Memories of Survival

Autor: El


Chapter I
The Past and the present

 
"Nikl, wo bleibst du?" Prinzessin Aldez trat wütend von Fuß zu Fuß und wartete auf ihren grünbemützten Freund, der gerade in einer dunklen Höhle verschwunden war, um eine Überraschung zu suchen, wie er sagte. "Wo bleibst du denn?" "Bin ja schon da..." Aus dem engen Loch tauchte der verschwitzte Kopf des jungen Samurais in grüner Kleidung auf und grinste Aldez verschmitzt entgegen.
 
"Hier, für dich!" Mit diesen Worten holte er einen Strauß Blumen hervor, die leicht rötlich fluoreszierten und einen leichten Minzgeruch verbreiteten. "Das... das sind doch nicht etwa..." Prinzessin Aldez errötete. "Doch, Ondogod-Nelken!" "Aber... ich denke, die sind ausgestorben?" "Naja, ich hab halt so meine Beziehungen... Genauer gesagt, Ivna hat's mir erzählt!" Nikl zwinkerte Aldez fröhlich zu und lachte herzhaft. Hinter ihm flog ein kleiner Lichtball mit seidenzarten Flügeln aus der Höhle.
 
"Ich hab dir doch gesagt, dass du eine Fackel brauchst!" Schimpfte die Fee Nikl aus. "Wenn ich dir nicht nachgeflogen wäre, hättest du dich glatt noch verlaufen! Also, ich kann dir sagen, das nächste Mal, wenn du in so eine Möchtegern-Gruft reinkletterst, sag mir gefälligst Bescheid, oder..." "Ist ja gut, Ivna!" Lachend kletterte Nikl aus dem Höhleneingang. "Ich weiß, ohne dich bin ich aufgeschmissen und es ist eine unverschämte Beleidigung, dass ich dich nicht gefunden habe, als du mal wieder im Feenreich unterwegs warst..." Er zwinkerte Ivna zu, die grummelnd zurück zum Schloss flog und sah lächelnd Prinzessin Aldez an.
 
"Nun ist es genau zwei Jahre her, seit wir zusammen Dononfarg besiegt haben..." "Stimmt... wirklich schon zwei Jahre... Mir kommt es vor, als würde ich dich schon mein Leben lang kennen!" "Geht mir bei dir genauso... Aldez, was ich dir sagen wollte..." "Ja...?" "Aldez, ich... ich... hm... pass auf: das, was ich alles getan habe, hätte ich vielleicht nicht getan, wenn ich für dich nicht das empfinden würde, was ich für alle anderen nicht empfinde, also eben doch, aber ja eben nur bei dir, also eben dann doch nicht so ganz, also ich meine, ich hätte es schon getan, aber nur, wenn ich bei den anderen dasselbe, wie, nein, warte, ich meine..." Aldez fuhr ihm kichernd über den Mund.
 
"Warum tun sich Jungs bei Liebeserklärungen nur immer so schwer?" Nikl wurde rot. Aldez kicherte wieder. "Siehst du, Volltreffer!" Nikl sah betreten zu Boden. "Du musst nicht rot werden, Nikl. Ich liebe dich auch." Erstaunt sah er auf und sah in Aldez lächelndes Gesicht. Dies war ein Moment, in dem die Vögel aufhörten zu singen, der Bach den Atem anhält und die Luft lebendig zu werden scheint... ihre Gesichter kamen sich näher... Nikl konnte sein Spiegelbild in den Augen Aldez sehen...
 
"Naaaa, was für eine romantische Szene haben wir denn hier?" Erschrocken fuhren beide um. "Nein!", keuchte Aldez. "Doch, liebe Prinzessin, ich bin es wieder. Ich dachte, du wüsstest, dass man einen Dononfarg nicht so leicht unterkriegt!" "Aber... wie bist du entkommen?" "Ha! Ein Siegel aus Licht! Was soll das? Schwarze Magie wird der weißen immer überlegen sein!" "NIEMALS!" "Dann muss ich dir das wohl beweisen... VADE RETRO TERRA, HOMUNKULUS SATANAS DEMONICUS!"
 
Auf einmal fing die Erde an zu beben. "Er... er beschwört seine Monster!" Leider hatte Aldez recht. Die Monster, die Nikl Jahre zuvor in den dreizehn Tempel in Yluher besiegt hatte, erwachten zu neuem Leben und griffen an. Prinzessin Aldez nahm ihre Flöte an die Lippen und blies hinein. "Wir kommen, Prinzessin!" Die Wachen der Schlossgarde ritten herbei und bekämpften die Monster auf Leben und Tod. Auch Nikl hatte inzwischen sein Schwert gezogen und schlug die Energiebälle von Aldez weg, die Dononfarg unablässig auf sie schleuderte.
 
Währenddessen versuchte Aldez verzweifelt, Kontakt zu den anderen Weisen Uarur, Alisa, Raunida, Urto, Pami und Obonura herzustellen. Es war ein harter Kampf und viele der Soldaten ließen ihr Leben, aber das Gute schien zu siegen. Als dann die vereinigten Weisen auch noch ein Gebet anstimmten und die Monster zurück in die Hölle verbannten, war nur Dononfarg übrig. Wie ein gehetztes Reh sah er sich panisch um. Er wusste, dass er nur eine Chance hatte, nämlich Nikl umzubringen, was aber aufgrund seiner Schnelligkeit und Stärke unmöglich war. Dononfarg fiel auf die Knie. "Bitte, verschont mich und ich will euer ergebener Diener sein... Ich habe Unrecht getan und ich büße dafür. Bitte, bitte vergebt mir!"
 
Ein sirrendes Geräusch zerteilte die Luft. Nikl wurde weiß im Gesicht und sank langsam auf die Knie. "NIKL!" Aldez schrie auf und rannte zu ihrem Freund hin. Schwer atmend lag er auf dem Boden. Aus seiner Stirn ragte die Spitze eines Pfeiles. Eines Ikorik - Pfeiles. "Was hat das zu bedeuten?" Dononfargs Gesicht überzog ein hämisches Grinsen. "Habt ihr wirklich gedacht, ich sei so töricht, mich ohne Rückenschutz zu euch zu wagen? Dreht euch einmal um..." Aldez tat es und ihr gefror das Blut in den Adern. Auf einem Hügel stand Odmi, der Anführer der Ikorik. Er hielt die Bogensehne, aus der er den Pfeil abgeschossen hatte, noch in der Hand. "Prinzessin Aldez, ich muss ihnen mitteilen, dass das Volk der Waldkobolde und Feen, die Ikorik, von nun an auf der schwarzen Seite stehen. Wir haben in einer Sitzung den Vorschlag Dononfargs einstimmig angenommen und kämpfen von nun an gegen das diktatorische System Yluhers! Hiermit teile ich euch die komplette Loslösung der Ikorik von dem Yluherischen Königshaus mit und erkläre diesem hiermit den Krieg!"
 
Auf einmal waren die Hügel der Yluher-Steppe übersät mit Ikorik - Langbogenschützen und Teenagern mit Steinschleudergeschossen, die einen Säureinhalt hatten. Die Soldaten kämpften verzweifelt gegen die hoffnungslose Übermacht der Ikorik an, während die Weisen versuchten, Nikl zu beschützen. Sie wussten genauso wie Dononfarg, dass sein Leben das einzige war, dass Dononfarg davon abhielt, seine dunkle Magie zur Eroberung Yluhers einzusetzen. Sollte Nikl sterben, würde das Land in Verwüstung versinken.
 
Auf einmal sirrte ein Pfeil herab und traf die ehemalige Ikorik, die grünhaarige Alisa in den Hals. Sie sank röchelnd zu Boden. Odmi stand einige Meter entfernt und sah kalt auf das verblutende Mädchen herab. "Du weißt, dass ich dich immer geliebt habe, Alisa. Du weißt es. Aber du hast mich immer eiskalt abserviert, nur um diesem... Möchtegern - Helden Nikl nachzuglotzen! Heute... ja, heute ist der Tag, an dem du bereust... Bitter bereust!"
 
"Odmi... Odmi, das ist nicht wahr!" Der Anführer der Kobolde trat vor und ohrfeigte das am Boden liegende Mädchen. "Du weißt, dass es wahr ist! Ich weiß, dass es wahr ist und alle Ikorik wissen es auch! Heute ist der Tag der Abrechnung da! HYAIKORIKAAAA!" Der Schlachtruf der Ikorik hallte von den Hügeln wieder und das Inferno brach los. Aus allen Seiten strömten schreiende Kobolde mit Pfeil und Bogen zusammen, kleine Lichtbälle aus dem Volke Ivnas bombardierten die Soldaten mit Kugeln aus siedendem Pech und nach und nach verließen die Weisen Yluhers die Kräfte. Aldez kniete bei Nikl nieder. "Bitte... bitte, du darfst nicht sterben... du weißt, wenn du mich verlässt, ist Yluher verloren... du darfst nicht sterben, bitte..."
 
Dononfarg lachte auf. "Ich glaube nicht, dass dein Freund mit einem vergifteten Pfeil im Hirn so viele Chancen hat!" Aldez hob ihren Kopf und sah Dononfarg herausfordernd an. "Es geht hier nicht um irgendwelche Chancen. Es geht um sein Leben." Dononfarg lachte spöttisch, schüttelte den Kopf und wand sich um, um dem Kampf zuzusehen. Aldez kniete sich wieder mit Tränen in den Augen zu Nikl herunter, der spürbar schwächer in ihren Armen lag. Er hob leicht seinen Kopf. "Aldez... falls... ich... dies hier... nicht... überleben sollte... dann... möchte ich.... ich... dir nur noch einmal... sagen.... dass... ich... dich.... liebe...." Dann sank er zurück. "Nikl!" Prinzessin Aldez versuchte verzweifelt einen Lebenszauber. Erschöpft öffnete Nikl noch einmal die Augen. "Es... hat nicht sein... sollen... Leb wohl, Aldez...." Im Hintergrund gingen die Wolken um die Spitze des Berges der steinfressenden Rononeg in Flammen auf. Dann erlosch das Licht in Nikls Augen.
 
Weit entfernt in einem anderen Land. In einer anderen Zeit. Als Sohn einer Bauersfrau und eines Generals wird ein kleiner Junge geboren. Sie nennen ihn Link.
 

 

 
VIERZEHN JAHRE SPÄTER
 
"Link, also jetzt könntest du langsam mal kommen!" Der kleine Lichtball schwebte ungeduldig über der Holzhütte, aus dessen Fenster gerade ein Kopf herausschaute, der alles andere als ausgeschlafen aussah. "wasssissdennissessdennschonwiedermorgens..." Der Kopf, der einem vierzehnjährigen Hylianer namens Link gehörte, wischte sich mit den zum Kopf gehörigen Händen die Augen und gähnte herzhaft. "Mein Gott, hab ich heut Nacht schlecht geschlafen... Müsste mich mal wieder bei Zelda melden, ob sie auch solche Probleme hat..."
 
Er schaute auf den Dorfmittelpunkt, an dem eine große Sonnenuhr die Uhrzeit anzeigte. "Navi! Es ist gerade mal fünf Uhr!" Die Fee kicherte. "Na und? Früh aufstehen ist gut für die Gesundheit!" "Es sei denn, ich schlafe ein, falle in einen See und werde von einer Seeschlange gefressen..." "Jetzt hör aber auf! Hast du schon das Gorono-Treffen vergessen?"
 
Mit einem Mal war Link hellwach. "Das Gorono-Treffen ist heute? Warum sagst du das nicht gleich?" Schnell zog er sich an, schnappte sich seinen Rucksack mit der Ausrüstung und rannte vor die Tür seiner Kokiri-Behausung. "Worauf wartest du, Navi? Bist du müde oder was? Also, immer muss man auf dich warten..." Er ignorierte, dass die Fee sich vor Lachen in der Luft überschlug. Geschickt sprang er von der Plattform seines Baumhauses, rollte sich ab und guckte Navi grinsend an. "Jetzt aber los, sonst fangen die noch glatt ohne uns an! Äh, Navi, sag doch nochmal kurz... Wo war das denn nochmal gerade?"
 
Die Fee seufzte. "Auf dem Todesberg, in Darunias Raum. Für fünf Tage wird eine magische Verbindung zwischen dem Todesberg und dem Pic Hibernia hergestellt. Die Goronen treffen sich, beraten über Politik und..." "Mann, ist das langweilig... gibt's da keine Action?" Navi kicherte. "Tja, der Höhepunkt findet heute nachmittag um fünf statt. Alle Goronen warpen auf den Pic Hibernia und nehmen an dem alljährlichen Goronenrennen teil. Die besten Hyrules gegen die besten Terminas!" "Wahnsinn! Worauf wartest du denn dann noch? Los!" Blitzschnell schnappte Link sich seine Okarina und spielte den hämmernden Bolero des Feuers, das ihm Prinzessin Zelda in der Vergangenheit... Naja, eigentlich in der Zukunft beigebracht hatte. Ein roter Strudel nahm ihn auf und teleportierte ihn in den Todeskrater.
 
Darunia erwartete ihn bereits. Alle Goronen erinnerten sich noch gut an die Problematik mit der Dodongo-Höhle und wie souverän Link sie gelöst hatte. Nach einem gemeinsamen Mittagessen (Felsenfilet) warteten sie auf die Ankunft der Termina-Goronen. Laut einigen Gerüchten sollte sogar Darmani mit dabei sein - zwei unbekannte Hexen aus dem Dämmerwald, die Koume und Kotake Konkurrenz machten, sollten ihn angeblich wiederbelebt haben...
 
Alle Goronen, die über Hyrule verstreut leben, waren angekommen, die Ankömmlinge mussten teilweise sogar in den oberen Etagen Platz nehmen. Sogar Prinzessin Zelda kam mit Gefolge an, so dass Link und sie sich nur kurz zulächeln konnten, bevor sie in der Menge verschwand. Um Punkt drei Uhr glimmte ein kleiner, weißer Punkt auf dem Boden der untersten Etage Goronias auf. Der Punkt erweiterte sich und füllte bald eine kreisförmige Fläche von etwa 5 m² aus. Nach und nach materialisierte sich der Umriss eines Goronen. Schweigend und mit gesenktem Blick ging er an den Rand der abgesperrten Arena.
 
Nacheinander kamen alle Goronen Terminas durch die weiße Scheibe gewarpt. Leider hatte ein starker Winter das Volk der Goronen sehr dezimiert, so dass es nicht so viele waren, wie Link das frohe Volk in Erinnerung hatte. Als etwa fünfzehn Goronen angekommen waren, trat einer, ein recht großer, vor und rief aus: "Ich künde an: Gorokid, der Sohn des Dorfältesten!" Bei seinen Worten glühte die Scheibe rötlich auf und der winzige Umriss des kleinen Goronen bildete sich ab. Der Kleine watschelte aus der Scheibe und winkte Link fröhlich zu. Link zwinkerte zurück, während auf Ankündigung auch der Dorfälteste ankam und Link zulächelte (soweit das mit seinen Falten ging, natürlich).
 
Der große Ausrufer ging an seinen Platz zurück, ohne Darmani auszurufen. Ein Ausruf der Enttäuschung ging durch die Reihen der Hyrule-Goronen. Der Dorfälteste trat vor und räusperte sich laut. Sofort verstummten alle Goronen. "Ich sage es klar und ohne Umschweife: Die Gerüchte, die in Hyrule kursieren, sind wahr. Darmani lebt!" Alle Goronen, die auf den verschiedenen Etagen saßen, brachen in hellen Jubel aus. Der Älteste winkte mit einer Hand ab und alle verstummten abermals. "Weiterhin wird er nicht in der Lage sein, die Teleportation nach Hyrule zu überstehen, da seine Magiereserven stark reduziert sind. Er hat sich jedoch so weit erholt, dass er an dem Rennen heute nachmittag teilnehmen wird!" Bei diesen Worten hallten die Räume Goronias vor Jubel wider.
 
Die Reihen der Hylianischen Sportler allerdings, die bereits die goldroten Trikots angezogen hatten, fingen an zu zittern. "Ich bitte weiterhin alle Goronen, die an dem Rennen teilnehmen wollen, sich bei Darunia oder mir einzuschreiben, soweit das noch nicht geschehen ist." Nach dieser Ankündigung wand er sich lächelnd nach Darunia um und begrüßte seinen alten Freund. Auch die Termina-Goronen begrüßten Bekannte aus Hyrule. Ein weiteres Festessen fand statt, Link hatte allerdings keinen Hunger. Er beschloss, etwas auf dem Todesberg herumzustreifen.
 
Als er vor die Tür Goronias trat, musste er zuerst die Augen schließen, weil das Sonnenlicht so hell war. Als er sich einigermaßen daran gewöhnt hatte, ging er in Richtung Krater, um seine alte Freundin, die Todesbergfee, zu besuchen. "Die hab ich jetzt auch schon fast drei Jahre nicht mehr gesehen...", überlegte Link laut. "Wie die Zeit vergeht, seit ich Zelda kenne..." Ein raschelndes Geräusch ließ ihn herumfahren.
 
Hinter einem Stein bewegte sich etwas. Vorsichtig ging Link um den Stein herum und sah, wie eine goldene Skulltula gerade eine Nachtkrähe, die sich in ihrem Netz verfangen hatte, auffressen wollte. Ein verschmitztes Lächeln ging über Links Gesicht. "Jetzt bist du dran..." Mit leisen, geübten Bewegungen entnahm er seine Schleuder seiner Wamstasche und legte einen Deku-Kern ein. Blitzschnell schoss er der Spinne genau auf den Rückenpanzer, lud nach und schoss wieder. Link hatte in den Jahren seine Fähigkeiten perfektioniert, so dass die Skulltula keine Chance hatte.
 
Mit lächelndem Gesicht band er die Nachtkrähe los, die ihn dankbar ansah und dann mit kräftigen Flügelschlägen in Richtung Kakariko davonflog. "Nun, dann wollen wir doch mal sehen..." Nach einiger Suche fand er, was er gesucht hatte: ein goldenes Skulltula-Symbol hing in den oberen Fäden des Netzes. Mit einem geschickten Wurf des Bumerangs holte er es sich. "Na also, das macht... Moment... Hey, bald hab ich alle." Er legte das goldene Symbol zu den anderen in seiner Seitentasche. Hier lagen schon 7 Symbole, neunzig weitere waren in der Privatschatulle Zeldas eingelagert.
 
Wenn er noch die anderen beiden fände, könnte er endlich den Spinnenkönig entfluchen. Zufrieden band er die Tasche zu und wollte die Rankenwand heraufklettern, als er ein Geräusch hörte. Er wirbelte um und stand Prinzessin Zelda gegenüber. "Ich musste dich sprechen, Link..." "Hallo, Zelda, lang nicht gesehen! Was ist denn?" Zelda seufzte und ließ sich auf einem Stein nieder. "Ich hatte heute nacht Alpträume. Du weißt, was das bedeutet?" Link nickte düster und berichtete seinerseits von seinen Schlafproblemen. "Das bedeutet... das bedeutet, das Hyrule wieder in Gefahr ist... ich hatte eine Vision gestern abend." Link sah erstaunt auf.
 
"Ja, guck nicht so! Ich habe gesehen... Ganondorff hatte gräßliche Monster beschworen... die Soldaten lagen blutend am Boden... die Kokiri hatten sich gegen uns verschworen... und das schlimmste war... du... du..." Zelda brach schluchzend ab. Link streichelte ihr tröstend über den Kopf. "Keine Angst, soweit wird es nicht kommen. Oder hast du schon mal erlebt, dass ich mich einfach so umbringen lasse?" Gegen ihren Willen musste Zelda schmunzeln.
 
"Du änderst dich auch nie..." Link lächelte Zelda an. "Wäre auch gar nicht so toll, find ich..." Zelda grinste. "Ich glaube, wir sollten uns etwas beeilen, sonst verpassen wir noch das Rennen. Das willst du doch sehen, oder?" Sie kicherte. "Ach, eins noch... das hier habe ich gefunden, ich glaube, die sammelst du." Sie griff in ihre Kleidschürze und übergab dem verblüfften Link das Symbol einer goldenen Skulltula. "Hey, dann hab ich ja schon 99... eins fehlt noch, dann ist der Fluch gebrochen!" Er lächelte schüchtern. "Danke." "Ach, ich hätte eins noch fast vergessen... das hier war noch dabei." Und damit drückte sie dem völlig perplexen Link einen Kuss auf die Backe. "Ich... du... also... mir... mir schwinden die Sinne!" Damit kippte er nach hinten um. Als aber Zelda flötete, dass das Rennen bald begänne, war er wieder recht schnell auf den Beinen. Als sie zurück nach Goronia gingen, legte er seinen Arm um sie.
 
Um Punkt fünf Uhr waren alle Goronen auf dem Platz versammelt. Die Teilnehmer waren auf der Startlinie, vier Goronen jeweils aus Hyrule und Termina, darunter auch der inzwischen geborene Sohn von Darunia und natürlich Gorokid, und als Teamleader jeder Mannschaft, Darunia und Darmani. Die Gesänge der Fans aus dem Hyrule- und dem Terminablock hallten an den Felswänden wider.
 
Ein Herold, der aus Termina stammte, rief die verbleibende Zeit aus. "Noch 10 Sekunden... 9... 8... 7... 6... 5... 4... 3... 2... 1... LOS!" Die Goronen rasten gleichzeitig los. Gleich am Anfang zeigte sich die hervorragende Taktik des Termina-Teams. Darmani übernahm die Führung, während die anderen Goronen die Hylianer abzudrängen versuchten. Bei der ersten engen Kurve verlor allerdings einer von ihnen bei einem Rammanöver die Kontrolle und raste gegen eine Wand - das bedeutete die Disqualifikation.
 
Vor allem bei der Baumschikane zeigte sich dann die hohe Wendigkeit des Hyrule-Teams, das nur einen Fahrer verlor, während zwei weitere Terminaner disqualifiziert wurden. Als allerdings die Rampengerade anfing, übernahmen wieder Darmani und Gorokid die Kontrolle und rammten drei Goronen aus Hyrule über die Leitplanke. Gorokid versuchte nun, Darunia abzudrängen, während Darmani weit die Führung übernahm. Siegessicher rollte er den Abhang hinunter und prallte mit voller Wucht gegen den Zielpfeiler. Ein Aufschrei des Entsetzens ging durch die Reihen der Termina-Fans, während die Hylianischen Goronen jubelten. Doch auch Gorokid erwies sich als zäher Gegner. Bei der letzten Kurve schnitt er Darunia so hart, dass er beinahe die Kontrolle verlor, zur Freude der Hyrule-Fans aber die Kurve gerade so schaffte, über einen steilen Hügel raste und zeitgleich mit Gorokid ins Ziel raste.
 
Die nächsten Stunden wurden vor allem von Verwirrung beherrscht. Darmani, Darunia und der Dorfälteste berieten stundenlang, wie man diesen Ausgang werten könnte. Nach der Beratung riefen sie alle Goronen in die Halle der Termina-Goronen und verkündeten, dass der gemeinsame Sieg von Darunia und Gorokid ein Zeichen für die Verwandtschaft ihrer Völker ist und an diesem Tag die Bande der beiden Goronenstämme gefestigt würden. Der Jubel drang bis zur Bergschmiede vor, in der der eiserne Schmied kurz innehielt und lauschte. Dann zuckte er mit den Schultern und setzte seine unendliche Arbeit fort.
 

 
EINE WOCHE SPÄTER
 
"Link! Wach auf! Salia will dich sprechen! Jetzt wach doch endlich mal auf, du Schlaftüte!" Navi flog wütend um Links Kopf herum, während sie ihm ins Ohr schrie. Grummelnd setzte Link sich auf und blickte sie mit verschlafenen Augen an. "wasssissdennissessdennschonwiedermorgens..." Navi seufzte. "Das hast du letzte Woche auch schon gefragt. Ja, es ist schon wieder morgens, es ist genauer gesagt zehn Uhr vormittag und Salia will dich sprechen! Also wach endlich auf!" "Salia?" "Ja, himmidonnerwetterdüwelsiebensakramenteundnocheinmal! Wie oft denn noch?" Link zog sich grübelnd an und lief in Richtung der verlorenen Wälder.
 
Bereits im Dorf merkte er, dass etwas nicht stimmte. Die Kokiri sahen bedrückt aus, sahen in eine andere Richtung, wenn sie ihn sahen und schienen etwas zu bereden, dass er nicht hören sollte. Als er in die verlorenen Wälder eintrat, schweiften seine Gedanken ab in vergangene Zeiten. Er dachte darüber nach, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn er nicht Salias Okarina angenommen hätte, als er Kokiri erstmals verließ... Seine Gedanken schweiften noch weiter zurück, in die Zeit, wo er selbst einmal in das hübsche, grünhaarige Mädchen verliebt gewesen war... Er war es eigentlich noch an diesem Tag... Dann war da aber auch Zelda...
 
Seufzend schüttelte er den Kopf, als er daran dachte, dass Salia sieben Jahre auf ihn hatte warten müssen. Zwar in einer anderen Zeit, aber der Schmerz war trotzdem da... Außerdem war Salia die Weise des Waldes und damit über die Zeit erhaben... Er sah durch die Baumwipfel in die aufgehende Sonne und hielt kurz im Gehen inne. Er fragte sich manchmal schon, was Liebe war, dass selbst die Weisen Hyrules darunter leiden und doch gedeihen konnten... Schweigend und in Gedanken versunken ging er weiter und dachte über die sieben Jahre nach, die er weg war und doch nicht weg war.
 
Er schreckte erst aus seinen Gedanken auf, als er direkt vor der heiligen Lichtung stand. Salia saß wie so oft auf ihrem Baumstumpf. Früher einmal war dieser Baum eine mächtige Eiche gewesen, dessen Äste eine Treppe in den Waldtempel gebildet haben. Aber die Vorfahren der sieben Weisen beschlossen, den Waldtempel zu versiegeln und die Eiche zu fällen. Salia hatte ihm oft diese Legende erzählt, wenn sie zusammen an diesem Platz saßen und Früchte aßen. Link riß sich aus seinem Grübeln und ging auf Salia zu, die mit geschlossenen Augen Okarina spielte. Als sie seine Anwesenheit spürte, sah sie auf und lächelte ihn an. Dann wurde sie schnell wieder ernst. "Link, ich musste mit dir sprechen. Ich habe einen folgenschweren Entschluss gefasst, der auch dich betrifft. Ich werde Kokiri verlassen."
 
Link war entsetzt. "Aber... aber warum denn?" "Nun, ich bin mir sicher, du hast bemerkt, dass die Kokiri eine andere Stimmung als sonst haben. Ich fürchte, Mido steckt dahinter. Link, ich hatte heute nacht eine Vision... Ganondorf war zurückgekehrt und hatte schreckliche, neue Monster beschworen... und ich lag blutend am Boden..." Sie seufzte schwer und versuchte, die Macht der Erinnerungen zurückzudrängen. "Ich fühle, dass etwas Schlechtes vorgeht in Hyrule... etwas sehr Schlechtes... und es wird in Kokiri beginnen." Sie sah Link ernst an. "Heute morgen ist Mido zu mir gekommen. Er hat gemeint, ich sollte jeden Kontakt mit dir abbrechen und dir auf keinen Fall sagen, was im Dorf vorgeht. Link, sie wollen sich mit Ganondorf verbünden! Wir müssen fliehen, beide. Ich glaube, es ist das beste, wenn wir zu Zelda ins Schloss warpen."
 
"Salia, das ist ja... bist du sicher?" "Ja, leider. Meine Visionen waren noch nie falsch. Link! Wir müssen fliehen! Wir beide! Sofort!" "Das würde ich lieber bleiben lassen!" Beide wirbelten herum. Am Eingang der heiligen Lichtung stand Mido und hielt einen gespannten Kokiri-Bogen in der Hand. "Salia, ich habe dir vertraut! Du, du, du... du Waldhexe hast mich hintergangen! Ihr beide kommt jetzt mit!" Link und Salia mussten mit erhobenen Händen in Richtung Kokiri gehen. Dort wurden ihnen von uniformierten Kokiris die Okarinas und alle Waffen abgenommen. Dann wurden sie in getrennte Zellen gebracht. Salia warf Link noch einen letzen verzweifelten Blick zu, bevor Mido sie in einen Kerker warf. Noch konnten sie nicht wissen, dass sie sich sehr lange Zeit nicht sehen würden.
 
"Verdammt, verdammt, verdammt!" Link trat wieder und wieder gegen die lehmige Wand, die seine kreisförmige Zelle abgrenzte. Nachdem er und Salia getrennt wurden, hatten ihm mehrere schwer bewaffnete Kokiri die Augen verbunden und eine Zeit lang durch die Gegend geführt. Erst in der Zelle wurde ihm die Binde abgenommen. Der Raum hatte kein Fenster und nur eine Tür, die mit schweren Ketten verriegelt war. Einmal am Tag schob ein Arm einen Teller wässriger Suppe und einen Krug mit faulig schmeckendem Wasser durch eine Klappe, die sofort wieder verschlossen wurde. Als Lampe diente ihm eine rußige Fackel, die ihren Brennstoff über eine unterirdische Petroleumverbindung bekam. Die Luft schmeckte nach Ruß und war gerade genug, um nicht zu ersticken.
 
Seufzend setzte Link sich auf die Erde, pfiff eine Melodie vor sich hin und kontrollierte, was die Kokiri-Krieger ihm von seinem Arsenal gelassen hatten. Ein paar Deku-Kerne, ein Dekustab, ein Stück Holz und seine Skulltulas. Seufzend dachte er an die vielen Waffen, für die er so oft sein Leben riskiert hatte und die nun in die Hände des Bösen gefallen waren. Seit drei Wochen war er nun hier schon gefangen, wenn er von seinem Schlafens - Essens - Rhythmus ausgehen konnte. Seufzend setzte er sich hin und pfiff lauter, um die schlechte Gegenwart zu vergessen. Er dachte nach über die Ereignisse in den letzten Wochen. Er wusste, dass er sich, wenn er dieses Abenteuer überlebte, zwischen Salia und Zelda entscheiden werden müsste. Andererseits... Malon war ja eigentlich auch ganz hübsch...
 
Mit einem genervten Stöhnen legte er sich auf sein Bett, das aus einer Kuhle mit etwas weicherem Lehm bestand. Wieso musste das immer so schwierig sein mit der Liebe....? Was war eigentlich überhaupt der Sinn seines Seins? Was war der Sinn des Lebens? Gibt es Liebe überhaupt? Dachte in diesem Augenblick vielleicht irgendjemand an ihn? Salia? Oder Zelda? Und... und was verdammt wackelte da so? Link runzelte die Stirn. In langsamen Abständen bebte die Erde. Es hörte sich an wie näherkommende Schritte... Durch die Wände konnte er laute Schreie hören. Und dann stürzte die Decke ein. Erschrocken sprang Link auf und schloss geblendet die Augen. Genießerisch sog er die erste frische Luft seit Wochen durch seine Nasenlöcher. Langsam öffnete er die Augen, sah in den Himmel - oder er erwartete, ihn zu sehen.
 
Stattdessen blickte er in ein riesiges Gesicht, das aus zwei fröhlichen Knopfaugen und einer überdimensionalen Nase bestand. "Hey, Goht! Was machst du denn hier?" Goht antwortete mit einem Grunzen, das andeutete, dass diese Frage überflüssig war. Link kletterte über seine ausgestreckte Hand auf Gohts linke Schulter. Langsam schritt Goht wieder in Richtung Hyrule. Link konnte von hier oben die ganze Landschaft überblicken. "Wo... wo sind wir?" Goht gab ein trauriges Grunzen von sich. "Du meinst... das hier war einmal Kokiri?" Goht nickte traurig.
 
Fassungslos ließ Link seine Blicke über das "neue" Kokiri schweifen. Die ehemaligen Baumhäuser waren nun nur noch Bunker, der Fluss war ausgetrocknet, die Bäume waren gefällt und der Zugang zu den verlorenen Wäldern verriegelt. Der Boden, der früher aus saftigen Wiesen und bequemen Erdwegen bestand, war nur noch eine gigantische lehmige Fläche. Sie erinnerte an eine künstliche Wüste. An dem Platz, an dem einmal der Deku-Baum wachte, stand nun ein Turm. Ein nachtschwarzer Turm. Nein, eigentlich war der Turm nicht einmal nachtschwarz... dieser Turm hatte keine Farbe. Jede Farbe, was sie auch sein möge, konnte man sehen - dieser Turm war nichts weiter als eine gigantische Festung des Bösen. Er strahlte Dunkelheit aus.
 
Seufzend zog Link die Knie an den Oberkörper und fragte sich, was mit Salia geschehen war. Die Straßen Kokiris waren alle menschenleer. Anscheinend hatte das Erscheinen Gohts eine Massenpanik ausgelöst. Link musste gegen seinen Willen etwas schmunzeln. Er sah seinem gigantischen Freund ins Gesicht und wusste mit einer Sicherheit, die nichts zu zerstören vermochte, dass er immer auf seine Freunde zählen konnte. Was auch geschah. Erst jetzt merkte Link, welche Melodie er die ganze Zeit vor sich hinpfiff. Es war der Gesang des Himmels.
 
Chapter II
Just memory

 
Um Link war alles dunkel. Gräuliche Nebelschwaden zogen vorbei und ein Geheule wie aus einer anderen Welt berührte sein Ohr. Taumelnd rannte Link durch die Dunkelheit, unwissend, wohin er wollte und wie er hierher gekommen war. Ein Gestank wie in einem Reptilienhaus durchzog die unheilgeschwängerte Luft. Auf einmal tauchten zwei blutrote Augen vor Links Gesicht auf. Er taumelte rückwärts, ohne schreien zu können. Die Augen strahlten heller und schwebten hinter Link her, der panisch davon rannte. Er hatte kein Schwert, keine Ausrüstung und keine Ahnung, was er tun konnte. Die Augen kamen immer näher und der Gestank wurde unerträglich. Auf einmal verspürte er einen heftigen Schmerz in seiner rechten Hüfte. Keuchend ging er zu Boden. Die Augen schwebten nun über ihm. Langsam konnte er mehr von dem Ungetüm erkennen, das ihn verfolgte. Ein Reptilienkopf, ein Schwanz einer Schlange, zwei Fledermausflügel wurden sichtbar... Link versuchte, sich aufzurappeln und wegzulaufen, aber es ging nicht. Er war vollständig gelähmt. Langsam kam das Reptil näher und näher... Da erkannte Link das Monster. Es war Volvagia. Keuchend versuchte er sich zu bewegen, aber er konnte nur starren und keuchen. Das Monster öffnete sein Maul und eine gigantische Flammenzunge kam in Zeitlupe aus dem Maul gekrochen... Zentimeter für Zentimeter näherte sie sich Links Gesicht... Ein paar Millimeter vor seinen Augen machte sie halt und formte althylianische Zeichen. Link konnte sie entziffern. "MEMORY". Dann verschlang das Feuer ihn und er konnte endlich schreien.
 
"WAAAAH!" Schweißgebadet setzte Link sich in seinem Bett auf. Keuchend sah er sich um. Er erkannte die vertrauten Gegenstände, das Fenster, die Tür. Er war immer noch im Schloss von Hyrule. Mit bis zum Hals klopfendem Herzen legte er sich wieder hin. Was hatte das zu bedeuten... Memory... Erinnere dich... Er beschloss, am nächsten Tag Prinzessin Zelda davon zu erzählen. Er legte sich wieder hin, es dauerte aber noch lange, bis er wieder in einen traumlosen, ruhigen Schlaf fiel.
 
Am nächsten Tag wachte Link erst gegen Mittag auf, vielleicht wegen der nächtlichen Unterbrechung, vielleicht auch, weil Navi ihn nicht geweckt hatte. Verwundert sah der (ausnahmsweise mal ausgeschlafene) Link sich im Zimmer um und bemerkte, dass sie in einer Zimmerecke lag und döste. Lächelnd setzte Link sich auf und kletterte aus dem Bett. Als er sich anziehen wollte, bemerkte er ein kleines Loch im Fenster. Stutzend ging er zum Fenster und steckte verdutzt einen Finger hindurch. Das Loch war gerade groß genug für seinen kleinen Finger. Er zuckte die Achseln, zog sich an und ging nach unten zum Mittagessen, wo ihn Prinzessin Zelda bereits lächelnd erwartete. Nach dem Essen gab sie ihm mit Handzeichen zu verstehen, dass er sie draußen vor der Tür erwarten sollte. Genießerisch zog er die warme Sommerluft in die Nase. Er warf einen kurzen Kontrollblick in Richtung Todesberg (die Wolken waren schneeweiß), um dann seine Blicke in Richtung Kokiri schweifen zu lassen. Oder zu dem, was davon übrig war. Seine Augenbrauen rückten ein Stück zusammen. Der gesamte Wald hatte eine rötlich - bräunlich - gelbliche Färbung angenommen, der Turm der Nacht wuchs von Tag zu Tag mehr. Seufzend dachte er an den vorherigen Tag. Nachdem Goht ihn vor dem Schloss abgesetzt hatte, wurde er herzlich von der königlichen Familie aufgenommen und der König versprach, im Laufe der nächsten Woche ein paar Reiter auszusenden. Link schüttelte mit finsterer Miene den Kopf. Manchmal hatte er das Gefühl, dass der König ihn nicht ganz ernst nahm. Und dann konnte Zelda auch noch keinen Kontakt mit Salia aufnehmen... Seufzend machte Link ein paar Fechtübungen mit dem Hylia-Schwert, dass der König ihm zur Verfügung gestellt hatte. Es war zwar ein hochwertiges Schwert, die königliche Leibgarde war damit ausgestattet, trotzdem lag es nicht so gut in der Hand wie seine Schmirgelklinge. "Link..." Im Schlosseingang stand Zelda und hielt sich am Torpfosten fest. "Ich muss unbedingt mit dir reden..." Sie setzte sich auf einen Stein und seufzte. "Ich denke mal, du wirst heute nacht auch einen Alptraum gehabt haben..." Link nickte düster. "Außerdem ist meine Schwester krank geworden... Der Arzt hat jede Hoffnung aufgegeben, dass sie es überleben wird." "Aber... was hat sie denn?" "Eine schwere Krankheit aus dem Osten Hyrules. Keiner weiß, wie sie entstanden ist oder wie ihr beizukommen ist. Meine Schwester liegt nur noch im Bett und schwitzt. Früher einmal gab es ein Heilmittel, die Dodongo-Nelken... Aber die sind leider ausgestorben... Der Legende nach wurden sie von schrecklichen Monstern bewacht... Nur die größten Helden konnten sie holen... Um Krankheiten zu heilen, wie... wie..." Zelda brach in Tränen aus. Link klopfte ihr beruhigend auf die Schulter. "Zelda... ganz ruhig... ich glaub, ich hab eine Idee..." "Nein, Link, man kann nichts tun... Ich möchte jetzt wieder rein, meiner Schwester Trost zusprechen..." "Warte bitte noch fünf Minuten, ja?" Zelda, die sich bereits erhoben hatte, setzte sich wieder hin und seufzte tief. Link rief nach Navi. "Wo bleibt die nur? Ist wohl wieder im Feenreich unterwegs... Naja, egal. Kommst du mal kurz, Zelda?" Nach einem Fußmarsch von drei Minuten langten sie an einem Flusslauf an. "Warte hier, Zelda!" Und damit war Link in einem Erdloch verschwunden. Seufzend setzte Zelda sich auf einen umgestürzten Baumstamm und dachte über die Zeit nach, die sie und ihre Schwester Bella miteinander verbracht haben. Wieso erkannte man Sachen, die einem Wichtig waren, eigentlich erst dann, wenn man sie verliert? Vor Zeldas Augen zogen alle glücklichen und traurigen Momente mit Bella vorbei. Sie bereute jeden Streit mit ihr und war froh über jede frohe Minute... In diesem Moment flog ein heller Lichtball über Zeldas Kopf. "Zelda! Link ist doch wohl HOFFENTLICH nicht hier reingegangen, oder?" "Doch, Navi..." Navi schien einige Manöverschwierigkeiten zu haben, fing sich aber wieder und schoss den engen Gang hinab. Nach einiger Zeit wurde Zelda unruhig.
 
"Erinnere dich!" sagte eine Stimme in Links Kopf. "Erinnere dich!"
 
"Link, wo bleibst du?" Prinzessin Zelda trat wütend von Fuß zu Fuß und wartete auf ihren grünbemützten Freund, der gerade in einer dunklen Höhle verschwunden war, um eine Überraschung zu suchen, wie er sagte. "Wo bleibst du denn?" "Bin ja schon da..." Aus dem engen Loch tauchte der verschwitzte Kopf des jungen Samurais in grüner Kleidung auf und grinste Zelda verschmitzt entgegen. "Hier, für dich!" Mit diesen Worten holte er einen Strauß Blumen hervor, die leicht rötlich fluoreszierten und einen leichten Minzgeruch verbreiteten. "Das... das sind doch nicht etwa..." Prinzessin Zelda errötete. "Doch, Dodongo-Nelken!" "Aber... ich denke, die sind ausgestorben?" "Naja, ich hab halt so meine Beziehungen... Genauer gesagt, Navi hat's mir erzählt!"
 
"Erinnere dich! Du musst dich erinnern!"
 
Link zwinkerte Zelda fröhlich zu und lachte herzhaft. Hinter ihm flog ein kleiner Lichtball mit seidenzarten Flügeln aus der Höhle. "Ich hab dir doch gesagt, dass du eine Fackel brauchst!" Schimpfte die Fee Link aus. "Wenn ich dir nicht nachgeflogen wäre, hättest du dich glatt noch verlaufen! Also, ich kann dir sagen, das nächste Mal, wenn du in so eine Möchtegern-Gruft reinkletterst, sag mir gefälligst Bescheid, oder..." "Ist ja gut, Navi!"
 
"Los! Erinnere dich! Lasse es nicht wieder geschehen!"
 
Lachend kletterte Link aus dem Höhleneingang. "Ich weiß, ohne dich bin ich aufgeschmissen und es ist eine unverschämte Beleidigung, dass ich dich nicht gefunden habe, als du mal wieder im Feenreich unterwegs warst..." Er zwinkerte Navi zu, die grummelnd zurück zum Schloss flog und sah lächelnd Prinzessin Zelda an. "Nun ist es genau zwei Jahre her, seit wir zusammen Ganondorf besiegt haben..."
 
"Erinnere dich! Wenn du dich nicht erinnerst, geschieht etwas Schreckliches! Du musst dich erinnern! Du musst! Memory!"
 
"Stimmt... wirklich schon zwei Jahre... Mir kommt es vor, als würde ich dich schon mein Leben lang kennen!" "Geht mir bei dir genauso... Zelda, was ich dir sagen wollte..." "Ja...?" "Zelda, ich... ich... hm... pass auf: das, was ich alles getan habe, hätte ich vielleicht nicht getan, wenn ich für dich nicht das empfinden würde, was ich für alle anderen nicht empfinde, also eben doch, aber ja eben nur bei dir, also eben dann doch nicht so ganz, also ich meine, ich hätte es schon getan, aber nur, wenn ich bei den anderen dasselbe, wie, nein, warte, ich meine..."
 
"Erinnere dich! Memory! MEMORY! Du musst dich erinnern!"
 
Zelda fuhr ihm kichernd über den Mund. "Warum tun sich Jungs bei Liebeserklärungen nur immer so schwer?" Link wurde rot. Zelda kicherte wieder. "Siehst du, Volltreffer!" Link sah betreten zu Boden.
 
"Erinnere dich! Mach schon! Du musst dich erinnern! Schnell!"
 
"Du musst nicht rot werden, Link. Ich liebe dich auch." Erstaunt sah er auf und sah in Zeldas lächelndes Gesicht.
 
"Los! Erinnere dich! Memory! Erinnere dich! Memory! Erinnern! Du musst dich erinnern! Du MUSST!"
 
Dies war ein Moment, in dem die Vögel aufhörten zu singen, der Bach den Atem anhält und die Luft lebendig zu werden scheint...
 
"Loooos! Erinnere dich! Schnell! Erinnere dich! Lasse es nicht wieder geschehen! Erinnere dich jetzt oder nie mehr!"
 
Ihre Gesichter kamen sich näher...
 
"Du musst dich erinnern! Erinnere dich! Memory! Erinnere dich! Memory! Erinnere dich! Memory!"
 
Link konnte sein Spiegelbild in den Augen Zeldas sehen...
 
"Du musst dich erinnern! Jetzt oder nie! Lasse es nicht wieder geschehen! Du musst dich erinnern! Du MUSST! Memory! Erinnere dich! Memory! Du musst dich erinnern! ERINNERE DICH!"
 
"NEIN!", schrie Link auf. "Diesmal nicht!" Er wirbelte herum und stach mit seinem Schwert zu. Ganondorf war völlig überrascht. Fassungslos starrte er auf den Schwertknauf in seiner Brust. Link hatte das Schwert bis zur Heft hineingestoßen. Dann sank Ganondorf langsam von seinem Pferd. "Link!" Zelda trat drei Schritte zurück. Das Gras färbte sich rot, als Ganondorfs Körper auf dem Boden aufschlug. "Link... woher... woher wusstest du..." Link sah ernst zu Boden. "Ich habe mich erinnert. An alles. Alles."
 
"Nein! Gib nicht auf! Es ist noch nicht vorbei! Erinnere dich weiter! Hyrule braucht dich! So wie Yluher dich gebraucht hat! Erinnere dich!"
 
Ein sirrendes Geräusch zerteilte die Luft. Ein Ikorik-Pfeil verließ den Bogen des Anführers Mido. Mit einem scharfen Geräusch schoss er mit tödlicher Geschwindigkeit und Präzision auf Link zu. Er war auf seine Stirn gerichtet. Ein krachendes Geräusch unterbrach die Flugbahn. Die Spitze des Pfeils zerbarst am harten Hylia-Schild des jungen Helden. Mido wurde bleich. "Was... wie... wie hast du das gemacht?" "Ich habe mich nur erinnert, Mido. Nur erinnert. Das ist alles." "Du... du hast Ganondorf getötet... wirklich getötet... Sein Körper ist... nein... NEIN!" Mido fiel auf die Knie. "Dabei... dabei war sein Plan so perfekt... Das heißt... wir haben einen... neuen.... König..." Langsam kamen die hinter den Hügeln versteckten Kokiri-Schützen zum Vorschein. Entsetzt sahen sie den durchlöcherten Körper Ganondorfs am Boden liegen. Mido rappelte sich auf und erhob seine Stimme. "Sehr geehrte Kokiri - Armee! Ich muss euch leider mitteilen, dass unser geliebter Herrscher Ganondorf verstorben ist. Das ändert jedoch nichts an unserem Plan!" Er drehte sich zu Zelda. "Prinzessin Zelda, ich muss ihnen mitteilen, dass das Volk der Waldkobolde und Feen, die Kokiri, von nun an auf der schwarzen Seite stehen. Wir haben in einer Sitzung den Vorschlag Ganondorfs einstimmig angenommen und kämpfen von nun an gegen das diktatorische System Hyrules! Hiermit teile ich euch die komplette Loslösung der Kokiri von dem Hylianischen Königshaus mit und erkläre diesem hiermit den Krieg!" Auf einmal tauchte ein Schatten vor der Sonne auf.
 
"Es... es tut mir leid... Ich habe es nicht geahnt... Du kannst nichts dafür... Es tut mir unendlich leid... Wie konnten sie nur... Link, meine Zeit wird knapp! Ich kann dir nur sagen... Verurteile... den... neuen... Kokiri-König... nicht... Er ist... nicht... das... was... er zu... sein scheint... Ich habe nicht mehr die Kraft, mit dir zu reden... aber... wir... wer..den... uns... wie...der...seh...he...n..."
 
Mit einem leichten Aufprall landete der Schatten im Gras. Es war ein Shiekah. Aber er sah anders aus, als die Shiekah, die Link kannte. Der neue König des Bösen trug eine Robe, die ein genaues Ebenbild der Kleidung Shieks war. Nur war diese Robe nachtschwarz und hatte statt dem Zyklopenauge ein blutendes Herz auf der Brust. "Ich grüße dich, Herr der Zeiten..." Die Stimme des schwarzen Shiekah klang knarrend und unangenehm, wie magisch verzerrt... "Heute ist nicht die Zeit für unseren Kampf... Aber es wird soweit sein! Kokiri - Truppen: Rückzug!" Der schwarze Shiekah warf eine Deku-Nuss auf die Erde und bitterer Rauch stieg daraus empor. Innerhalb von Sekunden waren alle Truppen darin verschwunden. "Link... was war das?" "Ich weiß es nicht... Daran erinnere ich mich nicht..." Zelda guckte streng. "Was redest du da die ganze Zeit von Erinnern? Wie kannst du dich an die Zukunft erinnern?" "Ich weiß es nicht... Es... es war einfach da!" Zelda legte besorgt eine Hand auf Links Stirn. "Nein, Fieber hast du nicht... Wasser in den Beinen auch nicht... Verkalkt kannst du auch noch nicht sein... Also... musst du eine... Vision gehabt haben! Ja, so war es. Das war ne Vision, was sonst!" Link zuckte mit den Schultern. "Ja, kann sein..." Zelda sah Link lächelnd an. "Dass Ganondorf auch immer in den unpassendsten Momenten angreifen muss..." Link prustete los. Zelda konnte auch nicht mehr an sich halten und beide schüttelten sich vor Lachen. Als Link sich wieder etwas beruhigt hatte, setzte er sich auf einen Stein. Zelda setzte sich neben ihn. Abermals sahen sie sich tief in die Augen, aber diesmal war nichts da, das sie stören konnte. Endlich kamen sie zu einem Kuss, auf den sie ewig lange warten mussten. Mehr als ein Menschenleben. Und die Triforce-Fragmente auf ihren Handrücken begannen zu glühen. Doch nicht nur die. "LINK!" Zelda sprang entsetzt auf, als Ganondorfs Körper ein rotes, eigenartiges Glühen ausstrahlte. Aus seiner Brust hob sich ein eckiges, zunächst unförmiges Etwas, das auf merkwürdige Weise zu leben schien. "Das... Zelda, das ist... das ist... das Triforce-Fragment der Stärke!" Link hatte recht. Das rote Dreieck, das sich beständig um seine eigene Achse drehte und beständig pulsierte, flog direkt auf ihn zu und blieb etwa einen Meter vor ihm in der Luft stehen. Als das Triforce Ganondorfs Körper verließ, fing dieser an zu zerfasern und zu zerfließen, bis nichts mehr übrig war. "Du meinst... du meinst, weil ich ihn getötet habe, bin ich dein neuer Besitzer?" Das Triforce-Fragment deutete so etwas wie ein Nicken an und machte unvermittelt einen Satz vorwärts. Link keuchte vor Schmerzen, als die Stärke in seine Brust eindrang. Aber dann war es vorbei. Link kniete am Boden und atmete schwer, aber er fühlte eine Kraft nie dagewesener Dimension in ihm keimen. "Zelda... Zelda!" Zelda sah ihn lächelnd an. "Ja, Link. Du bist nun der Herr von zwei Triforce-Fragmenten."
 
Später im Schloss zurück warf sich Link auf sein Bett und starrte lachend an die Decke. "Was für ein Tag..." Er seufzte tief und drehte sich seitwärts um. Navi lag schon wieder in der Ecke und schnarchte leise. Link schüttelte lächelnd den Kopf und beschloss, sie zu fragen, was sie denn so müde machte. Und was das Loch im Fenster zu bedeuten hatte. Schnell schlief er ein und träumte ausnahmsweise gut.
 
Mitten in der Nacht schreckte Link auf. War da nicht etwas gewesen? Er sah aus dem Fenster und erstarrte. Hinter den Bergen, die Hyrule begrenzten, waren riesige Flammensäulen aufgestiegen. Die Soldaten auf dem Hof starrten in den Himmel und riefen die drei Göttinnen an. Umsonst. Link streifte sich hastig seine Rüstung über und rannte in den Hof. Prinzessin Zelda kam zur gleichen Zeit herausgerannt. "Was ist das, Link?" "Ich habe genauso wenig Ahnung, wie du..." Auf dem Hof angelangt, erfassten sie das wahre Ausmaß der Katastrophe. Rings um Hyrule brannte alles.
 
"Mein Gott... was ist mit den Nachbarländern?" Leider war mit ihnen nicht mehr viel. Reitende Boten, die zu den Übergängen geschickt wurden, berichteten, dass die Feuerwände Hyrule fein säuberlich von den anderen Welten abtrennten. Jenseits dieser Wände war nur noch Wüste. Schluchzend brach Zelda in Links Armen zusammen. "Aber... was ist denn mit... Chizentha, Faleng, Cephiro, Othsam, Poerrun, Hydralia, Oht, Attika, Glacia, Mynania, Atrikia... und dem Mare Serenitas... und Termina..." Beruhigend strich Link ihr über die Haare. "Es wird schon alles in Ordnung sein. Du wirst sehen, morgen wachst du auf und alles war nur ein Traum... ein böser Traum..." Aber er glaubte selbst nicht daran.