Autor: Faylen7
Mit fragenden Gesichtern standen zwei ratlose Hylianer vor der riesigen Brücke, die über die sagenhafte Schlucht führte. Und obwohl die Brücke sehr stabil aussah, überlegten sie beide sich zum fünfzigsten Mal, ob es da nicht eine andere Alternative gab. Die Überquerung hatte einfach eine ungeheure Reichweite und nur verschwommen sahen sie das andere Ende. Vorsichtig tasteten sie sich heran und wagten einige Schritte über die Überführung. Link warf des weiteren einen Blick in die unendliche Tiefe, was er gleich wieder bereute. Er taumelte auf die Mitte der Brücke zu und atmete kräftig aus. Er war ja kein Angsthase, aber diese Tiefe respektierte er. Dann warf er einen Stein über den Rand. Er spitzte seine Ohren. Kein Geräusch. Einige Minuten vergingen. Link lauschte immer noch. Weitere Minuten vergingen. Wieder kein Geräusch. Es würde wohl Jahre dauern, ehe der Stein am Boden aufkam.
„Zelda, wie tief ist denn diese Schlucht?“
„Keine Ahnung. Jeder, der versuchte, es herauszufinden, kam nicht wieder. Geschichten erzählen, die Götter hätten das Land dahinter wegen Gotteslästerung durch Tausende Blitze von Hyrule getrennt und diese Schlucht in die Erde gerammt. Angeblich reicht die Schlucht bis zum Erdmittelpunkt.“ Hyrule hütete wirklich erstaunliche Legenden, oder nicht? Und ganz schön respektwürdige Gottheiten...
„Ich schwöre, dass ich nie die Götter von Hyrule erzürnen werde...“, murmelte er, von Zeldas grinsender Miene nicht beeindruckt.
Sie tasteten sich voran, hoffend, dass sie das andere Ende erreichen würden, bevor irgendetwas Unvorhersehbares geschah. Link lief vorneweg und fühlte plötzlich Zeldas rechte Hand in seiner. Ein angenehmes Gefühl. Dann hörte Link nur kurz seinen Namen aus ihrem Mund, vernahm einen lauten Schrei und fühlte Zeldas Hand mit einem Schlag nicht mehr. Hastig drehte er sich um, doch erblickte auf der Brücke keine Spur von Zelda. Mein Gott...
„Zelda“, schrie Link und blickte über die Kante des Überganges. Verdammt, wo war sie?
„Zelda!“ Er rief aus Leibeskräften ihren Namen und sein Echo schallte in der Tiefe. Er blickte um sich. Sie konnte doch nicht in die Tiefe gefallen sein... Nein! Link war außer sich. Vorwürfe packten ihn.
Dann vernahm er ihre Stimme, überrascht, wie weit entfernt sie klang. Er drehte sich in alle Himmelsrichtungen und entdeckte eine Person am Anfang der Brücke, die er als Zelda erkannte. Himmel, wie war sie denn innerhalb von Sekunden dort hingekommen? Sie lief in seine Richtung und Link in ihre. Sie erreichten sich. „Was zum Kuckuck hast du denn getan, Zelda?“
Sie grübelte nach und erklärte ihm unmissverständlich: „Ich wurde teleportiert.“ Für Link wohl doch zu missverständlich... Er setzte einen blöden Blick auf. Ja klar. Wieso bin ich da nicht gleich drauf gekommen, sagte er zu sich selbst. Meine Güte, Link, du bist aber auch bescheuert...
„Aha“, sagte er schließlich, obwohl seine vorherigen Gedanken seinem Gefühlschaos eher entsprächen.
„Das Medaillon begann wieder zu glühen und als ich dann noch einen Schritt nach vorne setzte, Schwups, befand ich mich am Anfang der Brücke. Jedoch glühte das Medaillon diesmal in grünen Farben, nicht in roten wie vor zwei Tagen in der Höhle.“ Merkwürdig. Erneutes Futter für ein Kopfzerbrechen.
Sie wagten einen zweiten Anlauf. Innerhalb von Minuten standen sie an derselben Stelle wie zuvor. Und... Schwups. Zelda landete wieder am Anfang. Irgendetwas wollte nicht, dass sie über die Brücke gelangte. Dieses Etwas war aber gnädiger, wenn es um Link ging. Er hatte keine Schwierigkeiten weiterzulaufen. Link markierte die Stelle mit einem Stückchen Kreide, lief zu Zelda und sie starteten einen dritten Anlauf. Kurz vor der Markierung fing das Medaillon in grünen Farben zu glühen an. „Also, irgendetwas hat diese Teleportiereigenschaft mit dem Medaillon zu tun. Wenn wir nur wüssten, was! Ah, ich weiß.“ Zelda öffnete den Verschluss der Kette, reichte sie Link und gab ihm einen wohlgemeinten Stups nach vorne. Er fühlte sich komisch, dann fühlte er sich schlecht. Geschüttelt und Gerührt...
Plötzlich kam er am Anfang der Brücke heraus und landete auf seinem Hintern. Benommen schüttelte er seinen Kopf und sah Zeldas dreistes Grinsen, die auf ihn zulief. „Du kleine Hexe“, neckte er sie. Sie reichte ihm eine Hand und half ihm aufstehen. „Hat es dir denn nicht gefallen? Teleportieren kann auch Spaß machen, mein ängstlicher, kleiner Held.“ Link öffnete seinen Mund, um sich zurechtfertigen, aber seine Worte blieben ihm in der Kehle stecken. Er und ängstlich?
„Magst du Teleportation nicht? Das ist ein Jammer.“
Eingeschnappt meinte er: „Was soll daran denn Spaß machen? Man hat gar keinen Sinn mehr für seinen Körper. Ich finde es nicht witzig, wirklich nicht...“
„Darf ich dir was verraten?“ Sie sprach dann leiser: „Damals hast du es geliebt.“
„Ich hatte wohl mehr Sinn für Humor als heute...“, grummelte er, gab ihr die seltsame Uhr und stapfte dann wieder über die Brücke.
Link kam eine Idee. Irgendwie hatte er ein Gespür für Geheimnisse, das sich bezahlt machen würde. Aus seiner magischen Tasche nahm er ein langes Seil. Zeldas große Augen ignorierend befestigte er es zum einen um seinen Bauch, und zum zweiten an einigen Steinen inmitten auf der Brücke, die sein Gewicht schon aushalten würden. Zelda blickte ihm verständnislos hinterher. Er hatte einfach die Frechheit Zelda nichts von seiner Vorahnung mitzuteilen. Aber... nach der Aktion würde Zelda ihn nie wieder ängstlich nennen. Er seilte sich an der Kante der Brücke hinab und kletterte, so gut es ging darunter. Zelda starrte über die Brücke und konnte Link nicht mehr sehen.
„Sei’ vorsichtig“, rief sie und ihr Echo erklang aus den Tiefen der Schlucht.
Mit einem Grinsen kam Link wieder zum Vorschein und hatte irgendeinen Stein zwischen seinen Zähnen. Zelda krallte sich seine Arme und half ihm auf sicheren Boden.
„So, jetzt verrate mir doch mal, was das sollte, du... warum tust du so was Leichtsinniges?“
Er spuckte den Stein aus und sagte: „Tja, so bin ich nun mal. Leichtsinnig und gelegentlich übermütig. Aber du wusstest sicherlich, auf was du dich einlässt, als du mich getroffen hast.“
„Nein, ich habe dich damals für einen unschuldigen Jungen gehalten.“
„Bin ich doch. Oder kann dieses Engelsgesicht...“ Er deutete auf seine grinsende Miene, „... lügen?“
Dann lachte er und präsentierte ihr stolz seine Entdeckung. Es handelte sich um einen grünen Stein, den Zelda wieder als Gossipgestein definierte, nur diesmal besaß es die Fähigkeit Teleporter zu setzen, anstatt irgendwelchen telekinetischen Fähigkeiten.
„Dieser Stein war also der Grund für unsere mangelnde Bewegungsfreiheit“, sagte Zelda und beäugte ihn genauer. Sie hielt ihn gegen das schwache Sonnenlicht und verstaute ihn in der kleinen Ledertasche, wo sich schon ein roter Stein befand. Glücklicherweise konnten sie endlich ihren Weg fortsetzen, da der Stein diese auffallende Wirkung nicht mehr aufwies. Es schien, als wollte jemand, dass diese Steine in ihren Besitz gelangten. Vielleicht verbargen diese eine weitere große Kraft, die man in Hyrule noch nicht kannte? Vielleicht waren sie ein Stückchen Hoffnung...
Inzwischen zog der Abend herauf und die zwei Hylianer folgten einen ausgetrockneten Pfad durch eine zerstörte Landschaft. Nirgendwo grüne Wiesen, kein Baum, der noch Blätter trug... alles wirkte so kahl, so leblos... Ob hier überhaupt Hylianer gelebt hatten?
Von weiten sahen sie die Nordseite des Gerudo Canyon, aber bis Einbruch der Nacht würden sie es keinesfalls bis dorthin schaffen. Obwohl eine Nacht in jenem kahlen Land nicht einladend war, mussten sie leider irgendwo hier ihr Lager aufschlagen. Sie erreichten einen ausgetrockneten, kleinen See, an dessen Grund sich viele, riesige Felsen befanden. Sie kletterten und entdeckten eine kleine Höhle zwischen den Felsen. Ohne weiteres Überlegen entschieden sie sich dort zu übernachten. Wenig später flackerte ein kleines Feuer inmitten der Höhle umher. Tatsächlich war es im toten Land ausgesprochen kalt und ein eisiger, trockener Wind wehte, vielleicht noch kälter als in der Wüste...
Sie saßen mit nachdenklichen Gesichtern vor dem Feuer. Sie schwiegen. Aber Link lag dennoch etwas auf dem Herzen. So viele Fragen gingen durch seinen Kopf, allein wegen dem, was Zelda ihm über das Ende Hyrules mitteilte. Fragen über Fragen... aber er wollte ihr diese im Moment nicht stellen. Sie sollte ihm die Dinge, die er noch wissen müsste, von sich aus mitteilen. Und das es etwas gab, was sie nach wie vor belastete, das sah er in ihren Augen, ebenso wie den seltsamen Schatten darin, der sich viel zu oft über das pure himmelblau legte. Link blickte sie nun nicht mehr an, er starrte sie geradezu durch die Flammen hinweg an, auch wenn er es nicht wirklich begriff. Sie war so wunderschön, dass es ihm beinahe weh tat...
„Ich kenne Mortesk ebenfalls, Link“, sagte sie.
„Wirklich? Woher denn? Ich dachte, er wüsste nicht, dass du existierst.“ Link klang ein wenig entsetzt, beruhigte sich aber angesichts Zeldas sanften Lächeln.
„Ich kenne ihn aus der Vergangenheit. Er saß einmal in den Schlossverliesen.“
„Und wieso ist er dann heute hier?“
„Er kam frei...“ Sie nahm einen Stock und wuselte damit in dem Feuer herum.
„Wieso das denn?“ Jetzt war Link wieder zu neugierig.
„Es war... ein unglücklicher Umstand...“
An ihrer Stimme erkannte Link, dass es ihr nicht leicht fiel darüber zu reden, also bohrte er nicht weiter nach.
„Was macht eigentlich deine Wunde am Oberarm, Link?“
Er griff sich hastig an den Oberarm und meinte: „Ach die?“ Ja, er hatte die Wunde total ignoriert. Zelda stand auf und lief zu ihm hinüber.
„Ähm... darf ich danach sehen?“ Sie setzte sich neben ihn. Link musste zweimal über das nachdenken, was sie gesagt hatte.
„Link?“ Der Klang von Zeldas süßer Stimme machte ihn nervös.
„Äh... ja, wenn... wenn du willst.“ Verdammt noch mal, konnte sich zwischen ihnen denn nicht endlich mal etwas ändern, fragte er sich. Seit Wochen trug Link jetzt das Geheimnis über seine Gefühle ihr gegenüber spazieren und er schaffte es einfach nicht, ihr das zu gestehen, was er fühlte, was er begehrte. Link hatte sich in seinem Leben auf der Erde noch nie so tiefgehend verliebt wie es die Gefühle für seine Prinzessin erzählten. Aber er fand einfach nicht den Mut zur Wahrheit...
Zelda schaute sich dann seinen sonnengebräunten, starken Oberarm an, nahm ihm den Verband ab, streichelte fast über die Wunde und meinte: „Du brauchst keinen Verband mehr. Wenn du Glück hast, bleibt nicht mal eine Narbe.“
„Wenn das so ist... ich habe immer Glück, manchmal mehr als ich gebrauchen kann.“
„Dann gib’ mir doch ein Stückchen davon“, sagte sie und grinste leicht.
Er grinste zurück und meinte hitzköpfig: „Das habe ich bereits.“ Link setzte sich ihr gegenüber, nahm wieder ihre zarten Hände in seine und hatte allem Anschein nach etwas Wichtiges zu sagen: „Zelda. Ich wollte etwas wissen, etwas, dass nur uns beide betrifft, aber ich...“ Er blickte ihr tief in die Augen und fuhr fort. „Was war damals... ich meine...“ Er atmete tief ein und scheute ihren Blick. „... zwischen uns.“
Sie zog ihre Hände weg, stand auf und ballte diese zur Faust. „Ich kann nicht darüber reden, Link.“ Das hatte der Heroe irgendwie erwartet und nun fragte er sich, was eigentlich in ihn gefahren war, um ihr diese dämliche Frage zu stellen. Im Moment gab es doch Wichtigeres als Gefühlsduselei...
In den Augenblick hüpfte ein kleines schwarzes Tierchen, das aussah wie ein Zwergseidenhamster in der Höhle umher und wärmte sich am Feuer.
„Was sind das für Geschöpfe?“
„Ich habe so ein schwarzes Mäuschen noch nie gesehen. Aber sie sind sicherlich harmlos. Lass’ es doch...“, sagte Zelda und dachte gleichzeitig daran, dass dies nicht verwunderlich war. Seit sie denken konnte, wollte man sie im Schloss festhalten. Es gab fast nie die Möglichkeit eines Ausflugs oder die Freizeit für sie, einfach mal einen Tag an der frischen Luft zu verbringen.
Sich von dem Gedanken ablenkend warf Zelda einen Blick auf die Uhr... schon zwölf... Sie holte ihre kleine Spieluhr aus der Tasche und drehte sie auf. Bekannte, angenehme Töne schallten in der Höhle umher. „Ich bin früher immer bei dieser Melodie eingeschlafen.“ Link lächelte sie nur an. Oh Mann, dieses hübsche Gesicht brächte ihn noch ins Grab. Dann krabbelten sie in ihre Schlafsäcke und versuchten den Wind, der lautstark wehte zu ignorieren.
Während Link schon lange schlief, zappelte Zelda immer noch herum. Sie blickte in Links Gesicht und dachte nach. Immer noch war er ihr gegenüber so verständnisvoll wie an jenem Tag, an welchem er sie fand. Immer noch verlangte er keine weiteren Antworten. Wie konnte er nach allem sich ihr gegenüber so verhalten? Sein Charakter, seine Aura, selbst seine Augen, nichts hatte sich seit der Vergangenheit sehr verändert und sie liebte sein Erscheinungsbild, genauso wie es jetzt war.
„Kannst du nicht schlafen, Zelda?“
„Es ist nur ein wenig unbequem und... Ja, ich gebe zu, dass ich mich nach einem Bett sehne. Wie schaffst du es nur, hier, in der Wildnis, auf diesen Steinen Schlaf zu finden?“
„Ich mache einfach die Augen zu und stelle mir vor, in meinem Bett zu liegen.“
„Ich wünschte, ich hätte ein Kissen mitgenommen.“ Link richtete sich auf und grinste leicht.
„Ich kann dir gerne als Wärmekissen dienen...“
„Du bist einfach nur unverschämt, du...“ Sie boxte ihn an seinen Arm.
„Aua, das tut doch weh...“
„Als ob ich dir damit weh tun könnte...“
„Das kannst du, du weißt es nur nicht.“
„Soso, der Held Hyrules ist wohl empfindlich in meiner Gegenwart.“
„Jep. Um ehrlich zu sein, bist du die einzige Person auf der Welt, bei der ich Schwäche zeigen würde...“ Sie grinsten sich an.
„Du kleiner Spinner...“, murmelte sie.
„Aber immerhin, habe ich dich damit aufgeheitert, nicht wahr?“
„Mmh... denke schon.“ Zelda rutschte ein wenig mehr in seine Richtung. Sie schlossen beide die Augen und versuchten Schlaf zu finden. Von weitem drang das Rauschen des Windes. Ansonsten herrschte Stille.
Nach einigen Minuten, meinte Link: „Ist es immer noch unbequem?“
Sie antwortete nicht. War sie schon eingeschlafen? Link drehte sich zu ihr und beugte sich leicht über sie, damit er sehen konnte, ob sie ihre Augen geschossen hielt. Ja, das war der Fall. Zelda hatte ihre Augen fest geschossen und atmete tief ein. Er blickte sie weiterhin an und wurde allmählich nervös. Himmel... dachte er, warum immer ich... Er drehte sich wieder um und versuchte ebenfalls zu schlafen. Ein Schäfchen, zwei Schäfchen, drei Schäfchen... es brachte nichts. Er fand einfach keinen Schlaf.
„Link“, sagte Zelda dann.
„Du Schauspielerin.“
„Es ist immer noch unbequem. Ich finde so einfach keinen Schlaf...“ Sie stand auf. Zugleich schüttelte sie die Kälte der Nacht. Sie kramte nach einer Jacke, aber es brachte nichts.
„Du solltest wieder in deinen Schlafsack krabbeln. Du holst dir noch den Tod“, meinte Link.
Zelda blickte hinaus auf die ausgetrocknete Landschaft. „Lass uns weitergehen. Besser wir vertrödeln keine Zeit“, sagte sie.
„Was? Jetzt?“
„Ja! Jetzt!“ Zeldas plötzliche Sinneswandel kosteten Nerven, aber Link tat, was seine Prinzessin verlangte. Der junge Held stand auf und sie packten alles zusammen.
„Verdammt, Zelda. Ich finde, du hättest mich ruhig schlafen lassen können. Ich bin total müde... gähn...“
„Von mir aus, bitte, dann geh’ doch zurück in die Höhle. Ich laufe jedenfalls weiter“, sagte sie verdrießlich und hatte wohl mal wieder schlechte Laune. Link schüttelte mit dem Kopf und lief nur hinter ihr her.
Sie waren keine dreißig Meter von dem kleinen See entfernt, als plötzlich die Erde zu beben anfing. Sie wurden dazu gezwungen, sich auf die ausgetrocknete Erde zu legen. Entsetzt sahen sie zu, wie die Felsen in dem See buchstäblich auseinander fielen und alles unter sich begruben. „Hast du das etwa gespürt, Zelda?“ Mit kühler und gefasster Stimme entgegnete sie: „Nein... diesmal hatten wir wahrlich Glück.“
Sie waren die ganze Nacht unterwegs und machten erst wieder Rast, als sie die Einöde des toten Landes hinter sich hatten. Während des Weges gab es immer wieder überraschende Erdstöße, worauf sie gezwungen wurden, langsamer zu gehen, oder einfach nur abwarteten. An den Hängen des Gerudo- Canyon gönnten sie sich endlich wieder eine längere Pause, bevor sie weiterzogen. Sie entdeckten eine kleine alte Holzhütte und ruhten sich darin aus.
„Ich mag dieses tote Land nicht, Zelda“, murmelte Link, der schon lila Augenringel hatte. Sie sagte nichts dazu und begann einfach herzlich zu lachen, obwohl Link den Sinn der Aktion nicht verstand. Sie lachte immer noch und allmählich fand Link das nicht mehr lustig.
Er gähnte und funkelte sie mit trotzigen Augen an: „Haha... Ich lache gleich mit... gähn.“
„Sorry, aber du siehst so müde aus, dass ich lachen musste.“
„Ich bin eben auch müde und wenn du entschuldigst... ich schlafe jetzt. Gute Nacht oder besser: Guten Morgen.“ Er machte seine Augen zu, aber döste nur. Er drehte sich um, sodass Zelda nicht erkennen konnte, ob er wirklich schlief.
Sie drehte erneut ihre Spieluhr auf, doch diesmal sang sie zu den Tönen. Sie sang in einer Sprache, die Link nicht verstand. Dennoch tat es gut, dieses Lied zu hören. Bisher hatte er nicht gewusst, dass Zelda so singen konnte. Zugegeben, er verstand die Sprache nicht, aber es klang einfach nur schön und traurig. Es ging ihm sehr nah, dieses Lied...
„Link? Du wolltest wissen, ob wir damals...“ Er öffnete seine Augen, aber blieb ihr den Rücken zugewandt liegen. „Ob wir nur Freunde waren?“ Er schaffte es nicht, sich umzudrehen. „Waren wir denn jemals... nur Freunde? Wir waren immer... mehr als das, aber... es sollte wohl einfach nie sein. Wir durften uns nicht ineinander fallen lassen... ineinander verlieben. Das wird für uns niemals Realität sein.“
Sie zog die Spieluhr erneut auf und flüsterte leise. Man erkannte an ihrer Stimme, dass es weh tat, ihm dies zu sagen, aber alles in allem war es die unerschütterliche Wahrheit und niemals würde es anders sein. „Ich hatte meine Pflichten und... du deine. Unsere Wege haben sich nach den Abenteuern stets getrennt und unser Schicksal war es nie... miteinander glücklich zu werden... “ Ihr Flüstern endete und sie verschwand mit einem leisen Schluchzen aus der Holzhütte. Link setzte sich aufrecht und fühlte sich, als hätte man ihm das Herz ausgerissen. Zugegeben, er war kein Schwächling, aber Zeldas Worte schmerzten in seiner Seele.
„Zelda...“, murmelte er und verstand nun die Grausamkeit ihres Schicksals, die er nie verstehen wollte. Sie würden sich begegnen, irgendwann, da das Schicksal es so wollte. Sie würden gemeinsam kämpfen. Aber ihre Wege würden sich danach wieder trennen. Und nur die Erinnerung gab noch etwas von den Gefühlen preis, die doch Gefühle der Zuneigung, der Sehnsucht, der Liebe waren...