Im Bann des Bösen
Teil 2

Autor: Blackdragon1986


Diese Geschichte ist eine alternative Fortsetzung von "Ocarina of Time". Link wurde nicht sieben Jahre in der Zeit zurückgeschickt, aber auch jetzt lauern Gefahren, die man auf den ersten Blick nicht erkennt. Aus allgemeinen Rechtsschutzgründen muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass einige Namen aus R.A. Salvatores Dämonendämmerung und aus Baldur's Gate-SvA übernommen wurden. Trotzdem viel Spaß beim lesen.

Eure - und das ist kein Tippfehler - Blackdragon1986


1. Das Turnier

Seit dem Kampf gegen Ganondorf waren drei Jahre vergangen. Link lebte immer noch in den Kokiri-Wäldern, da es seine vertraute Umgebung war. Kein Kokiri, außer Salia, kannte seine wahre Identität. Für die anderen war er einfach nur ein guter Freund, der eine ihresgleichen gerettet hatte. Wenn Link in Kokiri unterwegs war, konnte er manchmal spüren, dass den anderen Kokiri jemand fehlte. Von seinen "neuen" Freunden wurde er respektvoll "Aniki" genannt. Nur die Weise des Waldes nannte ihn beim Namen, allerdings auch nur dann wenn beide allein waren. Aber Link hatte sich geschworen irgendwann jedem Kokiri die Wahrheit zu sagen.

Link wurde mittlerweile zwanzig Jahre alt und trainierte stets seine Kampftechnik, Ausdauer und Geschicklichkeit in den Kokiri-Wäldern. Link trainierte aus zwei Gründen. Ein Grund war, dass das Böse zurückkehren könnte. Der Grund, der ihm im Moment am wichtigsten war, ist das Tunier, das jedes viertel Jahr auf der Lon-Lon Farm stattfand. Nicht, dass Link schlecht war, ganz im Gegenteil. Das, was ihn wurmte, war ein Hylianer, den er bis jetzt noch nie besiegt hatte. Letztes Mal hätte er es fast geschafft, doch hatte er die Fähigkeiten seines Gegenübers unterschätzt. Link hatte in den letzten drei Jahren seines Trainings ein paar Kilo an Muskelmasse, und dementsprechend an Kraft, zugelegt, doch als er gerade auf dem am Boden liegenden Gegner in Siegesstellung gehen wollte, griff dieser nach Links Fuß und schleuderte das Leichtgewicht, denn für den Hylianer schien er eines zu sein, zu Boden. Nun hatte er sich fest vorgenommen diesen Gegner beim nächsten Turnier endgültig zu schlagen. Und das fand am nächsten Tag statt. Darum ging Link etwas früher schlafen als sonst.

Als Link am nächsten Tag aufwachte, stand Salia mit einem Frühstückstablett vor seinem Bett. "Guten Morgen, Link!", sagte sie, wie immer mit einem Lächeln auf den Lippen, "Hast du gut geschlafen?" Noch etwas verschlafen setzte sich Link auf sein Bett, rieb sich die Augen und gähnte. "Vielen Dank, Salia. Das sieht ja fantastisch aus", sagte er mit einem Blick auf sein Frühstück, "aber willst du nicht auch etwas essen?" Salia lächelte ihn wieder an. "Natürlich, ich kam gerade mit dem zweiten Tablett herein, als du aufgewacht bist! Aber nun komm, setz' dich und ess' erst mal." Salia war eine Kokiri und Link's beste Freundin. Sie war diejenige, die ihm in jeder Situation zur Seite stand, vor allem, als der zehn Jahre alte Link von fast jedem Kokiri belächelt wurde, da er keine Fee besaß. "Nun, wie hast du vor den Kampf zu gewinnen?", fragte Salia erwartungsvoll, als Link gerade mit dem Essen beginnen wollte.

Er schaute sie mit einem etwas merkwürdigen Blick an. Er wusste zwar, dass die Kokiri großes Vertrauen in ihn hegte, aber er hätte nie gedacht, dass sie, selbst nach so vielen Niederlagen, immer noch an einen Sieg glaubte. Und das, so dachte er, hatte er nicht verdient. "Ich werde ihm einfach noch einen Schlag verpassen, wenn er am Boden liegt. Dann kann er mich nicht mehr durch die Luft wirbeln!", antwortete Link nun, so hungrig wie er war, und begann zu essen. Salia machte es ihm gleich. Beide waren in Gedanken versunken.
Plötzlich erhob sich Link vom Stuhl, ließ den Apfel in seiner Hand auf das Tablett fallen und lief in Richtung des Ausganges seines Hauses. "Link, was ist los?", fragte Salia besorgt. Doch er antwortete nicht. Salia sah nur noch, wie er das Haus verließ und die Leiter herunterkletterte. Ein paar Sekunden später sah sie einen grünen Punkt, der sich in Richtung der Verlorenen Wälder bewegte.


"Link! Warte!", rief Navi, die mit Link kaum Schritt halten konnte, "Was ist los mit dir?" Doch Link rannte wortlos weiter. Navi konnte einen Blick in sein Gesicht erhaschen. Sie sah, dass ihm Tränen die Wangen hinunterliefen. "Ich muss... nachdenken", rief Link mit kläglicher Stimme. Aber Navi wusste, dass ihn etwas bedrückte. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Also flog sie so schnell wie sie ihre kleinen Flügel tragen konnten.


Er rannte die Treppe hinauf. Oben angekommen verlangsamten sich seine Schritte. Vor dem Emblem auf dem Boden blieb er stehen und stützte sich auf seine Knie. Schweiß ronn ihm von der Stirn. "Das ist neuer Rekord!", munterte Navi ihn auf. "Danke", lächelte Link und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. "Willst du mir nicht endlich erzählen, was los ist?" - "Ich wollte nicht, dass sie mich so sieht." Mehr sagte er nicht. Er kramte den Enterhaken heraus, zog sich zum Eingang vom Waldtempel, ging durch das Portal und kletterte die Ranken auf der rechten Seite hinauf. Wie oft war er hier schon hergekommen, um nachzudenken und ohne dass ihn irgendjemand hier oben vermutete, da er aufgrund seiner Kleidung regelrecht mir der Umgebung verschmolz. Er setzte sich auf die ebene Fläche des Baumes, ließ seine Beine baumeln, zückte seine Okarina und begann zu spielen. Er spielte nichts bestimmtes, sondern nur, was ihm gerade in den Kopf kam. So konnte Link meist am besten nachdenken. Diese Natürlichkeit, die ihn umgab, faszinierte ihn am meisten.

Nun, der Tempel war von außen nicht als solcher zu erkennen, vielmehr glich er einer Ruine. Überall wuchs Efeu, das den Tempel verdeckte. Vor dem eigentlichen Eingang des Waldtempels standen zwei alte Bäume von denen die Baumkrone ganz fehlte und die entstandene Fläche als Sitzplatz genutzt werden konnte. Wer auch immer einen Fuß in den Tempel setzt, hat mit Sicherheit Schwierigkeiten, sich zurecht zu finden und bekam sicherlich auch einen ganz anderen Eindruck von dem mysteriösen Bauwerk.

Link spielte jetzt schon ungefähr eine halbe Stunde auf seiner Okarina. Er bemerkte nicht, dass Navi in der Luft herumflog und zu seiner Musik tanzte. Die kleine Fee war ihm richtig ans Herz gewachsen. Seitdem sie gemeinsam Ganon besiegt hatten, sind die beiden einfach nicht mehr auseinander zu kriegen, außer... "Link", unterbrach Navi, "ich glaube, du solltest dich langsam auf den Weg machen. Das Tunier fängt bald an." Link nahm das Mundstück von seinen Lippen, nickte und verstaute die Okarina. Er machte einen Rückwärtssalto, hielt sich an einer Ranke fest und kletterte diese hinab.

In Kokiri angekommen, ging er in sein Geheimversteck um seine Ausrüstung zu holen. Dieses Geheimversteck lag unter einem Stein hinter seinem Haus, den er nur mittels Krafthandschuhe zur Seite ziehen konnte. Als er Schwert, Schild, Deku-Nüsse, Feen-Bogen und noch ein paar andere Sachen beisammen hatte, verließ er die Höhle und schob den Stein über den Eingang. "Wieso benutzt du eigentlich nie die Krafthandschuhe, wenn du kämpfst?" Link schaute seine kleine Fee verdutzt an und hörte auf, sein Versteck zu verbergen. "Du weißt doch, dass keinerlei Hilfsmittel erlaubt sind", seufzte Link. "Aber das würde doch niemand merken!" - "Ich fände es schon sehr auffällig, wenn ein Hylianer nach nur drei Monaten Training die Kraft einer ganzen Armee besitzt.

Du weißt doch, wie schwer die Dinge sind, die ich damit heben kann." Er setzte den Stein auf den Eingang zur Höhle. "Außerdem", fügte er hinzu, während er die Handschuhe wechselte," hasse ich Ungerechtigkeit. Der Einsatz der Handschuhe wäre wirklich mehr als nur ungerecht. Navi, du kennst mich gut genug um zu wissen, dass ich das Tunier auf ehrliche Weise gewinnen will." - "Du hast ja Recht", stimmte Navi zu. Sie machte einen etwas betrübten Eindruck, von dem Link nichts mitbekam, da er sich schon umgedreht hatte. Navi dachte nämlich darüber nach, ob sie Link nochmal fragen sollte, warum er plötzlich weggerannt ist. Aber sie beschloss es dabei zu belassen... vorerst.

"Willst du nicht mitkommen?" Navi wurde von Link aus ihren Gedanken geweckt. "Äh,... ja klar!" Verlassen konnten sie Kokiri nur durch die Verlorenen Wälder oder über eine alte Holzbrücke. Als Link auf letzterer gerade das Dorf verlassen wollte, hörte er Schritte hinter sich. Er drehte sich um und sah Salia. "Salia!?" Link war leicht verwirrt, "was...?" - "Ich wollte mitkommen!", unterbrach sie. "Ich dachte, du darfst den Wald nicht verlassen?", er war immer noch verwirrt. "Link!", sagte Salia leicht empört, "Du erinnerst dich doch hoffentlich noch daran, dass ich die Weise des Waldes bin! Als eine der Weisen kann ich den Wald jederzeit verlassen!" Link schlug sich mit der Hand vor den Kopf: "Verzeih, ich war so in mein Training vertieft, dass ich..." - "Ist schon gut", unterbrach ihn Salia lächelnd, "ich weiß, wie viel Euch das Tunier bedeutet, Herr der Zeiten." Sie begann zu lachen. Er stimmte mit ein.

Auf der Hylianischen Steppe angekommen, rief Link mittels Okarina Epona herbei. Er packte Salia unter die Arme, setzte sie aufs Pferd und stieg ebenfalls in den Sattel. Mit langsamen Traben ging es zur Lon-Lon Farm. Der Weg schien zwar lang, jedoch kannte Link eine Abkürzung.
Auf der Farm angekommen, fand Link einige bekannte Gesichter vor. Naboru, Gerudo-Anführerin, Darunia, Anführer der Goronen, Impa, Gründerin Kakarikos, und Shiek, dessen wahre Identität nur einem Hylianer bekannt war. Dieser Hylianer war Link und er schwieg darüber wie ein Grab. "Weißt du, wo sich Zelda aufhält?", Salia tipte Link von hinten an die Schulter. "Ähm, ich glaube, sie ist auf Diplomatiereise", antwortete er und sprang vom Pferd. Anschließend half er Salia auf sicheren Boden und ging auf Shiek zu.

"Was hast du gesagt, wo Zelda ist?", fragte Shiek mit einer hochgezogenen Augenbraue. "Auf Diplomatiereise!", antwortete Link, "Nimmst du an dem Tunier teil?" - "Nein, ich hätte gegen dich kämpfen müssen." - "Und das willst du nicht? Warum?" - "Ich hätte sowieso verloren. Gegen dich hat doch niemand eine Chance." In diesem Augenblick bemerkte Link eine in einen Umhang gehüllte Gestalt. "Außer dieser Hylianer", knurrte er. Shiek legte eine Hand auf seine Schulter: "Du schaffst das schon. Es gab schon andere Hindernisse, die mehrere Anläufe benötigten und die von dir ohne fremde Hilfe gemeistert wurden." -

"Du hast Recht. Aber irgendetwas stimmt mit diesem Kerl nicht. Er ist mir immer einen Schritt voraus, egal was ich tue." - "Das ist mir auch schon aufgefallen. Zuerst dachte ich, er hätte einfach nur Glück aber er geht durch das Tunier wie ein Messer durch heiße Butter. Ich werde ihn im Auge behalten." - "Und...", Link begann zu flüstern, "sag Salia und den anderen Weisen Bescheid. Sie sollen Acht geben und möglichst einen Bogen um ihn machen. Falls wirklich eine neue Gefahr drohen sollte, will ich nicht, dass einer von euch in die Klauen des Gegners fällt." Shiek nickte. "Und", Link wandte sich zu seiner Fee, "du bleibst bei Shiek bis das Tunier bestritten ist. Falls sich eine Aura des Bösen bilden sollte, solltest du ebenfalls in Sicherheit sein." Navi nickte, wenn auch etwas verwirrt. Sie wusste nicht wirklich, was er vorhatte. Link machte sich auf und lief Richtung Tunierplatz, denn das Tunier begann.

Die erste Disziplin war Bogenschießen. Link musste als Erster sein Können unter Beweis stellen, was ihm zweifelsohne gelang. Er traf jede Zielscheibe genau in der Mitte. In der zweiten Runde spaltete Link mit jedem Pfeil seinen der letzten Runde. "Du hast ein sehr geschultes Auge!", sagte eine höhnische Stimme hinter Link, als er sich gerade eine Atempause gönnen wollte. Link schluckte seine Wut hinunter und machte den anderen Bogenschützen Platz ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen. Er kannte die Stimme ganz genau. Es war die des Hylianers.

An der zweiten Disziplin beteiligten sich nur acht der ursprünlichen fünfzig Teilnehmer. Die meisten hatten die Zielscheiben nicht getroffen oder einfach keine Lust mehr. Nun hieß es jeder Gegen jeden. Es war mehr als Schaukampf gedacht, als das jemand absichtlich verletzt werden sollte. Link musste zuerst gegen eine Gerudo kämpfen. Das stellte für ihn kein Problem dar, somit war es nur ein kurzer Kampf. "Wie viele Gerudos hat er eigentlich schon besiegt?", fragte Salia die kleine Fee, die übrigens während des Kampfes keine Ratschläge an Link erteilen durfte. "Er hat jegliche Gerudo in die Knie gezwungen, die ihm feindlich gesonnen war!", antwortete Navi und sah in Salias leicht erstauntes Gesicht. Links Gegenüber genoss gleiches Erstaunen. Eine andere Gerudo hatte gegen ihn keine Chance. Aus den anderen beiden Kämpfen traten ein Shiekah und eine Hylianerin siegreich hervor.

Nun hatte Link gegen den Shiekah zu kämpfen. Auch das stellte sich als weniger problematisch heraus, als vorher angenommen. Link besaß deutlich bessere Reflexe als sein Kontrahent.
Als der Kampf zwischen Hylianer und Hylianerin began, hatte sich Link an das Gatter gelehnt und schaute mit verschränkten Armen zu. Auch wenn er am Kampf äußerlich Desinteresse zeigte, war sein Inneres sehr darauf bedacht, die Bewegungen der Kämpfer zu studieren. Die Hylianerin kämpfte genauso gut wie Link, wenn nicht noch etwas besser und dabei war sie um ein paar Jahre jünger. Sie musste ungefähr achtzehn Jahre alt sein. Die Tricks und Fertigkeiten der jungen Frau und ihres Gegners waren beachtlich. Beide hatten anscheinend einen ausgezeichneten Schwertkämpfer als Lehrmeister gehabt. Vielleicht sogar den Selben.

Link fing nun an, auch äußerlich Interesse zu zeigen. Aus irgendeinem Grund faszinierte ihn die Hylianerin. Nicht wegen ihres äußeren Erscheinungsbildes - auch wenn dieses die meisten Männerblicke auf sich zog - sondern weil sie den Gegner langsam aber stetig an Kraft raubte, selbst aber nie an Stärke, Konzentration und Kondition verlor. "Ist dies wieder nur ein Trick des Hylianers?", dachte Link scharf nach, "Den Gegner im Glauben zu lassen, man selbst würde geschwächt werden, hat sich in den meisten Kriegen oft als brilliante Strategie erwiesen. Und bei mir hatte er es auch des öfteren versucht..." Seine Gedanken blieben nicht unbegründet. Der Hylianer konterte plötzlich mit einer Reihe von Attacken in solcher Schnelle, sodass die Frau nicht reagieren konnte. Sie wurde zu Boden geworfen und blieb liegen. Alle gaben entsetzte Laute von sich, doch wusste jeder, dass sie sich keine schweren Verletzungen zugezogen hatte.

Der Hylianer ließ sich feiern und die Frau am Boden liegen. "So ein Egoist", knurrte Link und lief zu der Hylianerin, als sich der größte Teil der Menge zur Pause verzog. Er half der blonden Frau auf, wenn auch mit großer Mühe. Sie schluchzte, schien kraftlos, wehrte sich aber, sobald sie von Link berührt wurde. "Beruhig dich, beruhig dich!", versuchte Link ihr zuzureden. Er schaffte es, das zappelnde Etwas auf die Füße zu stellen. Das Gesicht der Frau war zum Boden gewandt und ihre Augen krampfhaft geschlossen. Sie weinte immer noch, wenn auch nicht mehr so stark wie vor ein paar Augenblicken. Link fing sie auf, als sie fast wieder zu Boden fiel. Er ließ sie langsam auf die Knie sinken und kniete sich vor sie, seine Hände umfassten ihre Schultern. "Was ist los?", fragte Link mit großer Besorgnis und mit Hoffnung auf eine Antwort. Langsam hob sie ihren Kopf und schaute mit ihren grünen Augen in die Seinen.

"Ist alles in Ordnung mit euch Beiden?", sagte Shiek mit einem leichten Lächeln. Er stand plötzlich neben Link. "Ähm....ja...., ja, alles Bestens!", stotterte Link leicht verlegen vor sich hin, stand auf und half dabei der Hylianerin auf die Füße. Diese schaute Link noch einmal in die Augen, wandte dann aber ihren Blick ab und errötete leicht. "Nicht schon wieder!", dachte sich Link und verdrehte die Augen. In den letzten drei Jahren hatte Navi ihn scherzhaft ‚Frauenheld' genannt, da er öfters in solche, für ihn peinliche Situationen geriet. "Was ist eigentlich passiert?", hakte Shiek nach. "Ich...ich...", begann die Hylianerin, brach aber wieder in Tränen aus. Ihr langes blondes Haar lag ihr kreuz und quer übers Gesicht. Sie sank wieder zu Boden und Link saß abermals neben ihr. Als sich Shiek neben die beiden kniete, hatte Link schon vergeblichst versucht, die junge Frau zu beruhigen. "Lass mich mal.", sagte er und Link machte Platz. Er wischte ihr Haare und Tränen aus dem Gesicht und legte eine Hand auf ihre Schulter und die andere auf ihre Wange. Er schloss die Augen und murmelte ein paar unverständliche Phrasen. Unverständlich, aber wohlklingend. Sogar Link, der nur mit halbem Ohr zuhörte, beruhigte sich.


2. Neue Freunde

"Jill, Jill!" Link vernahm eine besorgte Stimme weit hinter sich. Er drehte sich um und sah einen ungefähr einhundert Meter entfernten Hylianer auf die junge Frau zurennen. Er hielt einen grünlichen Stab in der Rechten und war in einen Kapuzen-Umhang gehüllt. Aber es schien so, als ob Link für ihn Luft wäre. Dieser drehte sich noch mal um, sah den schwer beschäftigten Shiek und machte es sich selbst zur Aufgabe, dass die Beiden nicht gestört werden dürften. Der schwarzhaarige junge Hylianer war ungefähr in Links Alter und genauso schnell und wendig. Link selbst schien für den Fremden immer noch unsichtbar und so lief er direkt in dessen Arme.

Als der Fremdling von ihm aufgehalten wurde, ungefähr sieben Sekunden nach dem sorgenvollen Ruf, registrierte er überhaupt erst, dass neben der blonden Frau auch noch zwei andere Personen existierten. Zuerst sah er Link nur verdutzt an, versuchte aber dann sich aus der festhaltenden Hand zu befreien, ließ sogar den seltsamen Stock fallen, um es mit purer Muskelkraft zu versuchen. "Verdammt, lass mich los! Was wollt ihr von Jill?", wurde Link angebrüllt. Er schüttelte nur den Kopf: "Wir wollen ihr nur helfen und wissen, warum sie so aufgelöst ist!" Der Fremde sah Link erbost an. "Lügner!", rief er und fing erneut an wie wild zu zappeln.

Plötzlich hielt er inne und Link spürte etwas kaltes, scharfes an der linken Seite seiner Kehle. Seine Augen wurden größer, als er bemerkte, mit welcher Waffe ihn der Fremde bedrohte. Doch nur kurz darauf beruhigte er sich. "Respekt! Das hat bis jetzt noch niemand gewagt!", grinste er. Link wusste instinktiv, dass ihn der Fremde nichts antun wird. "Gewagt? Wovon sprichst du?", entgegnete ihm der Fremde verwirrt. Link grinste nur noch mehr: "Betrachte das Schwert genau. Dann wirst du wissen, wovon ich spreche!" Der Fremdling nahm langsam die Klinge von Links Hals. Schon als er den Griff des Schwertes musterte, kam ihm die Waffe eigenartig "magisch" vor.

Urplötzlich riss er die Augen auf und gab Link respektvoll seine Waffe zurück. "Ich hatte mir den ?Herrn der Zeiten' anders vorgestellt!", sagte der Fremde. "Nicht so... "grün" hinter den Ohren?", gab Link scherzhaft hinzu und steckte sein Schwert zurück. "Ein toller Kampfstock!", sagte er als der Fremde den seltsamen Stab aufhob. "Das ist nicht nur ein Stock, sondern auch ein Bogen von exzellenter Qualität", antwortete der Fremdling. "Ein Bogen?", wunderte sich Link, "Wo ist die Sehne?" Der Fremdling grinste. "Die Bogensehne befindet sich hier!", er deutete auf seine linke Gürteltasche.

"Wer bist du?", fragte eine zarte Stimme. Der Fremde sah eine kleine Lichtkugel, die neben Link aufgetaucht war. "Eine Fee?" - "Eine Fee!", stimmte Navi zu. "Nun, wie lautet dein Name?", fragte Navi erneut, da der Fremde anscheinend noch nie eine Fee gesehen hat. Noch von Navi fasziniert, fing der Fremdling an zu sprechen:"Von den Elfen, meinen Lehrmeistern, werde ich Nachtvogel genannt. Aber mein richtiger Name lautet Elbryan." Link schaute verdutzt drein. "Elfen?", fragte er. "Ich scheine genausowenig über Feen zu wissen, wie du über Elfen, Herr der Zeiten." - "Ähm, nenn mich doch einfach Link!", sagte er etwas verlegen.

Elbryans Blick wandelte plötzlich wieder zu der Frau. "Was ist eigentlich geschehen?", fragte er. "Nun", begann Link kopfkratzend, "mir ist nur bekannt, dass sie gegen diesen Hylianer verlor." Elbryan starrte Link an. Erst als er verstand, dass er sich nicht verhört hatte, dass es kein Alptraum war, schnappte Elbryan hörbar nach Luft. "Was? D-d-das darf nicht sein!", stammelte er. "Nun beruhige dich", sagte eine Stimme hinter ihm. Elbryan dreht sich um und sah in das ihm sehr bekannte Gesicht. "Jill", flüsterte er, als ihm plötzlich eine Träne das Gesicht herunterlief. Wortlos schloss er sie in seine Arme und gab ihr einen beruhigenden Kuss auf die Stirn.

Etwas abseits standen Link und Shiek und beobachteten die beiden. "Ich glaube, ich habe eine neue Aufgabe", sagte Link mit einem leicht sarkastischen Unterton. Er wusste genau, dass er das Turnier um jeden Preis gewinnen musste. Nicht, um zu beweisen, dass er der beste war, sondern um den beiden zu helfen. "Ähm, Link?", fragte Malon, die gerade auftauchte. Allerdings war dies so überraschend, dass Shiek und Link beinahe das Herz stehengeblieben wäre. "Der Endkampf beginnt in wenigen Minuten", Malon deutete auf einen verhüllten Mann. Shiek und Link nickten einander zu. Link flüsterte Navi noch etwas zu, die daraufhin mit Shiek verschwand. Link ging Malon nach, die sein Schwert und Schild in einen Schrank einschloss und ihm einen Kampfstock übergab. "Das ist immer das schwerste an diesem Turnier", sagte Link, "Man spielt sich auf das Kämpfen mit Schwert und Schild ein und letztendlich muss man sein Gegenüber mit einem Stock bezwingen."

Als Link auf die Kampffläche trat, begrüßte ihn sein Gegenüber mit einem höhnischen Lächeln. "Bereit zu verlieren?", fragte der Hylianer provozierend. Link hob kurz die linke Augenbraue, um seine Skepsis zu zeigen. "Hm... wir werden sehen!", antwortete der Hylianer auf Links Mine. Ein Gorone rollte sich zusammen, sprang hoch und stampfte auf den Boden: Das Startsignal! Beide Kämpfer begannen sich zu umkreisen, wie zwei jagende Panther, die unvermittelt aufeinander gestoßen waren. Link lief aufrecht, den Kampfstock horizontal in der Linken. Sein Gegner schlenderte siegessicher auf der Kreisbahn, die beide Kämpfer beschrieben. Immer wieder grinste er schelmisch und lachte höhnisch. "Warum weckt das vertraute Gefühle in mir?", fragte sich Link, dem der Hylianer mehr und mehr von irgendeinem Ort, aus irgendeiner Zeit bekannt vorkam.


Plötzlich blieb Links Kontrahent stehen. "Genug gewartet!", schrie er und begann seinen Kampfstock über seinen Kopf kreisen zu lassen, dann links neben sich, hinter dem Rücken herum, rechts neben sich, wieder über den Kopf und vor sich, schließlich wieder über den Kopf und dann vollführte er, während der Kampfstock noch über dem Kopf kreiste, eine Rechtsdrehung. Doch bevor er zum Stehen kam, machte sein Gesicht mit der linken Faust des nicht einmal annähernd beeindruckten Link Bekanntschaft. "Kämpfen wir oder sind wir hier beim Theater?", fragte er und hüpfte rückwärts zu seiner Ausgangsposition zurück. Der Hylianer funkelte ihn böse an. Dies war eigentlich ein ernster Gegner für Link und er wollte ihn nicht in seinen Angebereien verlieren.

Schlagartig sprang sein Gegner auf und schien sogar für den Bruchteil einer Sekunde in der Luft zu schweben: "Nun gut. Ich gab dir eine letzte Chance! Du hättest freiwillig aufgeben können. Doch jetzt... ist es zu spät!" Er riss den Kampfstock mit ausgestrecktem Arm rechts neben sich und verharrte in dieser Position. Für einen Augenblick war alles still. Die Zuschauer, die Kämpfer, ja sogar die Tiere gaben keinen noch so leisen Laut von sich. Es war so leise, dass man die Fische im Hylia-See schwimmen hören konnte. Link kam der Augenblick wie eine Ewigkeit vor. Sein Atem schien ihm in der kurzen Zeit so laut und schwer geworden, dass er schon befürchtete, sein Gegenüber schleiche um ihn herum und er würde dies nicht bemerken. Doch dies war keineswegs der Fall. Links Gegner blieb ruhig und gelassen in seiner Pose stehen und wartete auf einen Angriffsversuch. Link beugte die Knie leicht durch und hielt den Kampfstock schräg vor sich. Jeder der beiden Kämpfer wartete auf irgendein Anzeichen von einer Attacke des Kontrahenten.

Während der Hylianer nur wartete, überlegte sich Link eine Kombination von verschiedenen Angriffs- und Abwehrstrategien. Als er sich eine Strategie zusammengesucht hatte, atmete er einmal tief durch. Sein Kontrahent sah an seinem Blick seine Bereitschaft und ging in eine, nicht leicht überwindbare Verteidigungsposition über. Doch zu seinem Erstaunen blieb Link in seiner Position. Verwirrt blieb der Hylianer kurzzeitig stehen, gab aber letztendlich seine Verteidigung auf. Diesen Augenblick von Verwirrung und Unentschlossenheit machte sich Link zunutze. Er machte einen sehr schnellen Satz nach vorn, rutschte regelrecht rechts um den Gegner herum und blieb direkt hinter ihm stehen. Der Hylianer hatte noch nicht einmal Links Bewegungen richtig nachvollziehen können, der ertönte hinter ihm die Stimme von Link: "Hey, hier bin ich!" Rasch drehte sich der Hylianer um.

Link stand einigermaßen gelassen da, während der Hylianer seine verdutzte Mine zur Schau stellte. "Überrascht?", spottete Link. Der Fremde hob kurz eine Braue und ging zum Angriff über. Es entwickelte sich ein Kampf, der mehr und mehr einem Fechtkampf ähnelte, allerdings wurden hier die Waffen beidhändig gehalten. Der Hylianer griff mehr an, als das er konterte, Link tat genau das Gegenteil. Diesmal wollte er ihn wirklich alles geben lassen und dann, wenn der Hylianer wirklich am Ende seiner Kräfte sein würde, würde er ihn den Garaus machen. Somit machte Link immer stichprobenartig starke Attacken, um herauszufinden, wie sein Gegner kontert und ob er wirklich an Kraft und Konstitution verlor oder mal wieder nur schauspielerte.

Langsam aber stetig schien der Hylianer tatsächlich schwächer zu werden. Manchmal machte er Verteidugunspausen, die in immer kürzeren Abständen aufeinander folgten und länger wurden. Dies sah Link als Signal. Er vollführte eine Attacke nach der anderen, die eine stärker als die letzte. Es war eine reine Eskalation auf dem kämpferischen Gebiet, die Link da von sich gab, eine Reihenfolge, wie sie kein Kokiri, kein Gorone, kein Hylianer und keiner der sieben Weisen von Link kannte. Die Kokiris waren am meisten erstaunt, dass solch eine Ausgeglichenheit zwischen Präzision, Konzentration und Kraft in Link ruhte. "Wäre Ganondorf hier, hätte er sicherlich schlechte Karten", scherzte Shiek im Beisein von Navi und den anderen sechs Weisen. Die konnten nur mit heruntergefallenen Kinnladen zustimmen.

Sogar der Hylianer war mehr als erstaunt. "Du willst dich wohl für die verlorenen Kämpfe an mir rächen?", fragte er, während er schon fast vergeblich versuchte, sich unter Links Kampfstab wegzuducken. Link hielt kurz inne. "Nein", sagte er und führte erneut einen heftigen Angriff aus. "Wofür dann?", keuchte der Hylianer. Link hielt erneut kurz inne. "Für zwei Freunde!", rief er und raubte dem Hylianer seine letzte Kraft. Link schwang das eine Ende seines Kampfstockes unter die Mitte des waagerecht gehaltenen Stockes seines Gegners und zog durch. Der Stock flog im hohen Bogen über das Pferdegatter. Mit einem Schubs lag der Hylianer am Boden, mit einer Stockspitze am Hals.


"Gibst du auf?", fragte Link leicht außer Atem. Der Hylianer sah Link an und betrachtete das Ende des Kampfstockes. "Warum benimmst du dich wie ein guter Samariter?" - "Wenn du glaubst, dass ich nur vortäusche das Geld nicht zu brauchen, irrst du!" Der Fremde begann böse zu grinsen: "Ach, wirklich?" Link riss die Augen auf, als der Hylianer das Ende des Stockes ergriff, versuchte den Kampfstab als Hebel zu gebrauchen und somit Link hochzuheben. Link wusste, wie ihm geschah und sich zu helfen.


Er sprang über den Hylianer wie ein Stabhochspringer. Als er landete, übertrug er die Idee des Hylianers auf eben diesen und nun baumelte ein zappelnder Hylianer zwei Meter über dem Boden. "Gibst du auf?", fragte Link erneut. Der Hylianer ließ den Stab los und landete unsanft auf dem Boden. "Ja, ja, ich gebe auf!" Jubelrufe kamen seitens der Zuschauer aber Jill und Elbryan freuten sich am meisten. Sie liefen auf Link zu, nahmen ihn hoch und trugen ihn auf ihren Schultern zu Malon, die ihm seinen Preis übergab. "Einwohner von Hyrule", begann sie, "seid stolz auf den besten Kämpfer des Turniers. Ein Freund guter Gesinnung hat den Kampf gewonnen." Malon wie auch die anderen applaudierten, Link bedankte sich und ging in eine Art Umkleideraum, die für die Kämpfer als Pausenraum gedacht war.

Link stand am Wasserspender, ein kleiner Wasserspeier in Pferdeform. Seine Ausrüstung und der Gewinn lagen neben ihm auf einer Holzbank. Die Tür quietschte und irgend jemand trat herein. Die Person trat näher zu Link. Dieser spürte, wie sein Triforce-Fragment zu leuchten begann und er lächelte. "Ach, Zelda!", sagte er, ohne sich umzudrehen, "ich habe es wirklich vermisst, jemandem helfen zu können." Die Person hinter ihm fragte in einem verwunderten Ton: "Zelda?" Link erschrak, drehte sich um und sah in das böse grinsende Gesicht des Hylianers. "Ach übrigens...", begann er und zog sich eine Maske vom Gesicht, die sich wie eine zweite Haut angepasst hatte, "...ich bin Gerudo!" Die Gerudo streckte eine Hand in Richtung Links Stirn aus, welcher sofort bewusstlos zu Boden ging.


3. Rätsel

"...und wäre Elbryan nicht gewesen, wäre ich fast gestorben!", sagte Navi zu den Weisen. Sie alle, die sechs Weisen, Jill, Elbryan und Navi, standen in der Eingangshalle des Schlosses von Hyrule. Es war spät am Abend und es regnete. "Ich konnte durch den Türspalt etwas auf Links und Handrücken und auf der Hand des Hylianers aufleuchten sehen", sagte Elbryan, "daraufhin ist mir Navi in die Hände gefallen." - "Konntest du erkennen, wo genau etwas aufleuchtete?", fragte Rauru etwas besorgt. Elbryan schüttelte den Kopf: "Nein, konnte ich leider nicht." - "Was vermutest du eigentlich?", fragte Salia. Sie konnte Raurus Aussagen noch nie gut verfolgen.


Naboru riss plötzlich die Augen auf, als sie erahnte, was Rauru mit der Frage andeutete: "Du glaubst doch nicht etwa, dass dieser Kerl der Vierte ist?" Der Weise runzelte leicht die Stirn. "Nun, nicht wirklich. Es gibt insgesamt nur drei Triforce-Fragmente. Sonst hieße es ja nicht Triforce und eine vierte Göttin gibt es ja auch nicht!", erklärte er, "Nein, ich dachte an etwas anderes, eine alte Legende, in der von einem dunklen Auserwählten gesprochen wird. Er trägt ein Zeichen, welches aufglüht, sollte es in die Nähe des Triforces gelangen." Alle Anwesenden warfen sich fragende und skeptische Blicke zu. Nur Darunia, der an diesem Tag ziemlich launisch war, stellte keinen Blickkontakt her, zu niemandem. Er war sehr betrübt darüber, dass er den Angriff auf Links Leben vor zwei Tagen nicht im geringsten hätte verhindern können.

Wie gerne hätte er seinem Blutsbruder geholfen, wie auch er sein Volk rettete.
"Pah!", sagte er schließlich, "Legenden, Sagen und Ammenmärchen. Nichts weiter, als die Phantasie naiver Kinder, die sich nachts Gruselgeschichten erzählen." Salia machte ein wütendes Gesicht: "Ach ja? Dann ist der ‚Held der Zeit' nichts weiter als ein Windhauch? Du müsstest es doch am Besten wissen. Er hat dein Volk vor dem sicheren Tod bewahrt, zwei Mal!" - "Der ‚Held der Zeit' wurde von Prinzessin Zelda prophezeit", gab Darunia zurück, den Blick zu Boden gewandt . "Das Schlimmste an der Sache ist nicht nur, dass der Gewinn verschwunden ist, sondern auch Links Schwert!", sagte Jill. Sie stand am Fenster und bewunderte die untergehende Sonne, deren Lichtstrahlen die Regentropfen am Fenster zum glitzern brachten. Es wurde langsam dunkel. "Das ist es tatsächlich", stimmte Rauru zu, "wenn das Master-Schwert in die falschen Hände gerät, könnte das fatale Folgen haben!" Ein allgemeines Gemurmel begann.

"Link, Link!", sagte eine scheinbar weit entfernte Stimme sanft. "Zelda?", flüsterte Link leise, "Bist du das?" - Ja, Link!", sagte die Stimme, die scheinbar näher kam. "Mein Körper fühlt sich so schwach an", flüsterte er. "Du warst ohnmächtig, Link, das wird schon wieder!", beruhigte Zelda ihn. Beide befanden sich in dem größeren der beiden Krankenzimmer im Ostflügel des Schlosses. Zelda saß an Links Bett und er lag auf dem Rücken und war mit einer flauschigen Decke zugedeckt. Link öffnete leicht die Augen und fuhr sich mit der rechten Hand über das Gesicht und durch die Haare: "Wie lange war ich..." - "Fast zwei Tage und nur Shiek war die ganze Zeit bei dir", sagte Zelda sanft und lachte. Link stützte sich vorsichtig auf seine Ellenbogen, die leicht in die Matratze des Bettes einsanken. "Wo sind die anderen?", fragte er und blinzelte. Sogar das Kerzenlicht schien ihm zu hell. "Sie warten in der Eingangshalle auf dich. Du willst bestimmt zu ihnen", sagte Zelda und reichte Link seine grüne Mütze.

Link nickte lächelnd und rückte sich seine Kopfbedeckung zurecht.
"Kannst du aufstehen?", fragte Zelda. "Hoffentlich", sagte Link, ließ die Waden über die Bettkante baumeln und stützte sich auf seine Hände auf. Dann ließ er seine Füße langsam auf den Boden sinken. Er war zwar noch etwas wackelig auf den Beinen, aber immerhin stand er. "Ich muss dir danken", sagte Link, wenn auch etwas leise, "es gab nur wenige, die sich so um mich gesorgt haben, wie du." Mit diesem Satz verließ er das Zimmer. Zelda saß wie angewurzelt auf dem kleinen Hocker und schaute ihm wortlos nach. "Zeit sich umzuziehen", dachte Zelda.

Als Link in die Eingangshalle wankte, platzte er mitten in eine Diskussion über die Wiederbeschaffung des Master-Schwertes hinein. Er musste sich an der Türangel abstützen, um nicht umzufallen. Nur Salia, die Link als einzige sah, lachte ihn an. Dann lief sie, zum Erstaunen aller, auf Link zu, wie ein Kleinkind zu seiner Mutter. "Link, "sagte sie mit einem leicht schluchzenden Ton, "ich dachte schon du würdest nie mehr aufwachen!" Link versuchte zu lächeln: "Aber Salia, es waren doch nur zwei Tage!" Ihm stiegen schon Tränen in die Augen. Ohne dass Link es bemerkte, kam Elbryan langsam auf ihn zu. "Wie geht es dir?", fragte er. Link schrak leicht auf: "Nun, gegen einen Sitzplatz hätte ich nichts einzu..." - "LINK!", rief Elbryan erschreckt als sich dieser fast hätte fallen lassen. Doch dieser hob leicht die Hand, um zu zeigen, das alles in Ordnung war.


"Es geht wieder", sagte er, "nur ein kleiner Schwächeanfall! Eine leichte Nachwirkung." - "Sei dir da nicht zu sicher!", meinte Shiek laut. Er kam regelrecht in den Raum hineingeschlittert. "Du könntest Recht haben", sagte Rauru, "Vielleicht hat dir dieser Hylianer etwas von deiner Kraft geraubt, um sich selbst zu stärken." Link atmete einmal tief durch. "Blödsinn!", knurrte er, "Wie sollte er..." Doch da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. "Es war gar kein Hylianer!", flüsterte er, "Ich erinnere mich wieder an das, was vorgefallen war!"

An einem dunklen Ort stand eine verhüllte Gestalt. Der Umhang, den die Kreatur trug, hatte eigentlich eine dunkelrote Farbe, jedoch schien in dieser Höhle der Umhang tief schwarz. "Hast du deinen Auftrag erledigt?", fragte sie mit tiefer Stimme ein kleines Wesen, das vor ihr auf dem Boden kniete. "Ja, Meister. Wenn er kommt, wird er sein blaues Wunder erleben!" Die verhüllte Gestalt grinste böse: "Gut gemacht! Lass uns gehen. Ich will nichts verpassen!"

"Was soll das heißen? Wenn es kein Hylianer war, wer dann?" Link hatte sich vorsichtshalber auf einen Stuhl gesetzt. "Nun, Elbryan", begann er, "dir sind doch sicherlich die Gerudo ein Begriff." - "Ja, ein Frauenvolk. Naboru gehört doch auch zu ihnen, oder?" - "Ja. Sie hatten sich dem Diebstahl und Grabplünderei verschrieben. Aber seitem sie Naboru anführt und Ganondorf nicht mehr das Böse Herz der Gerudo ist, haben sie sich zum Guten bekehrt." - "Nun halt aber mal die Luft an! Wir haben uns ja schließlich nicht von alleine geändert. Welcher grünbemützte Mann hat uns denn von Ganondorf befreit?" Naboru hatte es langsam satt, dass sich Link nie selbst lobte. Sie hoffte darauf, dass er auch mal an sich denken würde und nie wieder nur an andere.
"Aber was wolltest du uns jetzt damit sagen? Etwa, dass es eine Gerudo war?", fragte Ruto. Link seufzte und starrte den Boden an: "Ja, es war eine Gerudo, leider. Sie hatte sich eine Maske übergezogen, die sie wie einen Hylianer aussehen ließ. Was ich aber nicht weiß, ist, wie sie ihre Stimme zum männlichen ändern konnte." "Durch Magie!", warf Impa in den Raum, "Durch simple Magie!" Naboru dachte nach: "Wenn sie, oder wer auch immer, so schlau ist und sich wie eine von uns verhält, wird sie sich in das Gerudotal zurückziehen, um kein Aufsehen zu erregen. Wenn jemand fehlt, würde dies bald auffallen, vor allem tagsüber." - "Morgen brechen wir zum Gerudotal auf", beschloss Shiek. "Ich werde schon heute Nacht losreiten!", sagte Naboru, da sie um diese Zeit schon auf dem Rückweg wäre.

Diese Nacht blieben alle außer Naboru im Schloss. Sie hatte sich schon längst auf ihre schwarze Stute geschwungen und ritt schneller als sonst in Richtung Gerudo-Tal. Link hatte sich als erster Schlafen gelegt um sich von seiner Ohnmacht zu erholen. Navi lag in einem kleinen Bettchen neben ihm auf einem Beistelltisch. Shiek unterhielt sich noch etwas mit Jill und Elbryan, während die anderen so nach und nach ihre Schlafgemächer aufsuchten. Eine Stunde später brannte keine Kerze mehr.


4. Hindernisse und Gefährten

Der nächste Tag war angebrochen. Die Sonne blinzelte noch nicht mal über die Berge, da standen schon Shiek, Link, Navi, Jill und Elbryan vor den Mauern von Hyrule. Link hatte Spiegelschild, Pfeil und Bogen geschultert und trug an seinem Gürtel sein Kokiri-Schwert, was jedoch eher als Dolch diente. Hinter seinem Rücken ragte der Griff seines Stahlhammer empor. Er hatte ihm im Kampf gegen Ganon schon gute Dienste geleistet. Enterhaken, Bomben, Gleitstiefel und Titanhandschuhe waren in seinem Rucksack verstaut, während er in einem Beutel an seinem Gürtel die Deku-Nüsse aufbewahrte.


Elbryan hatte Falkenschwinge und Pfeile geschultert und sein Schwert ‚Sturmwind' in die Schwertscheide an seinem Gürtel gesteckt. Jill besaß nur ihren Kampfstock, den sie in ihrer Hand hielt. Allerdings trug sie einen kleinen Beutel, der an ihrem Gürtel hing. Beide trugen ihre schwarzbraunen Umhänge, die die Waffen an den Gürteln verdeckten. Um den Hals trug sie ein Amulett in Form einer Flöte. Die Haare hatte sie wieder zu einem Zopf zusammengebunden. Shiek hatte außer seiner magischen Kette und seinen Wurfnadeln nichts bei sich.

Plötzlich drehten sich alle zu Shiek um, als dieser einmal kurz und laut auf zwei Fingern pfiff. Kurz darauf waren Geräusche zu hören. Ein weißer Punkt erschien am Horizont, der allmählich größer wurde. "Ein Wolfsheimer!", schrie Elbryan. Er wollte gerade Falkenschwinge packen, als ihn Shiek zurück wies. Tatsächlich war es ein Wolfsheimer, aber kein gewöhnlicher. Er war ein friedlicher Wolfsheimer.


Es verlief eine Art ‚Irokesenschnitt' von seinem Nacken bis kurz hinter den Schulterblättern, die Haare waren jedoch nur steil nach oben gewachsen, es war ganz normales Fell. Seine Ohren verliefen leicht angespitzt nach oben und waren feuerrot, wie seine Beine unterhalb der Gelenke. Seine Krallen waren weiß und messerscharf genauso wie seine Zähne. Die katzenartigen, bernsteinfarbenen Augen stachen deutlich hervor, da sie von einem markanten Schwarz umrandet waren.
"Guten Morgen, Shiek", sagte der Wolfsheimer mit einer tiefen, aber sanften Stimme. "Guten Morgen Arawan, ich hoffe, ich bereite dir keine Umstände. Wir müssen auf dem schnellsten Weg ins Gerudotal." Arawan lachte. "Umstände? Ich stehe in deiner Schuld, das weißt du!" Ja, Arawan stand in Shieks Schuld. Vor drei Jahren, als Arawan noch im Welpenalter war, wäre er fast von einem Oktorok unter Wasser gezogen worden. Doch Shiek rettete ihn.

Wortlos zückte Link seine Okarina und spielte eine Melodie, die Jill und Elbryan unbekannt waren. Kurz darauf waren Hufgeräusche zu hören, und dann tauchte Epona auf. Ihre Mähne war in den letzten Jahren etwas länger geworden und sie hatte sich daran gewöhnt, nur auf die eben gespielte Musik zu hören und auf keine andere. Die Okarina der Zeit gab nämlich einen unverwechselbaren Ton von sich, der noch nicht einmal mit einem Zauber erreicht werden konnte. Epona stoppte in einer Staubwolke einen Zentimeter vor Link, welcher noch nicht einmal mit der Wimper zuckte. "Was ist mit dir?", fragte Link Elbryan, als er Epona über die Blässe strich. "Er kommt schon!", sagte Elbryan.

Shiek, Navi und Link schauten ihn an.
"Wie, er kommt schon?", fragte Shiek. Elbryan lächelte. "Ich kann sehen, was das Tier sieht, dank eines alten Freundes. Mittels eines Zaubersteines, einem Türkis, der nun in der Brust des Tieres ruht, kann ich ihm sagen, dass er kommen soll oder sehen, wo er sich befindet." - "Wie heißt er?", fragte Link. "Rate!" Ein schwarzer Punkt erschien am Horizont und neben den üblichen Hufgetrappel klang es nach leiser Musik. Link starrte den größer werdenden schwarzen Fleck an. Er überlegte, welcher Name wohl passend wäre. "Symphony?", flüsterte er. "Ja, das ist sein Name", sagte Elbryan. Der schwarze Hengst war wirklich ein wunderschönes Tier. Das Fell war glatt und glänzte sogar nachts im Mondschein. Das Schwarz war makellos, nirgendwo war eine andere Farbe zu finden, es gab kein Haar, welches nicht schwarz war.
"Ich werde dann mal Windfire holen! Haltet alles fest, was leicht weggeweht werden kann", sagte Jill nahm ihr Amulett in die Hand und pfiff durch. Navi flüchtete sich schnell in Links Rucksack und guckte mit dem Kopf heraus.


Es kam ein heftiger Wind auf und vor den Fünfen bildete sich ein sehr schwacher Wirbelsturm. Plötzlich stand mitten in dem Stürmchen eine schwarze Stute mit bronzener Mähne und bäumte sich auf. Dann kam sie langsam auf Jill zu und guckte sie mit ihren himmelblauen Augen an. "Brave Stute!", lobte Jill. "Dann wollen wir mal!", sagte Elbryan. "Sag mal, weißt du überhaupt wo es lang geht?", fragte Link skeptisch und Elbryan verharrte in seiner Pose. "Aja, anscheinend nicht", lachte Arawan. "Folgt mir einfach", sagte Link und hüpfte auf Epona. Shiek stieg auf Arawans Rücken und hielt sich an seinem Stachelfell fest. Elbryan sprang auf Symphony und Jill auf Windfire. "Wir werden noch zur Lon-Lon Farm reiten müssen, uns fehlt Proviant", sagte Shiek. Link nickte und gab Epona mit einem ‚Heya' die Anweisung zum lostraben. Elbryan hatte ihn leicht eingeholt und ritt direkt neben ihm. Hinter ihnen befanden sich Jill und Shiek. "Nun", begann Elbryan, "du weißt wirklich nichts über die Elfen?" Link schüttelte den Kopf: "Nein, ich habe nur mal von einem Nebeltal gehört, in dem sie wohnen sollen. Angeblich kann keiner außer ihnen ihre Welt betreten." Elbryan lächelte: "Anscheinend weißt du doch etwas über das Elfenvolk.

Nun, ich hielt sie auch erst für eine Legende, aber es gibt sie wirklich. Ihre Stadt hinter dem Nebelfeld heißt ‚Andur Blough Inninness'. Auch wenn es nicht danach aussieht, so ist das Nebelfeld nur eine Grenze. Die wabernden Nebelschwaden sollen nur Fremde davon abhalten, in das Tal zu gelangen. Die Stadt der Elfen ist ein architektonisches Meisterwerk. Es herrscht dort eine unvorstellbare Verbundenheit zur Natur. Alles ist aufwendig verziert."

Link machte eine skeptische Mine: "Aber woher willst du das wissen? Ich dachte, dass niemand außer den Elfen die Elfenstadt betreten kann!" Navi guckte gespannt zu Elbryan, welcher leicht grinste: "Das stimmt auch. Allerdings gibt es eine Aufgabe, die die Elfen nichts selbst erfüllen können. Ein uralter Dämon stiftet Unruhe und irgend jemand muss die Dörfer und Wälder in der Umgebung ja beschützen. Sie können dies nicht selbst tun, da sie schon längst nicht mehr mit den Hylianern zusammenleben. Ein ‚Hüter' wird ausgewählt, zunächst nur ein Junge, der aber durch das jahrelange Training zu einem starken Beschützer wird." Link starrte geradeaus in die Ferne. "Also ist ‚Nachtvogel' auch ein Hüter", stellte er fest. "Ja", antwortete Elbryan. Link überlegte kurz, dann sagte er: "Ich würde mich auf ein Kräftemessen freuen!" Elbryan nickte: "Ja, ich mich auch." - "Aber zuerst haben wir noch etwas zu erledigen." Mit diesen Worten und einem leichten Schenkeldruck gab Link Epona zu verstehen, dass sie losgallopieren sollte. Das tat die Stute auch und preschte los. Aber so schnell sie auch war, Symphony war schneller. Er hatte sie mit solch unglaublicher Leichtigkeit eingeholt, dass Jill nur grinsen und Shiek nur staunen konnte.

"Habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass du ein tolles Pferd hast?", fragte Link Elbryan, als sie kurz vor der Lon-Lon Farm wieder ein normales Tempo eingelegt hatten. Epona wieherte leise. "Ich habe kein Pferd!", sagte Elbryan. "Willst du mich zum Narren halten?", fragte Link empört, "Worauf sitzt du denn gerade?" - "Symphony ist frei, er gehört niemanden." Kaum waren diese Worte ausgesprochen, da schossen Eisenketten aus dem Boden, hielten Symphony am Zaumzeug fest und umschlungen die Flanken. Elbryan wurde zur Seite geschleudert und Epona machte einen kleinen Sprung zur Seite, als sie fast von einer Kette erwischt wurde. Symphony wehrte sich heftig. Jill und Shiek stoppten.

"Verdammt, was soll das?", rief Elbryan, nachdem er sich von dem Sturz erholt hatte, "Wer wagt es, Symphony einfach zu beanspruchen?" Plötzlich erschien eine Gestalt in der Luft, die jedoch durchsichtig war. "Das ist doch... ein Hologramm der Gerudo!", stellte Link fest. Die Gestalt fing mit einer Stimme an zu reden, die höchstens zu einem Mann passen würde: "Ja, sehr schön! Da kann ich gleich meinen Diener loben. Die Falle hat zwar das falsche Pferd erwischt, aber der schwarze Hengst ist sowieso besser als diese Schindmähre!" Symphony fand dieses Kompliment gar nicht toll. Er wurde rasend, schnaubte durch die Nüstern, bäumte sich immer wieder auf und wieherte dabei wütend. Die schwebende Gestalt schien unbeeindruckt und verschränkte die Arme. "Was bildet sich dieses Pferd ein? Glaubt es etwa, es könnte aus seiner Gefangenschaft entkommen?", lachte das Wesen.
"Unterschätze Symphony nicht!", rief Elbryan. "Was heißt hier unterschätzen? Alles was das Pferd kann, ist schnell sein!", sagte die Gestalt. Elbryan grinste: "Du unterschätzt ihn wirklich! Erstens ruht ein Türkis in seiner Brust und zweitens...", er stoppte kurz, um die Spannung zu erhöhen, "...ist er von den Elfen auserkoren!"

Wie aufs Stichwort bäumte sich Symphony ein weiteres Mal auf und die Eisenketten rissen. Er schüttelte sich und die Reste der Ketten flogen durch die Luft. "NEIN! DAS KANN NICHT SEIN!", schrie die Gestalt und riss die Augen auf, knurrend gab sie hinzu: "Nun gut, diese Runde geht an euch!" Link lief der Gestalt entgegen. "Warte!", rief er ihr wütend zu, als sich die Projektion in Luft auflösen wollte, "Wie ist dein Name, Gerudo?" Mit einem fragenden ‚Hm' drehte die Figur den Kopf zu Link. Sie kniff die Augen böse zusammen: "Du erinnerst dich an mich? Ich habe dir doch dein Gedächtnis ausgelöscht!" Link deutete auf seinen Handrücken: "Das hier schützt mich. Vergessen?" Die Gestalt schüttelte sich: "Verdammt!" Link sah zu ihr hoch: "Hey, ich warte!" Das Hologramm schaute ihn an: "Was nützt dir mein Name?" - "Damit ich weiß, was ich auf deinen Grabstein schreiben muss!" Die Projektion sah ihn an und begann zu grinsen. Das Grinsen wandelte sich in ein leises Lachen, ein Kichern, welches immer lauter wurde. Schließlich grölte die Gestalt regelrecht und löste sich auf. "Wir müssen ab jetzt auf der Hut sein! Wer weiß, was uns als nächstes erwartet!", warnte Link. Mit langsamen Schritten führte er die Gruppe an dem Mauerstück vorbei zur Lon-Lon Farm. Sie würden den Rest des Tag auf der Farm verbringen müssen, da Symphony ziemlich geschafft war. Insgesamt war es ein halber Tag, den die Gruppe zur Lon-Lon Farm gebraucht hatte.

Kaum waren den drei Pferden ihre Schlafplätze bei den Kühen zugeteilt worden und das Futter verteilt, da verdunkelte sich der Himmel. Arawan machte den Vorschlag, bei den Pferden zu bleiben. Es solle ein Pferdedieb in Hyrule sein Unwesen treiben. Link, Navi, Shiek, Jill und Elbryan konnten sich vor dem Unwetter gerade noch im Hauptgebäude in Sicherheit bringen. Der Regen peitschte gegen die Fenster und der Wind pfiff durch kleine Löcher in Fensterrahmen oder Türangeln. "Was für ein Wetter!", seufzte Jill. "Es ist ein ziemlich ungewöhnliches Wetter!", stellte Link fest, "Als ob uns jemand davon abhalten will, heute Nacht weiter zu reiten." Shiek konnte nur nicken. Eine Tür quietschte und Malon kam herein. "Ich habe hier etwas zur Stärkung für euch", sagte sie, "Euren Proviant werde ich am Besten vor Eurer Abreise zusammenstellen." -

"Vielen Dank!", sagte Elbryan, griff sofort nach einem Keks und biss ab. Auch alle anderen begannen zu essen. Shiek eilte noch schnell in das Nebengebäude, um Arawan seine Portion zu bringen. Epona und Windfire schienen sich gut zu verstehen. Mit wem sich Symphony gut verstand, konnte man nur erahnen. Das Tier schlief tief und fest und wachte nicht auf, selbst wenn es in unmittelbarer Nähe donnerte und blitzte. "Sag mal Malon, wo sind eigentlich Basil und Talon?", fragte Link. "Basil ist mit ein paar Fohlen nach Termina geritten. Auf der Romani Ranch sind viele Pferde an Altersschwäche gestorben. Und ohne Hengste läuft da nichts mehr!", Malon starrte kurz in die Luft, "Wo Talon ist, weiß ich gar nicht. Er meinte irgendwas von ‚Milch' und ‚abliefern'. Er war vor einer halben Stunde noch da!" Sie überlegte und gab achselzuckend hinzu: "Naja, er wird wohl morgen noch nicht zurück sein. Du kennst ihn ja!" Mit diesen Worten begannen Malon und Link zu lachen. Jeder wusste genau, was der andere meinte. Nur der Rest der Gruppe, bis auf Navi, konnte sich kaum einen Reim darauf machen.


Die Gruppe tüftelte noch an der Aufteilung des Proviants. Sie hatten zwar insgesamt vier treue Gefährten, jedoch konnte Arawan nichts tragen und Symphony hatte keinen Sattel. "Ich werde dir einen Sattel für Symphony geben", sagte Malon zu Elbryan. Dieser konnte nur abermals danken. Sie beschlossen, die Sache erst einmal auf sich beruhen zu lassen und vor der Abreise noch mal darüber zu knobeln.


Nach einem kleinen Kartenspiel gingen sich alle ausruhen. Sie bemerkten nicht die dunkle Gestalt am Fenster, die auf diesen Moment gewartet hatte. In gebückter Haltung wartete sie ab, bis keiner mehr in dem Zimmer war. Dann schlich sie zum Nebengebäude und öffnete die Tür. Es war dunkel, keine Kerze war an. Das Wesen tastete sich vorsichtig weiter und fasste mit einem Mal in etwas weiches. Die Gestalt dachte sich nichts dabei, umging dieses Etwas und schlich weiter. Doch da knarrte der Fußboden hinter der Gestalt. Sie drehte sich vorsichtig um und sah im Licht eines Blitzes ein großes weißes, sich bewegendes Etwas. Doch da erkannte sie, dass sich um einen Wolfsheimer, Arawan, handelte. Arawan schlief halb und die Gestalt, der dies eine Hälfte zu wenig war, trat langsam und vorsichtig den Rückzug an. Dabei stieß sie gegen eine Kuh, die sich muhend darüber beschwerte. Jetzt war Arawan hellwach. Er stand auf, sah die Gestalt, die wie versteinert vor der Kuh stand, und stieß einen lauten Heuler aus.

Dann ging er rückwärts zu den Pferden und stellte sich direkt vor sie. Die Gestalt versuchte sich zur Tür zu schleichen. Je weiter sie sich jedoch der Tür näherte, desto lauter knurrte Arawan. Die Gestalt hatte es schon fast bis zur Türklinke geschafft, da machte Arawan zwei Schritte nach vorn und blickte der Gestalt in die Augen. Die bewegte nur ihre Hand, ließ diese die Tür nach der Klinke abtasten, öffnete die Tür und stürmte hinaus, gefolgt von Arawan.

Draußen lief das Wesen fast in die schussbereiten Bögen von Link und Elbryan. Jill versperrte den Ausgang zu Hylianischen Steppe und Shiek den Weg zur Koppel. Arawan stand direkt hinter der Gestalt. Jeglicher Fluchtweg war versperrt. Elbryan, der immer noch den Pfeil mit einem Auge auf die Kreatur richtete, öffnete das geschlossene Auge, richtete den Oberkörper wieder auf und entspannte den Bogen. "Liana?", fragte er flüsternd die Gestalt, deren Gesicht er aufgrund der Haare, die ihr im Gesicht lagen, nicht richtig erkennen konnte. Als er ein paar Schritte auf sie zuging, sah Link, den Bogen immer noch gespannt, ein paar mal im Wechsel von der Gestalt zu Elbryan rüber. "Elbryan, bleib stehen!", sagte er schließlich, doch Elbryan hörte nicht. Er blieb einen halben Meter vor dem Wesen stehen und befreite ihr Gesicht vorsichtig von den Haaren.

Jedoch schreckte er plötzlich zurück, als er in die rotglühenden Augen des Wesens blickte, die zu Boden gewandt waren: "Liana! Elfenmädchen, was ist mit dir?" Sie erfasste ihn mit ihren Augen, ein durchstechender Blick. Plötzlich sprang sie hoch und landete mit einem Salto auf dem Dach des Stalles. Jill griff in die kleine Tasche an ihrem Gürtel und hielt etwas mit beiden Händen fest, die Augen geschlossen. Da schien die Elfe mit einem Mal auf dem Dach einen Kampf in ihrem Inneren zu führen, wie sich zwei um einen Sitzplatz streiten. Sie fiel nach vorn und konnte sich, nach einer kurzen geistigen Abwesenheit, an der glitschigen Regenrinne festhalten. Doch dann lies die Kraft ihrer Hand nach und sie stürzte, wenn auch nicht tief, bewusstlos in Elbryans Arme. "Wir müssen sie schnell ins Haus bringen", sagte er und rannte los, die Stufen im Hause hochspringend erreichte er die Schlafgemächer. Behutsam legte er sie in eines der Betten und bat Malon um eine warme Decke. Die Elfe hatte genauso spitze Ohren wie ein Hylianer, jedoch liefen sie mehr nach oben und waren längst nicht so lang. Sie war ungefähr genauso angezogen wie Jill, mal abgesehen von dem Umhang, und trug an ihrem Gürtel ein kleines Schwert. Elfen waren im Durchschnitt einen Kopf kleiner als ein Hylianer, ihre Gesichtszüge waren feiner und sie hatten einen etwas schmächtigeren Körperbau.


"Sag mal, warum wurde sie denn plötzlich bewusstlos?" Links Frage schwebte einige Zeit im Raum. "Sie war besessen!", antwortete Jill, "Eine bösartige Seele hatte ihre eigene aus ihrem Körper getrieben und die Kontrolle übernommen." Shiek starrte vor sich hin: "Woher willst du das denn wissen?" Jill holte aus ihrem Beutel einen gelblich schimmernden Stein heraus. "Dies hier ist ein Hämatit, ein Seelenstein. Mit ihm kann ich meine Seele aus meinem Körper austreten lassen. Eigentlich ist das ziemlich gefährlich, da es passieren kann, dass ich mich mit einer fremden Seele um meinen Körper prügeln müsste." Sie fing an zu lächeln: "Nun ‚prügeln' ist vielleicht das falsche Wort. Wie dem auch sei, ich habe Lianas Seele ausfindig gemacht und mit ihr zusammen den bösen Geist aus ihrem Körper verbannt. Das hatte Lianas Geist ziemlich in Anspruch genommen. Ich weiß, dass es unglaublich klingt, in so kurzer Zeit eine Seele zu finden, aber die Zeit spielt dann einfach keine Rolle mehr. Ich könnte sogar in die Vergangenheit blicken oder in die Zukunft. Das wäre für mich aber nur im äußersten Notfall möglich. Es ist einfach zu gefährlich. Ich könnte unter Umständen nicht mehr in meinen Körper zurück und wäre in einer anderen Zeit gefangen." Link sah die Elfe an: "Ich hatte eigentlich vor, die Nacht durchzureiten, aber anscheinend müssen wir wohl noch bleiben." Das taten sie auch.

"Sie ist weg!" Links laute Feststellung weckte die anderen am nächsten Morgen auf. "Das haben Elfen so an sich", lachte Elbryan. "Liana ist mit Sicherheit hier irgendwo. Sie würde nie gehen ohne sich zu bedanken", sagte Jill. Sie gingen eine Etage nach unten, wo Malon saß. Neben ihr befand sich auch jemand. "Guten Morgen, Nachtvogel", begrüßte Liana Elbryan. "Hab ich's nicht gesagt?", grinste Jill Link an. Liana stand auf. "Nachtvogel, ich möchte dir noch das hier geben. Es wird dir bestimmt von Nutzen sein." Damit überreichte sie ihm ein kleines Medaillon, ein violetter Stein, der in einer silbernen Verzierung eingefasst war und an einer Goldkette hing. "Dieser Stein verändert seine Farbe, sobald eine bösartige Seele in der Nähe ist. Ein weißer Punkt zeigt die Richtung von der ihr euch dann besser fernhalten müsst." Danach ging sie zur Tür und gab Link, Shiek, Jill und Elbryan ein Zeichen zum Folgen. Draußen ließ sie die anderen warten, während sie auf den höchsten Punkt des Daches hüpfte. Dort hob sie flink den rechten Arm und den Zeigefinger, wie ein Schüler, der sich seiner Antwort sicher war, und blickte in Richtung Koppel. In weiter Entfernung sah man etwas mit großen Schwingen und riesigem Tempo auf die Farm zufliegen. Es wurde die Statur eines Pferdes sichtbar. Liana sprang vom Dach hinunter und blieb in der Mitte des Weges zwischen Haupthaus und Stall stehen. Das Pferd verminderte die Flughöhe konstant und blieb neben der Elfin mit nach oben ausgestreckten Flügeln stehen. Die anderen standen da und sahen die Pegasusstute ungläubig und mit großen Augen an, während Liana ihren Bogen und Köcher aus einer Satteltasche holte. Sogar Elbryan bekam den Unterkiefer nicht mehr hoch.

"Ich dachte, du wüsstest, dass die Elfen die Hüter der Pferde sind?", fragte Liana Elbryan nach einer Weile. Dieser nickte zwar, doch starrte er immer noch auf das Tier, genau wie alle anderen. Link traute sich nun als einziger langsam vor, ging an Elbryan vorbei und die fünf Meter zu der Stute. Vorsichtig streckte er seine Hand aus und wollte der Stute über die Stirn streicheln, doch da zögerten beide. Er sah Liana an, welche bejahend nickte. Dann wandte er sich wieder zur Stute und begann sie zu streicheln. Die Pegasusstute war am Anfang noch etwas nervös, spürte aber dann, dass kein Feind in der Nähe war und ließ es sich gefallen. "Ein wunderschönes Tier", flüsterte er und war wie hypnotisiert. Link merkte, dass die Stute auf die anderen zugehen wollte und trat beiseite. Sie steuerte direkt auf Malon zu, die etwas verwirrt dreinschaute, da sie nicht wusste, was die Stute von ihr wollte. Das Pferd stupste sie mit den Nüstern an der rechten Seite ihrer Hüfte an. Malon überlegte nicht lange. "Du willst bestimmt den Apfel, was?", lächelte sie, holte das Obst aus ihrer Tasche und hielt es dem Pferd vor die Nase. Dieses fraß den Apfel ganz auf. "Sag mal, Liana", sagte Jill, "ich dachte, dass Elfen die Hüter ‚gewöhnlicher' Pferde sind. Ein Pegasus fällt doch da ein klitzekleines Bisschen aus dem Rahmen, oder?" Elbryan hatte sich das auch die ganze Zeit gefragt. Liana stieß einen tiefen Seufzer aus.

Ihr fiel es nicht leicht darüber zu reden. "Wisst ihr", begann die Elfe, "ich bin nicht eine von den Waldelfen in Faerûn, das Land weit hinter den Bergen des Hylia-Sees. Ich bin eine ... Avariel, eine der geflügelten Elfen, die hoch in den Gebirgen lebten." - "Lebten?", fragten Link und Jill fast gleichzeitig. "Ja", bestätigte Liana, "ich bin die letzte Avariel auf Erden. Die Waldelfen sind die Hüter der Pferde und die geflügelten Elfen die Hüter der geflügelten Pferde." Elbryan überlegte kurz. "Also sind die Avariel die Hüter der... ähm..." Ihm fiel das Wort nicht ein. "Der Pegasi!", sagte Liana. Link lag noch eine andere Frage auf der Zunge: "Wenn du eine Avariel bist, wo sind dann deine Flügel?" - "Die sind momentan... wie soll ich sagen... unsichtbar. Wenn mich jemand als Avariel entdeckt, werde ich wohlmöglich noch im Zirkus vorgeführt." Link verstand. "Aber wie sind sie... ich meine wie machst du sie... ‚unsichtbar'?" - "Pass auf, wie es Helexa macht!", antwortete Liana und deutete auf die Pegasusstute. Diese streckte ihre Flügel dem Himmel entgegen und plötzlich zersprangen die Flügel in Tausende von schneeweißen Federn. "Und umgekehrt kannst du es dir ja vorstellen", fügte Liana hinzu.


"Ich will ja nicht stören", unterbrach Arawan. Er stand in der Tür zu den Ställen. "Wir müssen aber langsam weiter." Link nickte und wollte gerade mit Jill die Pferde aus den Ställen führen, als Liana dazwischen trat. "Warte", sagte sie und ging zu der Satteltasche des Pegasus. Sie holte eine Schwertscheide heraus, aus der ein Griff herausragte und an einem Schultergürtel befestigt war. "Ich habe gehört, dass du für den Nahkampf praktisch unausgerüstet bist. Dies hier ist ein Zweihänder. Es ist ein magisches Schwert, hinter sein Geheimnis wirst du noch früher kommen als dir lieb ist. Das Schwert trägt den Namen ‚Lilancor'. Wir Elfen haben da so eine Angewohnheit den Waffen Namen zu geben." Elbryan konnte dies nur bestätigen. "Und euch beiden, Shiek und Jillseponie, gebe ich einen ganz speziellen Ring", sie öffnete ihre rechte Hand vor ihren Augen. Shiek und Jill betrachteten die zwei hellblau schimmernden Ringe. Sie hatten an einer Stelle eine kleine Öffnung. Das Material war an dieser Stellen nach außen gebogen. "Dies sind zwei Unsichtbarkeitsringe. Sobald ihr sie aufsetzt, kann euch niemand mehr sehen. Jedoch kann man euch hören. Sobald ihr euch im Wasser befindet, sind die Körperteile innerhalb des Wassers zwar immer noch unsichtbar, jedoch zeichnen eure Konturen im Wasser ab." Die beiden bedankten sich und Link und Jill führten die Pferde aus dem Stall.


"Ach Link", rief ihm Elbryan zu, als er Epona und Windfire gleichzeitig aus den Ställen führte, "wie wär's mit einem kleinen Training? Oder hast du schon mal mit einem Zweihänder gegen irgendwen gekämpft?" Link machte ein nachdenkliches Gesicht: "Ich habe Mal von Biggoron einen Zweihänder bekommen, aber um ehrlich zu sein, habe ich ihn kaum benutzt." Elbryan drehte sich zu den anderen um "Ich hoffe, ihr könnt noch einen Moment warten", sagte er mit einem Augenzwinkern. Link und Elbryan gingen den Weg zur Koppel entlang und stellten sich auf die freie Grasfläche hinter den Ställen, während die anderen über alles Mögliche miteinander redeten. Die beiden Freunde standen sich gegenüber. Link wog den Zweihänder in beiden Händen. "Zeig mal, was du kannst!", sagte Elbryan. Link nickte und begann damit sich auf den Griff des Zweihänder zu konzentrieren.

Er schwang das Schwert erst waagerecht, dann senkrecht und schließlich malte er mit der Klinge ein X in die Luft, dann ein Kreuz und wieder ein X. Mittlerweile konzentrierte er sich nur noch auf den Griff, womit die Klinge erheblich an Schwere verlor und er nun in der Lage war das Schwert einhändig hin und her zu schwingen und in der Hand kreisen zu lassen. Dann erschwerte er sich die ganze Sache und führte die Klinge mal beidhändig und mal einhändig. Als er zum Schluss seiner Vorführung kam, packte er das Schwert mit beiden Händen und ließ es zweimal über seinen Kopf kreisen, wobei er sich selbst einmal um die eigene Achse drehte, um es dann im Wechsel einhändig um sich zu schwingen und beidhändig kreisen zu lassen, jedoch nicht nur über dem Kopf. Nun, zum Abschluss, hielt er die Klinge waagerecht vor sich, machte eine Vorwärtsrolle, wobei er die flache Seite der Schwertklinge gegen seine Brust hielt, und verharrte in der Hocke, als Zeichen, dass ihm nichts mehr einfiel, was er mit dem Schwert anstellen könnte.


"Das war nicht schlecht!" - "Vielen Dank, Elbryan", sagte Link, doch dieser machte ein verdutztes Gesicht. "Danke? Wofür denn?" Link verdrehte mit einem Seufzer die Augen: "Willst du mich auf dem Arm nehmen? Du hast doch gerade gesagt ‚Das war nicht schlecht!'. Ich leide doch nicht unter Halluzinationen!" Elbryan versuchte ihn zu beruhigen: "Link, ich bitte dich, ich habe überhaupt nichts gesagt, ich.." Doch da wurde er von Lianas schallendem Lachen unterbrochen und Link, der sofort begriff, ließ vor Schreck das Schwert fallen. "Hey, pass besser auf!", ertönte eine Stimme. "Ja, aber wie - wie - wie ist das möglich?", stammelte Link und ging zwei Schritte rückwärts. Sogar Elbryan, der Elfenschüler, war sehr erstaunt. Liana konnte nicht antworten da sie auf dem Boden lag und nicht mehr aufhören konnte zu lachen. Langsam wurde Link ein kleines Bisschen wütend: "Liana! Ich verlange eine Antwort. SOFORT!!!" Die Elfe versuchte kichernd aufzustehen. "Sagte ich nicht, dass das Schwert magisch ist?", sagte Liana und fing wieder an zu lachen. "Kann mich mal jemand aus dem Matsch befreien? Das mag ich nicht!", protestierte das Schwert. Link beruhigte sich wieder und hob das Schwert auf. "Vielen Dank, Junge! Du bist besser als mein Vorbesitzer, der hat mich nie gereinigt, nie geschliffen und sich dann immer gewundert, warum er keinem Moblin etwas anhaben konnte. Ich hoffe du denkst an meine Worte, wenn..." -

"Halt die Klappe!", keifte Link das Schwert an. "Hm...Lilancor prahlt gerne von sich und übertreibt... da muss irgend ein Zauber schief gelaufen sein", erklärte Liana, die sich von ihrem Lachkrampf noch nicht so wirklich erholt hatte, "Immerhin kann dir Lilancor die Schwächen und Stärken von Gegnern mitteilen und ihn durch Sprüche verwirren. Das ist der eigentliche Zweck des Schwertes." - "Also bin ich überflüssig?", fragte eine kleine Lichtkugel. Navi fühlte sich bei dem ganzen Tohuwabohu benachteiligt. "Ach Navi", sagte Link mitleidig, "für mich bist du natürlich nicht überflüssig." Er tippte sich mit einem Finger auf die rechte Schulter und lächelte dabei Navi an, die sofort auf seine Schulter flog und sich setzte. "Uäh! Da wird mir ja schlecht!", sagte Lilancor, "Ich würde mich übergeben, wenn ich könnte!" Link schielte das Schwert an. "Wenn du was Sinnvolles zu sagen hast, dann tu es jetzt!", knurrte er. Lilancor schwieg. "Jetzt müssen wir aber wirklich los", sagte Arawan. Die vier (Link, Navi, Elbryan, Liana) nickten. Link, Jill, Elbryan und Liana schwangen sich auf ihre Pferde und Shiek setzte sich auf Arawans Rücken. Die fünf bedankten sich bei Malon für ihre Gastfreundlichkeit und trabten los. Malon winkte ihnen nach und ging dann in die Ställe um die Tiere zu versorgen und die Pferde auf die Koppel zu lassen.

Endlich wieder auf der Hylianischen Steppe angekommen bog die Gruppe sofort nach links zum Gerudotal. Sie waren nicht mal fünfzig Meter von der Farm entfernt, da erschien wieder das Hologramm der Gerudo. "Was ist das?", flüsterte Liana verdattert. Es gab keine Antwort. "Was willst du diesmal?", fragte Link ruhig und hielt Epona an. "Da ich im Moment nicht viel Zeit habe", erklärte das Hologramm, "werde ich mich wohl kurz fassen müssen." Die Gerudo begann böse zu grinsen. "Aber um ein wenig Unruhe in eure Truppe zu bringen, hab ich noch genügend Zeit. Ich vermute", und mit diesen Worten fasste das Hologramm Elbryan, Jill und Liana in die Augen, "dass euch niemand über ein bestimmtes Gruppenmitglied aufgeklärt hat. Oder wisst ihr über die Identität des Shiekah Bescheid?" Die drei drehten sich zu Shiek um und sahen ihn ungläubig an. Link starrte die Gerudo erschrocken an. "Woher kennt sie dieses Geheimnis?", fragte er sich, "Außer Zelda und mir kennt doch keiner ihr Geheimnis!"

Link konnte keinen Moment weiter nachdenken, da die Gerudo plötzlich einen rotgelben Energiestrahl auf Shiek abschoss. Shiek konnte vor Schreck nur noch die Augen aufreißen. Der Strahl hob ihn von Arawans Rücken und schleuderte nach hinten. Während er nach hinten geworfen, wurde er in ein helles Licht gehüllt. Doch wer letztendlich am Boden lag, war nicht Shiek, sondern Zelda. "Ja und?", fragte Elbryan mit einem Achselzucken das Hologramm, welches ihn daraufhin mürrisch ansah. "Es interessiert euch nicht?" Jill ritt mit Windfire ein Stück vor. "Es ist doch klar, dass sich eine Prinzessin nicht in ihrer wahren Gestalt in Abenteuer stürzen sollte", argumentierte Jill, "Sonst wären ja Entführungen, Mordversuche oder andere Gefahren an der Tagesordnung!" Die Gerudo lachte. "Das weiß ich! Deshalb werde ich sie mit einem Fluch daran hindern, sich in Shiek zu verwandeln!"

Mit diesen Worten streckte sie ihre andere Hand aus und tauchte Zelda, die sich bereits von dem Sturz erholt hatte, in ein schwarz-violettes Licht. "So, das war's für den Moment! Aber wir werden uns wiedersehen. Und beim nächsten Mal wird es für einige von euch nicht so gut ausgehen!" Das Hologramm löste sich auf. "Dummkopf", murmelte Zelda, "na gut, ich tu ihm den Gefallen und werde mich nicht mehr in Shiek verwandeln." Link sah sie erstaunt an. "Aber ich werde mal kurz mein Kleid verwandeln. Es ist etwas unbequem." Sie schloss die Augen und faltete die Hände vor ihrer Brust. Für einen kurzen Moment war ihr Kleid nichts weiter, als pure Energie. Nach einem kurzen Lichtblitz stand Zelda in ihrer neuen, für Link und Navi ungewohnten, Kleidung dar. Ihre Haare waren dunkelbraun und geflochten, sie trug eine langarmige, graugrüne Bluse und eine dunkelbeige Hose, deren Umschläge über ihre braunen Stiefel hingen und ihr schwarzer Umhang wurde mit einem Rubin als Schließe zusammengehalten. "Keine Waffen?", fragte Elbryan leicht verwundert.

Link, der die ganze Zeit nach hinten geschaut hatte, drehte sich wieder nach vorne um. "Diese Prinzessin braucht keine Waffen", sagte er und gab Epona die Sporen. Zelda sprang auf Arawan, der sich keineswegs über die Verwandlung gewundert hatte, und ritt mit den Dreien Link hinterher, der wieder ein normales Tempo eingelegt hatte. Elbryan befand sich neben ihm. "Sollten wir nicht unsere unterbrochene Unterhaltung weiterführen?", fragte Link. "Was gibt es dazu noch groß zu sagen", antwortete Elbryan. "Zum Beispiel, warum Symphony von den Elfen auserkoren sein soll", erinnerte Link. "Das ist schnell erklärt", begann Elbryan, "Wie du ja bereits weist, brauchen die Elfen einen Hüter, der viel in den Wäldern und den nahegelegenen Städten herumreist. Da das jedoch für einen einzelnen Menschen eine zu große Strapaze wäre, wird ein Wildpferd auserkoren, dem Hüter Freund zu sein. Mehr ist da nicht dran. Symphony ist ein treuer Freund, aber er ist nicht mein Besitz, er ist und bleibt ein Wildpferd und handelt nach seinem eigenen Willen, solange er mir nicht als vierbeinige Unterstützung zur Seite steht." Navi, die immer noch auf Links Schulter saß, dachte nach. Sie wusste nicht, ob sie Link noch mal auf das, was in Kokiri passiert war, ansprechen sollte. "Link", sagte sie, "kann ich dich mal etwas fragen?" Link lächelte seine kleine Fee an: "Aber natürlich Navi." Navi schaute ihn an. "Oh!", bemerkte Link, "Verstehe. Ähm, Elbryan, könntest du mich vertreten?" Elbryan nickte. Link übergab Elbryan die Führung und ließ sich mit Epona hinter alle anderen fallen.


"Nun erzähl mal. Was liegt dir auf dem Herzen?" Navi seufzte. "Weißt du Link, es beschäftigt mich schon seit einigen Tagen. Am Morgen des Turniers bist du mit schwerem Herzen zum Waldtempel gerannt. Ich möchte ganz einfach endlich wissen, was los war!" Link ließ mit einem leichten Seufzer den Kopf sinken. "Navi, ich habe dir doch schon damals gesagt warum!" - "Das reicht mir nicht. ‚Ich wollte nicht, dass sie mich so sieht.' Das hast du gesagt, aber nicht weshalb du traurig warst." Link starrte geradeaus. "So ernst?", dachte er, "Sie will nicht nur mein Gewissen erleichtern." Er sah sie aus den Augenwinkeln an und merkte, dass sie voller Spannung eine Antwort erwartete. Link holte Luft und begann zu erklären, denn er wusste, dass Navi bei solchen Dingen nie locker lassen würde. "Ich würde sagen, es lag an etwas zuviel Selbstmitleid. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, doch Salias Vertrauen wuchs mit jeder Niederlage." Navi verstand. "Dann wollen wir mal weiter, oder?" Die Fee nickte und Link ritt nach vorn, zu Elbryan. "Alles geklärt?", fragte Elbryan. "Ja", erwiderte Link. Doch da erinnerte er sich. "Vielleicht aber doch nicht", sagte er, "ich muss mich mit Zelda unterhalten!" Wieder ließ er sich zurückfallen und ritt neben Arawan und Zelda.

Jill hatte sich zu Elbryan gesellt und Liana befand sich in der Mitte. "Zelda, ist dir bei der letzten Begegnung mit der Gerudo nicht etwas aufgefallen?", fragte Link hektisch. "Was meinst du?", erwiderte Zelda. "Denk nach. Zelda! Die Gerudo wusste von deiner Identität! Wer außer uns beiden, Arawan und Navi wussten davon?" Zelda starrte ihm erschrocken in die Augen. "Du meinst..." Link unterbrach mit einem starren Kopfnicken. "Wenn auch nur seine Seele!", fügte er hinzu, "Er muss es irgendwie geschafft haben, sich zu befreien. Gibt es eine Möglichkeit, eine Seele zu bannen?" Zelda sah in Jills Richtung: "Ich kenne keine, aber vielleicht sie." - "Wir werden sie darauf ansprechen, wenn es soweit ist. Es ist nicht nötig, dass sie sich Sorgen machen." Die Gruppe ritt unter Links Führung eine Stunde lang unbesorgt weiter. Es gab kein Anzeichen von Feinden oder dem Hologramm. Es schien so, als ob Link diese Reise ziemlich langweilte, jedoch war er in Wirklichkeit recht froh darüber, kein Blut vergießen zu müssen. Er war der Einzige, der die gesamte Stunde vollkommen in Gedanken versunken war. Wie konnte sich die Seele befreien? Wie kann sie gebannt werden? Wo versteckt sich die Gerudo, falls sie sich nicht in der Festung aufhält? Fragen, auf die er keine Antwort fand. Das sollte sich jedoch bald ändern. Link war immer noch am nachdenken, sodass er fast nicht bemerkte, wie Symphony und Windfire links und rechts an ihm vorbei preschten. "Was?", flüsterte er. Jill und Elbryan ritten auf zwei Arachnos zu.

Elbryan verpasste dem einen zwei Schläge mit Sturmwind und Jill stach einmal mit der Spitze ihres Kampfstabes zu. Beide Reiter drehten sich um und wollten zurückreiten, als Link ein "Hinter euch!" ausstieß. Hinter den beiden erschien nämlich das Hologramm. "Du nervst langsam!", bemerkte Link. "Wir werden dieses Treffen etwas interessanter gestalten!", sagte das Hologramm und verschoss drei Energiestrahlen, die Link, Jill und Liana trafen. Alle Drei gingen bewusstlos zu Boden. Zelda sprang von Arawan und rann auf die Gerudo zu, die diesmal auf dem Steppengras stand. Elbryan lief von hinten auf die Gestalt zu. Das Hologramm verschwand plötzlich und die beiden Kämpfer blieben geschockt stehen. Elbryan war noch um so mehr erschrocken, als die Gerudo unerwartet hinter Zelda auftauchte und ihr ein Schwert an die Kehle hielt. Beide, Waffe und Gerudo, waren zwar Hologramme, jedoch durch eine unsichtbare Kraft gefestigt, sodass sogar die Klinge gefährlich wurde. Zelda versuchte mit allen Mitteln von der Hand, welche das Schwert hielt, zu befreien. Elbryan wusste nicht, was er tun sollte. Er hielt Sturmwind mit beiden Händen wie ein Zweihänder und starrte das Hologramm ungewiß an. "Gib mir dein Schwert!", sagte die Gerudo. "Dieses Schwert kann ich dir nicht geben!", beschwerte sich Elbryan. "Gib es mir oder sie stirbt!", befahl die Gerudo, "Der Sonnenstein könnte mir bei anderen magischen Barrieren nützlich sein. Es macht mir zu viel Mühe, sie mit Magie zu bannen." Elbryan biss die Zähne zusammen. "Was soll ich bloß tun?", fragte er sich. Doch dann kam ihm eine Idee. "Nun gut, für das Leben der Prinzessin! Aber zuerst lässt du sie gehen!" Die Gerudo lachte: "Nein, wir machen es zeitgleich! Eins, zwei..." -

"DREI!", ertönte Links stimme und das Hologramm spürte eine kalte Pfeilspitze auf der Haut. Die Gerudo ließ einen kleinen Lacher von sich und verschwand um dann zwei Meter über dem Boden wieder aufzutauchen. "Glaubst du wirklich, ich bin so leicht zu besiegen?", fragte die Gestalt und schleuderte einen Blitzball auf Link. Dieser verstand die Aufforderung, zog Lilancor und schmetterte die Kugel zurück zu ihrer Quelle. Mehrere Bälle musste Link zurück schleudern und versuchte dabei so weit wir möglich von Zelda wegzukommen. "Gut getroffen!", lobte das Hologramm, als es dem letzten Ball auswich. "Aber wirst du auch hiermit fertig?", fügte sie hinzu und fasste Zelda ins Auge, die sich vor Schreck nicht rühren konnte. "Nein!", schrie Link, ließ das Schwert fallen und rannte zu Zelda. Die Gestalt schleuderte einen weiteren Blitzball, diesmal auf Zelda. Link behielt die Kugel im Auge. Es kam ihm so vor, als stünde die Zeit still, als würde alles um ihn herum schwarz. Da waren nur noch er, Zelda und diese tödliche Kugel. Link sprang und warf sich vor Zelda. "Link", flüsterte sie, als Link kurz vor ihr zusammen zuckte. Tränen liefen ihr über das Gesicht. "Wieso tust du das?"

Link musste eine weitere Kugel einstecken. "Zelda, ich..." Seine Worte erstarben und er verlor das Bewußtsein. "LINK!", riefen alle anderen Gruppenmitglieder wie aus einem Mund. Zelda zitterte vor Wut am ganzen Leib. "Es reicht!", knurrte sie mit geballten Fäusten. "Glaubst du wirklich, du hättest mich erfolgreich mit einem Fluch belegt?" Die Gerudo schwebte weiterhin in der Luft und starrte sie an. "Nun gut, wie du willst!", sagte Zelda entschlossen, rannte los und feuerte eine unzählbare Menge an Feuerbällen auf das Hologramm, welches die Attacke mit schwarzen Kugeln neutralisierte. Das Hologramm lachte kurz auf und richtete dann einen schwarzen Energiestrahl auf Zelda. Diesmal war Zelda konzentrierter und konterte mit weißer Energie. Die Energien prallten mit einem großen Knall aufeinander. Die Druckwelle, die dadurch entstand verschonte alles bis auf das Hologramm. Der kleine Aussetzer der schwarzen Energie brachte Zeldas weißen Strahl etwas näher an die Gerudo.

Diese verstärkte ihre Attacke und die schwarze Energie verschlang die Hälfte der weißen Energie. Zelda wurde langsam schwächer. Der schwarze Strahl rückte bedrohlich näher. Schweißperlen glänzten auf ihrer Stirn. Die Attacke war nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch geistig. Sie musste versuchen, sich nur auf ihre Energie zu konzentrieren und nicht zu dem am Boden liegenden Link zu rennen. Doch alles schien nichts zu helfen. Die dunkle Energie war nur noch einen Meter von der Prinzessin entfernt. Plötzlich hielt jemand Zeldas linke Hand. Sie blickte zur Seite und sah Jill, die einen Edelstein fest umklammerte. Es handelte sich um einen Diamanten. "Mit seiner Reinheit wird er uns helfen", sagte sie entschlossen und konzentrierte sich. Die Kraft des weißen Strahles wuchs, sobald sie daran glaubten. Jill fügte dem Strahl zuerst nur soviel Energie hinzu, dass beide Kräfte gleich groß waren. Sie sammelte die überschüssige Energie in dem Edelstein. Als der Diamant vor Energie nur so vibrierte, fasste sie das Hologramm mit einem diabolischen Lächeln in die Augen. "Fahr zur Hölle!", schrie sie und entlud die Energie mit einem Mal. Der weiße Strahl schwoll an und entlud sich mit einem Schlag an der Gerudo, welche sich schreiend auflöste. Zur selben Zeit kam auch Link wieder zu sich. "Alles in Ordnung?", fragte Zelda mit ein paar restlichen Tränen im Gesicht. Link nickte erschöpft. Alle stiegen auf ihre Reitgefährten und setzten ihren Weg zur Gerudofestung fort.


5. Ein fast perfekter Abend

Es war später Nachmittag als die Gruppe das Gerudotal erreichte. Die Gerudo schien die Kraft verloren zu haben, ein Hologramm zu projizieren. Seitdem Zelda gemeinsam mit Jill eine magische Attacke auf die Projektion vollführt hatte, war von keinerlei Bösem etwas zu sehen.


Jill, Elbryan und Liana betrachteten die Felsformationen, welche sich um sie herum auftürmten, mit gebührendem Respekt. Ihnen kam diese Gegend sehr gespenstisch vor. Der Wind, der von der Wüste herüberwehte, pfiff durch kleine Löcher und ritzen in den Felsen. Manchmal bröckelten kleine Steine von den Wänden herunter und fielen in den trockenen Sand. Link und Zelda hatten auf dem fortgesetzten Weg kein einziges Wort miteinander gewechselt. Zelda hatte mehrere Male versucht, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, doch sie redete gegen eine Wand, die so dick sein musste, wie die Mauern von Hyrule. Link starrte nur vor sich hin, sah sie nicht einmal an und machte keinen Anstand irgend eine Gefühlsregung zu zeigen. Glücklicherweise kannte Epona den Weg genau und Link musste sie nicht einmal wirklich lenken.

Die Gruppe überquerte vorsichtig die Brücke. Da der Wind und die Nässe des Wasserfalls der anfangs stabilen Brücke ordentlich zugesetzt hatten, war es nur möglich, sie einzeln zu passieren. Auch wenn die Handwerker vor drei Jahren ihre Arbeit sehr gut erledigt hatten, so waren doch Nässe und Wind unberücksichtigt geblieben. Als Elbryan mit Symphony zuletzt die Brücke nutzte, ächzte das Holz unter der Last des muskulösen Hengstes. Es klang so, als ob die Brücke jeden Moment zusammenbrechen würde, doch zum Glück tat sie es nicht. "Das war ganz schön knapp", keuchte Elbryan, dem der Adrenalinstoß deutlich anzumerken war. Die Fünf ritten weiter und bogen hinter einer Treppe nach rechts ab, wo sie von Naboru herzlichst begrüßt wurden. "Da seid ihr ja!", rief sie erleichtert und ging ihnen entgegen, "Was ist denn passiert? Und..." Naboru stockte, als sie Zelda erblickte. "Eure Hoheit? Ihr hier?", sagte sie und verneigte sich. "Nicht Hoheit", antwortete Zelda, "jedenfalls nicht im Moment! Hast du eine mögliche Verdächtige gefunden, Naboru?" Die Gerudoanführerin richtete sich wieder auf und schüttelte den Kopf: "Nein, es ist niemand aufgetaucht, der nicht zu uns gehört. Ich habe überall die Wachen verstärken lassen, um auf etwas Ungewöhnliches vorbereitet zu sein. Bis jetzt ist jedoch nichts vorgefallen." Naboru sah zu Link, "Wüstenfuchs", wie er von den Gerudo genannt wurde. Diesen Spitznamen trug er zurecht. Vor drei Jahren hatte Link ohne Probleme das Gerudotraining in der Arena absolviert. Seit dem stellen ihm die Gerudo Rätsel, welche er zu lösen hat, um in die Festung zu gelangen.

Bis jetzt hatte Link keine Probleme die Gerudofestung zu betreten. Außerdem trug er in den letzten drei Jahren bei jedem Besuch, wie heute auch, die fuchsrote Goronenrüstung. "Was hat euch eigentlich aufgehalten?", fragte Naboru erneut. "Die Gerudo erschien drei Mal als Hologramm", antwortete Jill, "Bei der ersten Begegnung hatte sie Symphony ziemlich zugesetzt, sodass wir erstmal auf der Lon-Lon blieben. Link wollt mit uns eigentlich nachts weiter reiten, doch da tauchte Liana, von einer bösen Seele besessen, auf. Die anderen zwei Male waren... unerfreuliche Begegnungen." Naboru sah Link an, der jedoch immer noch den Boden anstarrte. "Ich habe schon Betten für euch aufgestellt, allerdings habe ich mit einer Person weniger gerechnet. Kira!" Eine Gerudo kam aus einem Gebäude gerannt. "Ja, Herrin?" - "Lasse noch ein Bett aufstellen. Unsere Gäste sollen sich wohl fühlen." - "Wie Ihr wünscht, Herrin!" Die Gerudo drehte sich auf der Hacke um und wollte in die Festung zurückgehen. "Ich brauche heute Nacht kein Bett", sagte Link trocken.

Naboru starrte ihn an. Alle anderen warfen sich fragende Blicke zu. Link sah der Gerudo auffordernd in die Augen, die sich zu ihrer Bediensteten umwandte und sie wegschickte. Jill, Liana, Zelda und Elbryan ließen ihre Reitgefährten in der Obhut einer Gerudo und betraten die Gerudofestung. Arawan wachte zusammen mit dem angesetzten Posten über die drei Pferde.


"Was ist los mit Link?", fragte Jill, als sie sich auf das Bett fallen ließ. Zelda stand gerade vor dem Waschbecken und wusch ihr Gesicht. Elbryan legte seinen Umhang und seine Waffen ab. "Ich weiß es nicht", antwortete Zelda auf die Frage, als sie sich mit einem Tuch abtrocknete. Sie wusste es zwar nicht genau, aber sie hatte einen starken Verdacht. Elbryan und Jill schauten sich an und lächelten einander zu. "Ist dir der Umhang nicht etwas unbequem?", fragte Jill nach einiger Zeit, als sich Zelda nicht von der Stelle rührte. "Ich wollte noch einmal nach draußen gehen." Mit diesen Worten war sie auch schon verschwunden. "Meinst du, wir sollten den beiden etwas helfen?", fragte Elbryan, als er sicher sein konnte, dass keiner in Hörweite war. Jill stand auf und ging auf Elbryan zu. "Ich weiß nicht, ob dies eine gute Idee ist", lächelte sie. "Ich meine, wir brauchten keine Hilfe, oder?" Sie fuhr ihm durch die Haare und gab ihm einen Kuss, welchen er erwiderte.

Der Pfeil traf mitten ins Schwarze. Link legte einen Pfeil an, spannte den Bogen und ließ den Pfeil in einer geraden Linie die dreihundert Meter entlang sausen. Er stand in der Mitte zwischen den zwei großen Zielscheiben und richtete die Geschosse auf die Scheibe, welche vom Eingang am weitesten entfernt war. Erneut ließ er den Feenbogen arbeiten. Link zog einen Pfeil aus seinem Köcher, ließ sich jedoch selbst zu Boden fallen. Er legte sich auf den Rücken, spannte den Bogen und schoss den Pfeil über die Berge hinweg. Er legte die Waffe beiseite, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und dachte nach. Plötzlich sauste etwas über seinem Kopf hinweg und Link konnte dieses Etwas gerade noch einen seiner Pfeile spalten sehen, bevor er den Bogen ergriff, aufsprang und sich umschaute. Da stand jemand oben auf der anderen Zielscheibe mit einem Bogen in der Hand und in einen Umhang gehüllt. Link kniff die Augen zusammen und betrachtete die Silhouette genauer. "So allein hier?", fragte dieser Jemand.

Link war erleichtert, als er ihn anhand seiner Stimme identifizierte. "Elbryan!", sagte er mit einer gespielten Empörung. Dieser sprang hinunter und ging auf Link zu. "Was machst du hier so ganz alleine?", fragte er erneut. "Nur ein bisschen üben", entgegnete Link. Elbryan setzte einen Pfeil an und spannte den Bogen. Jetzt erkannte Link erst, woher Falkenschwinge seinen Namen hat. An beiden Enden der eingespannten Bogensehne befanden sich fünf Falkenfedern. Wird der Bogen gespannt, so spreizen sich alle fünf Federn gleichmäßig. Elbryans Pfeil flog wie von alleine genau in die Mitte der Zielscheibe. "Ich habe jemanden ganz allein auf der Gerudofestung sitzen sehen", sagte Elbryan ohne seinen Blick auf Link zu richten und schoss erneut einen Pfeil ab. Link ließ blitzschnell einen Pfeil flitzen, welcher sich direkt in den von Elbryan bohrte und beide kurz darauf der Schwerkraft zum Opfer fielen. Link entgegnete nichts. "Wenn du dich beeilst, sitzt sie vielleicht noch dort", sagte Elbryan mit einem freundschaftlichen Lächeln.

Link schaute ihn leicht entsetzt an. Er wusste nicht direkt, was er von der Aufforderung halten sollte. "Wozu braucht ihr das Geld überhaupt?", entgegnete Link, der keine Anstalten machen wollte, irgendwie auf das Gesagte zu reagieren. "Jill's Vater ist schwer krank. Die Heilung kostet Unmengen von Rubine." Link richtete seinen Blick wieder auf die Zielscheibe. Es war schon sehr dunkel geworden. "Du musst in solchen Sachen Erfahrung haben", antwortete Link auf den Aufruf, den Blick nachdenklich zu Boden gewandt. Elbryan antwortete nicht. Er wollte ihn nicht zu irgend etwas zwingen. Ein paar Minuten waren vergangen, da drehte sich Link um. "Zum Schießen ist es sowieso zu dunkel", sagte er und war verschwunden. Jill, die die Beiden die ganze Zeit beobachtet hatte, trat aus dem Schatten heraus. "Wirklich geschickt", lächelte sie ihrem Liebsten zu. "Ich hoffe, es war das Richtige", seufzte Elbryan. "Er hat es aus freien Stücken getan", argumentierte sie. Das musste Elbryan genügen.

Link lief auf leisen Sohlen zur Gerudofestung. Er blickte nach oben, sah aber niemanden. Er betrat das Gebäude, lief zahlreiche Treppen rauf und runter und war schließlich an dem kleinen Balkon überhalb des Gefängnisses angelangt. Link lehnte sich an die Brüstung und warf einen Blick zu der Festung. Dort sah er Zelda sitzen, welche die Sterne betrachtete. Er folgte ihrem Blick, ließ ihn aber dann wieder zu Zelda wandern. Link seufzte. "Der Abend ist perfekt", redete er sich immer wieder ein, womit er auch recht hatte. Die Nacht war sternklar, der Mond war voll und die Temperatur ungewöhnlich angenehm. Er sah sie immer noch an. Da war ein starker Drang in ihm, ein Druck, der ihn dazu veranlasste von dem Geländer zu weichen und lautlos durch die Festung zu rennen, die er wie seine Westentasche kannte.

Noch nicht einmal außer Atem erreichte er das oberste Stockwerk. Hier oben war es kühler als woanders. "Muss wohl am Wind liegen", dachte er sich. Link schlich mucksmäuschenstill zu Zelda. Er blieb ein paar Meter hinter ihr stehen und unterdrückte den Gähnzwang. Es war ein anstrengender Tag gewesen, doch er wollte das jetzt durchziehen. Irgendwie. In ihm kämpften Unsicherheit und Überzeugung miteinander. Langsam gewann die Unsicherheit in ihm und er wollte sich umdrehen und sie für die heutige Nacht vergessen. Das konnte er jedoch nicht, da der Vollmond so tief stand, dass beide lange Schatten an die Wände warfen. Leise atmete Link noch einmal tief durch, um die nötige Ruhe zu finden. Dann ging er die letzten paar Schritte zu Zelda. "Ist dir nicht kalt?", fragte Link. Doch da kam ihm die Frage schon blöd vor, da er ja sehen konnte, dass sich Zelda mit ihrem Umhang umschlungen hatte. "Nein", sagte sie ohne ihn anzusehen. Vorsichtig setzte er sich rechts neben sie.

Beide beobachteten die Sterne. "Die Sterne leuchten heute besonders schön, findest du nicht?", fragte Link. "Ja", antwortete Zelda. Eine Zeitlang saßen sie nur da ohne etwas zu sagen, obwohl jeder wusste, was dem anderen auf dem Herzen lag. Link sah Zelda an, ohne dass sie ihren Blick von den Sternen abwandte. Er hob leicht die linke Hand an. Dann verharrte er in seiner Position und glaubte, dass Falsche zu tun. "Irgend etwas muss ich tun", dachte er. Zögernd legte er seine Hand auf Zeldas. Etwas erstaunt und dennoch erfreut über diesen Anfang sah ihn Zelda lächelnd an. Link war ziemlich verlegen und wollte etwas sagen, doch er brachte kein Wort hervor. Statt dessen schaffte er es gerade mal zurück zu lächeln. Zelda blickte wieder zurück zu den Sternen. Eine Weile blieben beide stumm. "Das vorhin in der Steppe", sagte sie schließlich, den Blick nach unten und dann auf Link gerichtet, "das hättest du nicht tun müssen." - "Ich...", begann Link, doch dann landete Zeldas linker Zeigefinger mit einem "Shh!" auf seinem Mund. Sie sah ihm tief in die Augen. Einen Moment lang starrten sich beide an. Link legte seine rechte Hand auf ihre Wange und dann näherten sich ihre Lippen.

Link ließ plötzlich von Zelda ab und starrte in den Himmel. "Was ist?", fragte Zelda. "Hast du das nicht bemerkt?", flüsterte Link besorgt, "Da ist irgend etwas!" Jetzt suchte auch Zelda den Himmel ab. "Ich kann nichts sehen", flüsterte Zelda. "Shh!", Link legte einen Zeigefinger vor seine Lippen, während er weiter den Himmel beobachtete. "Hörst du das?", hauchte er. Sie schloss ihre Augen. "Schwingen?", fragte Zelda leise. Link nickte. Plötzlich wurde das Mondlicht kurzzeitig unterbrochen. "Da", Link deutete auf das Dunkle, was kurzzeitig das Licht einiger Sterne verschlang. Beide fixierten dieses Etwas mit ihren Blicken.

Verzweifelt versuchte Link dieses Etwas zu identifizieren. "Das ähnelt einem Drachen", sagte Link etwas lauter. Ab und zu sahen sie zwei rote Punkte aufblitzen. Vermutlich waren es seine Augen. Plötzlich wurde die nächtliche Ruhe durch ein lautes echsenähnliches Brüllen gestört. Erschrocken sprangen beide auf. "Kein Zweifel! Ein Drache!", antwortete Zelda auf das Geräusch. "Wir müssen die anderen warnen!", sagte Link, "Komm!" Die Zwei rannten los und alarmierten jeden, den sie unterwegs sahen. Auf halben Wege zu ihrem Quartier trafen sie auf Naboru. "Was ist denn mit euch los?", fragte Naboru. "Zelda, erkläre ihr alles, ich suche die anderen", sagte Link und rannte weiter. Die Gerudoanführerin schaute Zelda fragend an. "Ich glaube, wir haben ein ziemlich großes Problem", erklärte Zelda.

Als Link an dem Quartier der Fünf vorbeikam, sah er Liana auf einem der Betten liegen. Erst wollte er sie weiter schlafen lassen, doch dann überlegte er es sich anders. "Liana?", fragte er, als er in der Tür stand. Er trat näher und rüttelte sie wach. "Liana! Du musst aufstehen!" Sie setzte sich auf die Bettkante und gähnte ihn protestierend an. "Was ist denn los?", fragte sie und wischte sich ein paar ihrer blonden Haare aus dem Gesicht. "Wir haben ein ziemlich großes fliegendes Problem. Ein Drache bedroht die Festung!" Liana riss die Augen auf. "Welche Farbe hat er?", fragte sie. Link sah Angst in Lianas grünen Augen. "Ich weiß es nicht", gestand er, "Zelda wird hier bald vorbeikommen. Es ist besser, du wartest solange!"

Er schnappte sich Lilancor, Pfeil und Bogen, verließ eilig das Quartier und rannte weiter. Etliche Wächterinnen wurden von ihm alarmiert, bevor er nach draußen gelangte. Er warf einen kurzen Blick nach oben. Der Drache zog noch immer seine Kreise am Himmel. Link rannte zu den Pferden, sprang von hinten auf Epona und galoppierte los. Er musste Jill und Elbryan finden, bevor es der Drache tat. Link lenkte Epona zu den Schießanlangen. Als er den Weg hochpreschte, überkam ihn ein ungutes Gefühl. Sicherheitshalber warf er einen Blick nach oben, jedoch konnte er nichts sehen: Er befand sich mitten in einem kleinen Steintunnel.

"Zelda?", fragte Liana, als irgend jemand an dem Zimmer vorbeikam. "Ja?", fragte sie und betrat den Raum. "Welche Farbe hat der Drache?" Zelda schaute sie verwirrt an. "Ist das so wichtig?" Liana nickte antwortend. "Ich weiß es nicht." Die Elfe überlegte kurz. "Hat er rote Augen?" - "Was..." - "Hat er rote Augen?", fragte Liana eindringlich. Zelda schaute sie bejahend an. Sie schluckte, denn sie wusste, dass das was Liana als nächstes sagt, ihr überhaupt nicht gefallen wird.

"Mist!", knurrte Link und lenkte Epona aus dem Tunnel heraus. Da war schon wieder dieses Brüllen. Epona lief schon so schnell sie konnte, doch Link schaffte es, sie weiter anzuspornen. Als er oben angelangt war, sah er im Mondschein Jill und Elbryan voreinander stehen. "Also doch", dachte Link grinsend. Doch sein Gesicht wurde ernst, als der Drache erneut auf sich aufmerksam machte. "Elbryan!", rief Link, obwohl ihm bewusst war, das dies den Drachen anlocken könnte. Die beiden sahen sich erschrocken um. Epona stoppte kurz vor den beiden. "Sagt jetzt bloß, ihr habt den Drachen nicht bemerkt, der über der Festung seine Kreise zieht?", erwiderte Link auf die verdutzten Minen der Zwei. Jill schnappte hörbar nach Luft. Elbryan schloss kurz die Augen und ein paar Sekunden später erschienen Symphony und Windfire. Link machte ein nachdenkliches Gesicht. "Habt ihr schon mal gegen einen Drachen gekämpft?", fragte er. Die beiden sahen sich an. "Ja", sagte Elbryan, "wenn auch mit einem größeren Gefolge." -

"Dann wartet vor der Festung und haltet den Drachen gegebenenfalls auf", sagte Link entschlossen, wendete Epona und galoppierte zur Festung zurück. Auch wenn es für Reiter und Pferd ungewohnt war, duckten sich beide und Eponas Hufe hallten durch die Räume der Festung. Link machte keinen Anstand vor dem Quartier von Epona zu steigen sondern trabte mit ihr in den Raum hinein. Zelda und Liana sahen ihn erstaunt an. "Ich habe nur meinen Hammer vergessen", sagte er mit einem Augenzwinkern in Zeldas Richtung. Sie verstand nur zu gut. Im finalen Kampf gegen Ganon hatte Link mit seinem Hammer auf Ganons Schwanz eingeprügelt und ihn dadurch fast bezwungen, wenn nicht das Master-Schwert allein diese Kraft gehabt hätte. Link hielt sich mit einer Hand am Knauf des Sattels fest und angelte mit seinem freien Arm nach dem Schultergurt seines Rucksackes. Er holte seinen Stahlhammer heraus, warf den Rucksack zurück und verstaute die Waffe in der großen Satteltasche. "Irgend etwas, das ich wissen sollte?", fragte Link und schaute die Beiden an.

"Ja", sagte Liana mit leicht zitternder Stimme, "Wenn ihr euch nicht verguckt habt und der Drache tatsächlich rote Augen hat, dann... haben wir tatsächlich ein Problem." Link wusste nicht, was er von der Antwort halten sollte. "Wie schlimm ist es genau?", hakte er nach. "Es handelt sich hierbei um einen roten Drachen, die intelligentesten, gefährlichsten und größten dieser Art." - "Ich werde den anderen Bescheid sagen!" Erneut schnellte Epona durch die Festung. Fast hätten sie eine Gerudo niedergeritten, doch diese konnte gerade noch ausweichen. "Verzeihung!", rief Link ihr nach, ohne das Pferd anzuhalten. Als sie nach draußen eilten, warteten bereits Jill und Elbryan. "Liana weiß, um was für einen Drachen es sich handelt!", erklärte Link, "Es scheint sich um einen Roten zu handeln!"

Zelda und Liana eilten die Wege der Festung entlang. "Bist du dir sicher, dass es hier lang geht?", fragte Liana jetzt zum fünften Mal. Die Zwei kannten die Festung längst nicht so gut wie Link und in ihrer Eile hatten sie sich öfters verlaufen. Liana hat als Elfe zwar gute Orientierungssinne, doch auch sie war sich nicht mehr so sicher, wo Norden war. "Prinzessin?", fragte eine wohlbekannte Stimme. Liana stoppte und drehte sich um, bevor Zelda bemerkt hatte, dass jemand nach ihr gerufen hatte. "Was ist, Naboru?", fragte Zelda. "Ich würde Euch gerne im Kampf unterstützen", begann die Gerudo, "Wir hatten in den letzten drei Jahren oft Probleme mit Drachen oder drachenähnlichen Kreaturen, wenn sie auch nicht mal halb so groß waren, wie diese Art. Ein paar meiner besten Kämpferinnen könnten..." -

"Das wird nicht notwendig sein", unterbrach Zelda, "Der Drache hat es auf uns abgesehen und nicht auf deine Festung. Wir werden das Problem selbst aus der Welt schaffen, ob es dir nun passt oder nicht!" Naboru sah aus, als hätte man ihr ein nasses Handtuch ins Gesicht geschlagen. "Wie Ihr wollt", sagte die Gerudo. "Manchmal zahlt es sich aus, eine Prinzessin zu sein", dachte Zelda, als sie fast draußen waren. Dort hörten sie den Drachen schreien und die anderen aufschrecken. "Da seit ihr ja!", sagte Arawan. Liana warf einen Blick nach oben. "Oh mein Gott! Seine Flughöhe wird immer geringer!" Sie stieg auf Helexa. Die Pferde wurden langsam nervös. Sie spürten die drohende Gefahr, jedoch konnten sich die Reiter auf ihre Gefährten verlassen. "Wir sollten ihn in die Steppe locken", schlug Elbryan vor. Link überlegte nicht lange. "Ich kenne da einen guten Platz", sagte er und warf ebenfalls einen Blick nach oben. "Hinter dem Stück Felslandschaft auf der Hylianischen Steppe ist ein kleines eingezäuntes Plateau, unter dem man sich auch verbergen kann." - "Und dein Plan?", fragte Arawan. "Jill wird ihre Steine bereithalten und sich unter dem Plateau verbergen. Zelda wird uns kurz nach dem Beginn des Kampfes mit ihren Zaubern zur Verfügung stehen. Beide werden angreifen, wenn sie es für richtig halten. Elbryan wird entweder mit Falkenschwinge oder Sturmwind mit mir zusammen den Drachen attackieren und Liana... ähm.." - "Ich werde mit Helexa nachkommen, sobald der Drache gelandet ist. Ich hab da schon eine Idee!", sagte sie kichernd.

"Wenn es irgendwie möglich ist, sollten wir auf unseren Pferden bleiben", fügte Jill hinzu. Link sah zu Zelda und Arawan hinüber, der ihn unentschlossen ansah. Link verstand was er wollte. "Zelda und Arawan. Ihr bleibt zusammen. Wenn Zelda nah genug an dem Ungeheuer dran ist, kannst du auch deine scharfen Klauen einsetzen." Alle warfen einen Blick nach oben, als der Drache erneut auf sich aufmerksam machte. Link sah in erwartende Gesichter. Als er eine Zeitlang vor den anderen wortlos auf Epona thronte, ergriff Navi das Wort: "Wie locken wir ihn in die Steppe?" Liana trat mit Helexa näher heran: "Drachen haben Adleraugen." Link nickte und gab mit einer Handbewegung das Zeichen zum losreiten. Liana blieb wie verabredet zurück

Als die Vier die Brücke erreichten, stoppte Link den Trupp. "Wir müssen vorsichtig sein", sagte er, "Wer weiß, wie viele Reiter die Brücke noch aushält?" Jill ging mit Windfire als erste auf die andere Seite. Die Stute machte ihrem Namen alle Ehre, denn nicht ein einziges Mal knarrte das Holz. Drüben angekommen drehte Jill das Pferd um und stellte sich neben die Brücke. Link nickte zu Zelda, welche sich mit Arawan sofort auf den Weg machte. Hier hörte sich das Holz schon etwas anders an. Arawan tastete jeden Balken zweimal ab. Er wollte sichergehen, dass das Holz nicht plötzlich nachgab.

Bei dem letzten Balken war er unschlüssig doch er wagte einen Versuch. Das Brett war zum Glück sicher. Arawan gesellte sich zu Windfire. Nun waren Elbryan und Symphony an der Reihe. Der Hüter atmete einmal tief durch und gab dem Hengst das Zeichen zum lostraben. Das Holz knarrte stärker und lauter als am Nachmittag. Elbryan befürchtete nicht nur, dass das Holz unter Symphonys Hufen zusammenbrechen würde, er wusste es fast. Symphony schnellte über die Balken, doch die letzten drei Bretter waren scheinbar nicht mehr trittfest und stürzten, nachdem sie zahlreiche Felsvorsprünge gestreift hatten, in den reißenden Fluss, zweihundert Meter unter Reiter und Pferd. Symphony konnte noch rechtzeitig stehenbleiben. Elbryan schluckte laut. Er gab Symphony einen leichten Druck in die Flanken. Das Pferd begriff und übersprang aus dem Stand die drei Meter große Lücke. Die Brücke begann durch den plötzlichen starken Druck von Symphonys Hinterläufen leicht zu wanken.

Elbryan drehte sich um und musste mit ansehen, wie sich Stück für Stück die Brücke auflöste. Die Drei sahen verdattert in Links Gesicht, der zu ihrer Verwunderung gelassen im Sattel saß. Er ließ Epona rückwärts traben und hielt sie, einhundert Meter von der ehemaligen Brücke entfernt, an. "Das willst du doch nicht wirklich tun?", rief Elbryan, als er erkannte, was Link vorhatte. Dieser blieb stumm, tätschelte Epona am Hals und gab ihr die Sporen. Epona galoppierte los und wurde von Sekunde zu Sekunde schneller. Link war fest davon überzeugt, dass die Stute den Sprung schaffen würde, auch wenn den anderen die Angst im Nacken saß. Plötzlich sah Link etwas auf dem Weg liegen, ein faustgroßer Stein. Er wollte Epona stoppen, doch es war zu spät. Das Pferd strauchelte und machte am Abgrund eine Vollbremsung.

"Oh, Scheiße!", schrie Link, als er im hohen Bogen über Eponas Kopf hinwegsauste, die Zügel mit der Linken noch fest umklammert. Epona hatte Mühe, bei dem plötzlichen Ruck an dem Geschirr nicht den Halt zu verlieren, als Link gegen die Felswand knallte. Den anderen stockte der Atem. Link wurde fast bewusstlos, doch er fing sich wieder. Er schaute kurz nach unten. "Warum musste der Wasserstand bloß sinken?", fragte er sich und betrachtete die Nadelfelsen unten im Fluss. Den Sturz würde er bei der Höhe niemals überleben. Jill, Zelda, Elbryan und Arawan sahen geschockt hinunter. "Ich hoffe, er kommt da wieder hoch", sagte Elbryan. Jill starrte ungewiss nach unten. "Er wird es schaffen", sagte Zelda leise und entschlossen und schaute zu Link, während sich alle anderen Augen auf sie richteten. "Sie muss es wissen", dachte Elbryan.


Es war eine Weile vergangen, als Link endlich mit beiden Händen die Zügel ergriff. "Das schaffst du", flüsterte Zelda. Symphony wurde unruhig. Er erahnte die Gefahr. Doch es war nicht Link gemeint, wie die meisten bald bemerkten, sondern der Drache, der nun über dem Gerudotal seine Kreise zog. "Junge, du solltest anfangen zu klettern!", sagte Lilancor nervös. Link verdrehte die Augen. "Als ob ich das nicht wüsste", murmelte er. "Ich hab halt ein bisschen Angst vor Wasser! Du weißt ja gar nicht wie dass ist, Jahrelang unbemerkt unter dem Wasser zu liegen ohne dass dich jemand pflegt und..." - "Wenn du nicht sofort die Klappe hältst, dann landest du dort, wo du nicht sein willst!", unterbrach Link.

Er ergriff einen weiter oben gelegenen Teil des Zügels. "Epona, mein Mädchen", sagte er, als sie in seiner Sichtweite war, "Tu' mir den Gefallen und geh' ein Stück rückwärts!" Epona wartete nicht lange und zog Link auf sicheren Boden. Auf der anderen Seite stießen alle erleichterte Seufzer aus. Link hatte noch nicht den Mut verloren und räumte alle möglichen Behinderungen aus dem Weg. Dann setzte er sich auf Epona, wendete sie und trabte wieder hundert Meter von der Brücke weg. "Link, lass es!", rief Elbryan, "Wir schaffen den Drachen auch alleine! Du musst dich nicht unnötig in Gefahr bringen!" - "Elbryan hat Recht!", schrie Jill, "Epona wird diesen Sprung nicht schaffen! Es ist Wahnsinn!" Doch Reiter und Pferd ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Link strich Epona über den Hals. "Das schaffen wir", sagte er, während er sie tätschelte, "Bereit?" Die Stute wieherte.

"Dann LOS!" Epona bäumte sich auf, um sowohl sich als auch Link Mut zu machen, und galoppierte los. "Aus dem Weg!", rief Link und fuchtelte mit den Armen in der Luft herum. Alle, die auch nur möglicherweise in der Bahn standen, wichen vorsichtshalber aus. Als Epona am Abgrund angelangt war, gab sie noch mal alles. Sie drückte sich sowohl mit Vorderhufen als auch mit den Hinterbeinen so stark wie möglich ab. Jetzt lag alles in den Händen der Schwerkraft. Die Zeit schien wieder langsamer zu werden. Zelda hoffte nur, dass diese Ungewissheit endlich ein Ende hatte und Link auf sicherem Boden ankommen wird. Elbryan und Jill guckten ganz schön dumm aus der Wäsche, als Epona mit dem ganz gelassen Link auf dem Rücken den Steinweg hochgetrabt kam. "Können wir weiter?", fragte Link grinsend und ritt an den verwunderten Gesichtern vorbei. Alle waren so baff, dass die Reitgefährten von alleine Epona folgten, ohne die Anweisung dafür bekommen zu haben.


6. Hinweise

Die Gruppe folgte dem steinigen Weg. Ihnen war bewusst, dass der Drache ihnen folgte. Um Liana brauchten sie sich nicht zu sorgen, da sie ja andere Mittel hatte, um Abgründe zu überqueren. Zur vorsorge hatte Zelda zwei von Links Pfeilen verzaubert. Diese befanden sich an seinem Gürtel, damit keine Verwechslungen auftreten. "Wir sind da", sagte Link, als sie das Plateau erreichten. Elbryan blickte nach oben. "Seine Flughöhe wird geringer! Er macht sich bereit!" Link nickte den anderen zu. Jeder wusste, was zu tun war. Jill, Zelda und Arawan verschanzten sich unter dem Plateau. Elbryan hielt Falkenschwinge bereit und stellte sich mit Symphony hinter einen großen Felsen.

Es war für beide schwer sich zu verbergen. Der Hengst war von der Schulterhöhe her größer als Elbryan selbst. Link stellte sich in die Mitte des Plateaus. Alle gaben unauffällig ein Zeichen, dass jeder an seinem Platz war und alle bereit sind. Link tätschelte Epona. "Ich hoffe, du hältst es aus", sagte er. Epona wieherte. "Dann mach dich bereit", sagte er und tätschelte sie noch zweimal kurz am Hals. Dann nahm er seinen Bogen und griff in seinen Köcher. Er hatte gelernt, seine Geschosse in Feuerpfeile zu verwandeln, die beim Abschießen anfangen zu brennen. Link legte den Pfeil an, versuchte die Bewegungen des Drachen zu verfolgen und schoss. Der Pfeil sauste gegen eine der Schuppen des Drachen, was ihm aber anscheinend gar nichts auszumachen schien. Link wartete ab.


"Hey!", schrie er den Drachen an, "Komm gefälligst runter! Ich will mich für den verdorbenen Abend bedanken!" Die Kreatur schien zu reagieren. Sie sauste im Sturzflug dem Boden entgegen, direkt auf Link zu. Dieser hielt Epona ruhig und wartete. Als der Drache nicht mehr allzuweit entfernt war, gab Link seinem Pferd die Sporen, unerwartet für das Ungeheuer. Dieses konnte gerade noch rechtzeitig abbremsen und die Krallen seiner Hinterfüße gruben sich tief in den hylianischen Steppenboden. Das Untier musste ungefähr zehn Meter lang sein. Der ganze Körper war an allen günstigen Stellen mit spitzen Hörnern unterschiedlicher Größe besetzt: Ellenbögen, Knie, Rückenlinie, Kiefer, Stirn und das Ende des Schwanzes. Jeder der Flügel war vier Meter lang und die Knochen, welche die Flughäute hielten, hatten den Durchmesser von zwei zusammengeballten Fäusten. Der Drache konnte sich sowohl auf seinen Hinterbeinen als auch auf allen Vieren gut fortbewegen. Er brüllte empört. "Damit hast du wohl nicht gerechnet?", spottete Link lauthals. Die Kreatur drehte sich zu Link. Ohne es zu wissen, hatte das Untier vier Gegner im Rücken und einen vor sich. Der Drache reckte den Kopf in Links Richtung, griff aber nicht an. Link betrachtete die Zähne des Untiers mit Respekt. Einer musste so groß und scharf sein, wie das Master-Schwert.


"Was hat er vor?", fragte Zelda leise und schlich sich mit Arawan etwas aus dem Versteck. "Ich habe keine Ahnung!", flüsterte Jill, ging ihr hinterher und versuchte ihren Kampfstock im Schatten zu halten, "Bis jetzt habe ich noch keinen Drachen gesehen, der bei geeigneter Gelegenheit nicht angreift." Das dachte auch Elbryan. Er hatte zwar den Bogen gespannt, doch irgend etwas hielt ihn davon ab, anzugreifen. "Was ist?", fragte Link mit einem Stirnrunzeln. "In dir ruht eine große Macht, Sterblicher!", sagte der Drache bestimmt, "Du wärst ein mehr als würdiger Gegner. Davon hat man mir nichts erzählt." - "Wer ist der, von dem du da sprichst?", fragte Link, der immer noch nicht glauben konnte, dass er mit einem Drachen redete. "Er will, dass ich dich und die Prinzessin zu ihm bringe. Mir wurde aufgetragen euch beide umzubringen. Wenn ich gewußt hätte, um wen es sich handelt, dann wäre ich niemals darauf eingegangen." Link sah den Drachen misstrauisch an. "Ich glaube dir kein Wort!", sagte er und Epona machte zwei Schritte rückwärts.

"Den Helden der Zeit anzugreifen wäre mein Untergang", erklärte der Drache mit einem entwaffnenden Lächeln. "Woher dieser Sinneswandel? Du hast uns doch gesehen, oder nicht? Wenn du nicht mit mir kämpfen willst, wieso bist du dann nicht einfach zu ihm, wer auch immer das sein mag, zurückgegangen?" Die Kreatur schüttelte mit einem Seufzer den Kopf. "Ich kann Kräfte nur sehen, wenn die Person direkt vor mir steht, so wie du." Seine Augen verloren ihren Glanz. "Das was du vorschlägst, ist unmöglich. Würde ich dich angreifen, wäre ich tot. Würde ich zurückkehren, wäre ich auch tot." Link sah den Drachen mitleidig an. "Und was hast du nun vor?", fragte er und verstaute den Feenbogen. "Alles was mir noch bleibt, ist euch zu begleiten", antwortete der Drache. "Nun gut", sagte Link, "aber wir sind hinter dem Kerl her, der dich geschickt hat. Ich denke nicht, dass es für dich vorteilhaft ist, mit uns zu reisen." Der Drache lächelte hinterlistig und seine Augen wurden klarer. "Für mich ist es vorteilhaft. Viele meiner Rasse sind bei der Erfüllung seiner Aufgaben ums Leben gekommen. Du hast ihn schon einmal besiegt, oder?" Link nickte und betrachtete den Drachen. Er war sich nicht sicher, ob er ihm wirklich trauen konnte, nach all dem, was Liana erzählt hatte.

"Dann werde ich dich bei deinem Angriff unterstützen", fuhr der Drache fort, "Ich kenne zwar keine Möglichkeit, seine Seele zu bannen, aber ich weiß, wo er sich aufhält." Ein Lächeln huschte über Links Gesicht. Er wäre ein starker Verbündeter. Link wusste, dass Drachen magische Kräfte besitzen und das konnte letztendlich entscheidend sein. "Einverstanden", sagte Link und winkte den anderen zu. Die drei spähten aus ihren Verstecken und gesellten sich, als sie verstanden, dass der Drache keine Gefahr darstellte, zu Link. "Du weißt hoffentlich, was du tust?", fragte Navi leise. Link nickte, war aber selbst unentschlossen. Plötzlich begann er zu lachen.

Als der Drache ihn fragend ansah, machte er ihm mit einer einfachen Geste klar, dass es nichts war, das gegen die Kreatur ging. "Weißt du", begann Link und trocknete seine Augen, "ich vertraue dir, obwohl ich noch nicht einmal deinen Namen kenne. Außerdem weiß ich nicht, wie wir dich verstecken sollen." Der Drache machte eine Bewegung, die so aussah, als zuckte er mit den Achseln. "Eine Kleinigkeit!", sagte er und sprach etwas, das niemand ins Hylianische übersetzten konnte. Plötzlich schrumpfte er auf eine tragbare Größe. Aus zehn Meter wurden dreißig Zentimeter, vom Kopf bis zur Schwanzspitze. "Besser so?", fragte der Drache mit einer erhöhten Stimme. Link schaute ihn erwartend an. "Ach so! Mein Name lautet Saladrex." Der Drache flatterte hoch und schaute in die Runde. Dann flog er zu Link und setzte sich auf seine Schulter. "Jetzt komme ich mir vor wie ein Piratenkapitän!", lachte Link.


"Liana kommt mit Helexa", sagte Navi, als sie ihren kurzen Erkundungsflug beendet hatte, "und soweit ich es sehen konnte, hat sie deinen Rucksack bei, Link." Link lächelte sie an: "Gut gemacht, Navi." Plötzlich spürten alle einen Luftzug und vor der Gruppe landete Helexa. "Dein Rucksack?", fragte Liana und warf ihn zu Link. Helexa ließ ihre Flügel verschwinden. "Wohin jetzt?", fragte Zelda und schaute den Drachen an. "Obwohl es unglaublich klingen mag, müssen wir in die Verlorenen Wälder", erklärte Saladrex. "Die Verlorenen Wälder?", fragten Jill, Elbryan und Liana wie aus einem Mund. "Ich kenne den Weg! Ich hoffe, Salia ist noch im Schloss!" Noch bevor jemand protestieren konnte, gab Link seinem Pferd die Sporen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl folgten ihm die anderen. Doch sehr weit kamen sie in der Nacht nicht. Jeder war dem Einschlafen nahe und so schlugen sie im Schutz von ein paar Bäumen ein Lager auf. Link wechselte seine Kleidung wieder auf das Natürliche, nachdem alle anderen eingeschlafen waren.

"Ich hoffe, sie finden diesen Mistkerl!" Salia lief unruhig den Gang in der Eingangshalle auf und ab. Es waren über drei Tage vergangen und keiner hatte etwas von der Gruppe gehört. Doch über Link machte sie sich die wenigsten Sorgen. "Beruhige dich! Es hilft nichts, sich Gedanken über das Geschehene zu machen!" Impa stand hilflos neben Ruto. Beide hatten vergeblich versucht, Salia wieder auf den Teppich zu bringen. Sie zeigte eine Seite, die bis jetzt noch niemand kannte. "Ich weiß, ich weiß!", sagte sie und ging zu einem der Fenster, "Bis vor ein paar Tagen wiegte ich den Kokiriwald in Sicherheit und nun das! Wir dürfen Link davon nichts erzählen, nicht, bis Gras über die Sache gewachsen ist." Ruto legte eine Hand auf ihre Schulter und schüttelte den Kopf. "Er wird es sowieso irgendwann erfahren." Salia starrte in die Ferne. "Das mag wahr sein. Aber wenn er jetzt davon Wind bekommt, dann wird seine Wut ihn blind werden lassen! Dann ist alles vorbei!" - "Ich weiß, dass es für dich schwer sein muss. Ich bin auch nicht gerade froh darüber, dass die Pflanzen im Kokiriwald dahinsiechen und die Kokiri leiden!" Salia wandte sich vom Fenster ab. "Hoffentlich hat dieses ganze Leid bald ein Ende!", sagte sie, ging in ihr Schlafgemach und knallte die Tür hinter sich zu.

Die Sonne weckte die schlafende Gruppe. Navi war früher wach als alle anderen und hatte sich nach Feinden umgesehen, jedoch nichts Weltbewegendes aufgespürt. Sie genossen ein kurzes, gemeinsames Frühstück. Malon hatte ihnen so ziemlich von allem, was die Lon-Lon Farm bot, etwas mitgegeben. Danach sammelte jeder seine Sachen zusammen und eine viertel Stunde später war die Gruppe unterwegs. Link legte ein schnelleres Tempo vor. Er hatte vor, das Schloss vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Ab und zu flatterte Saladrex von Links Schulter um gemeinsam mit Navi aus der Luft nach Widersachern Ausschau zu halten.

Gegen Mittag erreichten sie die Lon-Lon Farm. Die Pferde hielten jedoch mehr aus, als ihnen anzusehen war und Arawan machte auch nicht schlapp. Zügig umrundeten sie die Farm und ritten weiter. Die Sonne stand immer noch hoch am Himmel, als Link schon das Schloss sehen konnte. Um die Pferde zu schonen, verlangsamten sie das Tempo etwas. Dennoch erreichten sie die Zugbrücke, ehe die Sonne die Berge berührte. Als die Gruppe den Marktplatz erreichte, zog sich Zelda schnell die Kapuze ihres Umhanges über den Kopf. Es standen zu dieser Tageszeit jedoch nicht mehr so viele Leute auf dem Platz. Arawan zog den größten Teil der Blicke auf sich, ebenso wie die junge Elfe, sodass Zelda unbemerkt blieb, obwohl ihr einmal die Kopfbedeckung aus dem Gesicht rutschte. Die Gruppe verließ die verdutzte Menge und nahm den sandigen Weg, der direkt zum Tor des Schlosses führt.

Die Wache wollte den Trupp zuerst nicht durchlassen, doch als sich Zelda enttarnte, lief der Wachposten rot an und das Tor öffnete sich schneller als gewöhnlich. Sie ließen die Pferde in den Schlossställen unterbringen und Arawan blieb wie gewohnt bei ihnen. Die sieben Freunde betraten das Schloss und gingen schnurstracks zur Bibliothek. Zelda hatte sich daran erinnert, dass sich mehrere Bücher über Seelenwanderungen und Geisteraustreibungen in dem Bücherbestand der königlichen Familie befinden. Nur wo genau sie waren, konnte sie bei den Unmengen von Büchern nicht sagen. Als die Gruppe die Bibliothek betrat, stockte allen, bis auf Zelda, der Atem.

Der Raum maß im Grundriss fünfzig mal fünfzehn Meter. An beiden langen Wänden reihten sich die Regale ohne Lücke von Wand zu Wand. Der Gruppe lag die andere kleine Wand gegenüber, an der sich schlanke Fenster hochzogen. In der Mitte standen zwei große Rundtische. "Da haben wir ja was vor uns!", sagte Elbryan, der genau wie alle anderen verdattert da stand. Nach einer kurzen Atempause machten sie sich ans Werk. Während sich Jill, Elbryan und Saladrex an der einen Seite betätigten, suchten Zelda, Link und Navi auf der anderen Seite. Liana suchte auf beiden Seiten mit, da sie äußerst flink im Klettern war und so schnell auf der einen Seite verschwand, wie sie auf der anderen auftauchte. Es dämmerte schon und es hatte sich eine ordentliche Anzahl von Büchern angesammelt, als sich so langsam die Suche dem Ende zuneigte. Den Rest der Nacht verbrachten Navi und Saladrex damit, die Regale noch mal zu durchsuchen, während die anderen die dicken Bücher wälzten.


"Ha!", rief Elbryan und schlug mit der flachen Hand vor Freude auf den Tisch, so dass Jill, die neben ihm saß, vor Schreck fast vom Stuhl fiel. "Ich hab's gefunden! Und Jill scheint die richtigen Mittel dafür zu haben." Die Gruppe versammelte sich um die Beiden. "Hier steht, dass wenn jemand von einer bösen Seele besessen ist, derjenige zuerst durch eine Person körperlich geschwächt werden muss. Danach sollte man ihn mit der reinen Kraft eines Edelsteines geistig schwächen. Ich vermute einfach mal, dass es sich hierbei um einen Diamanten handelt. Schließlich soll der böse Geist mittels eines Seelensteines vertrieben und gebannt werden und die rechtmäßige Seele mit folgenden Worten aus zwei Mündern zurückgebracht werden:

"Böser Geist,
verbannt für immer und ewig,
was dunkel war, wird nun Licht.
Nimm deinen Platz ein,
gute Seele,
und schicke den Geist in den Abgrund der Hölle."


Elbryan griff nach einem Zettel und zur Feder und notierte sich den Vers. "Ich werde mir den Typen persönlich vorknöpfen", sagte Link, "bevor Jill mit ihren Steinen zur Hand geht! Elbryan und Zelda werden dann die Zeilen vorlesen und Ganondorf entgültig bannen!" - "Also hat unser Gegner doch einen Namen!", warf Jill dazwischen. "Ja", sagte Link, "ein Name als Synonym für Tod und Leid. Wir haben dennoch ein Problem. Zelda und ich, wir sind die einzigen, die den Wald betreten können. Wie es mit Liana steht, weiß ich nicht. Wir müssen unbedingt Salia finden!" Jill schaute ihren Liebsten entgeistert an. "Wie sollen wir ihn besiegen, wenn wir beide nicht in den Wald dürfen?", fragte sie sich. Doch Links Blick sagte ihr, dass es doch noch einen Hoffnungsschimmer gibt. Sie verließen die Bibliothek und suchten nach Salia. Nachdem sie fast das ganze Schloss auf den Kopf gestellt hatten, kam ihnen Impa entgegen. "Was macht ihr denn hier?", fragte sie und schaute verwirrt durch die Runde, doch als sie Zelda erkannte, war sie nur noch verwirrter. "Wir müssen Salia finden!", sagte Link schnell, "Wir wissen wer dahinter steckt und wo er sich befindet! Doch können Jill und Elbryan nicht den Ort erreichen!" Impa verstand, was vor sich ging. "Sie befindet sich in ihrem Zimmer!", sagte sie und ehe sie sich versah war der Gang wieder leer. Link überkam eine Unart der Angst. Irgend etwas schien ihn an Impas Gesichtsausdruck zu stören, als er nach Salia fragte. Außerdem wunderte sich Link, warum sie nicht in den Wald zurückgekehrt ist. Es muss etwas passiert sein, das fühlte er nicht nur aufgrund seiner fast zehnjährigen Verbindung zur Natur.


Als sie Salias Quartier erreichten, machte Link den anderen mit einer Handbewegung klar, dass sie warten sollen. Er hielt es für besser, sich allein mit ihr zu unterhalten. Vorsichtig öffnete er die Tür und trat herein. Salia saß auf ihrem Bett und schaute durchs Fenster nach draußen. "Salia?", fragte Link, dem ihr ernster Blick nicht entgangen war. Salia sah Link an, blickte dann aber wieder aus dem Fenster. "Wir brauchen deine Hilfe", erklärte er, "Der den wir suchen hält sich in den verlorenen Wäldern auf. Jill und Elbryan können aber nicht den Wald betreten! Was sollen wir tun?" Salia stieß einen tiefen Seufzer aus. "Wo sind die Beiden?" Link öffnete die Tür und winkte die Zwei herein. Salia stand auf und ging ihnen entgegen. Sie ergriff ihre Hände, schloss die Augen und konzentrierte sich. Elbryan und Jill fühlten plötzlich, wie eine Kraft durch ihre Körper strömte. Salia öffnete die Augen und sah die beiden an. "Ihr könnt jetzt ohne Probleme den Wald betreten." Die Beiden bedankten sich und verließen den Raum. Link wollte den Raum gerade verlassen, als er instinktiv stehenblieb. "Was habe ich zu erwarten?", fragte er. Salia war über die Frage erstaunt, jedoch wusste sie, dass er nach Kokiri gehen musste und sie jetzt seinen Schock zu mildern hat. "Die Pflanzen in Kokiri siechen dahin und mit ihnen die Kokiri", sagte sie schluchzend.

Link schloss die Augen und schluckte die plötzlich aufkommenden Wutschwälle hinunter. Er wurde fast von seinen Gefühlen übermannt, doch er konnte sich wieder fangen. "Ich werde das in Ordnung bringen!", sagte er bedächtig. Salia war von seiner Ruhe überrascht und konnte sich ein Lächeln abringen. "Dann geh' und rette deine alten Freunde!" Sie schien ebenfalls unter den kranken Pflanzen zu leiden. Link wollte sie nicht weiter stören und schloss die Türe hinter sich.
Die Pferde hatten sich die Zeit über mehr als ausgeruht und so konnten sie des Nachts weiter. Link brauchte Epona bloß zu sagen, wohin es gehen soll. Die anderen Pferde folgten ihr ohne Misstrauen. Epona lief ziemlich schnell und so war es kein Wunder, dass sie vor Tageseinbruch den Eingang zu den Kokiriwäldern erreichten. Hier schlugen sie noch einmal ein Lager auf, damit vor allem Link genug Kraft für den bevorstehenden Kampf schöpfen konnte.


7. Kraft und Magie

Es war später Vormittag als die Gruppe nach und nach aufwachte. Sie banden ihre Pferde an einen starken Baum an und ließen ihre überflüssigen Gegenstände zurück. Link hatte nur noch Lilancor, das Kokiri-Schwert als Dolch, vier Bomben und ein paar Deku-Nüsse dabei. Elbryan hatte neben seinen üblichen Waffen noch die Kritzelei dabei. Jill nahm nur den Diamanten und den Hämatit mit und verstaute den Rest in Windfires Satteltasche. Sie wollte zwar alle Edelsteine mitnehmen, jedoch kannte sie die magische Ausstrahlung der Steine und wusste nicht, ob sie dadurch entdeckt werden könnte. Saladrex bekam es langsam mit der Angst zu tun. Er wollte nicht unbedingt seinem Auftraggeber mit Link, seinem Erzfeind, gegenüberstehen. "Ein letzter Tipp, bevor ich euch verlassen muss. Ihr werdet ihn auf der heiligen Lichtung vorfinden." Link seufzte. Er kannte den Drachen zwar nicht lange, jedoch war er schon ein Freund geworden. "Machs' gut", sagte Link und strich dem Drachen über die ledrige Haut. "Wir sehen uns bestimmt irgendwann wieder", meinte Saladrex mit einem Augenzwinkern. Link, der verstand, was er vorhatte, nickte und die kleine Kreatur war verschwunden. Liana, Jill, Zelda, Link und Elbryan machten sich auf den Weg. Arawan blieb wieder zurück und hielt Wache.

Nachdem die Fünf die Hälfte der Hängebrücke überquert hatten, lief es Link eiskalt den Rücken runter. Er wusste nicht, welcher Anblick ihn erwartet. Salia hatte ihn zwar schon vorgewarnt, doch dieser kleine Abschnitt der Verlorenen Wälder, in der sie sich befanden, sah noch normal aus. "Ich fühle, dass etwas nicht stimmt", sagte Navi, "Mit den Verlorenen Wäldern hat es nichts zu tun. Sondern mit..." - "Mit dem Kokiriwald!", unterbrach Link und sah die kleine Fee an, "Ich fühle es auch." Doch das geteilte Leid machte sein mulmiges Gefühl nicht wett und so ging er schweren Herzens weiter.
Als sie im Kokiriwald angekommen waren, traf Link der Schock seines Lebens. Jegliche Pflanzen schienen ihr Grün verloren zu haben und sahen vertrocknet aus. Während sich die anderen nur um den Zustand der Pflanzen wunderten, tobte in Link ein Gefühls-chaos. Wut, Trauer, Angst, um nur einige zu nennen, wechselten sich ab und wurden immer intensiver. Links Gesicht wurde kreidebleich und er ließ sich zu Boden fallen. Er hatte das Schlimmste befürchtet, doch das sprengte den Rahmen seiner Vorstellungskraft. Link wusste zwar, wer dahintersteckt, aber dennoch hätte er selbst diese fast ganz verdorrten Pflanzen niemals erwartet. Kokiri war eine Geisterstadt geworden, kein Leben schien sich mehr zu regen. Plötzlich sprang er auf, lief auf das Trainingslager zu und verschwand hinter dem Haus der Allwissenden Brüder. "Ich denke es macht nichts, wenn ihr euch hier etwas umseht", sagte Zelda betrübt, "Vielleicht braucht irgend ein Kokiri eure Hilfe." Die Drei nickten und begannen die Häuser zu erkunden, während Zelda mit gemischten Gefühlen Link hinterherging.

"Ich hab's ihm gesagt", erklärte Salia im Beisein der anderen Weisen. "Wie hat er reagiert?", fragte Darunia besorgt. "Er blieb ziemlich gelassen", wunderte sie sich. "Er wusste wahrscheinlich, dass es nichts bringt, wutschnaubend seinem Erzfeind gegenüberzutreten", vermutete Impa. Darüber waren sich alle einig. Sie kannten Link gut genug um zu wissen, dass er sich nie von schlechten Gefühlen leiten lassen würde.

Als Zelda ihn fand, saß er mit feuchten Augen im Schneidersitz auf dem Boden, die linke Faust stützte das Kinn, während der rechte Arm über seine Beine lag und die Hand den linken Unterarm umfasste. Link starrte geistesabwesend an die verwitterte Wand, die den Geheimgang zum Kokiri-Schwert verbarg. Zelda setzte sich neben ihm. Sie wollte nicht, dass er sich in dieser schwierigen Zeit allein gelassen fühlt. Link bemerkte sie jedoch nicht. Die Zeit verstrich und Zelda blieb ruhig und dachte nach. Sie wollte ihn weder stören noch allein lassen, es sei denn, er bittet sie darum. Als sie nach einer Weile zu Link sah, schien sich sein Gemütszustand verbessert zu haben. Sein Gesicht war nicht mehr so bleich und seine Augen waren fast frei von Sorgen. Link stützte sich entschlossen auf seine Hände, als wolle er aufstehen, doch da spürte er Wärme auf seiner linken Hand. Er sah sich um. "Zelda?", fragte er verwundert. Er war die ganze Zeit so tief in Gedanken versunken, dass man seinen Zustand schon als Trance bezeichnen konnte. "Wie lange sitzt du schon hier?" Doch sie schüttelte nur lächelnd den Kopf. "Hauptsache, es geht dir wieder besser", sagte sie und wischte ihm eine Träne aus dem Gesicht. Seine Verwunderung verwandelte sich in ein warmes Lächeln. Link gab ihr zum Dank für ihre Geduld einen Kuss auf die Wange und wollte aufstehen, aber Zelda hielt ihn zurück und rutschte etwas in seine Richtung. "Wir haben noch etwas... zu besprechen", flüsterte sie. Er sah sie fragend an, doch sie lächelte ihn nur an. Plötzlich gab sie dem verdatterten Link einen Kuss. Dieser wollte sie zuerst davon abhalten, ließ sie dann jedoch gewähren und erwiderte schließlich.

"Link muss sich wohl noch von seinem Schock erholen", vermutete Elbryan, der mit Liana, Jill und Navi am Eingang saß und seit einer viertel Stunde wartete. "Link ist in diesem Dorf aufgewachsen", erklärte Navi, doch das schien keinen mehr zu wundern. "Wenigstens geht es den Kokiri den Umständen entsprechend gut", meinte Liana und ließ ihren Blick durch das Dorf schweifen. Bei dem Anblick schauderte es nicht nur der Elfe. Das Dorf glich einer Geisterstadt. Die Kokiri lagen in ihren Betten und versuchten, sich so wenig wie möglich körperlich anzustrengen.


"Da seid ihr ja!", rief Elbryan, als Zelda und Link auftauchten. "Wir haben einen Plan", sagte Link, "Er wird nur Zelda und mich erwarten! Ihr Drei haltet euch gut auf der Treppe versteckt, wenn ich ihn mir vorknöpfe." Link, der ewige Stratege, sah in fragende Gesichter. "Ihr werdet sehen, welche Treppe ich meine. Der Rest läuft wie vereinbart." Die Gruppe begab sich auf den Weg. Sie stiegen auf die kleine Erhebung, die hinter Midos Haus vorbei führte, kletterten die Ranken hoch und betraten die Verlorenen Wälder. Sie gingen vorsichtig vor, da sie nicht wussten, welche Ungeheuer hier auf sie lauerten. Das erste Gebiet war ungefährlich, so dass sie sich nach Osten begaben. Hier sprang Link, dem Gruppenanführer, ein Arachno entgegen. Link zückte sofort Lilancor und ließ es herabsausen, sodass das Spinnentier zwei Beine weniger hatte, die noch kurz auf dem Boden zappelten.

Doch dadurch ließ es sich nicht beirren und sprang auf Link zu, der es mit einem gezielten Tritt an die Wand schleuderte. Nun kam Elbryan ins Spiel. Die Falkenfedern spreizten sich und das Auge des Arachnos wurde von einem Pfeil durchbohrt. Mit einem weiteren Pfeil nagelte er das Vieh an die Wand, sodass zum Link tödlichen Schlag ausholen konnte. Nachdem festgestellt wurde, dass das Spinnentier keine Gefahr mehr darstellte, gingen sie nach Norden. Hier schlief ein Dodongo tief und fest. Die Gruppe hatte alle Mühe, das Untier nicht aufzuwecken. Der Schwanz, das empfindliche Teil des Dodongos, lag direkt vor dem östlichen Gang. Jeder versuchte, nicht auf die sensible Stelle zu treten. Als alle sicher auf der anderen Seite waren, drehte sich Link noch einmal um. Zu seiner Erleichterung schlief das Vieh - mit offenem Maul. Die Gruppe sicherte das östliche Gebiet und Link, der nicht widerstehen konnte, griff nach einer Bombe, zündete die Lunte an, stopfte dem Dodongo mit dem Sprengkörper das Maul und suchte im östlichen Gebiet nach einem sprengfestem Versteck. Die Echse schluckte die Bombe im Schlaf hinunter. "Fünf", begann Link den Countdown. "Vier", erweiterte Elbryan. "Drei", zählte Liana. "Zwei", sagte Jill. "Eins", meinte Navi und hielt sich vorsichtshalber schon mal die Ohren zu. "Null", riefen alle zusammen und mit einem lauten Krach riss es die Echse entzwei. "Der macht uns keinen Ärger mehr", scherzte Jill und sie verließen das Gebiet durch den Gang im Norden.

Hier schien es nichts von Bedeutung zu geben, doch plötzlich raschelte es vor ihnen im Gras. Zwei Arachnos sprangen aus ihrem Versteck. Während sich Link mit Lilancor auf den einen stürzte, griff Elbryan mit Sturmwind den anderen an. Bei ihrer Attacke wechselten die Angreifer ihre Opfer, so dass die Spinnentiere bald nicht mehr wussten, von wem sie nun eigentlich attackiert wurden. Dann zogen sich Link und Elbryan vier Schritte zurück spannten zeitgleich ihre Bögen. Synchron wurden beide Arachnos von einem Pfeil ins Auge getroffen und an die Wand gehängt. Die beiden Bogenschützen zogen ihre Schwerter, um ihren Feinden fast zeitgleich den Garaus zu machen. Die Gruppe zog weiter nach Norden und dann nach Westen. Da hier nichts ungewöhnliches festzustellen war, gingen sie nach Norden.


Es erwartete sie ein Labyrinth, in dem Liana Blätter rascheln hörte. "Laubkerle", vermutete Link, holte seinen Spiegelschild hervor und spähte um die Ecke. Er schlich sich in den Gang und lenkte die Aufmerksamkeit eines Laubkerls auf sich. Dieser spuckte ihm sofort eine Deku-Nuss entgegen, die Link mit dem Spiegelschild auf ihn zurück schleuderte. Mit einem Schuss war die Kreatur erledigt. Die Gruppe lief den Gang hinab. Link warf einen Blick um jede Ecke. Er musste ein paar Laubkerle ausschalten, bevor sie die massive Steintreppe erreichten. "Wie gehabt?", fragte Jill. Link nickte und ging mit Zelda die Treppe hinauf, während die anderen diese hinauf krochen, um so wenig Lärm wie möglich zu machen, was Liana am leichtesten fiel.


Link und Zelda schritten auf die Waldlichtung. Die Gerudo stand mit dem Rücken zu den beiden und schien sich auf irgend etwas zu konzentrieren. Zelda gab Link einen Kuss auf die Wange. "Viel Glück!", sagte sie und verzog sich in eine Ecke. Link lächelte, warf alles bis auf den Zweihänder und das Kokirischwert auf die Treppe zu den anderen, zog Lilancor und stieg auf das Emblem auf dem Boden. "Hier bin ich!", sagte er ernst, schlenderte hin und her und fasste die von Ganondorf besessene Gerudo ins Auge, um auf einen möglichen Angriff vorbereitet zu sein. Diese schnaubte nur verächtlich. "Du scheinst nicht mehr sehr viel vom Leben zu halten", lachte Ganondorf und drehte sich um, "Wenn du unbedingt sterben willst, bitte!" Er streckte die Hand aus und Link, der vermutete, dass er eine magische Attacke ausführen will, griff nach dem Kokiri-Schwert und benutzte es als Wurfdolch, direkt auf die Hand gerichtet. Die Gerudo fing den ‚Dolch' ab und warf ihn von unten zu Link zurück. Das kleine Schwert ging direkt zwischen Links Beinen hindurch und bohre sich in das Auge des Stein des Wissens. "Etwas höher, und du müsstest deine Stimme um eine Oktave nach oben verlegen!", meinte die Gerudo mit einem diabolischen Lächeln. Link ließ sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen. "Dir werde ich schon noch die Flötentöne beibringen!", sagte Link und ging zum Angriff über.

Die Gerudo konzentrierte sich kurz und der Kampfstab, der an der gegenüberliegenden Wand befestigt war, riss aus der Verankerung und flog in Ganondorfs Hand, gerade rechtzeitig, um über Lilancor zu springen. Dann holte Ganondorf aus und wollte Link den Stab gegen die Schläfe krachen lassen, doch dieser wich der Attacke geschickt aus. Im Gegenzug drehte er sich einmal um sich selbst und versuchte mit dem Schwung den Kampfstab in zwei Teile zu zersäbeln, doch sein Gegner zog den Stecken noch rechtzeitig zurück. Der Kampf war anfangs noch ziemlich ausgewogen und schien sogar zugunsten von Link zu laufen. Doch dann antwortete Ganondorf mit einem wirbelnden Kampfstock auf eine Attacke von Link und riss ihm mit dem Stab Lilancor aus den Händen. Der Zweihänder flog durch die Luft und bohrte sich vor Zelda in den Boden. Zelda wollte das Schwert aus dem Boden ziehen, doch ehe sie das Schwert überhaupt ergriff, sagte ihr Links Blick, dass sie es lassen sollte. Glücklicherweise hatte sie den Wink verstanden. Hätte sie das Schwert berührt, hätte sie sich in den Kampf eingemischt und somit alle Hoffnung zerbrochen. Link wich der nächsten Attacke aus und versuchte ihn und die Gerudo zum Schwert zu locken. Zelda stellte sich auf die Treppe, denn sie wollte Link nicht rasend machen, sollte ihr etwas zustoßen. Link angelte nach dem Schwert. Lilancor redete unentwegt, was Link diesmal gar nicht so schlecht fand. Durch seine Sprüche wusste Link nicht nur, wo er sich hinter ihm befand, sondern auch Ganondorf schien verwirrt zu sein. Da konnte er Lilancor fassen und sich wieder voll und ganz in den Kampf stürzen. Doch Link schien unkonzentrierter.

Er musste gleich einen Schlag gegen die Rippen einstecken. Er begann kurz zu röcheln und torkelte zur Seite, aber er hatte kaum Zeit sich um seinen momentanen Zustand zu kümmern, da er eine weitere Attacke parieren musste. Link versuchte etliche Male vergeblich den Kampfstab zu entzweien. Nach dem nächsten Versuch musste er einen weitere Attacke einstecken und bekam kaum Luft. Seine Sicht wurde verschwommen und er musste sich auf Lilancor stützen, das Gesicht verlief parallel zum Boden. Ihn überfiel ein Schweißausbruch nach dem anderen und fühlte sich schläfrig. "Du hast dich wohl übernommen!", stellte Ganondorf fest und holte zum Schlag aus. Alle Hoffnung schien verloren. Elbryan schickte ein Stoßgebet zum Himmel und Jill und Liana standen fassungslos da. Aber Zelda, die zum Erstaunen der vier nur nachdenklich in die Leere starrte. Als der Kampfstab den atemlosen Link bewusstlos schlagen sollte, wurde er gebremst. "Du hast dich zu früh gefreut!", sagte Link, hob den Kopf und wischte sich mit einer Hand sein Blut aus einem Mundwinkel, während die andere Hand den Stecken hielt und er Ganondorf mit seinem Blick durchbohrte. Plötzlich grinste er mit einem Mundwinkel und streckte den linken Arm mit Lilancor in der Hand aus, sodass die Spitze der Klinge in den Himmel zeigte. "Wir sind noch lange nicht miteinander fertig." Dann sprang er mit einem Satz rückwärts, stellte sich in eine verteidigende Pose und sah der Gerudo auffordernd in die Augen.


Seine Füße standen zwei Schritt weit auseinander. Sein Gewicht war auf das linke Bein, welches durchgebeugt war, verlagert, das rechte war zum Gegner ausgestreckt und der Fuß schräg aufgesetzt. Die rechte Seite seiner Hüfte zeigte auf die Gerudo. Seine linke Hand hielt Lilancor links vor seiner Brust, waagerecht zum Boden. Das Armgelenk war gebeugt, doch der Bizeps hatte kaum Mühe, obwohl er sich deutlich herauszeichnete, den Zweihänder in der Waagerechte zu halten. Der rechte Arm war zum Gegner gestreckt und die Hand leicht geöffnet, um einen möglichen Angriff abzuwehren. Seine Pose bot eine Vielzahl von Möglichkeiten und Richtungen, einer Attacke auszuweichen.
"Sag jetzt bloß, du bekommst Angst?", spottete Link, als die Gerudo untätig und verdutzt dastand. Diesmal würde er auf diesen Trick nicht hereinfallen und einfach so seine Verteidigung aufgeben. Link sah sie fragend und auffordernd zugleich an, ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl. Ganondorf ging auf die Aufforderung ein. Dieser holte aus und schlug zu. Link hielt jedoch den Stab fest, hob Lilancor und ließ ihn herabschnellen.

Die Klinge durchbohrte das Holz direkt neben dem kleinen Finger der rechten Hand der Gerudo. Das abgetrennte Stück fiel zu Boden. Nun musste Link den Kampfstab einmal überspringen und ein anderes Mal abtauchen, um nicht vom Stecken erwischt zu werden. Als Ganondorf den Kampfstab waagerecht vor sich hielt, trennte Link das andere Ende des Stabes ab, um im nächsten Moment Lilancor hochzuwerfen, der drei Meter hinter der Gerudo auf den Boden fiel. "Gibst du also freiwillig auf, was?", lachte Ganondorf. Doch Link grinste ihn hinterhältig an. Während er fragend angesehen wurde, sprang er hoch, stützte sich im Handstandüberschlag auf den Schultern der Gerudo ab und landete mit dem Rücken zum Gegner, machte sofort mit Anlauf ein Rad, hob dabei Lilancor auf, landete mit dem Gesicht zur Gerudo und vollführte einen Salto rückwärts, wobei er sich dann mit beiden Beinen auf halber Höhe der Wand abstieß.

In der Luft machte er eine Vorwärtsrolle, um mit genug Schwung auf der abgebrochenen Treppe zu landen. Als er oben stand, schien er wie aus einer Trance erwacht. Er wunderte sich, wie er diese körperliche Meisterleistung geschafft hatte, denn trotz seines jahrelangen Trainings hatte er noch längst nicht die Kraft, so etwas, selbst im kleineren Format, durchzuführen. "Oder habe ich doch eine Macht entwickelt, von der ich nichts weiß?", schoss es ihm durch den Kopf. Doch als er an sich hinunterblickte, bekam er die Antwort auf all seine Zweifel. Auf seinem linken Handrücken strahlte ihm das Triforce-Fragment des Mutes entgegen. Link erfuhr in diesem Moment, wie viel Mut doch mit Kraft zu tun hat. Er schien es unterbewusst genutzt zu haben. Da atmete er einmal tief durch. "Keine Schmerzen!", stellte er erstaunt fest. Die Macht schien ihn irgendwie geheilt zu haben. "Wie hast du denn das angestellt?", fragte jemand über ihm auf dem Baumstamm. "Ich weiß es nicht, Liana", flüsterte er zurück und sah nach unten, in das entsetzte Gesicht Ganondorfs. Da wurde ihm wieder klar, was er zu tun hat, warum er eigentlich hier war.


"Jetzt bist du dran!", rief Link und sprang runter, um direkt vor Ganondorf zu landen. Dieser riss vor Schreck und Angst die Augen auf und wich etwas zurück. Link war nun mächtiger als er selbst, auch wenn dieser nicht wusste, wie er es angestellt hatte und das Glühen auf seiner Hand wieder erloschen war. Doch Ganondorf konnte sein Triforcefragment nicht aktivieren. Er musste dazu in Verbindung mit seinem Körper stehen, doch der wurde in der Hölle festgehalten. Plötzlich drehte sich Link einmal um sich selbst und schlug den Kampfstab entzwei. Die Gerudo stand verdattert da, konnte die nächsten fünf Angriffe aber abwehren. Da ließ sie die beiden Stücke fallen, streckte die Hand aus und ein neuer Kampfstab sauste ihr in die Hand. Jedoch stand Link so unglücklich, dass das Holz ihn direkt am Hinterkopf traf und er bewusstlos wurde. Nun sah Ganondorf die Elfe an, die oben auf dem Ast hockte und die ganze Zeit hinunterkicherte, wenn Link einen Treffer erlangte. "Du hast ihn genug ermutigt!", rief die Gerudo und schoss einen schwarz-violetten Strahl auf Liana, die mit einem Schrei hintenüberfiel und in einer Ecke im Gras landete. Doch Ganondorf verschonte sie nicht und zog ihr die Seele aus dem Leib. Jill, Elbryan, Navi und Zelda waren wie betäubt. Sie konnten es einfach nicht fassen, dass die Elfe tot war. Link kam gerade zu sich, als Liana leblos zu Boden sank. "NEIN!", schrie er entsetzt, doch es war zu spät, er konnte nichts mehr für sie tun. "Das wirst du bezahlen! Das wirst du TEUER BEZAHLEN!!!"

Link ging mit Tränen im Gesicht zum Angriff über, unkonzentriert vor Wut. Die Gerudo wich dem Angriff zur Seite aus und zog mit Gedankenkraft das Kokirischwert aus dem Felsen. Link sah das Schwert nicht auf sich zukommen, sondern spürte mit einmal einen stechenden Schmerz in seinem rechten Bein. Der ‚Dolch' steckte zwar nicht in seinem Oberschenkel, jedoch hatte er eine stark blutende Streifwunde hinterlassen, bevor er sich in die hinter Ganondorf liegende Wand bohrte. Link humpelte zur Seite, die rechte Hand fest auf seine Wunde pressend. "Verdammt!", knurrte er. Da landete ein scheinbar ganz und gar steriles Stück Stoff auf Lilancors Schwertgriff. Er sah zu Zelda, welche ihn auffordernd ansah. Dies war im Rahmen der Möglichkeit, solange Link von sich heraus darauf einging. Er ließ die Wunde los, nahm Lilancor in die rechte Hand und das Stück Stoff in die linke. Dann gab er Ganondorf einen kräftigen Stoß, sodass er hintenüberfiel. Er verband schnell seine Wunde, ein Auge immer auf den Gegner gerichtet. Link konnte zwar nicht mehr so gut ausweichen, jedoch schaffte er es, die Attacken zu parieren und selbst welche auszuführen, doch musste er auch zwei Schläge zwischen die Rippen einstecken.


Bei seiner nächsten Attacke hielt er plötzlich inne. Es kamen in Link neben der Trauer um Liana die Bilder von Kokiri und Salias Zustand hoch. Ganondorf konnte schon fast das innere Feuer in seinen Augen aufflackern sehen. Doch es war zu spät. Link entlud seine aufgestaute Wut hintereinander, so dass es die Gerudo immer noch gerade so schaffte, die Attacken zu parieren. Link kümmerte sich nicht um seine Prellungen und anderweitige Verletzungen und spürte scheinbar keine Schmerzen. Er raubte seinem Gegenüber von Attacke zu Attacke immer mehr Kraft. Da waren sie an einem Punkt angelangt, wo Link glaubte, er hätte der Gerudo schon zuviel abverlangt. Zwar war Ganondorfs Seele gegenwärtig, doch seine Konstitution hatte der Körper der Gerudo nicht.


"Jetzt!", schrie Link, der sich gerade noch so auf den Beinen halten konnte, als die Gerudo kraftlos zu Boden ging. Jill, welche die ganze Zeit Energie im Diamanten gesammelt hatte, richtete nun die reine Energie auf den Körper. Gleichzeitig ließ sie sich in den Hämatit fallen und schickte dessen Kraft ebenfalls zur die Gerudo. Alle warteten ab. Jill gab plötzlich ein Zeichen, Elbryan entfaltete das Stück Papier und las mit Zelda den Vers laut vor. Als sie bei der letzten Zeile angelangt waren, begann sich der Körper der Gerudo zu bewegen, als ob ein Kampf tobte. Die Seele der Gerudo zerrte an der von Ganondorf, doch dieser leistete heftigen Widerstand. Jill bekam dies durch den Hämatit mit und richtete noch einmal ihre letzte Kraft mit Hilfe des Diamanten auf den Körper. Als sie merkte, dass die Seele der Gerudo ihren rechtmäßigen Platz wieder eingenommen hatte, ließ sie den Diamanten in ihren Beutel gleiten und konzentrierte sich auf den Seelenstein, um Ganondorfs Seele ausfindig zu machen. Sie öffnete eine Verbindung zwischen ihm und dem Hämatit und schleuste so den Geist in den Stein. Kurz darauf öffnete sich vor ihr ein kleiner Erdspalt. Verdattert blieb sie stehen. "Saladrex", keuchte Link, mit Liana in den Armen. Jill warf den Edelstein hinein. "Der wird so schnell nicht wieder aufkreuzen."


Alle versammelten sich um Link und die Elfe. Er kniete sich hin, seine Wunde nicht beachtend und legte sie vorsichtig auf den Boden. Zelda begann zu beten, dass die Göttinnen sie erhören und Liana ihre Seele wiedergeben. Doch sie schienen sie nicht zu hören. "Sie wird mir fehlen!", schluchzte Jill und beugte sich weinend über sie. Elbryan nahm eine Hand der Elfe und hielt sie. "Mögest du deine wohlverdiente Ruhe finden", flüsterte er und streichelte ihre Hand. Plötzlich hielt er inne, als er etwas spürte. "Was zum...", fragte er erschrocken und wich zurück. Auf Lianas Handrücken leuchtete schwach das Triforce auf. Link ergriff sofort die Initiative. Er legte seine Hand auf die ihrige. Link spürte Wärme. Doch da war noch etwas...Kraft. "Das Fragment der Kraft", sagte er, die Hand an ihrem Platz lassend. "Ihre Seele muss sich hier noch irgendwo befinden!", erklärte Zelda, "Doch sie scheint nicht zurück zu können." Link sah ihr in die Augen. "Du weißt, was wir zu tun haben." Das tat sie. Sie hielt Links Hand und konzentrierte sich. Mit einem Mal erschienen die drei Fragmente des Triforces auf den Handrücken und schwebten empor.

In Elbryans Augenhöhe stoppten sie und vereinigten sich in einem gleißenden Licht zu dem heiligen Dreieck. Der Hüter wollte es gerade berühren, zögerte aber und warf Link einen fragenden Blick zu. Dieser nickte bejahend und Elbryan, mit dem Wunsch auf den Lippen, dass Liana wieder zum Leben erweckt wird, berührte das Triforce. Einen Moment lang geschah nichts doch dann schoss ein helles, warmes Licht direkt auf Lianas Körper zu und hüllte sie ein. Sekunden später war das Triforce wieder in seine drei Besitzer zurückgekehrt und Liana öffnete die Augen. "Liana", flüsterte Jill und umarmte sie schluchzend. Die Elfe brauchte ein bisschen, um zu realisieren, was geschehen war, dann erwiderte sie die Umarmung. Link untersuchte seine Verletzung und musste feststellen, dass durch das Aufrufen des Fragmentes seine Wunde fast vollständig geheilt war. Dann durchsuchte er die Lichtung und fand in einer Ecke das Master-Schwert und in einer anderen den Gewinn, den er sofort an Jill überreichte. Nach einiger Zeit kam auch die Gerudo wieder zu sich. Link konnte sie genau erkennen. Es war die Vertreterin Naborus, die ihm damals den Gerudopass überreicht hatte.


8. Epilog

Als sie die Verlorenen Wälder verließen, stand Salia mit einem Lächeln vor ihnen. "Ihr habt es geschafft!", rief sie fröhlich, "Seht nur! Alle Pflanzen haben schlagartig ihr Leben zurückbekommen!" Die Gruppe verließ den kleinen Berg. Unten wurden sie schon von den Kokiri erwartet. Mido sprang ihnen entgegen. "Aniki! Du hast es mal wieder geschafft!" Doch er wurde stutzig, als ‚Aniki' ein ernstes Gesicht machte. "Was ist?", fragte der Kokiri. Link kniete sich zu ihm nieder. "Mido, es fällt mir nicht leicht es zu sagen, aber... ich muss... euch verlassen!" Diese Worte ließen Zelda ein wenig rot anlaufen und Mido in Verwunderung ausbrechen. "Oh", sagte der Kokiri-Boss, als er Zeldas Gesichtsausdruck sah. "Aber das ist noch nicht alles", gestand Link, als sich die Gruppe auf der Holzbrücke von den Kokiri verabschieden wollte. Link atmete einmal tief durch. Er verließ seine ‚Heimat' nun schon zum zweiten Mal. "Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet!", sagte er, "Ich verlasse euch jetzt schon zum zweiten Mal!" Den Kokiris sagte dies überhaupt nichts. Salia sah, wie schwer es für Link war, ihnen die Wahrheit zu sagen. "Vor zehn Jahren", fügte er hinzu, "habe ich euch wegen eines Auftrages eines alten Freundes und Beschützer verlassen müssen. Ich bin der verlorene Sohn des Waldes!" Die Kokiris sahen sich irritiert an. Link verstand, dass ihm die Kokiri nicht glaubten. "Es ist wahr!", unterbrach Salia das allgemeine Gemurmel, "Der, der hier vor euch steht, ist Link!" - "Wir sehen uns irgendwann wieder", versprach Link, verließ als Erster die Brücke und ließ die Kokiri mit ihren Gedanken alleine.

Auf der Hylianischen Steppe trennte sich die Gruppe auf der Höhe von der Lon-Lon Farm. Naborus Vertreterin hatte ihre schwarzbraune Stute gerufen und war nach Hause galoppiert.

Die Gruppe befand sich eine Woche später vor den Toren des Schlosses. "Vielen Dank für alles!", sagte Elbryan und verließ mit Liana die Stadt. Jill war schon vor einer Woche zu ihrem Vater zurückgekehrt, doch die beiden konnten einen längeren Besuch im Schloss nicht ablehnen. Link und Zelda schauten ihnen noch nach. "Weißt du, Link", begann Zelda, als sie wieder im Schloss waren, "wärst du ..." Doch Link winkte mit einer Handbewegung ab. "Du weißt, was ich darüber denke", erklärte er lächelnd und das sagte Zelda einfach alles, was sie wissen musste. "Dann musst du dich aber auch an eine neue Anrede gewöhnen", empfahl Zelda. "Hm... ‚Prinz Link'. Klingt irgendwie gut!", lachte er und gab Zelda den letzten unehelichen Kuss.