Link And The Psychiatrist
Wer hätte gedacht, dass selbst der Held der Zeit eine Therapie beanspruchen muss? Menevoreth schildert Links Gefühle und Probleme vor dem Psychiatrist.

Autor: Menevoreth


Wie konnte es nur so weit kommen?
Ich sitze in einem Wartezimmer. Und warte. Worauf?
Dass ich dran komme natürlich. Bei wem?
Beim Seelenklempner. Und das alles nur wegen diesem blöden Ganon!

»So Herr Link, bitte hier entlang.«
Ich werde in einen Raum geführt, der so weiß ist, wie der Wassertempel blau. Eine freundlich – beinahe schon zu freundlich – aussehende Frau weist mir den Platz ihr gegenüber zu.
»Dann fangen wir mal an. Weswegen sind sie gekommen?«
Ich schaue auf meine Hände, die sich gleich, nachdem ich mich gesetzt habe, zu verkrampfen begonnen haben. Würde sie mich verstehen? »Entschuldigen Sie. Ich sehe erst jetzt, dass sie stumm sind.«
»Bin ich nicht!«, platzt es aus mir heraus. »Mich lässt nur nie jemand zu Wort kommen!« Sehe ich da vielleicht so etwas wie Verständnis in ihren Augen aufblitzen?
»Vielleicht sollten Sie da anfangen, wo Sie denken, dass ihr Problem begonnen hat.«

»Mein Gedächtnis ist, was das angeht, sehr lückenhaft. Ich weiß, dass ich irgendwann einmal einen Vater hatte. Doch der wurde ermordet. Meine Mutter kam im Krieg um, als sie versuchte, mir mein Leben zu retten. Was im Grunde genommen recht sinnlos war, denn im Alter von ungefähr sechs Jahren bekam ich ein Schwert und einen Schild und sollte ausziehen, die drei heiligen Steine zu sammeln. Das muss mir dann wohl auch irgendwie gelungen sein, denn plötzlich fand ich mich im Körper eines Erwachsenen wieder.«

Sie nickt und ich habe das Gefühl, dass sie mir kein Wort glaubt. Stattdessen tippt sie etwas auf ihrer Tastatur. »Und was geschah dann?«, will sie wissen.
»Ich besuchte alle Tempel, die es so zu besuchen gab, traf dabei alte Bekannte und erfuhr, dass ich der Herr der Zeit sein solle. Das brachte mir allerdings nicht sehr viel, denn kaum hatte ich diejenige gerettet, die mir diesen ganzen Mist eingebrockt hatte, hat sie mich mit ihrer Okarina in die Vergangenheit zurückgeschickt.«
»Mit einer Okarina also?«, hakt sie nach.
»Ja, mit einer Okarina. Und dann wurde mir, kurz nachdem ich dachte, ich hätte endlich meine Ruhe, auch noch mein Pferd gestohlen.« »Das muss sehr traumatisch für Sie gewesen sein.«
»Ja, das war es. Schlimmer war jedoch, dass ich nicht mehr in mein eigenes Land zurückkam, da ich in einen Deku verwandelt den Mond davon abhalten musste, abzustürzen.« »Deku?«
»Sie wissen, schon. Diese kleinen Holzköpfe mit ihren bunten Röckchen.«

Holzköpfe mit Röckchen? Wahrscheinlich wird sie glauben, ich habe gekifft … Egal. Ich weiß, dass es sie gibt!
»Und wie haben sie den Mond davon abgehalten?«, fragt sie und ich habe den Eindruck, dass ich keinen besonders glaubwürdigen Eindruck erwecke. »Ich … Ich habe mir Hilfe geholt.«
»Und von wem?«
»Von Göttern«, antworte ich, bevor ich mir auf die Zunge beißen kann.
»Sie meinen also, Vishnu und Shiva – oder wie auch immer sie heißen mögen – hätten ihnen geholfen?«
»Nicht die. Sie hatten keine Namen. Oder zumindest haben sie sie mir nicht verraten. Sie waren in Masken gebannt und ich musste sie von ihrem Fluch befreien.« »Aha. Und gibt es noch andere Gründe?«
»Ich sehe überall Schwerter, Enterhaken, Pfeile. Sie verfolgen mich nicht nur in meinen Träumen, sondern ich sehe sie, wo immer ich stehe und gehe.«
»Dann legen sie sich doch bitte mal hin.«

Sie weist auf eine Liege, die mich mit ihrem sterilen weiß ganz verrückt macht. Kaum liege ich darauf, will ich auch schon wieder von ihr runter, doch sie hält mir bereits ein Tintenbild vor die Nase.

»Was sehen Sie?«
»Eine Truhe, in der sich ein Schwert befindet.«, antworte ich und wünsche mir im selben Augenblick, ich hätte den Mund gehalten, denn auf dem Bild kann ich eigentlich nur ein Quadrat mit einem Querstrich darin erkennen. Sie zeigt mir das nächste Bild. »Und hier?«
»Eine Skultulla. Wenn man sie tötet, bekommt man ein goldenes Symbol und …«
Ich breche mitten in meinem beginnenden Vortrag über diese erstaunlichen Wesen ab. Schon wieder blitzt das Bild einer meiner Waffen vor meinem geistigen Auge auf. Und eigentlich ist auf dem Bild nicht weiter als ein großer runder Punkt zu sehen. Und schon wird mir ein drittes Bild vor mein Gesicht gehalten.
»Ein Dekustab, auf dem ein Schwert liegt. Und am vorderen Ende des Stabs hat sich ein Enterhaken festgeklammert.«
»Andere Menschen würden das eine vier nennen«, kommentiert sie trocken.
Ich kaue verzweifelt auf meiner Zungenspitze herum. Was sie wohl von mir denkt?
»Gut, ich zeige ihnen ein letztes Bild.«

Ich sehe kaum, was sich darauf befindet, doch die Kopfform, der Körperbau …

Ich springe von der Liege, schreie den Namen, der mich nachts kaum schlafen lässt und fliehe auf den nächsten Schrank, was, dank meiner Wendigkeit, trotz der Höhe dessen keine große Schwierigkeit darstellt. Ich merke, wie ich am ganzen Körper zittere und mir wünsche, ich könnte mich mit einem Schild schützen. »Ganon?«, fragt sie. »Seltsamer Name für ein Schwein.«
»Nehmen Sie dieses Bild weg!«, keuche ich und zeige dabei mit zitternder Hand auf das Tintenbild.
Ich schlinge meine Arme um meine Beine und beginne, mich selbst zu trösten, indem ich langsam vor und zurückwippe.
»Nehmen Sie bitte noch einmal draußen Platz«
Ich krieche vom Schrank, dann immer an der Wand entlang, da ich mich ungeschützt fühle, und dann gehe ich, immer noch an die Wand gepresst, bis zu Wartezimmer. Ein seltsamer Geruch schlägt mir entgegen. Ein Geruch, der mir bekannt vorkommt. Ich öffne die Tür, sehe, wer dort sitzt … Mir wird schwarz vor Augen und ich spüre kaum noch, wie ich auf den Boden aufschlage. Das letzte, was ich wahrnehme, ist die Stimme der Sprechstundenhilfe.

»Herr Ganon? Kommen sie bitte.«

The End