Das Geisterschiff

Autor: The Windmill


Es ward tief schwarze Nacht,
Als ich mich auf den Weg gemacht.
Unterm Mond, so voll in seiner Pracht,
Hab meiner Familie ich gedacht.
Hörst Du sie? Die Möwe lacht
Und mein Boot es schaukelt sacht.

Doch ein Nebel stieg empor
Und der Mond nimmer kam hervor.
Die See war still;
So leis' doch schrill!
Und es schien, dass ich verlor
Den sich'ren Wege mein...
Sollte das das Ende sein?

"Da! Ein Geist! Ein Spuk!",
Das Herz mir bis zum Halse schlug,
"Nein, 's ist nur ein Bug!"
Tatsächlich ein gewalt'ges Schiff ich fand.
"Oh, es muss von Gott gesandt!"
Und nachdem des Herren Namen ich genannt,
Ging ich an Bord...

Doch's ward niemand dort.
"Alle fort?",
Ich sprach'
Und schlich ins untere Gemach.
Da war's tot und still und leise,
"Welch' eine verfluchte Reise..."
Hier ein Quieken, da ein Kratzen;
Das Herz mir beinah' schien zu platzen!
"Und wenn ich finde Hilfe, dann-"

BAMM!
Die Tür fiel zu,
Mein Licht ging aus!
"Oh Götter, lasst mich wieder raus!!"
Welch' Graus,
Als Skelette sich erhoben
Und Geister meiner Seele faßten,
Als sie teuflische Grimassen zogen,
So vor Angst mir schon die Wang'n erblassten.
Zitternd ließ ich dann mein Schwerte fallen,
Doch das Hallen,
Es verklang,
Als der Wahn mich übernahm:
"Oh Götter! Götter mein,
So schenkt mir doch den Morgenschein!"

Und des neuen Tages Melodie,
Sie fiel mir ein
Und mit dem Instrumente mein,
Spielte ich das Stück so klein und rein.
Da! Die Sonne; sie erschien
Und das Böse schmolz dahin!
Fort den Fluch, fort das Feuer,
Fort das Dunkel und fort die Ungeheuer!

So endete dann diese Nacht
Und wer hätt' dem allen je gedacht,
Als ich mich auf den Weg gemacht?
Die Sonn' scheint in ihrer ganzen Pracht,
Mein treues Boot es schaukelt sacht
Und ich lausch' der Möwe, wie sie lacht...