Nur ein Spiel - Kapitel 33 - Fallen und Spione

Autor: Faylen7


Link und Zelda folgten einem südlichen Pass über den rostfarbenen Canyon. Endlich hatten sie die nervenaufreibende Wüste hinter sich. Endlich würden sie erneut den frischen Wind auf der märchenhaften Steppe riechen dürfen. Endlich befreit von den lästigen Sandkörnern im Haar, auf der Kleidung und in den Schuhen.
Alles war besser als die ewige Einöde, die zermürbende Trockenheit, die unerträgliche Hitze, dachte Link und sah von weitem die saftigen, grünen Steppengräser. Melancholisch und träumerisch warf er einen Blick nach Norden, wo die herrlichen Steppengräser im Wind wippten.

Sie hatten bisher lediglich zwei der Elixiere und eine Woche war schon vorbei. Sie müssten sich etwas einfallen lassen, um schneller vorwärts zu kommen. Eine Idee musste her. Ein schnelleres Transportmittel. Dann fiel Link der Beutel mit den Steinen wieder ein und er kramte ihn heraus. Als er die Schnalle öffnete, fing auch schon das Medaillon um Zeldas Hals an zu glühen, diesmal glühte es abwechselnd in blau und rot. Link schüttete die Stein aus dem Beutel und zeigte sie seiner Prinzessin. Es handelte sich um einen blauen und zwei kleinere rote Steinchen.  

,Wieder ein paar Stücke für unsere Sammlung.’
,Ja, genau, aber komisch, weshalb das Geschöpf uns diese hinterlassen hat’, sagte er in seinen Gedanken und... Dann blickten sie sich mit großen Augen an.
„Zelda, hast du gerade deinen Mund bewegt?“
,Nein, meinst du etwa so? Das...’ Dann grinsten sie sich an. ,Das bedeutet, die blauen sind Telepathiesteine...’
Link lachte frei heraus. ,Wenn das so ist, muss ich auf der Hut sein, was ich denke, sonst bin ich arm dran.’
‚Sind deine Gedanken denn so unanständig, mein Lieber?’ Diesmal lachte Zelda herzlich. Link stand vor Schreck der Mund offen. Seit wann war sie so dreist?
,So können wir nichts mehr voreinander verbergen, besser du räumst den blauen Stein wieder auf’, dachte sie.
„Jep, bin schon dabei“, sagte er diesmal wirklich und ließ die Steine allesamt in der Tasche verschwinden.

Die Sonne stand im Westen und warf ihren Atem sicher und brodelnd über die steilen Hände der Berge. Schon wieder war es Abend und ein Tag vorbei, hier im alten sagenhaften Hyrule. Link und Zelda seilten sich gerade an einer rissigen Felswand ab. Nach einer langen Kletteraktion hatten bei beiden auch dieses Hindernis geschafft und standen mit erleichterten Gesichtern wieder auf festem Boden.
Wenige Meter noch und sie würden abermals über die Steppe wandern. Sie mussten nur noch einen schmalen Weg zwischen zwei Bergen passieren, dann hätten sie Grund genug für eine ordentliche, erholsame Verschnaufpause.

Die steilen Felsen rechts und links machten den Eindruck, sie würden niemanden willkommen heißen und sich zusammenschieben, sobald einer versuchte, sie zu passieren. Nichtsdestotrotz folgten Link und Zelda ihrem Weg mit schnellen Schritten. Einladend sah der Ort nicht aus, also rannten sie fast, blickten ab und zu nach hinten, bildeten sich seltsame Geräusche ein und suchten die Nähe des anderen. Zelda krallte sich immer fester in Links Hand und tat so, als wäre nichts, wenn er in ihre Augen blickte.

Sie erreichten schnell das Ende des unterirdischen Durchganges, der sie als eine letzte Hürde zur Steppe hinderte.
„Also dann“, murmelte Link und lief vorneweg. Er schlich fast in der Unterführung umher und erkannte schon das Licht am Ende des Tunnels. Erfreut darüber rannte Zelda nun leichtsinnig vorneweg, dicht gefolgt von ihrem Heroen, der allmählich ein komisches Gefühl hatte. Alles war so ruhig... eine lange Zeit schon... viel zu ruhig. Und wenn Preston Ganon schon mitgeteilt hatte, dass sie hier waren und er seine Harschären auf sie hetzen sollte, müssten sie sehr aufmerksam sein. Allerdings dachte Zelda wohl im Augenblick nicht darüber nach. Link blickte ihr hinterher, fühlte eine Erinnerung aufkeimen, während sie ihm den Rücken zugewandt davon lief. Nicht sicher warum, streckte er eine Hand nach ihr aus, wollte sagen: ,Warte...’ oder ,Bleib’ bei mir, Zelda’.
Aber keines der Wörter entkam seinen Lippen, als er die Erinnerung fühlte. Seine Stimme erloschen. Sein junges Herz betrogen.

Plötzlich erstarrte seine Prinzessin und bewegte sich nicht mehr. Ihr Zeit schien eingefroren. Ihre Schritte und jegliche anderen Bewegungen betäubt... 

„Zelda? Ist irgendwas mit dir?“ Sie flüsterte seinen Namen und löste sich plötzlich vor seinen Augen in Luft auf. Funken aus Licht sprühten in der Unterführung, die nur spärlich das Tageslicht einließ. 

Aufgeregt hetzte der Heroe wie der Blitz zu dem Fleck, an welchem Zelda noch vor zwei Sekunden stand. Auch er stand dort wie erstarrt, als ob man ihn eingefroren hätte und verschwand im Nichts.

Als er wieder zu sich kam, fühlte er sich irgendwie eingequetscht zwischen festem und weichem Matsch. Er öffnete seine tiefblauen Augen und erkannte, dass es dunkel, ganz dunkel war und sehr ruhig. Nur das Rauschen des Windes gelangte an seine spitzen Ohren und zeugte von der Kälte und Raue des Ortes.

Link lag ausgebreitet in einer Art Moor, wie er gleich selber feststellen sollte. Er versuchte aufzustehen, fand aber keinen Halt und seine kalten Kämpferhände sanken tief in das eisige Moor. Er begriff schnell seine Lage und hütete sich davor, aufstehen zu wollen, sonst würde er tief im Erdboden versinken und aus wäre es mit der Rettung der Welt, aus wäre es mit der Rettung Hyrules und dem letzten Funken Hoffnung.
Vorsichtig kroch der junge Held auf dem Matsch herum, blickte sich verzweifelt um, aber so weit das Auge reichte, konnte er nur diese widerliche, dunkle Sumpflandschaft erkennen. Kahle tote Bäume, tiefe Nacht und kein Lichtpunkt. Und es stank, stank fürchterlich nach Tod oder Verwesung.
,Wunderbar’, wenn ich nur meine Nase zu halten könnte, dachte er. Er kroch weiter und sah nur Schwärze und Dreck. ,Sollte ich hier noch mal herauskommen, gönne ich mir ein Bad...’ 

Dann fiel ihm ein, dass er mit Zelda in jenem Tunnel gewesen war und er dann das Gefühl hatte teleportiert zu werden und nun das... verdammt. Dann begann er lautstark zu fluchen. „Du Tölpel, du hättest die Gefahr spüren müssen. Du Idiot“, beschimpfte er sich selbst und weckte ohne es zu wissen, die Moorleichen aus ihrem langen, langen Schlaf. Sie hörten ihn und setzten heimlich bereits ihre Fähigkeiten gegen ihn ein...

Weiter kroch er vorwärts und sah nur grauen, wolkenverhangenen Himmel. Dann tröpfelte es auch noch und Link, der ohnehin aussah wie ein Schlammmonster, wurde zusätzlich mit Regen gesegnet. Er wusste gar nicht, dass Hyrule eine solche Sumpflandschaft hatte. War er denn überhaupt noch in dem blühenden Hyrule?

Er kroch weiter und spürte seine Hände in dem kalten Matsch schon nicht mehr. Die Kälte fraß an den Knochen und die Nacht kostete Durchhaltevermögen... Dann erreichte er ein kleines Stückchen festen Erdboden mit trockenem Gras. Gott, nun wusste er, wie wunderbar und selten Gras sein konnte und lernte seinen Wert wieder zu schätzen. Er hockte sich auf dem Fleck Gras zusammen, zitterte und brütete nach, was er sinnvolles tun könnte. So sehr sehnte sich der junge Held nun nach der Anwesenheit von Zelda und machte sich Sorgen, erinnerte ihr sanftes Lächeln, wünschte sich ihre Wärme in der Erbarmungslosigkeit dieses einsamen, kalten Ortes.
Was, wenn sie irgendwo in den Weiten Hyrules gelandet war und er würde sie nicht mehr finden. Was, im Namen der Nayru, sollte er tun, um sie wieder zufinden?
Ergriffen von der Sehnsucht nach ihr kreischte der junge Heroe hitzköpfig und neben sich stehend ihren Namen in die Düsternis, rief nach ihr, wünschte sich so sehnlichst ihre Anwesenheit.
Verdammt, wie kostbar doch die Zeit gewesen ist, die sie zusammen verbracht haben... kostbar und nicht zu ersetzen. Wie sollte er diese Mission ohne sie schaffen? Wie sollte er überhaupt in seinem Leben den lichten Weg wiederfinden, wenn sie nicht da war. Sie war alles... sein Licht und sein Halt...

Er blickte sich weiter um und lauschte angespannt in die Stille der Nacht. Die modrige, eklige Sumpflandschaft hatte etwas abartiges, denn kleine Luftblasen, die wohl für den Gestank verantwortlich waren, platzten aus den unzähligen Pfützen hervor. Link hätte niemals gedacht, dass es solche abscheulichen Orte in Hyrule gab... wenn er noch in Hyrule war, natürlich. Seine Augen tränten und ihm war, als würde irgendetwas ihn in seine Gewalt zerren. Alles verschwamm vor seinen Augen. Was geschah mit ihm?

Schließlich packte er seinen Kompass heraus und schaute nicht schlecht, als dieser total verrückt spielte. Auch das noch. Auf diese Hilfe konnte er nicht mehr zählen. Bin ich in Hyrules Bermudadreieck gelandet, dachte er genervt. Außer sich vor Wut und wie bescheuert schlug er auf den Boden ein.
„Ich Blödmann, hätte ich nicht besser aufpassen können.“ Er wäre vor Zorn beinahe von dem festen Fleckchen Erde abgerutscht und bekam eine der platzenden Luftblassen direkt in sein Gesicht. Jetzt war ihm noch mehr zum Fluchen zumute und er beschimpfte sich selbst weiterhin, verwünschte sich und die Situation und hörte das Geräusch seines knurrenden Magens. Schon wieder kam diese einnistende, zwanghafte Müdigkeit über ihn. Und alles verschwamm...

Neben seinem knurrenden Magens drangen aber schließlich etwas wildere Geräusche an seine spitzen Ohren und er wurde das Gefühl nicht mehr los, hier keinesfalls alleine zu sein. Er nahm seinen Bogen und zielte in die Schwärze der Nacht. Minuten vergingen, in denen der junge Held aufmerksam die heimtückische Nacht beobachtete.
Das Geräusch verschwand wieder, nicht unbedingt zu Links Unbehagen, und er entschloss sich weiterzukriechen. Dennoch... bewegte er sich wirklich vorwärts, oder träumte er?

Eine Stunde musste inzwischen vergangen sein und Link war inzwischen halb durchgefroren. Er konnte jetzt sogar wieder auf den Beinen gehen, da der Boden genug Halt gewährte und nicht mehr so locker und weich war, wie zuvor. Alles war so neblig, wie in einem weißen Raum irgendwo dort bei den Himmelstoren, wo die Göttinnen reine Seelen voller Gnade empfangen würden.
Er hatte den Sumpf bald hinter sich, dachte er und folgte seiner Intuition, um den richtigen Weg zu finden.

Nach einer Weile sah er ein Leuchten in der Nähe einiger alter Bäume, das von einem sprühenden Lagerfeuer herrührte.

So schnell er konnte, rannte er durch die Nacht in Richtung des Lichtes und hoffte, dass seine Prinzessin sich dort aufhielt. Als er näher kam, hörte er das Rauschen von Wasser. Aha, ein kleiner Fluss musste sich irgendwo befinden. Und demzufolge eine Gelegenheit sich von dem getrockneten Schlamm um seinen Körper zu befreien.
Er rannte hetzender, versteckte sich noch kurz hinter Bäumen und Sträuchern und schaute mit seinem scharfen Blick in Richtung des Lagerfeuers.

Jemand saß, ihm den Rücken zugewandt mit einer Decke vor dem Feuer und schien sich aufzuwärmen. Seine Vermutung bestätigte sich, als sie eine Tasse abstellte, sich selbst umarmte und nichts anderes als seinen Namen murmelte. Zuerst wollte er zu ihr rennen, und sie herzlich begrüßen, aber dann...

Er schlich näher, wunderte sich, dass sie seine Anwesenheit noch nicht bemerkt hatte und dass es plötzlich nur noch Zelda in seinen Gedanken gab. Dann hörte er sie verzweifelt schluchzen. Nein, er konnte sich jetzt auf keinem Fall einen Spaß erlauben. Sie war nicht in der Verfassung, einen Scherz oder eine Gemeinheit zu ertragen. Stattdessen lief er ganz langsam zu ihr und legte seine Hände auf ihre Schultern.
„Hat mich da jemand vermisst“, sagte er, als sie sich umdrehte und ihn schockiert ansah.
„Link!“ Sie lächelte kurz auf und verbarg dann wieder ihre Gefühle. Auch sie war umhüllt mit Dreck und musste demzufolge im Schlamm gelandet sein.
„Du...“, brachte sie hervor und sah dann weg. Wieder wollte sie ihm nicht zeigen, wie ihr innerlich zumute war.
„Ich dachte... ich würde dich nie wieder sehen, Link“, ergänzte sie schwach und schaute wieder ins Feuer.

Und nichts schien mehr echt zu sein. Link blickte umher, aber er sah nur noch Nichts. Lediglich Zelda befand sich hier und das kleine Feuer. ,Irgendwie muss ich einen Schlag auf den Kopf bekommen haben.’, dachte er sich.

Link hatte sich die Sache ein wenig anders vorgestellt und blieb immer noch hinter ihr hocken. Er umarmte sie, legte seine Hände auf ihren flachen Bauch und flüsterte in ihr Ohr: „Ist dir kalt?“ Sie antwortete nicht, zu geschockt über seine Nähe und die Art und Weise, wie er sich ihr annäherte. Er zog sie fester an sich, landete mit ihr rücklings auf dem Waldboden mit seinen trockenen Tannennadeln, den er endlich wieder wahrnahm und kuschelte sich mit ihr unter die Decke. Tatsächlich fühlte sie sich kälter an als er, obwohl sie schon länger vor dem Feuer saß.

Link war ihr nahe, vielleicht mehr als er es ertragen konnte, um noch die Kontrolle über seinen Körper zu behalten und schaute direkt in ihre schönen saphirblauen Augen. Er sah nichts anderes als stumme Tränen.
„Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du mich nicht gefunden hättest...“
„Du hättest weiter gekämpft, Zelda, und niemals aufgegeben...“ Damit streichelte er über ihre Wangen und wischte die warmen Tränen weg.
„Möchtest du, dass ich bei dir bleibe?“
Sie nickte bloß, wenn auch nicht sicher, was genau er meinte.
„Lass’ mich nie wieder allein, Link.“, flüsterte sie mit verstecktem Begehr.

Er las in ihr, drang tief in ihre Gedanken vor und konnte nicht beschreiben, was genau er in ihren Augen zusehen glaubte. Da lag etwas, ein Bruchteil eines Gefühls, das sie nicht zulassen wollte und nur ein Funken davon wagte sich an die Oberfläche. Ein Funken Wärme, Anteilnahme und Sehnsucht...
„Ich habe gehört, dass Körperwärme helfen soll...“, sagte er leise, da sie anfing zu zittern. Sie kuschelte sich näher an ihn und forderte seine Arme, die forschend und träge über ihren Körper wanderten. „Weißt du eigentlich, wie viel du mir bedeutest, Zelda?“ 

Sie konnte nichts darauf sagen, denn erneut drang ein eigentümliches Geräusch umher, dasselbe wie vorhin in den Sümpfen. Sie richteten sich beide auf und ließen einander los.
„Was ist das, Zelda?“ Sie stützte eine Hand an ihren Kopf, was Link sagte, dass sie sehr müde war und erklärte ihm einige Dinge.
„Das sind die Moorleichen. Durch laute Geräusche werden sie aufgeweckt, wenn sich jemand in ihre Nähe begibt, aber hier sind wir sicher, da das Moor hier eigentlich zuende ist.“
„Also sind wir Gott sei dank noch in Hyrule...“ Sie versuchte es mit einem beruhigenden Ausdruck auf dem Gesicht.
„Ja, ohne Zweifel. Ich nehme an, Ganondorf hat uns eine Teleporterfalle gestellt und hofft, das wir in den Sümpfen umkommen oder von den Moorgeschöpfen zerhackt werden. Aber die Moorleichen besitzen noch eine andere Fähigkeit, Link.“
Er stand auf, fühlte sich komisch, wie eine Marionette und nahm sich eine Tasse des heißen, dampfenden Kräutertees, den Zelda vorbereitet hatte.

Dann setzte er sich im Schneidersitz vor seinen umwerfenden Engel und blickte sie lächelnd an: „So schmutzig habe ich die Prinzessin von Hyrule noch nie gesehen, oder?“ Wieder lächelte sie, ging aber nicht auf seinen Versuch ein, sich von ihm ärgern zu lassen.
„So, wo genau sind wir denn?“ Er kramte die Karte heraus und entdeckte einige Sümpfe nördlich des Hylia- Sees. Zelda deutete mit ihrem Zeigefinger darauf und Links Vermutung bestätigte sich.
„Ich wusste gar nicht, dass Hyrule Sümpfe besitzt...“
„Hyrule besitzt viele Dinge, die du noch nicht gesehen hast und auch damals nicht bereisen konntest.“ Er sah sie an, alles um ihn herum versank und nur Zelda blieb vor seinen Augen.

Er hielt es plötzlich nicht mehr aus. Ein Druck in seinem Inneren. Ein heftiges Gefühl begleitet von unsterblichen Wünschen.

Er wollte ihre Nähe, er wollte sie ganz und gar. Alles von ihr.

Link packte plötzlich die pure Lust, einfach nur bei ihr zu sein, woher dieser Anflug kam, wollte er nicht wissen, sondern nur genießen. Er beugte sich nach vorne und gab ihr spontan einen langen Kuss auf die Wange.
„Was... was sollte das denn?“ In ihren Augen stand zwar Überraschung, aber keine Wut über seine Reaktion.
„Ich wollte nur mal sehen, ob du auch wirklich real bist. Und ich muss sagen, ich weiß es noch nicht ganz genau...“ Wieder beugte er sich nach vorne, aber Zelda hielt eine Hand vor seinen Mund. „Könntest du mir freundlicherweise sagen, wieso du annimmst, ich sei nicht real?“ Er setzte sich neben sie und blickte in den schwarzen Nachthimmel.
„Seit ich dich gefunden habe, Zelda, in jener Nacht bei dem Bach in der Nähe meines Hauses, da... hatte ich manchmal das Gefühl... du würdest dich einfach in Luft auflösen. Und das war, bevor ich wusste, wer du bist und wer ich bin...“ Sie sah ihn mitfühlend an. „Ich hatte so oft eine... Heidenangst um dich...“ Sein nachdenklicher Blick wirkte wohl anziehend auf sie, denn dann beugte sie sich nach vorne und küsste ihn kurz, jedoch direkt auf seinen Mund.
„Was sagt dir das? Bin ich jetzt real genug?“

Irgendetwas stimmte jedoch nicht. Was passierte hier? Seit wann ging Zelda so freizügig mit ihren Gefühlen um?

„Noch nicht ganz...“, murmelte er und blickte ihr tief in die Augen. Er nahm ihre Hände in seine und führte diese zu seiner linken Brusthälfte, sodass sie seinen Herzschlag fühlen konnte, dem rasenden Rhythmus folgen konnte. Seine Hände streichelten genießend über ihre hinweg und schließlich legte er diese beschützend auf ihre Wangen. Er streichelte über ihre Haut, worauf sie nicht anders konnte, als ihre Augen zuschließen.

Es tat so gut bei ihm zu sein, es war unbeschreiblich, dieses Gefühl, das er in ihr erweckte. Ihr Herz schlug schneller; ihre Atemzüge wurden tiefer; und ein angenehmer kühler Schauer lief ihr über den Rücken. Etwas, wovon sie schon lange träumte, was sie seit Jahrhunderten begehrte. Zärtlichkeit. Innigkeit...
Noch immer lagen ihre Hände auf seiner Brust und sie ließ sie dort liegen, bis sie mehr von seiner Nähe wollte. Ruckartig presste Link ihren Körper an sich und seufzte angesichts den Gefühlen, die sie in ihm zu erwecken wusste und dann wieder verschließen würde, wenn ihre Aura nicht um ihn war. Sein Atem berührte ihr Ohr und es schickte sie weiterhin in dieses vernunftlose, drängende Gefühl, sich ihm hinzugeben.

Sie wollte bei ihm sein, sie sehnte sich danach es zu zulassen und auf sein Verlangen zu antworten. Aber was dann? Würde es diese Zukunft für sie beide geben? Würde diese Schwärmerei ausreichen für ein Leben nach dem Kampf?

Und ohne weitere Gedanken der Vernunft geschah es. Link nahm sich das, was er schon lange begehrte. Hemmungslos wanderte seine linke Hand zu ihrem Genick und forderte sie auf ihren Kopf zurückzulegen. Ohne Worte ging sie seinem Wunsch nach Hingabe nach. Er berührte die sanfte Haut an Zeldas Kinn mit seinen Lippen, erst sanft, dann mutiger. Seine Lippen wanderten, arbeiteten sich vor an ihrem Hals, verweilten dort und verwöhnten, nagten.

Ein Schauder rannte ihre Blutadern entlang, eine Empfindung wie der Strom einer gewaltigen Energie und sie wusste, jetzt gab es kein Zurück mehr. Doch war dies wirklich dabei zu geschehen? Es konnte nicht real sein... seine Lippen auf ihrer Haut... sein Körper an ihrem...

Sie murmelte: „Link...“, hielt aber inne, als sich seine Lippen zu ihrem Nacken bewegten. Sie legte eine Hand an sein Genick und streichelte verträumt den Ansatz seines Haares. Sie ließ sich endgültig in ihm fallen, schloss die Augen genießend, fühlte langverheimlichte Bedürfnisse ausbrechen. War dies die Wahrheit über sie beide, dachte Zelda, und fühlte sich betäubt von seiner Wärme und seinen Händen, sodass sie der Stimme der Vernunft nicht mehr lauschen konnte. Es war so vertraut... angenehm... fast süchtigmachend...
„Link... die Moorgeschöpfe... oh...“ Sie öffnete schnell ihre Augen und ein Seufzen entkam auch aus ihrem Mund, da er sie mit seinen Liebkosungen vollkommen in seine Gewalt zog. Tausend Erinnerungen nagten an ihr. Abweisung und Sehnsucht, begleitet von diesem Wunsch, ihren Seelenverwandten, nein, ihren Helden der Zeit, zu spüren, ihm nah zu sein, ihm ihre Liebe zu schenken.
Ihr Herz schlug so schnell, dass sie den Eindruck hatte, es würde zerspringen, verursacht durch ein paar Lippen, die sie zärtlich auf ihrem Nacken küssten.

Das konnte nicht sein... was geschah nur mit ihnen... wieso ließen sie beide das zu?

Links Verstand musste ganz und gar unter der Kontrolle einer fremden Macht liegen, da er nicht einen klaren Gedanken mehr zuließ. Er wollte sie, begehrte sie... Und nur undeutlich hörte er die Stimmen der Moorgeschöpfe, die in sein Herz gesehen hatten und ein tiefes Bedürfnis darin zum Überschäumen bringen konnten. Ihr Name entkam seinen Lippen, so zärtlich, hingebungsvoll wie noch nie zuvor.
Dann endlich wanderte sein Mund suchend zu ihrem und ihre Lippen berührten sich das erstemal, schmeckten das Leben in ihnen, schmeckten die süße, gefährliche Zuneigung.
„Zelda...“, murmelte er während des Kusses, nicht bereit, die Zärtlichkeit aus irgendeinem Grund enden zu lassen.
Fordernd drückte er sie an sich, absorbierte ihre Angst vor der Liebe, trank von ihren Lippen und befreite ihre Seele mit dem Wunsch nach Innigkeit. Niemals mehr würde er seine Prinzessin entkommen lassen. Niemals mehr vor ihm und vor ihren eigenen Wünschen.
,Du bist mein...’, sagte eine fremde Stimme in seinem Herzen.

Er fühlte die weichen Lippen, nach denen er sich so sehr gesehnt hatte an seinen immer wieder, brennender, geschwollener. Sie harrten aus zu einem ersten langen tiefen Kuss, gaben alles dem anderen, was sie geben konnten, wollten sich gegenseitig schenken, was sie noch nie jemandem gegeben hatten. Fortwährend küssten sie sich, ließen sich nur knapp Luft zum Atmen und verschlangen einander fast.

Doch etwas, irgendetwas lauschte, knisterte neben ihren Herzen vor Spannung, einige Augen in der Dunkelheit, die mehr schattenhaft umhertanzten und ihr Lied der Unvernunft, der verschwiegenen Bedürfnisse, sangen. Alles um Link und Zelda löste sich in Luft auf, aber sie verstanden nicht, was geschah... sie hatten einander und dieser Augenblick konnte ihnen von niemandem mehr gestohlen werden. Es sei denn, der Augenblick war nur ein Wunschtraum, eine Phantasie des Herzens, nicht wirklich und nichts davon geschah so, dass es Erinnerung bleiben würde.

Links Hände wanderten ruhelos über ihren Rücken, zu ihrer Hüfte, zu dem Ende ihrer Bluse. Und ohne von einander abzulassen, ohne den nächsten Zungenkuss zu unterbrechen, streifte Link mit seinen Fingerspitzen die Haut ihres Rückens unter ihrer Bluse. Eine nächste Welle der unhaltbaren Leidenschaft kam über sie, und sie unterbrach den Kuss für einen Moment. Sie reckte ihren Kopf in die Höhe, ließ ihre Arme klammernd um seinen Hals liegen und seufzte vor Erregung. Er küsste sie aufgeregt an ihrem Hals, küsste sie hungriger, ruheloser. Sie öffnete ihre Augen verhext. Zügellosigkeit und eine schier fremde Welle der Freude lag in ihren sonst so kühlen Augen. Hitzefeuer der Leidenschaft.
Sie fühlte seine Erregung beinahe. Wenn nicht bald etwas geschah, würde sie niemand mehr aufhalten können, einen Fehler zu machen. Er berührte sie weiterhin und drückte sie wieder an sich. Seine Arme strichen sanft unter ihrer Bluse entlang, erforschten ihre nackte Haut.
„Link“, seufzte sie und wusste, er würde fortfahren mit seinen Liebkosungen.
„Die Moorgeschöpfe können...“ Sie verschluckte ihre Worte, als seine Hände unter ihrem Gewand entlang wanderten. 
„Sie können uns eine andere Realität vorgaukeln...“, murmelte sie und küsste ihn erneut. „Sie können uns... dazubringen, Dinge zu tun, die wir... sonst nicht tun würden...“

Er öffnete seine Augen, sie ebenfalls, und blickten sich stillschweigend an. Was in ihren Blicken lag, war nicht real, aber es hinterließ nur das Gefühl von einander begehren, einander lieben. Das Murmeln der Moorgeschöpfe schallte umher, in einer Finsternis, die beide Hylianer erschaffen hatten, um ungestört zu sein.  

„Wenn das nicht real ist, dann...“, sagte er, „... dann will ich nie mehr wieder real sein.“

Sie blickten sich tiefsinnig an, und allmählich lösten sie sich aus den Klauen der Moorgeschöpfe. Die Realität holte sie ein und sie ließen langsam voneinander ab. Die Wirklichkeit kam zurück und der Wald nahm wieder eine normale Gestalt an. Das Feuer flackerte ruhelos vor sich hin und das Rauschen des Windes wurde wieder hörbar.

Was war passiert? Sie wussten nichts mehr, hatten keine Ahnung, wie nah sie einander zuvor gekommen waren. Die Macht der Moorgeister hatte es aber allem Anschein nach nie gegeben. Und alles kam Link jetzt ganz normal vor. Sein Gesichtsfeld war nicht mehr verschwommen, das Murmeln der Moorgeschöpfe war verschwunden und nun? Sie sahen sich fragend an und zuckten ratlos mit den Schultern.

Es war, als wären sie aus einem traumlosen Schlaf erwacht. Gerade an die Tatsache, dass Link Zelda gefunden hatte und sie die Karte Hyrules aufgeschlagen hatten, konnten sie sich erinnern... danach war nichts mehr, als wäre etwas passiert, worüber sie beide niemals reden wollten, würden sie wissen, was passiert war. Und wenn sie es irgendwie herausbekommen sollten, gäbe es gewaltige... Probleme.

Als Link am nächsten Morgen aus seinem Schlafsack krabbelte, war Zelda nirgendwo zu finden. Er stand auf und streckte sich. Mann, der Schlaf letzte Nacht hatte wahrlich gut getan. Dann stellte er fest, dass er unbedingt ein Bad bräuchte, denn überall klebte Matsch, Dreck und Schmutz. So konnte er nicht weitergehen.
Auch das Geräusch des Wassers drang wieder an seine Ohren. Neugierig folgte er dem plätschernden Geräusch. Jetzt, da die Sonne schien, war es richtig angenehm hier in dem kleinen Wald und auch nicht mehr so eisig, dass man sich jedes Körperteil abfrieren konnte. Wenn sich irgendwo ein See befand, dann wäre gegen ein Bad nichts einzuwenden.
Link folgte gut gelaunt einem kleinen Waldweg, wusste nicht warum er sich so gut fühlte, und entdeckte einen Teich, der von einem Wasserfall gespeist wurde.
Freudestrahlend lief er darauf zu und entledigte sich vollständig seiner Klamotten. Er nahm Anlauf und sprang hinein in das kühle Nass. Er schwamm einige Runden und fühlte sich wie neugeboren. Er tat jegliche Gedanken an den gestrigen, verwirrenden Abend ab und erfreute sich am sauberen, klaren Wasser. Ein Traum, dachte er. Nein, das Paradies...
Dann fiel sein Blick zu dem Wasserfall.  Und er blickte neugierig genauer hin. Er schwamm näher und erkannte Zelda, die sich an dem Wasserfall ihre Haare wusch. Anmutig strich sie durch ihre blonden Strähnen und streckte sich lächelnd dem Wasserfall entgegen. Auch sie trug nichts und Link musste bei ihrem Anblick einmal kräftig schlucken.

,Wow.’, dachte er. Ihre schlanken Beine. Das atemraubende Becken. Und ihre volle Brust...

Er drehte sich geschockt um, seine Haare standen ihm zu Berge, seine Augen fielen beinahe aus deren Höhlen und irgendwie wurde ihm warm, zu warm. Er wollte einmal laut losschreien und erinnerte sich an ihren Anblick. Diese Anmut. Diese wunderbare Weiblichkeit...

Verdammt, er konnte tun, was er wollte, aber bekam dieses Bild nicht mehr aus seinem Kopf. Er gab sich selbst einen Stups an seinen Kopf. Doch das Bild wollte nicht verschwinden...

Zelda... sie war... wirklich wunderschön und... perfekt und einfach nur... sexy... Jedes Detail ihres Körpers war überwältigend. Heiß, fiel ihm spontan ein. Er traute sich nicht mehr, auch nur eine weitere Bewegung zu machen.

Unter Aufbietung seines ganzen Willens das Bild zu vergessen schwamm er weiter und traute sich nicht erneut einen Blick zu riskieren... Aber gerade wenn man versucht, etwas zu vergessen, so kehrt das Bild immer wieder in das Gedächtnis zurück. Immer wieder, nervend, belastend. Und Link bekam seine roten Wangenbäckchen nicht mehr weg... sollte sich vielleicht freuen, dass nicht noch ein verräterisches Nasenbluten einsetzte…

Zelda blickte nun auf und bemerkte ihren Heroen, der fröhlich seine Runden drehte. Sie hielt vor Schreck eine Hand vor ihren Mund. Er hatte sie doch nicht etwa bemerkt? Oh... oh... Flugs war sie ebenso im Wasser und schwamm auch ihre Runden.

Nach einer Weile kreuzten sich ihre Blicke und sie begrüßten sich beide von Weitem mit einem: „Guten Morgen.“ Sie schwammen ein wenig näher und lächelten sich an.
„Hast du gut geschlafen, Link“, meinte sie.
„Ja, sehr gut sogar, obwohl die Moorleichen ein Auge auf uns hatten.“ 
„Ja, aber jetzt haben wir vor denen sicherlich nichts mehr zu befürchten, immerhin ist Tag.“
„Stimmt“, entgegnete Link und schwamm wieder in dem Teich umher.

Zelda hatte inzwischen runzlige Haut und schwamm auf den Rand des Teiches zu. Sie lief schnurstracks aus dem Wasser hinaus und beachtete Links genauen Blick nicht. Frech rief sie vom Ufer her, als sie ihre verstreuten Sachen zusammensuchte: „Wehe du schaust!“ Link wollte schon provokant mit einem: ,Was dann?’ antworten, unterließ dies jedoch, da er im Moment nur ein Stottern hervorgebracht hätte. Denn trotz allem hatte er seine Augen auf ihren nackten Körper gerichtet und tauchte flink ab, als sie zu ihm blicken wollte. Die hat Nerven, dachte er und blieb einige Minuten unter der Wasseroberfläche, schwamm nah am Grund des Teiches umher und fühlte sich entspannt und frei. 

„Kannst du dich an irgendetwas von gestern erinnern“, meinte Zelda, als sie vor ihrem Frühstück saßen und sich sogar an ein paar einfachen Cornflakes erfreuten.
„Nein... keinen Schimmer, was später geschehen ist. Aber es scheint nichts Schlimmes passiert zu sein, oder?“
Sie schüttelte den Kopf. „Mmh, aber... die Sache ist die, dass diese Moorgeschöpfe tiefe innere Wünsche erwecken konnten. Wir haben Dinge getan, die wir nicht erinnern, die uns aber viel bedeuteten. Nur gut, dass wir erwacht sind, bevor diese Geschöpfe uns an den Leib rücken konnten. Und der Gedanke, was sie mit uns hätten tun können, ist nicht gerade erfreulich.“ Er öffnete seinen Zopfhalter, den er schon seit Ewigkeiten in den Haaren hatte und rang sich seine Haare aus.
„Ach, Zelda, uns geht’s doch bestens. Mach’ dir keinen Kopf. Ist denn dein tiefstes Bedürfnis etwas so Schlimmes?“ Schlimm?
„Was ist denn einer deiner tiefsten Wünsche?“ Sie blickte in den sonnigen Himmel und überlegte. Was war es eigentlich?
„Ich habe keine Ahnung, Link. Vielleicht ist es der Wunsch... Ganon für alles büßen zu lassen.“ Dummerweise lag sie damit sehr falsch.
„Und deiner?“

Auch Links Augen wanderten zum Himmel und er überlegte sehr lange. Das Bestehen seines Abiturs möglicherweise. Quatsch, es gab doch Wichtigeres. Die Vernichtung Ganons sicherlich... oder... Seine Augen wanderten zu Zelda und er grübelte weiter nach. Was war es? Etwas, was ihm viel mehr bedeutete. Aber in seinem Kopf musste irgendwie eine Blockade stecken.
„Ich weiß es nicht“, meinte er, „und wahrscheinlich werden wir es niemals herausfinden.“

Was in diesem Fall nicht gerade schlecht war...   

„Wie haben wir es eigentlich geschafft uns aus ihren Klauen zu lösen?“
„Impa erzählte mir, das, wenn die Wünsche im Herzen ehrlich gemeint sind, ihre Opfer sich selbst befreien können. Und wir konnten uns selbst erlösen. Welch’ Glück.“
Er lachte: „Ja, welch’ Glück, dass wie beide so ehrliche und gute Menschen sind.“ Auch sie lachte. Sie rutschte näher und hatte einen aufmunternden Gedanken. „Weißt du, ich habe dich noch nie so frisch mit offenen Haaren gesehen, mein Held.“
„Echt? Wirklich nicht.“
Dann begann sie plötzlich zu grinsen und lachte. „Das heißt... eigentlich schon, aber zu diesem Zeitpunkt war ich Shiek.“
Link begriff mal wieder nichts und schaute sie ungläubig an. Sie nahm eine Flasche mit Mineralwasser und trank. Dann lachte sie wieder und wischte sich das Wasser von den Mundwinkeln. Sie erzählte ihm dann etwas aus der Vergangenheit, das sie niemals vergessen würde.

„Es war damals am Hylia- See.“ Zelda grinste erneut. „Nachdem du Morpha im Wassertempel besiegt hattest, trafst du auf Shiek, um ihm auszurichten, dass sich Ruto bei ihm bedanken wollte. Es war ein schöner, warmer Tag gewesen und nachdem der See von seinem Fluch gereinigt worden war, hatte der Held der Zeit, also du, mein lieber Link, als erstes nichts besseres zu tun, als im See schwimmen zu gehen... übrigens splitternackt.“ Link glotzte nicht schlecht und sah sie beschämt an. Er saß da, wie angewurzelt und hoffte, sie würde ihm nicht noch peinlichere Dinge erzählen.

„Selbstverständlich wolltest du Shiek überreden, sich ebenfalls an der Frische des Sees zu erfreuen... nur drehte sich dieser verlegen um und wäre bei deinem Anblick am liebsten geflüchtet. Verdammt, war das peinlich.“ Link wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass das Zelda war. Er hielt Shiek für ein männliches Geschöpf, dem sein Anblick nichts ausmachen würde, aber die Dinge lagen leider anders... Die keuscherzogene Prinzessin begann wieder zu lachen, als ihre Erinnerungen lebendiger wurden.

„Schrecklich peinlich...“ Links Kopf glühte inzwischen und seine Wangen verfärbten sich leicht rot.
Sogleich versuchte er sich zu rechtfertigen: „Ja, allerdings. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass du in Wirklichkeit ein Mädchen warst.“
„Du hättest es fühlen können, aber-“
Link drehte sich weg. „Ich war bestimmt zu blind dafür.“
Er hatte immer ein so seltsames Gefühl, wenn er Shiek getroffen hat. Zumindest war das im Spiel so. Dennoch wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass er in Wirklichkeit Zelda war.
„Hättest du es gewusst, ich glaube, du hättest mich nicht mehr aus den Augen gelassen...“ Zelda nahm das Ende eines Handtuchs und fuhr damit über Links Stirn. „Und das war genau der Grund, weshalb du es nicht wissen durftest...“
„Ich weiß... Ich hätte meine eigentliche Mission, die Weisen zu erwecken, in Gefahr gebracht.“ Dann wischte sie mit dem Tuch durch seine nassen, blonden Haarsträhnen, was für ihn sehr angenehm war. Dann lachte sie wieder. Link wusste zwar nicht, was schon wieder so lustig war, aber ihr Lachen tat gut.

„Glaubst du, du kannst mir jemals vergeben?“ Jetzt war’s um ihn geschehen. Wovon redete sie schon wieder? Sie fuhr leise fort: „Sowohl damals, als auch heute, bin ich dir in gewisser Weise aus dem Weg gegangen, ob nun als Shiek oder in meiner wirklichen Form... und ich... ich wünschte, ich hätte dir niemals auf dieser Art und Weise weh tun müssen. Vergibst du mir?“
Link lächelte leicht und eine Spur Mut und Vertrauen lag in seinem Blick: „Zelda. Ich denke, ich kann es. Aber sag’ mal, wieso hast du mich denn damals im Krankenhaus nicht besucht?“
„Ich habe dich besucht... immer dann, wenn du geschlafen hast. Ich bin nachts immer in das Krankenhaus geschlichen...“
Link konnte es nicht fassen. „Jede Nacht...“, setzte sie hinzu.

Wie dumm war er gewesen, um anzunehmen, dass Zelda sein Zustand egal war. Wie dumm... das änderte so einiges in seinem Innenleben... 
„Darf’ ich dir auch eine Frage stellen, Link“, sagte sie, aber mit klarerer Stimme als zuvor.
„Nur zu.“
„Aus welchem Grund hast du dir damals in jener Nacht, als mein falsches Abbild mich bedrohte, den Dolch an dein Herz gesetzt?“

Seine Gehirnwindungen arbeiteten, so schnell sie konnten, aber ihm fiel als Antwort nichts ein, dass er über die Lippen gebracht hätte. „Ich... habe einfach keine andere Möglichkeit mehr gesehen...“ Warum er das getan hatte, wusste selbst er nicht. In dem Augenblick war ihm alles andere egal gewesen, selbst sein Leben, Hauptsache Zelda würde nichts zustoßen. Einmal mehr wurde ihm bewusst, wie viel sie ihm doch bedeutete...
„Wie weit wärst du gegangen?“
Er überlegte sorgfältig, was er als nächstes sagte. „Ich weiß es nicht...“, meinte er und fand, dass die Antwort nicht zuviel, aber auch nicht zu wenig verriet.

Nach dem Frühstück zogen sie weiter und hielten sich südlich. Auch der Kompass funktionierte wieder und ihr nächstes Ziel war kein anderes als der Hylia- See.

 

Zelda und Link folgten einem abgelegenen Pfad in Richtung herrlichen See, wo früher glänzende Amphibienwesen umherschwammen.
Seit die Auserwählten wussten, dass Ganondorf über ihre Anwesenheit in Hyrule ahnte und Fallen an den unmöglichsten Orten aufstellte, waren sie wachsamer als vorher und folgten unauffälligen, kleinen Wegen. Wieder waren einige Stunden vergangen. Sie machten Rast in der Nähe einiger hoher Felsen, auf  einer kleinen Erhebung, von wo aus man einen großen Teil der Steppe bewundern konnte.

Link setzte sich auf einen Felsen und nahm seine barocke Okarina zur Hand. Auch die hatte er eingepackt, aber die letzten Tage nicht wirklich den Drang und die Zeit gehabt zu spielen. Eigentlich schade, dass er den Aufenthalt in Hyrule nur spärlich genießen konnte.

Er spielte irgendeine Melodie, probierte neue Kombinationen der verschiedenen Schlusslöcher... und schloss seine tiefblauen Augen. Er pendelte mit seinen Beinen und wirkte aus Sicht eines Beobachters wie ein junger Hylianer, der irgendwo in seinen Träumen schwebte, wie ein fröhlicher Elfe, der mit keinerlei Verantwortung zu kämpfen hatte. Sein kindlich- naiver Ausdruck zeigte weder Angst noch Zweifel vor dem näherkommenden Kampf gegen Ganon. Nein, im Augenblick schien er wie gefangenen in seiner heiteren Melodie.
Er beendete sein Spiel und schaute sich nach Zelda um. Sie saß auf einem Baumstumpf, mit einer fünf- Minuten- Terrine in ihren Händen und blickte nachdenklich in ein Tal mit grünen Wiesen. Sie seufzte und schloss ihre Augen. Ihr Gesichtsaudruck wandelte sich von nachdenklich zu traurig. Link ahnte, dass sie Zweifel hatte... über die Zukunft... über ihr Schicksal.

Link stellte sich neben sie, nahm sein grünes Basecape ab und pfropfte es seiner Prinzessin auf den blonden Kopf. Sie öffnete verdutzt ihr Augen und schaute ihn verblüfft an.
„Link.“ Sein Name aus ihrem Mund klang fast fragend. Auch, wenn es nichts zu sagen gab. Er setzte sich neben sie und legte einen Arm um ihre Schultern.
„Zelda... wir schaffen das“, sagte er aufmunternd. Sein fröhlicher Blick wanderte zu ihrem Haaransatz und dann zu der waldgrünen Kopfbedeckung.
„Weißt du, das steht dir.“ Er lächelte und genau dieses kannte Zelda aus der Vergangenheit nur zu gut. Sie lehnte sich eine Weile an ihn und beide beobachteten das Tal vor ihnen. Alles war so friedlich in Hyrule... unwirklich friedlich. Nicht ein Hinweis, nicht en Funken des Sturmes verratend, der einst über diese Welt zog..

,Danke Link’, sagte Zelda in ihren Gedanken und sie wusste, dass er sie verstanden hatte.

Sie reichte ihm mit einem Lächeln die Mütze und gab ihm wieder einmal spontan einen Kuss auf die Wange.

Vielleicht ließen sich beide ein wenig zu viel Zeit bei ihrer Mahlzeit, denn allmählich war die Situation nicht mehr als so friedlich anzusehen, wie es den Anschein hatte.
Link stand auf, hatte ein leichtes Stechen auf seinem linken Handrücken und blickte in Richtung Süden. Er sah einige große Krähen, Raben oder andere schwarze Vögel auf ihn zufliegen. Wahnsinn... einen Schwarm solcher riesiger Vögel hatte er noch nie gesehen. Beängstigend aber war, dass sie sich genau in seine Richtung bewegten. Alsdann erkannte er die Situation als gefährlich.

Er rannte zu Zelda und half ihr schnell die Sachen zu packen. Ohne weiteres Zögern eilten sie über die Steppe, dicht gefolgt von den schwarzen Vogelkreaturen. Sie rannten und hetzten immer schneller über das saftige, grüne Steppengras, zögerten nicht, legten keine Pause ein.
Das Vogelgesindel kam näher und näher, egal wie schnell die Hylianer rannten und egal, wie lange sie durchhalten würden. Link packte Zeldas rechte Hand und zerrte sie halb hinter sich her. Ewig konnten sie nicht weglaufen, auch wenn es sich hierbei um die beste Option handelte.

Weitere Minuten vergingen und die Riesenvögel hatten die zwei Hylianer eingeholt. Link bog schnell nach rechts und erblickte einige Bäume, auf die er zueilte. „Was genau sind diese Monster“, rief Link unter heftigen Atemzügen.
„Einige Spione Ganons“, erwiderte Zelda schnell, ebenso keuchte sie nach Luft. „Dämonische Aasgeier... Sie zerfetzen alles...“

Atemlos ereichten die Hylianer die Bäume und entdeckten dahinter einen steilen Abhang, zumindest Link erkannte den Abhang und blieb unverhofft stehen. Zelda hinter ihm, reagierte nicht schnell genug, stieß mit Link zusammen und sie rollten letztendlich mit lauten Aufschreien den Abhang hinab.

Halb tot und mit blauen Flecken gesegnet blieben Link und Zelda am Ende des Abhanges liegen und schauten langsam nach oben. Die Vögel kreisten um ihre vermeintliche Beute herum wie Geier vor ihrem Aas. Der Heroe nahm schnell seinen Bogen zur Hand, feuerte einige Pfeile ab und tötete einige. Aber es waren zu viele...
Einige der Biester setzten zum Sturzflug an... Zelda schloss ihre Augen und senkte ihren Kopf. Sie begann zu beten, betete für Hoffnung und für Frieden...

Plötzlich hievte sie eine starke Hand auf ihre Beine. Nanu?

Zelda schaute an das weitentfernte Himmelsdach, aber die schwarzen Vögel hatten aus irgendeinem Grund kein Interesse mehr an den beiden Hylianer. Sie zerstreuten sich und flogen mit ätzenden Krächzen davon.

Dann wollte Zelda eigentlich in Links Augen sehen und ihn fragen, ob er eine Ahnung hatte, was passiert war, doch ihr Heroe war nirgends auszumachen.

„Link“, rief Zelda lautstark und wurde panisch.
„Liiiinnk!“ Erneut ein Schrei, der über die Landschaft hallte.

Dann bekam Zelda einen kleinen Klaps von der Seite. „Zelda, ich bin hier.“ Sie fuchtelte aufgeregt mit ihren Händen in der Luft herum, drehte sich um 180°, aber sie sah ihn einfach nicht. Dann spürte sie etwas, und ihre Hände wanderten an einem Körper direkt neben ihr entlang. Sie blickte nun auf ihre Hände und musste mit Entsetzen feststellen, dass sie unsichtbar waren. Genauso unsichtbar wie Link und der Rest ihres Körpers.
„Heiliges Goldenes Land, wir sind ja unsichtbar...“, murmelte Zelda und tastete Link neben ihr erneut ab. Ihre Hände wanderten suchend und forschend über seinen durchtrainierten Oberkörper.
„Ähm, Zelda... könntest du das bitte lassen, das ist nämlich nervig.“ Sie verstand, aber suchte trotz allem seine Hand, die sie dann umkrallte.

Sie liefen einige Meter und gewöhnten sich nur teilweise an diese neue Situation. Wieso zum Teufel waren sie jetzt unsichtbar? Wer war dafür verantwortlich? Sicherlich konnten sie im Moment einen Nutzen daraus ziehen, da diese Vogelbiester sie nicht mehr im Visier hatten, aber im Großen und Ganzen gesehen, war die Sache nicht so toll. Link wollte endlich wieder in Zeldas Gesicht blicken können, in ihren Augen träumen und sich nicht ständig fragen müssen, ob sie wirklich neben ihm lief...

Link war zu sehr in seinen Gedanken versunken, dass er von einer Sache nicht sofort Notiz nahm. Etwas Neues, Überraschendes erschien ihnen auf einem Hügel direkt vor ihrer beiden Elfennasen.
Link schütze seine Augen mit einer Hand vor dem grellen Sonnenlicht und schielte angestrengt über die Landschaft.
 
Ein genauerer Blick und auch Zelda bestätigte dieses Bild vor ihnen. Auf jenem grünen Hügel kam ein Reiter mit einem blutroten Umhang direkt auf die beiden zu. Schnell näherte sich die Gestalt auf einem schwarzen Hengst, dessen Fell in der Sonne glänzte. Die Gestalt kam zum Stehen und stieg von ihrem getreuen Ross ab. Langsam ging sie auf Link und Zelda zu, konnte die beiden allem Anschein nach aber sehr gut identifizieren, auch wenn sie unsichtbar waren. Sie streckte einen Arm nach vorne und Link wurde stückweise von unten nach oben sichtbar, genauso wie Zelda. Überrascht, aber erfreut drehten sie sich zueinander, seufzten und lächelten sich dann an.

Die Person, die immer noch von ihrem Umhang umhüllt war und nicht einmal einen Blick in ihr Gesicht zuließ, führte das Pferd auf die beiden zu.
„Ich habe gesehen... was geschah...“, sagte die Gestalt mit flackernder Stimme, als ob ein Feuer in ihrem Inneren glühte, das ihre Stimme erschuf.
„Ihr rettetet meine Schwester... nun rette ich euch.“
„Ihr habt uns unsichtbar gemacht? Wer seid Ihr und was hat das alles zu bedeuten“, sagte Zelda voller Entrüstung. Sie trat einen Schritt näher und fühlte diese gewaltige Energie aus dem Körper der Gestalt herausquellen, eine Energie, so machtvoll und ehrfürchtig wie das Triforce selbst. Sie kannte diesen Strom der Energie und hatte diesen bereits in der Zitadelle wahrgenommen. Aber ja... auch der Umhang kam ihr wieder vertraut vor... dieses beängstigende dunkelrot. Aber die schiefen Proportionen und die Entstellung des Geschöpfes schienen verschwunden zu sein.

„Ich konnte mich erholen... Prinzessin von Hyrule... nehmt dieses Pferd... und es trägt keinen Namen, da es das Leben selbst symbolisiert. Es wird euch auf dem Wege noch helfen können... noch etwas: Haltet euch vor unseren Schatten in Acht... lebt’ wohl.“

Ein letzter Satz der Kreatur und erneut glühte sie wie in der Zitadelle der Zeit in einem grellen, weißen Licht, das sie vollkommen einnahm und allmählich absorbierte. Nur ein kurzer Blick in das Gesicht dieses Wesens genügte, um sich zu vergewissern, wer vor ihnen stand. Ein goldenes Dreieck schien aus dem Gesicht hervor und legte seine Bedeutung mit einem Glühen dar. Dann verschwand sie. Zurück blieb ein Pferd, vielleicht ein Friese, welcher auf Link zutrabte und allem Anschein nach Zuneigung suchte. Er striegelte sofort dessen schwarze, gewellte Mähne und schaute Zelda ratlos an.

„Möchtest du vorne oder hinten sitzen“, fragte Link mit einem charmanten Unterton und zwinkerte Zelda zu.
„Die Entscheidung überlasse ich gerne dir“ setzte sie hinzu, ließ sich aber nicht ärgern. Der Held schwang sich auf das Pferd und Zelda setzte sich hinter ihn. Sie ritten geschwind über die Steppe mit heiteren Gesichtern und mehr Zuversicht, die Mission doch noch erfolgreich zu beenden.

Nach einer Weile schloss Zelda dann ihre Augen und legte ihren Kopf an seine Schulter. Irgendwie war diese Situation für sie äußerst angenehm. So nah bei ihrem Helden, so entspannend...

„Zelda? Schläfst du?“
„Nein... ich entspanne nur.“
„Gut. Kannst du mir dann bitte sagen, was die Sache mit dieser merkwürdigen Gestalt zu bedeuten hatte.“ Zelda hob ihren Kopf und schaute über Links Schulter in Richtung Steppe. Weit am Horizont sah sie einige kleine grüne Hügel. Sie wusste, dass im Tal dahinter einst ein Hylianer- Dorf stand. Ob es wohl noch existierte? 

„Dieses machtvolle Wesen, welches uns begegnete, half uns nur aus einem Grund. Es lag wohl daran, dass wir seine Schwester in der Gerudofestung befreit haben. Außerdem haben wir sie schon einmal getroffen. Weißt du noch... in der Zitadelle?“
Link drehte sich halb um und nickte: „Nur, dass sie damals total entstellt gewesen ist“, meinte er schließlich.
„Ja, aber sie konnte sich von Ganons Folter erholen, was mich irgendwie beruhigt“, sagte Zelda und lehnte sich erneut mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck an ihren Helden. „Wieso?“
„Weil ich das Gefühl habe, ich hätte eine Verbindung zu ihnen“, murmelte sie in den Stoff seines grünen T-Shirts. Link sagte nichts dazu und schaute genauer in Richtung Süden.

Was zum Kuckuck waren diese Kreaturen? So etwas wie Gottheiten? Und es gab dem Anschein nach zwei von ihnen. Trotz allem würde er ihre Namen wohl niemals erfahren. Das Pferd trabte langsam weiter über grüne satte Steppengräser...