Adventskalender 2001 - Truth of Dreams - Tür 8

Autor: Ellen alias Eowyn



The Legend of
Zelda
Truth of Dreams


Teil 6
Zelda wanderte allein über die dunkle Wiese in der Hylianischen Steppe. Sie verstand Link nicht mehr. So hatte er sich noch nie verhalten. Er hatte sonst alles getan, um ihr zu helfen und sie zu unterstützen. War er wirklich zu verletzt oder war es etwas anderes? Aber Zelda konnte sich nichts vorstellen, was ihm passiert sein könnte.

Doch nach einer Weile tat er ihr plötzlich leid, denn es ging ihn ja eigentlich nichts an, was sie tat. Er war eigentlich auch nur ein einfacher Einwohner Hyrules und sie war die Prinzessin. Er hatte nur eine bedeutsame Vergangenheit, hatte ihr und ganz Hyrule das Leben gerettet und war nur... etwas besonderes für sie.

Plötzlich blieb sie stehen und blickte erschrocken um sich. Sie hatte etwas gespürt. Etwas Dunkles, Bedrohliches. Irgendetwas stimmte nicht mehr und es war in der Nähe des Schlosses, das spürte sie ganz deutlich.

Von bösen Vorahnungen geplagt, rannte sie so schnell sie konnte in die Stadt, blieb jedoch vor der Zugbrücke erschrocken stehen, denn sie lag in ihre Einzelteile zerbrochen im Wasser und es war keine der Wachen mehr zu sehen. Schnell kletterte sie über die Bretter auf die andere Seite des Wassers und zog ihr Schwert, dass sie die ganze Zeit bei sich trug. Dann rannte sie eilig durch die Stadt und zum Schloss.

Vor dem Tor das für gewöhnlich den Weg zum Schloss verschloss stand eine Gestalt. Das Tor selbst war vollkommen verschwunden. Pentauron selbst hob schon die Hand um das gesamte Schloss zu zerstören. "Haltet ein!"

Pentauron wandte sich schnell zu ihr um. "Wer wagt es?!" Zelda ging, die Schwertspitze auf Pentaurons Augen gerichtet, langsam auf ihn zu. "Ich wage es. Ich bin die Prinzessin von Hyrule und ich werde nicht ohne Widerstand aufgeben, darauf könnt ihr euch verlassen!"

Pentauron lachte. "Das ist alles, was ihr zu bieten habt?! Ein kleines vorlautes Mädchen?!" "Ich bin Eurem Zauber immerhin entkommen!"

Bei dem Gedanken riss Pentauron erschrocken die Augen auf. "Ich bin überrascht. Dennoch habt ihr keine Chance gegen mich! Daher lasse ich euch gegen einen Eurer Kraft angemesseneren Gegner antreten."

Er trat ein paar Schritte zur Seite und machte die Sicht frei auf Semoan, der in einen dunklen Umhang gehüllt auf der Mitte des Weges stand. Bei seinem Anblick zuckte Zelda erschrocken zurück. "Semoan? Das ist nicht wahr, oder?"

Doch Semoan erwiderte nichts, sondern zog sein Schwert und ging langsam auf sie zu. "Du hast nicht die geringste Chance!" Plötzlich sprang er auf sie zu und schlug mit seiner schwarzen Klinge nach ihr. Zelda konnte jedoch noch rechtzeitig ausweichen und Pentauron lachte. Zelda wich ängstlich zurück und Semoan zwang sie erst in die eine Richtung, dann in die andere. "Willst du dich denn gar nicht wehren?"

"Gegen dich? Nein... ich... kann nicht..."
"Zu schade!"

Mit einem geschickten Schwung verpasste Semoan ihr einen leichten Hieb ins linke Handgelenk. Zelda stolperte nach hinten, ließ dabei ihr Schwert fallen und fiel über ihren Mantel. Semoan lachte erfreut und kam nun langsam auf sie zu. "Mach dich bereit für dein Ende!"

"Du willst mich töten? Nach allem, was passiert ist? Du kannst nicht vergessen haben, was alles passiert ist! Du kannst nicht die schöne Zeit von damals vergessen haben!"

Semoans Auge zuckte und Zelda sprach schnell weiter, denn er kam immer näher und sie spürte, dass sie zu seiner Erinnerung durchdrang: "Wir haben damals zusammen Bogenschießen geübt. Unten am Hylia-See und du hast Hyrule genauso geliebt, wie ich. Wie kannst du jetzt zulassen, dass Pentauron alles vernichtet?" Semoan blieb stehen und starrte sie mit seinen dunklen Augen an.

"Du hast damals mit mir zusammen geangelt und... wir haben den Leuten Streiche gespielt!" Semoan ließ sein Schwert sinken.

"Du hast mich damals gerettet, erinnerst du dich daran nicht mehr? Ich wollte damals für immer verschwinden und bin diesem Monster in die Arme gelaufen und du hast es vertrieben... Ich... habe es... nie vergessen..."

"Zelda..."

Pentauron wandte sich den beiden wieder zu. "Das glaube ich nicht! Kannst du eigentlich gar nichts richtig machen?!" Er hob die Hand und ein Blitz traf Semoan in den Rücken. Er fiel langsam zu Boden und Zelda schrie auf. Sie fing ihn noch rechtzeitig auf und legte ihn sanft auf den Boden. Sein Gesicht war leichenblass, aber seine Augen leuchteten wieder. "Zelda... bitte verzeih mir... Ich wollte nicht..." Zelda rannen Tränen über das Gesicht. "Ich weiß. Du konntest nichts dafür. Es tut mir leid, dass du hierin verwickelt wurdest, du hattest damit..."

"Schschsch... Es... tut uns beiden leid,... aber... das hilft keinem. Wir sollten froh sein,... dass wir uns... überhaupt... wieder-... -gesehen haben. Es war das letzte Mal, wie es aussieht."

"Tu mir das nicht an!"

"Sei nicht böse und sei auch nicht traurig. Du hast ein so wunderbares Leben noch vor dir auch ohne mich. Hier..." Semoan hob zitternd eine Hand und aus einer Tasche holte er einen schwarzen Kettenanhänger hervor.

"Das ist es, was er sucht. Wenn du es zerstörst... wird er... auf ewig..." Eben spürte Zelda noch Semoans zittern, dann plötzlich sank er zurück und rührte sich nicht mehr. Zelda schluchzte verzweifelt und umklammerte zitternd die Dunkelheit des Schlafes.

Dann hob sie ihr tränennasses Gesicht und das Mondlicht reflektierte darauf. Wütend erhob sie sich, griff nach Semoans Schwert und ging auf Pentauron los. "Ihr habt ihn umgebracht!!! Ihr seid ein Mörder und ihr wollt meine Heimat stehlen, aber das wird euch nicht gelingen!!! Ihr werdet mich nicht töten oder in den Schlaf wiegen und ich werde Euch vernichten und wenn ich und die ganze Welt dabei untergeht!!!"

Sie hob ihr Schwert und ging auf Pentauron los. Er hatte gerade noch Zeit, sein Schwert zu ziehen und versuchte ihren Angriff abzuwehren, um in der nächstbesten Gelegenheit einen Blitz auf Zelda zu schleudern. Doch Zelda ließ ihm keine Zeit dafür. Sie wandte all ihre Fechtkunst an, die sie von Link gelernt hatte und gab nicht nach. Eine ungeheure Wut flammte in ihren Augen auf und ließ sie immer weiter auf Pentauron zuschlagen, ihre Müdigkeit war wie weggeblasen. Doch so verbissen sie auch kämpfte, so unvorsichtig war sie auch. Sie vernachlässigte einmal ihre Deckung und Pentauron nutzte die Chance, indem er ihr das schwarze Schwert aus der Hand schlug.

Zelda wich ein paar Schritte zurück und Pentauron hob die Hand. "Hey!!! Pentauron!" Link fegte die Straße zum Schloss herauf und zog sein Schwert.

"Oh, nein! Nicht du schon wieder! Diesmal wirst du ihr nicht helfen!" Pentauron ließ seinen Blitz in den Boden einschlagen, so dass Link der Weg zu Zelda abgeschnitten war. Aus dem Riss im Boden wurde ein tiefer Abgrund, der bis zu Zeldas Füßen reichte. Als sie hinuntersah, erblickte sie rotleuchtende Lava.

"Und nun zu Euch, Prinzessin!" Pentauron hob wieder die Hand. Zelda starrte Pentauron erst verzweifelt an und Link blieb nichts als ängstlich nach ihr zu rufen. Doch dann breitete sich ein siegessicheres Lächeln auf ihrem Gesicht aus.

Sie streckte ihre Hand, die immernoch die Dunkelheit des Schlafes umklammert hielt, aus, und ließ den Anhänger über dem Abgrund mit der heißen Lava baumeln. Pentauron schrie auf. "Das wagt Ihr nicht!!!" Zelda blinzelte und weitere Tränen rannen ihr über die Wangen. "Wollen wir wetten?!", schrie sie mit heiserer Stimme. "Wenn ihr das tut, wird niemand wieder aufwachen und ganz Hyrule wird sterben!"

Link zog das Licht des Erwachens aus der Tasche. "Das kann man ja ändern!" "Icinsup Hyrule isigreptant!"

Das Licht des Erwachens, das er in seiner Hand hielt warf sein Funkeln über den ganzen Platz vor dem Schloss, wo nach und nach, alle Wachen, die noch bis eben bewusstlos am Boden gelegen hatten erwachten und sich aufrappelten. "Nein!" Verzweifelt starrte Pentauron um sich und dann zu Zelda, die zitternd den Anhänger festhielt. "Nein!"

Zeldas Griff um die Kette lockerte sich und der Anhänger verschwand lautlos in der Dunkelheit. Nur Zelda konnte seinen Fall beobachten und sah die Lava unten aufspritzen und dicken Qualm aufsteigen.

Pentauron schrie wütend auf. "Das kann nicht sein! NEEEEIIIN!!!" Dann löste er sich plötzlich in schwarzen Staub auf und verschwand im Abgrund. Link rannte darauf zu und starrte in die Lava. Unten rauchte und brodelte die rote heiße Masse und die Erde erzitterte, als sich der Riss wieder schließen wollte. Link hielt das Licht des Erwachens noch in seiner Hand, dann ließ er es doch los und es verschwand unter der Erde.

"Auf das keins von beiden je wieder Schaden anrichtet." Zelda saß zitternd am Boden und ließ langsam das Schwert sinken. Link stolperte die letzten Schritte zu ihr hin und ließ sich neben ihr auf den Boden sinken. "Es... tut mir leid," murmelte er leise, dann stand er auf und ging langsam davon. Malon, die gerade die Straße heraufgerannt kam, stieß mit ihm zusammen, doch als er kein Wort verlor, ließ sie ihn gehen und wandte sich dann Zelda zu. Zelda schniefte. "Was war denn los?"

"Er hat schlecht geträumt, würde ich sagen." Malon kniete neben Zelda nieder. "Alles in Ordnung, Prinzessin?"

Link stand allein in der Zitadelle der Zeit, durch dessen Fenster das erste Licht des Tages viel und starrte das Triforce-Symbol hinter dem Altar mit dem Wald-, Wasser- und Feuerkristall an. Dann kniete er nieder und faltete die Hände. "Verzeiht mir, Farore, Din und Nayru. Ich wollte Hyrule verraten, um meine Eltern zu retten. Bitte vergebt mir."

Hinter sich hörte er langsame Schritte und als er sich umwandte, sah er Zelda, die in die helle Halle trat. "Link?", fragte sie sanft.

Link wandte sich nicht um. Er konnte ihr noch immer nicht in die Augen sehen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. "Bitte nicht für etwas um Vergebung, was gar nicht passiert ist." Link ballte die Hände zu Fäusten. "Glaub mir, es wäre passiert, wenn ich die Dunkelheit des Schlafes gehabt hätte. Das ist schlimm genug."

"Meinst du, es ist nötig, für solch einen Gedanken bei den Göttinen um Vergebung zu bitten?"
"Ich glaube schon."
"Wenn das so ist..."
Zelda hob mit zitternden Händen ihren weiten Rock und kniete neben Link nieder und faltete die Hände.

"Vergebt mir, Nayru, Din und Farore. Ich sah mich selbst in meinem Traum Link töten, und ich wusste, dass er nichts Böses im Sinn hatte. Es ist irgendwie über mich gekommen. Verzeiht mir." Sie sprach diese Worte sanft und leise, ohne dass sie verächtlich oder scherzhaft klangen.

Link starrte Zelda traurig an. "Hör auf, das ist..."
"Nicht dasselbe? Doch, das ist es. Eigentlich ist es noch viel schlimmer."
Zelda schniefte und in ihren Augen glitzerten Tränen.
"Nein, eigentlich muss ich dich um Verzeihung bitten."
"Ja, ich dich wahrscheinlich auch."
Link stand langsam auf und zog auch Zelda wieder auf die Füße.
"Verzeihen wir uns?"
Zelda nickte unter Tränen und Link nahm sie in die Arme.
"Es ist ja alles gut gegangen."

Zelda rannen Tränen über die Wangen, als sie an Semoan dachte. Als Link merkte, was er gerade gesagt hatte, drückte er sie noch fester an sich. "...Naja, beinahe alles."

Ende