Etwas großes erwartet uns - Fanfictions
Die heilige Klinge
„Geschaffen um zu retten! Geschmiedet um zu helfen! Doch missbraucht um zu töten!
Die heilige Klinge Xantha’s.
Ausgenutzt durch König’s Hand, Beschwörung der dunklen Schatten.
Leben zerfiel und Fleisch verbrannt.
Zukunft nun in keiner Hand.“
Kapitel 1
Wie alles begann
Im Jahre 300 vor unserer Zeitrechnung.
Alles begann im Königreich Damandra. Ein idyllischer Ort. Umgeben von Bergen, Flüssen, dem Meer und einem Wald, der mehr Bäume hatte, als es Menschen gab und Früchte trug, die nirgendwo anders wuchsen. Dieser Wald bot reichlich Vorkommen an Holz und es bedienten sich viele Bewohner Damandra’s daran. Auch der junge Schmied namens Alreg ist fast jeden Tag vorzufinden. Man kann ihn von weitem an seinem braunen Mantel, seinen blonden, aber kurzen Haaren, seiner Hose mit den zwei Löchern und seinem riesigen Beutel, womit er das Holz sammelt, erkennen. Er besitzt eine kleine Schmiede in Belgate, das süd-östlich in Damandra liegt, und brauchte viel Brennholz, weil seine Arbeiten von Kriegern sehr begehrt sind. Heute ist sein freier Tag in dieser Woche und anstatt sich auszuruhen, will er eine neue Waffe für sich schmieden, damit er sich wehren kann, wenn Einbrecher kommen. Erst Vorgestern haben Diebe bei ihm eingebrochen und Waffen gestohlen. Alreg hatte Glück, das es seine eigenen waren, sonst hätte er ungeduldige Kunden gegen sich gehabt. Nach einer halben Stunde hat er genug Holz und tritt seinen Rückweg an. Da er sich ein Pferd geliehen hatte, ist er in weniger als einer Stunde wieder bei seiner kleinen Schmiede. „Jetzt kann ich endlich anfangen! Die Diebe werden zittern, wenn sie die sehen!“ sagt Alreg und fängt mit seiner Arbeit an.
Kapitel 2
First Blood
Alreg gibt sich sehr viel Mühe beim schmieden des Schwertes. Deswegen muss er die Arbeit über mehrere Tage verlegen. Er fellt am Abend völlig erschöpft in sein Bett. „Das Schwert macht viel mehr Arbeit als alle anderen, die ich angefertigt habe. Warum nur?“ denkt sich Alreg. Am nächsten Tag wird er von einem donnernden Klopfen an der Haustür geweckt. Völlig benebelt und desorientiert, wackelt er zur Tür und schließt sie auf. Ein Schock folgt, da ein großer und muskelbepackter Mann mit einem Bart von ca. 30 cm vor der Tür steht. Es ist Anthosy, ein Kunde von Alreg, der aber nie mit der Ware zufrieden ist. Er bringt eine kaputte Axt wieder, die er vor einer Woche bei Alreg gekauft hatte. Anthosy hatte sie wahrscheinlich, so wie die anderen Waren, gegen das Haus von Bürgermeister Lambroso benutzt. Anthosy hasst den Bürgermeister, weil er ihm die Arbeit als Wirt gestrichen hat. Angeblich ist Anthosy zu groß für diesen Job. „Gib mir eine neue Waffe! Ich will Lambroso aufschlitzen!“ schreit Anthosy. Alreg sagt verschreckt „Ich…..ich habe gerade keine Waffe, womit ich euch dienen kann. Wenn ihr Übermorgen wiederkommt, habe ich eine Waffe für euch angefertigt.“ Anthosy stürmt herein und will prüfen, ob Alreg die Wahrheit spricht. Auf einmal dreht er sich um und hat ein wütendes Gesicht. „Du elender Lügner! Ich sehe doch das Schwert auf deinem Arbeitstisch! Wenn ich in zwei Stunden wiederkomme, will ich das Schwert fertig sehen! Verstanden?!“. Alreg blickt böse. „Aber das ist mein….“. „Ist mir doch egal! Nun ist es mein Schwert!“ unterbricht Anthosy. Er geht und schließt die Tür. „Zwei Stunden?“ murmelte Alreg. Er geht zum Tisch und macht sich an die Arbeit. „Ich wollte doch ein Schwert für mich und jetzt muss ich dem Idioten mein schönes Stück Metall anvertrauen!“ meckert Alreg. Voller Hass auf Anthosy und Lambroso schmiedet er in weniger als zwei Stunden das Schwert. Als Anthosy kommt, überreicht Alreg ihm das Schwert und sagt: „Möge dir das Schwert Pech bringen und dich verraten! Du bist es nicht würdig es zu besitzen! Und nun verlass meine Schmiede!“. Er dreht sich um und beachtet Anthosy nicht mehr. Anthosy kocht aber vor Wut und handelt unüberlegt. Mit einem lauten Schrei spürt Alreg sein Schwert im Rücken. „Oh mein Gott! Was habe ich getan?!“ stammelt Anthosy und zieht die Klinge wieder aus dem Körper. Alreg fällt zu Boden und flüstert seine letzten Worte: „Alle die diese Klinge führen werden, ereilt ein schlimmeres Schicksal als mich...“. Mit diesen Worten verblasst der letzte Funken Leben in dem Schmied Alreg. Anthosy verlässt ohne Worte die Schmiede.
Damit hat das blutige Zeitalter begonnen…
Kapitel 3
Rachetat
Anthosy wartet bis die Nacht ihre Schwingen über das Land zieht. Er bindet sich ein schwarzes Tuch um den Kopf, nimmt das Schwert in die Hand und bereitet sich mental vor. Nach einigen Minuten verlässt er die Schmiede, die er nun zu seinem Unterschlupf gemacht hat, und schleicht sich in Richtung des Privathauses von Lambroso. Für seine Größe und sein Gewicht ist er ziemlich schnell und lautlos. Er war vor 15 Jahren ein berüchtigter Attentäter, nur hatte niemand seine Identität herausgefunden. Als er bei dem Haus ankommt, springt er auf den Balkon und betrachtet das Innere. Anthosy stößt die Tür auf und schleicht in das Zimmer. Nur weckt er dabei Lambroso, der aufspringt und ebenfalls sein Schwert in der Hand hält, das er eben von seiner Wand gerissen hat. Nun stehen sich beide gegenüber und blicken sich hasserfüllt in die Augen. Es vergehen noch einige Sekunden bis Anthosy sagt: „Nun wirst du dafür büßen, dass du mir meinen Arbeitsplatz gestrichen hast!!!“. Anthosy rast auf Lambroso und will ihm einen Hieb verpassen, doch er weicht aus und rammt ihm den Ellenbogen in den Magen. Anthosy keucht, aber er springt gleich wieder auf und verwundet Lambroso am Arm. „Das wird noch ein langer Kampf!“ sagt Lambroso voller Kampfeslust. „Und ich werde ihn gewinnen!“ erwidert Anthosy. Er hebt sein Schwert und setzt einen starken Hieb an. Doch Lambroso verteidigt und beide Schwerter treffen aufeinander. Beide treten einen Schritt zurück. Lambroso zieht ein zweites Schwert von seiner Wand und fuchtelt wild umher. Anthosy rennt festentschlossen mit der Schwertspitze auf ihn zu. Er zielt zwischen die beiden Schwerter von Lambroso und trifft genau zwischen die Augen. „Nun ist der Kampf entschieden!“ sagt Anthony triumphierend. Er geht aus dem Zimmer und durchsucht die Anderen. Jeden den er findet schlitzt er auf. Das Schwert wird immer befleckter von dem Blut. Nachdem Anthosy das ganze Haus gemetzelt hat, ist seine Blutgier noch nicht befriedigt. Dem verstand entsagt, begibt er sich von Haus zu Haus und lässt nichts am Leben. So wurde nach und nach die erste Geisterstadt geschaffen. In der Zukunft ist sie bekannt als “Stadt der Ur-Geister“. Und Anthosy ist in dieser Nacht vollkommen Verrückt geworden. Nur wenige wissen heute von seinem weiteren Schicksal zu berichten…
Kapitel 4
Nachtlauf
280 Jahre später
Zwei Gestalten huschen über die dunkle Landschaft. Auf einmal bleiben sie stehen. Das Mondlicht schimmert hell und lässt die Personen teilweise sichtbar werden. Ein Mann ist zu erkennen, dessen übergezogene Kapuze sein Gesicht verdeckt. Er ist nicht stark und hat eher eine schwächliche Erscheinung. Seine graue Hose ist nur ansatzweise im Licht zu erkennen und die Umrisse lassen nur deuten, dass er ein Symbol auf der Brust trägt. Seine Arme umklammern einen großen Sack, wo wahrscheinlich seine einzigen Sachen verstaut sind. Neben ihm steht eine Frau, die ihr Gesicht nicht im Schatten einer Kapuze verbirgt. Sie ist ärmlich gekleidet und anstatt eines Sackes trägt sie ein Kind in ihren Armen. „Endlich haben wir es geschafft! Endlich….“ stöhnte der Mann. Sie befinden sich vor einer kaputten Stadt, die aber noch belebter aussieht, als die Geisterstädte, in denen sie erst vor kurzem waren. Sie waren die einzigen Überlebenden. Ein Mann ist ihnen von der Stadt aus gefolgt, sie scheinen ihm aber entkommen zu sein. Langsam machen sie die letzten Schritte zum Stadttor. Sie wissen, dass sie keinen herzlichen Empfang bekommen würden, da die Menschen in Schrecken leben und keinem Fremden vertrauen. Sie suchen verzweifelt nach einer Bleibe, aber finden nichts, weil keiner sie aufnehmen will. Ihr letzter Versuch ist das Gebäude der Magiergilde. Sie flehen den Magier an: „Bitte, bitte gebt uns eine Bleibe!“. Der Magier liest ihre Gedanken und gibt ihnen ein Zimmer. „Das Kind ist aber noch sehr klein. Wenn ich darf nehme ich es solange mit in meine Obhut.“ sagt der Meister. Die Frau bejaht und der Magier geht in sein Zimmer. Als er wiederkommt wird die Tür von draußen aufgerissen. Es muss wohl angefangen haben zu regnen, denn ein durchnässter Mann betritt den Raum. Er ist sehr groß und muskulös. Man könnte ihn auf 30 Jahre schätzen, aber älter nicht. Er hat schwarze Kleidung an und ein Kopftuch um den Kopf gebunden. Haarstoppeln an seinem Kinn zeugen von einem ehemaligen Bart. Seine Haut sieht ungesund und rau aus. Er trägt ein Schwert, dessen Klinge eingebrannte Runen zu beherbergen scheint. Er tritt langsam herein. „Wie kann ich ihnen helfen?“ fragt der Magier etwas irritiert. Ohne mit der Wimper zu zucken hebt der Mann sein Schwert und schlitzt in weniger als einer Sekunde den Mann und die Frau auf. Der Magier reagiert geistesbewusst und spricht einen Zauber aus. Das Schwert berührt noch die Stirn des Magiers und dann verschwindet der Mann in einem hellen Blitz. Wahrscheinlich wurde ein Teleportzauber benutzt. Er sieht sich die beiden Leichen an und beerdigt sie am nächsten Tag. Bei seiner Gebetsrede verspricht er den Beiden, dass er sich um das Kind kümmern wird und vor allen Übeln beschützen wird.
Kapitel 5
Zalure
So verstrich die Zeit um 15 Jahre…
Es ist Sommer in der kleinen Stadt Goildyr. Die Wiederaufbauung der Stadt ist nach 10 Jahren fast abgeschlossen. Die meisten Stände haben geöffnet und die Vögel zwitschern fröhlich ihr Lied. Es scheint so als hätten die Leute die schlimme Zeit vergessen. Lediglich die Bauarbeiten erinnern noch daran, dass die Stadt kurz davor stand eine Geisterstadt zu werden. Doch ist die Stadt gewachsen und gehört nun zum neugegründetem Königreich Abrag. An der kleinen Magiergilde steht ein Mädchen und klopft an der Tür. Eine Weile wartet sie und klopft dann erneut. „Es ist jemand an der Tür! Lass ihn eintreten!“ sagt ein Stimme. Stille. „Mph! Dann muss ich eben gehen! Du fauler Sack! Ich als alter Mann muss wieder gehen, bloß weil du nicht aus dem Bett kommst!“ brummt die gleiche Stimme. Die Tür öffnet sich. Der alte Magier, der einen typischen Hut und ein blaues Gewand trägt, blinzelt durch seine kleine Brille und sieht das Mädchen. Sie hat strahlend blaue Augen, hat auch einen Hut auf, der genauso aussieht wie der des alten Magiers, und ihr langes braunes Haar hängt an ihrem Rücken runter. „Wo ist er denn?“ fragt sie den Magier. „Das Faultier schläft noch!“ antwortet er. „Dann wird ich ihn mal wecken!“ sagt sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht und rennt die Treppe nach oben. Als sie das Zimmer betritt, bleibt sie stehen, schaut sich die Situation an und schreit: „AUFWACHEN!!!!“. Der Junge schreckt auf und fällt von der Kante des Bettes. „Lin, was machst du denn mit mir?“ fragt der Junge. „Ich will bloß den Langschläfer Zalure wecken!“ kichert sie. „Das hast du auch geschafft!“ erwidert Zalure. Er zieht sich seinen blauen Mantel an und setzt sich seinen Hut auf seine weißen Haare. „Dann wollen wir mal wieder was beim alten Yuthi lernen!“ sagt Zalure und geht mit Lin aus dem Raum. Als er die Treppe hinunter geht, wackelt seine Kette mit einem komischen Symbol drauf. Zalure weiß nich was dieses Zeichen bedeutet. „Gut geschlafen?“ fragte der alte Magier Yuth mit einem Grinsen auf dem Gesicht. „Es hat mich ja ein schönes Mädel geweckt, Yuthi!“ erwidert Zalure. Lin wird rot. „Du sollst mich nich Yuthi nennen! Ich heiße Yuth und bin eine Respektsperson!“ sagte Yuth zornig. Lin verkneift sich das Lachen um Yuth nicht zu verletzen, aber Zalure lacht laut los. Yuth schwingt seinen Finger und vergrößert Zalures Hut, damit der Hut über sein Kopf gezogen wird. Völlig blind rennt Zalure umher, prallt gegen eine Wand, bleibt liegen und murmelt unverständliches Zeug. Nach einem kurzen Lachanfall reißt sich Yuth zusammen und meint: „Wir sollten nun mit dem Magieunterricht beginnen.“.
Kapitel 6
Zerfall der Monarchie – Teil 1
„Dann wollen wir mal beginnen!“ sagt Yuth und holt ein Buch aus seinem Schrank. „Was für Zauber lernen wir heute?“ fragt Zalure. „Haha. Immer nur an das Zaubern denken. Wir machen heut was für die Bildung. Magie fürs Hirn! Hahaha.“ antwortet Yuth. „Ihr müsst ja auch was über die Geschehnisse der Vergangenheit lernen! Ich will euch heute über das Schicksal von König Skare informieren.“ „Das Schicksal von König Skare? Davon habe ich schon gehört! Er soll vor ungefähr 300 Jahren gelebt haben.“ redet Zalure dazwischen. „Ja, vor ungefähr 300 Jahren war er schon König. Ein sehr guter sogar!“ redet Yuth weiter. „Aber die Leute haben ihn doch gehasst, oder?“ fragt Zalure gespannt. „Ja, dies taten sie nach dem Vorfall….“. „Nach dem Vorfall? Welcher Vorfall?“ will Zalure wissen. „Bevor noch mehr Fragen kommen, werde ich einfach anfangen.“ sagt Yuth gelassen. „König Skare war der Herrscher über das damalige Königreich. Wie ihr wisst, gibt es dieses Königreich nicht mehr. Der Grund dafür liegt in dieser Geschichte. Es begann damit, das ein Mann alle Bewohner seines Dorfes getötet hatte und von den Wachen des Königs gefangen wurde. Niemand weiß wie der Mann hieß oder wer er war, doch sollte er das Schicksal verändern…..“
Ca. 300 Jahre zuvor
„Sir! Wir haben den Täter gefunden und gefangen! Er hat noch weitere 20 Soldaten von uns auf dem Gewissen, obwohl er schon sehr stark angeschlagen war. Dieser Mann ist eine Gefahr für uns alle!“ sagt ein völlig erschöpfter Soldat zum König. Der Soldat hat eine zerkratzte Rüstung an mit dem Zeichen eines Widders drauf. „Hm…. Wie heißt dieser Mann?“ fragt der König interessiert. Der König sitzt in seinem Thron. Er hat einen Königsmantel, mit den Farben blau und rot, an und er trägt eine große, goldene Krone. „Er will uns seinen Namen nicht verraten! Sir!“ antwortet der Soldat. „Bringt ihn zu mir!“ befielt der König. „Aber Sir! Er ist gefährlich!!!“. „Folgt meinem Befehl!!“ schreit der König. „Jawohl, mein König.“ erwidert der Soldat und geht. Kurze zeit später wird ein Mann, mit Fesseln um Hände und Beine, herein gebracht. Er hat starke Verletzungen. Er trägt ein schwarzes Kopftuch auf dem Kopf und hat seltsame schwarze Kleidung an. Einer der Wachen trägt das Schwert des Mannes mit sich, das ziemlich abgenutzt und voller Blut ist. „Wie heißt du?“ fragt der König ruhig. „Mein Name ist Anthosy.“ antwortet der Mann. „Du hast aber ein schönes Schwert. Ich werde es säubern und neu schärfen lassen. Mein altes Schwert ist ja schon nicht mehr modern! Hahaha!“ erzählt der König mit einem breitem Grinsen. „Das Schwert wirst du mir nicht wegnehmen.“ erwidert Anthosy gelassen. „Was?! Hahaha! Ich werde dir das Schwert abnehmen!“. Das Grinsen wird breiter. Der König streckt seine hand nach dem Schwert und berührt den Griff. „Das…. Schwert…..verlangt….nach meiner Hand!!!!“ schreit Anthosy. Er springt auf und versucht die Fesseln so lange zu ziehen bis sie zerreißen. „Das schaffst du niemals! Das sind die besten fesseln auf dem Markt! Hahaha!“ amüsiert sich der König. Ratsch! Die Fesseln sind gerissen. Anthosy schnappt sein Schwert und tötet beide Wachen die um ihn stehen. „NEIN!“ schreit der König macht einen Schritt vorwärts. Anthosy hat auch nun seine Fußfesseln entzweit und richtet blitzschnell sein Schwert auf den Kehlkopf von König Skare. Dieser bleibt stehen und zieht langsam sein Königsschwert. „Auf diesen Moment habe ich gewartet! Ich töte den Mörder und räche mein Volk! Nur hatte ich nicht eingeplant das du noch zwei weitere wachen tötest.“ Erzählt König Skare mit der klinge auf Anthosy gerichtet. „Stirb!“ schreit Anthosy und greift an. König Skare weicht mit Leichtigkeit allen Hieben aus. Anthosy wird wütend und tritt ein Schritt nach vorne. König Skare weicht noch immer den Hieben aus und schmunzelt. „Mehr hast du nicht drauf? Ich dachte ich hätte einen ernstzunehmenden Gegner!“ spottet König Skare. Mit einem gezielten Schlag trifft König Skare Anthosy in den Bauch. Anthosy bricht mit einem keuchen zusammen. „Du bist es nicht wert von mir erschlagen zu werden!“ König Skare ruft Wachen und lässt Anthosy einsperren. Er verhängt für Anthosy die Todesstrafe am Balken und nimmt dessen Schwert in seinen Besitz.
Kapitel 7
Zerfall der Monarchie – Teil 2
Das Schwert verlangt nach meiner Hand! Es ruft mich .Es bringt Unheil, wenn es nicht zufrieden ist! Gebt mir das Schwert!
Die Sonne schiebt sich schnell über die Hügel und ein neuer Tag bricht an. Der Tag an dem Anthosy sterben soll. Der König ist schon früh aufgestanden und lässt alles vorbereiten. Nebenbei betrachtet er sein neues Schwert und schwingt es in der Luft herum. Er weiß nicht warum, aber er fühlt sich zu dem Schwert hingezogen. Sein Wunsch mit dem Schwert zu kämpfen wird nach jeder Minute stärker. Er hasst eigentlich Kriege, aber diese neue Begierde ist in ihm erwacht. Auf einmal wird er aus seinen Gedanken gerissen, weil ihn ein Soldat anspricht. „Wir sind bereit, Sir. Sollen wir beginnen?“. „Ja, ich will ihn hängen sehn!“. Der König steht auf und bewegt sich mit seinem 30 Jahre alten Körper zum Hinrichtungsplatz. Er hat direkte sicht auf den Balken. Anthosy wird von zwei Soldaten zum Balken gebracht und ihm wird die Schlinge um den Hals gelegt. „Hast du noch einen letzten Wunsch? Denn heute will ich großzügig sein.“ fragt der König. „Ich habe zwei. Ich will wissen wie der ort hier heißt und ein letztes Mal mein Schwert in Händen halten.“ antwortet Anthosy mit ernstem Blick. „Als wenn der König so leicht in eine Falle gehen würde!“ antwortet einer der beiden Soldaten neben Anthosy spöttisch. „Schweigt Soldat! Ich werde ihm die Wünsche erfüllen!“ antwortet der König zornig. „Aber Sir!...“. „Ich dulde keine Widerrede! Du befindest dich im Schloss Xantha. Es ist die Hauptstadt dieses Königreiches! Also sieh es als Ehre. Hahaha.“. Der König tritt zu Anthosy hervor und bleibt stehen. „Sir! Ich kann das nicht zulassen!“ schreit ein Soldat und stellt sich vor den König. „Ist das deine Entscheidung? Nun denn…..“ sagt der König und zieht sein neues Schwert. Als er den Körper des Soldaten durchbohrt, liegt ein Grinsen auf dem Gesicht des Königs. „Nun berühre es ein letztes Mahl!“ fordert der König ihn auf. Anthosy streckt begierig seine Hand aus. Er berührt die Klinge. Plötzlich gerät der König ins schwanken und fasst sich an den Kopf. Er fällt auf die Knie und schreit auf. Der Himmel verdunkelt sich und Blitze zucken. Die Leute geraten in Panik und versuchen wegzurennen. Auf einmal wird eine Druckwelle vom Schwert ausgestoßen, die die Leute umwirft. Der König rappelt sich vor dem grinsenden Anthosy auf und schaut sich um. Seine Augen sind plötzlich ganz weiß und seine blonden langen Haare sind nun schwarz. Er scheint nicht mehr der alte zu sein und spürt nur noch die Lust zu kämpfen. Er befreit Anthosy von seinen Fesseln, nachdem er die restlichen Soldaten getötet hat. Er nimmt sein königliches Schwert in die Hand und schaut sich abermals um. Er war nicht der Einzige der sich gewandelt hatte. Die ganzen Leute schienen nun auch nur der bohrenden Stimme in ihrem Kopf zu folgen. „Töten oder getötet werden!“ „Was ist mit all den Menschen passiert?“ fragt der König mit rauer Stimme. „Sie sind nun ein wandelndes Heer verfluchter Menschen. Man könnte sie auch als eine Art von Dämonen bezeichnen.“ antwortet Anthosy. „darum wolltest du das Schwert noch mal! Woher wusstest du es?“ fragt der König verwundert. „Das Schwert hat es mir verraten.“ antworten Anthosy darauf. „Es ist das prophezeite Heer, das unter dem Führer der Klinge dienen wird.“ sagt Anthosy und zeigt auf die Dämonen. „Das scheint interessant zu werden.“ meint der König und lacht. „Was ist schon ein Königreich?“ fragt Anthosy. „Wenn man die ganze Welt haben kann!“ vervollständigt der König. „Meine Klinge dürstet nach Blut!“ schreit König Skare und hebt sein Schwert empor. „Wir haben noch eine Menge vor uns!“ sagt Anthosy indem er Skare auf die Schulter klopft. „Die Hauptstadt haben wir. Morgen sollten wir gen Süden gehen.“.
„Ein großer Zauber von dem Schwert wurde frei und tötete die Leute in Xantha. Nur noch in den alten Schriftrollen steht was weiterhin geschah. Aber seit der König damals gestorben ist, zieht ein Heer von Dämonen durch die Länder. Und so ist die elende Welt, wie sie heute vorzufinden ist, langsam entstanden.“ erzählt Yuth voller Trauer in seiner Stimme.
Kapitel 8
Ein neuer Weg
„Hab ich das jetzt richtig verstanden? Der König hat einen Zauber im Schwert ausgelöst und alle getötet? Hat er das Schwert ausgenutzt, weil er keinen Grund mehr fand zu leben?“ fragt Zalure neugierig nach. „Es wurde so überliefert. Niemand weis hundertprozentig was geschah, aber das ist die logischste Erklärung. Der König hat sein Land verraten und wird deswegen gehasst. Der Hass ist so groß, dass manche Leute in einer der Anführer der Dämonen den König zu erkennen glauben. Aber zum Glück gibt es dieses Dämonenheer nicht mehr. Es wurde ja damals von tapferen Kriegern zerschlagen. Dank denen können wir unsere zerstörte Welt wieder aufbauen. Leider gibt es aber diese Dämonenanführer noch. Sie wurden nicht getötet und streifen einsam durch das Land. Damals als ich dir zum ersten Mal begegnet bin, kam auch ein starker Mann herein, der ja deine Eltern tötete. Ich glaube er war einer dieser Anführer. Ihm habe ich diese Narbe am Kopf zu verdanken!“ erzählt Yuth mit strengem Blick auf Zalure. „Wenn auch diese Dämonen sterben würden, würde wieder alles in Ordnung kommen. Aber es heißt, dass die Anführer unsterblich sind. Irgendwann werden sie bestimmt wieder ein neues Heer von Dämonen zusammen bringen und Unheil verbreiten…“ setzt Zalure fort. Yuth nickt: „Du hast vollkommen Recht! Wir alten Magier können unsere Hoffnung nur in die Jugend setzen. Und ihr seid welche davon, Lin und Zalure! Weist du überhaupt was du nach dieser Lehre hier machen willst?“ „Nein, das weis ich leider nicht.“ antwortet Zalure mit dem Kopf nach unten gerichtet. „Meine Lehre dauert nicht mehr Lange und dann müsst ihr einen eigenen Weg finden. „Ich werde dieser Magiergilde hier in Goildyr beitreten!“ antwortet Lin. „Mach das nicht Lin. Vergeude dein leben nicht mit den Problemen in der Magiergilde so wie ich es tat. Nutze dein Können und verbessere unsere Welt!“ sagt Yuth. „Überlegt es euch gut, denn die Zeit wird knapp! Es gibt nur noch einige Zauber die ich euch lehren kann, aber die sind stärker als alle bisherigen! Also macht euch auf harte Unterrichtsstunden gefasst, aber ihr werdet sie brauchen!“
So vergingen die zwei letzten Schuljahre…
Zalure plant schon seit Wochen seine Abreise, doch kann er sich nicht mit dem Gedanken abfinden, dass er seine geliebte Heimatstadt verlassen muss. Das hieß Abschiednehmen von allem ihm lieben Personen. Er will den Rat von Yuth befolgen und was für die Zukunft der Welt tun. Erst sucht er die Städte auf, wo er in alten Schriften alles über die Vergangenheit findet und dann will er durch die neuen Kenntnisse die übrigen Dämonen bezwingen. Ein irrsinniger Plan, aber wenn er sich das als Ziel setzt, kann man ihn nicht mehr abhalten. Dies wusste auch Lin und verabschiedet ihn heute. Zalure hat sich ein Pferd namens Jellen gekauft, damit er nicht die langen Strecken laufen muss. Er setzt sich mit seinem dunkelblauen Gewand und seinem gleichfarbenen Hut auf das Pferd. Er streicht sich seine langen Haare von der Stirn und erblickt dabei Lin. „Machs gut Zalure. Wir werden dich vermissen!“ sagt Lin traurig. „Es ist kein Abschied für immer Lin! Ich komm doch wieder!“ antwortet Zalure mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Aber du wirst doch ein paar Jahre wegbleiben.“ erwidert Lin noch immer traurig. „Vielleicht erkennen wir uns ja dann nicht wieder.“ witzelt Zalure.
„Ich hoffe doch, das du bis dahin ein besseres Benehmen hast!“ antwortet Lin nun sichtlich fröhlicher. „Bestimmt nicht!“ erwidert Zalure. „Dann mach ich mich jetzt wohl auf den Weg.“ redet Zalure vor sich hin. „Machs gut und schaffe eine bessere Zukunft, Zalure!“ sagt Yuth indem er ins Geschehen eintritt. „Danke, Yuth. Machts gut!“ antwortet Zalure und reitet los. „Hoffentlich überschätzt er sich nicht.“ sagt Lin zu Yuth. „Auch wenn er sich so dumm anstellt, er ist in Wirklichkeit ein schlaues Köpfchen!“ erwidert Yuth und wendet sich seinem Haus zu. „Er weis was er macht und er wird es schaffen!“
Kapitel 9
Treffen der Mächte
Schon sind die ersten Sterne am Himmel zu sehen, aber Zalure kann am Horizont der Wüste noch nichts, außer Hügel aus Sand, erkennen. Er reitet schon über sechs Stunden ohne überhaupt eine Pause eingelegt zu haben. Sein Wille in Fulnor anzukommen ist sehr stark. In der Stadt soll es eine alte Schriftrolle geben, die ihn weiterbringen könnte. In der Ferne ist nun ein kleines Haus aufgetaucht. Es könnte ein Gasthaus sein. „Jellen, was meinst du? Wollen wir nun eine Pause machen?“ fragt Zalure und streichelt das Pferd am Rücken. Darauf wiehert es. „O.k. Jellen! Ruhen wir uns bis Morgen aus.“ Zalure steigt vom Pferd und betritt das Haus. Als er die Tür öffnet, steht ein großer Mann hinter der Tür und tritt hinaus. Er scheint ein Abenteurer zu sein, weil er ein Schwert mit sich trägt und ein schwarzes Kopftuch umgebunden hat. Sein eiskalter Blick lässt Zalure gefrieren. Zalure tritt schnell in das Gasthaus ein und sieht sich um. Es stehen überall Tische und Stühle. Der Wirt steht hinter dem Tresen und beobachtet Zalure. Auf einmal hört Zalure ein wiehern von draußen. Er rennt hinaus und sieht wie der große Mann mit Jellen losreitet. Zalure wird sauer und spricht merkwürdige Wörter aus. Der Himmel verdunkelt sich und ein Blitz trifft den Mann, der darauf vom Pferd stürzt. Jellen rennt zu Zalure zurück, dicht gefolgt von dem Mann in schwarz. Dieser schreit: „Wer denkst du wer du bist! Dich mit mir zu messen war dein Todesurteil!“ Er formt einen großen Feuerball auf seiner Hand. Er ist bereit zum schießen als eine Stimme sagt: „Endlich habe ich dich gefunden!“ Zalure guckt sich um und sieht einen ebenfalls schwarzgekleideten Mann am Himmel schweben. Dieser hat blondes, kurzes Haar und macht nicht so einen finsteren Eindruck wie der andere Mann, der gerade diesen Feuerball auf die Person am Himmel wirft. Dieser wert ab und schwebt langsam zur Erde hinunter. Der mit dem Kopftuch versucht zu fliehen und rennt weg. „Du kannst mir nicht entkommen!“ schreit die schwebende Person. Einen Augenblick später sind beide verschwunden. Zalure versieht Jellen mit einem Unsichtbarzauber und verbringt die Nacht in dem Gasthaus. Am nächsten Tag reitet Zalure weiter in Richtung Fulnor. Er hofft nun auch mehr über diese Gestalten herauszubekommen.
Kapitel 10
Heldentat
Zalure erreicht nach wenigen Tagen sein Ziel. Er ist erstaunt als er die Stadt am Horizont aufgehen sieht. Die prächtigen Wachtürme sind geschmückt mit Verzierungen. Das riesige Stadttor steht zwischen zwei von diesen Türmen und wird von vielen Soldaten bewacht. Es scheint so, als wenn eine wichtige Person in der Stadt ist. „Wir haben unser Ziel erreicht!“ sagt Zalure erfreut zu Jellen! Sie reiten zum Stadttor und werden von den Wachen angehalten. „Was wollt ihr hier in dieser Stadt?“ fragt einer von denen. „Ich will zum weisen Ryu.“ antwortet Zalure. „Der weise Ryu hat Besuch! Was willst du von ihm?“ fragt ein anderer Soldat. „Ich will ihn fragen, ob ich in eine seiner Schriftrollen lesen kann.“ erwidert Zalure prompt. Die Soldaten brechen in Lachen aus. „Hahaha! DU willst in die Schriftrollen sehen? Hahaha! Wer bist du überhaupt?“ „Mein Name ist Zalure und will aus den Schriftrollen lernen und die Welt verbessern!“ „Hahaha! Du kannst hinein, aber denke nicht, das du wirklich die Schriftrollen zu Gesicht bekommst!“ antwortet einer der Soldaten und macht eine Geste zum Hineingehen. Zalure tritt durch Tor und schaut sich in der großen Stadt nach einem Schlafplatz um. Er sieht eine Taverne und bekommt nach Anfrage auch ein Zimmer. Er fragt den Wirt, warum so viele Wachen hier sind. „Heute ist Furio, der König des neuen Reiches Abrag, in der Stadt, um sich über die Stadt zu erkunden.“ erzählt der Wirt. Zalure bedankt sich und sieht sich zunächst in der Stadt um. Die vielen Häuser, Läden und Straßen erstaunen Zalure immer mehr. Er kannte nur seine Heimatstadt, die nicht mal halb so groß war. Schon ist es dunkel und Zalure macht sich auf den Weg zur Taverne. Auf dem leeren Marktplatz sieht er den König, wie er mit seiner Kutsche den Heimweg antreten will. Der König hat nicht seinen Königsmantel um, damit ihn von weitem keiner erkennt. Doch Zalure weiß, wem diese langen, braunen Haare gehören. Seine Gemahlin steht neben ihm und sie reden miteinander. Zalure hört ein Geräusch auf einem der Dächer und guckt sich um. Plötzlich springt eine Gestalt von dem Haus auf den Platz. Der König scheint nichts bemerkt zu haben. Zalure sieht den Dolch in der Hand der Gestalt glänzen. Nun bemerkt es der König auch, aber dieser Attentäter ist schon sehr nahe. Zalure reagiert sofort und schießt einen magischen Pfeil auf den Feind. Der Dolch ist auf die Königin gerichtet, als der Pfeil den Attentäter durchbohrt und sich danach selber auflöst. Angstschweiß fließt der jungen Königin von der Stirn. „Wer hat den Pfeil abgeschossen?!“ schreit der König. Zalure tritt hervor und sagt, das er es war. „Ich danke dir! Ohne dich wäre sie jetzt tot! Ich konnte nicht mehr schnell genug reagieren! Du hast etwas gut bei mir!“ sagt der König glücklich zu Zalure. „Na ja, ich würde gerne in die Schriftrollen sehen um die Welt zu verbessern.“ antworten er. „Nun gut. Eigentlich würde ich das nicht zulassen, aber da du eine gute Aura hast und die Welt verbessern möchtest, schreibe ich jedem Weisen, das du in die Schriftrollen sehen darfst!“ sagt der König. „Danke!“ antwortet Zalure und kniet nieder. „Möge die Zukunft durch Menschen wie dich besser werden!“ sagt der König und setzt sich in seine Kutsche. „Ich werde mein bestes tun!“ erzählt Zalure vor sich hin, als er der fahrenden Kutsche hinterguckt. „Nun wird es Zeit zu schlafen. Morgen wird ein interessanter Tag!“
Kapitel 11
Spurensuche
Die ersten Sonnenstrahlen scheinen durch ein kleines Fenster ins Zimmer von Zalure. Er besucht kurz Jellen in dem Stall der Taverne und macht sich dann auf den Weg zum weisen Ryu. Er bleibt vor einer riesigen Kirche stehen. „Hier muss der weise Ryu sein!“ denkt sich Zalure. Er tritt ein und schaut sich die prachtvollen Säulen und Figuren an, die das Innere schmücken. Er ist mit den Gedanken schon bei den Schriftrollen, da der weise Ryu die meisten von allen besitzen soll. Er betritt nun einen Raum mit vielen Leuten und dem weisen Ryu. Dieser hält wahrscheinlich eine Trauerrede, weil die meisten schwarz gekleidet sind und Kerzen auf dem Altar brennen. Zalure will nicht stören und warten draußen. Als die Bürger die Kirche verlassen beritt Zalure diese und sucht den weisen Ryu. „Sehr geehrter Ryu. Ich bitte um Erlaubnis jetzt die Schriftrollen zu betrachten.“ sagt Zalure indem er sich vor den Weisen kniet. „Wer bist du? Du hast keine Berechtigung für Schriftrollen!“ entgegnet Ryu. „Ich bin Zalure. Der König hat mir die Berechtigung gegeben und ihnen einen Brief geschickt.“ erklärt Zalure dem Weisen. „Der König wie? Wann hat er dir diese Berechtigung gegeben?“ fragt der Weise. „Gestern Abend.“ antwortet Zalure. „Hah! Das ich nicht lache! Der König wurde gestern bei seiner Heimkehr von einer Bande von Attentäter überfallen und ermordet! Das gerade waren seine Trauergebete!“ erklärt Ryu zornig. „Nein! Das kann nicht sein! Wo wurde er ermordet?“ fragt Zalure hastig. „In dem Wald vor dieser Stadt… Er war noch so jung und war mit seiner Frau so glücklich. Wieso mussten Beide sterben? Nun dauert es wieder Jahre bis ein neuer König gekrönt wird und das Land hat keinen Anführer. Das werden Jahre des Chaos! Jeder Übeltäter wird nun seine Chance sehen! Jemand muss sie aufhalten!“ redet der Weise vor sich hin. „Verstehe.“ sagt Zalure und verlässt die Kirche. Er nimmt Jellen und reitet gleich los. „Hoffentlich finde ich im Wald noch was Wichtiges!“ denkt sich Zalure als er die Stadt hinter sich lässt. Als er durch den Wald reitet, findet er die verlassene Kutsche am Wegrand. „Hier also…“ Zalure steigt von Jellen und schaut sich die kaputte Kutsche an. Die Türen sind aufgebrochen worden und an einer klebt Blut. Zalure bemerkt an den Wegrändern die Plätze, wo die Attentäter auf ihren Einsatz gewartet haben. „Es müssen um die zehn gewesen sein…“ stellt Zalure fest. Er streift durch den Wald und findet ein verlassenes Lager. Aus der Feuerstelle steigt noch Rauch auf. „Sie waren gerade noch da!“ sagt Zalure. Plötzlich kommt von hinten eine Gestalt mit einem Messer in der Hand. Zalure schlägt ihn mit seinem Stab zu Boden und fragt ihn nach seinem Auftraggeber. Er hört entfernte Schritte von mehreren Leuten durch das Laub und tötet darauf den liegenden Attentäter, den er dann hinter das Lager wirft. Zalure versteckt sich hinter einem Busch und betrachtet die ankommende Gruppe. Noch acht weitere Attentäter und eine andere Person, die wahrscheinlich der Anführer ist. Es ist ein Mann mit einer dunklen Rüstung und einem langen Schwert. Sein Gesicht ist blass und er hat weiße Haare. „Sollte hier nicht jemand aufpassen?“ fragt der Mann mit einer tiefen Stimme. „Eigentlich schon. Der hat sich doch nicht etwa…“ Der Mann unterbricht den Attentäter mit einer Handbewegung und schaut finster zu dem Busch, indem sich Zalure versteckt hält. „Scheint als hätten wir Besuch!“ sagt der Mann mit einem Lächeln auf dem Gesicht, als er seine Hand um den Griff seines Schwertes legt und in die Richtung des Busches läuft.
Kapitel 11.b
Spurensuche
Die ersten Sonnenstrahlen scheinen durch ein kleines Fenster ins Zimmer von Zalure. Nachdem ihn die geborgene Wärme der Sonne weckt, streckt er sich, gähnt ein paar mal und macht sich fertig für den bevorstehenden Tag. Er besucht kurz Jellen in dem Stall der Taverne und macht sich dann auf den Weg zum weisen Ryu. Nach einer Weile des Fußmarsches bleibt Zalure stehen. Vor ihm ragt eine alte Kirche, die viele Verzierungen und Statuen besitzt, in den Himmel. Ihre dunkelgraue Farbe und die goldene Schrift hebt sie von allen anderen Gebäuden der bunten Stadt ab. Die Figuren heiliger Personen sind auf Säulen gestützt, die nach dorischem Stil angefertigt wurden. „Hier muss der weise Ryu sein!“ denkt sich Zalure. Er tritt ein und schaut sich die prachtvollen Säulen und Figuren an, die auch das Innere schmücken. Er ist mit den Gedanken schon bei den Schriftrollen, da der weise Ryu die meisten von allen besitzen soll. Er betritt nun einen Raum mit vielen Leuten und dem weisen Ryu. Dieser hält wahrscheinlich eine Trauerrede, weil die meisten schwarz gekleidet sind und Kerzen auf dem Altar brennen. Zalure will nicht stören und verlässt den Raum wieder um sich auch noch mal intensiver die Malereien an den Wänden und die Muster anzuschauen. Als die Bürger die Kirche verlassen, beritt Zalure diese und sucht den weisen Ryu. Als er ihn findet verbeugt sich Zalure. „Sehr geehrter Ryu. Ich bitte um Erlaubnis jetzt die Schriftrollen zu betrachten“. „Wer bist du? Du hast keine Berechtigung für Schriftrollen!“ entgegnet Ryu. „Ich bin Zalure. Der König hat mir die Berechtigung gegeben und ihnen einen Brief geschickt.“ erklärt Zalure dem Weisen. „Der König wie? Wann hat er dir diese Berechtigung gegeben?“ fragt der Weise. „Gestern Abend.“ antwortet Zalure. „Hah! Das ich nicht lache! Der König wurde gestern bei seiner Heimkehr von einer Bande von Attentäter überfallen und ermordet! Das gerade waren seine Trauergebete!“ erklärt Ryu zornig. „Nein! Das kann nicht sein! Wo wurde er ermordet?“ fragt Zalure hastig. „In dem Wald vor dieser Stadt… Er war noch so jung und war mit seiner Frau so glücklich. Wieso mussten Beide sterben? Nun dauert es wieder Jahre bis ein neuer König gekrönt wird und das Land hat keinen Anführer. Das werden Jahre des Chaos! Jeder Übeltäter wird nun seine Chance sehen! Jemand muss sie aufhalten!“ redet der Weise vor sich hin. „Verstehe.“ sagt Zalure und verlässt die Kirche. Den langen Weg zu Jellen rennt er und reitet dann gleich los. „Hoffentlich finde ich im Wald noch was Wichtiges!“ denkt sich Zalure als er die Stadt hinter sich lässt und den prächtigen, grünen Wald betritt. Nach einer Weile des Reitens findet er die verlassene Kutsche am Wegrand. „Hier also…“ Zalure steigt von Jellen und schaut sich die kaputte Kutsche an. Die Türen sind aufgebrochen worden und an einer klebt Blut. Zalure bemerkt an den Wegrändern die Plätze, wo die Attentäter auf ihren Einsatz gewartet haben. „Es müssen um die zehn gewesen sein…“ stellt Zalure fest. Er streift durch den Wald und findet ein verlassenes Lager. Aus der Feuerstelle steigt noch Rauch auf. „Sie waren gerade noch da!“ denkt sich Zalure. Plötzlich kommt von hinten eine Gestalt mit einem Messer in der Hand. Zalure sieht noch rechtzeitig den Attentäter in seiner Kristallkugel wiederspiegeln und schlägt ihn mit seinem Stab zu Boden, denn Magie war unnütz, da Zalure auch gelernt hatte physisch zu kämpfen. Als der Mann wieder zu sich kommt, packt Zalure ihn und fragt ihn nach seinem Auftraggeber. Doch dieser grinste nur als sie entfernte Schritte von mehreren Leuten durch das Laub hörten. Daraufhin tötet er den liegenden Attentäter, den er dann hinter das Lager wirft. Dann versteckt er sich selbst hinter einem Busch und betrachtet die ankommende Gruppe. Noch acht weitere Attentäter und eine andere Person, die wahrscheinlich der Anführer ist. Es ist ein Mann mit einer dunklen Rüstung und einem langen Schwert. Sein Gesicht ist blass und er hat schwarze Haare. „Sollte hier nicht jemand aufpassen?“ fragt der Mann mit einer tiefen Stimme. „Eigentlich schon. Der hat sich doch nicht etwa…“ Der Mann unterbricht den Attentäter mit einer Handbewegung und schaut finster zu dem Busch, indem sich Zalure versteckt hält. „Scheint als hätten wir Besuch!“ sagt der Mann mit einem Lächeln auf dem Gesicht, als er seine Hand um den Griff seines Schwertes legt und in die Richtung des Busches läuft. Zalure betrachtet den Mann mit angstvollem Blick, denn von ihm geht eine schwarze magische Energie aus, die Zalure noch nie gespürt hat.
Kapitel 12
Hoffnungsloser Kampf
Alles in dem Wald ist leise. Selbst das Gezwitscher der Vögel ist verstummt. Es sind nur noch langsame Schritte zu hören. Der Mann bewegt sich auf den Busch zu. „Dann wollen wir mal sehen, wer sich da versteckt!“ Der Mann hebt sein Schwert. Plötzlich hört man ein lautes Wiehern eines Pferdes und kurz danach tritt Jellen aus dem Wald hervor und spurtet auf den Mann zu. Völlig überrascht von der Szene reagiert er nicht schnell genug und wird vom Pferd weggestoßen. Als Jellen zu Zalure will, trifft ein giftiger Pfeil das Pferd. Seine Bewegungen werden langsamer und dann fällt es um. „NEIN!“ schreit Zalure und springt aus dem Gebüsch hervor. In einer Hand seinen Stab halten und in der anderen einen blauen Energieball formend stürmt er auf den Attentäter, der den Pfeil geschossen hat. Zalure täuscht einen Angriff mit dem Ball vor um den Gegner zu verwirren und schlägt ihn dann mit einem gezielten Schlag an den Hals bewusstlos. Die anderen schrecken zurück. Zalure schleudert nun seinen Energieball auf den großen Mann, der schon wieder auf den Beinen steht. Dieser schlägt den Ball aber einfach mit der Hand weg und trifft einen anderen Attentäter, der sofort dadurch gefriert. „Du bist stark, Kleiner.“ sagt der Mann mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Er geht langsam auf Zalure zu. „Doch mich wirst du niemals besiegen können!“ schreit er und hebt sein Schwert zum Angriff. Zalure zaubert einen Schutzschild um sich, aber der Mann schlägt mit voller Wucht zu. Das Schild gibt nach und er durchbricht es. Zalure wird am Arm verletzt. „Argh!“ Zalure fällt zu Boden. „Dein Schutzschild war lächerlich! Da ich dich nun mit meiner Klinge verwundet habe, wird ein Lähmungsgift in deinen Blut verteilt. Wahrscheinlich kannst du dich jetzt schon nicht mehr bewegen.“ sagt der Mann mit einen Grinsen. Er schlägt Zalure mit dem Griff seines Schwertes bewusstlos. „Bringt ihn in unser Schloss und nehmt das Pferd mit.“
„Zalure“ ertönt eine weitentfernte Stimme. Er reißt die Augen auf und fragt: „Wer ist da?“ Jetzt erst wird ihm bewusst, wo er sich befindet. Er steht auf einem Berg. Er sieht vor sich vier dunkle Gestalten. Sie drehen sich zu ihm um und eine hält etwas im Arm. Plötzlich spürt Zalure eine große Ansammlung von Magie hinter sich. Er dreht sich um und erblickt eine kleine Gruppe von Magiern. Die Spannung in der Luft deutet auf einen bevorstehenden Kampf. Zalure steht genau zwischen den beiden Fronten. Er will weg, aber kann sich nicht bewegen. Plötzlich wird alles schwarz und er erkennt nichts mehr. Er spürt nur noch Schmerzen.
Zalure wacht mit einem brummenden Kopf auf. Der Traum war rätselhaft, aber er will sich jetzt nicht damit befassen, denn er hat nun andere Probleme. Zalure kann sich wieder bewegen und schaut sich in dem Raum um. Es ist dunkel und er kann wenig erkennen. Alles ist aus Stein und der Raum ist leer. Er selber liegt auf dem Boden unter einem Fenster mit Gitterstäben. Es ist aber zu klein um daraus eventuell flüchten zu können. Er steht auf und sieht den Eingang zu diesem Raum. Auch da sind Gitterstäbe vor. Er ist also eingesperrt. Als er auf das Tor zugeht, erkennt er die Wachen, die schwere Rüstungen tragen. „Es ist hoffnungslos. Hier komme ich so schnell nicht wieder raus…“
Kapitel 12.b
Hoffnungsloser Kampf
Alles in dem Wald ist leise. Selbst das Gezwitscher der Vögel ist verstummt. Zalure läuft der Schweiß an der Wange hinunter. Es sind nur noch langsame Schritte zu hören. Der Mann bewegt sich auf den Busch zu. Sein selbstbewusstest Grinsen steht mit seinem Äußeren in Konflikt. So wie er aussieht, würde man denken, dass er niemals lächeln könnte. Der Mann bleibt stehen. „Dann wollen wir mal sehen, wer sich da versteckt!“ Er hebt sein Schwert zum Angriff. „Das kann es doch noch nicht gewesen sein!!!! Das kann nicht das Ende sein!!!!“ Für Zalure steht einen Moment die Zeit still. Er betrachtet alles in Zeitlupe. Plötzlich wird er aus seiner Trance gerissen, denn er hört ein lautes Wiehern eines Pferdes und kurz danach tritt Jellen aus dem Wald hervor. Nach einer kurzen Pause spurtet es auf den Mann zu. Völlig überrascht von der Szene reagiert er nicht schnell genug und wird vom Pferd weggestoßen. Zalure sieht alles mit an. Er könnte jetzt fliehn und er sieht auch seine Chance, aber sein Körper will ihm nicht gehorchen. Als Jellen zu ihm läuft, trifft ein giftiger Pfeil das Pferd. Seine Bewegungen werden langsamer und dann fällt es um. „NEIN!“ schreit Zalure. Ihm kommen Tränen in den Augen. Nach einem kurzen Schockmoment fasst er allen Mut und springt aus dem Gebüsch hervor. In einer Hand schwingend seinen Stab haltend und in der anderen einen blauen Energieball formend stürmt er auf den Attentäter, der den Pfeil geschossen hat. Zalure täuscht einen Angriff mit dem Ball vor um den Gegner zu verwirren und schlägt ihn dann mit einem gezielten Schlag an den Hals bewusstlos. Die anderen schrecken zurück. Vor Zalure spielen sich die Szenen erneut ab. Er sieht sein Pferd wieder starr umfallen. Voller Wut schleudert er nun seinen Energieball auf den großen Mann, der schon wieder auf den Beinen steht. Dieser schlägt den Ball aber einfach mit der Hand weg und trifft einen anderen Attentäter, der sofort dadurch gefriert. „Du bist stark, Kleiner.“ sagt der Mann mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Aber er kann nicht wirklich gefährlich werden“ sagt er mehr zu sich als zu Zalure. Er geht langsam auf ihn zu. „Du wirst mich niemals besiegen können!“ schreit er und hebt sein Schwert zum Angriff. Zalure hat die Angst durch seine Wut verdrängt und und handelt überlegt. Er zaubert einen Schutzschild um sich, aber der Mann schlägt trotzdem mit voller Wucht zu. Das Schild gibt nach und nach einem weiteren Versuch durchbricht er es. Zalure wird am Arm verletzt. „Argh! Verdammt“ Zalure fällt enttäuscht und schockiert zu Boden. „Dein Schutzschild war lächerlich! Da ich dich nun mit meiner Klinge verwundet habe, wird ein Lähmungsgift in deinem Blut verteilt. Wahrscheinlich kannst du dich jetzt schon nicht mehr bewegen.“ sagt der Mann mit einen Grinsen. Es stimmt. Zalure kann nicht einmal mehr seine Finger bewegen, die seinen Stab nicht mehr umklammern. Als Zalure versucht in seinem Blickfeld den Stab zu finden, schlägt der Mann ihn mit dem Griff seines Schwertes bewusstlos. „Bringt ihn in unser Schloss und nehmt das Pferd mit. Er könnte vielleicht noch nützlich sein.“
„Zalure“ ertönt eine weitentfernte Stimme. Er kennt sie, aber kann sich nicht erinnern, wem sie gehört. Er reißt die Augen auf und sieht nur Dunkelheit. „Wer ist da?“ Plötzlich kommt ein grelles Licht auf ihn zu und blendet ihn. Als er es wieder wagt die Augen zu öffnen, sieht er nun eine ganz andere Umgebung. Es ist nacht und er steht auf einem Berg. Er sieht vor sich vier dunkle Gestalten. Sie drehen sich zu ihm um und eine hält etwas im Arm. Als Zalure zu ihnen will, spürt er eine große Ansammlung von Magie hinter sich. Er dreht sich um und erblickt eine kleine Gruppe von Magiern. Es scheinen Kriegszauberer zu sein. Die Spannung in der Luft deutet auf einen bevorstehenden Kampf. Zalure steht genau zwischen den beiden Fronten. Als ihm das bewusst wird, will er sofort weg, aber woher kam er und wohin könnte er verschwinden? Plötzlich wird alles schwarz und er erkennt nichts mehr. Er hört nur noch lautes Gebrüll und spürt Schmerzen.
Zalure wacht schweißgebadet und mit einem brummenden Kopf auf. „Nur ein Traum? Er war so echt…“Dieser Traum war rätselhaft, aber Zalure will sich jetzt nicht damit befassen, denn er hat nun andere Probleme. Er kann sich wieder bewegen und schaut sich in dem Raum um. Es ist dunkel und er kann wenig erkennen. Alles ist aus Stein und der Raum ist leer. Er selber liegt auf dem Boden unter einem Fenster mit Gitterstäben. Es ist aber zu klein um daraus eventuell flüchten zu können. Er steht auf und sieht den Eingang zu diesem Raum. Auch da sind Gitterstäbe vor. Er ist also eingesperrt. Als er auf das Tor zugeht, erkennt er die Wachen, die schwere Rüstungen tragen. Er fühlt sich schwach und setzt sich wieder hin. „Es ist hoffnungslos. Hier komme ich so schnell nicht wieder raus…“
Kapitel 13
Treffen mit Lin
Zalure schmiedete Fluchtpläne. Nacheinander entwarf er 15 verschiedene, doch bei genauerem Nachdenken erwiesen sich alle als Schlag ins Wasser. Seine jetzige Situation hatte er nur dem Umstand zu verdanken, dass er seine Kräfte überschätzt und die seines Gegners unterschätzt hatte. Schwere Schritte näherten sich seiner Zelle. Eine Wache tauchte im Dämmerlicht der Fackeln auf. »Kleiner, dein Essen kommt! Schließlich wollen wir unsere Gefangenen nicht verhungern lassen, sonst könnten wir sie nicht mehr foltern!« Seine Stimme klang barsch und kalt. Er schob eine Schüssel Suppe in die Zelle. Mit einem fiesen Lachen ging die Wache ihres Weges zur nächsten Zelle. Zalure betrachtete die Suppe und verzog das Gesicht. Offenbar war das hier kein 5-Sterne Restaurant. Mit deutlicher Abscheu löffelte er die Schale leer. Obwohl die Suppe ihm nicht besonders schmeckte, leerte er sie bis auf den Grund. Ihm war überhaupt nicht aufgefallen, wie hungrig er war. Nachdem er sein karges Mahl beendet hatte, fühlte er sich beobachtet. Er schaute sich um. Gegenüber saß ein Mädchen in der Zelle. In Zwielicht konnte er nur ihre Konturen erkennen. Wahrscheinlich trug sie einen seltsamen Hut und ihr Haar fiel ihr auf die Schultern. Ein Lachen drang den Gang hinab. Zalure zuckte zusammen. Er robbte weiter in die Zelle hinein. Dabei ließ er das Mädchen keine Sekunde aus den Augen. Erneut lief eine Wache den Gang hinab. Sie trug eine Fackel, die den Gang erleuchtete. Endlich konnte er das Mädchen genauer betrachten. Ihr Haar war braun und ihre blauen Augen blickten ihn unverwandt an. Ihr Hut war eine Kopfbedeckung, wie sie nur Magier trugen und sie lächelte ihn an.
Ein Geistesblitz durchfuhr Zalure. Das Mädchen war Lin! Nachdem die Wache wieder gegangen war und eine andere aus der Richtung, in der die Wache mit der Fackel gelaufen war, ebenfalls verschwunden war, robbte er wieder in Richtung Lins. »Lin, bist du es wirklich?« »Zalure! Haben sie dich auch erwischt?« Sie senkte den Kopf. »Wärst du doch bloß nie gegangen. Vielleicht wäre das alles dann nie passiert…« »Was wäre nie passiert? Hör auf in Rätseln zu sprechen!« Lin blickte ihn wieder traurig an und begann zu erzählen.
Kapitel 14
Invasion in Goildyr
Zwei Tage waren vergangen, seit Zalure Goildyr verlassen hatte. Auch Lin bereitete ihren Aufbruch vor. Sie wusste nicht, was sie unternehmen wollte. Vielleicht würde sie in einer größeren Stadt eine Aufgabe finden. Ein Pferd hatte sie sich nicht besorgt. Sie hielt nicht besonders viel vom Reiten, sie lief lieber. Sie wollte noch einige Tage warten, bis sie ihre Heimatstadt verließ. Yuth hatte bei dieser Bemerkung bloß den Kopf geschüttelt, aber das war ihr egal. Es sollte aber anders kommen, als sie dachte…
Gegen Abend läutete der weise Mann der Stadt die Glocke der Kirche. Ihr blecherner Klang hallte in der ganzen Stadt wieder und schreckte die Bewohner auf. Es gab nur selten Anlässe, diese Glocke zu läuten. Entweder war jemand gestorben. Oder es drohte Gefahr von kriegerischen Banden. Wobei zweiteres das Erste schon beinahe voraussetzte. Auch Lin hörte die Glocke und eilte vors Haus. Viel sah man nicht, da die Straßen nicht beleuchtet wurden, doch Lin murmelte einen Lichtzauber und sah sich um. Die Kinder der Familien liefen angsterfüllt umher und den Erwachsenen sah man die Angst in ihren Augen an. Im Wald hinter der Stadt brannte ein Feuer. Vielleicht waren es auch mehrere, Lin wusste es nicht. Sie wollte ihre Heimat nicht einfach aufgeben. Sie löschte das Licht und schlich sich zum Waldrand. Vorsichtig und darauf bedacht, niemanden auf sich aufmerksam zu machen, näherte sie sich dem Lager. Sie machte zehn Gestalten aus. Eine von ihnen verströmte eine schwarzmagische Aura. Sie betrachtete ihn. Der Mann trug eine dunkle Rüstung und ein langes Schwert an der Hüfte. Sein Gesicht war unnatürlich blass und sein weißes Haar konnte er trotz energischster Bemühungen nicht zurückhalten. Das Schlimmste an ihm waren seine Augen. Sie strahlten eine Grausamkeit aus, die Lin ihr ganzes Leben nicht wieder vergessen würde. Sie waren grau, doch das Grau war so stechend, dass es beinahe schon weiß wirkte. »Meister Hebkom.« Ein Mann kam langsam auf den wahrscheinlichen Anführer zu. Schnell duckte Lin sich. Wenn der Mann den Sprechenden anblickte, würde er sie entdecken!« »Was ist, Zewkim?« Seine Stimme war tief und grausam. Er hatte oft getötet, das sah man ihm an. »Ich wollte euch nur mitteilen, dass wir bereit zum Angriff sind.« »Gut. Du kannst dich wieder entfernen.«, blaffte er Zewkim an, der sich keinen Millimeter gerührt hatte. Schnell folgte er dem Befehl und machte sich davon.
Lin hatte genug gesehen. Sie musste die Leute in ihrem Heimatort warnen, bevor es zu spät war! Sie rannte zurück. Als sie wieder in der Stadt stand, erschrak sie. Der Angriff hatte bereits begonnen! Einige der Häuser brannten bereits und sie sah einige Leichen am Boden. Darunter auch Yuth. Sie eilte zu ihm, in der Hoffnung, dass er vielleicht doch noch am Leben war. Sie täuschte sich. Yuth war tot, und das schon ein paar Minuten. Sie wandte sich um. Wahrscheinlich war sein Mörder nicht mehr in der Nähe. Sie spürte jemanden von hinten an sie heran treten. Schnell drehte sie sich um. Vor ihr stand der Mann, dessen Name Zewkim war. Vielleicht war es auch nur ein Deckname, sie wusste es nicht. »Na, Kleine? War das ein Freund von dir?«, fragte er sie spöttisch. »Falls ja, mach dir nichts draus. Ich habe ihm sein Leiden nur verkürzt.« »Du hast ihn also umgebracht?« »Ja, das habe ich.« Sie kochte vor Wut. Das würde er ihr bezahlen. Langsam griff sie in ihren Gürtel. Dort steckte der Dolch, den sie von Zalure zum Abschied bekommen hatte. Jetzt würde er seine Feuertaufe erhalten. Sie zog ihn und rannte auf Zewkim zu. Dieser war zuerst ziemlich überrascht, dann fing er sich. Mit einer raschen Drehung entkam er dem tödlichen Metall. Nun wollte er seinerseits zum Schlag ausholen, doch mit einer schnellen Handbewegung stoppte Lin ihn. Endlich zahlte sich das viele Lernen aus.
Sie zog sich aus seiner Reichweite zurück und löste die Erstarrung. Zewkim überlegte. Dieses Weib war ihm überlegen. Er hatte den Überraschungsmoment verloren, der ihm beim Greis geholfen hatte. Es war besser, den Rückzug anzutreten. »Zewkim, du enttäuschst mich.« Lin zuckte unmerklich zusammen. Der Anführer der Bande trat aus dem Schatten heraus. »Du bist nicht schlecht, Kleine? Wie heißt du?« »Bevor ich dir das sage, sterbe ich lieber!« »Das lässt sich einrichten.«, entgegnete er kalt. »Ich meine es nur gut mit dir. Aber du hast doch gewiss einige Fragen, hab ich recht?« »Ja, hast du! Ich würde zu gern wissen, warum ihr uns angreift!« »Och, das hat keinen besonderen Grund. Diese Stadt liegt nur auf dem Weg zu Fulnor.« Fulnor? Dorthin wollte doch auch Zomar. Suchten sie ihn? »Das war ja nun deine Frage, oder? Dann können wir das Gespräch beenden.«, schloss er, ohne eine Antwort abzuwarten. Von einem Moment auf den anderen war er hinter ihr und schlug sie nieder.
Kapitel 15
Flucht
»Als ich wieder erwachte, befand ich mich in dieser Zelle. Nach weiteren sieben Tagen warfen sie dich in die Zelle gegenüber. Bisher hat keiner eine Ahnung, wie der Herr dieses Schlosses heißt. Einige vermuten aber, es würde einem bösartigen Zauberer gehören. Andere wiederum reden von einem mächtigen Dämon.«, schloss sie ihre Erzählung. Zalure war geschockt. Yuth war tot. Wahrscheinlich waren alle tot. Er machte sich schwere Vorwürfe. Wenn ich hier erst einmal entkommen bin, werde ich es diesem Mörder zeigen, schwor er sich. Noch hatte er aber keine Ahnung, wie er aus dieser Burg flüchten könnte. Genau das fragte er Lin auch. »Vielleicht kann man die wöchentliche Zählung zu einem Fluchtversuch nutzen. Der nächste findet morgen statt. Man müsste die Wächter irgendwie ablenken können, aber wie?« »Wir können unsere Magie einsetzen. Am Besten ist es, wenn wir uns jetzt ausruhen. Um wirklich fit zu sein, brauchen wir jede Sekunde Schlaf, die wir kriegen können.« Lin stimmte diesem Vorschlag zu. Beide zogen sich auf ihre Pritschen zurück. Als Zalure sich auf sein „Bett“ legte, wusste er bereits im Voraus, dass er keine ruhige Nacht haben würde.
Wieder stand er auf dem Berg und genau zwischen den Magiern und den dunklen Gestalten. Diesmal konnte man die Kämpfenden jedoch besser erkennen. Ein Mann stach aus der Gruppe vor ihm heraus. Er war groß, muskelbepackt und vielleicht 30 Jahre alt. An seinem Kinn zeugten Haarstoppeln von einem Bart, den er erst vor kurzem abrasiert haben musste. Um seinen Kopf hatte er ein Tuch gebunden. Sein langes Schwert hatte er in die Luft erhoben und im Mondlicht konnte man deutlich die eingebrannten Runen erkennen. Neben ihm stand eine Frau, die ein Leinenbündel in der Hand hielt. Sie warf dem Mann einen besorgten Blick zu. Sie trug ein dunkles Gewand, die Tracht der Schwarzmagier. Aus dem Leinenbündel in ihrem Arm konnte man das Schreien eines Babys hören.
Direkt neben der Frau stand ein Mann. Er war hochgewachsen, hatte hellblaue Haare und trug einen Umhang über eine lange Robe. Sein Gesicht war leichenblass. Er lachte die Frau verschmitzt an. Da sah Zalure, dass die Eckzähne des Mannes länger waren als gewöhnlich.
Zalure wollte erfahren, was passieren würde, doch der Traum brach ab und Zalure wurde unsanft geweckt. Ein Wächter rüttelte an ihm. Zalure schlug die Augen auf, drehte sich und fiel von der Pritsche. Er stand auf und rieb sich sein Hinterteil. Die Wache fuhr ihn an: »Wurd ja auch mal Zeit! Die Zählung fangt gleich an. Los, beweg dich!« Unsanft schubste die Wache Zalure vor sich her und aus der Zelle hinaus. Eine andere Wache führte das gleiche mit Lin durch. Dann wurden sie den Gang entlang gedrängt.
Nach kurzem Gang durch die Kerker kamen sie auf dem Schlosshof an. Zalure sah sich um. In einer Ecke stand ein vermoderter Balken, an dem früher Exekutionen durchgeführt wurden. Ungefähr 500 Gefangene mussten sich in 10 Reihen aufstellen. Auch Lin und Zalure waren darunter. Zalure entdeckte einen Stapel Kisten. Würde er hinab fallen, würde er direkt auf jemanden fallen. Vorausgesetzt, eine Person steht darunter. Eine Stimme ertönte über den ganzen Innenhof. »Verneigt euch vor dem Herrscher des Schlosses Xantha!« Die Wachen und auch die meisten Gefangenen folgten dem Befehl. Zalure zögerte zuerst, tat es Lin und den Mitgefangenen dann aber gleich. Das große Tor am Ende des Hofes öffnete sich und ein Mann, der haargenau so aussah wie der Mann aus seinem Traum, schritt den Gefangenen entgegen. Er gab den Wachen einen Wink und diese fingen an, die Gefangenen durchzuzählen. Dabei blieb er genau unter dem Kistenstapel stehen. Die Wachen kamen schon bald zu Zalures Namen und als er fiel, sah der Angesprochene, wie der Herrscher zusammenzuckte. Dann fiel Zalure erst ein, dass er seine Anwesenheit bestätigen musste. Er hob die Hand und rief: »Hier!« Der Regent wandte seinen Blick Zalure zu. Er versuchte ihn regelrecht mit Blicken aufzuspießen, so als suche er etwas Bestimmtes. Zalure konzentrierte seine Gedanken dagegen auf den Kistenstapel. Er hatte den Spruch im Kopf. Lin stieß ihn an. »Was jetzt?«, zischte sie. »Ich werde den Stapel Kisten dort umwerfen. Wenn die Aufregung um den Herrscher anfängt, rennst du zu dem Brunnen dort. Alles klar?« »Ja.« Zalure flüsterte nun seinen Spruch. »Maver chekme.« Die Kisten schwankten und sanken auf das Oberhaupt nieder. Panik brach unter den Wachen aus. Die Gefangenen rannten hin und her, auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Niemand achtete darauf, dass Lin und Zalure auf den Brunnen zurannten, sich über die Kante schwangen und im Untergrund verschwanden…
Kapitel 16
Reise nach Gren Maju
Zalure und Lin war es gelungen, aus der Gefangenschaft zu entkommen. Der Brunnen musste irgendwo an die Oberfläche münden, davon war Zalure überzeugt. Mehrere Stunden liefen sie nun schon durch den Untergrund. Es war kalt und feucht und von Zeit zu Zeit mussten sie durch das frostige Wasser schwimmen, um weiterzukommen. Und die Geduld zahlte sich aus. Endlich sahen sie einen Lichtschein in der Ferne. Froh, bald aus diesen Katakomben zu entkommen, rannten sie darauf zu. Sie kamen zu einem Loch in der Decke, aus dem ein kleiner Wasserfall in den Brunnengang floss. Doch der Ausgang befand sich in zwei Meter Höhe. Zuerst wussten sie nicht, wie sie ihn erreichen sollten. Jedenfalls traf das auf Zalure zu. Lin schlug vor, eine Räuberleiter zu bauen. Zalure fragte sich, warum er nicht auf diese Idee gekommen war. Zalure kletterte als erstes hoch und zog Lin nach. Kaum hatte er Lin emporgehievt, legte er sich keuchend auf die Wiese, in der sie sich nun befanden. Er grinste Lin an. »Du solltest dringend eine kleine Diät einlegen, weißt du das?« Empört blickte Lin Zalure an. »Und du solltest dir die Benimmregeln endlich einprägen! Man bezeichnet eine Dame nicht als übergewichtig.« »Stimmt. Aber du bist auch keine Dame, sondern ein freches Gör.« Ihre Blicke trafen sich und schon mussten sie lachen. Es war befreiend, denn für einen Moment konnten sie ihre Probleme und Ängste vergessen.
Zalure wurde schnell wieder ernst. »Komm. Wir müssen zur nächsten Stadt. Vielleicht gibt es dort eine Schriftrolle. Außerdem brauchen wir Waffen.« Lin war seiner Meinung. »Und wenn wir wissen, was zu tun ist, werden wir Yuth und alle anderen aus unserer Heimatstadt rächen!«
Am anderen Ende der Wiese sahen sie einen Pfad. »Lass uns den entlanggehen. Früher oder später werden wir auf eine Stadt, oder wenigstens ein Dorf stoßen.«, schlug Zalure vor.
Dem war Lin natürlich nicht abgeneigt. Stunden später sahen sie endlich in der Ferne die Umrisse von Häusern. Sie beschleunigten ihre Schritte und standen schon bald vor dem Stadttor.
Es war geschlossen. Zalure klopfte dagegen und eine Wache öffnete einen Spalt. »Wer seid ihr und was wollt ihr?« »Unsere Namen sind Zalure und Lin und wir begehren Einlass.« Die Wache drehte sich um. Anscheinend gab es dort noch eine Wache, denn sie sprach mit jemanden. »Was meinst du? Sieht nicht so aus, als würden sie von Schloss Xantha kommen.« Die andere Wache musste wohl zugestimmt haben, denn kurz darauf öffnete sich das Tor. Nachdem Zalure und Lin eingetreten waren, schlossen sie das Tor wieder. Zalure ließ seinen Blick schweifen. Die Stadt war größer als Goildyr, aber kleiner als Fulnor. »Wie heißt diese Stadt?«, fragte er die Wachen. »Ihr seid in Gren Maju.« Lin zog Zalure am Ärmel. »Schau, da ist ein Gasthaus. Lass uns erst dorthin gehen.« Zalure hatte nichts dagegen einzuwenden und mietete zwei Zimmer. Da es schon ziemlich spät war, legten sie sich auch gleich schlafen.
Kapitel 17
Endlich! Eine Schriftrolle!
Als Zalure am nächsten Morgen erwachte, fielen bereits Sonnenstrahlen in den Raum. Er zog sich an, wusch sich und verließ das Zimmer. An der Theke fragte er nach Lin. »Deine Freundin ist schon lange vor dir aufgestanden. Sie sagte, dass sie zur Kirche wollte.« »Danke.« Er verließ das Gasthaus und sah sich um. Ganz in der Nähe befand sich eine Schmiede. Er klopfte und betrat sie. »Guten Morgen!«, grüßte er. Der Schmied drehte sich um und schaute sich ihn an. »Was willst du hier? Du siehst nicht so aus, als würdest du mit einer Waffe umgehen können.« »Prüft mich.« »Nun gut. Hier, nimm dieses Schwert. Dort hinten liegen Holzscheite. Zerkleinere sie mit dem Schwert, ohne eine Pause zu machen.« Zalure besah sich die Situation. Die Scheite lagen nicht regelmäßig aufeinander, aber es sollte zu schaffen sein. Zuvor ließ er die Klinge jedoch durch die Luft rasen, um ein Gespür für die Waffe zu bekommen. Schließlich hatte er vormals nur mit einem Stab gekämpft. Dann widmete er sich den Hölzern. Mit einer Eleganz, die er sich selbst nicht zugetraut hatte, zerschnitt er die Scheite in handliche Stücke. Der Schmied kam aus dem Staunen gar nicht wieder heraus. Als er endlich die Sprache wiedergefunden hatte, sagte er: »Behaltet das Schwert.« »Aber…« »Nichts aber. Es kommt nicht oft vor, dass ich etwas verschenke. Nimm das Schwert und lass dich nicht mehr blicken.« Zalure konnte dem Schmied nicht lange widersprechen und verließ den Raum wieder. Dann lenkte er seine Schritte zur Kirche, die über alle anderen Häuser weit hinausragte. Die schwere, bronzene Tür war mit Verzierungen übersät und Zalure konnte seinen Blick nur schwerlich wieder davon losreißen. Endlich stieß er das Tor auf und betrat diesen heiligen Ort. Zwei Personen am Ende des Kirchenganges drehten sich ihm zu. Die eine war Lin. Die andere musste der weise Mann der Stadt sein. Zalure ging auf die beiden zu und wurde bald vom Mann angesprochen. »Du musst Zalure sein. Lin hat mir viel von dir erzählt. Auch, dass du versuchst, die Schriftrollen zu finden. Ich sage dir, nicht jedem ist es gestattet, die Rollen zu lesen. Doch dir wird es vergönnt sein, denn ich spüre die Reinheit deines Herzens. Ich bin mir sicher, dass du das Wissen der Rollen nicht für unlautere Zwecke verwenden wirst. Eine Rolle findest du in dieser Stadt. Außerdem werde ich dir eine Nachricht mitgeben, die du auf keinen Fall verlieren darfst. Sie berechtigt dich, auch die Rollen anderer Städte zu lesen. Nun folge mir, junger Freund.« Er führte Zalure zur Schriftrolle. Sie war in einer goldbeschichteten Truhe verschlossen und der weise Mann musste erst den Staub von ihr blasen, da sie offenbar längere Zeit nicht mehr geöffnet worden war.
Zalure nahm sie entgegen. Gespannt las er sich den Text durch…
Kapitel 18
Die Wüste der Zweifel
Anthosy hatte die Klinge weit von sich gestreckt. Schloss Xantha war in seinem Besitz, aus vielen Menschen waren Dämonen geworden, die nun mordend durch die Lande zogen. Die Ursache allen Übels war dieses Schwert gewesen. Er war von seiner Gruppe getrennt worden und in dieser Einöde gelandet. Die heiße Wüstensonne brannte auf sein Haupt nieder und Schweißperlen sammelten sich in seinem Bart. So sehr Anthosy sich auch dagegen sträubte, der Bart musste ab. Die Wüste schien kein Ende zu haben und er zweifelte langsam an seinem Verstand. Die flimmernde Luft hatte ihm des öfteren Szenen aus seinem Leben gezeigt. Vor allem Szenen aus seiner 15jährigen Zeit des Mordens und die letzte Zeit. Angefangen hatte es beim Schmied. Er hatte die Klinge verflucht. Anthosy versuchte, aufkeimende Schuldgefühle zu unterdrücken und die Schuld auf jemand anderes abzuwälzen. Langsam dämmerte ihm, wo er gelandet war. Diese Wüste sollte den Unreinen an seinen Taten zweifeln lassen, so hatte er jedenfalls gehört.
Sein Gewissen plagte ihn, wenn auch recht spät. Er wollte nicht mehr zu dem Heer zurück, das er geschaffen hatte. Die Klinge war sein Verhängnis geworden. König Skare, der die Macht der Waffe als erstes zu spüren bekommen hatte, war sein Berater geworden. Doch jetzt konnte auch er ihm nicht beistehen. In dieser Wüste würden sich niemals zwei Leute begegnen, die ihre Zweifel beseitigen wollten. Diese Einöde war eine Prüfung, die jeder alleine durchstehen musste. Anthosys Entschluss war bereits gefallen.
Er wollte nie wieder die Armee anführen müssen. Sobald er dieser Wüste entronnen war, wollte er die Klinge an einem sicheren Ort verbergen und niemals in seinem Leben erneut die Waffe gegen unschuldiges Leben ergreifen. Er wollte sich bessern. Doch warum fand er immer noch keinen Weg? Was wollte der Sand ihm noch entlocken? Er ahnte es. Doch dazu war er nicht in der Lage…
Er steckte zu tief im Geschehen drin, als dass er selbst die Vernichtung aller Dämonen in Angriff nehmen könnte. Aber er schwor sich, dass sein Nachkomme, falls er einen bekommen sollte, dieses Ziel verwirklichen sollte. Kaum hatte er diesen Schwur getroffen, als vor ihm eine Oase erschien. Er glaubte zuerst an eine Fata Morgana, doch sie war real! Endlich wieder Wasser und schon in kurzer Entfernung konnte man die nächste Stadt entdecken!
Kapitel 19
Der Verwunschene Wald
Zalure legte die Schriftrolle beiseite. Lin blickte ihn an. Zalure schwieg. Dann ergriff der Weise das Wort. »Nun weißt du, was nach dem Vorfall am Schloss passiert ist. Die nächste Schriftrolle liegt in Per. Um diese Stadt zu erreichen, musst du den Verwunschenen Wald durchqueren.« Zalure nickte und verließ die Kirche. Lin folgte ihm. Er lenkte seine Schritte direkt ins Gasthaus. Dort bezahlte er die Rechnung. Das Geld dafür hatte ihm der Weise mitgegeben. Dann verließ er, gefolgt von Lin, die Stadt durch den rückwärtigen Ausgang. Vor ihnen lag der Verwunschene Wald. Das dämmrige Licht verbarg, was im Unterholz geschah. Vorsichtig bahnten sie sich ihren Weg durch die Wälder. Tierschreie und das Rauschen des Windes begleiteten sie dabei. Sie wanderten stundenlang und es war immer noch kein Ziel in Sicht. Lin war erschöpft und müde, Zalure ebenso. Gegen Abend wallte Nebel auf und die beiden beschlossen, eine Pause zu machen. Lin schlief unruhig, sie träumte alb und wachte mehrere Male schweißgebadet auf. Der Nebel gaukelte ihr Gestalten vor, Yuth, ihre Eltern. Sie ging auf sie zu. Lin verschwand im Nebel und Zalure sah seine alte Freundin nie wieder…
Am nächsten Morgen erschrak Zalure, als er Lin nicht mehr entdeckte. Er suchte sie verzweifelt, doch sie blieb verschwunden. Dann setzte er seinen Weg fort. Schon bald lichtete sich der Wald und endete in einer Wiese. Der Wiese folgten Äcker und Häuser. Er hatte die nächste Stadt bestimmt schon bald erreicht. Doch er war nicht in froher Stimmung. Der Wald hatte Lin verschluckt. Genauso, wie es ihm gesagt worden war. Wen der Wald verschluckt hatte, würde er angeblich nie wieder freilassen.
Er näherte sich dem Stadttor. Es war offen. Die Leute hier schienen nichts Böses zu vermuten. Per war friedlich und schön. Die Menschen gingen ihrer Arbeit nach und alle schienen glücklich. Handwerker, Kaufleute und Adlige bevölkerten die Straßen. Zwischendrin Zalure. Er wollte keine unnötige Zeit verschwenden und lenkte seine Schritte in Richtung Kirche. Er betrat sie und sprach den Mann an. »Weiser, ich bitte um Genehmigung, die Rolle dieser Stadt lesen zu dürfen.« »So? So zeige er mir die Nachricht, die er bekommen hat.« Zalure kramte in seiner Tasche. Nix. In der anderen. Nix. Das durfte nicht wahr sein! Er hatte sie tatsächlich verloren!
Kapitel 20
Am Hof des Königs
Der Weise blickte Zalure fragend an. »Nun? Ich warte.« »Es tut mir leid, weiser Mann, ich muss sie verloren haben.« »Dann suche er sie. Und kehre er nicht zurück, ehe er sie gefunden hat.« Zähneknirschend verließ Zalure die Kirche. Als er ins Freie trat, stieß er mit einem Mann zusammen. »Entschuldigen Sie bitte.« »Das macht doch nichts. Du scheinst nicht von hier zu sein.« »Nein, ich bin nur auf der Durchreise. Eigentlich wollte ich die Schriftrolle lesen, aber ich habe die Genehmigung verloren.« »Soso. Was hast du dann jetzt vor?« »Ich gehe erst einmal ins Wirtshaus. Genug Geld habe ich ja noch…« Er stutzte. In seinen Taschen war gar nichts mehr. Weder die Nachricht, noch das Geld. »Was ist?« »So ein Mist. Irgendjemand hat mir das Geld gestohlen!« »Macht doch nichts. Du bist mir sympathisch. Komm, ich lade dich zu mir ein.« Zalure wusste nicht, was er sagen sollte. »Äh… Danke.« Der Fremde führte Zalure zu sich nach Hause. »Da fällt mir ein, wie heißt du eigentlich?« »Zalure. Und Sie?« »Ach, hör doch mit diesem steifen „Sie“ auf. Ich heiße Halsa. Meistens bin ich sowieso nicht zu Hause, da ich Wache halten muss. Ich gehöre zur Leibwache des Königs hier.« »Wirklich? Ist es nicht so, dass der König Personen die Erlaubnis geben kann, die Schriftrollen einzusehen?« »Ja, das stimmt.« Halsa stoppte. »Moment. Wenn du glaubst, ich frage für dich, ob du die Schriftrollen lesen darfst, täuschst du dich. Das musst du schon selbst machen.« »Ach und wie? Ich komme doch gar nicht bis zum König hin.« »Kannst du kämpfen?« »Was hat das denn damit zu tun? Aber, ja, ich kann schon kämpfen.« »Prima. Lust auf eine kleine ritterliche Ausbildung?« »Du meinst doch nicht wirklich, dass ich…« »Doch, genau das.« Zalure jubelte innerlich. Ritter am Hofe wollte er schon immer sein. »Aber jetzt noch nicht. Schau dich erst einmal in der Stadt um. Und wenn du Hunger hast, geh einfach ins Gasthaus und lass es auf den Namen Halsa anschreiben.«
Damit verabschiedete Halsa sich. Zalure schlenderte erneut durch die Stadt, sah sich alles an und aß, wenn er hungrig wurde. So verging der Tag und als die Nacht hereinbrach, kehrte Zalure zu seinem Gastgeber zurück. Halsa war noch nicht wieder da und Zalure legte sich in ein Bett, das Halsa wohl bereitgestellt haben musste. Kaum hatte er sich auf das Bett gelegt, da war er auch schon eingeschlafen. Auch als Zalure am nächsten Tag wieder aufwachte, war Halsa noch nicht wieder zurückgekehrt. Nun, eigentlich hatten sie sich verabredet. Sie wollten zum Schloss. Dann gehe ich halt alleine dorthin, dachte Zalure grimmig. Er verließ das Haus, fragte einen Händler nach dem Weg zum Schloss und schlug eben diesen ein. Vor ihm ragte das Schloss auf. Zinnen, Türme, Erker, alles aus feinst behauenem Stein. Er lief die Zugbrücke entlang und trat in den Hof der Burg. Gegenüber fand sich bereits der Korridor, der zum Thronsaal führte. Langsam schritt er den kostbaren Teppich entlang, betrachtete staunend die Bildergalerie, die sich den Gang entlangzog, die wertvollen Schwerter und Hellebarden, die in den Händen von mindestens ebenso kostbaren Rüstungen ruhten. Dann öffnete sich der Gang nach oben hin und er trat in den Thronsaal. Auf seinem Thronsitz hatte sich der König niedergelassen. Rechts und links von ihm seine Leibgarde, einer davon war Halsa, wie Zalure wusste. Vor dem König kniete jemand. Er hatte schwarze Haare und einen stechenden Blick. Zalure war nah genug, um die Konversation verfolgen zu können.
»Mein König, die Friedensverhandlungen mit den Elben sind gescheitert. Sie wollten mir gar nicht zuhören. Geschweige denn, auf Eure Angebote eingehen.« »Das ist schade. Ich danke Euch. Bitte, geht jetzt.« »Natürlich, mein König.« Er drehte sich um und lief mit einem teuflisch wirkenden Grinsen an Zalure vorbei. Dieser merkte sich das Gesicht dieser Gestalt. Vielleicht würde er ihr noch einmal begegnen…
Zalure trat nun vor. Der Regent sah ihn erstaunt an. »Was willst du?« »Eure Majestät, ich biete um die Erlaubnis, ein Ritter zu werden.« »So einfach ist das nicht. Erst einmal benötigst du einen Fürsprecher, der sich für dich einsetzt.« Halsa trat vor. »Das bin ich. Ich habe diesen jungen Mann gestern kennengelernt. Ich bin überzeugt, dass er ein exzellenter Ritter sein wird!« »Die erste Bedingung wäre somit erfüllt. Aber vielleicht hättest du dir einen anderen Fürsprecher wählen sollen. Denn du musst dich noch im Kampf gegen ihn beweisen.«
Zalure schluckte. Wenn Halsa zur Leibwache gehörte, musste er ein hervorragender Kämpfer sein. Halsa trat auf ihn zu. »Worauf wartest du noch? Zieh deine Waffe!« Zalure zog sein Schwert aus der Scheide. Halsa ebenso. Dann stürzte er ohne eine Vorwarnung auf Zalure los. Ein kräftig angesetzter Schwerthieb sauste auf Zalure herab. Dieser hob sein Schwert, legte es horizontal und fing den Hieb ab. Mit einem lauten Klirren stießen die Klingen aufeinander. Funken sprühten und Zalure musste seine ganze Kraft aufwenden, um seine Verteidigung aufrechtzuerhalten. Kraft allein führt nie zum Sieg. Du musst auch Verstand haben, um ein Gefecht für dich zu entscheiden. Diese Worte schossen Zalure durch den Kopf. Yuth hatte sie ihm mitgegeben. Ohne seine Verteidigung aufzugeben, sammelte Zalure ein wenig Mana, um seinen Gegner mit einer Druckwelle zu überraschen. Endlich! Genug Mana hatte sich gesammelt. Zalure löste die Welle aus und Halsa fegte es mit einem erstaunten Gesichtsausdruck davon. Mit einer scharfen Handbewegung ließ er seinen Kontrahent erstarren. Blitzschnell raste er auf ihn zu und wollte gerade einen Schwerthieb plazieren, als Halsa wieder aufstand und ihm die Klinge an die Kehle hielt. »Gib auf, Zalure.« »Niemals.« Zalure knickte in den Beinen zusammen, hielt den Kopf nach hinten und entkam Halsas Klinge so. Der erstaunte Halsa reagierte nicht schnell genug und Zalure hatte Gelegenheit, Halsas Beine vom Boden zu lösen. Sein Rivale stürzte zu Boden und blieb liegen. Zalure setzte seine Klinge am Kehlkopf seines Gegenspielers an. »Wie wäre es, wenn du aufgibst?« »Ok, du hast gewonnen. Und jetzt nimm die Waffe da weg.« Der König applaudierte. »Sehr gut! Wenn du Halsa besiegen konntest, musst du wirklich ein exzellenter Kämpfer sein. So sei es denn. Ich gestatte dir, ein Ritter zu werden!«
Kapitel 21
Zu Füßen des Dämons
Der Wald, in dem Lin herumirrte, war unheimlich. Irgendwie war es in der Nacht über sie gekommen, zu gehen und die Genehmigung sowie das Geld von Zalure mitzunehmen. Eine innere Stimme rief sie nun an eine bestimmte Stelle im Wald…
Als sie dort angelangt war, stand bereits eine unheilvolle Gestalt auf der Lichtung. »Gut gemacht, Lin. Ich wusste, du würdest mich nicht enttäuschen. Während der Gefangenschaft im Schloss habe ich dich zu meinen Untertanen gemacht. Dieser Zalure, mit dem du geflohen bist, wäre auch bald dran gewesen, aber nun kann er mir ja nicht mehr gefährlich werden. Schließlich habe ich seine Genehmigung.« Er hielt das kostbare Stück Pergament in die Höhe und zerriss es!
»Und Geld hat er auch nicht mehr. Du hast wirklich gute Arbeit geleistet.« Lin nickte stumm. »Und nun lass uns nach Schloss Xantha zurückkehren! Ich werde eine richtige Magierin aus dir machen! So wie Godwina…« Die Gestalt wandte sich um und Lin folgte ihr…
Im Schloss folgte Lin immer noch der seltsamen Gestalt. Die Soldaten des Schlosses verneigten sich. »Ruhm und Ehre dem großen Anthosy!«, hallte es über den Schlosshof. Anthosy schritt voran, Lin hinterher. Im Thronsaal – beziehungsweise dem Raum, der früher der Thronsaal gewesen sein musste – hielt Anthosy an. Er drehte sich nach Lin um. »So. Deine magischen Fähigkeiten sind nicht zu verachten, doch sie sind nicht vollständig. Der wichtigste Zweig fehlt dir. Die schwarze Magie…« Er wandte seinen Blick den Bildern an den Wänden zu. Sie zeigten eine Frau.
Ihr Gesicht hatte einen blassen Teint, ihre Augen leuchteten in tiefem Blau. Ihre schwarzen Haare fielen ihr auf die Schultern. Sie trug ein Gewand, das mit altertümlichen Runen verziert war. Die Tracht eines Schwarzmagiers.
»Ihr Name war Godwina. Doch in einer entsetzlichen Schlacht ist sie ums Leben gekommen und unser Kind ist spurlos verschwunden…«
Lins Blick blieb ausdruckslos. »Doch jetzt habe ich dich gefunden. Du bist Godwina zwar nicht ähnlich, doch du verfügst über die Gabe der Magie. Und ich werde die mächtigste Schwarzmagierin aller Zeiten aus dir machen.« Er lachte triumphierend und wandte seine Schritte dann aus dem Saal. Lin ließ er stehen…
Kapitel 22
Der verbotene Zweig der Magie
Lin hatte ein Luxuszimmer bekommen, angefüllt mit Zauberbüchern, Bildern dieser mysteriösen Godwina und anderem Zeug. Derzeit interessierte sie sich nur für das Himmelbett, in dem sie gerade lag. Sie war entsetzlich müde. Seit sie im Wald gerastet hatten, war sie nicht mehr zur Ruhe gekommen.
Sie verstand sich selbst nicht mehr. Warum habe ich nur Zalure bestohlen?, fragte sie sich. Er ist doch mein Freund!
Nein, er ist nicht dein Freund, wisperte eine Stimme in ihrem Inneren. Du bist ein Anhänger Anthosys, des größten Dämons aller Zeiten und Zalure will ihn vernichten. Also ist er dein Feind, flüsterte die Stimme weiter. Lin war verwirrt. War das wirklich sie, die solche Gedanken hatte? Nein! Es war dieser Bann, den Er auf sie ausgesprochen hatte, genau wie auf jeden anderen Gefangenen…
… bis auf Zalure. Hoffentlich wird er einen Weg finden, die Schriftrollen zu lesen, dachte sie trübsinnig.
Erst viel später schlief sie ein, gefallen in einen traumlosen Schlaf, der ihr nicht vor Augen führte, was sie getan hatte…
Am nächsten Morgen klopfte es laut gegen ihre Tür. Sie schreckte hoch, irritiert. Wo bin ich?, fragte sie sich. Dann klopfte es erneut. »Herein!«, rief sie mit verschlafener Stimme. Die Tür öffnete sich mit einem Knarren und Er stand dort. »Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Heute beginnt deine Ausbildung zur Schwarzmagierin.« »Geh. Ich will dich nicht sehen! Bei deinem Anblick wird mir übel!« »Nicht so unfreundlich. Du hast gar keine andere Wahl, als zu gehorchen. Aber iss erst mal. Wer hungrig ist, lernt nur halb so gut.« Er ließ ein Tablett hereintragen, das mit Köstlichkeiten beladen war. Der Diener stellte es unmittelbar vor ihr ab.
Der Geruch der Delikatessen strömte in ihre Nase. Anthosy samt Gefolge verließen den Raum. Lin stand vor ihrem Essen – überlegend, ob sie ihm trauen konnte. Doch was hatte sie schon groß zu verlieren? Also griff sie zu, um ihren knurrenden Magen zu besänftigen.
Doch mit jedem Bissen, den sie zu sich nahm, drang das Gift der Bosheit in ihre Venen ein, durchströmte ihren Körper, bestimmte ihre Gedanken...
Nach kurzer Zeit war die gute Lin nicht mehr existent…
Zalure saß auf einem harten Stuhl. Direkt vor ihm das strenge Gesicht seines neuen Ausbilders, Halsa. »Warum hast du dich schon wieder nicht vorbereitet? Das Leben eines Ritters besteht nicht nur aus Kämpfen!« Zalure stöhnte und ließ seinen Kopf auf die Schultern sinken. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Das erinnerte ihn auf unangenehme Weise an Yuth. Er schweifte mit seinen Gedanken in die Vergangenheit ab. Dann horchte er auf. Halsa hatte etwas von einem Beherrschungszauber geredet. »Wie macht man den?«, fragte er interessiert nach.
Halsa hörte plötzlich auf zu reden, mit einem vorwurfsvollen Miene, die Bände sprach. »Du hast mir schon wieder nicht zugehört, nicht wahr? Das ist ein Verbotener Zauber! Früher benutzten nur Schwarzmagier diesen Spruch, er garantiert völlige Kontrolle über den Verzauberten. Heute jedoch wird er nicht mehr angewandt, bis auf ein paar Ausnahmen. Kennst du Schloss Xantha?« »Klar, ich war eine Weile dort gefangen.« »Du warst was?!« Halsa stürzte vor und knallte die Handflächen auf Zalures Tisch. Der wich erschrocken zurück. »Aber nicht lange, nur einen Tag!«, fügte er eilig hinzu. Halsa entspannte sich sichtlich. »Gut. Jeder Gefangene wird nach ein paar Tagen unter diesen Zauber gebracht. Und du warst wirklich nur einen Tag dort?« »Natürlich, wäre Lin jetzt hier, würde sie…« Er brach ab. »Was würde sie?« »Lin! Sie war mindestens eine Woche dort!« »Dann glaube ich nicht, dass du sie als Freundin wiedersehen wirst…«
Kapitel 23
Der Auftrag
Zalure hatte nun zwei Wochen damit verbracht, – seiner Meinung nach – öden Lesestoff durchzugehen. Er seufzte. Wann würde er endlich zum Kämpfen kommen? Wenn das zur Aufnahmeprüfung gehörte, warum schien es dann nicht im Training inbegriffen? Halsa öffnete seine Zimmertür. »Komm, der König will dich sprechen.« Zalure schluckte. War ich etwa nicht gut genug?, fragte er sich, während er den Weg in den Thronsaal antrat.
Dort angekommen, kniete er sich nieder. »Erhebe dich Zalure. Du hast die Theorie wirklich gut absolviert, nun kommt die Praxis an die Reihe. Wahrscheinlich hast du bei deiner Aufnahme das Gespräch mitbekommen, dass ich geführt habe?« »Ja Majestät – es ging um Friedensverträge mit den Elben, nicht wahr?« »Ich sehe, du verfügst auch noch über ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Nun, ich habe einen Auftrag für dich. Kundschafte aus, ob sich die Elben auf einen Krieg vorbereiten. Falls dies nicht der Fall sein sollte, finde heraus, warum sie den Frieden ablehnen. Dafür brauchst du all dein Geschick und deine Kampfeskunst.« »Kampfeskunst? Mein Kampftraining hat doch noch gar nicht begonnen!« »Du konntest Halsa besiegen. Er ist mein bester Mann. Wer soll dir denn dann das Kämpfen beibringen? Du bist schon gut genug. Doch vorher sollst du auch Gelegenheit haben, das Anliegen zu Ende zu bringen, mit dem du in dieser Stadt angekommen bist. Ich gestatte dir, die Schriftrolle dieser Stadt zu lesen. Die nächste Schriftrolle wirst du in der Stadt der Elben finden. Allerdings kann ich dir keine Genehmigung mitgeben. Um die elbische Rolle zu lesen, musst du alleine einen Weg finden.« »Danke Majestät.«
Er verließ den Thronsaal und lenkte seine Schritte direkt zur Kirche. Er öffnete das riesige Tor und trat ein. Der Weise wandte sich um.
»Hat er seine Berechtigung gefunden?« »Nein, aber ich besitze die königliche Erlaubnis.« »Nun denn. So folge er mir. Doch beweise er mir zuerst, dass er ein Ritter ist.« »Überzeugt Euch meine Rüstung denn nicht? Sie besitzt das Wappen der Ritter.« »Folgt mir, junger Freund.«
Er führte Zalure in eine verborgene Kammer, die nur ein einzelnes Kästchen beherbergte. Vorsichtig öffnete der Weise es und holte eine Rolle hervor, die er vor Zalure ausbreitete. Dieser neigte sich über das Pergament und las es…
Kapitel 24
Rache ist süß
Anthosy schleppte sich zur Oase. Gierig trank er aus dem Tümpel. Er verzog das Gesicht. Das Wasser war leicht sandig, aber es war Wasser. Er stillte seinen Durst vollkommen. Als er fertig war, legte er sich unter eine Palme, um auszuruhen. Er schloß die Augen und döste ein…
Einige Zeit später schreckte er wieder hoch und sah sich um. Er hatte Schritte gehört. Wo hatte der Verursacher sich versteckt. Vor ihm nichts. Neben ihm auch nichts. Anthosy drehte sich schnell um, damit er nicht überrascht werden konnte. Da stand er. Doch er kam ihm auch gleich irgendwie bekannt vor…
Wer war das bloß? Blonde, kurze Haare, eine markante Nase. Tiefschwarze Kleidung.
Anthosy keuchte, als er ihn erkannte. »Alreg?!« Nein, das konnte nicht sein, dachte Anthosy bei sich. Ich habe ihn doch damals umgebracht. »Ganz recht, Anthosy.« Seine Stimme klang wie sehr weit entfernt. Als würde sie… aus dem Reich der Toten kommen. »Du brachtest mich um. Doch nun ist die Zeit der Rache gekommen! Wie ich durch deine Hand starb, wirst du durch meine sterben!« In Anthosys Augen sah man die Furcht aufblitzen. Sollte er jetzt sterben? Wenn ja, würde er für immer ruhelos in der Welt umherirren, denn er hatte seinen Schwur nicht erfüllt. Anthosy zog sein Schwert. Alreg sog scharf die Luft ein. »Mit diesem Schwert besiegeltest du dein und mein Schicksal. Nun wird es sich erfüllen.« Ohne Vorwarnung stürzte Alreg sich auf seinen Gegner. Anthosy schaffte es gerade eben, mit der stumpfen Seite den Hieb seines Gegenspielers zu parieren. Die unbändige Kraft, die Alreg besaß, prellte Anthosy das Schwert aus der Hand. Es segelte durch die Luft und landete – mit der Spitze voran – im Wüstensand. Anthosy blickte seinen Gegner staunend an. Er führte keine Waffe und war doch so stark? »Die Kraft des Geisterreiches übersteigt alles, was du dir vorstellen kannst. Ich besitze nur einen Bruchteil dieser Macht, doch sie wird ausreichen, um dich zu vernichten!« Anthosy schwieg, sprachlos durch die Erkenntnis, dass Alreg ungleich mächtiger war, als vor seinem Tod. Doch ich werde nicht untergehen!, rief er sich in Erinnerung. Ich kann noch nicht sterben!, dieser Satz wiederholte er sich immer und immer wieder. Er gab ihm den Mut noch weiterzukämpfen und sich nicht in sein Schicksal zu fügen. Er blickte nach seiner Klinge. Sie war vielleicht fünf, sechs Meter von ihm entfernt. Zuviel, um nach ihr zu greifen, ohne Alreg auf sein Vorhaben aufmerksam zu machen. So blieb er einfach stehen. Hoffentlich funktioniert es, dachte er bei sich. Alreg lachte. »So schnell gibt der mächtige Anthosy auf? Das ist ja leichter, als ich es mir vorgestellt hatte!« Anthosy dachte nach. Kann ich Alreg überhaupt mit meinem Schwert bezwingen? Er ist ein Geist, nicht mehr aus Fleisch und Blut. Aber ich muss es probieren! Ich habe sowieso nichts zu verlieren. Alreg rannte auf Anthosy zu. Er hob die Faust und schlug zu. Anthosy wartete bis zum letzten Moment und rollte sich zur Seite, in Richtung seines Schwertes. Perfekt. Sein Schwung reichte aus, um im Aufstehen das Schwert erreichen zu können. Er griff danach und bekam es zu fassen. Mit einem Ruck zog er es aus dem heißen Sand. Die Wüstenluft brannte in Anthosys Lunge. Ohne es zu merken, hatten die Kontrahenten sich von der Oase entfernt und Anthosy bekam erneut den Zorn der Natur zu spüren. Alreg riss erstaunt die Augen auf. Damit hatte er nicht gerechnet. Durch den Vorwärtsdrall, den er in seine Faust gelegt hatte, wurde er nach vorne gezogen. Er kam ins Straucheln, verlor das Gleichgewicht und fiel hin. Anthosy bemerkte die Schwäche seines Gegners, rannte auf ihn zu und stieß – so unehrenhaft es auch war – Alreg das Schwert zum zweiten Mal in den Rücken. Dann schloß er erwartungsvoll die Augen. Bitte, lass es funktionieren, bat er.
Und tatsächlich. Mit lauten Schreien des Schmerzes und der Pein verging Alreg. Langsam löste er sich zu Staub auf. Mit letzter Kraft presst er einen Racheschwur heraus. »Anthosy, sei versichert, dass ich dich verfolgen werde, bis ich dich getötet habe! Und merke dir eins: Ich werde dich überall finden! Nirgendwo bist du vor meiner Rache sicher!«
Anthosy ließ sich zu Boden sinken. Erschöpft schleppte er sich zur Oase zurück und schlief ein…
Kapitel 25
Die Elbenhügel
Der Weise schaute Zalure an. »Hast du erfahren, was du wissen wolltest?« »Nicht ganz. Aber ich kenne bereits den Aufenthaltsort der nächsten Schriftrolle.« »Du meinst das Pergament der Elben. Nun, ich denke im Moment werden sie nicht also zu gut auf Menschen zu sprechen zu sein. Ich habe gehört, dass unser König ihr Friedensangebot abgelehnt hat. Sie werden glauben, du wärst ein Spion.« Zalure horchte auf. Da war etwas faul. Vielleicht hatte es etwas mit der zwielichtigen Gestalt zu tun, die er am Tag des Kampfes gegen Halsa gesehen hatte. »Lasst das meine Sorge sein. Ich werde schon einen Weg finden, um ihr Vertrauen zu gewinnen.«
Mit diesen Worten verließ Zalure die Kirche und schritt durch das westliche Stadttor. Es war der kürzeste Weg zum Reich der Elben, allerdings musste man auf diesem Weg eine Gebirgskette überwinden, die Elbenhügel genannt wurde. Der andere Weg, den man über das südliche Stadttor erreichte, führt um dieses Gebirge herum, allerdings muss man dabei einen Sumpf durchqueren. Außerdem schien Zalure ein Sumpf leichter zu bewachen zu sein, als ein Gebirge. Als er nach wenigen Stunden vor den Bergen stand, wurde ihm sofort klar, dass ihm eine gewaltige Kletterpartie bevorstand. Den Pass konnte er nicht nehmen, denn dieser war sicherlich bewacht. So blieb nur der Weg über die Steilwände, die viele Verstecke boten. Gegen Abend hatte das erste Hochplateau erreicht. Drei lagen noch vor ihm. Die Kraxelei hatte sehr an seinen Kraftreserven gezerrt, sodass er beschloss, die Nacht hier zu verbringen. So ganz gefiel ihm dieser Rastplatz nicht, denn er lag ziemlich dicht am Pass. Sollten Wachtrupps hier lang kommen, würden sie ihn mit Bestimmtheit entdecken.
Da er jedoch zu erschöpft war, um heute noch weiterzugehen, nahm er dieses Risiko in Kauf.
Es war Mitternacht. In den Bergen herrschte völlige Stille. Alles schlief. Alles? Nicht ganz. Zwei mit Speeren bewaffnete Männer schritten den Pfad entlang. Sie passierten das erste Plateau, als ihnen etwas auffiel. Sie wandten sich vom Pfad ab.
»Sieh mal, ein Mensch. Wahrscheinlich ein Spion. Was machen wir mit dem?« »Ich bin dafür, dass wir ihn in die Stadt bringen. Dort soll er unserem Anführer Rede und Antwort stehen.« Die beiden Männer waren Elben, zu erkennen daran, dass ihre Ohren spitz zuliefen, anders als beim Menschen. Die beiden brieten Zalure noch zur Sicherheit eins über, dann hoben sie ihn hoch und trugen ihn nach Envirela, der Stadt der Elben.
Gegen Morgen schlug Zalure die Augen auf. Er erwartete den Himmel zu sehen und auf Steinen zu liegen. Nun, er lag auch auf Steinen, sah aber keinen Himmel. Schnell stand er auf und sah sich um. »Das darf doch nicht wahr sein!«, fluchte er. Das einzige Fenster des Raumes war vergittert, und auch die Tür war nicht von der Sorte, die man nach Belieben durchqueren durfte. Frustriert setzte er sich wieder hin und wartete ab, was man mit ihm vorhatte…
Kapitel 28
Xanthas’ Katakomben
Tan’sal und Zalure hatten sich sofort auf den Weg gemacht. Jedenfalls gleich, nachdem Tan’sal sich am Buffet gütlich getan hatte. Schließlich »habe ich eine lange Reise hinter mir und leerer Bauch marschiert nicht gern.«, um es in seinen Worten auszudrücken. Jetzt lag der Palast der Elben schon weit hinter ihnen. Tan’sal zweifelte immer noch an den Fähigkeiten Zalures. »Kennst du überhaupt den Weg zu diesem Schloss?« »Natürlich. Schließlich war ich schon mal dort.« »Du warst in diesem verfluchten Schloss?!« »Ja. Aber nur kurz. Ich konnte fliehen.« »Wie das? Bisher ist es noch nie jemanden gelungen, von dort zu flüchten.« »Wie du siehst, gibt es immer ein erstes Mal.« »Erzähl doch mal, dass würde mich interessieren.« »So sensationell ist das auch nicht. Es gelang mir nur, weil ich in meinem Kindheit eine magische Ausbildung genossen habe.« »Du beherrschst Magie?« »Ja. Du doch auch. Bei Elben ist das doch angeboren, oder nicht?« Tan’sal senkte den Kopf. »In gewisser Weise hast du recht. Aber nur wenige wissen, dass dieses magische Gen von der Mutter vererbt wird. Ich bin ein Halbelb. Meine Mutter war ein Mensch. Deswegen bin ich Krieger geworden.« »Oh. Das tut mir leid für dich. Ist das bei Menschen auch so?« »Ich denke schon.« »Dann muss meine Mutter Magierin gewesen sein…« »Aber du weißt damit nicht, ob sie Weiße oder Schwarze Magie praktizierte. Magie an sich ist neutral.« »Wir sind bald in Per. Lass uns dort Rast machen.« »Aber die Prinzessin…« »In diesem Schloss wird man nach drei Tagen unterworfen. Vielleicht, um die Opfer vorher gefügig zu machen. Elben sind jedoch sehr widerstandsfähig und der Erfolg eines Zaubers hängt immer von der Willensstärke seiner Opfer ab. Deshalb kann das auch länger dauern. Wir werden bestimmt nicht zu spät kommen.« »Bist du wirklich sicher, dass wir nicht…« »Wenn wir nicht rasten würden, könnten wir es in zwei Tagen schaffen. Aber deiner Prinzessin würden zwei unausgeruhte Helden nicht viel helfen, oder?« »Da hast du wiederum Recht. Lass uns in Per Rast machen.« Es war gegen Abend, als sie endlich in Per ankamen. »Kennst du eine gute Gaststätte? Ich habe keine Lust, die Nacht unter freiem Himmel zu verbringen.« »Klar. Komm mit.« Zalure führte seinen neuen Freund zu einem Gasthaus, das den Namen »Zum goldenen Ritter« trug. »Zalure, ich will ja nicht meckern, aber diese Gaststätte ist Rittern vorbehalten.« »Eben.« »Du meinst, du bist…« »Genau. Ich stehe in Diensten des Königs von Per. Aber jetzt komm.« Sie betraten das Haus. Der Wirt kam ihnen entgegen. »Meine Herren, seid ihr Ritter?« Misstrauisch beäugte er den Elben. »Herr Wirt, wie ihr an meinem Wappen sehen könnt, bin ich Mitglied des Ritterordens seiner Majestät.« »So könnt ihr euch ein Zimmer nehmen, doch dieser Elb«¬ das Wort sprach er mit deutlicher Abscheu aus »muss dieses Gasthaus verlassen.« »Ich bin in Auftrag seiner Majestät unterwegs. Diese Mission liegt auch in Interesse des Elbenherrschers, daher begleitet dieser elbische Krieger mich. Habt ihr kein Zimmer für uns beide, muss ich die Dienste eines anderen Gasthauses ersuchen.¬« Er wandte sich zum Gehen. »Wartet, edler Herr. Natürlich kann auch euer Freund ein Zimmer belegen.« »Gut.« »Das macht dann…« »Als Ritter erwarte ich selbstverständlich freie Kost und Logis für meinen Freund und mich.« »Aber…« Zalure ließ den Wirt stehen und schritt davon. Tan’sal folgte ihm. Als sie außer Hörweite waren, fragte er ihn, ob er nicht etwas hart gewesen wäre. »Diese Gaststätte wird vom König versorgt – kostenlos. Dennoch verlangt dieser geldgierige Hai Wucherpreise. Unterkunft und Verpflegung sind allerdings vorzüglich.«
Die Nacht verlief ruhig. Zalure hatte zur Abwechslung einen Schlaf, ohne dass er befürchten musste, beim Aufwachen eine Überraschung zu erleben. Am nächsten Morgen stand Zalure als erster auf – dachte er. Der Sonne war gerade erst aufgegangen, aber Tan’sal schien schon länger auf zu sein. »Schon wach?« »Ja. Wir Elben haben einen anderen Schlaf als die Menschen. Wir schlafen nicht so lange, dafür aber tiefer und erholsamer.« »Wenn du willst, können wir uns gleich auf den Weg machen. Aber zuerst wollte ich noch kurz beim König vorbeischauen.«
Tan’sal nickte nur. Gemeinsam verließen sie die Gaststätte und machten sich auf den Weg zum Schloss. Zalures Ritterwappen öffnete ihm Tor und Tür bis zum Thronsaal. Dort erwartete ihn der König bereits.
»Sei gegrüßt, Zalure. Der Friedensvertrag wurde gestern endlich unterzeichnet. Das verdanken wir allein dir. Kann ich dich dafür irgendwie entlohnen?« »Im Moment würde es mir reichen, wenn Eure Majestät mich vorübergehend von meinen Pflichten entbinden wurde, denn ich muss eine wichtige Mission erfüllen.« »Tatsächlich? Du scheinst die Aufträge regelrecht zu suchen, mein Freund. Worum geht es?« »Um die Prinzessin der Elben. Sie wurde entführt und nach Schloss Xanthas gebracht. Bevor sie dem Herrscher des Schlosses gefügig gemacht wird, wollen wir sie erretten.« »Arbeitet man dort mit Gewalt?« »Nein, mit Magie.« Der König sprang erzürnt auf. »Was?! Die Magie, die ich seinerzeit verbat, wird noch praktiziert?! Das kann und werde ich nicht tolerieren. Hört zu, mein Rittersmann. Ich werde eine schlagkräftige Armee aufstellen. Während diese das Schloss belagert, werdet ihr euch durch die Katakomben ins Schloss einschleichen und die Prinzessin retten. Seid ihr wohlbehalten aus dem Schloss entkommen, so ahmt den Ruf eines Adlers nach.« »Einen Adler? Aber ich habe noch nie einen Adler gehört…« »Aber ich.« Tan’sal ergriff das Wort. »Lasst es uns so verabreden: Ein Ruf bedeutet Erfolg. Zweimal kurz hintereinander bedeutet Flucht – und drei lang gezogene Schreie bedeuten unser Versagen.« Der König nickte. Dann wandte er sich einem seiner Leibwächter zu. »Sucht Halsa und richtet ihm aus, er solle seine besten Krieger nehmen und Zalure und seinen Freund nach Schloss Xanthas begleiten. Überlasst alles Weitere Zalure.«
Der Wächter nickte und entfernte sich. Zalure bedeutete Tan’sal, ihm zu folgen. Er nahm den Weg in den Schlossgarten. Er war eine Pracht. Ein kleiner Teich, beinahe schon ein See, befand sich in der Mitte der Anlage. Die Sonne schickte ihre warmen Strahlen in fast jeden Winkel, nur unter den hohen Bäumen an der Ostseite dieses Parkes fand sich kühler Schatten. Viele verschiedene Arten von Blumen waren in passender farblicher Komposition gepflanzt worden. In seiner Gesamtheit bildete er einen Kontrast zum Marmor des Schlosses und strahlte eine Frische und Vollkommenheit, die – außer in der Natur selbst – ihresgleichen suchte. Viele meinten, von allen Schlossgärten im Land wäre dieser der schönste. Zalure konnte dem nur beipflichten.
»Meinst du, das war eine gute Idee?« »Was?« »Das Schloss belagern zu wollen.« »Klar. So gibt er uns Gelegenheit, unbemerkt in das Schloss einzudringen, denn alle werden damit beschäftigt sein, die Angreifer abzuwehren.« »Was wolltest du eigentlich wirklich vom König?« »Tja,«, er grinste seinen Freund an. » eigentlich so was wie eine Universal-Strategie. Und die haben wir ja bekommen, oder?« Tan’sal musste lachen. »Ja, die haben wir.« Sie unterhielten sich noch, da kam auch schon Halsa in den Garten geschritten. »Zalure, so schnell wird man vom Niemand zum Befehlshaber, nicht wahr?« »Wieso?« »Dir unterstehen 500 ausgezeichnete Leute, die schon lange einen Groll gegen die Machenschaften auf Schloss Xanthas hegen, und am Besten wäre es, wenn wir sofort aufbrechen.«
»Kein Problem. Auf nach Schloss Xanthas!« Zalure schritt voran, ihm hinterher insgesamt 502 Mann, die alle das gleiche Ziel hatten: Die Welt von den Dämonen zu befreien. Und jeder von ihnen wollte seinen Teil zur Rettung seiner Heimat beitragen.
Zwei Tage später war es soweit. Sie standen vor den Toren des Schlosses und warteten auf Zalures Befehl, anzugreifen. Auf dem Weg war nicht sonderlich viel passiert, zwei kleine Angriffe wilder Tiere, die sich gestört fühlten. Sie wurden auf Flehen Tan’sals nicht getötet, sondern nur vertrieben.
Zalure nickte Tan’sal zu. Der erwiderte es. Zalure wandte sich Halsa zu. »Warte 10 Minuten. Bis dahin dürften wir es geschafft haben, den geheimen Katakombeneingang zu finden. Versucht, das Schloss zu stürmen. Solltet ihr es tatsächlich schaffen, versucht, die Gefangenen zu befreien. Bindet sie aber fest, sonst würden sie versuchen zu fliehen. Solltet ihr vor uns die Prinzessin finden, bringt sie zum König. Riskiert nicht zuviel! Eure Aufgabe ist nur, die Wachen und den Schlossherrn von unserem wirklichen Plan abzulenken.« Halsa nickte. Dann wandte sich Zalure um und machte sich, gefolgt von Tan’sal auf den Weg, um den Geheimzugang zu finden. Tan’sal hatte keinen Erfolg – der Geheimgang blieb verborgen. Auch Zalure konnte ihn nicht finden. »Das gibt’s doch gar nicht! Irgendwo muss der doch se – aaaaaaah!« Plötzlich war Zalure verschwunden. Tan’sal begab sich zu der Stelle, an der sein Freund verschwunden war – und musste laut lachen. Zalure hatte den Geheimweg gefunden. Er musste wohl unter einem Busch verborgen gewesen sein, denn Blätter hingen in Zalures Gesicht, die er nun mit grimmiger Miene wegzupfte. »Lach nicht. Das ist nicht witzig!« Tan’sal konnte nur mit größter Anstrengung ein Lächeln verkneifen. »Denkst du.« Zalure rappelte sich auf. »Worauf wartest du noch? Deine Prinzessin wartet.«
Tan’sal stieg runter und sie folgten dem sich windenden Weg in die Tiefe unter dem Schloss. Es war modrig und es stank. Angewidert verzog Tan’sal das Gesicht. »Die könnten sich ruhig mehr um diesen Gang kümmern. Das ist ja schrecklich hier.« »Vergiss nicht, dass die meisten nichts von diesem Gang wissen. Früher wurde er vielleicht öfters benutzt, aber je weniger er verwendet wurde, desto mehr geriet er in Vergessenheit.« »Trotzdem.« So schnell es nur ging verließen sie diesen Ort, und landeten in einer kleinen Kammer, nachdem sie eine Felsplatte hochgehoben hatten. »Das darf doch gar nicht wahr sein!!«, rief Zalure aus. »Hm? Wieso, was ist denn?« »In dieser Zelle hier habe ich eine Nacht lang geschlafen! Ich hatte den Fluchtweg direkt unter mir!« »Das ist wohl Pech…« »Nein, das ist schrecklich! Wenn die Tür abgeschlossen ist, hat sich unsere Rettungsmission erledigt!« Zalure versuchte sein Glück, und zog an der Tür. Nichts. Er rüttelte noch mal. Nichts. »So ein Mist!« »Warte, lass mich mal ran.« Tan’sal zog sein Schwert und fing an, im Schloss der Tür herumzustochern. Kurz darauf sprang diese auf. »Wie hast du das gemacht?« » Mein Schwert besitzt magische Kräfte. Ich selbst dagegen nicht, wie ich dir schon erzählt habe.« »Das wird uns noch nützlich sein.«
Kapitel 29
Die Prinzessin
Leise schlichen die beiden sich durch die Kerkergänge. »Warum suchen wir nicht hier?« »Einer Gefangenen von der Wichtigkeit eurer Prinzessin würden sie ja wohl kaum in einem dreckigen Loch Unterkunft bieten wollen. Das kann nämlich als Beleidigung gewertet werden, was Krieg bedeuten könnte.« »Ach so.« Am Ende des Ganges führte eine Wendeltreppe ein Stockwerk höher. Sie stiegen die Stufen empor und landeten in der Küche. Auf dem Herd standen einige Töpfe, in denen Kohlsuppe kochte. Jedenfalls dem penetranten Gestank nach zu urteilen. So schnell es ging, verließen sie diesen Ort durch die hintere Tür, die in einen Lagerraum führte. Sackgasse. Sie kehrten um und fanden in der Küche noch eine Treppe, die nach oben führte. Dieser folgten sie und gelangten in eine kleine Kammer, die nur eine Tür nach draußen, auf den Schlosshof besaß – vorsichtig spähte Zalure auf den Hof und sah, dass sein Plan perfekt aufgegangen war. Leise verließen sie die Kammer und begaben sich in den Raum hinter der größten Tür des Hofes, der Tür, aus der bei der Zählung der Schlossherr geschritten war. Er hatte große Ähnlichkeit mit einem Thronsaal. Jedoch war er nicht mit rotem Samt ausgelegt, sondern mit nachtschwarzem. Am Ende des Saales standen zwei Personen. Die eine in der Kluft der Schwarzmagier gekleidet – Lin. Die andere in einem weißen Kleid mit einem Gesicht, das Lins ähnelte, aber nicht die Grausamkeit ihrer Züge wiedergab. Ihr Blick war traurig, aber dennoch heiter und freundlich. Ihr Name war Sonnenwind. Tan’sal erblickte sie und rannte sofort auf sie zu. »Sonnenwind! Geht es Euch gut?« Die Angesprochene schaute in seine Richtung und bedeutete ihm stumm, zu verschwinden. Aber er lief einfach weiter und kümmerte sich nicht darum. Ihm war nur wichtig, seine Prinzessin vor den Klauen der Dämonen zu retten. Auch Lin hatte die Eindringlinge inzwischen bemerkt. Als Tan’sal ihr näher kam, führte sie eine energische Handbewegung durch. Tan’sal wurde von einer unsichtbaren Kraft ergriffen und hinweg geschleudert. Er prallte gegen eine Wand und rappelte sich danach wieder auf. »Was war das?« »Magie. In diesem speziellen Fall auch Telekinese genannt.« »Und was ist das genau?« »Die Fähigkeit, allein mit Gedankenkraft Dinge zu bewegen.« »Ach so.«
Lin fing an zu lachen. »Ein Elb, der noch nicht mal weiß, was Magie ist, will seine Prinzessin aus den Klauen eines Dämons und einer Schwarzmagierin retten? Wie amüsant! Wenn du glaubst Zalure, dass du diese Prinzessin retten kannst, dann bist du schief gewickelt. Denn dazu müsstest du erstmal an mir vorbei!« »Vergiss nicht, dass auch ich die Magie beherrsche, Lin! Und ich kenne jeden deiner Tricks auswendig!« »Dann versuch es doch!«
Zalure überlegte. Er kannte zwar jeden ihrer Tricks, aber sie auch jeden seiner. Folglich musste er sich etwas neues einfallen lassen. Sonnenwind war mit einer Kette an ein Bein des Thrones gefesselt worden. Vielleicht konnte er die Kette teleportieren, dass sie an Lins Bein befestigt ist. Ein Versuch konnte nicht schaden. Er murmelte einen Zauberspruch und langsam dematerialisierte sich die Kette – Lin merkte das allerdings nicht, sie lachte nur. »Dein Spruch hat wohl nicht gewirkt, was? Du hast nachgelassen, Zalure!« Dieser wartete noch mit seiner Antwort. Als die Kette endlich ihren Ort gewechselt hatte – was Sonnenwind mit Begeisterung verfolgt hat – antwortete er: »Und wenn du gar nicht mein Ziel warst? Flieh, Sonnenwind!« Lin sah sich um. Dann merkte sie, dass die Kette an ihrem Fuß saß. »Nein! Wie hast du das gemacht?« »Berufsgeheimnis.« Sonnenwind war inzwischen bei Tan’sal angelangt. »Ihr habt es geschafft! Lasst uns fliehen!« Zalure nickte. Er lief auf den Ausgang zu. Tan’sal ergriff die Prinzessin an der Hand und eilte seinem Gefährten hinterher. Erneut quer über den Hof, zurück in die kleine Kammer. Plötzlich hörten sie Wutschreie, die vom Hof kamen. Zalure wagte einen Blick…
Sofort zog er den Kopf zurück, als ein Pfeil auf ihn zugezischt kam. Gerade noch rechtzeitig, der Pfeil blieb hinter ihm in der Wand stecken. Er forderte seine Freunde auf, vorzulaufen. »Ich komme gleich nach, lauft!« Tan’sal schüttelte den Kopf. »Nein. Du hast eine Aufgabe zu erfüllen. Würdest du umkommen, würde das uns allen nicht helfen. Ich werde hierbleiben.« Sonnenwind warf Zalure flehende Blicke zu, aber er konnte nichts machen. Tan’sal hatte es sich in den Kopf gesetzt, und wich keinen Millimeter von seinem Plan ab. Widerwillig trat Zalure in Begleitung von Sonnenwind den Rückzug an. »Bleib am Leben, ja?« »Ich werde mich bemühen.« Sein Blick sagte jedoch etwas ganz anderes…
Zalure und Sonnenwind rannten zur Treppe, die sie in die Küche führte. Die nächste Treppe runter zu den Katakomben und den Kerkern. Man konnte die Kampfgeräusche aus den oberen Stockwerk hören. Sie kamen langsam näher. Sie rannten zu Zalures ehemaliger Zelle und öffneten den Geheimgang. Sonnenwind stieg als erste hinab, gefolgt von Zalure. Den sich windenden Gängen folgend, gelangten sie wieder ans Tageslicht.
Sie hatten eine große Gefahr gebannt, aber was war mit Tan’sal? Sie blieben beim Geheimgang stehen, in der Hoffnung, dass Tan’sal überlebt hatte. Nach fünf Minuten unerträglichem Wartens kam er aus dem Geheimgang – mehr gekrochen, als gelaufen. Sonnenwind eilte zu ihm. »Ihr habt es geschafft! Bin ich froh!« »Ja, ich auch. Ich dachte schon, mein letztes Stündlein hätte geschlagen.« Sonnenwind beugte sich vor und küsste ihn innig. Tan’sal erwiderte ihren Kuss. Verlegen unterbrach Zalure die beiden. »Sagt mal, hab ich irgendwas verpasst?« Tan’sal lachte. »Nein, wir sind schon länger ein Paar. Aber eigentlich darf das niemand wissen, ich bin ja nur ein Halbelb. Aber Liebe kennt keine Grenzen.« »Soll ich vielleicht ein gutes Wort für dich einlegen? Dann hättest allein du die Prinzessin vor entsetzlicher Folter gerettet und sie gegen alle Angreifer verteidigt, oder so was – dann könnte es gut sein, dass er dir die Hand seiner Tochter anbietet. Das ist bei Herrschern so üblich.« »Das würdest du tun?« »Klar doch. Wir sind doch Freunde, oder etwa nicht?« »Doch, sind wir.«
Nachdem Tan’sal den Ruf eines Adlers ausgestoßen hatte, liefen sie zurück zum Schlosstor. Dort erwartete sie Halsa mitsamt dem Rest seiner Truppe. Grob geschätzt waren noch die Hälfte der Soldaten übrig, aber sie hatten Erfolg gehabt, das war das wichtigste. »Lass uns zum Schloss zurückkehren. Unsere Aufgabe ist erfüllt.«
Wieder warteten zwei Tage Fußmarsch auf die Truppe, doch für Zalure sollte es noch ein langer Weg bis ans Ziel werden…
Kapitel 30
Zwei Elben vereint
Es war nicht leicht, den Weg durch den verschlungenen Wald zu finden, der nach den Elbenhügel folgte. Von Envirela aus war es leichter, den Weg zu finden. Zalure fragte Tan’sal und Sonnenwind, warum dies so war. »Die Menschen haben eine Menge Vorurteile gegen Elben, Zalure. Das dürftest du an der Reaktion des Wirtes gemerkt haben, als wir ein Zimmer nehmen wollten.« Tan’sal erklärte es ihm. »Aber keiner weiß, warum dies so ist. Vielleicht sind es unsere stark ausgeprägten magischen Kräfte, die bei reinrassigen Elben immer vorkommen. Nur bei gewissen Arten von Halbelben kann es vorkommen, dass sie keine magischen Kräfte besitzen.« Sonnenwind hatte die Erklärung weitergeführt, doch nach diesem Satz senkte Tan’sal den Kopf. Sonnenwind ließ sich nicht beirren und sprach weiter. »Vielleicht sind es auch unsere Ohren, vielleicht unsere Sprache, vielleicht unsere Gebräuche. Mittlerweile liegt der Grund im Dunkeln, dennoch meiden wir Elben die Menschen. Deswegen ist der Wald mit einem Zauber belegt. Nur Elben können den Weg finden, selten auch Menschen, wenn sie in Begleitung von Elben unterwegs sind.« »Moment mal. Wie ist Skare dann in eure Stadt gelangt?« Sonnenwind sah ihn verdutzt an. »Du hast Recht… Er war nicht in Begleitung von Elben, oder Tan’sal?« »Nein.« »Gibt es noch eine Sorte von Wesen, die durch die Wälder gelangen können, Sonnenwind?« »Eigentlich nur Tiere… oder Dämonen…« Zalure grübelte. War Skare ein Dämon? Oder hatte er dämonische Hilfe gehabt? Woher kannte er diesen Namen? Er hatte ihn schon mal gehört… oder hatte er ihn gelesen…? »Jetzt weiß ich wieder!!« »Was weißt du?« »Wer Skare ist. In einer der Schriftrollen wurde er erwähnt. Er war der König, der von seinem Volk verhasst war. Aber das kann nicht sein. Er hat vor 300 Jahren gelebt!« »Bist du sicher Zalure?« Sonnenwind lächelte. »Der äußere Schein kann trügen. Mein Vater ist auch schon 250 Jahre alt. Und wer weiß, vielleicht ist er wirklich ein Dämon. Und die leben noch viel länger als wir Elben.« Zalure wollte noch etwas erwidern, doch sie standen bereits vor den Toren Envirelas. »Moment mal. Wir standen doch gerade noch im dichten Wald!« »Tja«, bemerkte Sonnenwind mit einem geheimnisvollen Lächeln, »manchmal sind die Wälder voller Mysterien...« Zalure begriff. »Ihr wollt nicht, dass ich den Weg später noch mal finde. Deswegen habt ihr mich in ein Gespräch verwickelt…« »Nicht ganz.« Tan’sal sah traurig aus. »Es musste so sein. Hätten wir dich nicht abgelenkt, hätten wir in fünf Wochen noch unterwegs sein können. Solange man sich als Mensch auf den Weg konzentriert, kann man in selbst in elbischer Begleitung nicht finden.« Die großen Tore öffneten sich und der König kam ihnen entgegen. Sein Gesicht hellte sich auf, als er Sonnenwind erblickte. »Sonnenwind! Meine Tochter!« »Vater!« Sie rannte auf ihn zu und umarmte ihn. »Ihr könnt euch meines Dankes und dem meines gesamten Volkes gewiss sein. Auch du, Tan’sal, hast wieder gute Dienst geleistet. »Vater? Tan’sal und ich, wir wollen dir etwas sagen.« »Was denn?« Er sah sie freundlich an. »Wir haben uns ineinander verliebt.« Zalure erschrak. Das war anders geplant gewesen. Der Blick des Königs verhärtete sich. »WAS?! Tan’sal! Nie hätte ich dir dies zugetraut!« »Nein, Vater! Es ist unser beider Wille!« »Schweig! Tan’sal! Als Halbelb wirst du nie würdig sein, meine Tochter zur Frau zu erhalten! Schätze dich glücklich, an meinem Hof gewohnt haben zu dürfen, denn ich verbanne dich aus Envirela!« Sonnenwind warf sich auf Knien vor ihrem Vater nieder. »Nein, nicht Vater. Bitte nicht.« Sie schluchzte herzzerreißend. »Bestrafe mich an seiner Statt!« Jetzt griff Zalure ein. »Majestät, dürfte ich kurz mit Euch sprechen?« »Folge er mir.« Er versuchte, dies freundlich zu sagen, doch es gelang ihm nicht. Sie gingen einige Schritte. »Tan’sal ist ein mutiger Mann, er hat in Xanthas sein Leben riskiert, um die Prinzessin zu retten.« »Und?« Der Tonfall des Königs war abfällig und verachtend »Begreift Ihr denn nicht? Es ist ihm ernst! Und Sonnenwind erwidert seine Gefühle! Ich flehe Euch an, gebt ihnen Euren Segen!« »Er ist ein Halbelb! Es ist gegen die Tradition!« »Ihr seid der König! Es liegt in Eurem Ermessen, Traditionen aufrechtzuerhalten oder sie zu brechen! Wenn wir an unseren veralteten Idealen festhalten, wird diese Welt untergehen, begreift das endlich!« Der Herrscher blickte ihn staunend an. »Noch nie wagte jemand, so mit mir zu sprechen. Aus euch spricht der Mut, junger Freund. Ich gestatte euch nicht nur, die elbische Rolle zu lesen, sondern werde das Flehen meiner Tochter erhören. Aber nur unter einer Bedingung.« Zalure wollte etwas sagen, doch er winkte ab. »Tan’sal wird euch weiterhin begleiten. Ich bin sicher, dass ihr beide lebend zurückkehren werdet, denn die Aussicht auf eine Heirat mit Sonnenwind wird seine Kräfte beflügeln. Seid ohne Sorge.«
Er führte Zalure zu einem großen Gebäude. »Tretet ein, mein Freund. Der Hüter weiß bereits Bescheid.« Zalure nickte. Dann betrat er das Gebäude. Ein weiß gewandeter Elb schritt auf ihn zu. Er musterte Zalure, dann nickte er. »Folgt mir.« Zalure gehorchte. Der Elb führte ihn zu einem goldverzierten Kästchen. Er öffnete es und überreichte eine Schriftrolle an Zalure. Dieser öffnete sie vorsichtig und begann zu lesen.
Kapitel 31
Die Dämonenarmee
Skare hatte sich durch die Wüste der Zweifel gequält, auf der Suche nach Anthosy, seinem Meister. Er wusste, dass er hier gelandet war, hatte aber keine Ahnung wo. Dann fand auch er die Oase, doch er musste sich nicht mit seinen Taten auseinandersetzen. Im Gegensatz zu Anthosy, der immer noch ein Mensch war, wurde Skare beim Auslösen des Fluches, der im Schwert eingeschlossen war, ein vollwertiger Dämon. Er plante die Weltherrschaft an sich zu reißen. Doch dazu brauchte er die Macht des Schwertes und nur Anthosy konnte es führen. Als er die Oase erreichte, sah er aus der Ferne schon Anthosy an einem Baum lehnen. Erst befürchtete er das Schlimmste, doch als er Anthosy näher kam, konnte er spüren, dass das Leben noch in ihm strömte. Er schüttelte ihn wach. »Skare? Was willst du hier? Was willst du von mir?« »Meister, ihr müsst uns anführen. Wir sind bereit, doch wir brauchen einen Leiter, der uns zusammenhält.« »Verschwinde! Ich werde nie wieder irgendjemanden anführen! Lass mich in Ruhe mit deinen schändlichen Vorhaben!« »Euch wird nichts anderes übrig bleiben… Es ist euer Schicksal…« Skare blickte Anthosy tief in die Augen, sein Gegenüber versank in Trance. »Es… ist… mein… Schicksal… Du hast Recht…« Skare hatte Anthosy seinem Willen unterworfen. Für alle anderen würde es nun so aussehen, als ob Anthosy das Kommando hat, doch in Wirklichkeit würde Skare die Befehle erteilen. Er hatte sich seine Stellung als König sozusagen zurückgeholt…
Einige Wochen nach diesem Vorfall hatte Anthosy eine riesige, schlagkräftige Dämonenarmee aufgestellt, mit der er – bzw. König Skare – nun die Welt erobern wollte. Sein Streifzug führte ihn durch diverse Städte, in denen nichts übrig blieb – außer die Häuserfassaden – alles Leben, ob nun das Vieh der Bauern, die Händler, Adligen, ja sogar die Bettler tötete er unter dem Einfluss Skares. Doch selbst die größte Reue, derer ein Mensch fähig ist, könnte ihn jetzt nicht mehr retten. Sein Schicksal hat sich nun erfüllt…