Silent Orchestra - Legenden sterben Leise

Autor: Lyeena


„Legenden sterben leise. Sie verschwinden aus unseren Gedanken, lautlos, still und ohne das wir es merken. Vergessen werden die Geschichten der alten Taten, an die Ruhmreichen Kämpfe und Schlachten, die einst den Alltag unserer Welt formten und der Wind davontrug, dass es stets in den Erzählungen der Menschen lebendig bliebe. Und die Zeit tilgt die Verbliebenen, die Zeugen ihrer Existenz, dahingerafft ihrer sterblichen Bestimmung und mit ihnen das Gut jener Geschichten, welche unsere Schicksale einst miteinander verband. Bis niemand mehr übrig bleibt, nur toter Stein – Brückstücke alter Zeit, doch niemand weiß die alten Zeichen noch zu deuten...

Das Meer ist nur ein Spiegelbild unserer nichtigen Existenz. In scheinbarer Friedlichkeit ersehen meine Augen das endlose weite Gewässer, nimmerendend und zugleich Mahnmal des eigenen Versagens. Versunken sind die weiten Länder voller Leben, vergangen ist das pure Grün der dichten Wälder der Mysterien; vergangen die weiße lichte Stadt - einst Zentrum arkaner und schicksalhafter Macht; scheinbar für die Ewigkeit gebaut, trotzen die Türme ihres Schlossgemäuers noch immer der dunklen Flut. Stumm. Ein gigantisches Grab eines Königreichs, dessen Götter ihre Bewohner verließen. Zurückgeblieben, auf den Spitzen einstiger unbezwingbarerer Felsgipfel, leben heute die kargen Überreste eines Landes, Menschen ohne Herkunft und ohne Erinnerung, entrissen ihren Wurzeln und Abkunft, was und wer sie eigentlich sind. In ihren Herzen und Erinnerungen gibt es nichts mehr, ihre Welt, ihre Heimat, ihre Träume – verblichen! Nur noch eine trostlose See...

Hyrule ist Vergangenheit. Vergessen, in der Flut der See – Verraten. Verlassen.
Ich lausche dem Wind, doch der Wind erzählt nichts mehr. Vorbei sind die Zeiten der Legenden, der Helden. Auf den Mauern, in den Häusern ist es still, ohne Leben. Verklungen sind die letzten Lieder der alten Sagen, vom beschützten Land der Götter. Von der Prinzessin und einer fernen Macht, die vermochte dem Sterblichen alle Wünsche zu erfüllen, wer es denn berührt. Hyrule, das Land ist fort. Mein Heil und Fluch zugleich. Versunken im Meer und mit diesem mein einziger Begehr. Ich wünschte zu ändern, doch es ändert nichts mehr. Die Tragödie.

Kalt ist der Wind... zerrt an meinen dunklen Gewändern, die sich ihm nur widerspenstig beugen. Ich bin der Letzte; ein Überbleibsel der Vergangenheit. Ein stummer Beobachter, wahrlich, pendle ich zwischen den Grenzen von Wahnsinn und Verstand, zwischen den Zeiten von alt und neu. Nüchtern betrachte ich das Werk der Götter, die einsame See, ein wahrlich bedauernswertes Pflaster dass die Not, die Wunden nicht lindern kann. Manch einer möge behaupten, ich sei der Grund allen Übels. Doch welch Übel konnte ich schon verzeichnen – nichts gemessen an dem, ja verweise ich auf die Götter, ihre erbarmungslose Tat! Nichts mehr dem mag heute noch zu sehen sein. Die friedliche See, ein bloßer Schein. So schließe ich meine Augen und sehe ich noch immer klar die zerreißende Flut, der Göttinnen einziger Wille. Tosend ist die Welle, ein gigantisches Ahnengeschrei prescht die gigantische Wand zerstörerischem Ausmaß der hilflosen Stadt entgegen. Bedrohlich mag ihr nichts entkommen. Ein finaler Auftakt, den Fluch der goldenen Kraft zu beenden, an der die Sterbliche Saat so verdarb. Fliehe man in die Berge, des einzig sterblich erdenklicher Schutz! Doch es ist längst zu spät, verbleibt den Fliehenden nicht die nötige Zeit. Rettung...? HA! Eine bloße Farce! So beteten sie zu den Göttern; doch was tun, wenn die tödliche Kraft einzig göttlichem Zorn gleicht?

Niemand kann sich retten.
Niemand dem Schicksal entgehen.

Die Menschen klammern sich an stiller Hoffnung: Der Jüngling von einem Ritter auf hellem Ross, ein letzter Blick zu seiner jungen Maid, ehe er Mut gefasst in die Schlacht reitet – er erhebt sein lichtes Schwert gegen die Flut, doch diese kennt keine Furcht... Zerfrisst sich durch die Mauern, zerreißt das Glas, schlingt Frau, Greis oder Kind – egal, die Flut kennt keinen Unterschied. Grausam und ohne Mitleid lassen es die Göttinnen einfach geschehen. Einzig das Schloss, wohl ein letztes Wahrzeichen eines vergangenen Reichs, hält der Flut dank unsichtbarer Kraft stand. Doch was bleibt dem König, außer dem Untergang seines Reichs hilflos zuzusehen. Schickte er seine junge Tochter noch rechtzeitig in die Berge. Schien er zu wissen was geschehen würde? Es mag vielleicht so sein. Zu wenig Zeit war dem alten Mann geblieben, um seine Untertanen vor dem Untergang zu bewahren; gleichsam wie ein Kapitän auf sinkendem Schiff wohnt er ihrem Schicksal bei.

Die Sturmflut kennt kein Erbarmen.


Ich sehe was die Göttinnen nicht sehen. Zurückgelassen und Ausgesetzt wurden wir vergessen, um zu sterben. Was nützten die Gebete? Was nützte der Glaube? Das Streben nach Gerechtigkeit, Beständigkeit, Frieden. Alles Nichtig! Muss die Welt der Menschen nur so traurig sein, dass die Göttinnen das Weinen verlernt haben? Trostlos wie die Wüste sind ihre Gotteshäuser, in denen die Menschen den toten Götzen beten, die ihre Schützlinge verraten! Ketten des Schicksals, fesseln sie uns. Versuche ich mich zu befreien, dem ewigen Laster zu entfliehen. Hyrule, nur ich kann dich befreien.

So öffne ich meine Augen und sehe ihn. Das Kind, den Jungen, der Held – des Göttinnen Richter ihres Entscheids. Unwissend, zu welcher Tat die Klinge des Lichts ihn führte. Hyrules letzter Freispruch – vernichtet durch seine, von den Göttern geführte Hand. Schwer sind die Glieder meines sterblichen Leibs, sinken lautlos gegen meinen Willen hinab.

Es ist das Ende, das wir kennen...

Der Untergang gleicht der Musik des Orchesters, dass den eigenen Niedergang mit leisesäuselnder sterbender Musik unterstreicht. Ich trotze der Hölle mit einem Lächeln. Fluch sei denen, die sterblich sind! Marionetten des Schicksals, unaufhörlich zu eigenem Leid verpflichtet, nimmerendend ein Kampf um die eigene Existenz. Geboren als ein nichts und geendet als ein nichts – geführt von törichten Idealen, genährt von unseren Wünschen verlieren wir doch alles, was und wer wir sind.

- Der Wind. Er weht...“


-) Ganondorf (-
- Des Königs des Bösen letzte Gedanken -
- Die Erinnerungen eines Wahnsinnigen -




„Junger Held, verzweifle nicht.
Oftmals mag Dunkelheit in der Welt scheinbar siegen; ist es nur ein Trugbild ihres verlogenen Geflechts! Lasse das Böse nicht siegen. Lasse die Hoffnung nicht fahren. Hyrules Zeitalter mag geschrieben sein, doch unsere Geschichte lebt weiter. Denn selbst wenn Altes vergeht, trägt der Wind unsere Geschichten fort; findet Platz in den Herzen der Menschen, die nach uns folgen. Lasse die Erinnerung niemals schwinden! Trage die Geschichte weiter, die unsere Seelen berührt. Helden, Könige, Länder mögen vergehen, doch die Legenden bleiben bestehen. Dort, in den Erinnerungen der Lebenden finden sie Platz; im gesprochenen Wort entfalten sie wahrhaft neue Wirklichkeit. In Büchern, Bildern, Zeichen mag das alte Land vergangener Tage mehr Standhaftigkeit gewinnen. Doch in den Erzählungen der Menschen untereinander lebt die Legende, in farbiger Gestalt, erschafft neue Welten und neue Träume.“

- ) Daphnos Johanson ( -
- Des König von Hyrule letzte Worte -
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