tauben Beine in die Nähe eines Baumstumpfes. Er lehnte sich mit dem Rücken dagegen und spannte mühevoll einen Pfeil auf seinem Bogen. Er traf den pelzigen Leib des Höllengeschöpfes, aber noch brach es nicht in sich zusammen. Weitere Pfeile zischten durch die Luft, die sich alle in den Bauchteil hineinbohrten. Aber es brachte nichts- bis Link die Pfeile ausgingen. Die mörderische Brut bewegte sich auf ihn zu, obwohl sie nichts sah und schlug nach ihm. Der Held zog sich vorwärts, drehte sich um und sah im letzten Moment eine gefährliche Kralle auf ihn zurasen. Er kniff die Augen zusammen, dachte kurz an Zelda, und fragte sich, ob sie sein letzter Gedanke sein sollte. Dann spürte er einen unangenehmen Schmerz auf seiner Brust und schrie aus Leibeskräften auf. 

Mit letzter Kraft packte Link sein Schwert und wirbelte es einige Male herum, traf einige Klauen der Kreatur, die er abtrennte. Zischend warf sich die Bestie zurück, sendete klägliche Laute aus, die Links Ohren betäubten. Der Heroe biss die Zähne zusammen, stützte sich auf seine Knie und im Anschluss auf sein Schwert. Seine Beine zitterten unter dem Druck seines Gewichtes und dem inneren Druck jenes Giftes, welches er nicht zu neutralisieren wusste.

Link lief in langsamen Schritten auf die Spinne zu, humpelte vorwärts und hob sein Schwert leicht an. Er stach zu, mitten hinein in den widerlichen Kopf der Kreatur Ganons. Schwarzes Blut spritzte und verteilte sich auf dem grünen Gras der ehrwürdigen Kokiriwälder.
Ein weiterer Stoß und die Kreatur löste sich auf, als wäre sie nie hier gewesen. Nur Link brach zusammen und blieb auf seinem Rücken liegen. Das Licht der Sonne blendete ihn und seine Augenlider wurden immer schwerer.
Er führte seine bleischweren Arme zu seiner Brust und betastete die hässliche, aber nicht allzu tiefe Wunde. Eine abgebrochene Kralle steckte dort, die er mit letzter Kraft aus seiner Haut herauszog. Dann fielen ihm die Augen zu und er blieb ausgebreitet auf dem Waldboden liegen.

Nach der kurzen Verschnaufpause lief Link auf wackeligen Beinen zurück in die Nähe der alten Bäume, wo Zelda schlief. Ab und an wurde ihm schwarz vor Augen, aber er klammerte sich in dem Moment an irgendwelche Äste oder stützte sich kurz auf seinem Schwert ab.
Der Kampf gegen dieses Killerinsekt hatte ihm irgendwie den Rest gegeben. Es waren nicht nur die Schürfwunden überall und die Schnitte an seinen Beinen, die ihm zusetzten, sondern auch das Gift in seinen Wunden. Aber er lief weiter, wollte zu Zelda, wollte bei ihr sein und sehen, wie es ihr ging. Er schöpfte ungeheure Kraft aus einem Gedanken an sie.

Es dauerte ewig bis Link den Ort erreichte. Mit einem leichten Lächeln in dem verschwitzten Gesicht humpelte er zu dem hohlen Baum, in welchem sie schlief. Doch als er näher trat, erkannte er schockiert, dass die Äste und Laubblätter davor verschwunden waren und sich Zelda nicht in dem Innenraum befand.
Er ließ sich kraftlos und entsetzt auf die Knie sinken und fühlte immer mehr seine Kräfte schwinden.
„Zelda?“, rief er hinein in den Wald, aber keine Antwort. Einige wenige Vögel flogen aus den Kronen der Laubbäume, aber von seinem Engel keine Spur. Link lehnte sich an einen Baum, unterdrückte den Gähnzwang, blinzelte durch sein verschwommenes Blickfeld, aber niemand war hier.
„Navi?“, rief er, nun mit heiserer Stimme. Doch niemand antwortete ihm. Seufzend und schwer atmend verlor der junge Kämpfer für wenige Augenblicke das Bewusstsein.

Das Kratzen an der großen Stahltür zu Ines Keller verschwand nicht. Irgendetwas wartete da draußen, irgendetwas wollte sich Zugang beschaffen und bereitete sich auf die Gelegenheit vor, das letzte Leben in dem unterirdischen Lager auszurotten.
Sian stand mit wachen Augen vor der großen Stahltür und fragte sich, wie lange diese wohl noch bestehen würde und wie viele Bestien Ganons, von welcher Größe, dahinter auf ihn lauerten. Er hatte die Beschützerrolle der Weisen übernommen und würde so lange kämpfen wie es nötig war, um seine Aufgabe zu erfüllen. Er saß an einer Wand angelehnt und schliff seine beiden Dolche, seine Lieblingswaffen. Trotz der beunruhigenden Situation merkte man dem rotäugigen Jugendlichen seine Nervosität nicht an.

Wenig später tauchte Impa neben ihm auf. Wie sie sich mal wieder so unbemerkt hatte heranschleichen können, ist fraglich und doch war sie aus der Dunkelheit in dem dunklen Gang erschienen. Sie hatte eine Tasse Suppe für Sian in der Hand und setzte sich.
„Bist du denn nicht müde?“
„Ich... nein...“, sagte er und blickte in Impas Augen, die seinen unvorstellbar ähnelten. „Noch nicht.“
„Es wird nicht mehr lange halten.“
„Du meinst das Tor? Ja... es ist nur eine Frage der Zeit bis Bestien hier hereingestürmt kommen.“ Er nahm einen Schluck von der Suppe und schaute Impa dann nachdenklich an.
Er sagte das, was die stolze Direktorin schon die ganze Zeit vermutete: „Zelda leidet... sie ist verletzt, Impa.“
„Ja, ich weiß...“, entgegnete sie, „und sie hat Angst... aber nicht um sich selbst, Sian.“
Impa legte eine Hand auf Sians. „Ich bin froh, dass du hier bist... du bist ja schließlich wie ein Sohn für mich.“ Er nickte lächelnd und sah Impa hinterher, als sie den dunklen Korridor verließ.  

Link wurde plötzlich gerüttelt und sah dann Navis aschblonde Locken mit den blauen Schleifen im Haar vor sich.
„Navi?“
„Ja, Link. Ich bin es. Was ist denn mit dir passiert?“ Jener strich sich über seine Augen und hielt eine Hand schützend vor sich, um von dem Sonnenlicht nicht geblendet zu werden.
„Ich wurde von einem Rieseninsekt angegriffen... und ich denke, dessen Stacheln waren vergiftet...“, sagte er leise und fühlte sich wie gelähmt.
„Link, nimm’ einen Schluck von dem Heilwasser aus der Quelle, das müsste dir helfen.“
„Nein, das Wasser ist für Zelda... Wo ist sie?“ Und Link stand urplötzlich auf seinen Beinen. Navi glotzte nicht schlecht, dass er dazu so unverhofft in der Lage war, aber bei dem Helden Hyrules sollte man sich wohl nicht wundern, wenn er plötzlich übermenschliche Kräfte entwickelte.

„Es sind Monster hier vorbeigekommen und da ist sie aufgewacht. Dann lief sie kraftlos zu der alten heiligen Lichtung, wo der Dekubaum wachte. Ich wollte dich eigentlich bloß abholen.“
„Zelda ist wach? Wirklich?“ Und Link lächelte vor Freude. „Ich muss sofort zu ihr.“ Er lief wenige Meter und klappte zusammen, war aber noch bei Bewusstsein.
„Siehst du, du Trottel, du musst dir einen Schluck von dem Wasser gönnen. Hörst du?“
„Ja, Navi.“
„Und hör’ auf, so zu tun, als ob es dir gut ginge, du Holzkopf.“
„Ja, ich hab’s kapiert.“
„Und steck’ wegen Zelda nicht immer zurück, du Idiot.“ Erneut spielte sich Navi genauso auf, wie Links Mutter, doch diesmal wusste Link nicht, wie er sich dahingehend zur Wehr setzen sollte.
„Ja, Madam“, entgegnete Link und nahm einen Schluck Wasser um sich auf den Beinen halten zu können. Und Navi lachte vor lauter Rechthaberei. Dann folgte er der einstigen Fee, um endlich wieder bei Zelda sein zu können und sie zu berühren. 

Link lief langsam, beleitet von brennenden Wunden zu der alten Lichtung, als er plötzlich Wiehern hörte. Er folgte dem Geräusch und erblickte Namenlos, der wieder einmal aus dem Nirgendwo angetrabt kam. Der junge, mitgenommene Held stieg auf, ergriff die Zügel, Navi sprang auf und Link gab dem Pferd die Sporen um so schnell wie möglich in Zeldas Nähe zu sein.

Sie erreichten gemeinsam den Hain des Dekubaumes und stiegen vom Pferd. Link erblickte erleichtert seine Prinzessin in der Nähe des alten, riesigen Baumes. Er torkelte benommen in seinem eher schlechten Zustand zu ihr. Sie hatte ihre Augen geschlossen und lag zusammengekauert an den Dekubaum angelehnt. Link schlich näher, spürte den Wunsch sie jetzt einfach nur in seine Arme zunehmen und sah sie wie versteinert an, als er näher trat...
Doch nicht aus Angst um sie verweilte sein Blick auf ihr, sondern aus tiefster Freude, dass sie hier war. Er kniete nieder und erkannte, dass sie schlief. Er streichelte über ihre Wangen, beruhigt, dass diese wieder einen leichten roten Schimmer hatten und nicht mehr so eisigkalt waren wie zuvor. Ja, Link begriff beruhigt, dass Zelda über dem Berg war. Der Heroe nahm den schlafenden Körper der blonden Hylianerin einige Sekunden in seine schützende Umarmung, zog sie vorsichtig an sich und unterdrückte wenige Tränen, die aus seinen Augen quellen wollten. Ohne Scheu gab er ihr einen langen Kuss auf ihre rechte Wange, bevor er sie auf Namenlos packte, sich hinter sie setzte und mit ihr den Kokiriwald verlassen wollte.

In dem Moment schaute der junge Held erstaunt in die riesige Baumkrone, betrachtete sich die großen grünschillernden Blätter an den starken Ästen und spürte ein Gefühl der Ehrerbietung in sich aufsteigen.
Der Dekubaum... Er wusste nicht, wie er das Bild jenes Baumes beschreiben sollte. Er war riesig und besaß ein so altes, gutmütiges Gesicht, auch wenn seine Augen geschlossen waren. Ob er noch lebte?
Namenlos wieherte plötzlich und begann stur und eigensinnig, den Weg fortzusetzen. Link vergas den alten Baum und fühlte allmählich einen marternden Erschöpfungszustand.

Navi jedoch war wie vom Erdboden verschwunden..