Autor: Faylen7
Doch der König von Hyrule hielt seine Versprechen und Zelda hatte die nächsten Tage sozusagen Hausarrest. Gekränkt saß sie in ihrer eigenen kleinen Bibliothek und brütete über seine Worte nach. Sie wollte einfach nicht das dumme Spielzeug dieser verlogenen Prinzen sein, sie wollte einfach nicht. Prinzen, die ihre Ehre darin sahen, andere Menschen herumzuhetzen, die nicht wussten, was wahre Ideale waren.
Link war da anders, aber er war nun mal kein Prinz und besaß kein Rechte an Hofe. Sie lehnte sich an eine verzierte Wand in der hintersten Ecke der Bibliothek und ließ sich wie ein Häufchen Elend auf den Boden sinken. Sie zog ihre Knie zu sich heran und weinte bitterlich. Sie hasste ihr eigenes Schicksal, hasste ihren Vater für seine Entscheidungen und hasste sich selbst für ihre Armseligkeit. Sie weinte immer weiter, inzwischen war es ihr egal, ob sie jemand so sah, oder sich jemand über sie lustig machen würde. Sogar das Königreich war ihr in diesem kurzen Moment egal.
Man hatte sie in ihren Gemächern eingesperrt und Link wurde nur noch von den Zimmermädchen umsorgt, was ihr im geheimen das meiste ausmachte. Einige hatten sich in ihn verguckt und jedes Mädchen träumte wohl von einem solchen Helden. Es tat irgendwie weh... was, wenn er sich ebenso in eine dieser jungen Hylianerinnen verlieben sollte...
Wie ging es ihm eigentlich? Sie hatte ihn die letzten Tage nicht zu Gesicht bekommen und war kurzum wütend auf sich selbst.
Warum eigentlich kümmerte es sie, ob sich Link verlieben würde? Es ging sie doch nichts an...
Hättest du nicht einfach nachgeben können, sagte sie zu sich selbst. Musstest du deinen Vater so behandeln? Ihr zügelloses Temperament hatte ihr alles eingebrockt...
Sie stand auf und lief in ihr Badezimmer. Vor wenigen Minuten hatte eine ältere Hofdame namens Maia eine Wanne mit heißem Wasser für sie vorbereitet. Ausgeheult stand Zelda mit einem einfachen Abendgewand ohne Schmuck oder Schminke vor ihrem Spiegel und schämte sich nun für ihre Tränen.
„Du bist eine Prinzessin und du trägst Verantwortung gegenüber deinem Volk. Es ist dir nicht gestattet zu weinen.“ Sie versuchte sich selbst zu beruhigen und starrte ihr Spiegelbild an. Das bist du nicht, dachte sie und hielt plötzlich inne, da sie das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Unsinn... sicherlich nur die Geister des Schlosses...
Rasch drehte sie sich um, doch im Badezimmer befand sich niemand außer ihr. Einige Kerzen standen um die Wanne und unsichtbare Dampfwolken stiegen von dem warmen Wasser auf. Sie ließ das reichlich gemusterte Abendkleid von ihrem schlanken Körper gleiten und sich in das warme Wasser sinken. An einem Tag wie diesem wo ohnehin alles schief gelaufen war, was schief laufen konnte, war ein heißes Bad die beste Medizin um abzuschalten.
Nach einigen Minuten hörte sie aber erneut ein Geräusch, ein Klappern von außerhalb, dann ein Grunzen. Zeldas Augen weiteten sich. Wer zum Teufel schlich in ihren Gemächern herum? Schnell stieg sie aus der Wanne, zog sich einen weißen Bademantel über und nahm eine der Kerzen. Leise schlich sie aus ihrem Badezimmer und gelangte in ihre Stube. Sie konnte nichts entdecken. Was war hier nur los?
Schatten tanzten im Zimmer umher und lediglich der warme Schein der Kerze half Zelda überhaupt etwas zuerkennen. Sie fühlte die Anwesenheit von dunklen Kreaturen und erinnerte sich mit einem Biss auf ihre Lippe, dass sie ihr Triforcefragment abgelegt hatte und sich auch sonst keine Waffen in ihren Gemächern befanden.
Ausgerechnet heute schlichen sich Dämonen hier herum... ausgerechnet an diesem Tag, wo sowieso schon alles schief gegangen war. Sie fühlte Angst in sich hochsteigen, hörte ihren aufgeregten Herzschlag und zitterte am ganzen Körper. Sie musste versuchen zu der großen Tür zurennen... aber... verdammt, sie war ja abgeschlossen. Was nun? ,Link... hilf’ mir bitte...’ flehte sie in ihren Gedanken, hoffte, er würde sie hören...
Dann rannte sie ihren Mut zusammennehmend zu der großen Tür und schlug mit ihren Fäusten dagegen, aber niemand öffnete der Prinzessin von Hyrule die Tür, niemand hörte ihr Flehen. Flugs wurde sie unsanft an ihren Haaren gezerrt und durch den ganzen Raum geschleudert. Das kleine Licht der Kerze in ihren Händen erlosch und nichts half ihr in der Dunkelheit, die sie mehr als alles andere verabscheute. Kreischend kam die Prinzessin auf dem Boden in einer hinteren Ecke auf und sah drei Gestalten mit dunklen Mänteln. Eine schier böse Aura gingen von ihnen aus und sie übertrafen alles, was Zelda neben Ganondorf als bösartig erkannt hatte. Sie konnte ihre Lust zutöten fast spüren, fühlte wie eisiges Blut in den Adern der Kreaturen entlang floss und erinnerte sich an ihre eigene Hilflosigkeit.
„Was wollt ihr von mir? Wer seid ihr?“ Zeldas Stimme klang schwächlich, wie die eines kleinen Kindes... ja, sie hasste das Kind in ihr. Und wusste doch, dass sie genau das war... ein Kind. Die Kreaturen begannen zu lachen, doch antworteten ihr nicht. Stattdessen kamen sie der Prinzessin nah, zu nah, sodass sie die Grausamkeit der Geschöpfe förmlich riechen konnte und sie roch es... den Gestank des Todes...
Drei Bastarde zerrten an Zeldas Haaren, gruben ihre eisigen Klauen in die Haut ihrer Arme und erfreuten sich an ihren eisigen Angstzuständen. Zelda begann zu schreien, so laut und durchdringend sie konnte, aber sogleich spürte sie eine dreckige Hand über ihrem rosa Mund. Sie wusste, wenn sie niemand gehört hatte, dann war sie nicht mehr zu retten. Einer umgriff ihre Kehle und hievte sie grausam in die Höhe, zischte und leckte sich mit einer gespaltenen, schwarzen Zunge über lange, spitze Reißzähne.
Verzweifelt kniff Zelda ihre Augen zu und umgriff die kalte Dämonenhand, versuchte gegen diese Gewalt anzukämpfen, versuchte stark zu sein.
Inzwischen spürte sie nicht einmal mehr den Boden unter ihren Füßen. Erneut wurde sie wie ein Stück Dreck durch die Gegend geschmettert und landete mit einem unangenehmen Knacken auf dem Holztisch in der Mitte ihrer Stube. Erneut ein Schrei, aber es schien niemanden zu interessieren.
Wo waren diese verdammten Wachen, wenn man sie brauchte?
Inzwischen lähmte die Furcht Zelda vollständig und sie lag nur auf dem Tisch, rührte sich nicht und ließ alles über sich ergehen. Die Kreaturen stürzten sich auf sie wie wilde, gefährliche Wölfe, die sie zerfleischen wollten. Sie hörte ihr eigenes Wimmern, ihr Flehen, auch wenn es keinen Sinn hatte.
„Link...“, entkam ihren Lippen krampfhaft.
Ein Dolch blitzte in der Dunkelheit auf, scharf und bereit zu töten. Dieser vergrub sich in der Hauptschlagader an Zeldas rechter Hand. Blut floss, aber Zelda spürte keinen Schmerz mehr. Ein weiterer Dämon in seinem Umhang nahm eine kleine kristallene Pulle und fing das königliche Blut darin auf.
Ruckartig wurde die Tür zu Zeldas Gemächern aufgestoßen und ein schlanker, junger Kerl mit ausnahmsweise mal keiner grünen Tunika trat mit einer Fackel in den Raum hinein. Er schwang die Fackel und in der anderen Hand sein Schwert. Die Kreaturen mussten ihr Ziel erreicht haben, denn schnell stürzten sie sich durch die Glasscheiben hinaus aus dem Schloss. Scheiben zerflogen und kalter Nachtwind wehte in die königlichen Gemächer.
Link aber rannte ohne weiteres zu Zelda, nahm sie in seine Arme und sah nur noch Starre in ihren Augen.
„Zelda“, sagte er laut, doch sie reagierte nicht. Er schüttelte sie und hoffte, sie würde sich aus ihrem Schockzustand lösen. In ihren Augen lag nichts mehr, nur Dunkelheit, nur Nacht und Angst. Jegliches Licht war daraus verschwunden. Zelda befand sich weit weg und tat wie leblos.
„Zelda!“ Seine Stimme wurde immer lauter, dann hörte man sein eigenes pfeifendes Atmen, da er nicht die Kraft hatte, wirklich zu kämpfen.
„Wach’ auf, Zelda, bitte.“ Dann tat Link nichts anderes als sie noch mehr an sich zudrücken und spürte wie kalt ihr Körper war, wie leblos. „Zelda... ich will dich nicht verlieren, bitte, bleib’ bei mir...“, murmelte er.
Dann kamen Impa und der König angerauscht. Und einige weitere Soldaten standen vor den hohen Eichentoren in Zeldas Gemächer. Geschockt blieb der König vor dem eingetrümmerten Tor stehen, während Impa handelte und Zelda schnell auf den Schaukelstuhl legte.
Link und Harkenia sahen zu wie die Shiekah in ihrer eigenen Sprache redete und eine Hand auf Zeldas Stirn legte. Die Worte taten gut, auch, wenn weder Link noch der König sie verstanden.
Schlagartig atmete Zelda tief ein, bewegte ihre Augen hin und her und richtete sich fix auf. Sie schlug ungebändigt mit ihren Händen an die Kante des Schaukelstuhls, verlor jede Kontrolle über sich selbst und fing dann an zu weinen.
„Zelda.“ Impa nahm Zeldas Gesicht in beide ihrer Hände und drehte es zu ihr, sodass sie ihrem Kindermädchen direkt in die Augen blicken musste.
„Beruhigt’ Euch. Ihr seid in Sicherheit.“ Nun lag wieder etwas in ihren Augen und der sanfte Ausdruck darin kam zurück. Sie sank zurück in den Schaukelstuhl, hielt die Augen aber geöffnet und blickte verträumt zu dem Helden der Zeit. Er erwiderte ihren Blick und ein Lächeln.
„Danke, Link“, sagte sie leise. „Diese Kreaturen...“
Augenblicklich wurde es schwarz vor Links Augen. Nur unter Qualen hatte er sich zu Zeldas Gemächern geschleppt und nun spürte er seine Kräfte schwinden. Er lehnte sich an eine Wand und atmete hastig ein und aus. Dann setzte er sich auf einen Stuhl und hielt eine Hand an seine glühende Stirn.
„Ich habe deinen Ruf gehört, Prinzessin...“, seufzte er unter Schmerzen.
Zelda erklärte den Anwesenden nach einer Weile, was geschehen war und Link ergänzte, was fehlte. „Danke Vater, dass du mir unbedingt mein Triforcefragment wegnehmen musstest, sonst hätte ich mich wenigstens verteidigen können“, sagte sie missgelaunt, während Impa die Wunde an ihrer Hand verband.
„Zelda, ich bezweifle, dass du damit die Fähigkeit gehabt hättest, diese Monster zu besiegen.“
„Aber ich hätte es wenigstens versuchen können, wäre Link nicht gewesen, würde ich jetzt tot sein. Oh, ich vergas, meinem Vater ist das ja nicht von Bedeutung.“ Zelda ging nun zu weit. Link blickte sie schockiert an, da er sie noch nie so reden gehört hatte. Im Gesicht ihres Vaters stand Schmerz geschrieben.
„Zelda, mein Kind, ich habe...“
„Du hast einen Fehler gemacht, nur weil ich nicht tat, was du von mir verlangtest. Und das sind die Konsequenzen, die du nicht sehen wolltest. Du willst nicht sehen, was das Leben deiner Tochter betrifft und noch weniger willst du sehen, was das Schicksal für dieses Königreich bereit hält. Wach endlich auf aus deiner schönen, heilen Welt.“ Zelda fauchte. Jetzt, da sie wieder bei Sinnen war, hegte sie eine unglaubliche Wut auf ihren Vater, da er erneut eine falsche Entscheidung getroffen hatte.
„Ich will nicht mehr...“, sagte sie dann und riss sich von Impas mütterlichen Händen los, die ihre Temperatur überprüfen wollte.
„Ich möchte einfach nur...“ Harkenia ging prüfend auf sie zu und schüttelte den Kopf.
„Zelda, meine Tochter, es...“ Aber er wurde unterbrochen.
„Mein König, es ist genug“, sagte Impa, fast unverfroren fuhr sie ihm über den Mund. Sie war die einzige, die sich gegen das Wort des Königs erheben durfte.
Er aber blickte betreten zu Boden und verschwand dann aus dem Raum.
Impa reparierte die Tür, während Link nur zusah und sich nicht traute, auch nur die geringste Bewegung zu machen. Sich halb verrenkend, saß er auf dem Stuhl und fragte sich, wieso seine Schmerzen wieder stärker wurden. Er wollte zurück in sein Bett, bezweifelte aber, dass er dies noch schaffen würde. Er hatte sich einen einfachen Mantel umgeworfen und trug eigentlich wieder nur seine weiße enganliegende Hose. Erst jetzt sah er, dass Zelda nichts weiter anhatte als einen weißen, knappen Bademantel, der zuwenig von ihrem Körper bedeckte. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, welches Zelda bemerkte.
„Jetzt sind wir quitt, Prinzessin.“ Sie schaute erst verwirrt, begriff aber im nächsten Moment die Situation und begann zu lachen.
Es mochte seltsam sein, aber nur durch Links aufheiternde Worte, fand Zelda selbst nach diesen schrecklichen Minuten ihr Lachen wieder. Es war sein Mitgefühl... nur ihm gebührte jener Dank.
Die Zofe setzte sich noch einige Minuten zu den Beiden an einen Tisch und sie beredeten die abscheulichen Ereignisse erneut. „Ich befürchte, sie wollen mit meinem Blut das Siegel Ganons öffnen, Impa. Und jetzt ist es zu spät um sie noch daran zu hindern.“ Trübsinn überschattete ihre Stimme. Dann schlug Link mit der Faust auf den Tisch.
„Verdammt. Ich hätte es verhindern müssen.“ Zelda legte ihre Hände auf seine.
„Schau’ dich doch mal an, Link. Ich weiß, dass es dir nicht gut geht. Du solltest dich ausruhen, ja?“ Er schloss einfach nur seine Augen und fühlte erneut seine schmerzende Brust. Dann meinte er: „Wenn Ganon zurückkehrt, Zelda, dann haben wir alle nichts mehr zu lachen und dann ist eine einfache Stichverletzung das harmloseste, was man sich zuziehen kann. Sollte er zurückkehren, dann...“ Er atmete tief aus. „... dann ist alles, wofür ich bisher gekämpft habe eine Illusion gewesen.“ Er stand auf und hielt sich geradeso auf den Beinen.
„Ich werde jetzt in die Zitadelle gehen und diese drei Schreckensgestalten aufhalten. Ich muss sofort...“ Dann stützte er sich an einem Schrank ab und noch ehe er weiterreden konnte, versagten seine Kräfte endgültig und er stürzte in sich zusammen. Zelda rannte zu ihm und fing ihn gerade noch auf.
„So, Prinzessin, was machen wir jetzt mit Eurem Helden?“ Aber Impa erwartete auf diese Frage keine Antwort.
„Dieser Idiot, er hat keinerlei Kraft und unglaubliche Schmerzen durchzustehen, aber sein Wille bringt ihn über alles hinaus“, erwiderte Zelda. Impa packte mit an und sie schleiften ihn in Zeldas Schlafzimmer.
„Es überrascht mich schon, dass er es bis zu Euren Gemächern geschafft hat. Wie auch immer, wollt Ihr, dass er hier bleibt?“ Zelda blickte ihn an und lächelte leicht, aber vergnügt.
„Es wäre doch ein Unding, ihn erst wieder in sein Zimmer zuschleppen, richtig?“
Auch Impa grinste: „Richtig. Ein Unding.“
„Noch etwas Impa... bringst du mir die Truhe mit meinem Fragment?“
„Ja, das werde ich, Prinzessin. Außerdem werde ich mich in die Zitadelle begeben, um das Siegel zu überprüfen, aber bis jetzt...“
„...bis jetzt, ist noch nichts geschehen... Ich weiß Impa, ich würde fühlen, wenn das Siegel gebrochen wäre. Aber wenn sie das Siegel nicht brechen wollten, wieso haben sie mir dann Blut gestohlen? Ebenso frage ich mich, woher sie wissen konnten, das im hylianischen Königsblut Magie verborgen ist. Eine neue Gefahr? Nein, das bezweifle ich.“
Impa nickte. „Ich werde dennoch Rauru Bescheid geben. Vielleicht warten diese Biester nur auf die perfekte Gelegenheit. Bis später, Zelda.“ Damit löste sich Impa in einer Rauchwolke auf und war von dannen.
Link lag schnarchend in Zeldas Himmelbett und wurde die ganz Nacht von seiner Prinzessin umsorgt.
Der Held der Zeit erwachte am Morgen durch den Duft von Rosen, oder ähnlichem. Ein angenehmer Duft, genauso wie der Engel in seinen Träumen. Er begriff und murmelte: „Mmh. Stimmt ja, ich bin in einem Bett... gähn.“ Damit drehte er sich um und lag auf der anderen Hälfte des Bettes. Komisch, er hatte geglaubt, das Bett wäre ein einfaches Bett gewesen, aber hier konnte er sich drehen und winden, wie er wollte, ohne dass er herunterfiel. War das Bett doch größer, als er es in Erinnerung hatte? Und immer noch duftete es einzigartig und er liebte dieses Aroma, welches seine Nase kitzelte.
Er drehte sich noch einmal um und erinnerte sich an seine Wunde. Sogleich tastete er vorsichtig seine Brust ab, und hatte ganz vergessen, welche Schmerzen er doch wegen diesem blöden, fiesen Mortesk durchzustehen hatte. Er richtete sich auf und konnte sich strecken... seit langem wohlgemerkt. Es ging sogar, ohne, dass ihm der halbe Brustkorb wehtat. Letzte Nacht war, so verstand er, die erholsamste für ihn gewesen. Er war nun fast frei von Schmerzen und kuschelte sich mit einem Lächeln in die weichen Kissen, an welchen ebenso dieser Geruch, dieser Duft haftete, durch den es ihm gleich wieder besser ging.
„Zelda...“, murmelte er und hütete sich vor seinen Gedanken. Denn mit jedem Gedanken an sie, wurde es ihm innerhalb von Sekunden warm ums Herz und er fühlte sich besser, vielleicht viel zu gut. Zelda hatte sicherlich die heilendste Wirkung auf ihn...
Während er so vor sich hinträumte, sich die Nähe seiner Prinzessin vorstellte und dusselig ihren Namen murmelte, öffnete er endlich seine Augen. Verwundert sah er sich um und stellte fest: Du Trottel, wie kommst du denn hierher? Er wusste, dass er sich in Zeldas riesigem Himmelbett befand, aber wieso? Dann klopfte die Realität an seinen Gehirnskasten. Linkylein, sagte sie, hast du deine Blödheit von gestern etwa vergessen? Oh, nein, das habe ich nicht, entgegnete er, geschockt, wie stumpfsinnig er doch mit sich selbst reden konnte und erinnerte den gestrigen Abend.
Ach ja, jetzt hast du’s geschafft, du bist in Zeldas Bett gelandet...
Er stand auf und fühlte sich tatsächlich besser und kräftiger. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen befreite er sich als erstes von seiner weißlichen Hose und saß ganz nackt auf der Bettkante. Auch die riesige Narbe fiel ihm jetzt erstmalig auf.
Sein Magen machte sich knurrend bemerkbar, aber er ignorierte ihn. Dann betrachtete er die Kleidung neben dem Bett. Es war ein blassblaues tunikaähnliches Gewand mit kurzen Ärmeln, an welchem goldene Triforcestickereien angebracht waren, sowie eine lange, dunkle Hose, die sehr elegant aussah, und die er bisher nur bei Adligen gesehen hatte. Passend zu dem Outfit hatte Zelda ihm ein Paar Stiefel, einen Gürtel und neuen Riemen für sein Schwert zurecht gelegt. Aber er vermisste seine grüne Mütze immer noch.
Er zog die Kleidung an und sie passte wie angegossen. Link sah nun wirklich aus wie ein kleiner Prinz, der nirgendwo anders, als an die Seite von Prinzessin Zelda gehörte. Er betrachtete sich selbst vor dem Spiegel und kratzte sich am Kopf. Oh Mann, bist du das wirklich? Er sah gut aus, um nicht zu übertreiben... richtig edel. Doch das beste war, dass er sich wirklich besser fühlte, einfach wunderbar, wenn man keine Schmerzen hatte.
Im Spiegel fiel ihm aber noch etwas anderes auf, nämlich, dass er in dem Raum nie allein gewesen war. Auf der anderen Hälfte des Bettes lag jemand total von den Decken umhüllt. Bei Farore! Wieso hatte er vorhin nicht gemerkt, dass sich jemand in dem Bett befand. Er hätte es doch fühlen müssen, da er sich in dem Bett herumgewälzt hatte.
Aber aus nicht verständlichen Gründen hatte Link die Person in dem Bett mit seinem Kuscheltier verwechselt.
Er lief hinüber und zog vorsichtig die Bettdecke weg. Und... und erblickte die reizende Prinzessin Zelda, wie sie schlafend ein Kissen umarmte. Sie war so wunderschön, dachte Link, wie ein Engel oder eine Göttin... Dann setzte sein Verstand wieder ein. Hatte er etwa, die ganze Nacht neben der Prinzessin, in ein und demselben Bett geschlafen. Heiliger Deku! Wenn das jemand herausbekam...
Dann wurde es ernst.
Dann wurde es brenzlig.
Dann wurde es gefährlich.
Aber er musste zugeben, dass er sich an den Anblick Zeldas am frühen Morgen gewöhnen könnte. Sie wirkte so zerbrechlich und gleichzeitig stolz und stark.
Er legte einige Fingerspitzen auf ihre rechte zartrosa Wange. Ach... er liebte ihre sanfte Haut.
Sie blinzelte, gähnte dann und lächelte ihn an. „Hey, mein Held, du bist ja schon wach.“ Dann richtete sie sich auf. „Und du hast die Kleidung anprobiert. Du siehst einfach... klasse darin aus.“ Sie schaute verlegen weg, genauso wie Link selbst.
„Wie fühlst du dich heute?“
„Ich habe fast keine Schmerzen mehr. Sag’ mal...“ Er setzte sich auf die Bettkante und murmelte in ihr Ohr: „...was hast du gestern mit mir angestellt?“
„Nichts... das du bereuen müsstest.“ Er grinste, sie grinste zurück.
„Wenn das so ist, dann behalte es ruhig für dich, du kleine...“
„Pst!“ Sie legte eine ihrer zarten Hände auf seinen Mund, die dann zu seiner Schulter wanderte. Dann umarmte sie ihn und Link wusste nicht, was er zu einer solch angenehmen morgendlichen Geste sagen sollte. Sie drückte ihn zurück auf die Matratze. Dann stand sie auf und Link beobachtete, wie sie sich davon bewegte in Richtung eines kleinen Schreibtisches. Ihre Schritte waren so anmutig wie jede andere Bewegung, die sie machte. Erst jetzt fiel ihm ihr samtenes Nachtgewand auf, das sie trug und sich eng um ihren graziösen Körper wand. Jedes Detail kam dadurch zum Vorschein, und er liebte jede Einzelheit ihres grazilen Körpers. Sie kam zurück mit einer kleinen Schachtel, die sie öffnete und deren Inhalt sie Link stolz präsentierte.
„Eine magische Kräutersalbe, mit der ich deine Wunde eingecremt habe. Und erfreulicherweise hat dein Körper ausgesprochen gut auf diese Behandlung reagiert, mein Held. Ist dir denn nicht aufgefallen, dass du keinen Verband getragen hast?“
„Nein, der Umstand, dass ich in deinem Himmelbett aufgewacht bin, hat mich total aus der Fassung gebracht, Zelda...“ Sie grinste erneut und forderte ihn auf, liegen zu bleiben.
„Könntest du dieses Hemd nicht doch noch mal ausziehen? Ich möchte die Narbe erneut mit der Salbe eindecken, wenn... wenn du möchtest... Ich kann aber auch... eines der Dienstmädchen anweisen, dass sie... das... tun sollen.“ Warum war sie denn so nervös?
Daraufhin packte Link sie sanft am Handgelenk und schüttelte mit dem Kopf. „Nein... ähm, bitte, bitte mach’ du das“ und er zog ohne viel Drumherum das blassblaue Gewand erneut aus. Zelda biss sich leicht auf ihre Unterlippe, konnte ihre Augen nicht von seinem attraktiven Oberkörper lassen, verspürte den Wunsch, jeder Kontur mit ihren Fingerspitzen zu folgen. Bei Nayru, er war ja so anziehend, so fesselnd...
Zelda setzte sich vorsichtig hinter ihn und deckte liebevoll seine Haut mit der Salbe ein und begann ihn dann zusätzlich noch zu massieren. Oh, er liebte diese Hände.
„Ich könnte das stundenlang über mich ergehen lassen...“
„Ich sag’ doch... du hast in meiner Gegenwart nichts zu bereuen, Link.“
„Selbst wenn... würde ich die Reue schnell vergessen. Du vernebelst meinen Verstand, Zelda.“
„Soso. Verneble ich denn auch dein Herz?“ Erschrocken blickte er sie an. Zelda stand auf und legte eine Hand auf ihre dreiste Klappe. Schreck lass’ nach, was war nur los zwischen ihr und Link? Sie redeten nicht einfach nur miteinander, nein, Zelda wusste, wie man diese Art der Kommunikation nannte. Sie flirtete mit ihm und es machte ihr auch noch ungeheuerlichen Spaß. Verdammt, du bist schließlich die Prinzessin, mahnte sie sich. Du kannst nicht einfach so... mit Link...
Er zog seine Kleidung wieder an und bedankte sich für das Eincremen, ging zur Tür und murmelte noch leise, ohne den Sinn hinter seinen eigenen Worten zu verstehen:: „Du vernebelst mein Herz nicht, Zelda, nein du... du besitzt es bereits.“ Den Göttinnen sei Dank, hatte die Prinzessin sein Babbeln nicht verstanden.
Mit hochrotem Kopf ging Link aus ihrem Schlafgemach.
Die Auserwählten der Götter verbrachten die nächsten Tage miteinander, besuchten einige Dörfer Hyrules, in denen Vorbereitungen für das Fest des Friedens liefen. Sie ließen ihre Seelen baumeln, auch wenn noch immer eine unbekannte Gefahr drohte, die vermutlich die Brechung des Siegels der Weisen im Sinn hatte. Gelegentlich sprachen sie darüber, aber Zelda hatte Link strenge Anweisungen gegeben sich auszuruhen, falls er sich in seinem Zustand in gefährliche Situationen begeben wollte und hatte mehr als zwei Augen auf ihn, was nur zu seinem Besten war. Immerhin kannte sie seinen Mut, der manchmal zu weit ging...