Etwas großes erwartet uns - Fanfictions
Wiedergebohren



Jedes Land hat seine Legenden.
Dies ist nicht die Geschichte des Auswerwählten und seinem Kampf gegen das Böse.
Nein, diese Legende wurde lange...lange vor der Entstehung Hyrules geschrieben.
Noch bevor die Göttinnen Din, Nayru und Farore das Land mit Kraft, Weißheit und Mut segneten.
Es ist die Legende eines Helden, der einsam seinen qualvollen Weg ging.
Und doch...So schnell diese Legende geschrieben wurde, war sie auch wieder vergessen...Für immer.



“Legana das Land in dem alles seinen Anfang und sein Ende findet...
Bitte großer Krieger erhöre mein Flehen...
...befreie dieses Land...“




Die Sonne schien auf das ausgelaugte Land hinab. Seit langer Zeit hatte es nicht mehr geregnet. Viele Menschen starben, falls sie nicht die Hitze dahinraffte, taten es Hunger und Krankheit, die diese Welt heimsuchten. Es war wie eine Strafe Gottes, eine die die Menschen nicht verdient hatten. Es war ein armes Land, alles woran sich die Menschen klammerten, war ihr Glaube zu Gott und nun sollte dieser sie strafen, für eine Sünde die sie nicht begangen haben, um sie aus einem Leben zu reißen, das sie nicht verdient hatten........und doch hingen sie daran.
Was taten sie, um dieses Schicksal zu verdienen, was war es, dass ihnen diese schwere Bürde aufgetragen hatte? Viele akzeptierten ihre Strafe blind und sahen mit an, wie alles was sie im Leben hatten, von ihrem Gott genommen wurde.

Die Prinzessin Leganas', eine junge, wunderschöne Frau mit langem, blonden Haar, tiefen, meeresblauen Augen, purpur schimmernden Gewand und einer lieblichen Stimme, war es die der Bevölkerung Mut gab.
Sie sagte, dass einst ein Held kommen würde, der dieses Land von seinem Elend befreit. Er würde aus dem Nichts erscheinen, wenn er das Flehen der Menschen erhört, ein Held der nichts von seiner wahren Macht weiß, sie erst noch entdecken muss, sie die tief in ihm ruht. Die Macht der Hoffnung, die die Menschen in sich tragen.
Zelda war ihr Name. Sie war die Nachfahrin eines alten Geschlechts das einst in dieser Welt lebte und herrschte. Ein Geschlecht das besonders durch ihr elfenhaftes Erscheinen geprägt war. Sie war anders als andere Menschen und doch betete sie genau wie alle jeden Tag dafür, dass einst dieser Held kommen und das Land erlösen würde.

1.Kapitel: Das Ende der Suche

Seit Tagen war er bereits durch die Wüste gelaufen, sein Äußeres war schwer gezeichnet, von Kämpfen die er einst bestritt.
Den Grund für seine Reise kannte er selbst nicht, wie auch, er wusste ja nicht einmal wer er wirklich war. Ein Krieger ohne Vergangenheit und ohne Zukunft.
Vielleicht war es das, was er von seinem Weg erhoffte...Antworten.
Antworten auf Fragen die ihn, seit er sich entsinnen kann, quälen.
Einen Namen hatte er nicht, er hatte sich auch nie einen gesucht, hoffend, dass ihn so der Tod nie finden würde, bis er seinen Weg vollendet hatte.
Er war ein Mann mit gestähltem Körper und einem ernsten Blick.
Seine Miene verzog sich nie, in seinen tiefblauen Augen konnte man sehen, dass er ein schweres Schicksal zu tragen hatte. Seine rechte Hand umklammerte fest eine schwarze Klinge, schwärzer als der Tod den er seinen Widersachern damit bescherte. Sein Arm zierte ein großer Turmschild der ,wie sein Schwert, mit Blut befleckt war.
Trotz der unerträglichen Hitze war sein ganzer Körper unter einem langen, pechschwarzen Mantel verhüllt. Lediglich seine braunen, schweren Stiefel schauten unter seiner Kleidung hervor.
Der Boden dieser Einöde war von ausgezehrten Körpern übersehen.
Menschen die von den Geschöpfen dieser Wüste bis auf das Unkenntlichste entstellt und zerfleischt wurden.
Es waren Truppen des königlichen Hofes, die entsand wurden, um das Land jenseits der Wüste zu erkunden.
Er hatte sich an den Anblick toten Lebens bereits gewöhnt, er sah ihn oft genug.

Plötzlich und wie aus dem Nichts erhob sich vor ihm etwas aus dem Sand.
Es war ein Gibbidon, echsenähnliche Kreaturen die von ihrem Körperbau dem des Menschen sehr ähnlich sind. Diese Wesen lebten einst nahe bei den Menschen, doch...was der Mensch nicht versteht, fürchtet er...und so wurden die Gibbidons von der Bevölkerung Leganas' gehetzt und gemeuchelt.
Nur wenige konnten vor den mordenden Massen fliehen und die wenigen die fliehen konnten, waren in den Wüsten, den sogenannten Badlands, zum Tode verurteilt. Sie hassten die Menschen dafür, dass sie selbst gehasst wurden und trugen unbändige Wut in sich...bemitleidenswerte Geschöpfe.
Der Gibbidon zog seinen hölzernen Speer aus dem Köcher, den er auf dem Rücken trug, seine Waffe hatte er bei einem Überfall auf eine Karawanne erbeutet, welche durch die Badlands zog.
„Diese Wüste wirst du nicht wieder lebendig verlassen Mensch!“, zischte der Wegelagerer.
Unbeirrt lief der Krieger weiter.
„Was ist los hörst du schlecht?“, rief er ihm hinterher.

Ein langes Schweigen durchdrang das Geschehen.

„Warst du das?“, fragte der Namenlose mit einer kühlen, tiefen Stimme „Hast du diese Menschen getötet?“
„Ja!", erwiederte er, “Sieh sie dir nur genau an, denn dir wird es genauso ergehen.“
„...Du bist kein Deut besser als Sie...“, erwiderte der Namenlose und ging weiter.
Der Gibbidon wusste nicht genau, was der Fremde ihm damit sagen wollte, doch wusste er eins, er war ein Mensch, dies allein gab ihm Grund genug, ihn zu töten.
Mit einem mächtigen Sprung begab sich der Gibbidon vor sein Opfer.
„Geh mir aus dem Weg.“, sagte der Namenlose mit ruhiger, gelassener Stimme.
Die Augen des Echsenkriegers liefen blutrot an, als er seiner Beute näher kam.
Flüsternd und mit zischender Zunge entgegnete er darauf:
„Ich sagte doch bereits: Du...kommst...hier...nicht...lebend...weg!“.
Er hob seinen Speer mit beiden Armen gen Himmel, jeden Moment würde er zuschlagen. Der Namenlose griff, ohne zu zögern, zu seiner Klinge und zog sie aus der Scheide. Man konnte nur hören, wie das Schwert die Luft durchschnitt, da war es auch schon wieder weggesteckt.
Der Gibbidon blickte, mit weit aufgerissenen Augen, auf den tödlichen Schnitt, der durch seinen Bauch verlief. Zitternd ließ er den Speer, den er hochhob, fallen.
Aus seinem Maul strömte Blut hinab, welches auf den Sand tropfte.
Kraftlos und mit schmerzverzogenem Gesicht ging er zu Boden.
Unbekümmert zog der namenlose Kämpfer weiter...und wieder verzog er keine Miene...wie schon so unzählige Male bevor...sein Weg forderte den nächsten Tribut.
Langsam nahm die erdrückende Hitze ab. Er wusste, bald hätte er diese trostlose Wüste hinter sich gelassen. Der Abend brach herein, doch an Rast war für ihn nicht zu denken.
Er lief weiter durch den endlos scheinenden Sand.

An diesem Abend schien der Mond besonders hell am Firmament.
Die Prinzessin bewunderte den klaren Sternenhimmel von ihrem Schloss aus.
Sie wusste, das helle Licht, das die Dunkelheit durchdrang, war ein Zeichen,
ein Zeichen dafür, dass ihre Vorhersehungen bald Wirklichkeit werden würden.

Der Namenlose maschierte die gesamte Nacht ohne Pause und dann nach so vielen Wochen, erstreckte sich, unter den Klippen auf denen er stand, das Land das er schon so lange gesucht hatte.
„Legana...endlich.", diese Worte waren es, welche der Wind hinaustrug, hinaus aus den Lippen des namenlosen Kriegers, fernab in das Land seiner Bestimmung.
Endlich hatte seine Reise ein Ende gefunden.
Doch konnte er, zu diesem Zeitpunkt, nicht einmal erahnen, dass damit sein langer, steiniger Weg erst seinen Anfang nahm.

2.Kapitel: Schicksalhafte Begegnung

„Dieses Land geht zu Grunde...meine Hoffnung, bitte lass sie kein Trugbild sein.
Dieser Schmertz der mich innerlich zerreißt. Mein Volk leidet und ich...ich kann ihm nicht helfen...ich muss mit ansehen, wie der Tod durch die Städte zieht...Nacht für Nacht fordert er neue Opfer...Es ist so grausam...Ich
ertrage dieses Leid einfach nicht mehr. Ich bin nicht stark genug...
Hagarad, die Hauptstadt Leganas, dort werde ich auf dich warten...ganz egal wie lange es dauern wird...“

Der Namenlose schreckte aus seinem tiefen Schlafe auf, seine gesamte Kleidung war mit Schweiß durchtränkt.
Es war der gleiche Traum, der ihn schon seit Ewigkeiten verfolgt, jedoch war er dieses Mal viel klarer und deutlicher als sonst. Was hatte er nur zu bedeuten, warum quälte er ihn unerbittlich, wessen Leiden war es, das ihn durch seine Träume jagte?

Langsam brach der Morgen herein, die Feuerstelle die ihm Wärme und Schutz vor der Nacht bot, war bereits ausgebrannt, als er erwachte.
Er nahm sein Schwert vom Boden auf und band es sich um die Brust. Seinen schweren Schild fuhr er über seinen linken Arm und stand auf.
Während er durch das Land lief, ließ ihn der Traum einfach nicht los.
Das Mädchen in diesem Traum...Sie war wunderschön und doch so voll Kummer und Schmertz.
Hagarad, die Hauptstadt dort wolle sie auf ihn warten...all seine Hoffnung sah er nun in ihr.
Das Schicksal zeigte ihm diesen Weg, also musste er ihn auch gehen.

Zwei lange Tage später hatte er sein Ziel endlich erreicht, vor ihm erstreckten sich die mächtigen Mauern Hagarads.
Obwohl es nur eine einfache Stadt war, schien sie wie eine uneinnehmbare Festung.
Um die Mauern verlief ein tiefer Graben, auf den Brüstungen patroulierten schwer bewaffnete Wachposten und in den mächtigen Türmen saßen Schützen, stets auf der Hut vor drohenden Gefahren.
Über eine schwere Zugbrücke gelang der Namenlose hinter die Mauern in die Stadt. Das Wahrzeichen Hagarads war eine aus feinstem Marmor gefertigte Kathedrale, dessen Glockenturm bis hinauf in den Himmel reichte. Menschen von überall her nahmen die größten Strapatzen auf sich, um in ihr ihre Gebete zu sprechen und sich gegenseitig Mut zu machen.
Es war der ideale Ort, um mit seiner Suche zu beginnen, eine Suche nach einer Person die er nicht kannte und von der er nicht wusste, ob sie überhaupt existiert, um Antworten auf Fragen zu bekommen, die er selbst nicht genau kannte.
Ohne auch nur an eine Pause zu denken, lief der Namenlose weiter in Richtung Zentrum.

Der Mittelpunkt Hagarads' war sein Marktplatz. Stände mit den erlesensten Gütern aus aller Welt waren umringt von neugierigen Menschenmassen.
Der Blick des Namenlosen schweifte über den Platz und mitten im regen Treiben das sich dort abspielte, stand sie, ein Mädchen so schön, dass man es nicht mit bloßen Worten wiedergeben konnte. Es war das Mädchen aus seinen Träumen, er sah sie so oft, dass er keine Zweifel daran hatte.
Der Namenlose legte ein Schritt zu und lief zielstrebig in ihre Richtung. Die Leute auf dem Markt stieß er grob bei Seite.
Sie schien den Platz jedoch gerade verlassen zu wollen. Seltsamerweise war sie nicht allein, neben ihr standen zwei Wachen des königlichen Hofes, das Wappen das sich auf ihren silbernen Rüstungen in der Sonne spiegelte fiel ihm sofort auf, es war überall in Hagarad zu sehen.
Lansam hatte er sich durch die Leute hindurch gedrängt. Voller Wut auf die behindernden Massen stieß er den letzten Passanten mit ganzer Kraft bei Seite, so dass dieser mit voller Wucht gegen einen der Stände geschleudert wurde. Dieser Vorfall entging den Wachen und dem geheimnisvollen Mädchen nicht sodass sie sich sofort zu ihm umdrehten.
In dem Moment indem sich die Blicke des Namenlosen und die des Mädchens kreuzten, schien für sie die Zeit still zu stehen, alles Andere um sie herum war belanglos geworden, als sein sie die einzigen Geschöpfe im Universum.
Aus ihren Augen liefen Tränen die Wange hinab, es waren Tränen der Freude und der Erleichterung, die sie aufeinmal in ihrem Herzen verspürte.
Ein Gefühl von dem sie dachte, es längst verloren zu haben.

3.Kapitel: Die Prophezeiung (1)


"Lieber Gott sage mir, ist dies wieder eines deiner unzähligen Spiele, welche du mit mir spielst, oder hast du unsere Gebete nun endlich erhört? War es doch nicht umsonst, die Hoffnung bis heute in unseren Herzen am Leben zu lassen? Bitte sage mir, hat unser Leiden nun endlich ein Ende?"

Die Wachen des königlichen Hofes wichen von dem Mädchen ab, um den Unbekannten zur Rechenschafft zu ziehen. Der Namenlose hingegen war immer noch in seinen Gedanken gefangen, versuchte seine Gefühle und Gedanken zu ordnen. Es war ein Moment der Ernüchterung und der Erkenntnis, in dem die Fäden des Schicksals sich nun endlich trafen, um Antwort zu geben.
Es fiel ihm nur sehr schwer, sich zu lösen, sich wieder zu besinnen, so gerne wäre er noch in jenem Moment verweilt, doch war dafür keine Zeit.
Schweres Metall klirrend auf dem kühlen Stein des Marktplatzes, kündigten von den nahenden Wachen. Reflexartig griff er zu seinem Schwert, bereit sich zu verteidigen.
"Haltet ein!"
Es schien wie ein Schnitt im Geschehen, wie ein Komando auf welches die Wachen wie willenlose Figuren stehen blieben und von ihrem Vorhaben ab ließen.
Als ein Kampf nun doch zu drohen schien, ließ der Namenlose sein Schwert ebenfalls in der Scheide ruhen.
Sein Blick klammerte sich nun wieder an das Mädchen fest, welches jenen Befehl gegeben hatte.
"Tut diesem Mann nichts!"
Sie rannte auf den Unbekannten zu, vorbei an ihren beiden Beschützern, um den Fremden aus der Nähe zu sehen.
Das Mädchen drehte sich zu dem niedergestoßenen Passanten.
"Ich entschuldige mich im Namen dieses Mannes bei ihnen."
Diese Worte schürten reges Durcheinander in der Masse, wer war diese Schönheit bloß? Nur eine von unzähligen Fragen im Kopf des Namenlosen.
"Ich bitte meine übereifrigen Wachen zu entschuldigen."
Ihre liebliche Stimme wirkte wie Balsam für die Ohren, sie war von unendlicher Reinheit und Unschuld geprägt.
Ohne die Spur eines Zögerns verbeugte sie sich vor den Augen aller.
Danach wandte sie sich wieder dem Namenlosen zu.
"Mein Name ist Prinzessin Zelda von Hylia."
Beinahe übermannt von diesen Worten, stand der Namenlose stillschweigend vor ihr, nicht wissend, was als nächstes zu tun oder zu sagen.
"Bitte Fremder sofern sie noch keine Bleibe für diese Nacht haben, würde ich sie herzlichst auf unser Schloss einladen, natürlich nur wenn es ihnen nichts ausmacht..."
Diese Bitte regte die Masse zu noch mehr Gemurmel an.
"Ich habe kein Bleibe...Ich nehme diese Einladung sehr gerne an."
Eine fast schon unbeholfene Antwort, doch zauberte sie ein erleichtertes Lächeln auf die Lippen der Prinzessin.
"Bitte folgen sie mir, ich bringe sie zum Schloss.", anschließend wandte sie sich erneut den Leuten zu, "Ich bitte sie noch einmal um Verzeihung für diesen Zwischenfall."
Die Blicke aller waren fest an den Namenlosen genagelt, sie fragten sich, wer dieser Mann nur gewesen war, dass sie ihn mit solcher Güte und Zuvorkommenheit behandelte.
Die Prinzessin nahm seinen Arm, sie hielt ihn so fest, als hätte sie Angst, dass die alles nur ein Traum sei aus dem sie bald erwachen würde, als wolle sie sicher sein, dass er wirklich da war und ihn nie wieder los lassen.
"Kommen sie?"
"...Ja sicher..."
Wie Paralysiert standen die Wachen noch immer dort, wo die Prinzessin sie zurück gehalten hatte, sahen sich gegenseitig fragend an und wussten beide nicht, was sie von dieser Situation hallten sollten.
Prinzessin Zelda hielt die Hand des Namenlosen und ging mit ihm unterdessen allein zurück zum Schloss, welches nur wenige hundert Meter jenseits des Marktplatzes hinter einer Grenzmauer lag.
Nachdem sie das Geschehen verließen, kehrte allmählich das rege Treiben auf den Markt zurück. Erste Menschen gingen wieder an die Stände zurück, andere führten ihren Einkauf fort und wieder andere tuschelten weiter, tauschten Vermutungen und Eindrücke über den schwarz gekleideten Mann aus, wer er wohl war und warum die Prinzessin so zuvorkommend zu ihm gewesen war.
Die Dämmerung brach bereits langsam ein, als der Namenlose und seine Begleiterin über die dicken Zugbrücke liefen, welche über den tiefen, gewässerten Graben führte und das Schloss betraten.
Die einzigartige Architektur und die reichen Verziehrungen dieses Bauwerkes wirkten mehr als beeindruckend auf den schwarz gekleideten, Steine weißer als die Wolken, Türme und Mauern höher noch als jene, welche er vor der Stadt fand, überall hingen große, himmelsblaue Fahnen, golden umrahmt, mit dem Emblem des königlichen Hofes, dass zweier sich kreutzender Lanzen inmitten eines Weidenkranzes. Und auch hier waren Wachposten stationiert, soweit das Auge reichte. Wer jemals in Erwägung zog diese Stadt anzugreifen und es hinter die ersten Mauern schaffte, würde spätestens hier kläglich scheitern.
Die Prinzessin zeigte dem Namenlose seine Unterkunft, eine Kapelle im Hof, außerhalb des eigentlichen Wohnraumes.
"Es tut mir sehr leid, es nicht sehr gemütlich hier...aber in diesen Zeiten sind alle sehr misstrauisch gegenüber Fremden und mir wurde es eigentlich verboten, andere ins Schloss mit zu nehmen."
Der Namenlose musterte interessiert die Glasfenster der Kapelle, auf denen Bilder zu sehen waren, welche die Geschichte der königlichen Familie zu erzählen schienen.
"Schon gut."
Die Prinzessin kehrte ihm den Rücken, um sich vorübergehend von ihm zu verabschieden.
"Sie sollten sich vielleicht erst ein wenig ausruhen, sie müssen einen langen Weg hinter sich haben."
Augenblicklich riss sich der Namenlose zurück aus seinen Gedanken und griff nach ihrer Hand.
"Nein...Bitte geh noch nicht."
Erschrocken drehte sie sich erneut zu ihm.
Mit seinen glasigen Augen auf sie schauend, bat er sie aus tiefsten Herzen, "Ich...Ich habe so lange warten müssen...so lange schon...bitte verlasse mich jetzt noch nicht...bleib noch eine Weile bei mir...ganz nah."

4.Kapitel: Die Prophezeiung (2)

Allmählich wurden die Schatten über der Stadt Hagarad immer länger, das abendliche Rot färbte sich immer dunkler, reges Markttreiben verstummte immer mehr und der Mantel der Ruhe legte sich über die müden Mauern. Lediglich ein paar Fackeln schienen noch von den Türmen herab und die vereinzelten Schritte der patroullierenden Wachposten hallten auf dem harten Stein auf.
Der Namenlose und die Prinzessin waren noch immer in der alten Kapelle des Schlosses, lediglich begleitet von ein wenig Kerzenschimmer welcher von dem prunkvollen Altar ausging.
Sie saßen gemeinsam auf einer der Bänke nahe beisammen, gewärmt und erleuchtet von dem dumpfen Kerzenschein, welcher im leichten Windzug, der durch die rissigen Wände zog, hin und her flackerte.
"Prinzessin...ich weiß es mag seltsam klingen, doch wenn ich bei dir bin, verblassen meine Sorgen im Hauch eines Augenblickes, alles fühlt sich so unwichtig und weniger bedeutsam an, mit dir an meiner Seite."
Die Prinzessin glitt mit ihrer Hand sanft über die des Fremden, während sie Antwort gab.
"Bitte nenne mich nich Prinzessin...ich mag dieses Wort nicht, es klingt so erhaben und wichtig, dabei bin ich doch genauso ein Mensch wie alle anderen die hier leben. Bitte nenne mich Zelda."
Während sie diese Worte sagte, lag ein bezauberndes Lächeln auf ihren Lippen.
"...Zelda..."
Sie blickte ihn in seine tiefen, kalten Augen und bemerkte jetzt erst wie leer sie doch waren, wie wenig man aus ihnen lesen konnte.
"Wie ist eigentlich dein Name?"
Der Namenlose lehnte sich zurück und presste seinen Rücken gegen die Lehne. Gebannt blickte er auf die wehenden Flammen der Kerzen.
"Mein Name?", die Worte verstummten, als sei er in seinen Gedanken versunken, "Ich habe keinen Namen."
Prinzessin Zelda wusste nicht wie sie darauf reagieren sollte, zu sehr war sie in seinen traurigen Augen gefangen gewesen.

"Wenn etwas nicht existiert, kann es keinen Namen haben oder?"
"Aber du existierst doch?"
"Woher willst du das wissen?"
"Weil du neben mir sitzt, ich deine Wärme spüren kann, ich dich berühren kann, deine Nähe fühle."
"Was bedeutet es überhaupt für dich, zu existieren Prinzessin?"
"Existieren bedeutet für mich, ein Teil dieser großen und schönen Welt zu sein."
"Zu leben?"
"Ich...weiß es nicht genau."
"Was bedeutet es für dich, zu leben?"
"Leben bedeutet zu fühlen, zu freuen aber auch zu leiden...zu lieben."
"All dies ist also für dich ein Teil des Lebens?"
"Ja."
"Dann lebe ich nicht...Ich kenne nur das Leid."


Diese Worten schmerzten der Prinzessin tief in ihrem Herzen, da ihr erneut bewusst wurde, wie sehr doch das Leben ihres Volkes vom Leiden bestimmt war.
"Wenn ich nicht lebe...Dann brauche ich auch keinen Namen."
Es fiel der Prinzessin nur sehr schwer ihre Tränen zurück zu halten, während sie langsam immer mehr darüber erfuhr, warum dieser Fremde so tiefe, traurige Augen hatte.
Die Prinzessin erhob sich und lief hinüber zum Altar, um sich vor ihm nieder zu knien.
Sie schloss ihre Augen und legte ihre Hände ineinander.
"Jeden Tag kniee ich hier vor diesem Altar, um zu beten."
Der Namenlose erhob sich ebenfalls und ging zu der Prinzessin.
"Und wofür betest du?"
Eine einsame Träne lief an ihrer Wange hinab.
"Ich bete dafür, dass das Leiden meines Volkes endlich ein Ende hat...aber ich glaube, nun muss ich nicht mehr beten."
"Und warum?"
Nun wurde deutlich warum der Prinzessin eine Träne entflohen war.
"Weil meine Gebete endlich erhört wurden."
Sie stand auf und nahm den Fremden an beide Hände.
"Du bist der Grund warum ich so lange gebetet habe."
Der Namenlose spürte tief in sich etwas, was er noch nie zuvor kannte, ein Gefühl so behaglich und wohltuend.
Mit dem Finger deutete die Prinzessin auf die Glasmalereien.
"Es gibt eine alte Legende hier in Legana. Ihr zu Folge wird einst ein Held aus einem fernen Land zu uns kommen, wenn wir ihn am dringensten brauchen, dieser Held wird alles Leid von uns nehmen."
Langsam verstand der Namenlose, worauf die Prinzessin hinaus wollte.
"Du glaubst ich sei dieser Auserwählte?"
Mit strahlenden und zugleich glasernen Augen nickte sie ihm zu.
"Ja daran habe ich keinen Zweifel. Als ich dich auf dem Markt erblickte, wurde es mir bewusst, ich sah, dass unser Leiden endlich ein Ende haben wird."
Der Namenlose riss sich von ihrer Hand los und drehte sich zu den Malereien.
"Aber wieso ich? Ich weiß doch nicht einmal wer ich bin, ich habe soviele Fragen und hoffte hier Antwort zu erhalten, doch stattdessen kamen nur noch neue hinzu. Ich weiß einfach nicht, ob ich die Last eines ganzen Volkes auf meinen Schultern tragen kann."
"Aber du musst sie vielleicht gar nicht alleine tragen...Ich bin doch an deiner Seite...Link."
Diese Worte waren wie Balsam für seine Seele, denn er hatte endlich das Gefühl jemanden gefunden zu haben, der ihn verstand und den er vertrauen konnte, tief in ihm verabscheute er alle Menschen, doch nun fand er endlich jemanden der anders war, nicht von solcher Intoleranz und Abweisung geprägt. Diesem Gefühl folgend, wandte sich der Namenlose der Prinzessin zu.
"Dies ist in der Überlieferung der Name welcher der Auserwählte trägt."
"...Link?"
"Ja. Der die Hand Gottes führt, heißt dieser Name übersetzt in die alte Sprache der Hylianer."
"Also habe ich endlich Antwort gefunden."
Die Prinzessin umschloss erneut fest seine Hand.
"Wie meinst du das?"
"Du gabst mir ein Gefühl welches ich noch nie zuvor spüren durfte, ein wunderschönes, warmes...nicht so kalt und unbarmherzig wie das Leid. Ein Gefühl welches mir Leben einhauchte...und nun...da ich lebe, darf ich auch einen Namen tragen."
Voll stolz fasste er sich an die Brust.
"Der die Hand Gottes führt...Link."
Prinzessin Zelda lächelte zufrieden.
"Der Name passt wunderbar zu dir...Link."
Sie beide spürten in jenem Augenblick, in dem der Namenlose sein Schicksal akzeptierte, dass die Bestimmung sie zueinander geführt hatte und dass die Prophezeiung nun endlich erfüllt werden konnte.
Link...Der die Hand Gottes führt. Sein Weg wird der des Auserwählten sein, sein Ziel jenes der Erfüllung, sein Pfad jedoch wird der des Einsamen sein und des Schmerzes. Diese Prophezeiung war einzig und allein für ihn bestimmt gewesen.

5.Kapitel: Hilferuf

Schritte schnell hintereinander, das hastige Traben eines Pferdes und das schwere Schnaufen in der eisigen Nacht. Ein Mann kraftlos und erschöpft, kaum noch stark genug den Blick geradeaus gerichtet zu halten, Schweiß unter seiner Kleidung von der viel zu großen Anstrengung. Endlich konnten seine schwachen Augen die Mauern Hagarads erblicken, wie besessen wurzelte sich in seinen Kopf nur dieses eine Ziel fest, die Dunkelheit war in jener Nacht sein bester Freund und Retter gewesen, unbeschreibliche Erleichterung breitete sich in ihm aus, als er endlich über die dicke Zugbrücke reitete. Niemals hätte er gedacht, dass er es bis hierher noch schafft, niemals hätte er gedacht, dass er seine Verfolger abschütteln könnte, niemals hätte er gedacht, dass sein Pferd es bis hierher durchhalten würde. Doch zur Erleichterung war keine Zeit, nur noch silouhettenhaft erstreckte sich vor ihm der große Marktplatz und wie ein unwirklicher Schatten dahinter die uneinnehmbaren Mauern des Schlosses. Seine Hände waren noch immer wie im ersten Augenblick in die Zügel seines Pferdes verkrampft, fast erstarrt wirkend, lediglich das Pulsieren seiner Adern und der schimmernde Schweiß zeugten noch von Leben. Der kalte Wind verfolgte ihn bei seiner Flucht schon seit der ersten Sekunde, selbst hier in Hagarad ließ er nicht ab. Den Marktplatz im Hauch eines Moments hinter sich gelassen, durchquerte er die geöffneten Tore der Garnisonen und ritt den kleinen, von Wachen wimmelnden Hügel, auf welchem das Schloss saß, hinauf. Kleine Feuer der Fackeln vermischt in einem schwarzen Brei, mehr konnten seine Augen nicht mehr erkennen. Aufgescheuchte Wachen riefen ihm nach, doch seine Ohren waren taub von der Kälte. Die Scharfschützen auf den Mauern eröffneten augenblicklich das Feuer auf ihn, eilig zogen die Männer die Zugbrücke des Schlosses nach oben. Wie eiserner Hagel preschten die Pfeile um den Reiter herum ein immer und immer wieder. Einer traf das Pferd in die Seite, ein lautes, schrilles Wieren, doch ließ der Trab nicht nach. Ein anderer Pfeil durchbohrte die dünne Kleidung des Reiters und durchdrang seine Schulter. Die Zugbrücke fuhr langsam immer weiter nach oben, doch das Pferd setzte bereits zum Sprung an.
Ein nächster Pfeil durchbohrte das Herz des müden Reiters...er starb auf dem Rücken seines Reittieres.
Das Pferd ließ mit einem großen Satz die Zugbrücke hinter sich und als wenn sein Ziel, das einzige wofür es jemals gelebt hätte, erreicht, brach es innerhalb der Mauern des Schlosses in sich zusammen und verstarb ebenfalls. Der leblose Körper des Reiters fiel zu Boden, eisern einen zerfledderten Zettel in der erstarrten Hand haltend. Der Schmerz war kaum in seinen Gesicht zu sehen, nein, viel mehr ein zufriedenes Lächeln.

Link fuhr sich mit seiner Hand über das Gesicht.
"Prinzessin was geht dort draußen vor sich?"
Zelda erhob sich von der Bank und lief zur Türe. "Ich sehe schnell nach, du wartest hier bitte."
Sie schloss die Türe hinter sich, doch hatte der Lärm die Aufmerksamkeit von Link geweckt. Er versuchte durch eines der Fenster, einen flüchtigen Blick auf das Geschehen zu erhaschen. Im Hofe wimmelte es von Wachen und mitten in dem Trubel sah er die Prinzessin, welche ebenfalls durch das Gedränge hindurch heraus zu finden versuchte, was sich dort ereignet hatte und woher dieser Lärm rührte.
Einer der Männer überreichte der Prinzessin ein altes Stück Pergamentpapier, welches an den Ecken eingerissen war.
Als sie mit ihren Augen über diesen Zettel flog, legte sich ein entsetzter Blick auf ihr Gesicht. Sie gab das Papier zurück und rannte in die Kapelle. Link wartete bereits an der Tür. Plötzlich schlug sie auf und die Prinzessin fiel in die Kapelle, mit dem Rücken anlehnend auf die Knie fallend, den entsetzten Blick auf den Boden gerichtet und wie in Trance redend.
"Sie haben Rygar angegriffen...sie haben Rygar angegriffen...", wie kleine Wasserfälle rannen an ihren Wangen die Tränen herab, als sie diese Worte immer und immer wiederholte.
Link kniete sich vor ihr nieder und packte ihre Schulter.
"Wer hat Rygar angegriffen?"
Mit hohlem Blicke sah sie ihm in die Augen.
"Die...die Echsenmenschen."
Schlagartig erschien vor den Augen Links' das Bild des Gibbidons, welcher ihn in der Wüste überfallen hatte.
Erbärmliche Wesen welche sich ausgestoßen dem Hass hingegeben haben, Wesen ohne Ehre, ohne Stolz, Bestien mit dem primitivsten aller Ziele...Rache.
"Wo liegt Rygar Prinzessin?"
Ihr gebrochene Stimme wurde nur noch von ihrem Schluchzen übertönt.
"Du willst doch jetzt nicht dort hin reiten Link?"
Sein Griff festigte sich in ihren Schultern.
"Ich muss Prinzessin, verstehe mich bitte."
Ihre Tränen wurden immer stärker.
"Bitte gehe nicht Link...Ich kann es dir nicht erklären, doch habe ich das Gefühl, wenn du mich nun verlässt, werde ich dich nie wieder sehen."
Link sah sie mit ruhigen Augen an.
"Prinzessin bitte hab vertrauen, wir werden uns wieder sehen."
Er griff zu seiner Scheide und zog das Schwert aus ihr heraus.
Die kalte Klinge lag auf seinem linken Unterarm, blitzschnell ließ er es über seine Haut gleiten und rote Tränen quollen aus einem dünnen Schnitte aus.
"Ich werde wieder bei dir sein, noch bevor diese Wunde verheilt ist."
Sein Schwert verschwand erneut in der Scheide und Link umschloss die zitternden Hände der Prinzessin.
"Wo ist Rygar?"
Sie wollte es ihm nicht verraten, da sie nicht wollte, dass er sich in sein Verderben stürzt, doch war sein Blick entschlossen, so entschlossen wie sie es bei noch keinem Menschen jemals gesehen hatte.
"Es liegt ganz im Süd-Westen von hier, ungefähr eine halbe Tagesreise zu Pferde."
"Ich flehe dich an, gib mir dein schnellstes Pferd."
Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und setzte ein gedrungenes Lächeln auf, der Abschied war ohnehin schon schwer genug.
"Die Scheunen sind hinter dieser Kapelle, nimm dir eines welches schon gesattelt ist, aber du musst dich beeilen, draußen sind alle sehr aufgescheucht, ein Fremder würde sie nur noch mehr irritieren."
"...Prinzessin..."
Link beugte sich sacht ein wenig nach vorn, so nah dass er Zeldas warmen Atem auf seiner Haut spüren konnte.
Mit den Armen hielt er sie fest umschlossen, ihre Körper waren sich so nahe, dass sie ihre Herzen schlagen hören konnten. Zögerlich schlossen beide ihre Augen, als sich ihre Lippen leidenschaftlich ineinander schlossen.
Nur für diesen Moment wollten sie alles vergessen, das Leid, den Kummer, den Schmerz des Abschieds und die Ungewissheit welche wie ein schwerer Schleier über ihrer Zukunft lag. Ihre Zungen tänzelten umeinander und liebkosten sich, Link spürte tief in sich ein Gefühl, so unbeschreibar und doch wunderschön, wahrhaftig und echt.
Nach dem Vertrauen hatte die Prinzessin ihm einen weiteren Teil des Lebens gelernt.
Langsam lösten sich ihre Zungen von einander, sie wünschten sich, ewig so verharren zu dürfen, doch ist die Zeit unbarmherzig. Sie trennten ihre Lippen und versanken beide für den Hauch eines Augenblickes in den Augen des Anderen.
"Prinzessin..."
Link fehlten die Worte, welche er in jenem Zeitpunkt so gern gesagt hätte, Wörter so zum greifen nahe und doch so unerreichbar fern. Doch nun wäre jedes Wort ohnehin verblasst. Link ließ sie los und verließ mit sicheren Schritt die Kapelle, hätte er sich noch ein letztes Male zu ihr umgedreht, wäre es ihm unmöglich gewesen, sie noch zu verlassen. Die Pforten der Kapelle hinter sich lassend, verschwand er in der tiefen Dunkelheit, welche dahinter lag.

"Ich kann es nicht beschreiben, doch als ich sah, wie die Finsternis dich in ihren Mantel hüllte und du gingst, war es, als wäre ein Teil ganz tief in mir in jenem Augenblick gestorben. Ein Teil von dem ich nicht mehr wusste, dass er noch in mir war, ihn ganz vergessen hatte...den ich aber nun doch vermisste. Wie ein unbeschreiblicher Stoß in mein Herz begleitete mich jenes Gefühl, dass ich dich nie mehr wiedersehen würde."


6.Kapitel: Zorn

"Leichen...Der Boden hier in Rygar ist gepflastert mit Leichen. Leere Augen starren willkürlich ins Nichts, entsetzte Gesichter versuchen Höllenqualen auszudrücken. Ich sehe kalte Körper von Männern, Frauen und auch Kindern. Der Tod kennt weder Alter, noch Geschlecht, noch Geschichte. In der Luft liegt der bittere Geruch von Blut. Ich sehe Menschen, die versuchten zu fliehen, sich zu verstecken, ich sehe Frauen die versuchten ihre Kinder zu beschützen, ich sehe Männer welche tapfer kämpften, um die zu verteidigen, die sie liebten.
Ich sehe das Leid, ich sehe den Schmerz, es ist als würde ich tief in mein Herz blicken. Brennende Häuser, stumme Schreie, blinde Blicke voll entsetzen, Lachen voll Blut, Gliedmaßen wild verteilt. Dieses Blutvergießen war sinnlos, jedes Blutvergießen ist sinnlos. Bleiche Hände umklammern fest ein Schwert, was sie auch finden konnten, benutzten sie als Waffe, doch schien ihr Widerstand nur von kurzer Dauer geprägt. Diese Bilder schüren den Hass in mir, unterstreichen die Selbstliebe göttlicher Segnung, beweisen die Ignoranz gegenüber des größten Geschenkes...gegenüber des Lebens. Sie sind das Ergebnis eures blinden Hasses. Streife ich hier durch die Straßen wird mir übel, ich will nicht so sein wie ihr, ihr seid schwach, weil ihr intolerant und engstirnig seid, desswegen straft euch euer Gott auch mit diesem Schicksal...Weil ihr es verdient habt."

Rygar war nur noch ein Schatten seiner einstigen Selbst. Eine blühende Stadt die nur noch von ihrem früheren Glanz erahnen ließ. Keiner war mehr am Leben, Links Schritte hallten einsam zwischen den brennenden Häusern, begleitet von dem fauligen Gestank von Verwesung welcher in der Luft lag. Sein Blick wanderte von einem Körper zum nächsten. Die Echsenmenschen waren schon längst wieder aus Rygar verschwunden, als Link endlich eingetroffen war. Prunkvoll und zugleich verachtend waren die Menschen entlang der Wege gepfählt wurden, jeder sollte vor dieser grausigen Tat in blankes Entsetzen verfallen. Der Himmel versank im abendlichen Rot, nur schien es an jenem Tag viel dunkler als sonst, als würden die Wolken bluten. Zu pervers schien dieses Bild, welches diese in Trümmern liegende Stadt, nun darstellte.
Doch würden die selbsternannten Richter für ihre Tat büßen müssen. Es war weder das Mitleid für diese Menschen, welches den Hass in Links Herzen schürte, als viel mehr die blanke Arroganz vor dem Leben, welche diese Wesen zeigten. Jede dieser geschundenen Seelen brannte sich in sein Gedächtnis, jede weitere Hülle schien wie ein blanker Stoß in sein Herz, denn an diesem Ort war die Hoffnung gemeinsam mit seinen Trägern gestorben. Wo selbst die Hoffnung nicht mehr blüht, ist der Mensch schon längst verloren.
Kochendes Blut pulsierte durch seine Adern, die Vernunft verstumpfte zunehmend, der klare Verstand löste sich immer mehr im endlosen Nichts auf. Als hätte man ihn seiner Kräfte beraubt, spürte er immer weniger seine Beine und sank Stück für Stück in die Knie. Lediglich seine Finger umschlungen noch tapfer das in den Boden gerammte Schwert um sich noch zu halten, jedoch waren diese Anstrengungen vergebens. Wie ein alter Mann nach dem letzten Atemzug ging er auf die Knie und kämpfte unentwegt gegen den unnachlässigen Drang seiner Augen, sich zu schließen. Der heiße Schweiß rann an seiner Stirn hinab und tropfte auf den blutgetränkten Boden. Sein Kopf senkte sich Vergebungsvoll nach unten, während sein Blick wie Besessen wirkte, als er begann Dinge zu erzählen, die für ihn keinen Sinn ergaben, aber dennoch logisch und notwendig erschienen.
"...Ihr...Ihr habt mich gerufen. Doch habe ich euren Ruf erst zu spät gehört. Verzeiht mir...Verzeiht mir...bitte..."
Vor ihm verschwamm alles unter einem weißen Nebelschleier. Schreie wild durcheinander nach Hilfe rufend, quälten ihn, es waren jene der Gefallenen und Gepeinigten. Vor ihm erschien, wie aus dem Nichts ein junges Mädchen. Lediglich ein weiterer Streich, welcher ihm von seinem Kopf gespielt wurde. Sie schien so unwirklich, fast wie ein Geist und doch echt.
Sie zögerte erst, doch dann legte sie ihre Hand behutsam auf seine zitternde Schulter. Ein glückliches Lächeln lag auf ihren Lippen, sie hatte die Ewigkeit gesehen und war zufrieden gewesen.
"Du musst dir keine Vorwürfe machen."
Link versuchte, ihre Hand zu fassen, doch war es, als hätte er durch Luft gegriffen. Das Mädchen hingegen schüttelte leicht mit ihrem Kopf.
"Ich bin zufrieden mit meinem Schicksal. Mein Kapitel in dem endlosen Buch dieses Landes ist bereits geschrieben und auch das aller anderen hier in dieser Stadt. Doch über dem Ende deines Kapitels liegt noch ein finsterer Mantel."
Immer und immer wieder versuchte er das Mädchen zu fassen, obwohl ihm die Aussichtslosigkeit seiner Tat bewusst war.
"Wie kannst du den Tod als glückliches Ende ansehen?"
"Weil er das Ende eines jeden Kapitels darstellt."
Ungläubig der gehörten Worte, gab sein Drang nach Antworten nicht nach.
"Auch das des meinigen?"
Sie lächelte ihm erneut zu.
"Wahrscheinlich."
"Und das dieser Welt?"
Symbolisch legte sie ihre Hand in seine.
"Diese Welt steht zusammen mit dir und sie fällt zusammen mit dir."
"...sie steht zusammen mit mir...und...sie fällt zusammen mit mir...Woher weißt du das?"
"Der Tod hat es mir verraten. Und jetzt besinne dich wieder und verlasse meinen Traum, ich bin müde...ich will endlich schlafen..."
Sie kehrte ihm den Rücken und verschwand so plötzlich im Nebel, wie sie auch gekommen war und mit ihr begann die Umgebung langsam ihr gewohntes Bild zu zeichnen.
Als Link wieder zu sich kam, lag er immer noch auf seinen Knien, unter ihm war noch immer der kalte Stein des Weges.
Neben ihm bemerkte er erst jetzt den noch warmen Körper eines kleinen Kindes. Es war der jenes Mädchens welches ihm vor wenigen Sekunden begegnet war. Ihr Blick so kalt, ganz anders als in dem Traum, ihre Hand verkrampft in einer anderen, jedoch ohne Körper. Ihre Kleidung zerrissen, die Haut befleckt.
Plötzlich begann der Boden, zu zittern, der rote Himmel färbte sich augenblicklich pechschwarz und riesige, graue Wolken versperrten den klaren Himmel. Seine Kleidung begann im aufziehenden Wind zu wehen, Blitze schnellten auf die Erde hinab und Donnergrollen erfüllte den Grund mit Ehrfurcht, von der einstigen Schwächung Links war nichts mehr zu spüren. Auf seinen Lippen lag nur dieser eine Satz:
"Gebt...sie...zurück."

7.Kapitel: Blick in die Seele

"Woher rührt dein plötzlicher Zorn so tief im Herzen Link? Warum willst du das Leben dieser Menschen zurück? Hasst du die Menschen nicht für das, was sie sind?"

"Ich dachte immer, dass alle Menschen gleich wären. Als ich die Prinzessin traf, glaubte ich etwas ganz Besonderes gefunden zu haben, weil sie so anders war als alle anderen. Sie war keine dieser egoistischen, selbstverliebten Geschöpfe. Doch nun wurde mir bewusst, dass ich einem Irrtum unterlag. Nicht alle Menschen sind so, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte. Dieses kleine Mädchen hat es mir gezeigt."

"Aber es gibt doch noch immer unzählige unter ihnen, die so sind wie du sie dir vorstellst. Es gibt noch immer Menschen die voller Ignoranz und Hass sind."

"Ja aber sie sind weit in der Minderheit. Es gibt immer Ausnahmen, bei jedem noch so reinen Lebewesen gibt es schwarze Schafe in der Herde."

"Und hasst du sie?"

"Ich weiß es nicht..."

"Aber woher rührt dein plötzlicher Sinneswandel?"

"Ich warf ihnen vor blind und engstirnig zu sein voller Vorurteile, doch war ich derjenige und nicht sie, der so lebte."

"Zeigst und also Reue für dein Verhalten?"

"Nein. Doch braucht diese Welt die Menschen und desswegen muss ich sie schützen."

"Dieser Planet existierte schon lange vor dem Menschen, wie kannst du es dir anmaßen zu behaupten, er brauchte sie?"

"Ohne sie wäre diese Welt lediglich eine leere Hülle. Was nützt das schönste Schloss, wenn es niemanden gibt, der in ihm wohnt? Sicher haben die Menschen viele Fehler in ihrer Vergangenheit begangen und sie werden auch weiterhin viele Fehler begehen, desswegen sind es auch Menschen. Sie sind nicht perfekt, doch versuchen sie das was sie richtig machen, auch so gut wie sie können zu tun."

"Du hasst sie also nicht mehr?"

"Nein."

"Dann gratuliere ich dir, oder sollte ich dich besser bemitleiden?"

"Warum?"

"Weil du nun einer von ihnen geworden bist. Es hat gedauert und der Weg war nicht leicht, doch nun hast du es geschafft."

"...Ich bin ein Mensch geworden...?"

"Ja du existierst nun nicht mehr nur...nein...du lebst."

"Dann kann ich nun auch die beschützen, die mir wichtig sind."

"Ja."

"Wie die Prinzessin und auch die Menschen, welche so sehr Leiden müssen und dennoch den Glauben und den Lebenswillen nicht aufgeben. Ich werde es tun, ich werde sie von ihren Kummer erlösen, dass bin ich ihnen schuldig und desswegen werde ich diejenigen, die das Leben mit Füßen treten, auch zur Rechenschaft ziehen."

"Das bist du ihnen schon schuldig, seit du deinen ersten Atemzug von dir gegeben hast."

"Wieso das?"

"Weil sie dich gebahren großer Krieger. Du bist das Kind ihrer Hoffnung und ihres Flehens."

"Wie kann das möglich sein?"

"Link so gern würde ich dich verstehen, doch gelingt es mir nicht. Du wirst noch entdecken müssen, dass vieles nicht so ist, wie du es für richtig hälst. Du wirst noch viel lernen müssen. Doch desswegen bist du ja auch ein Mensch geworden."

"Um zu lernen?"

"Ja. Würden die Menschen aus ihren Fehlern lernen, würden sie nicht in ihrem eigenen Grabe leben müssen, doch begehen sie sie immer und immer wieder. Und nun geh da raus und sei ihnen ein Vorbild. Ein letztes Mal noch gebe ich meiner Schöpfung die Möglichkeit sich aus eigener Kraft zu retten. Doch wenn ihnen ein glückliches Ende auch nun verwehrt bleibt, will ich dieses erbärmliche Schauspiel nicht weiter mitverfolgen müssen."

"Es wird kein nächstes Mal geben."


8.Kapitel: Die Wege des Zorns

Allmählich erwachte Link wieder aus seinem tranceähnlichen Zustand. Noch verwirrt von dem was er ebend erlebte, fand er sich in der gleichen Szenarie wieder, welche ihm noch in Erinnerungen lag. Der blutbesudelte Steinweg unter seinen Füßen war vollkommen zersplittert und von Staub bedeckt. Kniend fand er sich in diesem Scherbenhaufen wieder, welcher noch vollkommen verschwommen auf ihn schien. Der Schweiß rann an seinem gesamten Körper herab und sein Herz hämmerte noch immer wie besessen gegen seinen Brustkorb. Seine Augen gar sein ganzer Kopf wirkten schwer wie ein Felsen, als er versuchte seinen Blick nach vorn zu richten. Es gelang ihm nur bemühend und unter großer Anstrengung die Straße entlang zu sehen und alles langsam wieder zu realisieren.
"...Was...was ist ebend geschehen?..."
So gern hätte er seine Gedanken von dieser quälenden Frage befreit, so gern hätte er Antworten gefunden, doch blieb ihm keine Zeit. Am Ende des Weges erblickte er dunkle Silhouetten, kaum klar zu erkennen, wirkten sie wie ein schwarzer, verschwommener Fleck, doch schienen sie näher zu kommen. Langsam ließ sich ein seltsam anmutender Gang erkennen, es mussten mehrere gewesen sein und sofort schoss Link der nächste Gedanke durch den Kopf.
"Echsenmenschen!"
Schnell tastete er den Boden um sich herum nach seinem Schwerte ab, dabei schnitt er sich wieder und wieder an den Steinscherben, jedoch war keine Zeit um den Schmerz zu spüren, zu ungeordnet und furchtbedeckt waren seine Gedanken. Endlich hatte er seine vertraute Scheide erfasst und umschlung sicher den Griff. Beim Versuch aufzustehen viel er unbehend wieder und wieder auf die Knie, doch jedesmal stand er sofort wieder auf, um sich erneut aufzuhiefen. Der Schritt der Echsenmenschen wurde immer schneller, doch endlich fand Link sicheren Halt unter seinen Füßen und führte die Klinge beschützend vor sich. Ihm war klar, was nun zu tun war, das kleine Mädchen ging ihm nicht mehr aus den Sinnen, ihr unschuldiges Leben und das der anderen Bürger wollte Link um jeden Preis rächen und zu jenem Zeitpunkt sah er nur einen Weg dies zu tun. Das Gleiche mit dem Gleichen vergelten, sich für den Hauch eines Momentes auf ihre Stufe stellen, die Erlösung erfahren durch die eiskalte Blutrache.
Endlich bemerkten auch die Echsenkrieger, dass noch einer ihrer Opfer am Leben war und sie waren bereit ihr Meisterwerk zu vollenden, sie hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Link wartete nicht lange, wollte es nicht länger, sehnte er sich doch so sehr nach ihrem unreinen Blut auf seiner Klinge.
"...Wäret ihr lieber mit euren Kameraden wieder zurück gegangen..."
Aus dem Stand und völlig unerwartet sprintete Link in die langsam immer klarer wirkenden Massen, welche sich ihm nährten, keine Zeit für Taktiken, keine Zeit für Überlegungen nur um zu handeln.
Noch bevor der erste Echsenmensch seine hölzerne Lanze aus dem Köcher zog, durchtrennte die schwarze Klinge Link's seine Kehle und ließ seinen Kopf wie überreifes Obst zu Boden fallen. Aufgebracht und von der Überraschung überwältigt stürzten sich die Echsen auf ihren Feind, völlig unkoordiniert und wirr wirkten ihre plumpen Angriffe, es war kaum zu glauben, dass diese Wesen ein ganzes Dorf plündern und branntschatzen konnten. Einer nach dem anderen gingen sie in einer Fanfare von Blut und Schmerzensschreien zu Boden. Das Schwert suchte sich fast von selbst seine Opfer, Link schien dem Geschehen so nah, doch konnte er nichts tun um sein Handeln zu beeinflussen, als würde sein Tun gelenkt werden. Die schwarze Klinge war fast vollkommen vom Blut seiner Opfer umhüllt, ein entsetztes Gesicht wurde von der Qual des nächsten aus Links Gedächtnis verdrängt. Link konnte sie gar nicht mehr zählen, wie sie blind von seiner Klinge durchbohrt wurden. Die Lanze erhebend und bereit zu zustechen zerriss es einen der Gibbidons beide Arme in der Luft, eine rote Fontäne begleitete diesen Akt des Massakers. Wie eine Sau tranchierte die Klinge wie von selbst die Beine und zuletzt noch den Kopf des armen Tores und ließen ihn wie ein Kartenhaus in sich zusammen fallen. Link konnte nicht mehr einschätzen wie lang er nun schon kämpfte, zu perplex wirkte es, zu unwirklich die Situation, als sei alles nur ein Traum aus dem es kein erwachen gibt, da man in ihm gefesselt ist.
Wie eine Erlösung wirkte der letzte Atemzug des letzten Echsenkriegers auf der Haut, bevor auch dieser unter schmerzverzogener Miene und blutbespritztem Körper in sich zusammen fiel.
Die Ketten welche Link in diesem Traum hielten, lösten sich und allmählich kehrte er zurück, von wo er einst einschlief. Das Bild welches zu seinen Füßen lag erregte tiefe Übelkeit in ihm, welche er nur schwer unterdrücken konnte. Jeder seiner schweren Atemzüge wirkte wie eine Ewigkeit bevor sich sein Geist langsam wieder geordnet hatte. In der Luft lag der metallene Gestank von Blut, welcher langsam in seine Nase kroch. Noch immer vollendst besessen von seinem Wahn und dem Kampfesrausch, steckte er seine Klinge zurück in die Scheide, obwohl ein tiefes Verlangen in ihm noch nicht gestillt schien. Es mussten an die zwanzig Körper gewesen sein, welche sich übereinander stapelten und Link bemerkte bei einem der noch warmen Torsos eine kleine, lederne Tasche aus der ein fetzen Papier heraushing. Wissbegierig zog Link den Zettel hinaus und überflog ihn grob, es schien wie eine notdürftig dahingekritzelte Karte, welche den Weg vom Lager der Echsenmenschen zu der kleinen Stadt beschrieb. Sie musste reichen, um ihn zu den anderen Echsenmenschen zu führen und diesem sinnlosen, überstürzten Widerstand ein Ende zu bereiten. Link rannte den Weg zurück zu seinem Pferd, sprang auf und ritt ohne zu zögern los. Langsam ging die Sonne am Himmel wieder auf und das morgendliche Rot wich immer weiter zurück und noch während sich Link von den ersten, warmen Strahlen über die noch brennenden Wunden streichen ließ, stellte er mit Schrecken fest, was seine Hand vor wenigen Minuten wie eine Marionette führte.
"...Das ist also die Macht des Zorns..."