Autor: Faylen7
Das junge Paar bahnte sich gerade seinen Weg durch eine sehr feuchte Sumpflandschaft inmitten der Wälder im Osten. Nur schwerlich bewegten sie sich vorwärts, zerschnitten Sträucher und anderes Gestrüpp um vorwärts zu kommen.
Zelda folgte Link und wagte es seit seiner Unverschämtheit, seiner bodenlosen Frechheit, nicht mehr in seine Augen zusehen oder überhaupt etwas zu ihm zusagen. Sie war empört, wütend und unheimlich durcheinander.
War er wirklich... verliebt... in sie? Der Gedanke ließ ihre Wangen erröten und verärgert über sich selbst als sie daran dachte, biss sich Zelda kurzum, aber eher unabsichtlich auf die schön geschwungene Lippe. Dickes Blut tropfte. Sie fluchte und ächzte. Link drehte sich um und meinte: „Hast du etwas gesagt?“ Dann wanderte sein überraschter Blick zu ihrer Lippe.
„Nanu?“ Er legte seine Fingerspitzen auf ihren roten Mund, worauf sie schnell zurückwich und laut entgegnete: „Lass’ das. Rühr’ mich nicht an.“ Zelda blickte ärgerlich zu Boden, und wartete darauf, dass Link sich wieder umdrehte und zulief.
Stattdessen kicherte er leicht und meinte: „Fang’ bloß nicht schon wieder an, dich mit mir zustreiten, wenn ja... kriegst du wieder einen Kuss, mein Engel.“ Damit drehte er sich um und lief weiter, ständig in sich hinein grinsend. Es ging ihm wohl ein wenig zu gut. Oder schauspielerte er lediglich?
Sie folgten weiterhin einem selbsterwählten Pfad, passierten eine kleine Brücke über einen schnellenden Fluss, bestaunten im Vorbeilaufen einen alten moosigen Tempel, der schon seit Urzeiten auf seinem heiligen Grund stand, und deshalb keinen Namen mehr hatte. Zumindest gab es niemanden, der sich erinnern konnte. Denn auch Hyrule hatte eine viele Tausend Jahre alte, beinahe ewige Geschichte.
Schließlich wurde der Weg wieder übersichtlich und hohe, alte Bäume mit einem Hauch Leben in sich triumphierten stattvoll vor den Augen der beiden Hylianer. Außerdem war in diesem Waldabschnitt ein kleiner Weg, sogar mit Ausschilderung für die Kokiri, die einst hier zu leben gedachten.
„Wie kommt es eigentlich, dass du dich hier freibewegen kannst, Zelda. Ich dachte immer, dass Hylianer in diesen Wäldern dazu verdammt wären sich in Pflanzen zu verwandeln.“
„Ich hatte die Gunst des Dekubaumes, da ich erstens: die Prinzessin Hyrules gewesen bin und zweitens: eine Verbindung zu dir hatte. Weißt du, der alte, weise Dekubaum hat dich wie einen Sohn geliebt, Link.“
„Aha...“ Irgendwie beruhigend für den Heroen, geliebt worden zu sein.
„Übrigens... ich frage mich, wo Namenlos steckt. Seit vorhin keine Spur mehr von ihm“, sagte Link.
„Ja, aber dieser Hengst hat doch sowieso seinen eigenen Willen.“
Es dauerte nicht lange und die beiden Spitzohren erreichten erfreut ein kleines, dichtes Kokiridorf. Link blickte sich gespannt um, entdeckte hier und da zwergenhafte Häuschen, die in den Ästen der Bäume hingen, winzige Türen, die direkt in den Stamm eines Baumes hineinführten oder Bäume, die ganz und gar aussahen wie kleine Unterkünfte. Und überall befanden sich runde Fensterchen ohne Glassscheiben und andersartige, kindgerechte Türchen. Von einem Baumhaus wurde Link besonders wie magisch angezogen und schnell lief er darauf hinzu. Er kletterte eine knatternde, morsche Leiter hinauf und befand sich in einer kleinen Stube. Grüne Gardinen aus dickem, zerrütteten Stoff hingen an dem Fenster. Der leichte Wind wehte jene Vorhänge in das Innere des Häuschens. Ein Schrank, ein kleines Waschbecken, einige Krüge, ein kleiner Schreibtisch und vielerlei anderer Kram. Wie in Trance stand er da, setzte sich im Schneidersitz auf den Boden, der von einem kleinen knorrigen Teppich bedeckt wurde und schaute sich nachdenklich um. Wenige Zeit später leistete Zelda ihm Gesellschaft. Sie legte eine Hand auf seine Schulter, aber nur ganz kurz, um anzudeuten, dass sie hier war.
„Du hast es wiedererkannt.“
„Was?“ entgegnete der junge Mann und sah sie an. Doch wieder wich sie seinem Blick aus.
„Dies hier war einmal dein Zuhause, Link.“ Er schloss seine Augen, wirkte nicht überrascht und setzte sich auf die Kante des kleinen Bettes. Dann gähnte er und schaute hinaus aus dem Fensterchen. „Ich denke, ich werde hier übernachten, immerhin geht die Sonne gerade unter.“
„Mmh. Ich suche mir dann in einem anderen Gebäude etwas. Gute Nacht, Link.“ Und die stolze, eigensinnige Schönheit war dabei sich aus dem Häuschen zu entfernen.
„Zelda?“
„Was ist?“ Er hüpfte mit einigen Sprüngen zu ihr und hielt sie davon ab zu verschwinden.
„Du solltest hier bleiben. Immerhin könnten Ganons Ableger wissen, dass wir uns hier aufhalten. Außerdem ist die Hütte doch groß genug.“ Sie drehte ihm den Rücken zu und sagte leise: „Nein, ich finde nicht, dass deine Idee gut ist.“
„Wie bitte?“ Link wusste nicht, worauf sie hinaus wollte. Was, wenn Ganon genau jetzt, zuschlagen würde. Dann, wenn Zelda nicht aufpasste und sie nicht einmal in Links Nähe war?
„Ich brauche Abstand. Ich möchte einfach nur alleine sein.“
„Du brauchst Abstand von mir? Bin ich der Grund, ja?“ Seine Stimme klang verletzt, aber nicht wütend. Sie drehte sich halb um, nickte, scheute aber seinen Blick.
„Es liegt also an mir...“
„Ich will nicht, dass du... mich verstehst. Ich schaffe das alleine“, sagte sie stur.
„Allein? Ja... ich habe das Gefühl, das warst du immer... allein. Hat man dich dazugezwungen allein zu sein?“
„Du kannst darüber nicht urteilen. Du besitzt nicht das Recht so zu tun, als ob du wüsstest, was damals in mir vorgegangen ist, wie ich empfunden habe. Also erspar’ mir dein Mitleid.“
„Zelda, ich bemitleide dich nicht. Das habe ich nie...“
„Das glaubst du zu wissen, aber genau das ist es, was du empfindest. Ich konnte es in deinen Augen sehen. Mitleid. Mitleid... Ich brauche dein Mitleid nicht. Ich brauche deine Zuneigung nicht.“ Und ein schwermütiger, trauriger Ausdruck lag erneut in ihrem Gesicht, als ob sie sich in Sekunden in Luft auflösen könnte.
Er schnappte sich ihre Handgelenke und hielt die junge Thronfolgerin fest. „Bitte hör’ mir zu, Zelda.“ Und sie hörte zu, nur entgegnete sie seinen Blick nicht, versuchte es nicht einmal.
„Erinnerst du dich an unsere ersten Tage, ich meine die Zeit, als du dein Gedächtnis verloren hattest?“ Sie nickte stumm und starrte trübsinnig ins Leere.
„Du warst eine andere... du warst ein anderes Mädchen als jetzt. Hast du dich an etwas erinnert, dass dich mir so fremd macht. Ich verstehe das nicht, Zelda. Du bist so... unnahbar, so kalt, seit du weißt, wer du bist. Was kann ich nur tun, damit du dein ehrliches Lächeln wiederfindest?“ Und beinahe hätte Zelda etwas gesagt, dass sie wünschte, sagen zu können. Doch nur ein Kopfschütteln deutete an, dass sie nicht darüber reden konnte. Ein Kopfschütteln, nicht mehr.
Sie lief schnellen Schrittes zu der Tür und sagte bekümmert: „Rühr’ mich nie wieder an. Ich habe es nicht verdient... geliebt zu werden...“
Link sah ihr schockiert hinterher, wäre ihr beinahe nachgelaufen, blieb aber wie angewurzelt stehen, zu irritiert, was ihre Worte andeuteten. Hatte Zelda nie erfahren, was es hieß jemandem vollkommen zu vertrauen, nicht einmal ihm? Hatte sie nie erfahren, was es hieß und was es bedeutete, aufrichtig geliebt zu werden? Link ließ sich auf das kleine Bettchen niedersinken und blickte zu der Stelle, wo Zelda noch vor wenigen Minuten gewesen war. Er fühlte ihr Aura noch in der Stube, fühlte ihre Angst und ihre Einsamkeit. Was war damals nur geschehen? Warum war Zelda so kalt zu ihm und zu sich selbst?
Er entledigte sich seiner schweren Lederstiefel und machte sich auf dem hölzernen, harten Bett breit, auch wenn seine Beine halb am Fußende des Bettes hinausragten. Er schloss seine Augen und sagte gedämpft: „Gute Nacht, Zelda.“
Aber Link fand nicht sofort Schlaf. Einmal mehr starrte er mit seinen tiefblauen Augen an die Holzdecke, hob seine linke Hand in die Höhe und betrachtete sich seinen Handrücken im Schein einer Öllampe. Sein Gesichtsfeld verschwamm und jegliches Gefühl für die Realität in Hyrule erlosch wie ein feiner Lichtstrahl, der von der Dunkelheit überrannt wurde.
Leise murmelte er: „Zeit sich zu erinnern.“ Und Link befand sich in einer Welt fern von dieser, die aber nicht Träume zu ihm brachte, sondern etwas anderes, an das er sich nicht erinnern würde.
Zelda hatte es sich in einer kleinen Hütte in dem Stamm eines riesigen Baumes gemütlich gemacht. Sie zog ihre Spieluhr einmal auf, lauschte deren Klängen, lehnte sich an die Wand des Innenraumes und umhüllte sich mit einer Decke. Einige Sekunden vergingen und Zelda schloss langsam die Augen.
Gerade als der Schlaf endgültig von ihr Besitz ergreifen wollte, schnellten ihre Augenlider nach oben und die Tür des Hauses wurde gewaltsam aufgeschlagen. Sie hörte laute Stimmen, ein Kreischen, ein erfreutes Grölen. Und eine Horde blutrünstiger Moblins mit scharfen Schwertern schoss hinein in das kleine Häuschen.
Zelda schrie so laut sie konnte, fühlte den schneller werdenden Rhythmus ihres Herzens und schloss einmal ihre Augen. Angsterfüllt wagte sie einen weiteren Blick und stand auf ihren Beinen.
Aber die Hütte war leer, ihre Spieluhr lief noch und alles war so ruhig wie zuvor. Sie atmete hastig ein und aus, fühlte ihren aufgeregten Puls und trat langsam und vorsichtig an das kleine Türchen heran. Sie griff mit zitternder Hand an den kleinen Holzgriff und öffnete schnell die Tür nach außen. Aber nichts war dort, nur Stille. Und ein fesselloses Rauschen des Windes zeugte von dem Leben, das sich einst hier aufhielt.
Furchtvoll schaute sie um die Ecke und sah niemanden. Kopfschüttelnd schloss sie abermals die Tür, umfasste ihre Arme und spürte, wie kalt es doch war. Sie drehte sich um und sah zu einer Kerze, die sie vorhin angezündet hatte. Langsam lief das Wachs an ihren Hängen hinab.
Gerade in dem Moment entdeckte sie eine weitere Person in dem Raum, wie ein Schatten stand ein junger Mann plötzlich neben einer Kiste mit Kokirispielzeug.
„Link? Was machst du denn hier?“ Sie lief einen Schritt auf ihn zu. „Wie bist du überhaupt hier reingekommen?“
Funkelnd blickten seine Augen in ihre. „Ich war die ganze Zeit hier, Zelda.“
„Was?“ meinte sie. Doch Links Blick wandelte sich bei ihren Worten nicht und er stand innerhalb von Sekundenbruchteilen vor ihr, zwang sie dazu direkt in seine Augen zu sehen, sich darin zu verlieren, zu versinken.
„Ich bin immer bei dir, Zelda.“ Er umklammerte jeweils mit einer Hand eine von ihren und trat näher an sie heran. Verunsichert wich sie zurück und landete mit dem Rücken an der Wand. Link sah sie ein weiteres Mal an, doch nun lag mehr als ein Lächeln auf seinem Gesicht. Verlangen stand in seinen Augen. Begierde. Leidenschaft. Und erneut kochte das Blut in Zeldas Inneren. Doch diesmal aus Angst vor seiner Berührung und einer teilweisen Gelähmtheit.
„Link, tu’ das nicht“, sagte sie schwach.
Er drückte ihre Hände an das kalte, hölzerne Material der Wand und hielt sie gefangenen in seiner Nähe. „Link. Hör’ auf“, sagte Zelda leise, aber nicht kräftig genug, um ihre Worte nach einer Aufforderung klingen zu lassen. Es war vielmehr ein Wispern, dass aus ihrem Mund kam und nicht verständlich genug für ihn oder sonst jemanden.
Link bewegte sich weiterhin, stückchenweise auf sie zu. Seine Augen funkelten weiterhin mit diesem neuen Glanz, den Zelda darin noch nie gesehen hatte. Es war eine Spur Kälte, etwas, das ihr Held noch nie besessen hatte. Es war so untypisch für ihn. Seine Mundwinkel zogen sich nach oben, als Zelda gelähmt in seine Augen sah und sich nicht zu rühren wusste. Sie fühlte die Spitzen seines Haares in ihrem Gesicht und fühlte seine Atmung an ihrer rechten Wange. Ein weiteres Mal sah sie in seine Augen und dann erkannte sie darin einen weiteren Funken, der sie wissen ließ, dass nicht Link ihr gegenüber stand. Ein lichterlohes Glühen kam zum Vorschein, tief aus dem Blau seiner Augen. Zelda kniff aus Furcht ihre Augen zusammen.
„Nein!“, rief sie. „Lass’ mich, du Schuft!“ Und erneut öffnete sie ihre Augen, doch Link war verschwunden. Sie griff sich an die in schweißgetränkte Stirn, krampfhaft überlegend, was hier geschah. Waren das alles nur irritierende Halluzinationen?
Aufgeregt rannte sie aus dem Gebäude und kam erst einige Meter vor dem Tor zu der Ortschaft zum Stehen. Sie ließ sich auf ihre Knie sinken und schnappte nach Luft. Dann blickte sie hinauf zu dem schwarzen Himmel. Es tröpfelte schubweise bis es in heftigen Strömen regnete, und sie fühlte den kalten, grausamen Regen auf ihrer bloßen Haut.
Sie rappelte sich auf und war sich sicher, lediglich geträumt zu haben. Langsam lief sie, verfolgt von einem seltsamen Gefühl, zurück in die kleine Hütte, wo immer noch die Spieluhr lief.
Mit einem Mal zornige Stimmen von außerhalb. Vorsichtig zog sie einige graue Vorhänge zur Seite und sah dunkle Gestalten dort entlang marschieren. Hoffend, dass sie diesmal wirklich träumte, blinzelte sie, aber die Kreaturen verschwanden nicht.
„Verdammt...“ fluchte sie in ihren Gedanken. Schnell nahm sie ihren Bogen, ihr Schwert und lief nach draußen. Aber als sie draußen stand, war die gesamte Szenerie erneut leergefegt, als ob niemals jemand hier gewesen war. Zelda schloss verwirrt die Augen und öffnete diese wieder.
Und schon wieder lief irgendetwas aus dem Ruder. Beschmutzt und unfähig lag die Prinzessin zusammengekauert in einem alten Verlies, zu allem Überfluss neben einigen zerfressenen Skeletten. Sie trug ein zerfetztes Kleid und hatte überall blaue Flecke, an ihren Armen, an ihren Beinen und sie fühlte sich so kraftlos, gedemütigt. Auf Händen und zerriebenen Knien kroch sie zu den kalten Eisenstäben. Fest umkrallte sie diese mit ihren wunden Händen, rüttelte daran und rief: „Ist da wer? Hallo?“ Und ihre Stimme schallte weitentfernt.
Prompt eine Antwort: „Mach nicht so einen Lärm, Prinzeschen.” Sie erkannte die Stimme als die bissige, piepsende von einem Moblin. Sie blickte um sich und sah hinter den Gitterstäben eine verhutzelte Gestalt mit vielen Narben und missgebildeten Gliedmaßen auf einem Schemel sitzen.
„Wo bin ich?“ entkam es ihr.
„Nun tu’ doch nicht so dumm. Du bist in den Kerkern des Lords und jetzt: Halt’s Maul.“ Zelda ließ von den Gitterstäben ab, krümmte sich vor Hoffnungslosigkeit und Angst. Link entkam ihre Kehle. Ein leises Flüstern, doch deutlich genug, dass es der Moblin hören konnte.
„Denkst du immer noch, er käme, um dir zu helfen? Du hast ihn im Stich gelassen. Dein grünbemützter Held ist tot... hahaha.“ Zelda hörte entgeistert zu, krallte ihre Fingernägel in den steinernen Erdboden, sodass diese brachen und fühlte zuletzt, wie eine Träne ihre Wange hinabtropfte.
Orientierungslos sprang Zelda auf. Das Lied ihrer Spieluhr wurde langsamer und mit glasigen Augen erkannte sie den Innenraum der kleinen Hütte vor ihren Sinnen. War sie denn jetzt wirklich wach? Oder träumte sie schon wieder?
Sie umhüllte sich mit der Decke und legte sich auf den Waldboden, der ihr im Moment nichts ausmachte. Es gab weitaus mehr, was ihr Kopfzerbrechen bereitete...
Was war mit Link los? Was hatte es mit diesem Kerker auf sich? Sie drehte sich um und erkannte eine Gestalt, die direkt neben ihr schlief. Ein kleiner Kerl lag dort, ebenso von einer Decke umhüllt. Zelda konnte nicht anders, als ob der Knirps so etwas wie Muttergefühle in ihr weckte, und sie umarmte den kleinen Bengel liebevoll.
Er öffnete überrascht seine blauen Kinderaugen und schaute Zelda neugierig an.
„Gib’ dir keine Mühe. Du kannst mir nicht helfen“, sagte der Bengel.
„Wegen dir existiere ich nicht.“ Zelda konnte Angst in seinen Augen lesen, dann Verbitterung.
„Wegen dir habe ich die Chance verspielt wirklich zu sein.“ Dann tropfte Blut von seinen Augen hinab und Zelda ließ ihn augenblicklich los, verstand die Welt und sich selbst nicht mehr und der charmante Junge löste er sich in viele winzige Lichtfunken auf.
Zelda schreckte erneut hoch und wusste nicht, wie sie diesen Visionen, Träumen und Einbildungen entkommen konnte, denn jetzt verstand sie, dass nichts davon wirklich passierte. Sie träumte nur. Oder etwa nicht? War sie vielleicht gar nicht mit Link in Hyrule unterwegs? Sie wurde einmal mehr ein Opfer ihrer eigenen Gespenster...
Mit Abscheu spürte sie plötzlich kalte Fesseln an ihren Händen. Sie wurde willenlos von einigen Monstern in Rüstungen durch die Gegend geschliffen. Sie landete mit ihrem Gesicht auf dem kalten, matschigen Erdboden, spürte, wie ihre Haut aufriss, als man sie weiterhin an einem Wildschwein angebunden durch die Gegend zerrte.
Sie schmeckte Blut, als sie abermals hart mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug. Verschwommen erkannte sie einige Skelettritter und anderen Unrat, der neben dem untoten Schwein hertrabte und über den Zustand der am Boden liegenden, verwundeten Prinzessin des hylianischen Volkes lachte. Eine riesige Bestie führte eine langen Lanze mit sich und nur undeutlich erkannte Zelda, was dieser Lanze als Verzierung diente. Verzweifelt wagte sie einen genauen Blick zu dem Kopfteil der Waffe und erkannte, dass ein Kopf darauf aufgespießt war. Sie schaute erneut hin. Ihre Augen standen starr. Ein Bild des Schreckens für Zelda. Das Ende.
Dort auf der Lanze... dort... sie konnte ihre Gedanken nicht ordnen, zu entsetzlich, zu qualvoll jenes Bild. Ein vertrautes Gesicht eines ihr teuren Menschen befand sich dort. Aufgerissene Augen, wie als ob jene Person erlebt hätte, wie man ihm den Kopf abgeschlagen hatte. Und in dem Augenblick platzten jegliche Knoten in Zeldas Innerem und sie begann kläglich zu weinen, schrie laut auf und bittere Tränen rannen ihre Wangen hinab.
Hoch oben auf der Lanze ragte Links Kopf hervor, stolz von den Abgesandten Ganons präsentiert, wie eine Trophäe, eine Medaille. Seine blonden Haarsträhnen hingen wie immer darin, auch das Blau seiner Augen war noch nicht verschwunden. Aber der Ausdruck seines Gesichtes sagte ihr, wie sehr er gelitten haben musste, bevor sie sein Leiden beendeten.
Zelda wurde weiter über die Erde gezerrt, weinte und weinte, schloss ihre Augen, da sie das Bild nicht mehr ertrug. „Nein...“, wimmerte sie. „Nein!“
Die Prinzessin Hyrules wachte schweißgebadet auf und befand sich ausnahmsweise in ihrem luxuriösen Schlafgemach. Sie blickte rechts zu dem haselnussbraunen Nachttischschränkchen, wo eine kleine Uhr ihr sagte, wie spät es war. Kurz nach Mitternacht. Sie fühlte erkaltete Tränen auf ihren Wangen und rief sich ohne es zu wollen, die grausamen Bilder erneut in ihr Gedächtnis, als sie anfing zu wimmern. Es tat so weh. Göttin Nayru, es tat einfach nur weh...
Sie ließ sich zusammengekauert zurück in die warmen Kissen sinken und begann vor innerer Kälte zu zittern.
„Link...“, schluchzte sie, als sie eine warme Hand auf ihrer Schulter fühlte.
„Ja...“, murmelte er fragend und Zelda drehte sich in seine Richtung. Sie schien gar nicht überrascht, dass er sich neben ihr in ein und demselben Bett befand. Er streichelte über ihre Wangen und als er die Tränen fühlte, rutschte er näher, gab ihr einen leichten Kuss direkt auf ihren Mund und nahm sie in seine Arme.
„Ein Alptraum?“
„Mmh...“, brachte sie hervor und zärtlich streichelte er über ihre Wange, über die Haut ihres Halses, über ihre Schulter hinab zu dem seidenen Gewand bis hin zu ihrem Bauch.
„Link? Was für einen Tag haben wir heute?“ Er richtete sich leicht auf und legte eine Hand auf ihre Stirn: „Hast du Fieber, meine Angebetete?“
Sie schüttelte mit dem Kopf und setzte sich ebenso aufrecht. Verwirrend. Was taten sie hier und wieso nannte er sie so? Sie grübelte nach und bemerkte nicht sofort, dass Link schon wieder dabei war, sie zu verwöhnen. Er gab ihr einen zärtlichen Kuss, zuerst auf ihre Wange, hinab zu ihrem Hals, als er stoppte und sie verträumt ansah.
„So nachdenklich, Zelda?“
„Ich weiß nicht... der Traum hat mich irgendwie beunruhigt.“
„Möchtest du ihn mir erzählen... oder... hast du Lust auf... etwas anderes?“ Er berührte daraufhin ihre Lippen mit seinen und noch ehe Zelda verstand, was sie tat, erwiderte sie seinen Kuss, der inniger und tiefer ging als jeder vorherige gewesen war.
Sie ließen voneinander ab und kuschelten sich wieder gemeinsam unter die Decke. Doch Zelda kam aus dem Staunen nicht heraus. Irgendetwas lief gewaltig verkehrt. Seit wann war es so einfach ihm zu zeigen, was sie für ihn empfand.
„Sind wir wirklich, Link?“ Er seufzte leicht, gähnte daraufhin und öffnete seine tiefblauen Augen.
„Darauf kann ich dir keine Antwort geben, Darling.“
„Ich weiß... es ist nur...“
„Es ist nur, dass du, mein Engel, deine Alpträume hast. Es ist okay, Zelda, schlaf’ jetzt noch ein wenig... hm?“ Sie legte ihren Kopf auf seine nackte Brust und schloss die Augen. „Danke, mein Held.“
Und wieder wachte sie auf. Doch nun verstand sie die Welt nicht mehr. Sie erinnerte sich an den Traum oder was auch immer von eben, aber es war so schwer zu verstehen. Sie lag in seinen Armen, in ihrem Himmelbett, in ihren Gemächern des Schlosses von Hyrule...
Meine Güte, Prinzessin, bist du jetzt völlig durch den Wind, fragte sie sich? Einmal mehr befand sie sich in der Hütte auf dem weichen Waldboden, doch nun lief keine Melodie der Spieluhr mehr? Konnte es sein, dass Zeldas Wiegenlied ihr den ganzen Ärger eingebrockt hatte?
Sie lief hinaus aus der Hütte und noch ehe sie sich versah, spürte sie eine kalte Hand über ihrem Mund, dann einen spitzen Gegenstand in ihrem Rücken.
„Schön still halten, Prinzeschen. Unser Meister wird erfreut sein, da wir dich endlich gefunden haben. Kein Mucks, sonst bist du dran.“ Und sie erkannte die Stimme als diejenige von Mortesk. Einige weitere Schatten standen um die kleine Hütte- allesamt Moblins, Eisenprinzen und andere Ungetüme. Jetzt hatte Zelda wahrhaft ein Problem und diesmal wusste sie, es war kein Traum.
Auch Link wurde überrascht. Aus irgendwelchen Gründen hatte er die Gefahr im Schlaf nicht gespürt... möglicherweise hielt ihn ein Traum zu fest in seinem Griff. Doch was auch der Grund gewesen sein mochte, plötzlich spürte er eine kalte Klinge an seinem Hals.
Schnell öffnete er seine Augen und fand sich konfrontiert mit einer dummen Angelegenheit. Einige Vasallen Ganons standen in dem Häuschen und hatten ihn jetzt in ihrer Gewalt. Er wurde grob aus dem Häuschen herausbefördert und landete mit dem Gesicht auf dem kalten Waldboden.
Inzwischen hatten die Moblins ihm die Hände mit Seilen verbunden. Link richtete sich auf und sah, dass auch Zelda schon von ihnen gefangengenommen wurde. Sie saß verzweifelt auf ihren Knien auf dem Boden, ebenso angekettet und blickte flehend in seine entschlossenen Augen, als sie ihn abführten.
Mit so etwas wie Besorgnis und Sehnsucht blickte er die ganze Zeit zu ihr, als er von den Moblins angerempelt wurde und schmerzlich hinfiel. Lachend ergötzten sich die widerlichen Kreaturen an seiner Lage, pfiffen ihn aus und spuckten auf sein Haupt.
„Ihr verdammten Mistgeburten.“, knurrte der Heroe, ließ sich nicht demütigen, erst recht nicht von solchem dummen Gesindel. Daraufhin trat einer der Moblins nach ihm, aber Link schien es nichts auszumachen.
„Mistgeburt“, sagte er erneut. Ein weiterer schlug ihm mit der Faust ins Gesicht, doch Link würde vor ihnen niemals zu betteln beginnen. Sollten sie ihn doch foltern. Er würde niemals Schwäche zeigen, selbst wenn sie ihn bis an den Rand des unmöglichen Schmerzes bringen sollten.
Entschlossen und bissig blickte der Heroe auf und erkannte den seltsamen Moblin- Eisenprinz vor sich. Der merkwürdige Mutant von Ganons Dämonenarmee mit dem mangelnden Verstand. Dieser riss ihm dann einfach das grüne Basecape von seinem Schädel, trat darauf herum und stieß wütend einige Dolche in das Stück Stoff. Immer wieder durchbohrten die Klingen das grüne Stück Stoff, als wäre es ein Zeichen für das Gute, als wäre diese Kopfbedeckung dazu verdammt zu schweigen.
Der junge Held sah nur zu, begleitet von einem komischen Gefühl, als er diese Dolche neben ihm sah. Ein verräterisches Gefühl wuchs in ihm, während jener kaltblütige Mutant weiterhin das Cape zerstörte.
Mit blinzelnden Augen checkte Link seine Lage und erkannte ungefähr zehn Gegner. Drei Moblins standen um Zelda. Der Rest Eisenprinzen und Skelettritter stand ein wenig abseits, nur Mortesk und dieser Mutant thronten direkt vor ihm.
Hitzköpfig blickte der junge Held nach oben, grinste und zeigte ein herablassendes Feixen in die Richtung des einfältigen, feigen Skelettritters: „Na Mortesk, fühlst du dich jetzt besser, da du mich im Schlaf besiegen konntest. Wäre ich wach gewesen, würdest du jetzt neben den Würmern ruhen, du Scheusal“, sagte Link unverfroren.
„Du bist und bleibst ein Feigling.“, setzte der Hylianer mutig hinzu.
Mortesks rote, schlangenartige Augenschlitze blitzten gefährlich auf und schnell schlug er dem gefesselten Helden erneut mit der blanken Faust ins Gesicht. Blut tropfte von Links Unterlippe, aber dieser grinste nur. Er sah Mortesk furchtlos ins Antlitz, selbst wenn er sich in einer schier ausweglosen Situation befand.
„Du wirst mich niemals besiegen, Mortesk. Nicht heute. Nicht hier.“
Und plötzlich stand Link auf, seine Hände hatten sich erfolgreich aus den Fesseln gewunden. Innerhalb von Sekundenbruchteilen krallte er sich die direkt neben ihm befindlichen Dolche, und rannte zu Zelda hinüber. Mortesk und die anderen begriffen die Situation mit geweiteten Augen. Schon wieder hatten sie den Helden der Zeit unterschätzt. Schon wieder stand das Schicksal auf der Seite des jungen Hylianers. Geschwind erreichte er seine Prinzessin und besiegte in Kürze jene Moblins, die als Wachposten um sie herum standen. Dummerweise konnte er seine Prinzessin so schnell nicht aus ihren Fesseln befreien. Er lächelte ihr entgegen und auch Zelda fand wieder ihre Kraft, ihren Mut, um zu kämpfen. Sie stand auf und versuchte sich mit ihrer magischen Kraft aus den Fesseln zu winden.
Link schnappte sich derweil eines der geschwungenen Moblin- Schwerter und stellte sich den anderen Gegnern tapfer entgegen. Hastig kamen die anderen Monster herbeigeeilt und traten gegen Ganons Widersacher an, der von jeder Seite angegriffen wurde und nur schwerlich Treffer landen konnte. Er war zu sehr damit beschäftigt auf seine Deckung zu achten.
Derweil versteckte sich Mortesk im Schatten eines Baumes und sah wiedereinmal nur zu, wie Link schrittweise seine Leute erledigte. Der Mutant aus der Kreation Ganons schien währenddessen über alle Berge zu sein.
Mortesk schnippte einmal mit seinen knochigen Fingern und hatte plötzlich Pfeil und Bogen in der Hand- einen schwarzen Bogen mit blutroter Sehne. Er spannte einen Pfeil, hörte wie die Sehne zirpte, und zielte genau auf das Herz von Link.
Diesmal, schwor er sich, würde der Held Hyrules nicht davonkommen. Diesmal würde der Sensenmann dem Heroen den Lebenssaft aussaugen.
Lustvoll und krank vor Mordgier spannte der Dämon den Bogen und fühlte eine tiefe, befriedigende Genugtuung, fühlte geronnenes Blut in seinem alten, zerfressenen Schädel tanzen.
Jetzt war die Stunde seiner Rache gekommen. Seine Rache dafür, dass der Held ihn zum Gespött unter den Vasallen Ganons gemacht hätte. Jetzt war die ultimative Gelegenheit.
Und Link kämpfte weiter, hatte noch ungefähr fünf Gegner vor sich, die in einem Zirkel um ihn standen. Zelda hielt sich versteckt hinter einem Gebäude. Doch dann erreichte sie ein seltsames Gefühl, die Wahrnehmung einer Gefahr und sie blickte durch die Stille der Nacht, hörte lediglich die Klingen der Schwerter, wie sie aneinander prallten und die starken Kampfschreie.
Was war das? Dann begann einmal mehr ihr rechter Handrücken zu glühen und ihre magische Kraft schwand. Sie blickte erneut umher, wollte wissen, woher diese Gefahr rührte, was sie bezweckte und erkannte ein Paar rotglühende Augen in der Dunkelheit östlich des Dorfes, hinter einem Baum.
Mortesk hatte sein Ziel im Auge, verfolgte mit jedem Schritt, den Link machte, sein Herz, daraufwartend, lüstern, den einstigen Helden der Zeit zu töten.
Zelda schlich näher an das Paar rote Augen und erkannte mit Entsetzten, dass jene Kreatur in der Dunkelheit einen Bogen in der Hand hielt und ein Pfeil zielgenau, mörderisch, auf Links reines Herz ausgerichtet war. Erstarrt blieb sie stehen, schaute mit Angst erfüllt zu ihrem besten Freund, der nicht weit von ihr entfernt kämpfte und wirbelte herum zu der Kreatur in der Dunkelheit, welche gut abgeschottet auf die perfekte Gelegenheit wartete.
Dann fackelte die Prinzessin nicht lange und rannte hastend zu ihrem Helden: „Link!“, rief sie, während ihr Handrücken heftig brannte und sie ihre magischen Kräfte nicht einsetzen konnte.
„Link. Ein Pfeil. Er spannt einen Pfeil.“ Lautstark schallte ihre glockenhelle Stimme durch die Nacht. Doch Link konnte nicht weglaufen. Nicht jetzt. Nicht, wo ohnehin Monster ihn umzingelten. Außerdem wusste er nicht, aus welcher Richtung der Pfeil abgeschossen werden würde.
Zelda wühlte mit aller aufbringbaren Kraft in den Fesseln herum, aber sie konnte sich nicht befreien, sie war nicht in der Lage ein Schwert zu halten, geschweige denn zu benutzen. Es war zu spät...
Die blonde Hylianerin hetzte weiterhin auf den jungen Mann zu, rotglühende, dämonische Augen im Visier und während sie rannte, fasste sie einen sehr edlen Entschluss. Nun würde sie etwas tun, um ihre Schuld bei Link zu begleichen.
Schon lange wusste die Prinzessin des Schicksals um die Schuld, die sie bei Hyrules strahlendem Helden hatte. Wie oft, und sie erinnerte sich an viele Augenblicke von ihr und Link, ja, wie oft hatte er sie vor Schmerzen jeglicher Art, vor Wunden und sogar vor dem Tode gerettet.
Niemand könnte die Gefühle, die Zuneigung und die unermesslichen Dankesgefühle nachempfinden, die sie in jedem Moment spürte, wenn der Held der Zeit ihr ein Lächeln schenkte. Sie lief und lief und vielleicht lief sie erneut vor sich selbst weg, wie auch vor der Wahrheit, dass ihre Gefühle der Freundschaft einem mächtigeren Empfinden schon lange untertänig waren. Sie kniff ihre Augen zu, kämpfte mit der Angst ihrer eigenen unverwüstlichen Entscheidungen. So oft hatten gerade die Entscheidungen um Rettung, Liebe und Verantwortung ihre Seele ins Grab geführt. Ihrer verletzliche, geschundene Seele, welcher in diesem Augenblick einmal mehr die Flügel, die Kraft und Hoffnung herausgerissen wurden.
Mit Tränen in den Augen hetzte Zelda näher, wand sich angsterfüllt und doch entschlossen in jene Ecke des Dorfes, wo ein Pfeil über Leben und Tod entscheiden konnte. Sekunden gefroren, Minuten entschwanden und Stunden würden niemals mehr vergehen. Die Prinzessin Hyrules sah und wollte doch nicht sehen, sie spürte und wollte doch nur ein einziges Mal spüren, was es hieß zu beschützen.
Denn es war ein Geschenk beschützt zu werden, immer wieder aufs neue war es das größte Glücksgefühl für sie, beschützt zuwerden, beschützt von Links Händen, seinen Worten, seiner Aura. Und so wollte auch sie beschützen, ihre Schuld begleichen und fühlen...
Mortesk ließ zähnefletschend den Pfeil los, und das gefährliche Geschoss raste mit ungeheuerer Geschwindigkeit durch die Luft, tötete gnadenlos, was ihm im Weg stand.
Zelda sah den Pfeil, rannte über das raue, alte Gras zu Link, wollte ihn beschützen, ihm nur einmal etwas schenken, was nicht wertlos erschien, wie viele andere Dinge des Damals. Sie wollte ihm etwas schenken, was beständig war und so sollte es sein.
Sie erreichte ihn, kurz bevor der spitze Pfeil ihn traf. Mit einem erzwungenen, traurigen Lächeln stand sie direkt vor ihm, schenkte ihm mit stummen Worten etwas, was sie noch nie gegeben hatte. Leise Sehnsucht in ihrem Blick, vorbereitet und entschlossen.
Und ein todbringendes Metall bohrte sich hinein in blauen Stoff, hinein in die sanfte Haut an Zeldas rechter Seite, seitlich ihrer Brust. Ihr schlanker Körper zuckte quälend auf, seufzend. Ein hässlicher Laut entkam ihrer Kehle. Das sanfte und doch schmerzverzerrte Lächeln auf ihrem Gesicht erstarb. Ein toter Blick, das Leben schwand aus ihren saphirblauen Augen…
Link sah mit Entsetzten zu, was passierte. Die Zeit hörte auf zu existieren, gefror... Immer lauter werdend hörte der junge Held das Klopfen eines aufgeregten Herzens in seinen Gedanken. Es klopfte zügellos, schnell. Es klopfte, schallte in seinen Gedanken nach, als wäre er genau mit diesem Herzen auf ewig verbunden.
Nur ein erzwungenes Lächeln in ihrem tränenüberströmten Gesicht.
Nur ein kurzer Augenblick, in welchem Zelda ihre Gefühle für ihn an die kühle, beherrschte Oberfläche ließ.
Nur ein ungesagtes Flüstern.
Links Herz setzte zu Schlagen aus, als er mit ansah, wie Zelda kurz zusammenzuckte, erfüllt mit unwiderruflicher Angst und Schock in den mit Schatten belegten blauen Augen, die ihm so viel sagen wollten. Ihre Augen, die er so oft in seinen Träumen sah, die ihn erinnerten.
Das schwache, unmerkliche Klopfen in seinem Kopf wurde langsamer. Der Impuls eines anderen Herzens nahm ab, schwand, verflüchtigte sich, kam dann stockend und wurde immer leiser.
Kraftlos brach Zelda auf ihre Knie. Lasch sank ihr Kopf nach unten, sich selbst versteckend, ihre Liebe und die langverschwiegene Wahrheit über ihre Gefühle beschützend.
Erneut rollten stumme Tränen ihre Wangen hinab, die sie demjenigen zeigte, dem sie galten. Tränen... ihr gesamtes Dasein bestand aus Tränen und Blut. So vergoss sie Tränen für den ihr am meisten am Herzen liegenden Menschen, auch wenn Zelda die Empfindungen für Link nie zeigen durfte, konnte und wollte. Zwanghaft versuchte das junge Mädchen ein letztes Mal zu lächeln, bevor ihre Augenlider niedersanken.
Ein Stich und es war vorüber...
Haltlos brach sie zusammen...
Mit einem dumpfen Schlag auf dem kalten Waldboden sank Zelda nieder und ihr blondes langes Haar legte sich wirbelnd zwischen Gras und Tannennadeln.
Stille in den Wäldern.
Erneut das heimliche Klopf- Klopf in Links geheimsten Gedanken. In Gefahr auf ewig zu schweigen. Nichts nahm er mehr wahr, hörte die biestigen Stimmen der Moblins nicht mehr, lauschte nicht mehr den Geräuschen des Windes. Nur noch das kleine Klopfen eines anderen Herzens schlich in seinen Gedanken umher, schwächelte und versank im Nichts...
Link ließ die Klinge fallen, kniete kraftlos zur bewusstlosen Zelda nieder, nahm sie in seine starken Arme. Blässe legte sich auf Links Gesicht. Tränen sammelten sich zügellos in seinen tiefblauen Augen, als stückchenweise rotes Lebenselixier aus einer hässlichen Wunde floss. Der Pfeil stak tief in Zeldas Körper, direkt seitlich unter ihrer rechten Brust.
Ein starker Schmerz in Links Brust setzte ein, ließ ihm keine Luft mehr zum Atmen, als ob ein Teil von ihm gestorben war. Der bedeutsamste Teil seiner Seele. Das Wichtigste: die wahre Liebe. Sein junges Herz spannte sich, erdrückte das leise einsetzende Schluchzen aus seiner zugeschnürten Kehle. Eine zitternde, warme Hand wanderte zu den schönen, von Tränen befeuchteten Augenlidern Zeldas, berührte die hellen Augenbrauen, streichelten über die zarte Stirn.
,Öffne deine Augen… bitte öffne sie…’ Seine Kehle schien wie taub und jegliches Wort kam dumpf, stoßweise.
„Zelda…“, entkam selbstquälerisch seinen Lippen. Nur ein Wunsch, der sich nicht erfüllen würde, egal, wie sehr er an ihn glaubte. Immer wieder murmelte er ihren Namen, blickte in die Vergangenheit, sah sie lächeln, spürte das gemeine Einschleichen der Realität in sein Gemüt. ,Verlass’ mich nicht… Zelda…’
Er rüttelte ihren bewusstlosen Körper, schrie sie an, brüllte ihren einzigartigen Namen in die Nacht. Sie rührte sich nicht. Verschlossen blieben ihre Augen, die Link liebte, für deren Licht er alles getan hätte.
„Nein... Zelda, mach’ deine Augen auf... nein...“, murmelte er elend. Und ein lauter Schrei entkam seiner Kehle, als sie sich erneut nicht rührte. Er drückte sie an sich, begann endgültig zu weinen. „Zelda!“ Er fauchte sie an, bewegte sie und jegliche Wärme in seinen Augen erlosch. Das Feuer in seinen Augen, das, was ihn einst vor sich selbst rettete, erlosch...
Wie feine Regentropfen bedeckten seine salzigen Tränen ihre Wangen. Immer wieder tropften kleine Tränen nieder und befeuchteten die blassen Wangen seiner Prinzessin.
„Deine Augen...“, flüsterte Link wimmernd, brachte keine weiteren Worte hervor, konnte kaum etwas sagen.
Einige Sekunden vergingen und Link wippte Zeldas bewusstlosen Körper in seinen Armen auf und ab, presste sein Gesicht an ihres, konnte nicht glauben, was soeben passiert war, wollte es nicht glauben. ,Das ist nicht wahr’, sagte sein Herz. ,Das ist nicht geschehen…’
Doch Zelda blieb besinnungslos, bewegte sich nicht mehr, lächelte nicht mehr, vielleicht niemals mehr.
Es war nur ein Traum von vielen, jener Traum, den er seit ewig in seinem Herzen aufbewahrte. Eine Erinnerung daran, wer er gewesen sein sollte, was er aus sich machen musste. Mit diesem Traum begann eine Achterbahnfahrt in das Glück und in die tiefen Abgründe seiner eigenen Bestimmung. Es war jener Traum von ihr, einem Menschen, nach dem sich sein junges Herz immer gesehnt hatte, seit dem Anbeginn seines Lebens in der wirklichen Welt. Ein Traum, mit dem alles begann.
Tiefgehende Zuneigung.
Verbundenheit versiegelt mit einem Kuss.
Liebe.
Im trüben Licht des Morgens wachte Link einst auf, noch bevor er sich selbst nur ansatzweise kannte, noch bevor er sie kannte. Nebel lag vor seinen Sinnen und nur verschwommen gab sich sein Zimmer preis. Ein Trugschluss in der Wahrheit, die sich selbst belogen hatte. Denn jener Traum sollte nicht sein, er durfte nicht sein. Versteckter Zauber beschmückte seine Sinne an jenem frühen Morgen, wo das raue, kühle Dämmerlicht vorherrschte. Ein Wesen, fast golden schimmernd, saß an seiner Bettkante. Sie hatte ihm den Rücken zugewendet, und schimmerte weiterhin in dem angenehmsten Licht, das er sich vorstellen konnte.
Es war warm, schenkte ihm ohne direkten Körperkontakt soviel Berührungen. Wie das möglich war- Link wusste es nicht, verschwendete aber keinen Gedanken daran, und genoss weiterhin diesen irrsinnigen Hauch des Lichtes, welches sie ihm versprach.
Er war ein Kind zu jenem Zeitpunkt, nur zwölf, dreizehn Jahre alt und doch wusste er in dem Traum, wie es sich anfühlte, ein junger Mann zu sein. Nicht nur das, in jenem Traum erwachte eine stärkere Natur in ihm. Plötzlich steckte er in einem erwachsenen Körper und wusste doch genau, wie sich dies anfühlte. Langsam richtete er sich auf, fand sich älter als er es in der Wirklichkeit war. Sein Körper beherbergte mehr Stärke, wurde muskulöser und athletischer. Berauscht blickte er auf seine Hände, leicht verwundert über deren Raue, und doch sanft in den vollkommensten Momenten. Eine flauschige, dicke Decke fiel von seinem entblößten attraktiven Oberkörper über seinen Bauch, auf welchem er Narben trug, die er damals noch nicht hatte.
Keinen Moment Gedankengut verschwendete er daran, sich nicht in der Wirklichkeit zu befinden, kein Gedanke an das Warum und Wieso seines achtzehnjährigen Körpers. Denn seine Gedanken galten allein ihr, jenem faszinierendem Wesen, welches an seiner Bettdecke saß. Langes, blondes Haar fiel über einen schimmernden, nackten Mädchenrücken. Ein einfaches Bettlaken umschlang ihre Hüfte abwärts und wurde von ihr fest in den Händen gehalten, um lediglich ihre wohlgeformte Brust und den zarten Bauch zu bedecken.
Hypnotisiert, vielleicht mehr noch als das… verhext und geführt von ihrer starken Seele, wanderte seine linke Hand an ihren Rücken, spazierte zärtlich darüber hinweg, arbeitete sich hoch zu ihren Schultern und schließlich zum Nacken, stets umfangen von weichen Haarsträhnen, an denen der Duft von Jasmin hing. Mit einem Lächeln fühlte er, wie ihre Haut unter seinen Händen zitterte, wie sich Gänsehaut unbefangen zeigte.
Das wunderbarste Lächeln begegnete ihm, als sie sich zu ihm wand, ihre Augen, so klar und leuchtend, ohne jegliche Schatten, träumten genüsslich in seinen. Er liebte diese Augen schon immer, noch ehe er sie kennen konnte.
„Ist das ein Traum?“, murmelte Link leise, aber nicht verlegen über die Nähe, die sie einander in jener Nacht ohne Zurückhaltung gegeben hatten. Und noch etwas schien anders. Seine Stimme war die eines Mannes, beherrscht und tiefgehend.
Etwas glitzerte in ihren Augen, als er diese Worte sprach und noch ehe Link sich aus seinem Traum reißen konnte, näherte sie sich ihm, legte zärtlich einige warme Fingerspitzen auf seine Lippen und blickte tief, so durchdringend in seine Augen.
„Möchtest du denn, dass es so ist?“, sagte ihre helle Stimme. Eine schöne Stimme, einfühlsam in der Minute, auch wenn diese Stimme sich gegenüber einem ganzen Volk erheben konnte. Er schüttelte bloß mit dem Kopf, erstaunte angesichts dieses magischen Momentes. „Wünschst du dir meine Nähe?“, sagte sie leise und wanderte mit ihren Handballen über seine erhitzten Wangen.
Vertrauen brachte er ihr entgegen, Zuneigung, ohne zu wissen, wer sie war und ohne auf ein kleines Rufen seines zwölfjährigen Verstandes zu hören. Denn er wusste, in jenem Traum schien Zeit nicht wichtig, sein momentanes Ich war ausgelöscht und etwas Altes, Vergangenes trat an diese Stelle. Er war nicht länger der kleine zwölfjährige Junge mit dem Unschuldsgrinsen, nein, in jenem Moment hatte dieses seinem achtzehnjährigen Ich den Weg geräumt. Das Gesicht eines Mannes, der Mut eines Kämpfers und die beschützende Wärme eines Liebenden.
„Ich wünsche mit deine Wirklichkeit… für mich und für uns“, hauchte er an ihre Fingerspitzen, küsste diese ohne vorher jemals jemanden geküsst zu haben. Sie lächelte vollkommen. So schön war ihr Lächeln, so überwältigend, dass Link ebenso lächelte, ein Kribbeln in seinem Bauch erfahrend, wie eine Berührung von innen, ähnlich dem Gefühl eines Kindes, dass zu seinem Geburtstag viele Geschenke bekam, und doch berauschend, beinahe gefährlich, süchtig machend.
Ohne ihrem Blick zu entsagen, erhaschte er einige ihrer malerischen goldenen Strähnen, küsste diese und spielte damit in seiner Handinnenfläche. Dieses seidige Haar…
Sein Blick wurde noch milder, weicher, suchte nach ihren heimlichsten Empfindungen, nach ihrer Existenz. Seine rechte Hand wanderte zu der flauschigen Decke, die er anhob, nur um jenen verletzlichen, sanften Engel an seiner Wärme teilhaben zu lassen.
„Nähre mich mit deiner Wärme“, säuselte seine Stimme. „Und ich schenke dir die meinige.“, ergänzte er, mit dem Wissen eines Erwachsenen, mit der Erfahrung eines älteren Herzen.
Lächelnd krabbelte sie unter die Decke, nahm an seiner Zuneigung teil, spürte die Nacktheit seines Körpers, weder fremd, noch überrascht. Sie schmiegte sich an ihn, forderte seine beschützenden Arme, die liebevoll ihren unwirklichen Körper erforschten, entdeckten, was er zuvor nie fühlen durfte. Streichelnd spielte sie ihm Gegenzug mit der Haut auf seiner ungeschundenen, männlichen Brust, schenkte ihm kurze, zarte Küsse darauf.
Überrascht blickte er jenes Wesen an, kaum Verständnis für diese feine, mächtige Form der Zuneigung. Mit einem leichten Lachen, glücklich, rollte er sich geschwind über sie, blickte durchdringend in das angenehme, himmlische Blau ihrer Augen, spürte einen Hauch Traurigkeit in jenem, wenn auch glücklichen Moment.
„Sag’ mir deinen Namen…“
„Ist er denn bedeutsam für dich oder deine Wirklichkeit?“, erwiderte sie, während er zärtlich über ihre schwachrosa Wangen streichelte. Ihre Haut war so sanft wie das Blatt der Blüte eines roten Rose, so weich…
„Nicht für diese Wirklichkeit, aber wohl für eine andere“, meinte er leise. Sie klammerte sich an ihn, vergrub ihren Kopf in seiner Schulter und seufzte schwach.
„Du hast dich in Hyrules Vergangenheit selbst belogen, in dem, was du dir gewünscht hast, in dem, was du für mich gefühlt hattest… Denn du hast diese Verbindung, diese Leidenschaft und Liebe gefühlt, wann immer ich dir begegnet bin.“
Stumm war seine Antwort, nur ein kurzer Blick aus den tiefblauen Augen, die er schloss. Das Sehnen nach ihren Lippen endete in einem langen, leidenschaftlichen Kuss. Seine Antwort auf jenes Gefühl, dass er nicht verstanden hatte. Denn nie hatte er begriffen, warum er sie brauchte, warum er sich nach ihr sehnte. Und warum eine Welt ohne sie erfüllt war von Leere…
Sanft drückte er ihren Körper zurück auf die weiche Matratze, genoss den alles sagenden, fiebernden Moment dieser Liebe, küsste sie überall.
„Du liebst mich…“, flüsterte sie schwach, gefangen in seinen Armen, heimgesucht von seinen Bedürfnissen. Sie wiederholte ihre Worte, formte diese auf der Haut seiner Schulter, als sie einander beschenkten, als sie ineinander versanken. Sie murmelte diese Worte stockend und zwanghaft. Auch während sie ihr gefährliches Liebesspiel fortführten, säuselte sie diese Worte. „Du liebst mich…“, schallte es leise. „Du liebst…du liebst…“ Immer leiser wurde es in seinen Gedanken. Leiser und leiser, bis sich die Stille darüber legte.
Es war Liebe. Es war unsterbliche Liebe und würde es immer bleiben.
Ein Geschenk, sagte er damals in seinen Gedanken. Sie war mehr als einfach nur ein Geschenk…
In jenem Traum verstand er, was Liebe war, sich nicht erinnernd, dass es einst eine Zeit gab, in welcher ihm dies verwehrt blieb. Von da an wartete er auf sie, wartete Jahre, wartete unbemerkt von vielen liebenden Pärchen, die seinen Weg kreuzten, denn es gab nur diese eine starke Liebe für ihn.
Jener Schatten der Nacht hatte die Sehnsucht nach ihr verstärkt, jenem magischen Wesen in seinen geheimsten Zuflüchten. Doch auch die Kehrseite der Medaille gab sich hier preis, die Seite des Bösen jagte ihn von nun an, auch wenn der junge Link dies in Kauf nahm- für eine weitere Begegnung mit jenem Engel, seiner unsterblichen Liebe.
Eine Erinnerung an jenen Traum schlich umher, zerriss ihm sein Herz in viele Stücke, machte das Lebwohl, welches folgen könnte, nur noch schwerer…
Eine Erinnerung an einen Traum, mit dem alles begann und doch nicht endete. Er liebte sie… Link liebte seine Prinzessin und hatte sich in den letzten Wochen doch nicht getraut zu begreifen, dass es genau die eine wahre Liebe war, auf die er immer gewartet hatte. Er liebte sie…
„Ich hätte dich beschützen müssen, nicht du mich...“, murmelte er und schrie sogleich ihren Namen ein weiteres Mal, weinte und weinte über ihren Verlust, drückte ihren leblosen Körper weiter an sich.
„Zelda, öffne deine Augen... bitte... nein...“ Doch sie bewegte sich nicht, kein Lebenszeichen. Und für Link begann in dem Augenblick alles zusammenzubrechen. Sein Dasein. Sein Schicksal. Alles, woran er geglaubt hatte, wofür er gekämpft hatte, war ohne sie, ohne ein sanftes Lächeln von ihr, ohne ihre warme Hoffnung, nichts mehr wert. Die Welt wurde nun erstmals wertlos für ihn.
Er konnte nichts Schönes in Hyrule mehr sehen und er würde nichts Schönes mehr als schön erkennen, wenn Zelda nicht bei ihm war. Zeit, Schicksal und Zukunft... nichts hatte mehr Bedeutung, nichts... Das Leben seines warmen Hoffnungsschimmers hing am seidenen Faden. Das Leben und die außergewöhnliche Existenz seiner einzigen Liebe würden mit diesen Sekunden enden.
Er konnte sie lächeln sehen, in den Schatten der Erinnerung. Er konnte sie lachen hören und fühlte jeden Hauch ihrer warmen Aura, die ihm soviel auszusagen vermochte. Und nun? Sollte diese ganze Zeit mit ihr vorbei sein? Dahin... Dahin, ohne dass Link ihr jemals hätte sagen können, wie viel er für sie empfand, ohne, dass er ihr jemals seine unsterbliche Liebe hätte gestehen können. Immer wieder hatte er sich eingeredet, es war noch Zeit. ,Wir haben Zeit’, dachte er. Und nun hatte sich die Zeit persönlich gegen den einstigen Helden der Zeit gestellt. Zeldas Zeit war fast um. Ihre dünnen Schicksalsfäden waren nun beinahe gerissen...
Und alles war Mortesks Schuld. Hass, Wut und Mordgier siegten über die schwere Trauer in Links Seele. Er löste seine Augen von Zelda, kalt wurden diese, ohne jegliches Mitleid. Er legte ihren bewusstlosen Körper sachte auf den weichen Waldboden, stand auf und allmählich schwand sein jetziges Bewusstsein. Ihr Schwert in seiner Hand erzählten seine Augen von Leere, von zerstörten Wünschen und mit jeder weiteren Sekunde legte sich eine ferne Kälte über das Blau seiner Augen. Kraftvoll stieß er die Waffe in den Boden, worauf dieser bebte und alle Monster im Umkreis plötzlich in Asche aufgingen. Alle außer Mortesk. Diesen würde Link mit bloßen Händen töten.
Doch Link war nicht mehr er selbst. Er fühlte keinerlei Mitleid mehr und die Wärme, die sich hinter seinen Augen verbarg, wurde von etwas Gewaltigerem zurückgedrängt. Etwas staute sich in ihm auf.
Hass.
Wut.
Zorn.
Kampflust.
Mit langsamen, geräuschvollen Schritten lief er auf Mortesk zu, der gar nicht wusste, wie ihm geschah.
Und es war das erstemal, das Mortesk in seinem hundertjährigen Skelettritterdasein wirklich Angst empfand. Er sah seinen Rivalen, der schnurstracks auf ihn zulief, aber er konnte sich nicht rühren. Nicht einmal seine Stimme konnte er mehr erheben.
Link stand vor ihm und nichts lag mehr in seinen Augen, nur eine befremdende Kälte, die soviel Eis verbarg wie ein gefrorener See in einer Landschaft des Trübsinns. Link holte mit seiner linken Hand aus, formte diese zur Faust; und die Zeit blieb stehen. Alles wurde schwarzweiß, alles bewegte sich langsamer und seine linke Hand öffnete sich auf dem Weg zu dem Herzen Mortesks.
Ein dumpfes Geräusch und Mortesk landete aufgrund der magischen Attacke von Link einige Meter weiter. Der Körper des Skelettritters löste sich stückchenweise auf. Schreiend verwandelte sich Mortesk in das zurück, was er einst war- ein einfaches Menschenwesen. Dann begann seine Brust in Feuer aufzugehen, dann seine Arme, seine Beine und zuletzt sein Kopf.
Und es wurde still in jenem Wald der Kokiri. So still wie davor... nur ein leiser Wind wehte und würde vielleicht Seelen, die ihr Leben für andere gaben, hinfort tragen...