Autor:
Ellen Middeke
Die zweite Chance
Prolog: Das Reich der Finsternis
Die Nacht war rabenschwarz. Donner grollte in der Ferne und bizarre Blitze zuckten am Himmel. Ein Junge stand einsam in der Steppe. Erste Regentropfen fielen und es war kalt. Bitterkalt. Nur in kurze Hosen und ein ärmelloses Hemd bekleidet begann er zu zittern. Er musste sich bewegen, um nicht zu erfrieren! Trotz seiner Verletzungen begann er mühsam zu laufen.
Wären nur Schwert und Schild nicht so schwer! Aber er konnte sie einfach nicht liegenlassen, die Verfolger waren nur knapp hinter ihm. Der Regen durchmischte sich mit Hagel und die Landschaft erbleichte von den eisigen Körnern. Das Blut aus seinen Wunden hinterließ eine tiefrote Spur hinter ihm. Er durfte nicht aufgeben. Sonst wäre alles verloren. Für immer.
"Für immer verloren!" ging es ihm noch durch denn Sinn, dann schwand ihm das Bewusstsein.
Ganon konnte es nicht glauben. Vor ihm lag Link auf dem Boden wie ein Lämmchen auf der Schlachtbank. Nur zappelte er nicht einmal mehr. Sein Leben hing nur noch an einem dünnen Faden. Der Herr der Finsternis zögerte nicht lang und machte seinen langersehten Traum wahr: mit einem Hieb von seinem Schwert war es vorbei! Link zuckte noch einmal auf, dann stieg seine Seele ins Nirvana auf.
Ganon stöhnte auf, als die Macht vom Triforce des Mutes auf ihn überging. Nun war alles vollkommen. Er hatte alle drei Triforce-Fragmente. Zelda hatte er schon vor drei Tagen überwältigt und zur Frau genommen - nur Link als letzter unbekannter Faktor war noch im Weg gewesen... Das Reich der Finsternis kam auf Hyrule herab und NIEMAND würde es je wieder ändern können! Der Morgen dämmerte über Hyrule unter dem grausamen Lachen von Ganon...
Kapitel 1
IN DEM DER HELD EINE ZWEITE CHANCE BEKOMMT
Es gab keine Fenster mehr und die einzige Kerze in der Mitte des Zimmers war fast ausgebrannt. Langsam lichteten sich die Nebel und die Ecken des Raumes rückten an ihren Platz. Das Meiste blieb verschwommen und undeutlich, doch das Mädchen in der Mitte des Lichtkegels war klar zu erkennen. Zelda saß auf dem Boden und schaute zur Decke.
"Was hätte ich denn anderes machen sollen? Ich kann nichts tun. Soll ich einfach hier sitzen und zusehen, wie mein Königreich zugrunde geht?"
Sie murmelte ein paar unverständliche Worte und eine große Kugel erschien in der Mitte des Raumes.
"Zeig mir schon, was ich sehen will."
In der Kugel verschwamm der Nebel, und dann erschien ein Bild von einer Ebene, über die der kalte Winterwind Flocken gefrorenen Schnees blies. Wie ein Vogel schienen sie darüber hinwegzufliegen, über vereiste Hügel, gefrorene Seen und tote Bäume, bis sich das Bild wandelte und sie auf einen bestimmten Punkt zuzugleiten schienen, an dem etwas dunkles im Schnee lag. Beim Näherkommen erkannte Link, dass es ein Mensch war, der dort leblos lag und zu erfrieren drohte. Er trug ein ärmelloses Hemd, das mit eingetrocknetem Blut benetzt war, und kurze Hosen, unter denen zerkratzte und verschrammte Beine hervorguckten. Eine verklebte Strähne blonden Haares klebte auf der verkrampften Stirn. Link erahnte, dass er es selbst war, der dort lag; wie in einem Spiegel sah er durch die Glaskugel auf seinen eigenen leblosen Körper herab.
Zelda sank zu Boden.
"Soll das wirklich wahr sein? Du kannst nicht tot sein, oder? Hyrule braucht dich doch... ich brauche dich. Das ist nicht fair von dir!" Sie schlug wütend auf den Boden und die Kugel verschwand. Dann sank sie in sich zusammen und Tränen rannen über ihr Gesicht.
Link lag auf dem Rücken auf dem kalten Boden. Als er die Augen öffnete, sah er wie durch weißen Nebel zwar die Sonne über sich am Himmel, aber dennoch war alles um ihn herum so weit entfernt. Alles schien in eine dunkle Wolke gehüllt zu sein, und als sich der Nebel vor seinen Augen langsam lichtete kamen die Erinnerungen an das Vergangene zurück. Vorsichtig setzte er sich auf, doch er spürte wider Erwarten keine Schmerzen mehr. Seine Wunden schienen verheilt zu sein und er war nicht annähernd so erschöpft wie zuvor.
"Wie lange war ich denn bewusstlos?", murmelte er zu sich selbst. Als er über die Frage nachdachte, kamen ihm entsetzliche Gedanken und er sah sich erschrocken um. Wohin hatte man ihn gebracht, fragte er sich, denn die Umgebung war ihm völlig fremd. Eine einsame, traurige Ebene unter grauem Himmel. Hier wuchs kein Gras und kein Baum, denn der gesamte Boden war von einer dünnen Eisschicht bedeckt, und ein Fluss lag halb gefroren hinter ihm. Es gab keine Vögel und kein Geräusch, nur Kälte, Stille und Einsamkeit, einzig und allein durchbrochen vom Murmeln des eisigen Windes, der über die gefrorenen Hügel pfiff.
Link stand auf und sah sich einmal in alle Richtungen um, um sich zu orientieren, und als er den Todesberg hinter einem Felsen aufragen sah, wurde ihm mit einmal schmerzlich klar, dass er sich immer noch in der Hylianischen Steppe befand, er hatte sie nur nicht wieder erkannt. Was war hier passiert?
Oh nein. Nein! Das kann nicht sein...
Link erinnerte sich nun wieder an alles. Er hatte versagt, er hatte Ganon nicht aufhalten können. Nun war er hier ganz allein, wer würde ihm jetzt noch helfen? Man hatte sich immer auf ihn verlassen, und nun würde sich doch jeder verraten vorkommen.
Er ging ohne länger darüber nachzudenken in Richtung Schloss. Wenn ihm irgend jemand helfen konnte, dann Zelda. Und wenn nicht... dann...
Einen Versuch war es jedenfalls wert. Was hatte er schon zu verlieren?
Die Stille, die ihn auf dem Marktplatz von Hyrule empfing, war kaum zu ertragen. Niemand schien sich auf die Straße zu trauen, und es blieb genauso dunkel und einsam wie in der Hylianischen Steppe, bis plötzlich eine Gestalt über den Marktplatz eilte.
"Hey!" Link wandte sich zu ihr um und ging auf sie zu. Es war ein junges Mädchen, das sich einen dunklen Umhang umgehängt hatte und den Kopf gesenkt hielt. Selbst als Link sie ansprach, ging sie ohne ein Wort weiter.
Er wollte sie am Umhang zurückhalten, um sie zu fragen, was in Hyrule passiert war, doch er konnte ihn nicht berühren. Seine Hand glitt einfach durch den Stoff hindurch. "Was zum...?"
Link blieb wie angewurzelt stehen und sah das Mädchen in einem Haus verschwinden.
Hatte er sich das gerade nur eingebildet oder hatte sie ihn wirklich nicht gehört oder gesehen?
Er stand eine ganze Weile so auf dem Platz um seine Gedanken zu ordnen und starrte auf das Haus, in dem das Mädchen verschwunden war, als er hinter sich eine Tür aufgehen hörte und ein Mann auf ihn zukam. Er drehte sich zu ihm um, doch auch er schien Link nicht wahrzunehmen und ging einfach durch ihn hindurch.
Link sah sich traurig um und betrachtete die verfallenen Häuser um den Platz. Alle Läden hatten geschlossen und einige Häuser waren vollkommen zerstört. Er ging eine Weile auf dem Platz herum und wollte sich an den einzigen Baum auf dem Platz lehnen, doch er fiel einfach durch den Stamm hindurch und landete auf dem harten Pflaster. "Idiot!", murmelte er zu sich selbst. Dann setzte er sich wieder auf und betrachtete den kleinen Strauch neben sich.
Link lief ein kalter Schauer über den Rücken und erst wagte er nicht, die Pflanze zu berühren, denn er fürchtete sich vor der Möglichkeit, sie nicht berühren zu können, doch die Neugier siegte und er streckte die Hand nach ihr aus... und seine Befürchtungen wurden wahr. Seine Hand glitt durch jedes Blatt und jeden Zweig hindurch, als wären sie Luft. Er konnte es einfach nicht glauben, und erklären, was hier vor sich ging, konnte er auch nicht.
Die wenigen Leute, die ab und an über den Platz gingen, schienen furchtbar verängstigt zu sein, denn sie gingen schnell und huschten ohne aufzublicken über die vereisten Wege.
Link verbrachte eine ganze Weile auf dem Platz, doch niemand sprach ihn an oder sah ihn. Er schien für niemanden in der Stadt zu existieren. Mittlerweile fühlte er sich von der Außenwelt völlig abgeschnitten.
Er versuchte noch mehrmals die Bewohner anzusprechen, doch alle Bemühungen blieben umsonst und unbemerkt.
"Also entweder ich bin verrückt geworden oder die Leute hier haben sich sehr verändert, oder..." Link blieb stehen. Erst jetzt kam ihm die einfachste und logischste... und die beunruhigendste Erklärung. "...Oder ich bin ein Geist." Ein eisiger Wind fegte durch die Straßen der Stadt. "Bei Nayrus Weisheit… bin ich… tot?"
Link wurde erst immer verzweifelter, dann wurde er wütend. Als der fünfte oder sechste Versuch jemanden anzusprechen scheiterte verlor er seine Geduld.
"Hallo!", schrie Link in die Stille. "Hallo, hört mich denn keiner? Bitte, ich bin doch hier! Ich bin nicht tot! Seht ihr mich denn nicht? Kann mich wirklich niemand hören? Aaaaaah, das kann doch alles nicht wahr sein! Kann mir irgendjemand mal sagen, was hier passiert?! Bin ich denn der einzige, der mitkriegt, was hier passiert?!! HAAAAALLOOOOOOO?!?! Verdammt nochmal, jetzt antwortet mir endlich!!!"
Doch niemand wandte sich nach ihm um, obwohl direkt neben ihm zwei Mädchen standen und leise miteinander sprachen. Link drehte sich zu ihnen um und belauschte ihr Gespräch.
"Die Prinzessin? Nein, ich habe sie nicht gesehen? Du etwa?"
"Gestern habe ich sie über den Platz gehen sehen. Sie scheint auch jeden Mut verloren zu haben. Der Sohn meiner Nachbarin hat sie angesprochen, doch sie hat nichts gesagt, nichtmal angesehen hat sie ihn, und dann sind Ganondorfs Geistersoldaten auf ihn losgegangen. Zum Glück ist ihm nichts weiter passiert."
"Dann ist es wohl endgültig aus. Ganondorf hat alles unter seiner Kontrolle. Er bemerkt alles, was hier unten vor sich geht, obwohl er nie hier ist."
"Erst die dunklen Wolken, dann die Kälte und dann seine furchtbaren Geistersoldaten! Niemand ist hier mehr sicher, aber wir können nichts tun, ohne dass er es mitbekommt."
"Ich fürchte mich mehr vor seinen Soldaten, als vor ihm selbst. Aber ich habe ihn noch nie gesehen, weil er immer im Schloss bleibt."
"Oh, wenn man vom Teufel spricht, da kommt einer von ihnen. Lass uns hier verschwinden!"
Die beiden hasteten eilig vom Platz und verschwanden im Haus. Vom Schloss her kam ein Geist, mit einem langen Umhang, schwebte an Link vorbei und verschwand in der Straße, die zur Hylianischen Steppe führte. Dann wurde es wieder still auf dem Platz und Link stand ganz allein im eisigen Wind, der durch ihn hindurchwehte…
Langsam ging er weiter zum Schloss, das sich in eine Festung des Schattens verwandelt hatte. Sie war vollkommen dunkel und eine pechschwarze Wolke schwebte über dem höchsten Turm, aus der grelle Blitze fielen, die als einzige die eisige Stille durchbrachen. Link ging zum Tor, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob er gesehen werden könnte oder nicht, denn er war sich nicht sicher, was er mehr hoffte.
Er ging den kurzen Weg durch den Garten vor dem Schloss, der eigentlich kein Garten mehr war. Keine der Blumen war mehr da, nur ein einsamer knorriger Baum, der blätterlos wie ein Gespenst in den grauweißen Himmel stach. Der Ort war völlig tot und ausgestorben. Eilig ging Link über die Brücke zum Haupteingang und trat ohne Mühe ein, denn die Tür war vollkommen verschwunden.
Im Schloss waren überall Kerzen aufgestellt, die die Wände in Dunkelheit gehüllt ließen und gespenstische Schatten auf den Boden warfen. Es schien sich aber ansonsten nichts verändert zu haben, und so fand Link den Weg zum Thronsaal ohne größere Mühe. Auf dem Weg kam er an keinen Wachen vorbei, zumindest sah er keine, und wenn, hätte es ihm wohl keine Mühe gemacht, unbemerkt an ihnen vorbeizukommen.
Als er im Thronsaal ankam fiel sein erster Blick auf die Wand über dem Thron - denn dort hingen sein Schild und sein Masterschwert. Und auf dem Thron saß Ganondorf und spielte mit einer großen Glaskugel, die vor ihm in der Luft schwebte.
Link suchte instinktiv hinter der nächsten Säule Schutz vor seinem Erzfeind und überdachte seine weitere Vorgehensweise. Ein Überraschungsangriff wäre jetzt das Passendste, und vielleicht würde es ja doch funktionieren, wenn er es ganz fest wollte. Es musste jetzt einfach klappen! Link schloss kurz die Augen und atmete tief durch, dann sprang er plötzlich hinter der Säule hervor und ging auf Ganondorf los. Er wollte ihm eine heftige Linke verpassen, doch Ganondorf blickte nicht einmal zu ihm hoch oder reagierte in irgendeiner Weise, und Links Hand glitt durch ihn hindurch, als wäre er Luft. Doch Link gab immer noch nicht auf, er wollte einfach nur Rache und konnte jetzt nicht einfach aufgeben; statt dessen schlug er immer weiter auf ihn ein, doch Ganondorf konzentrierte sich weiter auf die Kugel.
Link trat einen Schritt zurück und starrte ihn hasserfüllt an. "FEIGLING! Na los, kämpf endlich!!! Warum tust du nichts?! Warum kann ich dich nicht umbringen?!"
Link sank in die Knie. "Nur für ein paar Minuten! Nur für ein paar Minuten möchte ich meine alte Gestalt annehmen und dich umbringen!!!"
Link setzte sich richtig auf den Boden und sah hoch zu ihm, doch Ganondorf sah ihn immer noch nicht an.
Endlich tat Ganondorf etwas, doch Links Wutausbruch blieb unbemerkt. "Mal sehen, was mache ich als nächstes? Die Herrschaft über die Gerudos habe ich längst... Vielleicht kümmere ich mich mal um die Verlorenen Wälder... Ohne die Triforce-Fragmente wäre all dies nicht möglich gewesen."
Im Nebel im Innern der Kugel erschien das Triforce und drehte sich langsam um sich selbst.
"Meiner Herrschaft über die Schattenwelt steht jetzt nichts mehr im Wege. Hahahahahaha...."
Link sah Ganondorf lange mit ohnmächtiger Wut an. Er schien glücklicher denn je zu sein, was Link noch rasender machte. Dann trat er an eines der großen Fenster und sah hinaus.
Die Hylianische Steppe war vollkommen dunkel, so dass die Lon-Lon-Farm im dunklen Nebel verborgen blieb, und auch in Kakariko war niemand auf der Straße. Der Todesberg ragte groß und bedrohlich hinter den ersten Bergketten auf, und selbst die Goronen waren nirgends zu sehen. Ganz Hyrule schien den Atem anzuhalten und langsam zu ersticken. Es herrschte Totenstille und Link war völlig hilflos.
Betrübt wandte er sich ab und verließ den Raum. "Hyrule, es tut mir leid, aber... in dieser Gestalt kann ich dir doch nicht helfen."
Er sah auf seinen Handrücken, doch da war kein Triforce-Fragment mehr.
"Was kann ich tun?"
In diesem Moment tauchte in seinem Kopf eine Stimme auf, die ihm verdächtig bekannt vorkam:
"Junger Held, Ihr könnt hier nicht für immer bleiben. Eure Zeit ist zwar eigentlich vergangen, aber Eure Seele hat Hyrule noch nicht losgelassen, denn Ihr habt viel Verantwortung zu tragen."
Link war vollkommen perplex. Sofort tauchten Fragen in seinem Kopf auf, doch er drängte sie zurück um weiter zuzuhören. Als jedoch die Stimme schwieg, stellte er die erste Frage, die ihm einfiel.
"Wer seid Ihr?"
In dem Moment tauchte vor ihm ein Mädchen auf. Sie hatte kurzes rotes Haar, in das Blumen geflochten waren, und auf ihrem grünen Kleid prunkte ein goldenes Triforce-Symbol. Sie stand nicht auf dem kalten Boden des dunklen Raumes, sondern schien darüber zu schweben, und Link fühlte sich in ihrer Gegenwart ruhig und entspannt.
"Ihr solltet mich eigentlich besser kennen, als jeder andere in Hyrule," sagte sie mit sanfter Stimme, und Link bekam große Augen. "Farore!?"
Das Mädchen lächelte. "Keine andere."
Link sank vor ihr auf die Knie. "Bitte gebt mir mein Leben zurück!"
"Ich habe Euch doch gesagt, Eure Zeit ist um."
"Meine Zeit ist EIGENTLICH um, habt Ihr gesagt! Aber ich muss mit meinem Leben noch etwas beenden, was kein anderer beenden kann! Ich muss das tun, ich schulde es Hyrule und allen seinen Einwohnern. Ich bitte Euch nur um eine Chance, diese Aufgabe zu erfüllen!"
Link hatte diese Worte drängend gesprochen, ohne Farore anzublicken. Jetzt sah er sie flehend an und Farore wandte sich ab.
"Es steht eigentlich nicht in meiner Macht, über derartiges zu entscheiden..."
Link war am verzweifeln. Dies war seine allerletzte Chance, das wusste er. Er durfte das jetzt nicht vermasseln.
"Aber ich kann Hyrule nicht einfach untergehen lassen, das müsst Ihr verhindern! Ihr habt Hyrule mit erschaffen... Ihr könnt es doch nicht sterben lassen!"
Farore drehte sich nach ihm um und sah ihm lange in die Augen. "Ich sehe, ihr trugt das Triforce-Fragment des Mutes nicht grundlos. Ihr zögert nicht einmal ein zweites Leben zu riskieren, nachdem ihr Euer erstes im Kampf verloren habt, das finde ich sehr lobenswert..."
Farore ging ein paar Zentimeter über dem Boden vor Link auf und ab, dann blieb sie direkt vor ihm stehen und sah zur Decke. "Vielleicht sollte ich das nicht tun, aber ich fühle mit dem, was Ihr sagt und ich habe Mitleid... Ich bin zu gutherzig, würde Din jetzt sagen..." Sie seufzte. "Also gut, ich gebe Euch Euer Leben zurück, um Hyrule zu retten... aber nur dafür. Danach ist Eure Zeit endgültig um."
Link schluckte. Natürlich waren diese Aussichten nicht die besten, aber besser, als ewig als Geist durch das Schloss zu spuken und nichts tun zu können.
Er nickte entschlossen und Farore gab ihm die Hand. "Ich schenke Euch eine zweite Chance, um mein geliebtes Hyrule zu retten, macht das Beste daraus, junger Held." Ein Leuchten umgab die beiden, dass Link in den Augen blendete, so dass er sie schloss.
Kapitel 2
IN DEM DER HELD ZURÜCKKEHRT
Als Link seine Augen wieder öffnete, stand er in seinem Haus in Kokiri. Er sah sich lange darin um, und als er auf dem Weg nach draußen gegen eine Kiste im Raum stieß, blieb er erst verdutzt stehen, dann wäre er beinahe in Jubelrufe ausgebrochen. Ich lebe. Ich existiere! Ich kann es noch schaffen, es ist noch nicht zu spät!!!
Ein Schrei ließ ihn herumfahren und vor ihm stand Salia, die ihn mit Panik erfüllten Augen anstarrte. Sie war mindestens so erschrocken, wie er selbst.
"Wie...? Was machst du hier?!"
Link verschrenkte grinsend die Arme. "Ich wohne hier?"
Salia beachtete seinen Scherz nicht und kam langsam wieder zu Atem. "Bist du echt? Oder bist du nur ein Geist?"
Link ging auf sie zu und nahm sie lachend in den Arm. "Ich bin am Leben und ich bin froh, dass es dir gut geht."
Salia löste sich aus seiner Umarmung und sah ihn an. "Ich dachte du wärst tot. Alle dachten du wärst tot... Wie kommt es, dass du wieder lebst?"
Link biss sich auf die Unterlippe. Er konnte es ihr nicht sagen, er konnte ihr jetzt unmöglich sagen, dass er tot gewesen war und dass er es auch bald wieder sein würde. Nicht nachdem sie so glücklich war, ihn wiederzusehen. "Ich... ich bin noch mal entkommen."
Salia sah ihm fest in die Augen. "Du belügst eine der sieben Weisen und... und deine Freundin. Was ist los?"
Link sah sie an, wie sie da stand und als kleines Kind zu ihm aufsah, und dennoch konnte er sie nicht belügen und so erzählte er ihr die letzten Geschehnisse. Salia hörte ihm geduldig zu, und als er geendet hatte trat Stille ein. Salia wusste nicht, was sie sagen sollte, doch Link brach schnell das Schweigen. "Ich brauche deine Hilfe. Ich muss mit den anderen Weisen sprechen. Kannst du dich darum kümmern?"
Salia nickte. "Du hast vor, Hyrule zu retten? Haben wir denn überhaupt eine Chance?"
Link zuckte die Schultern. "Woher soll ich das wissen? Ich werde es auf jeden Fall versuchen. Hilfst du mir?"
Salia bemühte sich um ein Lächeln. "Natürlich. Ich werde die Weisen zusammenrufen. Warte hier, ja?"
Link hielt sie zurück. "Tu mir einen Gefallen und sage sonst niemandem, dass ich am Leben bin, ja? Solche Überraschungsmomente muss man vielleicht auszunutzen."
Am Abend saßen die Weisen in Links Haus und hielten Kriegsrat. Alle hatten es sich irgendwo bequem gemacht und wurden nach der ersten Wiedersehensfreude wieder ernst, denn auch mit Link am Leben standen die Chancen schlecht. Link zündete eine Kerze an und setzte sich neben Salia auf sein Bett. Rauru räusperte sich.
"Also wir sind uns wohl alle einig, dass Hyrule gerettet werden muss. Die Frage ist nur, wie wir das anstellen können. Wir haben Zelda nicht unter uns, die zwei Triforce-Fragmente des Mutes und der Weisheit können uns nicht helfen, ebenso wenig wie die Okarina der Zeit."
Impa seufzte. "Komm zur Sache, Mann!"
Naboru überlegte. "Ist es überhaupt möglich einen Menschen zu schlagen, der die Macht dreier Triforce-Fragmente besitzt?"
Rauru zog die Stirn kraus. "Wir Weisen haben in den letzten Tagen so viel Energie verloren, dass selbst unsere Macht nutzlos ist."
Link sprang auf. "Dann müssen wir ihm die Macht entziehen und ihn dann schlagen."
"Und wie soll das gehen?", fragte Naboru hoffnungslos. "Wir kommen nicht an ihn heran. Seine unsichtbaren Soldaten sind überall. Du kannst nicht an allen unbemerkt vorbeischleichen!"
Link wandte sich zu der Gerudo um und grinste kurz. "Darin habe ich Übung."
Naboru verschrenkte die Arme und wandte sich ab. Natürlich erinnerte auch sie sich daran, wie Link sie damals überlistet hatte und sich in ihre Festung eingeschlichen hatte.
Link schenkte ihr keine weitere Beachtung. "Wisst ihr, wie man ihm die Macht über die Triforce-Fragmente abnehmen kann?"
"Wie konnte er eigentlich die Triforce-Fragmente der Weisheit und des Mutes an sich nehmen? Ich meine..." Ruto sah mit einem Hauch eines Lächelns in die Runde. "...Ganondorf soll weise und mutig sein?"
Rauru seufzte. "Man kann die Fragmente auch mit Gewalt an sich nehmen. So genau weiß ich das aber auch nicht. Auf jeden Fall werden wir es ziemlich schwer haben, denn er besitzt jetzt alle Triforce-Fragmente. Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt möglich ist, den Träger aller Fragmente zu töten. Es gäbe allerdings jemanden, der es wissen könnte..."
Link senkte den Blick. "Und an sie kommen wir nie ran."
Kapitel 3
IN DEM DER HELD EINEN LANGERSEHNTEN FREUND WIEDERTRIFFT
Auf der Lon-Lon-Farm war es dunkel. Seit Ganon die Macht über Hyrule besaß, schien die Sonne nie mehr aufzugehen. Malon saß auf dem Zaun an der Pferdekoppel und hielt ein merkwürdiges Ei in ihrer Hand. Es war relativ klein und hatte ein buntes Muster auf seiner Schale. Epona stand neben ihr und stubste sie unglücklich an.
"Ich vermisse Link doch auch, aber er wird trotzdem nicht zurückkommen. Er hat alles versucht. Wir sollten dankbar sein, dass er nie aufgegeben oder den Mut verloren hat." Malon lehnte ihren Kopf an Eponas und summte eine leise Melodie vor sich hin, als plötzlich etwas gegen ihren Kopf stieß und sie vor Schreck rückwärts vom Zaun fiel. Vorsichtig setze sie sich auf und sah sich um. "Puh, dem Ei ist nichts passiert, aber was war das?" Malon blickte um sich, und neben ihr lag auf dem vereisten Boden ein kleiner leuchtender Funken.
Als sie näher hinsah, erkannte sie, was es war.
"Navi? Ich dachte... was machst du hier?"
Malon hob Navi vor ihre Augen. Navi schien völlig erschöpft. "Kokiri... schnell!" Dann sagte sie nichts mehr und ihr sonst so helles Leuchten wurde zu einem schwachen Glimmen.
Malon verlor keine Zeit, verstaute das Ei in ihrer Tasche, sprang auf Eponas Rücken und galoppierte davon. Als sie am Haus vorbeikam, rief sie noch ihrem Vater durchs Fenster zu: "Ich muss nach Kokiri, mach dir keine Sorgen, ja?" Ohne eine Antwort abzuwarten trieb sie Epona an und ritt nach Osten.
Die Weisen saßen schweigend in Links Haus und jeder dachte für sich darüber nach, wie man mit Zelda in Kontakt treten konnte. Link ging ungeduldig im Haus auf und ab.
"Gibt es nicht irgendeinen Zauber, mit dem man unsichtbar werden kann?"
"Verdammt, ich war es bis vor kurzer Zeit noch, und jetzt wünschte ich, es zu sein!"
Rauru nickte nachdenklich. "Vielleicht erinnerst du dich an den Zauberumhang, aber Ganons Geistersoldaten können dich auch wenn du unsichtbar bist sehen."
Link schüttelte energisch den Kopf. "Das können sie nicht, woher wollt Ihr das wissen?"
In dem Moment stürmte Malon ins Haus und blieb direkt vor Salia stehen. "Salia, ich habe Navi gefunden. Kannst du ihr helfen, sie ist sehr schwach!"
Link sagte nichts, sondern starrte Navi nur an, und Malon schien ihn gar nicht zu bemerken. Salia nahm ihr Navi aus den Händen. "Sie kann in der Schattenwelt nicht existieren. Wie kommt sie nur hierher?"
Link stellte sich vor sie und sah Navi besorgt an.
"Gib sie mir mal."
Salia legte Navi in seine geöffneten Hände und Link versuchte sie mit aller Kraft aufzuwärmen.
Salia sah ihn traurig an. "Ich bringe sie zum Deku-Baum, vielleicht reicht die Kraft der heiligen Lichtung noch, um ihr zu helfen."
Link sah Navi besorgt an, doch er sagte nichts weiter. Malon starrte ihn an, brachte aber erst kein Wort heraus. "Du... lebst?"
Link wandte sich zu ihr um. "So leicht sterbe ich nicht, das solltest du mittlerweile eigentlich wissen."
Malon rannte zu Link und umarmte ihn. Freudentränen rannen ihr übers Gesicht. "Wieso hast du mir das nicht früher gesagt? Ich habe mir solche Sorgen und Vorwürfe gemacht!"
Link erwiderte ihre Umarmung. "Ich lasse Hyrule doch nicht im Stich. Solange man mich braucht, bin ich da."
Sein Blick traf den Raurus, und ein kurzes Funkeln in den Augen des Weisen ließ Link mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass er sein Geheimnis teilte.
Er löste sich aus ihrer Umarmung und wandte sich zu den Weisen um. "Ich werde eine neue Ausrüstung brauchen, wenn ich Hyrule retten will. Könnt ihr mir da helfen?"
Impa, die die ganze Zeit nichts gesagt hatte, meldete sich endlich zu Wort. "Darunia kann dir bestimmt ein Schwert organisieren, ich habe noch einen Bogen und Naboru hat noch einen Schild, oder?"
Naboru nickte und Rauru fügte hinzu: "Ich werde dir den Zauberumhang und die Pegasus-Stiefel wiedergeben."
Links Augen wurden groß. "Du hast noch die Pegasus-Stiefel??? Wow! So eine perfekte Ausrüstung hatte ich noch nie, glaube ich. Danke!"
Rauru seufzte. "Hoffen wir nur, dass sie dir diesmal helfen kann."
Es wurde bereits dunkel, als Link zur heiligen Lichtung ging, um zu sehen, wie es Navi ging. Salia saß auf dem Boden vor dem Deku-Baum und Navi flog schon wieder um ihren Kopf herum.
Link war erleichtert. "Navi!"
Navi sauste zu ihm und blieb nur ein paar Zentimeter vor seiner Nasenspitze in der Luft stehen. "Link! Bin ich froh, dass dir nichts passiert ist! Ich war vorhin bei Zelda, sie macht sich solche Sorgen um dich. Wo warst du denn so lange?"
Link zog die Augenbrauen zusammen. "Wie lange war ich denn weg?"
Salia stand auf. "Na, eine Woche war es schon, und eine schlimme Woche, wenn ihr mich fragt. Auf jeden Fall geht es dir gut und wir können alle wieder Hoffnung haben. Wie sieht euer Plan aus?"
Link blinzelte, denn Navi schwirrte um seinen Kopf und das Licht blendete ihn. "Eigentlich wollte ich mich mit dem Zauberumhang ins Schloss schleichen, aber wenn Navi schon mal da war, kann sie Zelda ja fragen, was wir tun können."
Navi sank auf seine geöffnete Handfläche. "Den ganzen Weg zum Schloss nochmal? Das ist nicht dein Ernst! Das schaffe ich nicht. Je näher ich der dunklen Macht komme, desto weniger Energie habe ich."
"Und wenn ich dich mit dem Umhang bis zur Schlossmauer bringe?"
Navi erhob sich wieder in die Luft. "Na schön, weil du es bist! Das würde funktionieren. Wann geht's los?"
Link seufzte. "So bald wie möglich. Wir dürfen nicht unnötig Zeit verlieren. Je schneller wir Hyrule retten, desto besser. Hyrule leidet unter der Macht des Schattens. Sogar der Schutz des Kokiri-Waldes ist geschwächt. Malon konnte ohne Probleme in den Wald kommen und sie ist nicht zu einem Baum geworden. Die anderen versorgen mich mit einer neuen Ausrüstung und dann gehen wir. Ich möchte dich aber noch um einen Gefallen bitten, Navi. Sag Zelda nicht, dass ich am Leben bin, ja?"
"Wieso? Bist du jetzt völlig plemplem?"
Link konnte nicht umhin, bei diesem Satz an Taya zu denken. "Ihr wisst, dass ich Zelda mein Leben anvertrauen würde, aber wer weiß, wieviel Macht Ganon wirklich hat, und wenn er es über sie herausfindet, schrumpft unsere Chance auf ein Minimum."
Und außerdem möchte ich nicht, dass sie mich noch ein zweites Mal verlieren muss.
Salia machte einen Satz.
"Ich muss dir noch was geben, bevor du gehst!"
Link grinste. "Ich wollte dich schon darum bitten."
Salia rannte kurz in ihr Haus und brachte Link ihre Okarina. "Ich leihe sie dir, also mach sie nicht kaputt!"
"Du kennst mich doch!"
"Eben."
Früh am nächsten Morgen, noch bevor die Sonne aufgegangen war, brachen Link und Navi alleine zum Schloss auf. Link war wieder voll ausgerüstet und trotz der kleinen Chance, Hyrule zu retten, guten Mutes. Er trug jetzt eine neue Rüstung, die Impa ihm geschenkt hatte, den Zauberumhang, der seinen Träger für jedes Auge unsichtbar machte, ein neues Schwert, das Darunia ihm gegeben hatte, und eine Flasche Lon-Lon-Milch von Malon. Mit den Pegasus-Stiefeln, die ihren Träger in Windeseile an jeden zu Fuß erreichbaren Ort bringen konnten, war der Weg zum Schloss in wenigen Sekunden zurückgelegt.
Unter dem Fenster von Zeldas Zimmer blieb Link stehen und Navi kam unter dem Zauberumhang hervor. "Warte hier auf mich, sonst finde ich dich nicht wieder."
Link nickte. "Gut, aber beeile dich!"
Navi verschwand in einem Spalt in der Mauer und Link wartete geduldig. Er wagte es nicht, sich auch nur einen Zentimeter von seinem jetzigen Standpunkt wegzubewegen, denn er fürchtete, dass Navi ihn wirklich nicht wiederfinden würde.
Angestrengt horchte er in die Stille, doch ein merkwürdiges Summen lag in der Luft, das Link nicht einordnen konnte. Beunruhigt sah er sich um und irgendein Gefühl sagte ihm, dass noch jemand anderes genau in diesem Moment das selbe tat. Da sah er endlich, was es war - eine finstere schwebende Gestalt mit einem dunklen schwarzen Mantel, dessen Kapuze sein Gesicht verborgen liess und in seinen Händen ein schwarzes Schwert hielt, dessen Spitze auf Link gerichtet war.
Endlose Sekunden verstrichen, in denen die beiden sich nur anstarrten und dann ging die finstere Gestalt zum Angriff über.
Mit einem entschlossenen Ruck riss Link such den Zauberumhang vom Kopf und sprang in den Burggraben. Seine Kleidung sog sich mit dem eiskalten Wasser voll und zog ihn weiter nach unten, doch Link konnte trotz des ersten Kälteschocks dagegenhalten. "Benutz den Umhang! Na los!", rief Navi, die urplötzlich neben ihm aufgetaucht war. Link tauchte endlich wieder an der Oberfläche auf. "So hat mich das Mistviech ja gefun-… Oh, nein!"
Er war ins Wasser gesprungen und um sein Leben geschwommen, doch in diesem Moment blieb der Umhang an einer Wurzel hängen und liess sich nicht wieder lösen.
Link versuchte mit aller Kraft gegen die Strömung zu der Wurzel zurückzuschwimmen, doch als der Schattensoldat auf ihn zukam, musste er doch aufgeben und seinen Umhang von seinen Schultern lösen und im eisigen Wasser des Burggrabens zurücklassen. Link wich nur um Haaresbreite dem Schwert des Angreifers aus und schwamm weiter mit der Strömung, bis er am Ende des Grabens ankam und ihm eine steile Felswand den Weg versperrte. Navi hatte ihm nur mit Mühe folgen können.
"Und jetzt?"
Link sprang mit einem Satz aus dem Wasser, als er den Grund spüren konnte und landete auf dem Weg auf der anderen Seite des Grabens. Er sah sich kurz um, erkannte, dass die Gestalt ihm immer noch dicht auf den Fersen war und rannte weiter. Im Losspurten griff er nicht gerade feinfühlig nach Navi, als ihm auffiel, dass er auch einen seiner Pegasus-Stiefel verloren hatte.
"Verdammter Mist!"
Er stand jetzt ohne jegliche Deckung da, dann fiel ihm die einfachste Lösung ein. Er zog sein Schwert und stellte sich dem Wesen in den Weg. Navi klammerte sich an einer seiner nassen Haarsträhnen fest und beobachtete den Kampf mit angehaltenem Atem. Link hielt sich gut, bis sein Schwert unter einem harten Schlag des Wesens zerbrach. Waffenlos hatte er kaum eine Chance, und so ergriff er die Flucht, indem er unter dem Schutz seines Schildes eilig zurückwich. Plötzlich trat er ins Leere, fiel den Abhang herunter und landete unsanft vor dem Torbogen am Eingang zum Schloss.
Die dunkle Kreatur lachte laut auf und stürzte mit gezogenem Schwert auf ihn zu. Link rollte sich geschickt zur Seite, bemerkte aber schon, dass der Angreifer zum nächsten Schlag ausholte, und er wusste, diesmal würde er nicht mehr ausweichen können. Er kniff nur noch die Augen zu, bis er plötzlich einen Schmerzensschrei hörte und erschrocken aufblickte.
Navi war mit aller Kraft gegen die Stirn des Wesens geflogen und Link beobachtete, wie sich dieses in viele kleine Lichtkugeln auflöste bis es völlig verschwand.
Navi flatterte mit einem Jubelruf zurück zu Link. "Los, los, los! Wir müssen uns beeilen, bevor wir noch von anderen entdeckt werden. Mach schon!"
Link sprang ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden auf, verließ eilig die Stadt und floh in die Hylianische Steppe.
Kapitel 4
IN DEM DER HELD EINEN SCHATZ FINDET
Link sank völlig ausser Atem auf den vereisten Boden. Das kalte Wasser aus dem Burggraben lief an ihm herunter und ließ ihn vor Kälte zittern. "So ein Mist! Das war ja ein ziemlicher Reinfall!"
Navi sank auf seine nasse Schulter. "Ist bei dir alles okay?"
Link zog geräuschvoll die Nase hoch. "Ich glaube schon… Aber sieh mal, da kommt Malon!"
Malon kam auf ihn zugerannt und ließ sich neben ihm auf den Boden fallen. "Die Weisen sind in Kakariko und ich soll dir sagen, dass du nachkommen sollst. Was hat Zelda gesagt?"
Link sah Navi fragend an und sie begann zu berichten: "Zelda hat schon alle Hoffnung aufgegeben und ist von deinem Tod völlig mitgenommen. Ich finde wir gehen hier zu weit, Link! Wenn sie wüsste, dass Du am Leben bist, wäre sie uns vielleicht eine größere Hilfe, aber im Augenblick ist alles, was sie sagt, düster und pessimistisch - sag mal Mal Malon, was machst du da eigentlich?"
"Mein Ei", sagte Malon betrübt, "es ist schon ganz kalt."
"Du schleppst ein Ei mit dir rum? Wozu?"
"Ohne mich wird es erfrieren, seine Mutter wurde von einem von Ganons Soldaten geköpft!"
"Willst du es vielleicht die ganze Zeit festhalten?"
"Gehen wir erstmal nach Kakariko," unterbrach Link die beiden, "wer weiß, was da los ist…"
Als sie die Stadt bei Sonnenuntergang erreichten, war sie wie ausgestorben. Ein eisiger Wind fegte Flocken dicken Schnees durch die Straßen und nichts und niemand wagte sich aus dem Haus. Einige Häuser waren bis auf die Grundmauern ausgebrannt. Link und Malon sahen sich traurig um, doch plötzlich kam ein dunkler Schatten auf sie zu. Link wollte sein Schwert ziehen, doch er hatte ja gar keins mehr. "Verdammter Mist! Schon wieder einer von denen!"
"Nein!", rief Navi. "Das ist keiner von denen! Das ist ein guter Geist, das spüre ich ganz deutlich." Navi horchte ganz konzentriert auf das leise Flüstern, das in der Luft lag. "Er war ein Ritter des Königs und hat früher gegen Ganon gekämpft. Seine Seele findet keine Ruhe, seit Ganon wieder an der Macht ist. Er sucht nach jemandem, der Ganon besiegt…"
Link grinste. "Ein Geist, der keine Ruhe findet, ja? Na, mal sehen, ob dieses Lied in Hyrule auch funktioniert…"
Link holte Salias Okarina hervor und spielte das Lied der Befreiung, das er damals in Termina gelernt hatte. Die leisen Stimmen verschwanden und der schwarze Schatten kam vor ihnen zum stehen. Eine leise Stimme erklang und sagte: "Ich danke Euch… Nehmt mit, was ihr in meinem Grab findet. Rechte Reihe… Nr. 4…"
Dann verschwand auch der Schatten und es wurde ganz still.
Link steckte die Okarina wieder in seine Tasche und rannte ohne ein weiteres Wort zum Friedhof.
Malon folgte ihm so schnell sie konnte. "Du willst doch nicht wirklich in diesem Grab rumbuddeln, oder?"
Navi überholte Malon und folgte Link. "Das hat der schon oft gemacht, vertrau ihm einfach! Aber, Link, woher hast du diese Melodie?"
"Ist jetzt unwichtig!", war Links einziger Kommentar dazu.
Das Grab hatten sie trotz der völligen Dunkelheit, die auf dem Friedhof herrschte, schnell gefunden und Link machte sich daran, den Grabstein wegzuziehen. In einer Mulde darunter fanden sie eine Kiste. Link beugte sich hinunter und holte einen goldenen Stab hervor. Als er ihn genauer betrachten wollte, begann er plötzlich zu vibrieren, und dann verteilte er warmes Sonnenlicht.
Navi flog neugierig um den Stab herum. "Das ist der Sonnenstab, er vernichtet Schattenkreaturen."
Link nahm ihn fest in die Hand und leuchtete noch einmal in die Kiste unter dem Grabstein und holte ein Schwert, einen Umhang und einen Schild daraus hervor. "Jetzt habe ich wieder gute Chancen."
Malon tippte ihm auf die Schulter. "Wenn du das Grab dann wieder zugemacht hast, könntest du mir dann sagen, wo die Weisen sind? Ich kann sie nämlich nirgends entdecken, du etwa?"
Navi zuckte zusammen. "Was wäre, wenn Ganons Soldaten den Geist aufgeschreckt hätten, um die Weisen in eine Falle zu locken?"
Malon nickte. "Das klingt logisch. Oh nein, und ich habe daran überhaupt nicht gedacht. Ganon hat alle anderen Mächte schon besiegt: erst Zelda, dann dich…"
Link sah Malon überrascht an und Malon nahm seine Hand und erwiderte seinen Blick lange. "Salia hat mir alles erzählt. Sei ihr nicht böse, ich habe sie gedrängt."
Link nickte und murmelte: "Ist schon in Ordnung. Na los, gehen wir und machen diesem Spuk ein Ende!"
Kapitel 5
IN DEM DER HELD SICH AUFMACHT, SEINEN FEIND ZU VERNICHTEN
Kurze Zeit später saßen sie in einer Ruine eines verlassenen Hauses, beobachteten den Regen und hielten Kriegsrat. Malon lehnte sich an eine der wenigen unbeschädigten Wände und schloss die Augen. "Der Plan, den die Weisen ausgemacht hatten, lautet wie folgt: Wenn du von Zelda zurückkommst, brechen wir auf zum Schloss. Vor dem Haupteingang der Gerudo-Festung beginnt unter einem Felsen ein geheimer Tunnel nach Hyrule. Er endet in den Verliessen des Schlosses und würde uns unbemerkt in Ganons Nähe bringen, allerdings wollte Naboru uns noch etwas über den Tunnel sagen, als sie den Hilferuf aus Kakariko erhielten." Link nickte. "Na, worauf warten wir denn dann noch?"
Keine zehn Minuten später waren sie auf dem Weg zur Gerudo-Festung. Link trug seine neue Ausrüstung bei sich und war kaum wiederzuerkennen, wenn er sich den Umhang über den Kopf zog.
Auch bei den Gerudos war Ganons Einfluss auf Hyrule zu spüren. Es war keine Gerudo-Kriegerin mehr zu sehen, sie waren alle in die Wüste geflohen, wodurch Link seine Anwesenheit nicht groß geheimhalten musste. Sie fanden den Tunneleingang mühelos und schafften es mit vereinten Kräften, den Felsen, der ihn versperrte, wegzurollen.
"Wieder davorrollen können wir ihn aber nicht", stellte Malon fest.
"Dann können wir nur hoffen, dass es eine Weile dauert, bevor Ganons Leute bemerken, dass wir hier sind." Mit diesen Worten begann Link, in den Tunnel hinabzusteigen.
Völlige Dunkelheit umgab sie. Hier unten war es feucht und kühl. Link holte den Sonnenstab hervor, der ein angenehmes Sonnenlicht in der Höhle verbreitete. Der Tunnel ging geradewegs nach nordosten und Link ging gleich drauflos. Navi flog vor sein Gesicht.
"Lernst du nie irgendwas? Sei immer auf der Hut. Pass auf, wo du hintrittst!"
Link pustete sie vorsichtig zur Seite. "Ja, mach ich schon. Aber ich kann hier nichts Schlimmes entdecken, du etwa?"
Malon riss ihn mit einem Ruck zur Seite. "Pass auf!"
Link krachte gegen die Wand neben ihm und entging nur um Haaresbreite einem Schwarm Fledermäuse, die mit leisem Rauschen ihrer Flügel ins Freie flatterten. Malon drehte sich nach ihm um. "Tut mir leid, ist alles okay?"
Link nickte nur, er war noch völlig überrumpelt. "Wir müssen sie mit dem Licht aufgeschreckt haben."
Langsam und vorsichtig gingen sie weiter den Tunnel entlang. Sie sprachen den ganzen Weg über gar nichts, sondern horchten, ob sie irgendetwas hören konnten, doch um sie herum blieb es vollkommen still.
Scheppernd zerbrach etwas an der Wand. Link und Malon zuckten zusammen, als die Tonscherben direkt neben ihren Köpfen zersplitterten. Sie standen in einem quadratischen Raum, und nach einem Moment der Überraschung erkannte Link, dass die ebenfalls quadratischen Fliesen, aus denen der Fußboden bestand, sich wie von Geisterhand aus ihrem Verband lösten und rotierend aufstiegen und auf sie zuflogen. Gehetzt wichen sie ihnen aus, so gut es ging, und gerade als Malon keuchend strauchelte und Link glaubte, nicht weiter zu können, bemerkte er, dass nur noch fünf Fliesen übrig waren, angeordnet wie auf einem Würfel. Nur noch ein bißchen weiterlaufen! Link zog Malon weiter im Kreis. Die erste Fliese stieg auf, dann die zweite, während die erste genau zwischen Link und Malon an der Wand zerbarst. Sie hatten keine Gelegenheit, der zweiten auszuweichen, die Link mit seinem Schild abwehrte. Doch schon nahte die dritte, und flog gefährlich nahe an Malons Kopf vorbei. Als die vierte kam, konnte er Malon nur noch dadurch retten, dass er sie zu Boden warf, und mit dem Schild über dem Kopf erwartete er den Aufprall der fünften.
Die fünfte kam nicht. Nach einer ganzen Weile richtete Link sich auf, doch es geschah nichts. In der Mitte des Raumes war genau eine Fliese liegengeblieben, auf die er zuging.
Geistesabwesend wischte sich Malon mit dem Handrücken das Blut vom Gesicht und betastete vorsichtig ihr Ei, welches unerklärlicherweise ganz geblieben war. "Was um alles in der Welt war das?"
Link wandte sich schnaufend zu ihr um. "Ein schlechter Scherz der Gerudos, schätze ich…"
Sie begegneten keinen weiteren Überraschungen, vor denen sie sich hätten in acht nehmen können. Irgendwann hielt Malon die Stille nicht mehr aus und fragte: "Was meinst du, wo wir jetzt sind?"
Link, der vorausgegangen war, zuckte beim plötzlichen Klang ihrer Stimme zusammen. "Ich schätze, wir sind kurz hinter der Farm. Wahrscheinlich sind wir bald da."
Malon nickte. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich darüber freuen sollte, oder nicht. Eigentlich wollte sie Ganon gar nicht begegnen, andererseits mochte sie die Dunkelheit und die Stille dieses Tunnels auch nicht.
Plötzlich blieb Link stehen, so dass Malon, die tief in Gedanken versunken war, fast gegen ihn gelaufen wäre.
"Was...?"
"Ssssst! Hör mal!"
Malon wagte kaum zu atmen um herauszufinden, was Link meinte. Doch sie konnte bei bestem Willen nichts hören. Dann holte sie das merkwürdige Ei aus ihrer Tasche.
"Link schau mal!"
"Sssssst!"
"Aber das Ei…"
"Hörst du das?"
"Es schlüpft!!!"
Link stand ganz still und glaubte über sich etwas zu hören. Wenn er die Augen schloss, hörte er eine leise Melodie. Eine Melodie, die ihm so vertraut schien.
Ohne ein Wort zu sagen, drückte er Malon, die gespannt auf das Ei starrte, den Sonnenstab in die Hand. Langsam holte er Salias Okarina hervor und hielt sie an seine Lippen. Er war sich nicht sicher, ob er dieses Lied nun hörte oder ob er es nur im Kopf hatte. Konzentriert versuchte er die Melodie nachzuspielen, doch nach wenigen Tönen hörte er plötzlich nichts mehr und hielt inne. Da war sie wieder. Ganz leise versuchte er mitzuspielen und jetzt erkannte er die Melodie wieder. Er hatte sie einmal von Zelda gelernt. Sie hatte ihm erzählt, dass es ein uraltes Lied war, dass zu Ehren der drei Göttinen, die Hyrule erschaffen hatten, geschrieben worden war. Doch woher kam es, oder, wenn es doch nur Einbildung war, wie kam er jetzt darauf?
Nach mehreren Anläufen gelang es ihm, die Melodie gleichzeitig mitzuspielen, und während er das tat, erinnerte er sich, wie Zelda ihm die Geschichte über die drei Göttinnen und das Triforce erzählt hatte. Und in diesem Augenblick begann der ganze Tunnel zu beben, so dass er und Malon fast das Gleichgewicht verloren. Die Melodie wurde immer lauter und lauter und plötzlich entstanden Risse in der Decke zwischen ihm und Malon und der Tunnel stürzte ein.
Link hatte erschrocken die Augen geschlossen und war den Felsen ausgewichen. Doch als er sie wieder öffnete war er wider Erwarten nicht im dunklen Tunnel, sondern in einer großen Halle, in der helles Licht herrschte. Vor ihm standen, mit dem Rücken zu ihm, Zelda und Ganondorf. Schnell zog er sich den Umhang über den Kopf und wich ganz leise ein paar Schritte zurück, doch die beiden wandten sich nicht nach ihm um, sondern starrten unverwandt geradeaus. Link folgte ihren Blicken und sah, was die beiden ablenkte.
Direkt vor ihnen auf einem kleinen Podium schwebte das goldene Triforce und drehte sich um sich selbst.
Ganondorfs Lachen hallte gespenstisch durch die Halle.
"Endlich!" Er wollte gerade auf das Triforce losstürmen, als vor ihnen eine Gestalt auftauchte. Es war ein junges Mädchen mit kurzem schwarzem Haar und dunklen Augen. In ihrer Hand hielt sie einen langen schwarzen Stab, den sie wie eine Barriere vor Ganondorf hielt. "Haltet Euch zurück! Ich bin die Hüterin des heiligen Triforce und ich werde nicht zulassen, dass Ihr dieses Heiligtum für Eure bösen Machenschaften missbraucht!"
Ganondorf starrte sie erst überrascht an, dann lachte er. "Du glaubst, dass du kleines Kind mich aufhalten kannst?"
Das Mädchen lächelte siegessicher. "Wenn nicht ich, dann vielleicht Farore, Din und Nayru, denn sie beobachteten mit Entsetzen Eure Herrschaft über ihr Reich. Dadurch, dass Ihr der rechtmäßige Träger eines Triforce-Fragments seid, ist es ihnen nicht vergönnt, Euch zu vernichten, aber..." -- sie wandte sich an Zelda und Link - "Ihr sollt Eure Macht wiederbekommen, und ich soll Euch damit eine Nachricht der Göttinnen überbringen: Sie bitten Euch aus tiefster Seele Ihr Reich zu retten."
Dann wandte das Mädchen sich zum Triforce um und hob ihren Stab. Die unteren beiden Triforce-Fragmente begannen hell zu leuchten und Link spürte neuen Mut in sich aufsteigen. Das Licht des Triforces wurde immer greller und Link schloss die Augen. Ganondorf schrie wütend auf…
Als das Licht verschwand und Link sich umsah, fand er sich im Tunnel unter dem Schloss wieder. Es war stockfinster, denn den Sonnenstab hatte immer noch Malon.
"Malon?" Link ging auf die Felsbrocken der eingestürzten Decke zu.
"Ich bin hier!", drang Malons Stimme durch die Felswand.
Link legte sein Ohr an die Felsen. "Ist alles in Ordnung?"
"Ja, ich bin okay. Mach dir keine Sorgen um mich, halte lieber Ganon auf."
Link wandte sich ohne längeres Zögern um und stürmte in den dunklen Tunnel. Und nach einigen Minuten erreichte er auch sein Ende und fand nach längerem Tasten im Dunkeln eine Falltür über sich. Mit einem heftigen Ruck stieß er sie auf und kletterte ins Schloss.
Malon saß im Tunnel, der vom Licht des Sonnenstabes hell erleuchtet war. Auf ihrem Schoß saß jetzt ein ausgewachsenes Huhn, das sie erwartungsvoll ansah. Malon strich ihm sanft über den Kopf, doch plötzlich flatterte das Huhn den Tunnel entlang.
"Wohin willst du?"
Das Huhn flatterte den Tunnel zurück in die Richtung aus der sie gekommen waren und blieb plötzlich an einer Wand stehen. Malon folgte ihm und blieb daneben stehen.
"Was?"
Das Huhn gackerte kurz, dann verschwand es durch die Felswand. Malon starrte verwirrt die Wand an und versuchte sie zu berühren, doch ihre Hand fiel durch das Gestein hindurch. Erschrocken zog sie ihre Hand zurück, dann folgte sie dem Huhn.
Kapitel 6
IN DEM DER HELD GEGEN SEINEN FEIND ANTRITT
Link stand in einem Gang, der von mehreren Fackeln erleuchtet war; und an der rechten Seite befanden sich mehrere leere Zellen. Link stürmte den Gang entlang und blieb erst stehen, als er an einer offensichtlich aufgebrochenen Zelle vorrüber kam. Er besah sich das Gitter, dass scheinbar geschmolzen war, rannte dann aber weiter. Auf der Suche nach dem Ausgang begegnete er ein paar schwarzen Spuks, die er aber mit seinem Schwert schnell beseitigt hatte. Dann rannte er ohne weitere Verzögerungen weiter zum Thronsaal.
Malon trat in eine grosse Halle. Vom Licht des Sonnenstabes erhellt konnte sie sich im Raum umsehen.
Der Boden des Raumes war achteckig und die Decke stieg zur Mitte hin steil an, so dass sie eine Kuppel bildete. Unter der Spitze dieser Kuppel loderte ein schwarzes Feuer, das einen schwarzen Blitz senkrecht zum Boden warf. Dieser fiel auf einen Kegel, der den Blitz in sechs Richtungen umleitete. Jeder einzelne Blitz traf auf einen der sechs Kristalle, die an den sechs Wänden hingen.
Malon trat näher an einen der Kristalle heran und sah Salia im Innern, die sie bittend ansah, und schloss daraus, dass sich die anderen Weisen in den restlichen fünf Kristallen befanden. Malon wandte sich zur Mitte des Raumes um und betrachtete nachdenklich den Blitz, der von der Decke zum Boden führte…
Im Thronsaal stand Zelda Ganon gegenüber. Sie hielt ihm ein Schwert entgegen und rief: "Ich bin immer noch die Prinzessin von Hyrule, und wenn es sein muss, rette ich mein Reich allein!"
Ganon lachte laut auf. "Ach ja? Und du glaubst wirklich, dass du auch nur eine winzige Chance hast? Ich habe immer noch zwei Triforce-Fragmente, seit ich dieses Rattengesicht beseitigt habe!"
"Darf ich mitspielen?" Link war im Thronsaal angelangt und riss sich den Umhang vom Kopf.
Zelda starrte ihn mit offenem Mund an und brachte kein Wort hervor. Link nutzte den Überraschungsmoment und stürmte auf Ganon los.
Langsam ging Malon auf den Blitz zu.
Wenn ich ihn unterbreche, können die Weisen vielleicht entkommen.
Sie schloss die Augen und hielt kurzentschlossen ihre Hand in den Blitz.
Es war ein Fehler… Der Schmerz, der ihre Hand traf und sich von dort aus im ganzen Körper ausbreitet, war unerträglich und zwang sie in die Knie. Der Sonnenstab glitt ihr aus der Hand und es wurde dunkel.
Zelda beobachtete Links Angriff eine Weile und ihr fiel plötzlich auf, dass sie völlig unbeobachtet war. Link versuchte erst auf Ganon loszugehen, doch das Schwert, das er bei sich trug konnte ihm nichts anhaben, und so konnte er nur noch Ganons Angriffen ausweichen. Zelda sah sich schnell um: Über dem Thron hing immer noch das Masterschwert, glitzernd und erwartungsvoll.
Auf Zeldas Gesicht breitete sich ein Lächeln aus und sie kletterte auf die Rückenlehne des Throns, um das Masterschwert zu holen, ohne den Kampf aus den Augen zu verlieren.
Als Malon die Augen öffnete, hatte sie immer noch Raurus Stimme im Kopf, die sie gehört hatte, als sie den Blitz mit der Hand berührt hatte: "Der Sonnenstab!"
In der Dunkelheit tastete sie nach dem Sonnenstab und es wurde wieder hell. Ihr Blick fiel auf ihre rechte Hand, die sich schwarz gefärbt hatte, als hätte sie sie in offenes Feuer gehalten.
Sie wollte aufstehen, doch sie bekam keine Kontrolle über ihre Beine, also robbte sie mühevoll zurück zum schwarzen Blitz und unterbrach ihn mit dem Sonnenstab. Der Boden unter ihr begann zu beben und das Licht des Stabes schmerzte in ihren Augen. Dann hörte sie ein leises Knacken, und ohne aufsehen zu müssen, wusste sie, dass sie es geschafft hatte und ließ die Hand sinken.
Sechs Kristalle fielen klirrend zu Boden.
Link wurde plötzlich von Ganons Angriff zurückgeworfen, als sein Schwert unter einem harten Hieb Ganons zerbrach, und lag dann mit dem Kopf an der Wand. Ganon kam langsam auf Link zu, der nun keine Chance mehr hatte auszuweichen. Müde schloss Link die Augen und wartete darauf, dass Ganons Krallen sich in seinen Hals bohrten und er in dunkle Ohnmacht sinken konnte… schon wieder….Link seufzte.
Es tut mir leid.
Endlich konnte Zelda das Heft des Schwertes, auf den Zehenspitzen stehend, erreichen und sprang auf dem Boden. Doch Ganon holte schon zum Schlag aus und Zelda schrie erschrocken auf.
"Hey, Ganon, schau mal, was ich hier habe!"
Malon stand am hinteren Ende des Thronsaals und erhob den Sonnenstab gegen Ganons finstere Gestalt. Ganon wandte sich nach ihr um und schirmte geistesgegenwärtig die Augen ab, als sich das Sonnenlicht langsam im Raum ausbreitete und Link nutzte die Chance um das Weite zu suchen. Ganon schrie erschrocken auf, doch dann machte sich ein Lächeln auf seinem schwarzen Gesicht breit. Er sah Malons Gestalt mit zusammengekniffenen Augen an, schnipste mit den Fingern und murmelte dabei: "Licht… aus!"
Malon stand verwundert da und spürte plötzlich einen enormen Schmerz von ihrer rechten Hand ausgehen, der an der Stelle, wo sie mit der Hand den schwarzen Blitz berührt hatte, anfing und durch ihren Arm in ihre Schulter und in den restlichen Körper wanderte. Klirrend fiel der Sonnenstab auf den kalten Marmorboden, als Malon auf den Boden sank und sich nicht mehr bewegte. Ganon lachte zufrieden.
Link nutzte die Chance und rannte zu Zelda, die sein Masterschwert in den Händen hielt und es ihm reichte. Link wandte sich zu Ganon um und rief: "Hey! Es steht null zu null. Aufschlag hat wie immer die finstere und hässliche Gestalt!"
Ganon lachte erfreut und warf eine schwarze Energiekugel nach Link, die er mit dem Schwert zurückwerfen konnte und so ging die Kugel zwischen den beiden hin und her. Nach ein paar Minuten wurde Ganon unaufmerksam und die Kugel traf ihn.
Zelda ging neben dem Thron in Deckung. Kurz schloss sie die Augen, um zu verschnaufen. Als sie sie wieder öffnete, sah sie vor ihren Füßen sechs Kristalle. Nach genauerem Betrachten erkannte sie, worum es sich hierbei handelte und stand auf. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Kristalle. Diese erhoben sich gleichzeitig vom Boden und bildeten in der Luft schwebend einen Kreis. Zelda hob die Hände und die Kristalle schwebten zur Decke, dann schlug sie die Hände hart auf den Boden und die Kristalle rasten auf den kalten Marmor zu, wo sie in Milliarden kleine Stückchen zersplitterten. Naboru, Darunia, Impa, Ruto, Salia und Rauru standen nun vor Zelda und sahen sie erleichtert an.
Link nutzte die Chance und rannte hinüber zu Malon, die immer noch reglos am Boden lag. Vorsichtig setzte er sie auf und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. "Hey, was ist los? Malon?"
Malon hob eine Hand und gab Link den Sonnenstab. "Na los, mach ihn fertig!"
Link griff nach dem Sonnenstab und hob Malon vom Boden hoch, um sie hinter einer Säule in Deckung zu bringen, doch Ganon hatte sich vom Schlag seiner eigenen Energie erholt und kam auf sie zu.
"Null - fünfzehn. Aufschlag!"
Ganon hob die Hände zum nächsten Angriff und Link stolperte.
Plötzlich flatterte Malons Huhn in den Thronsaal und flatterte auf Ganon zu. Dieser schlug es wütend zur Seite, wo es liegenblieb und anfing laut zu gackern. Link hatte Malon bereits in Sicherheit gebracht und stand jetzt neben der Säule.
"Uh-oh."
Ganon sah sich wütend nach ihm um. "Was?"
"Uh-oh!"
"Was?!"
"Das war ein Fehler!"
"Was?"
"Das hättest du nicht tun sollen!"
"Was?!"
"DAS hättest du ECHT NICHT tun sollen!!!"
Ganon konnte nicht herausfinden, was Link meinte, denn in diesem Moment flatterten hunderte von Hühnern durch ein zerbrochenes Fenster in den Thronsaal und gingen auf ihn los.
Link brachte sich in Stellung und hob den Sonnenstab, und als die Hühner aufgaben, ließ er das Sonnenlicht auf Ganon wirken. Dieser sank schreiend zu Boden.
Zelda gab den Weisen ein Zeichen und sie stellten sich im Kreis um Ganon herum auf. Helle Lichter tanzten durch den Raum und Ganon verschwand nach und nach, bis er sich völlig auflöste und sich Stille im Raum ausbreitete. Niemand war in der Lage, irgendetwas zu sagen, doch Malon kam endlich wieder auf die Beine und sah alle erleichtert an, als sie die Situation erkannte; dann ging sie zu einem der Fenster und sah hinaus.
Die Wolken, die die ganze Zeit Hyrule verdunkelt hatten, lösten sich auf und ließen die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages hindurch. Neues Gras begann auf der Hylianischen Steppe zu sprießen und vereinzelte Blumen brachen die Eisschicht. Das Eis auf dem Fluss und im Burggraben schmolz dahin und Leben kehrte zurück. Die Leute in der Stadt kamen aus ihren Häusern, und schirmten ihre Augen gegen das warme Sonnenlicht ab, als seien sie aus einem langen Winterschlaf erwacht.
Kapitel 7
IN DEM DIE GESCHICHTE ENDET
Link stand neben Zelda und ließ plötzlich das Schwert und den Sonnenstab fallen. Schwarze und violette Lichter tanzten vor seinen Augen und vernebelten ihm die Sicht. Er spürte, wie ihn die Kraft verließ und sank zu Boden. Zelda fing ihn im Fallen auf und stützte ihn.
"Was ist los? Link? Hörst du mich?!"
Link schluckte schwer und blinzelte um Zelda klar sehen zu können. Er wollte ihr alles erklären, doch so besorgt, wie sie ihn jetzt ansah, war es ihm unmöglich, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Schnell schloss er die Augen wieder, in der Hoffnung, so einen zusammenhängenden Satz zustande bringen zu können, aber Rauru kam ihm zuvor und erklärte Zelda, was passiert war.
Link sah Zeldas blasses Gesicht an. "Ich habe mein Leben fuer die Rettung Hyrules bekommen... nur dafuer."
Zelda rannen Tränen ueber das Gesicht. "Das glaube ich nicht! Du kannst mich nicht schon wieder allein lassen! Bitte nicht!"
Link schenkte ihr ein kümmerliches Lächeln. "Es tut mir leid. Ich würde auch lieber bei dir bleiben, glaub mir, aber ich hatte meine Chance. Du musst dich damit abfinden, ich kann nicht immer hier sein und auf Hyrule aufpassen. Auch meine Zeit ist mal um und ich bin dem Tod schon so oft entgangen. Irdendwann ist es vorbei."
Zelda umklammerte Link wie ein ängstliches kleines Kind und Tränen fielen auf seinen Umhang.
"Bitte nicht!"
Link hob zitternd seine Hand und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. "Du bist die Prinzessin von Hyrule, also nimm dich zusammen. Ich verlasse mich darauf, dass du im Notfall Hyrule allein rettest! Pass auf dich auf und vergiss mich nicht…"
Ohne ein weiteres Wort sackte Link in sich zusammen und Zelda schüttelte ihn hoffnungslos und schluchzte laut auf.
"Nein..."
Navi kam herbeigeflogen. Sie hatte die Unterhaltung mitangehört und kam jetzt zu den beiden und flog über Links Kopf im Kreis. Sie warf ihr helles Licht auf seinen leblosen Körper und löste sich schließlich in kleine Funken auf. Link öffnete langsam die Augen.
Zelda brach in Jubelrufe aus und drückte ihn an sich. "Danke, danke, danke!"
Langsam bekam Link wieder Gefühl in seine Beine und stand auf, um Zelda richtig zu umarmen. Dann standen sie voreinander und sahen sich lange an. Die Geschehnisse der letzten Tage, verwirrten sie immer noch, dann lächelten beide. "Ich liebe dich!", brachte Link endlich hervor.
Zelda schlang ihre Arme um seinen Hals und gab ihm einen langen Kuss. Dann umarmten sie sich wieder, und Link blinzelte einige Tränen weg, die auf Zeldas Umhang fielen. "Navi…"
Die Weisen lösten sich in viele kleine Lichter auf und verschwanden, und auch Malon verließ den Thronsaal und schloss leise die Tür.
Live for the One I Love
CELINE DION
A million stars light
This beautiful night
This is not a night to die
Let me sing and dance beneath the sky
I have such love to give
To give, I want a chance to live
Live for the one I love
Love as no one has loved
Give asking nothing in return
Free, free to find my way
Free to have my say
Free to see the day
Be like I used to be
Like a wild bird free
Full of life in me
Live for the one I love
Love as no one has loved
Give asking nothing in return
Though this world tears us apart
We're still together in my heart
I want the world to hear my cry
And even if I have to die
Love will not die
Love will change the world
Live for the one I love
Love as no one has loved
Give asking nothing in return
I'll love until love takes me away
I'll die and I know my love will stay
And I know
I know my love will stay
The End